Seminararbeit (Natascha Buchinger)
Seminararbeit von Natascha Buchinger
Sommersemester 2008
Matrikelnummer: 0503764
Studienkennzahl: 033645
Inhaltsverzeichnis
- 2.1. Definition
- 2.2. Didaktik von E-Learning
- 2.3. Computerunterstützte Lernmethoden
- 2.4. Hybride kooperative Lernszenarien
- 2.5. Blended Learning
- 2.6. Standards für den Umgang mit E-Learning-Elementen
1. Einleitung
Immer mehr Personen nutzen das Internet intensiv. Ob jung oder alt, die Bevölkerung fasst diese Technologie auf und bezieht sie in ihren Alltag ein. Denn überall spielt das Internet eine Rolle, ob im Beruf, zu Hause, Schulkinder die im Unterricht damit arbeiten, oder Studenten/innen die begleitend Unterstützung bekommen, während sie eine Lehrveranstaltung besuchen. Der Umgang wird zur Routine und Studenten/innen gehen anders mit dem Internet um, als ihre Vorgänger. Sie haben meist Erfahrung mit der Handhabung zum Runterladen von Dateien oder Programmen. Fakt ist, die Informationstechnologie im tertiären Bildungssektor gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Diese neuen Technologien haben Einfluss auf unser Leben und werden immer öfter im Prozess des Lernens eingesetzt. Die jeweilige Lehrveranstaltung (Seminar, Vorlesung,...) wird darauf abgestimmt und der/die Lehrveranstaltungsleiter/in kann über eine Lernplattform Unterlagen zur Verfügung stellen, oder zum Beispiel auch Aufgaben ansagen und diese über die Plattform kontrollieren. Es findet ein Austausch statt, sowohl zwischen Student/in und Veranstaltungsleiter/in, als auch zwischen den Studenten/innen selbst. Denn oft wird auch ein Diskussionsforum angeboten, welches helfen soll wenn Fragen oder Unklarheiten auftauchen. Dieses Wechselspiel zwischen Präsenz- und Onlinephasen innerhalb einer Veranstaltung wirkt sich auch besonders vorteilhaft auf das emotional-motivationale Erleben der Teilnehmer/innen aus. Denn die Lernenden motivieren sich selbst um ihre Ziele erreichen zu können.
Lehrveranstaltungen, die "Neue Medien" miteinbeziehen verändern sich nicht nur in Didaktik, Aufbau und Organisation, sondern auch in den Bereichen Kommunikation, Lernprozesse und Struktur. Die Forschunsfrage soll beantworten, inwiefern die Lehrveranstaltungsform sich verändert durch den Einsatz von E-Learning Elementen.
Zu Beginn wird der Begriff des E-Learning versucht geklärt und beschreiben zu werden. Im nächsten Punkt wird die Didaktik von E-Learning erläutert und die computerunterstützten Lernmethoden werden aufgezählt. Weiters werden die verschiedenen Lernangebote, wie kooperatives Lernen und Blended Learning, näher erklärt. Im 3.Kapitel wird der Einsatz von E-Learning an Hochschulen untersucht und die Aspekte, die dafür notwendig sind, bearbeitet (Arbeitsmittel, Einsatz und Nutzen von Notebooks, Lernmaterialien,...). Das 4.Kapitel widmet sich der Evaluation von E-Learning, hier werden die Methoden, Ziele und Aufgaben aufgezeigt.
In dieser Seminararbeit wurden einige Studien zu diesem Thema gefunden und analysiert. Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde sowohl Literatur als auch Artikel über den Einsatz von E-Learning-Elemente in der Vorlesung entdeckt und bearbeitet. Folgende Studien und Förderprogramme sind zur Bearbeitung der Seminararbeit untersucht worden:
- Neue Medien in der Bildung
- Virtuelle Hochschule
- Blended Learning im berufsbegleitenden Studium
2. E-Learning
2.1. Definition
„e-Learning: Verwendung neuer Multimediatechnologien und des Internet zur Verbesserung der Lernqualität durch den Zugriff auf Ressourcen und Dienstleistungen sowie für die Zusammenarbeit und den Austausch über weite Entfernungen hinweg.“1 (Glossar der eLearning-Initiative der Europäischen Kommission)
„Unter E-Learning verstehen wir Lernangebote, bei denen digitale Medien (a) für die Präsentation und Distribution von Lerninhalten und / oder (b) zur Unterstützung zwischenmenschlicher Kommunikation zum Einsatz kommen.“2 (Mission Statement des Lehrstuhls für Mediendidaktik und Wissensmanagement der Uni Duisburg-Essen, Prof. Dr. Michael Kerres)
„Eine allgemeine Definition fasst unter E-Learning (electronic learning) die Unterstützung von Lernprozessen durch elektronische bzw. digitale Informations- und Kommunikationstechnologien.“3 (www.historicum.net)
„Eine einheitliche und allgemeingültige Definition von eLearning (auch e-learning, E-Learning u.a.) gibt es bislang nicht. Zu umfangreich und zu unterschiedlich sind die Methoden, Ziele und Instrumente, aber auch die Einschränkungen, die mit dem Begriff eLearning verbunden werden. Das "e" steht eigentlich für electronic, wodurch ein zentrales Vorstellungselement von eLearning-Formen angedeutet wird: "elektronisches" Lernen (und Lehren) - also vielleicht das Lehren und Lernen unter Verwendung elektronischer Medien und Instrumente? Grundsätzlich umfaßte eLearning damit die Über- und Vermittlung von Lerninhalten mithilfe jeder Art elektronischer "Medien": World Wide Web, Computersoftware, Mail, Chat und Foren, virtuelle Lernplattformen (z.B. WebCT) - im weiteren Sinne wären das dann aber auch schon Funk und Fernsehen, Schulungsvideos oder Nachhilfe per Telefon. Von diesem Punkt aus lassen sich eine Vielzahl ähnlicher Überlegungen formulieren, die innerhalb kürzester die Unzulänglichkeit einer rein technisch basierten Definition des eLearning deutlich machen.“4
Der Begriff E-Learning wird als electronic learning verstanden und kann ins Deutsche als elektronisch unterstütztes Lernen übersetzt werden. Dieser Begriff ist allerdings sehr vielfältig und kann daher nicht exakt bestimmt werden. Es werden sowohl ältere, wie Telelernen, als auch jüngere Begriffe, wie Web Based Training (WBT), in die Definition des E-Learnings miteinbezogen. Weiters besticht E-Learning durch die Interdisziplinarität, denn es lässt sich keiner Disziplin allein zuordnen.
1 http://www.uni-frankfurt.de/fb/fb08/FABacht/eLearning/index.html
2 vgl. ebd.
3 vgl. ebd.
4 vgl. ebd.
2.2. Didaktik von E-Learning
E-Learning benötigt ein didaktisches Modell. Es müssen dabei Lernangebote und Lernprozesse zur Verfügung stehen, sodass es zu einem individuellen und zielgerichteten Lernen kommt. Es gibt drei didaktische Leitlinien für E-Learning.
• Aufgabenorientiertes Lernen ermöglichen: Aufgaben, Probleme und Fragen die bei den Lernern/innen aufkommen sollen frühzeitig miteinbezogen werden. Der Prozess des Lernens lässt hier das Ziel sichtbar werden, dabei steigt die Motivation bei den Lernenden und ein Übungseffekt kommt zustande.
• Exemplarisches Lernen ermöglichen: Hier beziehen sich die Lernprozesse nicht auf Vollständigkeit, sondern das Einzelne steht im Mittelpunkt und dieses kann wiederum als Ganzes gesehen werden.
• Aktives Lernen ermöglichen: Wenn es E-Learning-Systemen gelingt bei den Lernenden vielfältige Aktivitäten anzuregen, dann werden sowohl Aufgabentypen, die problem- und handlungsorientiert sind, als auch Partneraufgaben mit darauf folgender Diskussion im Forum notwendig sein.
Drei didaktische Standards des E-Learnings
• Vielfältige Aufgabenformen ermöglichen: Es gibt Unterschiede in der Offenheit und in der kooperativen Möglichkeit der Aufgaben. Geschlossene Aufgaben sind z.B. Multiple-Choice-Aufgaben, Zuordnungsaufgaben und Lückentexte. Die Antworten die der Lernende geben kann sind hier begrenzt. Während bei einer offenen Aufgabe, z.B. Freitextaufgabe, der Antwortspielraum sehr weit ist. Beim kooperativen Lernen besteht die Möglichkeit, dass man in Gruppenarbeiten oder auch in diversen Mischformen die Aufgaben erledigt. Bei Freitextaufgaben kann z.B. ein Tutor/in anschließend ein Feedback geben.
• Zusätzliche Informationen ermöglichen: Der Lernende kann jederzeit auf notwendige Informationen zugreifen. Wichtige Informationen werden sichtbar und sowohl eine zusätzliche „Wissensbasis“, als auch „Information Centre“ werden angeboten.
• Lernräume für individuelles und soziales Lernen ermöglichen: E-Learning schafft die Möglichkeit Lernprozesse zu individualisieren, denn es kann orts- und zeitunabhängig gelernt werden. Dies wird durch soziales Lernen unterstützt. Gemeinsam mit anderen Lernenden werden Erfahrungen ausgetauscht, Lösungswege werden gesucht und Motivation aufgebaut.
Bei Gruppenarbeiten kann auch noch auf weitere Online-Funktionalitäten zurückgegriffen werden, wie z.B. E-Mail, Chat und Foren. Über diese Wege werden Probleme diskutiert, Lösungen erarbeitet, weitere Lernende können sich ebenfalls die Daten herunter laden und damit auch aktualisiert werden. Auch kann ein/e Tutor/in Hilfestellungen geben und vorhandene Aufgaben kommentieren und bei Problemen beraten. Lernplattformen stehen für dieses kooperative Lernumfeld zur Verfügung und auch durch E-Mail und Internet ist ein vielfältiges soziales Lernen vorhanden. Für die Umsetzung dieser virtuellen Lernumgebung gibt es sogenannte computerunterstützte Lernmethoden.
2.3. Computerunterstützte Lernmethoden
Die Programme die zur Verfügung gestellt werden müssen Aufschluss darüber geben, welche Lernziele sie verfolgen. So kann die Qualität sichtbar gemacht werden. Lernziele beschreiben das Verhalten von Lernenden bezogen auf Inhalte oder Lektionen am Ende des Lernprozesses. Der Lehrinhalt besteht aus:
• Fakten
• Regeln
• Problemlösungen
• Komplexen Situationen
Bei der Lehrintention (gibt das Niveau des Lehrgegenstandes an) werden folgende Punkte unterschieden:
• Erinnern
• Rezipieren
• Nachahmen
• Anwenden
• Auswählen
• Entscheiden
• Verstehen
• Entdecken
• Handeln
• Entwickeln
Das Lernziel ist allerdings verantwortlich für die Entscheidung des zu nutzenden Mediums und es kann eine Qualitätsbeurteilung nur unter dessen Berücksichtigung erfolgen. Es bestehen verschiedene Methoden des computergestützten Lernens, dabei werden „Programmtypen“ unterschieden:
• Präsentationsprogramme: Durch Visualisierungsformen, wie Video, Bild und Ton, werden Inhalte überliefert und Fakten werden dargestellt und angeeignet.
• Übungsprogramme: Lehrinhalte werden in Form von Fragen übermittelt und der/die Lernende erfährt nach dessen Beantwortung, durch eine Rückmeldung, das Ergebnis. Bei einer falsch beantworteten Frage wird diese zu einem späteren Zeitpunkt noch mal gestellt. Diese Übungssysteme dienen dazu, dass bereits vermitteltes Wissen gefestigt wird.
• Tutorielle Systeme: Der Computer übernimmt die Rolle des Tutors, hier findet ein Austausch zwischen Lernende/r und Computer statt. Schrittweise kommt es dazu, dass Lehrinhalte präsentiert, Fragen gestellt, Antworten analysiert, Computerreaktion als Feedback gegeben und zusätzliche Lehrinhalte präsentiert werden. Die Lehrinhalte bestehen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, wenn Bedarf besteht kann der/die Lernende auf Hilfe zurückgreifen, auch entscheidet er/sie welcher Lehrstoff als nächster bearbeitet wird. Die Wissensvermittlung wird somit individuell auf den/ die Lernende/n abgewogen. Der Computer ist imstande die Fähigkeiten, Motivation und Lernstil einzuschätzen. (vgl. ALBRECHT 2003, S.38 f.)
• Hypertext: Hier werden Informationen in Form eines „Netzes“ dargestellt. Inhalte zeichnen sich so dar, indem sie durch Verweise zu einem Wissensnetzwerk verbunden werden. Selbständig durchläuft der/die Nutzer/in das Netzwerk und beschließt dann schlussendlich welche Information er/sie bearbeiten möchte. Als Hypertextknoten werden Texte bezeichnet, die miteinander verbunden sind.
• Simulationen: Dabei werden komplexe Sachverhalte in einem Modell abgebildet. Der/die Nutzer/in kann Parameter verändern und beeinflusst somit das Modellgeschehen. Dies ist allerdings für den/die Lernende/n nachvollziehbar und lässt ihn/sie erkennen, welche Auswirkungen bestehen. Der Erfolg dieser Programmform ist abhängig von der Realitätsnähe der Simulation.
Unterrichtssituationen
Das Motiv an der Teilnahme einer Lehrveranstaltung mit E-Learning-Elementen ist durch inhaltliche und fachliche Interessen begründet, indem zusätzliche Lehrangebote genutzt werden können. Es wird dabei auch die Motivation und Neugier bei den Studierenden geweckt, da neue Technologien eingesetzt werden und so eine Innovationsrolle den Studierenden suggeriert wird.
- Face-to-face-Kommunikation: das Gesagte wird durch Gestik und Mimik unterstrichen, die Lenkung der Aufmerksamkeit wird dadurch unterstützt und verbale Äußerungen (Kopfnicken oder –schütteln) können substituiert werden.
- Blickkontakt: der/die Hörer/in signalisiert so dem/der Sprecher/in, dass er/sie zuhört und der/die Sprecher/in lenkt somit die Aufmerksamkeit der/des Hörers/in.
- Zeitliche Synchronität: ist bei verbal-mündliche Kommunikation wichtig für das Verstehen und das Deuten der Inhalte. (vgl. ALBRECHT 2003, S.38 f.)
In den Unterrichtssituationen zwischen den Studierenden kommt es zu einem kooperativen Lernen. Denn es wird sich untereinander ausgetauscht, somit findet eine Interaktion und Kommunikation statt.
2.4. Hybride kooperative Lernszenarien
Im Zusammenhang mit Konzepten des multimedialen Lernen wird über Kooperatives Lernen diskutiert. Die Kooperation stellt die Interaktion und Kommunikation in den Mittelpunkt des Lernens. In kooperative Lernszenarien schließen sich mehrere Lernende in einem Netzwerk zusammen, in dem zusammen die Vorgehensweise, die Tätigkeiten, die Verantwortlichkeiten besprochen und koordiniert werden. Kooperativ wird gearbeitet, wenn mindestens zwei Lernende bewusst, planvoll und aufeinander abgestimmt auf ein gemeinsames Ziel hin lernen.
Kompetenzen des Kooperativen Lernens
- Soziale Kompetenzen: Konfliktfähigkeit, kommunikative Fähigkeiten, Kooperationsfähigkeit, Kontaktfähigkeit, Frustrationstoleranz, Einfühlungsvermögen,...
- Personale Kompetenzen: Selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Handeln, besonders in Konfliktsituationen, lässt die personalen Kompetenzen sichtbar werden. Sich selbst zu motivieren, selbsteinsichtig zu handeln, als auch sich selbst als Objekt der Reflexion zu betrachten, gehört zur personalen Kompetenz eines Individuums.
- Methodische Kompetenzen: Innerhalb eines Sachverhaltes sollte eine Person denk- und handlungsfähig bleiben können. Dies bedeutet, dass sie mit Arbeitsmitteln fachspezifisch und reflektiert umgehen, Arbeitsprozesse strukturieren, Arbeitszusammenhänge erkennen und einordnen kann. Auch in kooperativen Lernszenarien, wird neben dem Erwerb zahlreicher Kompetenzen und fachspezifischer Kenntnisse, eine gesteigerte Motivation und ein höheres Selbstwertgefühl festgestellt. In einer Gruppe wird sowohl Engagement gefordert als auch gefördert. Der Einzelne wird zur Mitarbeit verpflichtet und das wirkt sich motivierend auf das individuelle Lernverhalten aus.
Wichtige didaktische Aspekte
- Die Aufgabenstellung sollte präzise formuliert werden und die Möglichkeit für Rückmeldungen vorhanden sein.
- Bei der Aufgabenstellung ist eine zeitliche Taktung der geforderten Aufgaben und Tätigkeiten unabdingbar. Es sollten feste Termine mit der Gruppe ausgemacht werden.
- Regelmäßiges Feedback als Rückmeldung ob sie die einzelnen Gruppen auf einem geeigneten Weg zur Lernzielerreichung befinden.
- Gruppeninterne Kommunikationsregeln und Rollenverteilung bzw. Klärung von Verantwortlichkeiten für spezielle Arbeitsbereiche.
Schwierigkeiten beim computergestützten Lernen
Während in der Präsenzveranstaltung soziale Signale nonverbaler Kommunikation, wie z.B. Körpersprache, Sitzabstand, und Kleidung wahrgenommen werden, kann das in E-Learning-Kontexten nicht stattfinden. In der präsenten Gruppe wird durch soziale Mechanismen anders gelernt als alleine. Es wird versucht durch den Einsatz von didaktischen Prinzipien (wie z.B. „Blended Learning“) die kommunikativen Nachteile auszugleichen. (vgl. ALBRECHT 2003, S.109 f.)
2.5. Blended Learning
Blended Learning beschreibt den integrativen Prozess von E-Learning- und Präsenzphasen.
- „Blended Learning lässt sich als Oberbegriff einer Kategorie innerhalb des E-Learnings verstehen, unter den sämtliche Mischformen fallen, soweit sie verschiedene Modi des Lernens kombinieren. Ein Mix aus verschiedenen (bei beispielsweise Vermittlungs-) Methoden ist nicht automatisch ein Blended-Learning-Ansatz.“5
Traditionelle und Neue Medien nehmen eine gleichwertige didaktische Stellung ein. Abwechselnd kommt es zu Selbstlernphasen, Gruppenarbeiten, frontalen Lehreinheiten und Peer-to-Peer-Lernsituationen. Es bestehen folglich verschiedene Möglichkeiten dieses Wechselspiel aus Präsenz- und Onlinephase zu gestalten. So kann z.B. als Vorbereitung zu einer Präsenzveranstaltung schon ein Selbststudium angeboten werden. Lernende können so angebotene Unterlagen herunter laden und bearbeiten. Ebenso kann ein Kontakt zu den Lehrenden hergestellt werden. Die Zeit, bevor die Präsenzphase beginnt, kann demnach sinnvoll genutzt werden und es findet eine Einstimmung auf die Thematik statt. In der Nachbereitungsphase können die erarbeiteten Ergebnisse in unterschiedlicher Form (Texte, Graphiken, Bilder, Modellen,...) ausgetauscht werden und stehen hiermit im Internet zur Verfügung.
Zu beachten ist, dass dem/der Lernenden auch im Blended Learning während des Lernprozesses nur drei Begründungsstrategien offen stehen:
- Unendlicher Regress: der/die Lernende braucht für jede Begründung eine eigene Begründung, die wiederum begründet wird. Dies nimmt kein Ende und ist daher auch nicht durchführbar.
- Logischer Zirkel: es werden Aussagen verwendet, die zuvor als begründungbedürftig erschienen.
- Dogma: der/die Lernende entscheidet sich für eine nicht begründete Annahme, die nicht hinterfragt wird.
Der unendliche Regress ist im Lernprozess nicht durchzuführen und der logische Zirkel wird als Begründung nicht anerkannt. Somit kann der/die Lernende nur den unendlichen Regress abbrechen, mit dem Hinweis, dass jede weitere Begründung in den unendlichen Regress zurückführt.
Der Lernprozess ist ein Kommunikationsprozess
Beim Blended Learning ist ein erfolgreicher Lernprozess basierend auf einen Kommunikationsprozess. Sowohl Lehrende, als auch Lernende diskutieren über eine Problematik miteinander und stehen im Kontakt zueinander. Diese Diskussionen beinhalten Formulierungen von Annahmen, den Austausch von Argumenten, sowie die geführten Gespräche des gegenseitigen Überzeugens. Gerade in der Präsenzphase einer Lehrveranstaltung können diese wichtigen Prozesse geführt und bearbeitet werden. Denn hier werden durch die Fähigkeit der Beteiligten, eigene und fremde Auffassungen präzisiert. Inhaltlich-fachliches Lernen kann somit nicht vom sozial- kommunikativen Lernen getrennt werden. Der Gruppenfortschritt steht im Mittelpunkt und nicht der des Einzelnen. Dieser Gruppenfortschritt wird ausschließlich über die Kommunikationsphasen erreicht. Ein guter Lernprozess basiert auf einen sozialen, durch Kommunikation geprägten, Prozess. Durch Kommunikation kann man seine eigene Vorstellungen, oder Auffassungen einem anderen gegenüber verwertbar machen und auch für sich selbst präziser ausformulieren. Es kann auch in der Gruppe darüber diskutiert werden und somit der Gedanke einer Auffassung konkretisiert werden. Die zwischenmenschliche Kommunikation ermöglicht einen Austausch von Wissensbeständen und diese können weiter aufgebaut und entwickelt werden.
Struktur der E-Learning-Kommunikation
Grundsätzlich ist die Struktur der E-Leaning-Kommunikation anders aufgebaut, als die der Face-to-Face-Komminikation. Das sozial-kommunikative Setting wirkt sich auf den/die Lerner/in unterschiedlich aus. Die Kommunikation ist bei vielen E-Learning-Formen so zu beobachten, dass es zu einem verbreiteten Schriftzwang kommt und somit auch die Kommunikation eine sachbezogene ist. In so genannten Foren (Chats) wird das Gespräch nicht ganz echtzeit-synchron geführt und es können sich dadurch Themen überlappen und Einzelbeiträge nicht immer gewürdigt werden. Was wiederum dazu führen kann, dass der/die Lerner/in in seiner/ihrer Motivation gehemmt wird. Gerade in Newsgroups oder Messageboards ist die zeitliche und inhaltliche Verzögerung/Lücke noch mehr verbreitet. Es kann hier zu Informationsüberflutung kommen. Durch eine geringe soziale Präsenz verändert sich auch das sozial-interaktive Lernverhalten zwischen Stoffaufnahme und Stoffverarbeitung und zwar in eine technokratische Richtung. Es kann dazu führen, dass durch die Kommunikation mittels Neuer Medien die soziale Isolation zunimmt.
5HORNBOSTEL, Marten H. (2007): E-Learning und Didaktik. Didaktische Innovationen in Online-Seminaren. Boizenburg, Werner Hülsbusch Verlag. S. 17
2.6. Standards für den Umgang mit E-Learning-Elementen
Der Computer ist das Werkzeug und (Meta-) Medium beim Einsatz von E-Learning. Er wird für die Kommunikation und Kollaboration eingesetzt und dafür stehen unterschiedliche Funktionen, bzw. Dienste zur Verfügung, wie z.B. E-Mail, Chat, Foren, Weblogs, SMS, Audio- oder Vidioconferencing, Wikis,...
Um als Benutzer/in mit den Standards im E-Learning umgehen zu können, ist es erforderlich, dass Formate bereitgestellt werden, die Inhalte und didaktische Szenarien beschreiben. Eine einheitliche Sprache zur Beschreibung macht möglich, dass Lerninhalte zwischen unterschiedlichen Lernmanagementsystemen transferiert werden. Ebenso können Nutzerprofile in verschiedenen Umgebungen bereitgestellt werden. Diese Standards wirken sich nicht negativ auf die Kreativität, oder Flexibilität aus. Allerdings neigen viele Nutzer/innen dazu vor dem Einsatz von Standards zurückzuschrecken, da es zu einer fehlenden Kenntnis an technischen Wissen kommt, oder eine allgemeine Abneigung von Standards vorliegt. Denn nur wenige Internet-Nutzer/innen stellen sich die Frage, wie denn die formalen Beschreibungen des http-Protokolls zu verstehen sind. Diese Technologie bleibt dann für den/die Nutzer/in unsichtbar und somit wird es auch nicht hinterfragt. Und genauso kann man das auf die Zukunft des E-Learnings darstellen: der/die Lernende kann auf verschiedene Lernobjekte, -szenarien und –materialien zurückgreifen und damit arbeiten, allerdings ist die technische Anpassung die Aufgabe des Systems.
3. E-Learning an Hochschulen
3.1. Der Einsatz von E-Learning an der Hochschule
Gerade in den Geisteswissenschaften, als auch in den Sozialwissenschaften besteht bei überwiegender Mehrheit der Lehrenden zu wenig Erfahrung beim Einsatz von computergestützten Neue Medien in den Lehrveranstaltungen. Auch die technische Ausstattung (mobile Notebooks, LCD-Projektoren, Server,...) wird nicht ausreichend angeboten, als es z.B. an technischen Fakultäten der Fall ist. Viele Lehrveranstaltungen werden demnach disziplintypisch überwiegend textorientiert und textgestützt geführt. Das Veranschaulichungsmaterial beschränkt sich oft auf Texte, oder Geschriebenes auf der Tafel. Fallweise wird auf Overhead-Folien zurück gegriffen, oder auch Dias und Filme/Videos. In den Lehrveranstaltungen dominiert demnach das gesprochene und geschriebene Wort und anzutreffen sind die drei methodischen Grundtypen: Vorlesung, Referate/Seminar und Übung.
- „Statt uns also mit den bekannten Schwächen der traditionellen Vorlesung abzufinden und E-Learning als Online-Alternative zur Präsenzvorlesung einzusetzen, wollen wir mit Hilfe von E-Learning-Elementen versuche, gewisse in reiner Präsenzlehre unzureichend ausschöpfbare Potenziale der Vorlesung zu aktualisieren, die Veranstaltungsform Vorlesung also nicht abzuschaffen bzw. zu ersetzen, sondern zu einem „hybriden Lehrarrangement“ bzw. zur „Dual Mode Veranstaltung“ qualitativ (und nicht nur der technischen Form nach) weiterzuentwickeln.“6
Eine Entwicklung in Richtung Mediennutzung und Medienkompetenz ist allerdings zu erkennen. So wird auf der Seite der Hochschule, als auch bei den Studierenden immer mehr beobachtet, dass die Nutzung der Neuen Informations- und Kommunikationstechnologien in Anspruch genommen werden. Notwendig ist dafür, dass Studierende die Möglichkeit haben sich privat mit PC und Internetanschluss auszustatten. Die geeigneten Arbeitsmittel beim Einsatz von E-Learning sind unabdingbar und werden bei Punkt 3.1.1. näher beschrieben. Es reicht allerdings nicht aus nur die Arbeitsmittel zu besitzen, ebenso müssen die Studierenden über den Umgang mit E-Learning aufgeklärt sein. Die Kompetenz der Studierenden sollte durch Einführungs- und Grundlagenkurse unterstützt werden. Es sollte die Möglichkeit bestehen, dass alle Studierende vom ersten Semester an die Computeranwendungen nahe gebracht werden, um effektiv und erfolgreich im Studium damit arbeiten zu können und auch im weiterem Sinne, wie z.B. als Angabe der Fähigkeitsprofile für den Beruf.
6 SESINK, Werner, GERASKOV, Daniel, GÖLLER, Sven, RÜSSE, Wilfried, und TREBING, Thomas (2005): Transformation einer Vorlesung durch E-Learning-Elemente. S. 3
3.1.1. Arbeitsmittel für E-Learning
Bei „E-Studierenden“ wird als Arbeitsmittel ein Computer benutzt. Dieser wird für die Selbstorganisation, zum Schreiben und Lesen, Archivieren, Nachschlagen und auch als Lehrmaschine mit vorgefertigten Lehrmodulen verwendet. Sie haben auch die Möglichkeit online E-Mail, Internetrecherche, sowie über die Lernplattform Chat und Gruppenkommunikation zu betreiben. Die „E-Studierenden“ Lernen (wahlweise) auch außerhalb des Hörsaals und ihre Lernumgebung passt sich demnach den örtlichen, privaten und beruflichen Gegebenheiten an. Sie haben mehr Freiräume hinsichtlich der Wahlmöglichkeit der Medien, des Lerntempos und ihrer sozialen Einbindung beim Lernen.
3.1.2. Einsatz und Nutzen von Notebooks
In Lehrveranstaltungen mit E-Learning-Elementen kann das Notebook als selbstverständliches Werkzeug im Lehrbetrieb angesehen werden. Die Präsenzlehre wird durch hybride Lernarrangements unterstützt. Die Lernumgebung ist durch die mobilen Rechner somit zeit- und ortsunabhängig und gilt als Universalwerkzeug für das Lernen mit multimedialen Lehrangeboten. Natürlich muss durch den Einsatz von Notebooks eine Konzeption entwickelt werden, die eine sinnvolle Nutzung ermöglicht. Dies erfolgt über Recherche, Auswahl, Erprobung und Einsatzmöglichkeiten des Notebooks. Ebenso hilfreich wären, sowohl für Lehrende als auch für Lernende, Beratungen und Schulungen anzubieten. Für die technische Infrastruktur sollte die Universität eine zentrale Lernplattform besitzen, sowie ein dazugehöriges Sicherheitskonzept und ein Helpdesk für die technische Betreuung. Notebooks für die Studierenden werden oftmals über die Universität günstiger angeboten und es bestehen auch Zufinanzierungskonzepte.
Zu den Funktionen von mobilen Rechnern zählen die Präsentation und die Darstellung von Lerninhalten, die Informationsrecherche, die Datenerfassung, sowie Übungen für die selbständige Bearbeitung von Aufgaben oder die Unterstützung beim kooperativen Lernen bei Projekten. Durch den Einsatz der Notebooks in Vorlesungen soll der Lernprozess optimiert werden. Sie dienen als Universalwerkzeug und es wird versucht eine hybride Lernumgebung zu schaffen (Vermischung unterschiedlicher Medien und die Verbindung des realen und virtuellen Raumes).
Weitere Punkte die für den Einsatz von Notebooks sprechen:
- Orts- und zeitunabhängiger Zugang zum Internet. Es kommt dadurch zu einer Verbesserung der Kommunikation, Interaktion und Kooperation zwischen Studierende und Lehrende.
- Verbesserte Interaktion in der Lehre und eine erhöhte Ausrichtung der Lehrinhalte auf die Profile der Studierenden.
- Mehr Flexibilität beim Zugriff auf Lehrmaterial unterschiedlichster Medien und deren vereinfachte Einbringung während der Lehrveranstaltung.
3.1.3. Vorbereitungsphase
Lehrveranstaltungen, die mit Unterstützung von E-Learning-Elementen arbeiten, beginnen nicht erst mit dem ersten Termin der Präsenzveranstaltung, sondern schon zeitlich früher über den digitalen Lernraum der Lernplattform. Ziel ist es, die Aktivierung der Studierenden, die Förderung zur Selbsttätigkeit, der Informationsaustausch über die Veranstaltung selbst, die Ermöglichung unterschiedlicher Zugänge zum Lerninhalt und ein erster Austausch und Kontakt zwischen den Beteiligten. Um Informationen über die Nutzer/innen zu bekommen, bietet sich ein Forum an, in dem die Motivationen, Ideen und Erwartungen zur Lehrveranstaltung ausgetauscht werden können. Für die Vorbereitung zur Veranstaltung werden teilweise Auszüge eines Skriptes oder einzelne wichtige Texte, Grafiken, Tabellen, Statistiken zum Download angeboten. Die Studierenden können somit diese später in der Vorlesung als Ausdrucke mitnehmen oder digital auf dem Notebook aufrufen. Es entsteht hier eine individuelle Vorbereitungsphase und die Studierenden können sich eine mobile, immer verfügbare Arbeitsumgebung einrichten.
3.1.4. Präsenzphase
In der Präsenzveranstaltung wird auf die aktuellen Lehrinhalte Bezug genommen. Die Lernenden aktivieren und reflektieren Wissen, das als Ausgangspunkt für spätere Lehrinhalte dient. Es wird versucht, dass die außerinstitutionelle Lernphase in die Präsenzveranstaltung eingebunden wird. Somit wird der virtuelle (digitale) und reale (analoge) Raum miteinander verknüpft. Über das „Voting-Tool“ kann während der Präsenzphase eine kurze Lernzielkontrolle durchgeführt werden. In herkömmlichen Vorlesungen ist es oft schwierig die gesamte Hörerschaft mit einzubeziehen. Jedoch durch den Einsatz von Notebooks können Studierende ihre persönlichen Antworten selbsttätig und anonymisiert abgeben. Sie erfahren so etwas über ihren Wissensstand im Vergleich zu ihren Kollegen/innen. Es findet ein sozialer Vergleich statt, der sich wiederum motivierend auswirken kann und aufgezeigte Wissenslücken werden ausgeglichen. Ebenso kann der Einsatz des „Voting-Tools“ dazu beitragen, dass bereits nach einem ersten Teil der Wissensvermittlung eine Zwischenabfrage erfolgt.
3.1.5. Nachbereitungsphase
Nach einer Vorlesung können den Studierenden auf der Lernplattform unterschiedliche digitalisierte Lerninhalte angeboten werden (PDF-Dokumente, Audio-Video-Dateien, Skriptenausschnitte, Grafiken, Tabellen,...). Es werden auch Lernzielkontrollen zum aktuellen Stoff, eine Sammlung von Voting-Fragen angeboten. Dies soll dem/der Lernenden als Unterstützung dienen und es kann so selbständig der Lernprozess und Lernfortschritt kontrolliert werden. Das Forum wird oftmals genutzt wenn Fragen auftauchen, diese können zeitnah an den/die Dozent/in gerichtet werden. Auch kann es zu einer öffentlichen Diskussion zwischen den Studierenden kommen. Dadurch kann der soziale Lernprozess unterstützt werden, weil sie so von den Perspektiven und Ideen der anderen profitieren können. In der Nachbereitungsphase, die teilweise im virtuellen Raum stattfindet, führt zu einer Erweiterung der Zugangsmöglichkeiten zum Stoff. Einerseits auf der Ebene der Selbstorganisation, andererseits hinsichtlich der individuellen Medien- oder Methodenpräferenz.
3.1.6. Vorteile bei der Nutzung des Notebooks in der Vorlesung
- Individuelle Informationsrecherche (offline/online)
- Downloadmöglichkeiten aktueller Lehrmaterialien
- Mobiler und persönlicher Arbeitsplatz
- Zeitgleiches Mitlesen der Skripte
- Erweiterung der Lehrmaterialien durch Notizen, Aufzeichnungen und individuelle Vorlesungsmitschriften
- Bedürfnisorientierte Nutzung von Kommunikationsinstrumenten
- Strukturierung und Aktualität der Lernmaterialien auf der Lernplattform
- Zentralisierung der Lehrveranstaltungen und Unterrichtsmaterialien
- Didaktischer Mehrwert der Tests und Fragebögen auf der Lernplattform
- Selbst organisiertes Lernen
3.1.7. Rolleneinteilung
Durch eine so genannten Rolleneinteilung kommt es zu einer differenzierten Rechtevergabe, eine effektive Nutzerverwaltung wird dadurch erreicht. Dabei wird jedem/r Benutzer/in der Studenten-, Tutor- oder Administratorgruppe zugeteilt und verfügt dadurch über verschiedene Zugriffsrechte. Der Tutor kann z.B. Lehrveranstaltungen anlegen und mit unterschiedliche Medien und Services ausstatten. Der Administrator ist darüber hinaus noch zuständig für die Benutzer- und Kursverwaltung, sowie für die Einteilung der Zugriffsrechte. Der Status der Studierenden ermöglicht das freie Navigieren in der angebotenen Lehrveranstaltung, ebenfalls der Up- und Download von Dateien steht zur Verfügung.
3.1.8. Erstellung eines Kurses
Die Kurs-Erstellung besteht aus mehreren Elementen mit verschiedener Funktionalität. Kommunikations- und Kooperationsinstrumente können über einen so genannten Service-Manager erstellt werden. Dies beinhaltet z.B. Forum, Chat, Dokumentenarchive, Nachrichten, Veranstaltungshinweise,... Ebenso werden hier die Medien (Inhalte) hochgeladen und webtaugliche Inhalte (Texte, Bilder, Präsentationen, Animationen,...) können hier genauso angeboten werden. Mit dem System werden auch Tests bzw. Aufgaben (Lückentext, Multiple Choice,...) erstellt, die dann über eine Punktewertung versehen werden. Fragebögen (offene und geschlossene Fragen) ermöglichen Evaluationen, durch das anonymisierte Ergebnis wird den Erstellern ein Diagramm mit absoluten und Prozentwerten angeboten. Der modulare Aufbau ermöglicht eine Wiederverwendung sämtlicher Medien und Services und dies kann beliebig vielen Kurse zugeordnet werden.
3.2. E-Learning Plattformen
Online-gestützte Lernplattformen ermöglichen neue didaktische Vorgehensweisen und eine Erleichterung in der Handhabung der organisatorischen Abläufe beim Lehren und Lernen. Die Hauptfunktion solcher Plattformen besteht darin, die Umsetzung von neuartigen multimedialen Lehrszenarien zu ermöglichen und dadurch die Lehre effizienter gestalten zu können. Auf den Lernplattformen werden Kursunterlagen zur Verfügung gestellt, Abläufe der Lehrveranstaltung beschrieben und Kommunikationsmöglichkeiten angeboten. Ebenso kann man als Studierende/r seine Aufgaben und Ausarbeitungen auf dieser Plattform öffentlich machen. Die Universität muss, wenn sie so eine Lernplattform anbieten möchte, einen dedizierten Server mit entsprechender Software für ein Portal und eine Lernplattform einrichten. Gerade durch den Einsatz der Lernplattformen an der Universität kann auch für größere Lerngruppen eine Organisation der Lernprozesse erfolgreich sein. Denn ein kontrollierter orts- und zeitunabhängiger Zugriff auf die Lehr- und Lernmaterialien findet über das Internet statt.
Lernplattformen (Bezeichnung im Englischen: Learning Management Systems [LMS]) werden von den Lehrenden folgendermaßen verwendet:
- als Softwarewerkzeuge für die Komposition, Distribution und Administration oder
- als installierte Software, die Lehrinhalte über das Internet vermittelt und die Organisation der Lernprozesse unterstützt.
Eine Lernplattform besteht aus unterschiedlichen Funktionsbereiche und Untergliederungen, wie z.B. Administration, Kommunikation und Inhalte. Weitere Funktionen sind z.B.:
- Benutzerverwaltung
- Kursverwaltung (Inhalte)
- Rollen- und Rechtevergabe für Administratoren, Tutoren, Lerngruppen, Studierende
- Kommunikationsmöglichkeiten (Foren, E-Mail, Chat,...)
- Lernwerkzeuge (Kalender, Notizbuch,...)
- Darstellung in einem netzwerkfähigen Browser (Objekte, Inhalte, Medien,...)
4. Evalutation
Im Bereich der Hochschule bestehen viele Programme für den Einsatz von Neuen Medien. Es werden virtuelle Elemente in die Hochschullehre integriert und demnach entsprechende Lehrkonzeptionen oder –module entwickelt, welche für den Hochschulgebrauch notwendig sind. Der Erfolg und die Qualität dieser Programme, oder auch Produkte werden bewertet und überprüft. Doch auch im E-Learning Bereich bestehen viele Barrieren und es müssen ebenso Lösungsansätze gefunden werden. Daher ist es notwendig, dass schon im vornherein geklärt wird welche Interessenschwerpunkte und Ziele angestrebt werden, denn darauf wird der Vorgang der Evaluation aufgebaut. Es werden dem entsprechend die Methoden und Formen ausgesucht.
- „Evaluation kann durch Annotationen, die durch Lehrende der eigenen Institution, Lernende oder externe Experten an Lehrmaterialien jedes Granularitätsgrads angebracht werden, erfolgen. Die Akzeptanz des Mediums, bei denjenigen die Feed-back geben können/sollen, ist dafür entscheidend.“7
Evaluation kann somit weiterhelfen bei der Unterstützung von Lernwirkungen und Effektivierung von Maßnahmen.
- „Bei der Konzeption von Evaluierungsinstrumenten muss entschieden werden, ob diese eher als Instrumente der Entwicklung oder der Kontrolle gesehen werden. Tatsächlich wird Evaluierung mehr und mehr als ein Instrument der kontinuierlichen Verbesserung angesehen und stellt damit gleichzeitig ein wichtiges Werkzeug der Qualitätssicherung dar.“8
Evaluation kann mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen vollzogen werden. Es kommt auf die Zielsetzung an, je nachdem stellen sich manche Ansätze als geeignet dar und manche als ungeeignet. Ein paar Beispiele für methodische Vorgehensweisen:
- Online Evaluation
- Formative Qualitätsevaluation
- Summative Qualitätsevaluation
- Expertenbeurteilung mittels Kriterienraster
- Evaluation als wissenschaftliche Begleitforschung
Bei der Evaluation von Lernangeboten bestand oft das Hauptaugenmerk auf die Evaluation der Qualität des Lernangebotes und die unmittelbaren Lernwirkungen. Eher ausgelassen wurden dabei die Punkte, Rahmenbedingungen des curricularen, sozialen und (hoch)schulpolitischen Kontexts, ebenso die praxisbezogenen Qualitätskriterien wie z.B. Nachhaltigkeit. Die Fragen nach der Implementierbarkeit werden dabei auch ausgeblendet.
7 SIMON, Bernd (2001): E-Learning an Hochschulen. Gestaltungsräume und Erfolgsfaktoren von Wissensmedien. Köln, Josef Eul Verlag GmbH. S. 69
8 vgl. ebd. S. 67-68
4.1. Evaluationsmethoden
- Dokumentenanalyse: die Methode zählt zu den non-reaktiven Formen der Datenerhebung, es werden nämlich keine Reaktionen auf Fragen- bzw. Aufgabenstellungen untersucht. Diese Erhebung eignet sich wenn die notwendigen Informationen effektiver aus geeigneten Dokumenten perzipiert werden können.
- Befragung: dieses Verfahren gehört zu den reaktiven Erhebungsmethoden, denn sie untersuchen direkte Reaktionen auf Fragestellungen. Angestrebt wird die Gewinnung von Einschätzungen einer Befragungsgruppe zu besonderen Themenbereichen der Qualitätssicherung. Die Befragungen können mündlich oder schriftlich vollzogen werden.
- Beobachtung: die Daten einer Beobachtung werden durch sinnlich wahrnehmbarer Verhaltensaspekte und Ereignisse gewonnen. Es wird dabei zwischen der Fremdbeobachtung und der Selbstbeobachtung unterschieden, welch sich noch in weitere Unterhebungen differenzieren lassen. Eine besondere Verfahrensweise stellt das Verhaltensrecording dar. Durch Computerunterstützung werden die ausgeführten Aktionen des Probanden aufgezeichnet.
- Tests: werden als standardisiertes Verfahren bezeichnet. Sie dienen zur Messung von Ausprägungen empirisch abgrenzbarer Verhaltens- und Leistungsmerkmale. Erfasst wird dabei die Wirkung von Bildungsangeboten. Standardisierte Tests bestehen aus normorientierte und kriteriumsorientierte Tests.
- Empirische Untersuchungen: diese Untersuchungen oder auch Experimenten, wollen Erkenntnisse hinsichtlich ihrer Wirkung von Bildungsangeboten und der Qualitätskontrolle am Ende einer Entwicklungsphase gewinnen. Sie finden meist im Rahmen von wissenschaftlichen Begleitforschungen statt. Es bestehen auch hier verschiedene Formen von Experimenten z.B. quasi-experimentelle und experimentelle Untersuchungen.
Die Entscheidung für eine der vielen Evaluationsmethoden ist abhängig von der Eignung zur Umsetzung der Evaluationsziele, die Umsetzbarkeit, den Kosten und der anwendungsspezifischen Besonderheit. Es kann aber durch eine Kombination der verschiedenen Erhebungsmethoden (Methodenmix) zu geeigneten Ergebnissen kommen, da die vorhanden Schwächen einer Methode durch die Stärken einer anderen Methode ausgeglichen werden können.
4.2. Ziele einer Evaluation
Evaluationen sollen Erkenntnisse liefern, die nützlich sind für die Auftraggeber/innen und Zielgruppen des Programms (Evaluationsgegenstand). Weiters wird über das Programm die gewonnene Information beurteilt und zwar über die Bewertungskriterien die bereits vorgegeben sind. Eine Form von Kontrolle lässt sich beim Evaluationsgedanken jedoch nicht abstreiten. Sicherlich steht im Vordergrund das Eigeninteresse, allerdings werden auch die Beteiligten eines Programms kontrolliert ob sie die Aufgaben erfüllt und die eingegangene Verpflichtungen bezwungen haben. Weiters wird die Qualifikation und Kompetenz der Nutzer/innen berücksichtigt. Evaluationen ermöglichen aber auch die Chance für Transparenz und Dialog. So können gewonnene Erkenntnisse für andere Nutzer/innen offen gelegt werden. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit kann entstehen und es findet ein Dialog zwischen den Beteiligten statt. Ebenso werden dadurch mögliche Defizite oder Unklarheiten beseitigt. Bei der Legitimation erfolgt die Dokumentation des Erfolgs der Evaluation von gewonnener Datenbasis.
4.3. Aufgaben der Evaluation
Die Beobachtung von Ablaufprozessen ist eine wichtige Aufgabe von Evaluation. Dabei erfasst werden soll die Identifikation von Problemen bei der Implementation eines Programms und ob geplante Zeitabläufe eingehalten wurden. Ebenso welche Interessenkonflikte auftauchen und ob qualifiziertes Personal ausreichend vorhanden ist. Wichtig ist auch die Beobachtung der Kommunikation und Koordination zwischen der ausführenden Stelle und den Zielgruppen des Programms. Und ob die technische und finanzielle Ausstattung für die Nutzer/innen ausreichend vorhanden ist. Ebenso betrachtet Evaluation die Seite der Programm- und Maßnahmeziele. Hier wird geklärt, ob mit dem Programm relevante Entwicklungs- oder Innovationsleistungen erreicht werden können. Die Evaluation und dessen Aufgaben ist daher abzugrenzen von der Messung des Lernerfolgs oder der Analyse der Besonderheiten eines computerunterstützten Lernprozesses.
Nun ist es so, wenn gegenwärtig ein Lernangebot geplant, entwickelt und umgesetzt wird, dann müssen ebenso Angaben über Qualität, Wirkung und Nutzen des Angebotes erstellt werden. Denn die Evaluation und Sicherung steht im Mittelpunkt des Interesses für Bildungsverantwortliche, Hersteller, Anwender und Endnutzer. Gerade bei den Bildungsverantwortlichen wird erwartet, dass die qualitativ hoch stehende Software imstande ist, die Akzeptanz bei Nutzern/innen zu erhöhen, zur Sicherung des Lernerfolgs beizutragen und der Einsatz in der Bildungspraxis stattfindet. Die Hersteller erkennen die Qualität der von ihnen erschaffenen Produkte darin, dass innovative und technisch herausragende Lösungen zur multimedialen Darstellung von Informationen und Lerninhalten von den Nutzer/innen selbständig zugänglich und erarbeitet werden können. Ebenso wird von den Lehrern/innen, Weiterbildnern/innen und Dozenten/innen erwartet, dass die Lernsoftware über ihre Qualität geprüft wurde und einen lerneffektiven Einsatz in verschiedenen Lernsituationen ermöglicht.
Zu beachten ist aber, dass durch den Gebrauch von neuen Informations- und Kommunikationstechnologien nicht im Maße einen höheren Erfolg beim Lernen darstellt. Denn es tauchen durch den Einsatz Neuer Medien wiederum neue Probleme auf, wie z.B. das Sich-Verlieren im Informationsraum (Lost in Hyperspace), die kognitive Überlastung von Lernenden durch die Vielfalt und Komplexität der zur Verfügung stehenden Informationen, Lernmöglichkeiten und technische Mittel, sowie die fehlende Kompetenz, sind nur ein paar Aufzählungen des Problems, dem sich Anwender/innen, Forscher/innen und Didaktiker/innen stellen müssen. Daher spielt die Qualitätsevaluation im Bereich der E-Learning Angebote eine große Rolle.
5. Schlusswort
Durch den Einsatz von E-Learning-Elementen in Vorlesungen wird der Lernprozess von Studenten/innen computergestützt begleitet. Dieser Lernprozess verändert das Lernverhalten der Studenten/innen. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, ob sich der Einsatz von E-Learning nun positiv oder negativ auf die Veranstaltungsform von Vorlesungen auswirkt. Die Lerveranstaltung verändert sich insofern, dass es Präsenz- und Onlinephasen gibt und über dieses neue Wissensmedium auch kommuniziert werden kann. Dieses Wissensmedium stellt Lehrmaterialien und Lernwerkzeuge bereit und es geht über Lehr- bzw. Lerninformationssysteme hinaus. Denn wie schon oben erwähnt, wird Kommunikation über Wissensvermittlung und auch über Lerninformationssysteme ermöglicht.
Die Neuen Medien bekommen immer mehr Beachtung in der Aus- und Weiterbildung und auch in der Hochschullehre. Denn durch die verstärkte Etablierung von Neuen Medien und verbesserten Informations- und Kommunikationstechnologien des E-Learning wird dies in der universitären Lehre aufgenommen und immer mehr Projekte laufen an den Universitäten an.
Große Bedenken, durch den Einsatz von E-Learning, bestehen bei der Technologiehörigkeit. Denn nicht die Technik soll den Lernprozess gestalten, sondern die Hilfsmittel sollen zu einer Optimierung führen. Auch spielt der institutionelle Reifeprozess eine Rolle, denn oft werden Studierende und Mitarbeiter/innen der Hochschule mitgerissen und solange davon überzeugt, bis sie den Vorteilen gegen die Schmerzen und Kosten des Veränderungsprozesses nachgeben. Oft kommt es zu einer Einführung von Technologien noch bevor die Begründung und Nützlichkeit erkennbar ist.
In der Bildung zeigen die neuen Technologien eine Wirkung auf den Prozess von Lernen und Lehren. Es ist somit eine Integration des Einsatzes von IT in der Forschung und im Lernprozess zu erwarten. Im Bereich Forschung taucht der Begriff des „E-Science“ auf, es entstehen globale, verteilte und neuartige Wissenschaftskollaborationen. Integrierten IT Systemen sind auch verantwortlich für eine Veränderung innerhalb der Hochschule im Sektor Verwaltung der Ressourcen, Studierendenverwaltung, Lernmaterialbereitstellung und –Abruf. Auch davon betroffen ist die traditionelle Arbeitsteilung in der Hochschule durch den Medieneinsatz. Denn durch den Einsatz Neuer Medien und IT Techniken ist es notwendig, dass die Mitarbeiter/innen der jeweiligen Hochschule adäquate Kompetenzen besitzen um mit diese umgehen zu können. E-Learning kann demnach nicht nur vom Standpunkt der Lehrstoffvermittlung und Lehrstoffverbreitung gesehen werden, sondern bezieht einen sehr differenzierten Problembereich mit ein, der auch als „Kulturveränderung“ bezeichnet werden kann.
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