Richard Heinrich (MuD 09): Unterschied zwischen den Versionen

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Elisabeth Nemeth hat, wie auch Kusch es tat, eingangs einige frühere Interessensfelder und sich selbst vorgestellt. Sie führt den Philosophen und Soziologen Pierre Bourdieu als wichtige Figur und „Erwecker“  ihrer philosophischen Regsamkeit an und lässt sein Schaffen, speziell die Darlegungen in seinem Werk „homo academicus“,  in ihren Vortrag einfließen. Sie bezieht sich auch auf Immanuel Kant der bereits 1798 die hybride Rolle der Institution Universität in „Streit der Fakultäten“ dargestellt hat.
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Anlässlich der momentanen Proteste an den Universitäten hat sich Nemeth dazu entschlossen, die von ihr gehaltene Veranstaltung, mit zugrundegelegten Gedankenmodellen von Bourdieu und Kant, unter dem Zeichen der derzeitig prekären Situation abzuhalten. Die Dozentin präsentiert ein Modell der Institution Universität, das sich nach Bourdieu  und Kant als sozialer Raum innerhalb einer Gesellschaft etabliert und in einem auf sich rückbezogenem Spannungsverhältnis zur Öffentlichkeit steht. Der Spannungszustand kommt aus zwei Leistungen, die die Universitäten für das Gemeinwesen erbringen sollen, zustande. Auf der einen Seite sind die Universitäten dazu beauftragt Reproduktion von anerkanntem Wissen zu betreiben und unter die Menschen zu bringen, um somit  die bereits bestehenden Normen zu stützen. Andererseits hat die Institution Universität auch die Aufgabe der produktiven Funktion nachzukommen, was bedeutet, dass gegen gelebte Erkenntnisse und Regeln aufbegehrt werden und produktive Kritik geübt werden soll. Zur besseren Nachvollziehbarkeit subtiler Verbindungen und der Vermehrung eigener Denkansätze zu komplexen Kopplungen zwischen Institution und breiter Öffentlichkeit ist es hilfreich die Modelle von Bourdieu und Kant als Basis heranzuziehen. Denen zufolge gibt es zwei rivalisierende Pole innerhalb der Universität, nämlich das Institut für wissenschaftliche Forschung als den einen Pol und als Gegensatz dazu das Institut höherer Bildung. Trotz des bestehenden Antagonismus der zwei Pole bestreben beide eine höchstmögliche Legitimierung ihrer Werte in der allgemeinen Umsetzbarkeit/Lebbarkeit deren Indikator die Zufriedenheit jedes Individuums ist. In der Bestrebung ein feinmaschiges, funktionierendes soziales Netz zu knüpfen, treffen und versöhnen sich die kontrahierenden Pole, um in Wechselwirkung ein akzeptables Miteinander aller Einzelpersonen zu gestalten. Das sieht nach Kant so aus, dass der dominantere Teil (Reproduktion anerkannten Wissens) die oppositionelle, kritische Arbeit benutzt, um bestätigt und wenn  gerechtfertigt auch sublimiert zu werden. Natürlich wird das bestehende Wissen sich nicht wehrlos von seinem Thron stoßen lassen und alles daran setzen erhalten zu bleiben, was den forschenden Bereich umso mehr couragieren wird progressiv fortzuschreiten. So wie bestehendes Wissen zwecks Selbstbestätigung und Verbesserung in Abhängigkeit zur kritischen Vernunft steht, so verhält sich auch die Forschung abhängig zur Dominanz höherer Bildung. Der forschende Antrieb der Universität benötigt die Normen als Gegenstand  an dem er sich abarbeiten kann.
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Bourdieu und Kant klassifizieren auch einzelne Fakultäten und ordnen sie dem Institut der wissenschaftlichen Forschung, dem Institut der höheren Bildung und dem oszillierenden Feld, welches zwischen den beiden Polen entsteht, zu . In der Kategorisierung der Fakultäten lassen sich Differenzen von Bourdieus` und Kants` Auffassung entdecken.  Bourdieu teilt dem wissenschaftlichen Institut die Naturwissenschaften zu, womit Kant noch konform geht. Dem Spannungsfeld zwischen Forschung und höherer Bildung werden die Geistes-Kultur und- Sozialwissenschaften zugesprochen. In der Zuordnung zum Institut höherer Bildung scheiden sich die Geister Bourdieus` und Kants`. Bourdieu zufolge wird Jus und Medizin diesem Institut zugesprochen, wohingegen bei Kant auch noch die Theologie in dieses Feld hineinkommt. Wenn man Kant folgt, so sind Jus, Medizin und Theologie als obere Fakultäten zu achten. Der überbleibende Rest an Fakultäten wird unter einen Hut „gepackt“ und als untere oder philosophische Fakultäten definiert. Die oberen  Fakultäten sollen die Rolle der Reproduktion bestehender staatlicher und gesellschaftlicher Werte übernehmen. Sie sind sozusagen ein Bestätigungsinstrument ökonomischer, sozialer und politischer Traditionen und dienen zur Weitergabe derselben. Die philosophischen Fakultäten hingegen haben die Aufgabe (wie schon vorhin angeführt) die oberen, diejenigen Fakultäten mit tatsächlich praktischem/r Nutzen/Verwertbarkeit, zu kontrollieren und eventuell Verbesserungsprozesse einzuleiten. Sie sind die treibende Kraft zur Weiterentwicklung. Ich habe mich soeben des heiklen Begriffs der praktischen Verwertbarkeit bedient, welcher nicht zu eng gefasst und auf die kontextuell gebrauchte Anwendung reduziert werden darf. Praktische Verwertbarkeit ist in erster Linie den Fakultäten der höheren Bildung zuzuschreiben, weil diese Berufssparten forcieren, welche direkt auf die Gemüter der Individuen, aus welchen die Gesellschaft beschaffen ist, einwirkt. Die Direktheit dieser Fächer setzt jedoch keineswegs voraus, dass indirekte Einflüsse auf Menschen nicht ebenso akzentuell und folgenreich sein können.
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Um dem Ende des Protkolls entgegen zu schreiten, will ich mich auf Kant beziehen wenn er sagt, dass es eine Illusion sei zu glauben es funktioniere einen Raum innerhalb einer Gesellschaft zu schaffen, an dem unabhängiges, weltfremdes und autonomes Denken praktiziert werden könne ohne, noch bevor dieses Denken fruchten könnte, von pragmatischer Getriebenheit eingeholt zu werden. Sogar das freie Denken ist auf Maßstäbe, zur besseren Orientierung angewiesen. Solche Maßstäbe können erreicht, wie auch überstiegen werden. Angenommen sie werden überstiegen, so ist logisch gefolgert das freie Denken die einzige Kraft, die Zugang zu den neu etablierten Maßstäben hat, was wiederum bedeutet, dass der gesamte Schaffungsprozess einer Gemeinschaft in eine Atmosphäre des freien Denkens verlagert werden müsste. Nüchtern betrachtet ist solch eine Utopie nicht umsetzbar, weil sie vermutlich ein in Frieden gebettetes Weltreich zufolge hätte, welches in Wirklichkeit nicht andeutungsweise vorzufinden ist.
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Version vom 9. November 2009, 01:03 Uhr

Willkommen auf der Übungs-Seite von Richard Heinrich - Studienassistent Sebastian Baldinger!


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Inhalte

  • Themen der Ring-Vorlesung "Methoden und Disziplinen der Philosophie"

Art der Leistungskontrolle

  • Regelmäßige Anwesenheit in der Übung! (Sie sollten immer da sein, aber max. 3-maliges, mündl./oder schriftl. begründetes Fernbleiben kann noch akzeptiert werden!)
  • Protokolle der Vorlesungsinhalte erstellen und ins Wiki stellen! (Max. 3-maliges Ausbleiben ist entschuldbar!)

Diskussionsrunde

  • Am besten sind die Inhalte der Ring-Vo direkt nach der Veranstaltung zu diskutieren
  • Wer ebenso denkt ist herzlich eingeladen
  • Datum: jeweils nach der Vorlesung
  • Uhrzeit: 21 s.t.
  • Wo: Schwarzes Cafe, Bechardgasse 23, 1030 Wien
  • Anfahrt: Bim Nr. 1, Ausstieg "Radetzkyplatz" oder "Hetzgasse", 4 min zu Fuß
  • Falls es im Lokal unüberschaubar sein sollte: Nach Philosophen-Tisch fragen.
  • Rü unter: manfred.poeckl(at)gmx.at
  • PS: in Zukunft könnte ich mir ein gemeinsames "Kochen und Essen und Trinken und Philosophieren" gut vorstellen..... Küche ist vorhanden.... müsste nicht donnerstags sein....

DISKUSSION

01. Einheit Di 06.10.

02. Einheit Di 13.10.

DISKUSSION - MuD09 - Gruppe1 - 13.10.

03. Einheit Di 20.10.

PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 20.10.

04. Einheit Di 27.10.

PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 27.10.

  • Referat: Maria Varga
  • Fragen: Hannah Weinhardt, Angela Strohberger, Hubert Rieger, Helmut Eder, Marian Weingartshofer

05. Einheit Di 03.11.

PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 03.11.

Hannes Hentschke Di 10.11.

Elisabeth Nemeth hat, wie auch Kusch es tat, eingangs einige frühere Interessensfelder und sich selbst vorgestellt. Sie führt den Philosophen und Soziologen Pierre Bourdieu als wichtige Figur und „Erwecker“ ihrer philosophischen Regsamkeit an und lässt sein Schaffen, speziell die Darlegungen in seinem Werk „homo academicus“, in ihren Vortrag einfließen. Sie bezieht sich auch auf Immanuel Kant der bereits 1798 die hybride Rolle der Institution Universität in „Streit der Fakultäten“ dargestellt hat. Anlässlich der momentanen Proteste an den Universitäten hat sich Nemeth dazu entschlossen, die von ihr gehaltene Veranstaltung, mit zugrundegelegten Gedankenmodellen von Bourdieu und Kant, unter dem Zeichen der derzeitig prekären Situation abzuhalten. Die Dozentin präsentiert ein Modell der Institution Universität, das sich nach Bourdieu und Kant als sozialer Raum innerhalb einer Gesellschaft etabliert und in einem auf sich rückbezogenem Spannungsverhältnis zur Öffentlichkeit steht. Der Spannungszustand kommt aus zwei Leistungen, die die Universitäten für das Gemeinwesen erbringen sollen, zustande. Auf der einen Seite sind die Universitäten dazu beauftragt Reproduktion von anerkanntem Wissen zu betreiben und unter die Menschen zu bringen, um somit die bereits bestehenden Normen zu stützen. Andererseits hat die Institution Universität auch die Aufgabe der produktiven Funktion nachzukommen, was bedeutet, dass gegen gelebte Erkenntnisse und Regeln aufbegehrt werden und produktive Kritik geübt werden soll. Zur besseren Nachvollziehbarkeit subtiler Verbindungen und der Vermehrung eigener Denkansätze zu komplexen Kopplungen zwischen Institution und breiter Öffentlichkeit ist es hilfreich die Modelle von Bourdieu und Kant als Basis heranzuziehen. Denen zufolge gibt es zwei rivalisierende Pole innerhalb der Universität, nämlich das Institut für wissenschaftliche Forschung als den einen Pol und als Gegensatz dazu das Institut höherer Bildung. Trotz des bestehenden Antagonismus der zwei Pole bestreben beide eine höchstmögliche Legitimierung ihrer Werte in der allgemeinen Umsetzbarkeit/Lebbarkeit deren Indikator die Zufriedenheit jedes Individuums ist. In der Bestrebung ein feinmaschiges, funktionierendes soziales Netz zu knüpfen, treffen und versöhnen sich die kontrahierenden Pole, um in Wechselwirkung ein akzeptables Miteinander aller Einzelpersonen zu gestalten. Das sieht nach Kant so aus, dass der dominantere Teil (Reproduktion anerkannten Wissens) die oppositionelle, kritische Arbeit benutzt, um bestätigt und wenn gerechtfertigt auch sublimiert zu werden. Natürlich wird das bestehende Wissen sich nicht wehrlos von seinem Thron stoßen lassen und alles daran setzen erhalten zu bleiben, was den forschenden Bereich umso mehr couragieren wird progressiv fortzuschreiten. So wie bestehendes Wissen zwecks Selbstbestätigung und Verbesserung in Abhängigkeit zur kritischen Vernunft steht, so verhält sich auch die Forschung abhängig zur Dominanz höherer Bildung. Der forschende Antrieb der Universität benötigt die Normen als Gegenstand an dem er sich abarbeiten kann. Bourdieu und Kant klassifizieren auch einzelne Fakultäten und ordnen sie dem Institut der wissenschaftlichen Forschung, dem Institut der höheren Bildung und dem oszillierenden Feld, welches zwischen den beiden Polen entsteht, zu . In der Kategorisierung der Fakultäten lassen sich Differenzen von Bourdieus` und Kants` Auffassung entdecken. Bourdieu teilt dem wissenschaftlichen Institut die Naturwissenschaften zu, womit Kant noch konform geht. Dem Spannungsfeld zwischen Forschung und höherer Bildung werden die Geistes-Kultur und- Sozialwissenschaften zugesprochen. In der Zuordnung zum Institut höherer Bildung scheiden sich die Geister Bourdieus` und Kants`. Bourdieu zufolge wird Jus und Medizin diesem Institut zugesprochen, wohingegen bei Kant auch noch die Theologie in dieses Feld hineinkommt. Wenn man Kant folgt, so sind Jus, Medizin und Theologie als obere Fakultäten zu achten. Der überbleibende Rest an Fakultäten wird unter einen Hut „gepackt“ und als untere oder philosophische Fakultäten definiert. Die oberen Fakultäten sollen die Rolle der Reproduktion bestehender staatlicher und gesellschaftlicher Werte übernehmen. Sie sind sozusagen ein Bestätigungsinstrument ökonomischer, sozialer und politischer Traditionen und dienen zur Weitergabe derselben. Die philosophischen Fakultäten hingegen haben die Aufgabe (wie schon vorhin angeführt) die oberen, diejenigen Fakultäten mit tatsächlich praktischem/r Nutzen/Verwertbarkeit, zu kontrollieren und eventuell Verbesserungsprozesse einzuleiten. Sie sind die treibende Kraft zur Weiterentwicklung. Ich habe mich soeben des heiklen Begriffs der praktischen Verwertbarkeit bedient, welcher nicht zu eng gefasst und auf die kontextuell gebrauchte Anwendung reduziert werden darf. Praktische Verwertbarkeit ist in erster Linie den Fakultäten der höheren Bildung zuzuschreiben, weil diese Berufssparten forcieren, welche direkt auf die Gemüter der Individuen, aus welchen die Gesellschaft beschaffen ist, einwirkt. Die Direktheit dieser Fächer setzt jedoch keineswegs voraus, dass indirekte Einflüsse auf Menschen nicht ebenso akzentuell und folgenreich sein können.

Um dem Ende des Protkolls entgegen zu schreiten, will ich mich auf Kant beziehen wenn er sagt, dass es eine Illusion sei zu glauben es funktioniere einen Raum innerhalb einer Gesellschaft zu schaffen, an dem unabhängiges, weltfremdes und autonomes Denken praktiziert werden könne ohne, noch bevor dieses Denken fruchten könnte, von pragmatischer Getriebenheit eingeholt zu werden. Sogar das freie Denken ist auf Maßstäbe, zur besseren Orientierung angewiesen. Solche Maßstäbe können erreicht, wie auch überstiegen werden. Angenommen sie werden überstiegen, so ist logisch gefolgert das freie Denken die einzige Kraft, die Zugang zu den neu etablierten Maßstäben hat, was wiederum bedeutet, dass der gesamte Schaffungsprozess einer Gemeinschaft in eine Atmosphäre des freien Denkens verlagert werden müsste. Nüchtern betrachtet ist solch eine Utopie nicht umsetzbar, weil sie vermutlich ein in Frieden gebettetes Weltreich zufolge hätte, welches in Wirklichkeit nicht andeutungsweise vorzufinden ist.
                 

PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 10.11.

07. Einheit Di 17.11.

PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 17.11.

08. Einheit Di 24.11.

PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 24.11.

09. Einheit Di 01.12.

PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 01.12.

10. Einheit Di 15.12.

PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 15.12.

11. Einheit Di 12.01.

PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 12.01.

12. Einheit Di 19.01.

PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 19.01.

13. Einheit Di 26.01.

PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 26.01.


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