PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 15.12.

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Gerald Lederer II

Was ist?: Sokrates isoliert diese Floskel, und beginnt auf diese Art und Weise fragen zu stellen. Es entsteht ein neuer Typus von Fragen, der uns in den prägenden Bereich der Philosophie bringt: Was ist Tapferkeit? Was ist der Mensch?Was ist Freiheit? etc. Sokrates feindet sich rasch mit Führungsetagen Athens an und bezahlt sein Fragen letztendlich mit dem Tod.

Platon rehabilitiert den Störenfaktor. In dieser Rehabilitation ist eine bildliches Gleichnis, das die Bildung selbst darstellen sollen, das Höhlengleichnis, zentral. Am Ende dieses Bildungsprozesses - dem Weg aus der dunklen Schattenwelt des Scheins und Scheinwissens hin zum Lichte der Wahrheit - steht ein anderer, weniger barbarischer Typ Mensch. Sie sollen freier sein, und auf Fragen untypischer Art, auf Neues, nicht so verstört wirken.

Andererseits sei der Weg hinauf ins Licht beschwerlich, schmerzlich und ungewiss. Es erfordert ein Aufbäumen gegen die eventuelle Bequemlichkeit des Nicht- Wissens, gegen die Unwissenheit und die eigene Faulheit. Auch Wissen wir nicht, ob es sich überhaupt auszahlen wird, im Licht der Wahrheit zu leben.

Sind wir nun tatsächlich oben angelangt, sei es ein gefährlicher Weg zurück nach Unten, da die Menschen der "Schattenwelt" mit Befremden, Furcht, Misstrauen etc. reagieren werden, sobald sie - wie im Falle Sokrates oder Christus (vgl. Bildnis Jesus/ Höhlengleichnis) - mit neuem Wissen von Außen konfrontiert und aus ihrer Bequemlichkeit gezwungen werden. Außerdem sei jener, der das Licht gewohnt ist, nicht mehr fähig, im Schatten recht zu sehen. So dürfte er wohl die Anzeichen, das Ressentiment der Ungebildeten, nicht richtig einzuschätzen wissen und dafür im Extremfall wie Sokrates, Jesus, mit dem Tode bezahlen.

Für Platon war Sokrates das paradigmatische Beispiel für diese Gefährlichkeit des Abstiegs, trotzdem sah er genau dieses wieder Hinabsteigen als Pflicht des Philosophen an. Dies - unwissende Aufzuklären als Experte in "Was ist" Fragen - ist die eigentliche Aufgabe der Philosophie. Auch der Aufstieg Sokrates war von paradigmatischem Wert, er habe ideales Verhalten für so einen Aufstieg festgelegt: Distanzierung, Auskoppelung, Aufstieg.

Die Christen übernehmen wie gesagt die Platonische Bildhaftigkeit. Auch Jesus kommt hinunter in die Schattenwelt und erfährt Gewalt bis hin zum Tode, als Gottessohn kann er diese jedoch überwinden und triumphiert auf Grundlage einer anderen Sphäre. Auf diese Art gelingt es lange, den Katholizismus als den einzigen Weg ins Licht (in der abendländischen Welt) zu verklären, zu proklamieren und zu verteidigen.

Anhand der "Truman- Show" wird erläutert, inwiefern sich dieser Zugang zum Licht (man sieht, das Paradigma hält an, auch wenn sich das Verständnis desselben ändert) durch Säkularisation ändert. Truman, der in seiner Schattenwelt lebt, kann sich nur durch seinen eigenen Verstand aus ihr befreien. Es gibt also keinen Christus mehr, der uns den Weg ins Licht zeigt, auch keinen Philosophen, der uns dorthinbringt. Es liegt nunmehr in der Person selber, sich seinen Aufstieg zu erstreiten.

Hegel war - klassisch neuzeitlich - der Überzeugung, das jenes Wissen, das unser Gegenstand ist, in der Welt sei. An diesem hat sich der Einzelne hinaufzuheben. Wollen wir hinauf, so müssen wir das, was wir vorfinden ernstnehmen, und anhand dessen nach oben gelangen. In diesem Sinn zerstört er auch den Bildungsbegriff: es sei nichts zu glauben, was von außen einfach aufgenommen wird, von dem wir nur Glauben, es sei richtig, weil irgendjemand es uns als richtig darstellte. Es entsteht so eine Entfremdung, eine Bildung an geistigen Inhalten, die nicht die Eigenen sind. Hier verliert der Mensch nicht nur das kritische Potential, das zu Überprüfung und Hinterfragund so notwendig ist, sondern vorallem entsteht ein gefährliches Halbwissen, das unentwegt zu Missverständnis, Irrtum und Dunkelheit führt.

In der Gegenwart scheint Hegels Bildungskritik beinahe schmerzlich zutreffend. Bildung, bzw. Wissen ist ein istrumentalisiertes Mittel zu Zwecken, deren Zweckhaftigkeit nicht zu begreifen ist. Bildung ist längst kein Selbstzweck mehr, sie muss einen Mehrwert haben, der am Besten meßbar ist (also sich monetär "bezahlt" macht). Der Aufstieg, den Plato meint, ist dem Aufstieg der Moderne- also dem Gesellschaftlichen- weit entfernt.

Was bleibt sind Pseudo- Eliten und Ungleichheit, Unwissenheit und instrumentalisierte Schüler und Studenten, deren Anspruch auf umfassende Bildung auf der Strecke bleibt um rein zweckorientiert das zu vermitteln, was verarbeitet werden kann. So wird Einverständnis in die Zustände der modernen Welt mit dem Halbwissen, das verbreitet wird, gleich mitgebildet, weil für die kritische Reflexion und Hinterfragung gar kein Platz eingeräumt wird. Oder ist es doch vernünftig, nur das zu vermitteln, was tatsächlich einen Nutzen hat, der als Solcher aus nachweislich ein Nutzen ist? Ist es heute überhaupt noch zweckgemäß, über Platon zu sprechen, Philosophie zu betreiben?

...

Gerald Lederer

"Husserl: Nicht so, sondern anders

Auf diesen Ausspruch- Prof. Flatscher legte höchsten Wert auf ihn- gehen einige fundamentale Positionen Husserls zurück. Zuvorderst impliziert das "Nicht so, sondern anders", dass etwas sich mir zeigt: die Welt. Die Welt ist demgemäß nicht zu bezweifeln, dass "das der Wahrnehmung" ist ein Vorhandenes, dass sich mir zeigt. Diskutabel ist jedoch das "Wie der Wahrnehmung". Es ist nicht nicht, sondern es ist nicht so.

Es ergibt sich also ein subjektiver Welterschluß, dem sich ein Bewusstsein gar nicht entziehen kann. Eine äußere Wahrheit ist demgemäß ebensowenig auszumachen. Das Ding als inner- weltlich Seiendes ist immer und nur perspektivisch zugänglich, nie als Ding an sich.

Die Phänomenologie nach Husserl versucht nun, das "Das der Dinge" adäquat zu beschreiben, nicht das Warum der Dinge festzustellen, weil dies als Unmöglichkeit verstanden wird. Und zwar nicht, weil das Ding sich aktiv verschleiert bzw. sich unterschiedlich veräußert und zeigt, sondern weil das Erfassen des Dinges stets schon ein Herausfassen vor einem Hintergrund ist und somit einem speziellen, individual-bewusstem Zugang unterliegt, der sich nicht im Ding, sondern im Vorhandensein der verschiedenen Betrachtungen gründet.

Dieser Umstand, das Herausfassen des Dinges vor einem bestimmten räumlichen und zeitlichen Hintergrund ist der konstituierende Moment dafür, dass wir nicht einfach sehen, sondern immer schon etwas als etwas betrachten müssen. Husserl spricht hier von der Wahrnehmung als einem Zwitterwesen, des stets dem Antagonismus einer widersprüchlichen Prätention unterliegt, da nämlich die Wahrnehmung selbst bei jedem Bewusstsein zwangsmäßig vorhanden ist, nicht aber die Forderung bzw. die Absicht, die bereits im Vorhinein der Betrachtung des Dinges an das Ding herangelegt wird; somit also jedes Ding zwar wahrgenommen, aber niemals von 2 verschiedenen Bewusstseinsträgern als identisch zu erkennen ist.

(Husserl spricht stets vom Bewusstsein, wobei der Träger desselben nicht notwendigerweise ein Mensch sein muss.)

Heidegger: Dasein als Offen-Sein, für:

Auch Heidegger will - ist in dieser Forderung vielleicht sogar radikaler als Husserl - keine ontisch- biologische Fixierung auf den Menschen vollziehen, wenn er vom Dasein als einer Offenheit für die Welt spricht. Das Dasein ist nichts anderes als der Bezug zwischen Dasein und Welt, der sich im Verhältnis von Bewusstsein zu Mit-/bzw. Umwelt immer schon als offen darstellt. Das Dasein ist bereits im Selbstverhältnis ein Bei- und Mitsein zu sich selbst und der Umwelt.

Allerdings geht aufgrund der Praxis das Offen-Sein sehr rasch in einer sog. "Um- Zu Relation" auf: Heidegger spricht von der Zuhandenheit. Das Ding wird mir stets als Gebrauchsding bewusst: so erkenne ich den Tisch nicht bloß als irgendein Ding, das ich mit dem Begriff "Tisch" bezeichne, sondern stets als etwas, das mir zuhanden ist, um zu schreiben/rechnen/lesen...etc. Das Bewusstsein vollzieht hier ein besorgendes Zutun innerhalb eines vorreflexiven Moments: bin ich mit einem Ding konfrontiert, so tue ich vorreflexiv bereits dasjenige zu, das mir als praktisch nützlich erscheint. Es geht also auch hier um ein spezifisches Wie der Wahrnehmung, und nicht um ein bloßes wahrnehmen. Für Heidegger gibt es überhaupt keine bedeutungsnackte Wahrnehmung. So sehe ich immer schon etwas als etwas, und zwar mit einem Schlag, obwohl diese Als- Relation nicht stabil ist, sondern ausbalanciert durch praktische Subjektrelationen (Tisch - Esstisch - Schreibtisch).

So ergibt sich ein purativer, nie abgeschlossener Verstehensprozess, der sich immer weiterentwickelt und so weit geht, dass ich niemals zweimal etwas völlig gleich verstehe.

Derridas Dekonstruktion: Wiederholung als Verstehen

Die Dekonstruktion will nicht, wie das der Name eventuell suggerieren könnte, ein System von außen niederschlagen, sondern das System bzw. Konstrukt von innen her subversieren und unterlaufen, um so die Geschlossenheit desselben aufzubrechen bzw. zu Decodieren, was im System selbst zweifelhaft ist. Da diese Systeme oft auf Dualismen basieren, gehen sie meist mit Hierarchisierungen einher, die zumindest zweifelhaft sind, da das System selbt widersprüchlich ist. Obwohl dies eigentlich auf philosophische Systeme sich zu beziehen scheint, meint Derrida, seine Dekonstruktion sei in erster Linie eine politische Vorgangsweise, die versucht, alle Systeme und deren Hierarchisierung aufzubrechen, da sie eben oft auf widersprüchlichen oder zweifelhaften Philosophemen beruhen. Wirkung hat Derridas Methodik dementsprechend heutzutage hauptsächlich in der Kunst, der Literatur oder der Politik, allerdings nicht so sehr in der Philosophie.

Philosophisch interessant ist Derrida, weil er an Heideggers Verstehensbegriff anknüpft. Das Verstehen gründet für ihn in der Wiederholbarkeit, denn die Wiederholbarkeit impliziert Heideggers Als- Struktur bzw. funktioniert diese als- Struktur nur dann, wenn die jeweilige Wahrnehmung wiederholbar ist. Somit ergibt sich ein Verstehen stets durch die Wiederholbarkeit der jeweiligen Wahrnehmung, die mich zur Erkenntnis "Aha, ein Tisch" bringt, immer nur dann, wenn dies iterabel ist; andererseits - hier liegt ein interessantes Paradoxon - ist gerade die Iterabilität jener Moment, der die Identität wiederum zerstört, da das Verständnis wie bei Heidegger ein Vollzug ist, der niemals abgeschlossen ist. Die Bedingung des Verstehens ist somit zwar die Möglichkeit der Wiederholung der Wahrnehmung, die mein Verständnis fördert. Andererseits ist genau diese Wiederholung jener Umstand, der Identität unmöglich macht, da die Wahrnehmung und vorallem mein Verständnis der jeweiligen Wahrnehmung niemals ein und diesselbe sein können, da die Als- Struktur und mir ihr die Identität stehts instabil und prekär zu verstehen sind. Die Unmittelbarkeit ist schon in sich gespalten, da auch in ihr eine Als- Relation vorhanden ist, die jederzeit änderbar ist. Die Wiederholung ist in jedem Fall konstitutiv für die Identität, die genau dadurch niemals völlig gelingt, sondern ständig und permanent zu sich selbst unterwegs ist.

Konstanze Renatus-Messmer

Protokoll der Ringvorlesung vom 03.12.2009 – Prof. Dr. Flatcher

Thema: Phänomenologie als philosophische Strömung anhand der Thesen von Husserl, Heidegger und Derrida

Prof. Flatchers Ring-VO schilderte und erläuterte den Verlauf der Phänomenologie von ihrer Entstehung und Weiterentwicklung bis zur Dekonstruktions-Lehre.

Beginnend mit Husserl, der die Phänomenologie entwickelte und zu einer „Lehre vom Erscheinen“ ausbaute. Die Neuerung zu vorausgegangenen Philosophien war die These der Erscheinungsweisen von Seiendem, in der nicht mehr „der bloße Schein“, sondern das „sich Zeigen“ Priorität erlangt. Besonderen Wert legt Husserl dabei auf die Intentionalität des Bewusstseins und den Doppelsinn im subjektiven und objektiven Gebrauch am Beispiel von „etwas zeigt sich“ und „sich zeigen“. Die Offenheit des Bewusstseins muss sich nicht erst entwickeln, sondern ist immer schon draußen bei den Dingen. Daraus ergibt sich, dass ein Wahrnehmungsvorgang nie total abgeschlossen sein kann, sondern – bedingt durch den perspektivischen Zugang – immer nur eine Abschattung und folglich eine implizierte Unvollkommenheit der Wahrnehmung, eine Ausschnittswahrnehmung ist. Es gibt keine wahre Welt hinter der phänomenalen Welt. Trotzdem kann ein „Mehr“ immer dazu gedacht werden.

Die unterschiedliche Wahrnehmung + Erinnerung = synthetisches Bewusstsein ist immer schon in der Wahrnehmung vollzogen und nicht eines hinter dem Anderen. Es gibt keine Trennung zwischen sinnlicher und verstandesmäßiger Ebene. Wichtig ist dabei der Raum-Zeit-Horizont, der nie isoliert, sondern immer in einem Kontext steht. Dieser Horizont ist jederzeit erweiterbar, so dass es nie zu einem kompletten „Hintergrund“ kommen kann.

Husserl betont, dass es kein System und kein Gedankenkonstrukt in der Phänomenologie gibt, kein warum sonder immer nur ein DAS. Er grenzt sich damit von seinen Vordenkern, vor allem gegenüber Kants Vorstellungstheorie, scharf ab.

Diese Theorien zogen zukünftige Philosophen (Satre, etc.) zu seinen Vorlesungen. Sein einstiger Schüler/Assistent Heidegger wurde zu seiner eigenen Konkurrenz, indem er die Phänomenologie kritisch weiterentwickelte.

Hervorzuheben sind bei Heidegger vor allem seine frühen Marburger und Freiburger Vorlesungsschriften. Er entwickelt und publiziert eine Theorie vom „Draußen in einer entdeckten Welt“ - „Mensch sein, heißt offen sein für die Welt“ im philosophischen Hauptwerk „Sein und Zeit“. Heideggers Schwerpunkt liegt auf dem Dasein zur Mit- und Umwelt und grenzt sich zu Husserls Theorien im praktischen Gebrauch der Phänomenologie ab. Für Heidegger ist die praktische Phänomenologie nicht „bedeutungsnackt“, sondern hat in der Als-Hermeneutik immer einen Bewandtniszusammenhang. Er plädiert für einen differenten Umgang mit dem Seienden und geht von einer vor-prädikativen und prä-reflexiven Leistung aus, nicht mehr von einer interpretatorischen, „etwas als etwas zu sehen“. Nicht das analytische, sondern das unmittelbare Sehen „des etwas als etwas“ vor einem Hintergrund wird zu seiner Prämisse.

Zusammenfassend ist für Heideggers Phänomenologie wichtig, dass jede Wahrnehmung schlagartig und unmittelbar (ohne Reflexion) möglich ist. Sie ist nur in einem Gesamtzusammenhang, rückgebunden an Lebenswichtiges im Dasein, möglich. Ein bestimmter Hintergrund wird ihr auch ohne Kontext zugeordnet. Sie ist eine unmittelbare, nie isolierte Als-Struktur, die ihre Bedeutungsganzheit und ihr Gesamtkonzept an der Erfahrung festmacht.

Derrida setzt sich in seiner „Dekonstruktion“ mit Heideggers Phänomenologie, speziell mit der Als-Hermeneutik auseinander. Darin impliziert er die Differenz durch Iterabilität (Wiederholbarkeit) und kommt zu dem Schluss, dass „etwas als etwas verstehen“ permanent im Wandel ist, da man daraus folgernd, nie etwas restlos verstanden haben kann. Die Identität eines jeden ist selbst permanent mit sich selbst im Wandel und prekär, es kommt nie zu einer fertigen Identität. Es ist kein „erstes Mal“ möglich. Identität generiert sich aus Wiederholungspraxis, ist in sich konstituiert und auf Veränderung ausgerichtet.

Folglich ist eine Auseinandersetzung mit der Überlieferung keine Zerstörung dieser. Die traditionellen Systeme sollen in der Dekonstruktion von innen unterlaufen und nicht von außen nur kritisiert werden. Hierarchien können aufgelöst, neu entwickelt oder weiterentwickelt werden als „politisches Moment“.

Wir sollten alles und jedes als nicht besser sondern als ANDERS verstehen.

Die VO von Prof. Flatscher war inhaltlich gut aufgebaut, verständlich, offen für alle Rückfragen und in einem interessanten, historischen Kontext gehalten. Ich habe die Veranstaltung als persönliche Bereicherung und guten Zugang zum Philosophiestudium empfunden.

Heideggers praktischen Zugang zur Phänomenologie, genau wie die Weiterentwicklung bzw. Einschränkung/„das Überdenken“ der Als-Hermeneutik durch Derrida in der Dekonstruktion halte ich für einen alltagstauglichen und aktuellen Prozess im Leben aller Menschen, im Umgang mit sich selbst und untereinander. Aus diesem Bewusstsein heraus können sich Fragen und im besten Fall Anregungen und Lösungen für alle ethischen Themen ergeben.

Zwei Gedankengänge möchte ich für die nächste Übung zur Anregung/Diskussion stellen:

1) Ein System, welches auch immer, ist immer nur so gut, wie die Menschen, die dahinter stehen. Und die Menschen sind immer nur so gut, wie sie sich und ihre Intentionen dauerhaft und kritisch hinterfragen.

2) Alle philosophischen Thesen sind nur dann sinnvoll und praxisbezogen, wenn sie sich konsequent und kontinuierlich der aktuellen Kritik stellen und ihre innere Struktur überprüfen lassen.

Wanda Sarbinowska

Protokoll der Ringvorlesung vom 03.12.2009

Dr Matthias Flatscher

Überlegungen zur Gegebenheit der Welt

Zugang der Phänomenologie und Dekonstruktion

Phänomologie als philosophische Strömung

Dr Flatscher hat begonnen mit Edmund Husserl, der hat die Phänomenologie entwickelt und zu einer Lehre "von Erscheinen" bezeichnet.

Die Intentionalität des Bewustsein KORELATIONS APRIORI Subjektive und Objektive Momente bilden nicht ablösbare Momente einer Einheit. Kein Denken ohne Gedächtnis, kein Fühlen ohne Gefühltes ...

Das Bewusstsein kommt nicht in einem zweiten Schritt zur Welt, sondern ist immer schon draussen bei den Dingen. Es gibt keine wahre Welt hinter der "phänomenalen Welt"

Etwas zeigt sich nie isoliert sondern verweist immer schon auf andere.

Räumliche und zeitliche Horizont soll nie isoliert werden, sondern immer in einem Kontext steht - er bildet Hintergrund.

Die äußere Wahrnehmung ist eine beständige Prätention, etwas zu leisten,also gewissermaßen ein Widerspruch gehört zu ihren Wissen

Heidegger entwickelt und publiziert seine Theorie im philosophischen Hauptwerk "Sein und Zeit", wo er hat gesagt, dass Mensch sein, heißt offen sein für die Welt.

Das Dasein ist als Wesenhaft verstehendes zunächst zu Verstanden. Verstehen heißt etwas als etwas zu vestehen. Um etwass als etwas zu verstehen muss es als einer Bedeutungsganzheit erfahren werden.

Diese Gesamtkonzept ist an den Vollzug des Erfahrungen selbst rückgebunden.

Für Heidegger ist Phänomenologie wichtig. Jede Wahrnehmung unmittelbar ohne Reflexion möglich ist. Ein Hintergrund wird auch ohne Kontext zugeordnet.

Derrida "Dekonstruktion" zeigt Differenz zu Heideggers Phänomenologie.Durch Iterabilität - Wiederholbarkeit kann man nie etwas restlos verstanden, es kommt nie zu einer fertigen Identität, es generiert sich aus Wiederholungspraxis. Etwas als etwas zu verstehen sollen wir als anders verstanden .

Herr Dr Matthias Flatscher war offen auf alle Rückfragen - hat nach jede Frage kompetent und ausführlich beantwortet.

Ich habe viel neues und interessantes gelernt.

Clara Maier, Kim Dinh, Alexandra Vogt

„Methoden und Disziplinen der Philosophie Ring-Vo“ vom 3.12.2009, Prof. Flatscher

Wahrgenommenes Seiendes ist nur ein einem subjekt-relativen Erscheinen fürs Bewusstsein gegeben. Der Gegenstand bleibt immer derselbe und verändert sich also nicht. Die Betrachtung auf den Gegenstand liegt im Auge des Betrachters.

Raum und Zeit ist nie zur Gänze gegeben, da sonst nicht mehr von Wahrnehmung gesprochen werden kann. Doch was meint Husserl genau mit anderen Arten der Bezugnahme auf Seiendes?

Es gibt nur die phänomenale Welt, eine wahre Welt existiert nicht. Dies widerspricht sich mit der subjektrelativen Erscheinung. Wie meinen es die Phänomenologen? Ist ein Gegenstand wie ich ihn wahrnehme, nicht wahr?

Ein Gegenstand existiert laut Husserl immer zwischen Raum und Zeit. Wenn ich weiß, dass „es“ eine Flasche ist, kann ich sie dann auch als Flasche wahrnehmen? Kann ein Gegenstand trotzdem sein, wenn kein Raum vorhanden ist?

Seiendes wird immer bereits als etwas verstanden. Man tritt nie neutral einem Gegenstand gegenüber. Wird etwas, das wir nicht kennen als Unbekanntes trotzdem erkannt? Es gäbe immerhin noch die Möglichkeit Unbekanntes als etwas zu erkennen, das es nicht ist.

Zuletzt ist Prof. Flatscher noch auf Jacques Derrida eingegangen: Wenn wir das richtig verstanden haben, bleibt nichts trotz Wiederholbarkeit gleich und mit der Wiederholung des Originals wird es quasi verändert.

Ist die Iteration der Gegenstände wirklich nötig um diese zu begründen? Existiert ein Gegenstand wirklich, wenn ich es nur einmal sehe? Muss alles mit einem Experiment beweisbar sein, um die Existenz zu begründen um das Zufallsprinzip auszuschließen?

Zimmermann, Bettina

Flatscher hält seine Vorlesung unter dem Titel „Überlegungen zur Gegebenheit der Welt – Zugänge der Phänomenologie und Dekonstruktion“. Er bringt die philosophische Strömung der Phänomenologie anhand einiger Thesen ihrer Hauptvertreter Husserl und Heidegger näher und erläutert zum Schluss die Idee der Dekonstruktion von Derrida.

Die Phänomenologie ist die Lehre vom Erscheinen, vom Sichzeigen von Seiendem. Husserl sprach von einem Korrelationsapriori: jedes Erscheinen ist immer sowohl subjektiv als auch objektiv. Welt und Bewusstsein sind ineinander verschränkt. Bewusstsein ist immer Bewusstsein von etwas. Die Wahrnehmung ist unvollständig und perspektivisch. Die Dinge sind immer nur in Abschattungen gegeben. Die Phänomenologie bestreitet, dass es eine „wahre Welt“ hinter der phänomenalen gibt. Das Kant’sche „Ding-an-sich“ gibt es nicht. Es gehört zum Gegebensein der Dinge, dass sie nur in Abschattungen wahrgenommen werden. Unser Bewusstsein hat darüber hinaus die Eigenschaft, dass nicht Wahrgenommenes über ein Mehr- und Mit-Meinen ergänzt wird, um so die perspektivische Wahrnehmung soweit zu ergänzen, dass ein ganzer Gegenstand wahrgenommen wird.

Zu diesem Teil wurde eine interessante Frage aufgeworfen: Wenn irgendwo etwas ist, das von niemandem wahrgenommen wird, existiert das dann? Flatscher sagt, dass gemäß dem phänomenologischen Zugang die Frage nach der Existenz in so einem Fall keinen Sinn machen würde.

Meines Erachtens stellt die Phänomenologie jede Wissenschaft in Frage. Sie behauptet, dass es keine objektive Sicht der Dinge geben kann, dass jede Beobachtung, jede Wahrnehmung ein subjektives Element in sich trägt. Auch das Mehr- und Mit-Meinen, das sich nicht Ausschalten lässt, hindert uns an einer objektiven Welterkenntnis. Ist es nicht eine der Aufgaben der Wissenschaft dieses Mehr- und Mit-Meinen, oder anders ausgedrückt jegliche Vorurteile, aufzudecken und zu eliminieren? Um zu allgemeingültiger Erkenntnis zu gelangen, müssen wir doch möglichst objektive, von Vorurteilen befreite Wahrnehmungen anstreben? Auch wird meines Erachtens die Frage nach den Ursachen der sichtbaren Wirkungen von der Phänomenologie als sinnlos dargestellt. Gerade um Ursache-Wirkungszusammenhänge zu erkennen, müssen wir uns mit Dingen (oder besser Kräften) beschäftigen, die für unsere Sinne nicht unmittelbar wahrnehmbar sind, sondern nur in ihren Auswirkungen erkennbar sind. Würde die Phänomenologie die Frage nach und Erforschung von Ursachen und physikalischen Kräften, die uns als solche nicht erscheinen, sondern reflexiv über Theorienbildung erkannt werden, als sinnvoll erachten? Ist also gemäß Phänomenologie wissenschaftliche Erkenntnis überhaupt möglich und sinnvoll?

Heidegger versteht das menschliche Dasein als In-der-Welt-Sein. Es ist unumgänglich, dass wir alles um uns herum automatisch als etwas verstehen. Wir können die Dinge nicht aus ihrem ganzheitlichen Bedeutungszusammenhang herauslösen. Jede Art von Reduktionismus wird unter dieser Sichtweise unmöglich. Wir müssen uns von Anfang an als in einen großen Gesamtzusammenhang, in ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht eingebunden verstehen.

Einen Schritt weiter noch geht Derrida, der im Zusammenhang mit der Iterabilität bestreitet, dass es eine stabile Als-Struktur gibt. Durch die Wiederholbarkeit wird die Singularität gespalten. Die Identität wird bei einem Wiederholungsakt verändert. D.h. nichts bleibt wirklich identisch. Alles kann nur ein einziges Mal so erlebt werden, wie beim ersten Mal. Bereits bei einer Wiederholung in der Erinnerung ist das Erlebnis nicht mehr identisch.

Hannes Hentschke

Wichtig gleich eingangs zu erwähnen, um nicht am Ausgangspunkt der Phänomenologie Husserls vorbeizudenken, ist die Gerichtetheit auf tatsächlich erscheinende Körper oder Gegenstände. Man darf, um weiterhin den phänomenologischen Überlegungen Husserls folgen zu können nicht den Fehler machen und Abstraktionen, Illusionen oder Zahlenreihen in die Untersuchungen aufnehmen. Bei Heidegger und Derrida, so habe ich empfunden, ist es jedoch schon möglich auch Immaterielles zur Sprache zu bringen. Matthias Flatscher präsentierte die Ansätze Husserls, Heideggers und Derridas äußerst verständlich. In Husserls Ansatz ist festgelegt, dass Wahrnehmung nur unter Inbezugnahme von Subjekt und Objekt funktionieren kann. Reduktionismen sind nach Husserl nicht tragfähig, was bedeutet, dass es kein Betrachtetes ohne Betrachter gibt, womit, wie ich denke nur die Wenigsten nicht konform gehen. Es kommt aber hinzu, dass man sich diese Idee nicht polar vorstellen darf, sondern die Vollzugsdimension dieses Gedankens beachten muss. Das Bewusstsein ist immer schon Bewusstsein von etwas, jedoch nicht in unüberbrückbarer Distanz sondern intensional und obwohl es intensional ist wird es transzendent erfahren (trotzdem sind Gegenstände bewusstseinsimmanent und nicht buwusstseinstranszendent). Das soll heißen, dass das Bewusstsein nicht leer ist und nicht erst durch eine nachträgliche Zusammenführung mit dem Wahrgenommenem, mit Inhalten gefüllt wird. Es ist kein reflexiver Akt und auch kein Vermittlungsschritt ist hier vonnöten. Das Bewusstsein ist immer schon bei den Dingen draußen. Um dies mit einem weiteren Argumentationsschritt Husserls zu untermauern und verständlich zu machen, muss man Husserls Darstellung von Wahrnehmung erläutern. Wahrnehmung ist begrenzt und durch perspektive Abschattung gekennzeichnet. Daraus folgernd ist zu vermuten, dass immer schon etwas mehr den erkennenden Wesen (nicht nur den Menschen) mitgegeben sein muss, damit diese einen Gegenstand in seiner Vollkommenheit erkennen können. Es ist eine sogenannte Synthesisleistung die einen Gegenstand dem Bewusstsein ergänzt, oder dem Bewusstsein ist eine Synthesislesitung zuteil, welche einen Gegenstand wiederrum im Bewusstsein ergänzt. Der Bewusstseinsvollzug an sich ist jedoch schon eine Synthesisleistung, denn ein Gegenstand wird niemals völlig isoliert von anderen Körpern erscheinen können. Bevor mein Bewusstsein die Wahrnehmung auf offensichtliche Gegenständlichkeiten meiner Umgebung richten kann, muss es doch der Tatsache gewahr sein sich in einem Horizont/Hintergrund dieser Gegenständlichkeiten zu befinden. Diese Tatsache ist bereits der Bewusstseinsvollzug und umgekehrt. Heidegger bezieht sich nun auf diesen Horizont. Gegenstände sind niemals bedeutungsnackte Gegebenheiten. Ich weiß zum Beispiel, dass eine Flasche nicht nur dazu gut ist, um sie wahrzunehmen. Sie hat für einen Menschen den Bedeutungshintergrund daraus trinken zu können um nicht durstig zu sein. Solche Vernetzungen und Um-Zu-Bezüge sind jedoch schon ziemlich komplex, denn ich habe der Flasche in diesem Fall bereits eine Funktion/einen Zweck zugeordnet. Primitiver würde es beispielsweise vor sich gehen, wenn ich den Horizont noch nicht so weit einsehe und zuerst erkennen muss was dieses Ding vor mir eigentlich ist. Man wird eine Flasche als solche erkennen können, wenn man nicht zuerst den Stöpsel gesondert von dem Etikett, das Etikett nicht gesondert vom Flaschenhals usw. wahrnimmt, sondern das Beziehungsganze als Form erkennt. Dieses Erkennen passiert nun eben durch das “Mitgegebene“. Es hat jeder Gegenstand eine Als-Struktur, welche mit einer Um-ZU-Reaktion gekoppelt ist. Auch wenn ich ein mir bislang unbekanntes Geräusch vernehme, vernehme ich es ALS ein mir unbekanntes Geräusch, um es mir danach einzuprägen, oder nicht. Heideggers Grundgedanke ist, dass das Dasein im Selbstverhältnis zur Umwelt immer schon Mit-und Umwelt ist. Sein Gedanke ist kein theoretisch motivierter, viel mehr ist das Dasein immer schon im praktischen Umgang und nicht in theoretischer Distanz begriffen. Es ist ein Dasein im Bezug auf den Horizont, in dem alles aufeinander bezogen ist. Dieser Gesamtzusammenhang der Welt ermöglicht kein einmaliges Verstehen (was in Derridas Dekonstruktion besonders schön gezeigt ist). Es wird also wenn etwas verstanden wird, dieses Verstandene nie als dieses etwas verstanden als das es zum ersten Mal verstanden wurde. Alles unterliegt der Veränderung und der Weiterentwicklung. Derrida formt den Gedanken der Veränderung für meinen Geschmack sehr genial aus und man kann auch Parallelen zu dem Modell des Pragmatismus, oder dem Seppo-Modell ziehen (in dem Versuch die Wahrheit zu entdecken, bemerkt man, dass diese als das Ideal Wahrheit nicht zu entdecken ist, weil man sich in ihr befindet und damit mit ihr stets auf dem Weg zu ihr ist). Bei Derrida gibt es ebenso eine Als-Struktur, der man in jedweder Phänomenologie wohl kaum entschwinden kann. Unterschieden zu den anderen ist seine Struktur nicht im als, sondern eben in der Struktur, die nicht stabil sondern veränderbar ist. Damit, und das ist der Schlüsselsatz, etwas als etwas verstehbar ist, muss es verstehbar bleiben und somit permanent veränderbar sein. Wiederholung impliziert Differenz! Die Identität eines Körpers/Dinges/einer Gegebenheit impliziert ihre Differenz und trägt sie nicht extern mit sich mit. So kann man sich der Identität nähern indem man in ihr ist. Erreichen wird man sie jedoch nie, weil man von außen nicht zugreifen kann. Man ist immer in die Veränderung der jeweiligen Struktur eingebunden, weil es keine bloße Analyse ist die bei Derrida vollzogen wird. Ich persönlich empfinde den Gedanken der ununterbrochenen Veränderung des Gleichbleibenden wunderbar und befriedigend, weil ich der Ansicht bin, dass das individuelle Dasein unter dem Gesichtspunkt einer gleichsam ungezwungenen, oder unplanmäßigen Lebensführung besser erträglich ist, als eine auf ein klares Ziel gerichtete. Das Problem, das sich für mich nichtsdestotrotz aufwirft ist der Gedanke Derridas, wenn er sagt, dass Veränderungen keine Wertungen annehmen. Das ist für mich ein Paradoxon. wie soll sich etwas verändern, wenn nicht zum Besseren oder Schlechteren? Ohne Wertungen kann ich nicht einmal beurteilen, ob sich etwas verändert hat oder nicht. Ja Veränderung ist doch bloß an Wertungen zu messen.

Hannah Weinhardt

Kein Denken ohne Gedachtes – kein Gedachtes ohne Denken. So einfach ist Phänomenologie. Subjekt und Objekt sind eins, Welt und Bewusstsein sind eins. Alles Erscheinende, letztlich sogar alles Seiende muss gleichzeitig ein Wahrgenommenes sein, sonst ist es nicht. Zumindest stellt sich sonst nicht mehr die Frage, ob es ist. Es macht laut Flatscher keinen Sinn zu sagen, etwas existiere, wenn es niemand wahrnimmt.

Und doch ist Phänomenologie nicht gleich Solipsismus, auch wenn es mir zu Beginn schwerfiel, den Unterschied zu erkennen. Wenn alles nur durch den Betrachter, das Subjekt, zum Objekt wird, dann entsteht es doch gleichsam im Betrachter, ist also seinem Bewusstsein immanent. Flatscher verneint das in etwa so: Wenn eh alles bewusstseinsimmanent wäre, bräuchte ich ja nicht mehr schauen und könnte mich nicht täuschen. Wohl wahr.

Dennoch gibt es keine „wahre“ Welt hinter der wahrgenommenen. Der Idee der „Welt“ gibt es allein im Moment des Zusammenspiels von Wahrnehmenden und Wahrgenommenen. Klingt fast, als könne man die Begriffe „Welt“ und „Wahrnehmung“ gleichsetzen. Nehmen wir nun also ständig die raum-zeitlichen Dinge in der Welt wahr, tun wir das nicht immer wieder „aufs Neue“, also unvoreingenommen. Vielmehr verknüpfen wir automatisch jede Wahrnehmung mit vorhergehenden, also mit Erinnerungen und Erfahrungen. So können wir die Problematik unserer durch die Perspektive eingeschränkten Sicht zumindest verringern und Dinge in ihrer „Ganzheit“ erfassen. Vielleicht nicht wirklich in ihrer Ganzheit, aber doch komplexer als es uns mit bloßer Wahrnehmung in diesem Moment möglich wäre.

Diesen Gedanken von Husserl führt Heidegger weiter aus. Für ihn gibt es keinen ersten Moment des „Schauens“ auf die Welt. Alles wird sofort und unumgehbar assoziiert mit seinem Nutzen. Wir sehen immer ein „Wie“, nie ein bloßes „Was“. Jedes etwas nehmen wir zugleich „als“ etwas wahr. Hier stellt sich mir jedoch ein Problem: Es mag ja für den Alltag zutreffen, dass die uns von Kind an umgebenden Dinge für uns untrennbar mit ihrer Rolle, ihrem Nutzen verbunden sind. Verlassen wir jedoch unsere gewohnte Umgebung, unseren Kulturraum, so werden wir Dinge wahrnehmen, die wir mit nichts Vertrautem assoziieren können. Ist das dann nicht gleichsam ein „erstes Schauen“ auf diese Dinge? Flatscher sagt, wir nehmen diese Dinge „als unbekannte“ wahr. Heideggers Als-Struktur bleibt dann bestehen, aber die Aussage scheint mir der Idee des „ersten Schauens“ nicht widersprüchlich zu sein.

Darüber hinaus geht Derrida. Er nimmt Heideggers starre Struktur nicht als statisch-abgeschlossen hin. Im Gegenteil sagt Derrida, dass man Dinge nie ein für alle Mal assoziiert oder versteht, sondern sich die Assoziation/das Verstandene in der Wiederholung verändert und. Dieses Moment kann man auch steuern, indem man eigene Denkstrukturen und gesellschaftliche Systeme in denen man sich befindet nicht mehr als ein quasi natürlich Gegebenes betrachtet, sondern sich der „Vergänglichkeit“ jeder Wahrnehmung und jedes Verstehens bewusst wird um so einen aktiven Prozess daraus zu machen.

zu Hrachovec:

Faust ist ein Beispiel für den Höhlenausgang des Menschen – sagt Hrachvec. Faust, der Philosophie, Juristerei, Medizin und Theologie studiert hat und sich so „mit heißem Bemühn“ aus der Höhle der Unwissenheit gekämpft hat, sitzt jetzt in einem Keller und wünscht sich nichts sehnlicher, als sich „von all dem Wissensqualm“ zu entladen. Um zurück in die Höhle, zu irdischen Freuden, zu seinen Mitmenschen zu finden, ist er sogar bereit, einen Pakt mit dem Teufel einzugehen. Letztlich enden doch all seine Bemühungen in einer Katastrophe. Ist es das, wohin das Streben nach Wissen den Menschen führt? Höhle oder Kerker? Oder meint Hrachovec einen ganz anderen Moment der Tragödie, an dem Faust aus der Höhle geht?

Hamel, Hanna

In seinem Vortrag vom 03.12.09 gab Dr. Matthias Flatscher einen Einblick in die Phänomenologie, wobei er deren Entwicklung anhand von Positionen der Philosophen Husserl und Heidegger darstellte, sowie auf die Dekonstruktion und Derrida einging.

Eine Besonderheit der Phänomenologie besteht darin, dass sie den traditionellen Subjekt-Objekt-Bezug im Rahmen der Rezeption von Welt aufhebt. Husserl ist der erste Philosoph, der herausstreicht, dass die Wahrnehmung eines Gegenstandes bedarf, genauso wie der Gegenstand eine Wahrnehmung benötigt, um überhaupt thematisiert zu werden. Und trotzdem sind Wahrgenommenes und Wahrnehmendes nicht identisch.

Der Gesamteindruck von einem Gegenstand entsteht außerdem nicht durch eine einzelne perfekte Wahrnehmung, sondern durch die Synthesis von verschiedenen perspektivischen Wahrnehmungen. Weiterhin ist keine isolierte Wahrnehmung eines Gegenstandes möglich, dieser ist im Moment der Wahrnehmung immer schon in einen Zusammenhang eingebettet. An diesem Punkt setzt auch der Schüler von Husserl, Heidegger, an, indem er betont, dass die Wahrnehmung von Gegenständen immer in Hinblick auf ein „um-zu“ besteht, auf eine Verwendbarkeit für etwas hin. Die Dinge sind eingebettet in eine „Bewandtnisganzheit“, alles Wahrgenommene findet im Moment der Wahrnehmung seinen Platz darin.

Matthias Flatscher hat in seinem Vortrag kurz erwähnt, dass ein Einfluss der Phänomenologie auf das Selbstverständnis der Naturwissenschaften besteht. Bei der oben beschriebenen Betrachtung des Phänomens der Wahrnehmung, lässt sich auch verstehen, weshalb. Indem die Phänomenologie sich dem traditionellen Subjekt-Objekt-Verständnis verweigert, stellt sie auch das Machtverhältnis des Betrachters gegenüber dem zu betrachtenden Gegenstand in Frage. Die Einbettung des Daseins in eine Bewandtnisganzheit, wie Heidegger sie beschreibt, setzt eine bereits vorausgegangene Offenheit der Dinge für den Betrachter (bei Heidegger in Hinblick auf ein Um-zu) schon voraus. Es wäre also sowohl aufgrund der vorausgegangenen Erschlossenheit, die ja das Ergebnis der Betrachtung beeinflusst, als auch aufgrund der Einbettung des Wahrgenommenen in einen Kontext nicht möglich aus der Wahrnehmung selbst eine unbefangene Erkenntnis zu gewinnen. Die Erkenntnis wäre abhängig von der Erkenntnisfähigkeit, von den Voraussetzungen, die der Betrachter mitbringt. Abschließend ging Matthias Flatscher auf die Dekonstruktion und Derrida ein. In einem kritischen Umgang mit der Philosophiegeschichte und darin auch mit der Phänomenologie, deckt Derrida (insbesondere am sprachlichen Zeichen), die Wiederholbarkeit und Veränderlichkeit einer Betrachtung oder eines Zeichens auf.

Es ergibt sich eine Reihe von Fragen: Bildet die in der Phänomenologie durch das In-der-Welt-sein bestimmte Form der Wahrnehmung eine Grenze der menschlichen Erkenntnisfähigkeit? Inwieweit ist der Mensch durch Denken fähig, sich über seine Existenz zu erheben und sie in der Betrachtung auszuleuchten? Kann man überhaupt von objektiven Beobachtungen sprechen? Inwieweit ist Objektivität möglich, wenn dem Menschen doch gar kein Verhältnis zu einem Objekt ermöglicht ist? Inwieweit ist Eindeutigkeit einer Erkenntnis möglich und wünschenswert, wenn es diese nach der Dekonstruktion überhaupt nicht mehr zu geben scheint?



Sophie Haas

Matthias Flatscher


Woher kommt dieses Streben nach einer Metaebene, einem Gott, einer Wissenschaft, einem Staat? Der Idee dieser wird eine Kompetenz zugeordnet, die die „Dinge an sich“ erfassen kann. In der Philosophiegeschichte kommt immer wieder die Idee auf, dass unsere Wahrnehmung beschränkt ist, sich immer nur einem Ausschnitt von Kausalitäten bedient. Hier lenkt Husserl ein.

Er lehnt den Subjekt- Objekt Dualismus ab und zeigt damit den Logozentrismus, der auf dem Prinzip der Dualismen beruht, als überwunden. Nehmen wir einen Sessel und unterziehen in einmal der dualistischen Betrachtung, einmal der synthetischen.

In der dualistischen bedienen wir uns Kants Kategorienverständnis. Der Sessel ist schwarz/weich/hat eine Lehne. Wir sind uns während unserer Wahrnehmung der Beschränktheit dieser bewusst und streben nach einem objektiven Erkennen, zumal die Objektivität hier nur die Funktion eines Zieles hat. Hier kommt eine Metaebene zum Einsatz, auf der alle Gegenstände objektiv präsentiert, also „wahr“ sind. Husserl sagt provokant „Es gibt keine Welt hinter der phänomenalen“. Für ihn sind der Vollzug und das Vorliegen des Wahrnehmens synthetisiert, bilden also zwei nicht von einander abzulösende Momente. Er nennt dies – mich sehr treffend- Korrelationsapriori. Auch wenn wir, besser: eben weil wir, Gegenstände nur perspektiv wahrnehmen, nehmen wir sie „wahrheitlich“ wahr. Kein Denken ohne Gedachtes. Er argumentiert dies mit der Einbettung des Gegenstandes in einen Kontext. Das Sein bedingt sich durch die Zeit-Raum Stellung und den Funktionen des bezeichneten. Der Sessel wird es durch mein Verhältnis und das Verhältnis der Umwelt seiend. Wir implizieren synthetisch eine Mehr-Meinung zu diesem Gegenstand, die aus unserer Erinnerung resultiert. Er gewichtet diese Mehr-Meinung stärker als das Vorgestellte. Er geht sogar noch weiter und stellt die These auf, dass ohne Vorgegebenheit dieses Kontextes kein Seiendes vernommen werden könnte.

Hier lässt er meiner Meinung nach Abstraktionen wie Zahlenreihen außer acht. Ich erinnere mich hier an ein Beispiel von Wittgenstein. Kinder lernen die ersten 4-5 Zahlen (Wie viele Flaschen kannst du dir nebeneinander, in einem Bild vorstellen?) als Bilder. Die weitere Zahlenreihe müssen die Kinder auswendig lernen, und bedienen sich dabei der Methode, die der von Gedichtelernens ähnelt.

Mir stellt sich hier die Frage welche Auswirkungen dualistisches bzw. synthetisches Denken für die Gesellschaft hat. Ein dualistisches Weltbild fordert eine Metaebene- ein Vertrauen in eine übergeordnete Instanz und die Anerkennung der eigenen Beschränktheit. Dringt diese Vorstellung in den Bereich des gesellschaftspolitischen, liefert diese Theorie (sofern sie nicht explizit Menschen ausgrenzt) auch eine Rechtfertigung für die Ausrichtung auf eine Autorität?

Sophia Mallmann

Professor Herbert Hrachovec:Thema: Bildung

Bildung in der Philosophiegeschicht: Fragen wie zum Beispiel:"Was ist...Tapferkeit?", prägen die Philosophie. Diese Fragen bleiben jedoch in den frühen Dialogen Platons unentschieden, nicht beantwortet. Die Rehabilitation auf solche Fragen ist das Höhlengleichnis von Platon. Es ist der Prozess in dem Menschen gebildet werden. Aus der Hohle kommen Menschen, die mit Fragen wie:"Was ist...?" umgehen können und sich damit beschäftigen. In dem Gleichnis gibt es ein Unten, ein Oben, ein Außen und ein Innen. Dies sind die unterschiedlichen Dimensionen die den Bildungsprozess wiedergeben. In der Höhle die Platon beschreibt, sind Menschen gefesselt auf einem Stuhl, doch sie werden ans Licht hinaufgezogen. Die Aufgabe der Philosophie ist es, Leute aufzuklkären im Hinblick auf eine Erkenntnis, sie entfesseln und freimachen. 2 Perspektiven sind übereinander geblendet. Eine ist in sich selbst genung, die andere ist in sich gedoppelt. Sie enthält die selbstgenügsame Perspektive in einem Verhältnis zu der zusätzlichen Aussicht. Die Tätigkeit der Philosophie besteht darin, zur Erwachung zu kommen. Für ein zufriedenstellendes Leben muss man verschiedene Fähigkeiten lernen. Die "paideia" ist nicht von dieser Art, sie überhöht den Alltagsverlauf. Trumanshow: Dieser Film zeigt uns in einer Art und Weise wie man heute zur bildung gelangt. Er ist draufgekommen, das irgendwas in seiner Höhle nicht stimmt. Es gibt etwas, was nicht seiner Vernunft entspricht. Man muss es weiter verfolgen. Der Unterschied zwischen dem Film und dem was Platon sagt: Der Aufstieg aus der Höhle ist nun ein selbstumstrittener. Die Story der Entwicklung liegt in der Person selber. Es ist zwar unbequem aber Teil des Lernprozesses oder Bildungsprozesses. Hegel: Hegel spricht von einer Geshcichte "Otto und Sophie". Otto ist das Wissen, dass uns ein Gegenstand ist. Aus diesem Wissen aber, muss der Aufstieg möglich sein. Die Sophie muss die Stufen hinunter gehen und Otto überzeugen, das er hinauf geht und ein Philosoph wird. Die Phänomenologie des Geistes: Es schaffen ein geistiges Potenzial aus dem Otto herauszuholen. Bildung und Entfremdung: "wodurch also das Individuum hier Gelten und Wirklichkeit hat, ist die Bildung. Seine wahre ursprüngliche Substanz und Natur ist der Geist der Entfremdung des natürlichen Seins. Der Begriff der Bildung selber: An ihm partezipieren nur noch, zu ihrem Glück oder Unglück nur einzelne Individuen, die nihct ganz in den Schmelztigel hineingeraten sind, oder professionell qualifizierte Gruppen, die sich selbst gerne als Eliten feiern.


Wanda Sarbinowska II

Wanda Sarbinowska

Ring-VO von Prof.Herbert Hrachovec

Thema:Bildung für alle verursacht Kravalle

Prof.Hrachovec in seiner VO hat Ungleichartigkeit Bildungsbegriffe anschaulich geschildert von historischen Wurzeln bis heute und um die aktuelle Problematik Hochschuldebatte.

Sokrates mit philosophischen Fragen hat Bildungsprozess anfangen und mit dem Tod bezahlt. Seiner Schuler Platon rehabilitierte Sokrates Vorgehen und der Bildungsprozess- Bidungsdebatte die Initiative ergreift.

Die Stuffenprobleme der Bildungsdebatte:

  • Neuerung
  • Widerstand dagegen
  • Entstehung des Bildungsprozess ( oft mit massiven Widerstand! )
  • Neue und gute Ideen

Widerstand erzeugt Furcht und Agression von Veränderung. Die Leute, welche mehr wissen, gehen (oft) allein auf seinem Weg und auch oft zahlen Höchstpreis für sein Meinung. Z.B.Christus und schon oben genannt Sokrates.

Die Aufgabe der Philosophie ist dennoch Menschen es sinnvoll und nicht immer einfach aufzuklären - durch Bildungs- und Lernprozess.

Philosophen sollen nicht nur "Bewahrer" von historischen Wissen sein - sie sollen die Menschen helfen bei entwickeln der Welt und seinen Wissen. Durch - wie damals - Texte und ganz moderne Metoden heutigen Zeiten, wie durch Medien, Ton- und Bilddokumente, Computerplattformen - zu Austausch von verschiedenen Wissen. So wird das Image der Philosophie und ihrer Möglichkeiten in Bildung und Lehre verbessern.

Das moderne und gerechtes Bildungsideal kann nur durch eine ausgeglichene Ebene zwischen Bildung und Ausbildung und freier Entfaltung des Denkens soll - zum Wohle der Einheit und im Idealfall zum Wohle Gesselschaft.

VO von Prof. Hrachovec finde ich interessant und spannend. Am Ende kommen viele Fragen, die durch Zeitmangel, nicht alle wäre beantwortet.


Buchberger, Agnes

Ring-VO am 03. Dezember 2009

Vortragender: Matthias Flatscher

„Überlegungen zur Gegebenheit der Welt. Zugänge der Phänomenologie und Dekonstruktion“


Zum Inhalt des Vortrags: http://homepage.univie.ac.at/matthias.flatscher/RVoHp.pdf


Ich fand den Vortrag äußerst spannend und lehrreich, v.a., weil ich mich (soweit) mit den Gedanken und Forderungen sowohl der Phänomenologie als auch der Dekonstruktion zum Teil gut identifizieren kann und ich schlicht und einfach die – wie ich meine – „nüchterne“ Herangehensweise schätze.

Natürlich fehlt es mir an fundiertem Wissen, um an dieser Stelle qualifizierte Aussagen über den Inhalt des Vortrages machen zu können(*), jedoch finde ich die phänomenologische und die dekonstruktivistische Schule prinzipiell sehr ansprechend und werde mich in Zukunft noch genauer damit auseinandersetzen.

Einerseits problematisch, andererseits sehr einleuchtend, erscheint mir z.B. die Aussage, es gebe keine absolute Gewissheit, "Wahrheit" beruhe bloß auf intersubjektiver Übereinstimmung. Dies erscheint mir logisch und wahr, jedoch steht das in Konkurrenz zu jeglicher Wissenschaft, die (objektive) Wahrheit für sich beansprucht, um ihre Existenz zu legitimieren.


Natürlich gibt es an dieser Stelle noch einige Punkte, die mir erklärungsbedürftig erscheinen bzw. wo es einiger Vertiefung bedarf, um die Argumente vollends nachvollziehen (und ihnen evtl. zustimmen) zu können.

Unter anderem interessiert mich in diesem Zusammenhang auch die Verbindung zur Gestaltpsychologie und zur Wahrnehmung (aus psychologischer Sicht) im Allgemeinen.


(*) wie z.B. über die Punkte der Folie 12 (bspw. „Es gibt keine wahre Welt hinter der phänomenalen!“)


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Ring-VO am 10. Dezember 2009

Vortragender: Herbert Hrachovec

„Bildung für alle verursacht Krawalle“


Hrachovec spielt mit dem Titel seines Vortrages „Bildung für alle verursacht Krawalle“ auf die aktuellen Vorkommnisse an der Uni Wien an.


Im Folgenden behandelt er den Begriff „Bildung“. Jedoch tut er dies, wie er gleich anfangs betont, in einem sehr eingeschränkten Sinn – nämlich auf die Philosophiegeschichte bezogen.


Im äußerst interessant gestalteten Vortrag werden unter Bezugnahme auf den Begriff „Bildung“ u.a. folgende Punkte behandelt:

  • Sokrates und seine Methode, sich unbeliebt zu machen
  • Platon und sein Höhlengleichnis
  • die Säkularisierung und die Truman Show
  • Hegel und seine Phänomenologie
  • Faust und sein Osterspaziergang
  • Adorno und sein Bildungsbegriff
  • gegenwärtige Philosophen und Bildung
  • warum man Seegrundstücke mit Bildung vergleichen kann
  • u.v.m.


Im Besonderen geht es um die Dichotomien innen – außen und Dunkelheit – Licht. Hierbei geht es vor allem darum (vgl. Höhlengleichnis), vom dunklen Inneren zum lichten (erleuchteten) Äußeren zu gelangen – in anderen Worten: vom Ungebildeten zum Gebildeten.


Einige Aussagen(*), die diskutiert werden könnten (mit hoher Wahrscheinlichkeit keine wortwörtlichen Zitate):

  • „Die Aufgabe der Philosophie ist es, Unwissende aufzuklären.“ (vgl. Platons Höhlengleichnis)
  • „Distanzieren, Auskoppeln und Hoch.“ (vgl. „der Bildungsprozess als eine Art Stufensteigen“)
  • „Wenn man die Vergangenheit idealisiert, eignet sie sich besser.“ (Diskussion nach dem Vortrag)


(*) Auswahl! Der Vortrag bot wunderbarerweise sehr viele Denkanstöße und Möglichkeiten zur Diskussion.

Bernhard Zarzer

zum 3.12. 20009 Die Phänomenologie ist die Lehre vom Sich an sich selbst zeigenden. HUSSERL: Dieses Erscheinen ist jedoch subjektiv und objektiv als Korrelationsapriori zu betrachten. Das Bewusstsein ist immer Bewusstsein von etwas und außerdem kein Container der im Nachhinein mit Erkenntnissen gefüllt wird. Die Phänomenologie wehrt sich dagegen, dass eine Wahrheit am Ding an sich versteckt wäre, sondern meint, dass wir durch eine wahre Anschauung schon in der Wahrheit sind. Dazu ist bemerkbar, dass wir bei dieser Tätigkeit durch Mehr- und Mit-meinen die Gegenstände vervollständigen und eine Identität geben. HEIDEGGER: Das Dasein als In-der-Welt-sein versteht das Seiende der Welt aus einem ganzheitlichen Bedeutungszusammenhang immer ALS etwas (primär als Zuhandenes). Eine phönomenologische destruktive (bzw. dekonstruktive) Vorgangsweise verhilft ihm anhand der Alltäglichkeit die existenziale Struktur des Daseins zu erörtern. DERRIDA: Mit der Iterabilität erläutert er die Identität weiter, indem er sagt, dass die Wiederholung die Als-Struktur weiter verändert und prägt. Die Identität bleibt immer im Wandel. Man zum Beispiel auch nicht die selbe Erfahrung zweimal machen, da sie einem beim zweiten Mal unter einer neuen Perspektive zu kommt.

zum 10.12. 20009 Wie die Dialektik schon erklärt beruht Entwicklung der Bildung auf Widersprüchen, die sich lösen sollen. Dazu gehört auch ein offener Dialog und eine objektive Betrachtung. Neuerungen werden oft auf Grund von Angst vor Veränderung, wegen Missverständnissen oder Zweifel nicht toleriert. Deshalb braucht es Aufklärer, die oft Hals und Kragen riskieren (zum Beispiel Sokrates) und eine Betrachtung der Diskussions- und Reflexionsprobleme. Dazu gibt es verschiedene philosophische Denkweisen, die hier einen starken Einfluss darstellen können. Durch den sokratischen Dialog, das Höhlengleichnis von Platon oder durch Hegels Phänomenologie des Geistes wurde auf Probleme hingewiesen und versucht Lösungsvorschläge zu präsentieren. Hegel kritisierte unter anderem, dass das Weitergeben von fragmentarischem Wissen keine Bildung garantiert, sondern lediglich dazu anregt, nicht selbst nachzudenken oder zu hinterfragen. Ich finde bei diesem Punkt, kann man in der Gegenwart gut anknüpfen. Bildung wird immer zur Ausbildung, bei der man verschiedene Anwendungsregeln und Methoden lernt, um für bestimmte Arbeiten fähig zu sein; jedoch nicht um reflexiv zu hinterfragen oder zu verbessern. Die Ökonomisierung schafft es so, den Menschen Freiheit zu nehmen und die Weiterentwicklung der Bildung und der Gesellschaft zu stören [und meiner Meinung nach der Wirtschaft selbst zu schaden]. Nun ist der Widerstand gegen die Neuerung skeptisch bis zu Verneinend und es kann zu einem Dialog kommen, der die Bildung rettet. Es lassen sich Medien unserer Zeit gut nützen um nationale und internationale Plattformen für Diskussion (unter anderem auf philosophischer Ebene) zu schaffen.


Helmut Eder

Ringvorlesung von Prof. Flatscher 3. 12. 2009 und Prof. Hrachovec 10. 12. 2009


Zusammenfassend meine unmittelbaren Eindrücke nach der jeweiligen Ringvorlesung: während ich dem Vortrag von Kusch folgen konnte, den Inhalt begriff und in mein bisheriges „Wissen“ mühelos integrieren konnte, gelang mir dies bei dem Vortrag von Hrachovec nicht.

Damit stellt sich unmittelbar die Frage, woran mag es wohl liegen? Unter der Annahme, dass meine Konzentrationsfähigkeit und -bereitschaft ähnlich war, und unter der Voraussetzung, dass beide Themenkreise für mich inhaltlich neu waren, möchte ich auf die Didaktik der beiden Vortragenden näher eingehen, insbesondere auch auf die jeweiligen Verwendung von optischen Hilfsmitteln, den so-geliebten bzw. so-gehassten power point charts.

Bei Flatscher dienten die optischen Hilfsmittel primär

a) als Landkarte bzw. „Geländer“ für seinen Vortrag b) zur komprimierten Darstellung seines gesprochenen Wortes c) und zum Mitlesen von Zitaten

Im Bedarfsfall griff Flatscher zur Illustration des vorgetragenen Denkmodels auf reelle, faktischen „Dinge“ wie zum Beispiel der Drinkflasche aus Plastik, die er mitgebracht hatte bzw. dem Vortragspult.

Der Vortrag von Hrachovec war, was die Didaktik betrifft, doch völlig anderes:

Hrachovec verwendete seine optische Hilfsmittel zum

a) Aufbau und Erzählen einer Geschichte, und b) untermalte seinen Vortrag zum Teil mit sehr "inhaltsschwangeren" Bildern. Manche der verwendeten Illustrationen haben zumindest bei mir Assoziationen erweckt, die es mir erschwerten, seinem Vortrag zu folgen. c) Darüber hinaus strukturierte Hrachovec seinen Vortrag mit Überschriften, die für mich zum Teil keinen direkten und unmittelbaren Bezug auf den Inhalt seines Vortrages nahmen. Im Gegenteil, ich stellte bei mir fest, dass ich mich teilweise bemühte, die Motivation bzw. Überlegungen zu eruieren, warum gerade diese Überschrift gewählt wurde, was ihrerseits meine Konzentration auf den Vortrag erschwerte. d) Die optische Darstellung von Zitaten sollte es der Zuhörerschaft erleichtern, die Bedeutung der Zitate zu begreifen. Da diese Zitate aber teils sehr lang bzw. inhaltschwer waren, so dass es mir – trotz projiziertem Text – nicht gelang, diese geistig zu verdauen.

Nun möchte ich noch ausdrücklich festhalten, dass ich selbst ein Vertreter und Anhänger vom Aufbau einer „Geschichte“ zum Transportieren von Inhalten bin, da ja dies bekanntlich die Emotionalität der Zuhörerschaft anspricht, und in Folge normalerweise zu einem aktiveren und aufmerksameren Zuhören einer Zuhörerschaft führt. Doch hat es sich entsprechend meiner Erfahrung bisher in den meisten Fällen um eher leicht verdaulichen Inhalt gehandelt.

Für mich stellt sich auf Grund dieser Erfahrung und der darauf aufbauenden Einschätzung folgendes Problem:

Prinzipiell scheint es angebracht zu sein, seinen Vortragsstil dem Inhalt des Vorgetragenen bzw. der Zuhörerschaft anzupassen. Insbesondere philosophische Inhalte bedürfen der ungeteilten Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft, um diesen folgen zu können, und um diese zu „begreifen“. Ein Vortragstil, der

a) kreativ (durch die Verwendung von Bildern) bzw. b) kontroversiell ist (durch die Verwendung von Überschriften, die auf den ersten Blick unter Umständen nicht mit dem Inhalt assoziiert werden können) und c) die Emotionalität der Zuhörerschaft anspricht

mag dieser Aufmerksamkeit unter Umständen nicht förderlich, mag sogar kontraproduktiv sein, wenn auch sicherlich sehr originell.

Damit schließt sich der Kreis zur Phenomenologie von Husserl, Heidegger und Derrida. Wahrnehmung ist immer ein wahrnehmen von etwas. Im Falle des Vortrages von Hrachovec, war es ein wahrnehmen von Bildern und Überschriften mit Assoziationen, die unterschiedlich von den Intentionen des Vortragenden waren und den mündlichen Vortrag überlagerten. Dies hat es zumindest für mich schwer gemacht, dem Vortrag inhaltlich zu folgen.

Manfred Pöckl

MuD, Ringvorlesung Dr. Matthias Flatscher am 3. 12. 2009


Überlegungen zur Gegebenheit der Welt


Die Vorlesung ist hervorragend dokumentiert durch die Folien von Dr. Flatscher. Daher möchte ich kein Protokoll in Form einer „Abschreibübung“ machen. Edmund Husserl hat angeblich mit seinen Studenten semesterlange Übungen in „phänomenologischen Betrachtungen“ gemacht. Das möchte ich auch versuchen, obwohl ich keine Ahnung habe wie das gehen soll.

Ein Versuch:

Resümee vorab: Zu Beginn war es ganz lustig. Ich bin aber sehr schnell an unüberwindbare Grenzen gestoßen. Dann wurde es mühsam und anstrengend. Meine Befindlichkeiten hab ich rot markiert.


Räumliche Dimensionen: quaderförmig, 24x17x1 cm,

6 Seitenflächen: Vorderseite (24x17 cm), Rückseite (24x17 cm), linke Seite (24x1 cm), rechte Seite (24x1 cm), Oberseite (17x1 cm), Unterseite (17x1 cm)

Oberflächenbeschaffenheit: Vorderseite: fest, glatt, dunkelblau als Hauptfarbe, 14 hellblaue Schriftzeichen, 48 weiße Schriftzeichen, 7 rote Schriftzeichen, Faksimile eines historischen Textes in rot, Aufkleber in rot und weiß mit 16 weissen Schriftzeichen und 8 roten Schriftzeichen

...oh Gott, mit dem Buchstabenzählen hab ich was begonnen.... das halt ich nicht durch....

Rückseite: fest, glatt, dunkelblau als Hauptfarbe, Text in weißer Schrift, weißer Aufkleber mit schwarzer Schrift und Balken linke Seite: fest, glatt, dunkelblau als Hauptfarbe, Text in hellblauer und weißer Schrift rechte Seite: weiß, fest, rau, spaltbar mit bloßen Händen Oberseite: weiß, fest, rau, spaltbar mit bloßen Händen Unterseite: weiß, fest, rau, spaltbar mit bloßen Händen

Akustik: es macht von selbst keine Geräusche

….ich habe es aber nur ein paar Stunden beobachtet....

Geruch: alle 6 Seiten sind weitestgehend geruchlos, der schwache Geruch ist für mich nicht definierbar

Geschmack: alle 6 Seiten sind geschmacklos

...ich hab nur leicht geleckt, abgebissen hab ich nicht!.....

Innenflächen: Durch die leichte Aufspaltbarkeit an Oberseite, rechter Seite und Unterseite kann man neue Oberflächen („Innenflächen“) erzeugen. 89 Innenseiten sind möglich. Die Innenseiten sind durchgehend weiß mit meist schwarzer Beschriftung. In der Mitte der Innenflächen ist ein Falz. Die äußeren Ränder und der Bereiche um den Falz sind nie beschriftet – ca. 2 cm breit. Die Innenflächen haben die doppelte Fläche der Vorder- bzw. Rückseite. Die Innenflächen sind etwas rauer als die Vorderseite. Die Innenflächen sind links und rechts unten fortlaufend nummeriert. Die Innenseiten nehmen leichter Flüssigkeiten auf als die glatten Aussenseiten. Durch die Flüssigkeitsaufnahme kann sich die Farbe ändern.

Elastizität: Als ganzes ist eine leichte elastische Verformbarkeit (scheinbar) möglich. Stark anisotrop.

Plastizität: Plastisch verformbar als ganzes nur nach starker Krafteinwirkung. Einzelne Flächen sind leicht faltbar.

Festigkeit: Es ist zerreissbar mit bloßen Händen. Allerdings nicht als ganzes, sondern nur aufgespaltet auf einige Innenseiten. Zerschneiden mit einer handelsüblichen Schere ist ebenso möglich.

Härte: Die Oberflächen sind ritzbar mit dem Fingernagel (d.h. nach Mohs etwa 2).

Oxidationsbeständigkeit: Bei Raumtemperatur und geringer Luftfeuchtigkeit durchaus langlebig (d.h. viele Jahre). Durch offenes Feuer leicht entflammbar.

Elektrische Eigenschaften: nicht leitend

Magnetische Eigenschaften: nicht magnetisch

Gewicht: keine geeignete Waage verfügbar. ca. 0,25 kg

...ich gebe auf...

Es ist das Buch: Alfred Dunshirn, Griechisch für das Philosophiestudium, facultas.wuv, 2008

Ich hätte gerne ein Feedback wie man ein Buch phänomenologisch besser beschreiben kann, bzw. was bei meinem Versuch gänzlich schief gegangen ist.


Nachtrag am 15. 12.:

Mir war unmittelbar klar, dass ich kläglich gescheitert bin. Um aus dieser Krise noch vor Weihnachten wieder raus zu kommen, habe ich sofort Dr. Flatscher kontaktiert mit der Bitte, mir Tipps zu geben, wie ich mich an das phänomenologische Betrachen laut Husserl am besten nähern kann. Denn faszinierend ist das schon.

Dr. Flatscher empfiehlt:

husserls schriften, auch seine vorlesungen, sind nicht ganz so einfach zu lesen. aber schauen sie sich bitte die einführung zu husserl von dan zahavi (2009) an. zahavi hat auch noch eine ansprechend geschriebene einführung in die phänomenologie geschrieben. sie ist großartig. parallel können sie husserliana bd. 35 (Einleitung in die Philosophie. Vorlesungen 1922/23) und bd. 11 (Analysen zur passiven Synthesis) - speziell wenn sie sich für husserls wahrnehmungsanalysen interessieren – ansehen.

Laura Aricochi

Protokoll zur Ring-VO am 03.12.2009 Prof. Flatscher hat seinen Vortrag über Zugänge der Phänomenologie und Dekonstruktion anhand der Postionen von Husserl und Heidegger in fünf Schritten aufgebaut. 1.Phänomenologie als philosophische Strömung: Wichtige Vertreter dieser Strömung des 20. Jahrhunderts waren Husserl, Heidegger, Sartre und Merleau-Ponty. Die Phänomenologie, die Lehre des Erscheinens ist ein Sichzeigen für jemanden, aber nicht nur was sich zeigt, sondern wie sich etwas zeigt und hier spielt die Erfahrung eine große Rolle. Sie erforscht also Erscheinungsweisen von Seiendem.

2. Edumund Husserl: Flatscher präsentiert kurz die Biographie Husserls, erwähnt wichtige Punkte seiner Laufbahn und auch bedeutende Werke, die ihn sehr erfolgreich gemacht haben. Um was geht es Husserl? Erscheinen wird in einem doppelten Sinne verstanden, nämlich als subjektiver Vollzug (Erscheinen für mich, auch Bewusstsein) und als objektives Vorlieben (Erscheinen von etwas, auch Welt). Beide sind nicht voneinander zu trennen, denn Bewusstsein ist immer Bewusstsein von etwas, immer auf etwas gerichtet und auch das Sichzeigen eines Gegenstandes ist immer auf das Bewusstsein rückgebunden (kein Denken ohne Gedachtes, kein Gesehenes ohne Sehen) Auch ist das Bewusstsein etwas immer schon gewesenes, es ist immer schon draußen bei den Dingen und immer schon offen für Seiendes, d.h. also dass auch ich in unmittelbarer Art immer schon zu Welt gerichtet bin. Ein Wahrnehmungsvollzug ist nie total, ein Gegenstand ist nie vollendes erschlossen, sondern man sieht ihn immer nur perspektivisch, d.h. einen bestimmten Ausschnitt. Aus unterschiedlichen Wahrnehmungen wird aber derselbe Gegenstand wahrgenommen, nur anders, aber dennoch kann man sich den ganzen Gegenstand vorstellen. Dies wird als Synthesis bezeichnet (automatische Verknüpfung verschiedener Akte, immer schon gegeben). Wahrnehmung muss immer eine perspektivische Gegebenheit und eine implizierte Unvollkommenheit haben um als Wahrnehmung bezeichnet werden zu können. Der Wahrnehmung ist nicht eine bloße Repräsentation des echten Dinges zugänglich. Jedes Seiende zeigt sich nie isoliert, es ist immer mehr mitgegeben als das was man sieht und es verweist auch immer auf etwas anderes. Jedes Ding zeigt sich eingelassen in einen Kontext oder Hintergrund, nur dann kann man den Gegenstand als Gegenstand wahrnehmen.

3. Martin Heidegger: Auch bei Heidegger (Schüler von Husserl) stellt Flatscher zunächst seine Biographie vor, bevor auf „Das menschliche Dasein als In-der-Welt-sein“ eingeht. Das Dasein wird als ein „offen sein für…“ verstanden, d.h. das Verhalten ist in gewisser Weise in unserem Selbst gegeben, aber in diesem Selbstverständnis verhalte ich mich immer zu meiner Mit-und Umwelt. Das menschliche Dasein ist immer schon auf die Welt bezogen, ist immer schon draußen in einer entdeckten Welt und nicht nur bei sich. Heidegger konzentriert sich auf einen praktischen und vor-theoretischen Umgang mit dem Seienden, denn jedes Seiende hat eine bestimmte Bedeutung für uns, es ist in einer „Um-zu“-Struktur gegeben (z.B. Flasche um zu trinken). Seiendes haben wir immer schon als etwas verstanden, es ist vor-prädikativ und prä-reflextiv, d.h. es muss nicht interpretiert werden, sondern man nimmt etwas als etwas wahr, selbst unbekannte Geräusche hören wir als Unbekanntes (Als-Struktur, welche unumgänglich ist). Um etwas erfahren zu können muss es in Beziehung zu anderen Dingen stehen, es braucht ein Beziehungsganzes (Hintergrund, welcher z.B. bestimmt ob ein Tische in Esstisch oder ein Altar ist) welches immer schon erschlossen sein muss, z.B. Katheder sehe ich unmittelbar als solches, es muss sich nicht aus isolierten Bestandteilen oder aus irgendwelche Prozessen zusammensetzen, das wäre eine schlechte Interpretation. Und selbst wenn jemand einen Gegenstand nicht kennt, kann er sich aus dem Hintergrund etwas daraus erschließen.

4. Dekonstruktion als philosophische Strömung Hauptvertreter ist der französische Philosophie Derrida, es geht nicht um Destruktion, sondern um Dekonstruktion als Auseinandersetzung mit der Überlieferung. Bewegungen der Dekonstruktion funktionieren nur, wenn sie Strukturen nicht von außen kritisieren sondern von innen her aufzeigen ob oder was nicht funktioniert. Flatscher stellt nun 3 Thesen Derridas vor, nämlich: • Es gibt keine ungeteilte Unmittelbarkeit • Alles was uns gegeben ist, ist in Wiederholungszusammenhängen gegeben • Singuläres Sichereignen und wiederholte Bezugnahme bedingen sich gegenseitig Iterabilität (Wiederholbarkeit) kann man nie restlos kontrollieren oder vollends abschließen, es fällt immer wieder etwas Neues auf und es wird auch nie etwas total identisches wiederholt, d.h. es gibt keine stabile Identität, denn Etwas kann auch immer als etwas anderes verstanden werden. Dies bedeutet also dass die Bedingung etwas zu verstehen die Iterabilität ist (ein Schriftstück ist nur ein Text wenn es wieder gelesen werden kann), aber gleichzeitig ist es eine Bedingung des Unmöglichen etwas restlos zu verstehen, weil sich eine Identität ja permanent verändert, es ist offen für neue Bezugnahmen und kann in jedem Moment vom einen Mal ins andere Mal kippen. Auch gibt es kein 1.Mal, eine Identität generiert sich nicht, sondern wird immer nur als ein anderes verstanden durch die Akte der Wiederholung. Identität ist ständig zu sich unterwegs, nicht vorher gegeben, sondern ein Prozess und sie kann sich immer wieder verändern.


Laura Aricochi 2

Protokoll zur Ring-VO am 10.12.2009

Bildung für alle verursacht Krawalle

Hat den Bildungsbegriff von historischen Wurzeln bis heute und der aktuellen Hochschuldebatte. Er geht von Sokrates aus, indem er zeigt, wie dieser auf Grund von philosophisch wichtigen Fragen wie „Was ist Tapferkeit?“ die den Bildungsprozess ankurbeln sollten, mit seinem Leben bezahlen musste. Platon rehabiliert diesen Störfaktor durch ein bildliches Gleichnis, dem Höhlengleichnis. Es gibt ein oben und ein unten, ein innen und ein außen und die Stufen, das schmerzliche bergauf, verdeutlicht ein Stufensteigen zwischen unterschiedlichen Welten, nämlich den Bildungsprozess. Im Höhlengleichnis nämlich, wenn jemand mit Gewalt nach außen gezogen würde, wäre das sehr schmerzlich, die Sonne würde blenden, aber am Ende würde er erkennen, dass es sich doch gelohnt hat, weil er die Dinge sieht, die als wirkliche angegeben werden. Wenn er dann aber wieder hinunter ginge um die anderen zu überzeugen, würden sie nicht glauben, dass es die Mühe wert war und sie würden ihn ermorden wenn er versuchen würde sie hinaufzuführen. Wer Gebildet werden will und auch andere aufklären will, muss also etwas riskieren, sogar das eigene Leben. Die Aufgabe der Philosophie ist es, die Leute aufzuklären in Hinblick auf Erkenntnisse außerhalb der Welt. Bildung ist eine Doppelbewegung aus Distanzierung und Stufenwechsel. Platon hat ein Bild entwickelt mit zwei Welten, die sich wie Schlafen und Wachen unterscheiden und einen Höhenunterschied, welcher ein Qualitätsaufstieg ist, wer aufsteigt hat eine wertvolle Tätigkeit vollbracht. Die Idealvorstellung ist die Verwerfung einer Welt, was einerseits zu Realitätsverlust, andererseits aber zu einer differenzierten Auffassung von Realität führen kann. Auch im Christentum erfährt Jesus Gewalt bis zum Tode. Er macht auch einen Vergleich mit der Trumanshow. Truman lebt in einer Schattenwelt und hat keine Hilfe um zur Sonne zu kommen, niemanden der ihn hinaufzieht, d.h. die Entwicklung liegt in der Person selbst. Hegel hat in seiner Phänomenologie des Geistes zwei Stimmen: Otto und Sophie. Otto ist zufrieden mit dem was er hat, Sophie ist eine externe Stimme und bringt Spannung hinein. Am Ende vereinen sich die beiden und Sophie bringt Otto durch verschiedene Stufen hinweg. Was Hegel damit sagen will, ist, dass Wissen, welche zuerst oder unmittelbar unser Gegenstand ist(Otto), kann nur selbst unmittelbares Wissen, Wissen des Unmittelbaren oder Seienden sein. Wir haben uns (Sophie) ebenso unmittelbar oder aufnehmend zu verhalten, als nichts Wenn Sophie will, dass Otto Philosoph wird muss sie ihm zuhören und ihn ernst nehmen. Hegel nennt die Bildung, den entfremdeten Geist, man soll nicht glauben, dass etwas richtig ist, nur weil es uns jemand als richtig darstellt. Er nennt die Bildung entfremdet, weil wir oft meinen etwas zu können, weil wir es gelernt haben, auch wenn wir es schlussendlich gar nicht können und wir nur so tun als ob. Man bedient sich einem Geist der nicht der eigene ist und mit dem man sich noch nicht vertraut gemacht hat. Bildung bedeutet durch Schwierigkeiten nach oben zu gelangen.

Frank Fetzer

Zum 03.12.09. Matthias Flatscher. Phänomenologie als philosophische Strömung. Flatscher erläutert die Phänomenologie anhand einiger Thesen von Husserl und Heidegger, den populärsten Vertretern dieser Richtung. Später erläutert er die Dekonstruktion von Derrida. Die Phänomenologie ist die Lehre von Erscheinungen. Es geht um die Erscheinung und Wahrnehmung von Seiendem. Hinter der phänomenalen Welt gibt es keine wahre Welt. Die Wahrnehmung von Seiendem ist nie objektiv, sondern immer mit dem Betrachter verknüpft. Also subjektiv. So gibt es in der Phänomenologie laut Husserl nicht das kantsche Ding-an-sich. Eine Betrachtung einer Erscheinung ist nie identisch mit einer anderen Betrachtung der gleichen Erscheinung durch ein anderes Bewusstsein. Heidegger spricht vom Dasein als Zustand der Offenheit für die Welt. So ist das Dasein durch sein Verhältnis zu seinem eigenen Sein als Seiendes schon offen für die Welt. Durch die Geworfenheit des Daseins ist auch bei Heidegger die Wahrnehmung von Phänomenen eine subjektive. Es gibt keine Wahrnehmung ohne Bedeutung. Etwas wird schon immer als Etwas wahrgenommen. Es ist also durch das In-der-Welt-sein des Seienden sofort ein Erkanntes und nicht ein bloßes Wahrgenommenes. Dekonstruktion ist in erster Linie eine politische Vorgangsweise, die versucht, alle Systeme und deren Hierarchisierung aufzubrechen, da die oft auf widersprüchlichen oder zweifelhaften Philosophemen beruhen. Wirkung heute eher in Kunst oder Literatur nicht in Philosophie.

Zum 10.12.09 Herbert Hrachovec. -Bildung für alle verursacht Krawalle- Prof. Hrachovec erläuterte die Vielseitigkeit des Bildungsbegriffs, die historischen Wurzeln und die Problematik der aktuellen Hochschuldebatte. Sokrates stellt Frage „Was ist...?“ Was ist Freiheit? Was ist Tapferkeit? So enteht eine neue Art Fragen. Platon rehabilitiert Sokrates. Höhlengleichnis stellt Bildung dar. Aus Schattenwelt des Halbwissens hin zu Licht der Wahrheit. Neuer Menschentyp. Probleme des Bildungsprozesses: Neuerung → Widerstand dagegen → Entstehung des Bildungsprozess → Neue und gute Ideen Truman-Show: Truman kann sich nur durch seinen eigenen Verstand aus der Schattenwelt in der er lebt, befreien. Er braucht keine Propheten oder Philosophen. Hegel war der Auffassung, dass das Wissen schon in der Welt sei. An diesem gelte es sich hinauf zu heben. Nichts glauben, nur weil behauptet wird es sei richtig.

Hannes Hentschke,Tom Baerwald

Protokoll zur RV am 10.12

Die Bildung und der Anspruch auf Bildung ist momentan unbestreitbar einer der zentralsten Punkte in der sozial-politischen Debatte. Herbert Hrachovec versucht in seinem Vortrag darauf aufmerksam zu machen, dass bereits im antiken Griechenland, damals besonders durch Platon und dessen Höhlengleichnis das Thema der Bildung eminenten Stellenwert in philosophischen Diskursen erlangt hat. Der Dozent zeigt in seinem „Vorspiel“ jedoch auf, dass Bildung ihren Wert auch am Grad praktischer Umsetzbarkeit zu messen hat.

Ich finde es ausgesprochen gut, dass das Höhlengleichnis als Modell für die Struktur eines gebildeten Geistes in die Vorlesung eingeflossen ist. Ein gebildeter Geist wird seine „Höhle“ immer noch als Teil seiner selbst besitzen, nur wird er nicht so wie der ungebildete Geist darin gefesselt sein. Der Gebildete hat seine „Höhle“ verlassen, um von einer erhellten Warte aus zu behaupten, zufrieden mit dem Schritt aus der Finsternis hinaus ans Licht zu sein. Hrachovec hat diesen Gedanken auf klerikale Ideale gelenkt und Gemälde Jesu Christi präsentiert, um zu zeigen, dass auch im christlichen Glauben eine ontologisch differente Welt (Himmel) existiert in die es überzutreten heißt.

Mit dem Einbringen zweier Filmausschnitte aus der “Truman-show“, die im Prinzip exakt dieselbe Thematik behandelt wie das Höhlengleichnis und die gezeigten Bilder Jesu, will der Dozent wahrscheinlich den Aspekt der Eigeninitiative, Aufopferung und Entsagung in die nicht allzu leichte Aufgabe der Lebenssteigerung durch Bildung andeuten. Es bedarf immer Anstrengung und mitunter rückhaltloser Selbstgefährdung um sich selbst aus der festgefahrenen Eintönigkeit der „Unbildung“ zu entreißen. Ich sehe das so, dass diejenigen die erkannt haben eigenverantwortlich sein zu müssen, um greifbaren Sinngehalt im Laufe ihres Lebens zu erfahren bereits die „Gebildeten“ sind. Denn schließlich ist alles weltliche in der Veränderung begriffen-Veränderung setzt Unbekanntes voraus und das einzige worauf man beim Eintreten in andere, neuere aber doch profane Umstände zählen darf, ist das ICH-und was ist jedem Ich am nächsten? Ich meine es ist die Möglichkeit des eigenständigen Handelns.

Abschließend wurde, abgesehen vom positiven und dem Menschen uneingeschränkt zumutbaren Wert ebenfalls die negative Kehrseite der Bildung angesprochen. Hrachovec ist der Ansicht, dass Bildung Privilegien von gebildeten Menschen folgert und Ungleichheit unter den Menschen schürt. Der Historie und auch der Gegenwart ist dieses erschreckende Phänomen zu entnehmen. Ich will nicht abstreiten, dass es gebildete Menschen sind, die politische, wirtschaftliche oder wie es früher noch stärker zu tragen kam kirchliche Schlüsselpositionen einnehmen. Dem Idealbild von gebildeten Geistern können diese Staatsmänner aber nicht entsprechen, wenn man die politischen Entscheidungen an deren Folgen misst und Zahlen täglich, unschuldig Sterbender angibt. Es muss vielmehr ein Scheinwissen erworben durch Scheinbildung sein, das selbst eminente Persönlichkeiten zu vollends verwerflichen Handlungen führt. Wo kann denn umfassend richtige Bildung erworben werden, wenn nicht in schulischen oder universitären Einrichtungen? Ich will Schulen und Universitäten keineswegs die Erziehung zur „Unbildung“ unterstellen. Trotzdem denke ich, dass es bloß kompromisslerische und auf die gesellschaftliche Tauglichkeit heruntergebogene Versionen von Bildung sind, die man an Schulen und Universitäten aufsaugen kann(ich will hier natürlich auch keine Unwahrheit schreiben, denn schließlich habe ich nicht einmal noch ein gesamtes Semester an der Universität absolviert). Man kann sich höchstens eine abgeschwächte Form von Bildung abholen, dem wahren Gehalt dieses Begriffes wird man sich aber wohl kaum einschreiben können, außer man opfert sein gesamtes Leben für die Bildung an Universitäten. In diesem Fall ermöglicht sich eventuell die Synthese dieser gelebten und gelehrten Form von Bildung und dem abstrakten, individuellen Begriff „Bildung“- diese Bildung erscheint aber bereits im hellsten Licht!

Haidvogl Thomas, L. Philipp

Phänomenologie Vorlesung:

Phänomenologie beschäftigt sich mit Wahrnemung. Wobei dies nicht auf ein bestimmtes wahnemendes Bewussten beschränkt ist. Weiters relativiert die Phänomenologie Subjektivismus und Objektivismus. Als Beispiel man kann sagen das kein Gegenstand in seiner Ganzheit gesehn werden kann (Zeitlicher Kontext bzw perspektivische Wahrnehmung, Auflösung (Vergrößerung)) Die Sprache vereinfacht immer aus einer Perspektive in eine Gesamtheit die so nicht wahrgenommen werden kann.

Inwiefern können „objektive“ Kategorien von Begriffen unsere Wahrnehmung bzw unser philosophisches Denken beeinflussen? In wie weit kann die beschränkte Wahrnehmung auch auf durchscheinende Gegenstände (z.B Wasserglas) zutreffen. Da man bei einem Glas sowohl vorder- als auch Rückseite und Boden aus „fast“ in jeder Perspektive sehen kann.


Bildung für alle Verursacht Krawalle Vorlesung:

In der Vorlesung wurde auf Platons Höhlengleichnis verwiesen (Politeia 514 und folgende Textstellen). Es wurde aufgezeigt das der Vergleich zur heutigen Bildung immer noch aktuell ist. Genauso wurden Dürrers Bilder von Jesus dahin gehend verglichen das Jesus in die Welt (=Höhle) hinab gestiegen ist um die Menschheit zu erlösen (Legitimationsversuch des Christentums). Auch im Film The Trumanshow ist das Höhlengleichnis zu erkennen doch der Antrieb aus der Höhle auszubrechen kommt hier aus der Person selbst. Es war sehr schön es hat uns sehr gefallen!

Angela Strohberger

Spuren meines Denkakts


Hrachovecs Vortrag - eine bildreiche Assoziationskette mit dem Titel: "Bildung für alle verursacht Krawalle", lässt mich fragend zurück. Wo wollte er hin? Wo bin ich gelandet? Und was hat das miteinander zu tun?


Die Stufen in eine andere Welt besteigen. Hinaufgezerrt hat er mich nicht, der Herr Hrachovec. Eher schon gelockt, in eine vielfältige, unzählige Nischen ausbildende philosophische Welt, die noch dazu mit dem Banalen des Alltags verbunden werden kann. Das sagt er nicht explizit. Es ist einer meiner Schlüsse, die ich für mich einmal gezogen habe.


Weil ich das Gefühl habe, mit einer unüberschau- und unüberdenkbaren Komplexität konfrontiert worden zu sein, rekapituliere ich erst einmal meine Erinnerungssplitter:

Hrachovec nimmt Bezug auf Sokrates, Platon, Hegel und Adorno. Wir sehen hell-dunkel Kontraste, Ausschnitte aus der Truemanshow, Kunst (Osterspaziergang; Faust: "Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein") und Konsum (Sackerl mit der Aufschrift: "Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein"), Hrachovec' Internetprojekte, ein Logo für soziales Wohnen, ein Foto von einem Seegrundstück...


Hrachovec bietet meines Erachtens keinen stringenten Gedanken oder ein auf einen Kern reduzierbares System. Vielmehr hat er nach meiner Interpretation ein Netz aufgespannt, das an verschiedenen Stellen verschieden dicht gewebt ist. Assoziationen, die sich mehr oder weniger aufeinander beziehen und allein durch ihn selbst ihren Zusammenhang bekommen.

Wo er hinwollte, erschließt sich mir nicht zwingend. Es lässt sich für mich nur implizit ableiten. Ich schlussfolgere, Hrachovec stellt keinen Anspruch auf Wahrheit, keinen Anspruch auf Wissen, sondern lädt zum Denken ein.

Also hake ich ein und knüpfe mein eigenes Netz. Die Hrachovec'schen Worte und Bilder kurz gefasst klingen in meinem Mund so: Bildung als Kampf, als Gezerre, als Entschluss, als Getrieben-Sein. Um ans Licht zu gelangen, um aufsteigen zu können, um sich aus Fesseln zu lösen, um Kontraste zu schärfen, um sich zu verändern. Was möchte ich davon schlucken und im Hegel'schen Sinne verdauen, um mich nach Hrachovec zu transformieren?

Dazu möchte ich erst einmal klären: Wo bin ich gelandet?

Ich denke an die aktuelle Bildungsdebatte, die Macht und Vieldeutigkeit von Bildern wie auch Begriffen, Idealisierungen, Schwarz-Weiß-Malerei, Privilegien, Veränderungen.


Was hat das mit dem Vortrag zu tun? H. hat für mich anschaulich demonstriert, wie er mit Fragestellungen umgeht. Die deutlich individuelle Vorgangsweise führt mich zum Schluss, dass die Art Philosophie zu betreiben sehr persönlich ist. Die Art zu philosophieren ist nicht zwingend vorgegeben oder gar nur aufs Lesen beschränkt. Vielleicht führen unterschiedliche Arten zu philosophieren zu unterschiedlichen Fragen?

Um zu meiner Frage zurückzukehren: Wo ist die Verbindung zwischen Hrachovec' Vortrag und meinen Gedanken?

Ich bin mit durch den Vortrag erst wieder dort hingekommen, wo ich mich vorher schon befunden habe. Dennoch hat sich etwas verändert: mit meiner Interpretation sehe ich auch deutlich die eigene Fragestellung und die eigene Vorgangsweise als formgebend für das Philosophieren. In Bezug auf die Bildung und die Debatte, wird für mich spürbar - denkbar, dass eine Auseinandersetzung mit dem Begriff eine intensive Beschäftigung verlangt, um eine Transformation zu ermöglichen und um nicht nur einen Zweck zu erfüllen. Allzu einfach lässt es sich mit Worthülsen klimpern, und ehe man sichs versieht, stimmt man mit ein, in der Meinung, den ganzen Inhalt zu bewegen.


Moritz Homola

Zur Vorlesung zur Phänomenologie von Prof. Flatscher und zur Phänomenologie selbst fehlt mir leider jeglicher Zugang auf Grund von null (0) Hintergrundwissen und absolut keinen Ansatzpunkten die es mir ermöglichen irgendeinen Gedanken sinnvoll weiterzuführen oder zu sinngebenden Schlüssen zu gelangen. Daher hatte ich nach langem Versuchen immer noch keine Chance irgendetwas zu Papier zu bringen, dass auch nur annähernd in die Nähe von etwas wie einem kohärenten Bild kommt. Demnach muss ich mein Kommentar zu Prof. Flatscher leider auslassen, da ich eine reine Inhaltszusammenfassung hier für fehl am Platz halte, und hoffe in der Übung noch etwas mehr über die Phänomenologie zu erfahren.


Prof. Hrachovec begann seine Vorlesung unter dem Motto "Bildung für alle verursacht Krawalle" Dadurch wollte er uns, denke ich, einen Zugang dazu bieten, dass Fortschritt oft Unstimmigkeiten und Ärger mit sich bringt. Das begann er anhand des Höhlengleichnisses zu erörtern. Das Höhlengleichnis eignet sich gut um Verhältnisse und Gedanken über innen/außen oder dunkel/hell zu illustrieren und die Erkenntnis zu gewinnen, dass das was man sieht, wahrnimmt oder glaubt zu erkennen bzw. erkannt zu haben in höchstem Maße davon abhängt aus welcher Perspektive man es betrachtet und wie viel bzw. viel wichtiger was man über die zu erkennende Sache weiß oder vermutet. Dieses 'Hintergrundwissen' und die Vermutungen und Schlüsse die wir daraus ziehen ist es, dass mehr oder weniger die Perspektive bestimmt aus der wir die Sachen betrachten. Um neues zu erreichen, zu erkennen oder einfach voranzuschreiten müssen wir "aus der Höhle herausschreiten", sprich uns von uns selbst distanzieren, um eine andere Perspektive zu erlangen und unser vermeintlich Gewusstes korrigieren oder aber festzustellen, dass die eigene Perspektive durchaus zu etwas führen könnte. Im Fall des wirklichen "eingesperrt Seins", wie in der Höhle, findet man sich nun in einer doch ziemlich beschränkten Welt vor, über die es nicht leicht ist hinauszublicken und sich davon zu distanzieren, da sich viele Dinge als eindeutiger gestalten als sie letztendlich sind. Die neuen Eindrücke aus der anderen Perspektive können dann zu einer Auskopplung und in Folge Neuordnung der Konzeption von einem führen und durch Widersprüche zum vorher Angenommenen zu neuer Erkenntnis und Fortschritt führen. Mit dem "Neuen" steigt man dann förmlich wieder zurück in die Höhle hinunter und versucht die anderen "vormals Mitbeschränkten" an "dem Neuen" teilhaben zu lassen. Das kann sich als durchaus gefährlich gestalten, da die anderen mit ihrer beschränkten Perspektive ja eigentlcih ganz gut zu recht kommen und das "Neue" als Angriff auf all ihre Werte sehen könnten oder einfach Angst haben die Schlüsse, die das ganze, von ihnen für wahr gehaltene, über den Haufen werfen würden, zu ziehen. Und hier lokalisiert Prof. Hrachovec nun die Aufgabe der Philosophie. Nämlich einerseits darin: "Die Leute in ihren Ketten bezüglich einer Erkenntnis außerhalb der eigenen beschränkten Welt aufzuklären" und andererseits "mit der Philosophie in die 'gute und richtige Welt' in der wir selber sein wollen zu gelangen."


Weger, David 1

Ring-VO Matthias Flatscher, 03.12.2009

Siehe auch: http://homepage.univie.ac.at/matthias.flatscher/RVoHp.pdf

Die Folien bilden eine exzellente Erklärung, daher hier nur eine verkürzte Wiedergabe, auch mit der Idee, dass das „Abschreiben“ mir den Inhalt selbst noch einmal ins Gedächtnis ruft:

Die Phänomenologie ist die Lehre vom Erscheinen. Ihre Entwicklung als eigenständige Disziplin beginnt im 20. Jahrhundert durch Edmund Husserl. Weitere namhafte Vertreter sind Martin Heidegger, Jean-Paul Sartre und Maurice Merleau-Ponty.

Husserl

Ein Objekt erscheint einem Subjekt. Die Phänomenologie untersucht hier insbesondere wie dies geschieht. Bewusstsein ist somit immer auf etwas gerichtet, es ist immer schon draußen bei den Dingen. Der Subjekt-Objekt Dualismus wird verneint – was nicht heißen soll, dass die Idee des Objekts aus dem Subjekt selbst kommt!

Die Differenz zwischen Wahrgenommenen und Wahrnehmung zeigt sich darin, dass bei unterschiedlichen Wahrnehmungsakten derselbe Gegenstand anders wahrgenommen werden kann. Wir sehen das Wahrnehmungsding immer nur perspektivisch in Abschattungen, es ist uns niemals vollends erschlossen. Andernfalls ist es keine Wahrnehmung.

Husserl postuliert: Es gibt keine wahre Welt hinter der phänomenalen!

Wenn wir einen Gegenstand sehen so meinen wir auch immer nicht-wahrgenommenes mit (z.B. Rückseite des Laptops). Es wird eine Synthesis vollzogen. Zudem scheint der betrachtete Gegenstand trotz Perspektivenwechsels eine gewisse Identität zu behalten, was per se tatsächlich ziemlich erstaunlich ist. Das Wahrgenommene wird von uns in einen räumlichen und zeitlichen Kontext gesetzt (und zwar schon immer).

Heidegger

Das menschliche Sein versteht sich immer schon als sich in einem Mit- und Umweltverhältnis befindlich. Heidegger priorisiert den praktischen und vor-theoretischen Umgang mit Seiendem (das theoretische Welterkennen sei lediglich ein folgender Modus).

Was wir wahrnehmen erfassen wir in einem Bedeutungs-/Umgangszusammenhang: „Um-zu“, Als etwas. Die Flasche ist ein Trinkwerkzeug. Wir hören nicht Schallwellen sondern z.B. Hundegebell oder Straßenlärm, alles besteht mit Hintergrund. Wenn wir den Hörsaal betreten sehen wir schlagartig das Katheder sowie das Katheder in seinem Kontext, wir setzen nicht erst Teile zusammen. (Natürlich kann der Hintergrund je nach „Herkunft“ des Betrachters variieren, ein Außenstehender mag das Katheder in einen anderen Kontext setzen –z.B. sieht er ein Lehrerpult).

Derrida: Dekonstruktion

Ziel ist nicht eine Zerschlagung der Tradition, sondern eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Überlieferung. Die Dekonstruktion muss von „innerhalb der Strukturen“ agieren. Butler bedient sich hier z.B. Derridas Thesen wenn sie versucht die Tendenz zur Hierarchisierung Mann > Frau zu entlarven.

Derrida spricht von Wiederholungszusammenhängen des uns Gegebenen. Singuläres Sichereignen und wiederholte Bezugnahmen schließen sich allerdings nicht aus, sondern bedingen sich gegenseitig. Die Identität des Wahrgenommenen konstruiert sich aus der Iteration (Wiederholung). Weder Ich noch Kontext können das Wie dieser Wiederholung vollends kontrollieren oder abschließen.

Die von der Phänomenologie postulierte Als-Struktur ist nicht stabil. Identitäten (etwas als etwas) liegen nicht fertig vor, sondern sie generieren sich nur und immer wieder (anders) in der Zeit aus diesen Akten der Wiederholung.


Abschließend kann ich vermerken froh zu sein die Chance erhalten zu haben vor seiner Abreise noch einem Vortrag des Herrn Flatscher beiwohnen zu können. Derrida bereitet mir leider noch etwas Kopfzerbrechen, dies mag sich bei näherer Beschäftigung jedoch geben (bzw. noch intensiver werden). Was ich noch nicht ganz begriffen habe ist inwiefern sich die Phänomenologie mit der Frage beschäftigt ob etwas was wir sehen wirklich existiert. Flatscher meinte „Wir können streiten, was wir wahrnehmen, nicht, dass wir wahrnehmen.“ und, dass es keinen Sinn mache von „Etwas“ zu sprechen wenn es niemand wahrnimmt. Damit scheint mir die Phänomenologie zumindest vorerst jedoch nicht unbedingt konträr zu anderen philosophischen Strömungen die die Frage des absoluten Seins behandeln zu stehen, sondern diese einfach nur als unwichtig abzutun. Angenommen ich hätte Herrn Flatscher während des gesamten Vortrages mit einem Hut auf dem Kopf gesehen so wäre ein Subjekt-Objekt Bezug gegeben, ob es diesen Hut aber wirklich gibt wäre eine vollkommen andere Frage. In diesem Sinne begrüße ich die Praxis-Bezogenheit des Phänomenalismus, verstehe allerdings noch nicht ganz inwiefern er die auf einer anderen Ebene behandelte Frage nach Sein/Wahrheit negieren kann. Zudem: Ein Argument Flatschers war (hoffentlich sinngemäß), dass wir ja nicht zu schauen bräuchten wenn alles Solipsismus wäre – aber: woher weiß ich überhaupt, dass ich schaue?

Weger, David 2

Ring-VO Herbert Hrachovec, 10.12.2009

Siehe auch: http://philo.at/wiki_stuff/Bildung-Ringvorlesung.ppt

Titel: Bildung für alle verursacht Krawalle

Hrachovec arbeitet in dieser Einheit der Ring-Vorlesung intensiv mit bildhaften Beispielen, namentlich sind das unter anderem Kaufhaus, Höhle, Truman Show, Seengrundstück.

Die Korrektur einer Kassiererin, welche falsches Wechselgeld ausgegeben hat, mit den Worten: „Das wollen Sie mir nicht geben.“ dient gleichermaßen als Einstieg in eine Situation in der sich eine Person selbst in belehrender Weise auf eine höhere Ebene stellt, wie auch als erste Hinführung zum Begriff „Bildung“ (welche durch die Gesellschaft erfolgt ist und sich zumindest bedingt für die eigene Reaktion verantwortlich zu zeichnen scheint).

Hrachovec hat die Frau aufgeklärt, wofür sie ihm dankbar ist. Nicht so glimpflich davongekommen ist Sokrates den man wegen Querulantentums und Asebeia zum Tode verurteilt hat. Rehabilitiert wurde er von Platon, im Sinne der Thematik des Vortrages hebt Hrachovec hier das Höhlengleichnis aus der Politeia hervor.

Nach dem beschwerlichen (erzwungenen) Aufstieg ans Licht (dem Bildungsprozess) kann der „Erleuchtete“ zuerst nur schlecht sehen. Hätten sich seine Augen jedoch einmal an die Oberfläche gewöhnt, so würde er sich in der Höhle nicht mehr hinreichend zurechtfinden und auf starke Abneigung seitens seiner früheren Freunde stoßen. Diese Ablehnung führt im Höhlengleichnis bis zu seiner Ermordung. Zu akzentuieren ist eine Innen/Außen (bzw. Unten/Oben) und Dunkel/Licht Symbolik. Wichtig ist auch, dass Bildung (Paideia) als ein Qualitätsaufstieg verstanden wird.

Hrachovec postuliert an dieser Stelle: Bildung ist eine Doppelbewegung aus Distanzierung und Stufenwechsel. Die sokratische Polemik sei ein möglicher erster Schritt zur Verwerfung überkommener Anschauungen. Anschließend müsse eine Einbürgerung wirklichkeits-ferner Prinzipien erfolgen. Sich zu bilden ist beschwerlich und birgt Risiken, man unterliegt mehrfacher Gewalt und selbst wenn man Erfolgt hat, so sind die Aussichten, dass man Gehör findet sehr gering. Dennoch sei es Ziel der Philosophen „die Angeketteten aufzuklären“.

Der Vortragende sieht hier Analogien zu einer Verklärung der Thematik durch z.B. die katholische Kirche und stellt Sokrates Christus gegenüber.

Ebenso: Die Truman Show. Der Mensch als rätsellösendes Wesen entdeckt einen Fehler in seiner Höhle/Welt und findet (in diesem Fall entgegen des Bestrebens „Gottes“) heraus. Sein Aufstieg ist ein selbst erstrittener.

Hegel wird anhand eines „Otto – Sophie“ Beispiels verdeutlicht. Otto Normalverbraucher ist zufrieden mit dem was er hat, (Philo)Sophie ist sein lockender, rufender Guide nach Oben. Zunächst ist sie extern zu Otto und Otto ist ihr Gegenstand, letztlich werden beide sich jedoch vereinigen. Damit dies gelingen kann, muss Otto ernst genommen und direkt an der Ebene des Wissen des Unmittelbaren oder Seienden angesetzt werden. Ebenso kritisiert Hegel die praktische Umsetzung der Bildungsidee, welche oftmals mehr Schein, Spezialisation und bloßes Kopieren fremden Gedankenguts zu sein scheint.

Zudem werden einige kurze Kommentare verschiedener Philosophen zum „Begriff der Bildung selber“ zitiert, z.B.:

Adorno: „An ihm partizipieren nur noch, zu ihrem Glück oder Unglück, einzelne Individuen, die nicht ganz in den Schmelztiegel hineingeraten sind, oder professionell qualifizierte Gruppen, die sich selbst gern als Eliten feiern.“

Höffe: „In der Antike heißt frei, wer sein Leben nicht auf den Tausch funktionaler Beziehungen verkürzen lässt, es vielmehr um seiner selbst willen führt. In diesem Sinn sensibilisieren die Philosophie und die Geisteswissenschaften für Dinge, für die sich auch unter Verzichten zu engagieren lohnt, für so wesentliche Dinge wie Gerechtigkeit und Moral, wie Literatur und Musik, wie bildende Kunst und Architektur, nicht zuletzt für das eigenständig-kritische Denken, die Philosophie, selbst.“

Liessmann: „... scheint 'Bildungslosigkeit', also der Verzicht auf verbindliche geistige Traditionen und klassische Bildungsgüter, zu einer Tugend geworden zu sein ....“

Für alle Kommentare siehe die PP-Folien, hervorgehoben wird jedenfalls die nostalgische Idealisierung der Bildung sowie die Warnung vor einem Verfall des Bildungswertes.

Im Abschnitt „Mäuse“ wird ein Bub der seinen Weg „in den Computer“ noch nicht gefunden hat und in der Unmittelbarkeit feststeckt einem Mädchen welches bereits von „Außen hineinschaut“ (und durch Erkennen der Funktionsweise quasi eine neue Ebene/Sichtweise gewonnen hat) gegenübergestellt.

Abschließend weist Hrachovec durch die Metapher eines Seegrundstücks darauf hin, dass es zwar rechtens sei die Chance auf eine produktiv gestaltbare Zukunft einzufordern, die Vorstellung, dass der Bildungsprozess Idylle produzieren könnte, sei jedoch überzogen. Der „Bildungserwerb“ sei per se vor allem ein (beschwerlicher) Selbstprozess.

In der anschließenden Diskussion werden unter anderem die Fragen aufgeworfen ob der Prozess der Bildung nicht ein kontinuierlicher sei und ob es überhaupt wünschenswert ist, dass alle Menschen gebildet sind (im Sinne gesellschaftlicher, insbesondere kapitalistischer Strukturen) bzw. inwiefern das Individuum „nach“ der Bildung letztlich besser dasteht.

Eigener Kommentar (teils, um dem Beispiel Hrachovec ein wenig zu folgen, Zitate aus Philosophie und Literatur):

Gerade der letzte Punkt scheint oft etwas außen vor gelassen zu werden bzw. vorrangig in theoretischer Hinsicht, wenig jedoch in pragmatischer Herangehensweise durchleuchtet zu werden. Zudem neigen die Meinungen unterschiedlicher philosophischer Schulen hier zu divergieren. Dies gilt sowohl für die Ziele die sie für den Menschen sehen, als auch für die Rolle die Bildung dabei zu spielen hat.

Kant zum Beispiel stellt in seiner „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ fest, dass ein kultivierter, vernünftiger Mensch mitunter neidisch auf „den gemeinern Schlag der Menschen, welcher der Leitung des bloßen Naturinstinkts näher ist“ werden kann. Er sieht in der Vernunft zwar eine Instanz die genutzt werden muss, der Glückseligkeit bringt sie einen jedoch nicht näher (sie ist aber auch nicht Ziel, vielmehr ist es die Pflicht des Menschen sich der ihm gegebenen Vernunft zu bedienen).

Bei Epikur hingegen ist die Bildung der Eudaimonie und dem Sinnlichen deutlich untergeordnet und die große Wissbegier des Menschen stellt eigentlich mehr ein Hindernis dar, welches es zu überwinden gilt. „Jede Bildung fliehe, mein glücklicher Pythokles, mit gespannten Segeln.“ „Der Tod betrifft uns nicht. Solange wir da sind, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, sind wir nicht mehr.“ (zitiert nach Metzler Philosophen Lexikon, so ähnlich auch bei anderen Themen). Achtung: Der genaue Stellenwert der Bildung bei Epikur mag natürlich dennoch diskutiert werden.

Bei Aristoteles streben vereinfacht gesagt alle Menschen nach dem Guten – wenn dies nicht gelingt, so wissen sie es nicht besser. Hier ist die Bildung essenziell um sie zu belehren und die Selbstkontrolle zu üben.

Bei Mill können die mächtigen und einflussreichen Menschen mehr zur allgemeinen Nützlichkeit beitragen. Auch sind es die „Erfahrenen, deren Urteil über die höhere oder niedrigere Qualität einer Lust von Bedeutung ist.“

„Ein solcher Mensch wird, so Mill, „der Lebensweise entschieden den Vorzug geben, an der auch [seine] höheren Fähigkeiten beteiligt sind“ (U 29). Denn: „Kein intelligenter Mensch möchte ein Narr, kein gebildeter Mensch ein Dummkopf, keiner der feinfühlig und gewissenhaft ist, selbstsüchtig und niederträchtig sein – auch wenn sie überzeugt wären, daß der Narr, der Dummkopf oder der Schurke mit seinem Schicksal zufriedener ist als sie mit dem ihren.“ (U 29) Ein „höher begabtes Wesen“ will auf keinen Fall „in jene Daseinsweise absinken [...], die es als niedriger empfindet“ (U31) --> Unterscheidung von Freude/Glück und Zufriedenheit: „Es ist unbestreitbar, dass ein Wesen mit geringerer Fähigkeit zum Genuss die besten Aussichten hat, voll zufrieden gestellt zu werden, während ein Wesen von höheren Fähigkeiten stets das Gefühl haben wird, dass alles Glück, das es von der Welt, so wie sie beschaffen ist, erwarten kann, unvollkommen ist.“ (U 31f.)

Zu berücksichtigen, „daß Mill mit diesem Begriff [...] sehr starke Anforderungen verbindet, so daß eigentlich nur das Glück der ‚Gebildeten‘ zählt, während das Glück eines einfachen, ungebildeten Menschen der falschen Zufriedenheit eines Narren assimiliert wird“ (Wolf 1992, 62)

Weitere Stichworte: Selbstachtung, Unabhängigkeit durch Bildung

(Zitiert aus den Unterlagen zur Einführung in die praktische Philosophie – Weiberg)

Wie also kann der Zweck der Bildung genau ausformuliert werden? Angenommen Lustgewinn/Glückseligkeit sind nicht unser Ziel, was dann? Worauf läuft alles letztlich hinaus wenn wir der – nach Kant – Pflicht den uns gegeben Verstand zu nutzen hinreichend nachkommen? Kann Bildung Selbstzweck sein?

"What do we do, now that we are happy?" (Beckett, Waiting for Godot)

Fairerweise muss man festhalten, dass die Glückseligkeit nicht als Punkt gesehen werden muss den man einmal erreicht und dort stehen bleibt – und das wurde sie ja auch nicht durchgehend. Verhält es sich mit der Bildung ähnlich?

Ein weiterer möglicher Kritikpunkt ist, dass diese Idee der „Aufklärung durch einen bereits Gebildeten“ ein wenig wie zwangsmissionieren klingt. Die Frage wie man sich das Recht erwirbt die eigene Situation als besser als die eines anderen einzustufen und diesen „zu seinem eigenen Wohl, eventuell gegen seinen eigenen Willen“ belehren zu wollen muss aufgeworfen werden. Genauso wie es mit Skepsis betrachtet werden kann, wenn beispielsweise eine Glaubensgemeinschaft versucht Atheisten oder Agnostikern ihre Ideale aufzudrängen, so muss dies auch umgekehrt kritisch beäugt werden.

Auch wenn eine Rechtfertigung vorliegt und die „Aufklärung“ „behutsam“ vorgenommen wird (z.B. vorerst nur durch Hinterfragen wie bei Sokrates), so scheint es Situationen zu geben in denen der Nutzen dieses Unterfangens in Frage gestellt werden kann. Was hat z.B. ein alter, vor dem Tod stehender Mensch davon wenn ich ihm vermittle, dass es vielleicht keinen Gott gibt? Wieso sollte ich diesen Menschen nicht kritiklos bei seinem Glauben belassen, wenn es ihn glücklich macht/ihm Halt gibt?

Ein etwa extremeres Beispiel: Ein (Ein)Siedler in Alaska mag weitestgehend völlig unabhängig und zufrieden sein Leben führen. Er beherrscht sicherlich Techniken die man mit dem Handwerk in Verbindung bringen würde, kann jedoch davon abgesehen vollkommen ungebildet sein. Es scheint mir ad hoc nicht haltbar zu sein, zu behaupten, dass es diesem Menschen besser gehen würde wenn man seinen Horizont erweitern würde. Um es noch krasser zu formulieren: Wenn wir könnten würden wir vielleicht auch Tiere belehren, aber ist diese Einstellung nicht vermessen? Analog zu Mill („Es ist besser, ein unzufriedener Mensch zu sein, als ein zufriedenes Schwein.“): Der blutrünstigste Hai ist vielleicht unschuldiger als der gebildete Mensch.

Um einen Ausspruch Augustinus sinngemäß wiederzugeben (zitiert nach der VO-Mitschrift von Professor Dethloff, da mir derzeit keine schriftliche Quelle vorliegt): „Es ginge mir besser, hätte ich nie von Demokrit gehört“ (in Bezug auf dessen Atom-Theorie). Dies mag zwar nicht unbedingt in dem von mir gesetzten Kontext gedacht worden sein, soll aber als Beispiel für die Frage dienen: Inwiefern verbessert sich unser Leben wirklich wenn wir mehr wissen?

In theoretischer Hinsicht heißt das: Stehe ich nach der Destruktion aller Mythen und Götter wirklich so viel besser da? Die Philosophie ist exzellent darin Konventionen und Paradigmen zu unterwandern, in konstruktiver, aufbauender Hinsicht, ist sie tragischerweise oft nicht so schnell. Bildung kann tatsächlich den Zusammenbruch einer Welt bedeuten. Und dann?

In der Praxis: Geht es mir besser wenn ich weiß bzw. hinterfragen kann wie viel auf der Welt falsch läuft (oder wie viel besser es mir gehen könnte)? Wenn ich alles demontiere, woran kann ich dann letztlich noch glauben? Ich bin ein großer Fan des Sokrates, aber ich hätte ihn auch nicht gemocht... Interessant wäre es vielleicht auch die intensive Nutzung des Mythos durch Sokrates/Platon einmal unter diesem Aspekt zu betrachten. In Phaidros machen sich die beiden (möglicherweise nicht ohne eine gewisse Doppelmoral) über diejenigen lustig die notorisch/pathologisch versuchen mythische Konstruktionen mittels rationaler Erklärungen zu zerschlagen.

Zweifelsohne haben wir in den letzten 2500 Jahren sehr viel Freiheit gewonnen und in vielerlei Hinsicht kann man die Situation des Individuums tatsächlich zurecht als besser beurteilen. Allerdings scheinen wir durchaus auch einige Dinge unwiederbringlich verloren zu haben. Denn wer einmal „gesehen“ hat kann nicht mehr so einfach zurück – genau wie im Höhlengleichnis. (Natürlich mit Ausnahmen, es mag auch vorkommen, dass der Gebildete nach Alaska emigriert oder sich in einem Beruf wohlfühlt der zumindest unmittelbar wenig intellektuelles Engagement erfordert). Truman hat leider keine Gewissheit, dass die Welt außerhalb seines Sets besser ist.

Anhand des Alaska-Beispiels scheint sich zu zeigen, dass Bildung ein durch die Gesellschaft konzipierter Begriff ist und vorrangig hier von Wert ist, nicht zuletzt auch weil der Inhalt der Bildung natürlich durch das Kollektiv erst entsteht. In der Gesellschaft gibt es aber immer auch Schichten und wie Hrachovec in seinem Vortrag richtig bemerkt, können nicht alle ein Seegrundstück haben. Wenn die reellen Chancen aufzusteigen nicht gegeben sind so wird der Nutzen der Bildung relativiert. Perspektivenlosigkeit führt zu Reibungen, ob mit Bildung oder ohne.

„ B: We never told the truth in this house. [....] „B: I stole myself out of every good job since high school! W: And whose fault is that? B: And I never got anywhere because you blew me so full of hot air I could never stand taking orders from anybody! That’s whose fault it is!”

(Arthur Miller, Death of a Salesman – ein dunkles Werk für eine der dunkleren Seiten der Gesellschaft.)

Dennoch natürlich: Bildung kann die eigenen Aussichten verbessern (und für eine fruchtbare Grundstimmung in einer Gesellschaft sorgen). Allerdings: Von dieser Art der Bildung (nämlich derjenigen die mehr Richtung Karriere tendiert, also der – um sie mit einem der Ausdrücke der Protestbewegung zu belegen- „Ausbildung“), ist hier ja eigentlich gar nicht die Rede. Ist es vielleicht leichter sich in die Gesellschaft zu integrieren wenn man (bis zu einem gewissen Grade) ungebildet ist? Falls Bildung weder immer förderlich noch von jedem gewünscht wird – wäre es dann nicht tatsächlich besser, sie als etwas anzusehen das der Einzelne erstreben und sich holen muss (selbstverständlich mit der gegebenen Chance dies zu tun)? Auch insofern also: Ein Selbstprozess.

Desweiteren: Wenn Bildung durch zu konkrete Inhalte und Spezialisierung zur Ausbildung wird, gibt es die Bildung dann überhaupt oder ist sie nur ein Ideal? Verhält es sich mit ihr wie mit der Seinsfrage oder den ethischen Systemen – sobald sie inhaltlich konkret definiert oder in Hinsicht auf empirische Komponenten und „reale“ Begebenheiten umgesetzt werden soll, kommt es zu Komplikationen?

Ein Wort zur Hinrichtung des „Erhellten“ im Höhlengleichnis. Gerade in der wissenschaftlichen Philosophie sind Methode und Weg bzw. die Nachvollziehbarkeit mindestens genauso relevant wie das Ergebnis. Unter anderem dadurch definiert sich eine Wissenschaft ja. Bei der Abneigung gegen den Messias handelt es sich nicht zwangsläufig um eine Idiosynkrasie der Dummen gegen Bildung, tatsächlich würden die Philosophen nicht weniger laut schreien wenn jemand direkt mit dem Ergebnis auftaucht. Jemand der nach unten steigt und sofort ruft: „Oben scheint die Sonne!“ hat sich auch gegen die Idee der Wissenschaft versündigt. Hier scheint es mehr um Glauben zu gehen – insofern ist die Analogie zu Jesus gut gesehen. Dass man nun sagen kann, das Steigen der Stiege wäre die nachvollziehbare Methode bzw. diese eigentlich von Hrachovec als Gleichnis zum Bildungsprozess gesehen wurde, ist mir natürlich durchaus bewusst. Die etwas andere Auslegung soll das Problem das sich ergibt wenn zu intensiv mit Bildern gearbeitet wird ansprechen (was nicht heißen soll, dass mir der unkonventionelle Vortragstil nicht zugesagt bzw. mich inspiriert hat – ganz im Gegenteil, wie ich beim Schreiben dieser Zeilen bemerke!). Ein Vorteil der Bilder mag übrigens die Verwendung für die Mnemotechnik sein. Respekt an Herrn Hrachovec übrigens auch dafür, dass er eine anschließende Diskussion ermöglicht hat.

Zum Abschluss ein Zitat des indischen Philosophen Aurobindo Ghose, das man denke ich bis zu einem gewissen Grad mit Bildung im Sinne des Vortrages in Beziehung setzen kann:

„... es gibt im Wesentlichen zwei Wege. Einer ist der des Buddha, der, wie du weißt, der Ansicht war, dass, obgleich du eine gewisse Hilfe oder Anleitung von anderen erhalten kannst, gleichgültig ob sie ein Guru sind oder nicht, du deinen Weg doch allein gehen musst; das heißt, mittels deiner eigenen Bemühung den Weg durch das Unterholz schlagen musst; anders gesagt, ist dies der Uralte Pfad der Tapasya (intensiver spiritueller Übungen). Der andere Weg ist, den Guru als Stellvertreter des Göttlichen anzusehen, der den Weg kennt und darum klarerweise in der Lage ist, anderen dabei zu helfen, ihn zu finden. Das ist der Weg, dem die hiesigen Aspiranten im Ashram folgen - der Weg des Guruvad.“

Magdalena Neuhauser

Flatscher, Vorlesung vom 3.12.09

Phänomenologie als philosophische Strömung

Zwei Hauptvertreter der philosophischen Strömung sind Heidegger und Husserl (20.Jahrhundert). Die Phänomenologie beschäftigt sich mit der Erscheinung der Dinge, wobei damit viel mehr gemeint ist, als der bloße Anschein oder Schein. Es ist hier davon die Rede, wie sich die Dinge den Menschen zeigen.

HUSSERL Husserl spricht von einem Doppelsinn des Erscheinens: er unterscheidet zwischen einem objektiven Vollzug und einem objektiven Vorliegen des Erscheinens. Welt und Bewusstsein sind untrennbar miteinander verbunden. Mir persönlich ist nicht ganz klar, warum Husserl, zumindest in dieser Auslegung von Prof. Flatscher, hier von einem objektiven Erscheinen spricht. Dinge in der Welt können uns in unserer Wahrnehmung nur erscheinen, wir haben keine Möglichkeit die "Wirklichkeit" wahrzunehmen. Aber außerhalb unserer Wahrnehmung kann man doch von der Wirklichkeit sprechen, die vorliegt und nicht von Erscheinungen unabhängig der wahrnehmenden Subjekte?! Prof. Flatscher erklärt in der Vorlesung weiters, dass Husserl den subjektiven Bewusstseinsvollzug nur als Gegenstandsbezug denkbar sah. Husserl denkt jedoch nicht, dass wir mit leerem Bewusstsein auf die Welt kommen und dieses erst nachträglich mit Inhalten unserer Erfahrung füllen, er nimmt also Abstand von einem Subjekt-Objekt- Dualismus. Das Bewusstsein steht, wie bereits erwähnt, immer untrennbar im Bezug zur Welt. Den Unterschied zwischen Wahrgenommenen und Wahrnehmung erkennt man an den unterschiedlichen Wahrnehmungsakten desselben Gegenstandes, der eben jedes mal, von einem anderen Blickwinkel anders wahrgenommen werden kann und doch immer der selbst ist. Wir können weiters nie ein Ding in seiner Ganzheit wahrnehmen. In der Phänomenologie geht man nicht davon aus, dass Wahrnehmung nur die Repräsentation der "wahren" Welt ist, da es eine solche nicht gibt. Das einzige was es gibt, ist ein Mitmeinen des ganzen, wenn wir von einem Ding sprechen, auch wenn wir es immer nur aus einer Perspektive, also einen Teil davon, wahrnehmen können.

HEIDEGGER Für Heidegger gründet sich das Existieren immer schon auf einem Bezug auf die Welt, also dadurch, dass der Mensch die Möglichkeit besitzt, die Außenwelt auf irgendeine Art und Weise wahrzunehmen. Heidegger unterscheidet sich von Husserl dadurch, dass er das Weltliche und Endliche der menschlichen Existenz besser zu fassen versucht. Außerdem fasst er weniger das theoretische Welterkennen als den praktischen Umgang mit Seiendem ins Auge. Dieses Seiende hat für mich immer eine gewisse Bedeutung, oder eine gewisse Funktion ("Um-zu"-Struktur). Etwas wird als etwas wahrgenommen, nicht als etwas Neutrales/ Indifferentes, das für sich steht (er führt hier als Beispiel an, dass wir das Bellen eines Hundes als solches wahrnehmen und nicht als Schallwellen, die wir im Nachhinein interpretieren müssen). Diese Dinge bestehen in Beziehung zu etwas und sind nie nur für sich, die haben also einen Bewandtniszusammenhang, der es uns ermöglicht, zu erkennen, womit wir es zu tun haben.

Dekonstruktion als philosophische Strömung

DERRIDA Derrida gilt als Hauptvertreter der Dekonstruktion. Er sagt, dass alles, was uns gegeben ist, in einem Wiederholungszusammenhang steht, wobei dadurch singuläre Ereignisse nicht ausgeschlossen werden, sondern als notwendige Bedingung für wiederholte Bezugnahmen angesehen werden. Die Wiederholungen können weder kontrolliert, noch abgeschlossen werden. Da die Ereignisse zwar wiederholt werden, jedoch zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden, sind sie in gewisser Weise auch singulär. Diese Differenz ist ausschlaggebend für die Identität der Ereignisse. Ich persönlich finde die Gedanken von Derrida, wie man anhand meiner Zusammenfassung wahrscheinlich sehen kann, nicht recht verständlich. Es ist mir schon während der Vorlesung schwer gefallen, die Punkte nachzuvollziehen und sie sind mir nach wie vor unklar.




Hrachovec, Vorlesung vom 10.12.09

BILDUNG FÜR ALLE VERURSACHT KRAWALLE

Prof. Hrachovec setzt sich in dieser Vorlesung mit dem Bildungsbegriff auseinander und setzt ihn in aktuellen Bezug.


VORSPIEL Er beginnt seine Vorlesung damit, eine Gesprächssituation zwischen einer Verkäuferin und ihm selbst vor nicht allzu langer Zeit darzustellen. Die Verkäuferin hat ihm fälschlicherweise 100€ zu viel herausgegeben. Der Aufhänger ist nun, dass die Reaktion von Prof. Hrachovec darauf angeblich folgende Aussage war: "Das wollen Sie mir nicht geben" Dadurch stellt er sich im Gespräch über seinen Gesprächspartner, so als ob er wüsste, was sie wollte und sie eines Besseren belehren könnte. Den Zusammenhang mit Bildung stellt er so dar, dass ihn die Gesellschaft so ausgebildet hat, dass er im Prinzip einen Verlust macht und sich dabei noch gut fühlt.

Die nächsten zwei Bilder, die er in seiner Powerpoint Präsentation zeigt sind ein Wohnzimmer mit Fenster, um die Innen- und Außenperspektive darzustellen und eine Höhle, um zusätzlich noch den Aspekt Dunkelheit und Licht begreiflich zu machen. Dunkelheit und Licht haben außerdem noch den Beigeschmack einer positiven (Licht) bzw. einer negativen (Dunkelheit) Konnotation.

STÖRFRAGEN UND TODESURTEIL Die "Störfragen" des Titel dieses Abschnittes beziehen sich auf Sokrates, dessen Fragerei für seine Mitmenschen oft als störend, lästig und zum Teil auch beleidigend empfunden wurden, was letztendlich das "Todesurteil" für Sokrates bedeutete.

DIE REHABILITATION DES STÖRENFRIEDES Dieser Teil der Vorlesung bezieht sich auf Platon und sein Höhlengleichnis. Laut Prof. Hrachovec ist das Höhlengleichnis eine Lösungsmöglichkeit von Sokrates "Was ist...?"- Fragen, und zwar auf die Frage "Was ist Bildung (paideia)?". Der Bildungsprozess ist gleichzusetzen mit dem "schmerzlichen bergauf" des Aufstiegs aus der Höhle. Platon meint, dass die Menschen, die noch in der Höhle sind, es nicht ohne fremde Hilfe aus der Höhle schaffen, sondern sie müssen von jemandem (wie Sokrates) hinaus gezerrt werden. Das Problem dabei ist, dass die Menschen in der Höhle denjenigen, der oben war und zurückgekommen ist, um sie hochzuschicken, nicht verstehen und ihn umbringen.

SÄKULARISIERUNG UND DEKONSTRUKTION Prof. Hrachovec vergleicht den Film "Die Truman-Show" mit dem Höhlengleichnis. Der Mensch (Truman), der in der Höhle lebt, merkt, dass etwas in der Höhle (künstliche geschaffene Welt) nicht stimmt und er es nicht mit Vernunft klären kann. Die Entwicklung, die daraufhin stattfindet, vollzieht sich in der Person. Der Bildungsprozess geht also von innen aus, und nicht mehr von außen (wie bei Platon durch Sokrates), ist aber noch genauso (oder noch mehr) beschwerlich und unbequem.

OTTO UND SOPHIE An dieser Stelle zitiert Prof. Hrachovec Hegel. Sophie (das ist Sokrates, extern von Otto) treibt Otto (das ist der Otto-normal-Verbraucher, der sich mit dem zufrieden gibt, was er hat) zuerst aber am Ende vereinen sich beide Stimmen. Der Gegenstand der Philosophie ist also das Wissen von Otto. Durch die Beschäftigung mit diesem Wissen, kann man aufsteigen. Das geistige Potential kommt also aus dem Otto-Wissen. Hegel sagt nun, dass Bildung oft nur Lernen der richtigen Zitate bedeutet und nicht die wirkliche Aneignung von Wissen, man also nur so tut, als ob man gebildet wäre. Er meint, dass diese Entäußerung zerstört und anschließende darüber hinaus weitergegangen werden muss. Bildung hat also das Licht zum Leitbild.

BILDUNG UND ENTFREMDUNG Da sich Wissenschaftler unter die Ottos mischen, kommt es in manchen Fällen zur Pervertierung und Ökonomisierung von Bildung (Bsp.: dm (hier bin ich mensch- hier kauf ich ein) vs. Faust (hier bin ich Mensch, hier darf ich sein)).

NOSTALGIKER UND VORSOKRATIKER - Reaktion der Philosophie Hier ist nicht von einem dekonstruktiven Bildungsbegriff wie bei Hegel die Rede. sondern von DER Bildung selbst. An ihr partizipieren nur privilegierte Individuen & professionelle Bildungsgruppen.

MÄUSE Prof. Hrachovec meint, dass Menschwerdung darin besteht, dass man lernt, mit den beiden Dimensionen (innen-außen), die er zu Beginn der Vorlesung aufgezeigt hat umgegangen werden kann, mit ihnen operiert und in sie hineingewirkt wird.

KRAWALLE Bezug zur aktuellen Diskussion an den Universitäten: Prof. Hravochec sagt, dass bessere Bildung für alle eine utopische Vorstellung ist. Er mach einen Vergleich mit sozialem Wohnung vs. einer Villa am See. Die Villa am See entspricht qualitativ hochwertiger Bildung, das sozial faire Wohnen einer Bildung für alle. Natürlich ist eine Villa am See attraktiver, aber eben nicht für alle möglich.

Alles in allem war die Vorlesung von Prof. Hrachovec eine der abwechslungsreichsten Vorlesungen im Rahmen der Ringvorlesung. Auch, wenn die Powerpoint Präsentation nicht unbedingt zu einer übersichtlichen Gliederung beigetragen hat, so entstanden dadurch jedoch Impulse und Denkanreize. Die verschiedenen Elemente (Bilder, Videos, Textausschnitte) ermöglichten es, durchgehend geistig anwesend zu sein, und das trotz der späten Stunde. Für mich persönlich eine sehr interessante Vorlesung, die mich noch lange beschäftigt hat.


Tobias Göllner

Zugänge der Phänomenologie und Dekonstruktion von Dr. Flatscher:


Der Vortrag war für mich etwas unverständlich, was sehr wahrscheinlich an meinem leicht kränklichen Zustand gelegen hat.

Fragen die sich mir gestellt haben waren: Der Begriff des Wissens, ist dieser äquivalent mit der synthetischen Bewusstseinsebene? Lassen sich philosophische Strömungen generell miteinander vereinbaren? Oder sind wir hierbei wiederum bei einer „Glaubensfrage“?


Bildung für alle verursacht Krawalle von Dr. Hrachovec:


ad Hegel: Wieso soll es nicht möglich sein diesen Kauderwelsch in Norwegen durch Anwendung und Hilfe von Einheimischen in richtiges norwegisch zu wandeln?

Die Simplizifierung von Sachverhalten war schon immer eine Hilfe für Menschen diese zu verstehen (vgl mit Risto und Sepposuche, diese waren „Bilder“ für kompliziertere Sachverhalte), wieso sollte sie nun unhaltbar sein?

Zum Schluss gab uns Hrachovec noch zu bedenken, dass nicht jeder ein Seehaus haben kann. Um bei seinem Bild zu bleiben kommt es mir aber zur Zeit eher vor als ob jedem drei Platten beliebigen Materials gegeben wurden, aus dem man sich selbst etwas zimmern muss.


Weiters sollte man noch anführen das Hrachovec einen moderneren Vortragsstil als seine bisherigen Kollegen gewählt hat, was mir persönlich sehr zugesagt hatte.

Adrien Feix

FLATSCHER

Husserl

Das Erscheinen muss als Offenbarung verstanden werden.

Doppelsinn des Erscheinens: Subjekt und Objekt korrelieren, bilden eine Einheit.

Bewusstsein immer von einem Gegenstand; Der Gegenstand ist nur mit einem Bewusstsein existent.

Es existiert trotzdem ein Unterschied zwischen dem Objekt und der Wahrnehmung: Man sieht es in verschiedenen Perspektiven, nie vollständig (im Gegensatz zu reflexiven Akten).

Es gibt keine versteckte Welt hinter den Phänomenen, aber es wird die momentane Perspektive dazugedacht, ergänzt (Synthesis). Diese Fähigkeit ist a priori gegeben.

Jedes Seiende wird in einem (zeitlichen und räumlichen) Kontext vom Bewusstsein erfasst.

Heidegger

Der Mensch ist immer "draußen" in der Welt der Gegenstände, und versteht sich als Beziehung zur Umwelt.

Die Wahrnehmung beinhaltet schon eine praktische Klassifizierung: Man nimmt ein Ding immer unmittelbar als etwas wahr (auch Unbekanntes wird "als unbekannt" gesehen), setzt es nicht a posteriori aus Unterstrukturen zusammen.

Man muss ein Ding in seiner Bewandtnisganzheit (also in seinem Umfeld) sehen, um es "als etwas" zu verstehen.

Derrida

Derridas Dekonstruktion bedeutet eine Infragestellung der (Großteils impliziten) Grundlagen der Philosophie.

Das Konzept des einzelnen Ereignisses (also des unabhängigen Raumzeit-Punkts) muss aufgegeben werden, jedes Ereignis ist Teil einer Wiederholung, und existiert nur in wechselseitiger Beziehung zu ihr. Wiederholung ist keine perfekte Reproduzierung, damit verändern sich über die Zeit die "als etwas" Begriffe und die Identität wird zur Quasiidentität, die sich durch die Veränderung erschafft.

Bemerkungen

Die Idee der Quasiidentität ist höchst interessant: Zum einen wirft sie die Frage auf, was denn die maximale Zeit sei, in der diese Identität stabil bleibe (ein paar Tage, Jahre, oder doch nur (Mikro-)Sekunden?), zum anderen auch die der Verurteilung im Strafsystem. Entweder bindet das Gesetz das Strafmaß an die Tat (d.h. an den Täter im Moment der Tat), oder an den aktuellen Zustand des Menschen, und der womöglich nichts mehr mit dem Verbrecher gemein hat.


HRACHOVEC

Über die Bildung - das Höhlengleichnis.

Hrachovec stellt das Höhlengleichnis in der Philosophiegeschichte von Sokrates bis zur Truman Show dar, und kommt schließlich zu den neuesten Entwicklungen, wie der Digitalisierung des Wissens. Er sieht die modernen Technologien als neue Plattform für die Philosophie und teilt nicht die Meinung der Nostalgiker, die behaupten, das humanistische Bildungsideal wäre im letzten Jahrhundert verschwunden.

Hrachovec schließt mit der Behauptung, gleiche Chancen auf Bildung für alle müsse geringere Qualität derselben implizieren, sodass es keinen Anspruch auf eine exzellente Massenuniversität geben könne - genau so wenig wie jeder den Anspruch auf ein Haus am See hätte.

Bemerkungen

Dieses Fazit erscheint dann doch etwas befremdlich. Der Vergleich zwischen Haus am See und Bildungsplatz ist nicht der glücklichste (das Erste ist durch die Natur beschränkt verfügbar, das Zweite nur der Gesellschaftsorientierung abhängig), und generell ist der Malthusianische Ansatz, der eine mechanische Qualitätsverminderung mit steigenden Studierendenzahlen postuliert, antiquiert. Es ist dieselbe Einstellung, mit der man im frühen 20. Jahrhundert gesagt hätte, es wäre unmöglich jeden Haushalt mit Strom und Warmwasser zu versorgen…

Rogers Christoph, Scheiner Benjamin I

Phänomenologie In seiner Vorlesung brachte Matthias Flatscher den Studenten die philosophische Strömung der Phänomenologie , am Beispiel der Auslegung von Husserl, Heidegger und des der Postmoderne angehörigen Denkers Derrida näher. Wie die aus dem Griechischen abgeleitete Bezeichnung schon aufweist liegt der Focus auf dem Phänomen der Erscheinung, bzw des Erscheinens. Auf sprachlicher Ebene lässt sich der Ausgangspunkt der Theorie veranschaulichen. Im Begriff der Erscheinung selbst liegt ein Doppelsinn. So erscheint ein Objekt immer einem Subjekt. Die Erscheinung vollzieht sich folglich durch eine Wahrnehmende/einen Wahrnehmende und dem Erscheinendem. Aus diesem grundlegenden Verhältnis schließt Husserl auf die Beschaffenheit des Bewusstseins. Im Kontrast zum cartesianischen Dualismus geht Husserl nicht von einer nachträglichen Zusammenführung von erkennendem Subjekt und erkanntem Objekt aus. Stattdessen befänden sie sich in einer Spannung welche das Bewusstein von Anfang an konstatiert. In anderen Worten kommt das Bewusstsein nicht durch einen 2.Schritt zur Welt, sondern ist bei den Dingen. So gibt es ohne Gedachtes kein Denken, ohne Gesehenes kein Sehen, ohne Gefühltes kein Fühlen. Weitere Gedanken Husserls richten sich auf die Epistemologie des Wahrnehmungsaktes. Wahrnehmung erfolgt nach Husserl perspektivisch. Im Wahrnehmungsakt zeigt sich immer nur eine Perspektive des wahrgenommenen Gegenstands im Unterschied zur bestimmenden Erkenntis. Sie ist demnach unvollkommen. Signifikanter Weise schließen wir/ bzw. unser Bewusstsein durch die beschränkte Wahrnehmung von der einmalig okurierenden Perspektive auf einen einheitlichen abgschlossenen immanenten Gegenstand. Wäre es anders der Fall wären wir ständig mit neuen Erscheinungen konfrontiert, bedingt durch die Einmaligkeit der Perspektive. Dies würde ein Begreifen der Welt unmöglich machen, da sich nichts wiederholen würde. Ein Zustand den unser synthetisches Bewusstsein zu vehindern weiß, welches uns eine Identität der verschiedenen Gegenstände vermittelt. Phänomene und damit verbundene Erfahrungen werden miteinanderverknüpft. Dinge können somit kategorisiert bzw. um die Gedanken Derridas vorweg zu nehmen von anderen Dingen differenziert werden. In diesem Zusammenhang sprach Flatscher von einer Onthologie des Vollzugs, welche auf die radikale Endlichkeit der Erscheinung und deren Transzendenz weist.

Husserls Schüler Heidegger setzte an diesen Deduktionen an.

Er betont, dass sich Dinge nie isoliert zeigen, so ist in der Erscheinung eines Gegenstandes ein ganzer Horizont des Verstehens mitgegeben. Etwas zeigt sich nur in einem bestimmten Kontext als etwas. Heidergger spricht auch von einem konstitutiven Hintergrund. Auf Grund der Kontextgebundenheit ist das Erkennen kein abstarkter Bezug, sondern ein Bezug auf die Praxis. Ein Ding ist nicht bedeutungsnackt, es besitzt immer einen bestimmten Zweck, welcher seine Bedeutung festsetzt. Ein Ding ist damit immer auch ein Gebrauchsding. Das Wie ist die entscheidende Variable, welche die Wesenheit des Gegenstandes bestimmt. Doch ein a priori Wesen des Gegenstandes ist nicht vorhanden. Wir können den Gegenstand oder auch den Sachverhalt nur in seinem Bedeutungszusammenhang als etwas erfassen. Beispielsweise hören wir ein Geräusch immer als ganz bestimmtes Geräusch, nie das rein bedeutungsnackte Geräusch. Es liegt den Erscheinungen folglich immer eine Konnotation zu Grunde, welche wir nicht umgehen können.

Als einen späten Vertreter der Phänomenologie erwähnt Flatscher noch den Philosophen Derrida und den Begriffe Dekonstruktion und Differenz. Derrida beschreibt die Dekonstruktion als Mittel um Systeme subversiv zu überprüfen. Jede Tradition weise die Tendenz auf die Geschlossenheit ihres Systems zu proklamieren. Nun zeigt Derrida die perkäre Stellung einer jeden Ausformung von Systemen. So sei die Festsetzung etwas als etwas zu erkennen, also der Ausgangspunkt eines jeden Systems, letztendlich nicht verbindlich und nicht begründbar. Sie erfolge durch eine Differenzierung im Interesse einer bestimmten hirachischen Anordnung. Die bestimmte Differenz (beispielsweise warum wir einen Text als Text verstehen und nicht als etwas anderes) wird durch Wiederholung aufrechterhalten. Wiederholung sei allerdings keine perfekte Reproduktion, da sich bei einer Wiederholung neues ergibt. Damit befindet sich die Identität eines Systems in einer beständigen Dynamik, sie ist in ihrer Konsequenz absulut instabil. Die Wiederholung gewährt ihr nur Scheinstabilität.


Zimmermann, Bettina II

Die Vorlesung von Hrachovec war voll gepackt mit Metaphern, Analogien, Gleichnissen und Symbolismus. Inhalt der Vorlesung war das Thema Bildung. Er bringt dazu Bilder, Zitate und sogar Filmausschnitte. Die Vorlesung war ohne Zweifel eine Demonstration, wie man unter Nutzung der gegebenen technischen Möglichkeiten eine multimediale Präsentation produzieren kann. Inhaltlich konnte ich seinen Gedankengängen allerdings nicht wirklich folgen, d.h. ich habe seine message (gab es eine?) zum Thema Bildung nicht wirklich verstanden.

Er beginnt mit dem Beispiel im Kaufhaus und legt dar, wie wichtig strukturale Momente in Situationen und in der Kommunikation sind. Das Erzeugen von Perspektiven, das sich Bewusstmachen von möglichen anderen Perspektiven. Das Nutzen dieser strukturalen Elemente, um Botschaften besser rüber zu bringen. Über das Erzeugen von Assoziationen kann mit Begriffen intuitives Verständnis erwirkt werden. Das Beispiel des Höhlengleichnisses, welches so aufgebaut ist (innen/außen, dunkel/licht, unten/oben), kommt nach einer davor eingeschobenen Darstellung der sokratischen Methodik und ihrer Folge der Verurteilung Sokrates wegen Verderbung der Jugend. Anschließend an das Höhlengleichnis wird eine Analogie zur Geschichte von Jesus Christus suggeriert, die über dieselben bildlich dargestellten Gegensätze (dunkel/licht, unten/oben, …) einleuchten soll. Danach wird der Hörsaal kurz zum Kinosaal, wir schauen uns eine Szene aus der Truman Show an, um auch hier eine Analogie (innen/außen, unten/oben, …) festzustellen, gleichzeitig auch Unterschiede (keine Hilfe beim Aufstieg nach oben, Anstoß zum Aufstieg nicht extern, sondern aus der Person selber) festzuhalten. (Ob diese „Erkenntnisse“ aus dem Filmausschnitt den hohen Zeitaufwand des Erstellers, der am Ende der Vorlesung technische Schwierigkeiten bei der Erstellung dieses Teils beklagt, und der Zuschauer rechtfertigen, sei dahingestellt.) Weiter geht es mit Zitaten aus Hegels Phänomenologie des Geistes, die in ihrer sprachlichen Komplexität einen plötzlichen Kontrast zur Kino-Einlage bilden, und in der Kürze der Abhandlung sich mir nicht wirklich erschlossen haben. Dann das Bild vom Osterspaziergang, dann eine Werbung, die ein Zitat schamlos umformuliert und den Menschen über den Ort seines Konsums definieren will, dann verschiedenste Zitate zum Thema Bildung, dann noch ein Vergleich zwischen Klimawandel und Entwicklung im Bereich „kulturelles Erbe“, Mäuse, Texthandwerk und zu guter Letzt ein Vergleich zwischen Bildung und Wohnmöglichkeiten. Über den einleuchtenden Satz, dass es zu Krawallen führen muss, wenn jeder ein Seegrundstück haben möchte, soll der Titel der Vorlesung „Bildung für alle verursacht Krawalle“ als Analogieschluss gerechtfertigt werden.

Bei mir hat diese Vorlesung in erster Linie Konfusion bewirkt. Die Frage: Was wollte er uns sagen? Muss eine Vorlesung eigentlich eine Botschaft haben, oder genügt es, Denkanstöße zu geben und „Textproben“ auszulegen, um den Hörer dazu zu bewegen, sich selber mit dem Thema zu beschäftigen und weiter vorzudringen? Ist es vertretbar, in einer Philosophievorlesung in erster Linie mit Wortspielen, Metaphern und wackeligen Analogieschlüssen (was hat beispielsweise Grund und Boden, eine begrenzte Ressource, mit Bildung, eine prinzipiell unbegrenzte Möglichkeit, gemeinsam?) zu arbeiten und diese in einer Multimedia Präsentation den Hörern zu präsentieren? Was mich auch nachdenklich gemacht hat, war die Darstellung der Möglichkeiten des Internets. Bspw. ein Tondokument der Gotz-Vorlesung mit Bildern zu verknüpfen (Hätte er das nicht selber in seiner Vorlesung gemacht, wenn er es gewollt hätte? Hat er vielleicht bewusst das Bild der Burg offen gelassen, damit sich jeder seine eigene Burg vorstellen kann?), oder die Wiki-Postings der Studenten in andere Plattformen zu kopieren und damit weiterzuarbeiten. Im digitalen Zeitalter hat sich das Möglichkeitsspektrum erheblich erweitert. Worauf ist im Umgang mit den modernen Medien zu achten? …


Alexander Hlavac

Ringvorlesung vom 3.12.2009 – Matthias Flatscher


Prof. Flatscher fokussieren seinen Vortrag auf die Phänomenologie und begann mit der Anschauung Husserls. Unsere Wahrnehmung der Welt ist von unserem Bewusstsein nicht zu trennen, der Bewusstseinsvollzug ist immer auch gleich der Gegenstandsbezug. Der stets subjektive Vollzug und das objektive Vorliegen der Erscheinung bilden das korrelations Apriori, d.h. Welt und Bewusstsein bilden ein Geschehen.

Bewusstsein ist nichts anfangs leer gegebenes, sondern ist als Bezogenheit zur Welt zu denken, nicht als an sich seiendes. Wahrgenommenes ist der Wahrnehmung stets transzendent, ein vollständiges Verstehen ist nicht möglich, ja so etwas, wie das "Ding an sich" (Kant) existiert überhaubt nicht.

Wahrnehmung ist also nur zur subjektiven, perspektivischen und nie vollständigen Erfassung fähig.


Heideggers betrachtet die Wahrnehmung als unmittelbaren Vorgang. Der Mensch ist immer schon in der Welt, bei den Dingen. Diese erkennen wir stets "als" etwas und des Weiteren als etwas mit Zweck, also etwas "um zu" etwas gut zu sein. So werden aus den betrachteten Dingen rasch Gebrauchsgegenstände mit Zweckzuordnung. Dies geschieht in einem nicht endenden Prozess des Verstehen, der sich immer weiter entwickelt. Nichts wird zweimal völlig gleich verstanden.


Dieser Punkt hat besonders große Bedeutung in Zusammenhang mit Derridas deonstruktionistischem Ansatz. Das Verstehen und die Identität eines betrachteten Dinges gründet sich auf die Wiederholbarkeit der Betrachtung und ihrer "als" Struktur (Heidegger). Da sich diese Struktur aber weiterentwickelt und immer im Wandel befindet ist eine exakte Wiederholung unmöglich und somit auch ein finales Definieren der Identität einer Sache.


Ist das Feststellen dieses Paradoxons wirklich etwas neues, oder müssen wir nicht bereits bei der Feststellung Hussels, dass Wahrnehmung stets Subjektiv ist, auf eindeutige Identitäten verzichten?


Ringvorlesung vom 10.12.2009 – Herbert Hrachovec


Prof. Hrachovec Vortrag behandelte das Höhlengleichnis Platons in Analogie zur Bildung. Jene, die sich los reisen und die Höhle verlassen, gleichen denen, die sich auf den beschwerlichen Weg der Bildung (durch Auskopplung und Distanzierung) einlassen. Der schwere Aufstieg wird mit dem erblicken des Lichts und der wahren Welt belohnt, bzw. mit dem Gewinn neuer Erkenntnisse und Perspektiven. Platon sieht den Erleuchteten in der Pflicht den weiterhin Gefangenen in der Höhle auch zu dieser Erfahrung zu verhelfen, was jedoch auf Unverständnis, Ablehnung, Furcht und Wiederstand stößt (so wurde Sokrates zum Tode verurteilt, Jesus gekreuzigt, Galilei verbrannt etc.).

Dieser Aufstieg / Gewinn an Bildung muss aus eigener Kraft errungen werden. Der Schritt aus dem Dunkel der Höhle / in einen höheren Bildungsgrad ist ein qualitativer Zugewinn, ein Aufstieg (im doppelten Sinne).


Ob Bildung in ihrer heutigen Form noch diesem hohen Ideal entsprechen kann ist fraglich und letzten Endes bleibt die Frage ob wir uns nicht nur von einer Höhle in die nächste bilden.

Michael Brunner

Hinabsteigen zur Welt

Phänomenologie als Beginn einer neuen philosophischen Epoche

Michael Brunner über die Ring-Vorlesung vom 3.11.2009, Matthias Flatscher: Überlegungen zur Gegebenheit der Welt. Zugänge der Phänomenologie und Dekonstruktion

A. Phänomenologie und Philosophiegeschichte

Man spricht häufig von Geschichte der Philosophiegeschichte , wenn man ausdrücken will, dass die Identifikation von Strömungen und Epochen besonders in der Philosophie sich durch große historische Relativität auszeichnet. Man wird aber darauf stoßen, dass gerade im Nachhinein aller aufklärerischen Effekte sich ein Begreifen der Historizität abzeichnet und sich Schritt für Schritt in Richtung Gegenwart verdichtet. Strukturen der Weltgeschichte werden geschrieben, die Achsenzeittheorie erfunden und die Idee entworfen, dass auch gerade das 20. Jahrhundert in diese Struktur(als Höhepunkt eines langen Prozesses freilich) einen neuen Einschnitt machen könnte. Aristoteles und Platon haben schon erkannt, was wir zu denken vermögen, gedacht was wir denken, die Scholastik hat sich mit Platon stark in den Bedingungen ihres Sendungsbewusstseins verfangen, die Aufklärung wollte diese Schranken verbannen, der Rationalismus, der Idealismus hat Empirie und Logik als Möglichkeiten, systematische Prägnanz und Präzision in das Meta der Physik hineingetragen und die logizistischen Ideen haben diesen Weg radikalisiert. Dies ist von vielen Seiten bestreitbar, wie die Strukturierung des Einzelnen im Denken überhaupt, aber wie auch immer man bewerten und betonen mag eines darf man sich getrauen festzustellen: mit der Phänomenologie(die den Umwerfern der Zeit vor ihr viel verdankt), mit Husserl, mit Heidegger, mit allem an-und umschliessenden Denken danach könnte ein neuer Geist der philosophischen Genügsamkeit, der Bescheidenheit sich über die Geschichte gelegt haben, ein Geist der das Charisma des Denkens als solches mit neuem Wert belegt, ein Geist, der einige Schritte zurückzutreten scheint vom enthusiastischen Vordringen und Zudringen, und dem es gerade dadurch sein Blickfeld weiter zu fassen gelingt. Viel was heute in der Philosophie zu geschehen scheint lässt sich wohl nicht gerne darauf ein und bleibt weiter vielleicht zu streng verhaftet im Ordnen und Abstrahieren wie Kant es vormacht, doch diejenigen Strömungen, Denker und Gedanken die Eingang in den Kanon des Geistes der Zeit gefunden haben bleiben bis heute dieser neuen Attitüde verpflichtet, die dem Gedanken ein Mehr an eigener Macht zutraut und das Steuerungsvermögen des Denkenden bescheiden arbeiten lässt.

B . Das Programm der Phänomenologie

1.Husserl

Die Phänomenologie ist in ihrer Ausprägung oftmals verändert, umgedacht, neuinterpretiert und kritisiert worden, ein diskursiver Prozess, welchem jede noch so klar programmierte Strömung der Wissenschaft unterliegt. Die Begriffe und der methodische Ansatz, welche die Phänomenologie abseits aller inhaltlicher Feinheiten propagierte, wurden erfunden von Edmund Husserl und Martin Heidegger. Diese Beiden haben mit ihrer terminologischen Kreativität den Hauptanteil der Leistung erbracht, die in der Rezeption der Phänomenologie gewürdigt wird. Als zentrale Leistung Husserls wird anerkannt die Überwindung des Psychologismus ohne dabei in den metaphysischen Idealismus zurückzufallen. In seinem Korrelationsapriori leistet er die Einsicht, dass eine Reduktion der Weltbildung sowohl auf die objektive Welt als auch auf das subjektive Bewusstsein den Prozessen dieser nicht gerecht wird. Bis dort hin wurde dieses Herstellen, das Erkennen als aktives Moment immer einer dieser interpretativen Seiten zugesprochen. Husserl bemerkt, dass ein Erscheinen keinesfalls ohne ein gleichzeitiges Sichzeigen gedacht werden darf, dass das Bewusstsein ein intentionales ist, dass es also zwar nicht leer ist und im Sichzeigen allein der Phänomene sich konstituiert, dass es aber auch nicht die Phänomene konstruiert. Bewusstsein sei immer Bewusstsein von etwas. Es sei als Bezogenheit zur Welt zu charakterisieren und nicht als an sich Seiendes, es ist durch die Phänomene seines Interesses konstituiert, es sei „immer schon draußen bei den Dingen“. Der wohl entscheidende Aspekt der Phänomenologie scheint sich schon hier zu zeigen: Die Kritik der Abstraktion. Die charakteristische Ablehnung eines Subjekt-Objekt-Dualismus zugunsten eines Bewusstseins als Bezogenheit zur Welt mache sich systematisch bedingend gerade in der Wahrnehmungstheorie bemerkbar. „Jedes wahrnehmbare Seiende ist nur in einem Subjekt-relativen Erscheinen für ein erfahrendes Bewusstsein gegeben“, stellt Matthias Flatscher dar. Der Gegenstand der Wahrnehmung bleibe dieser also transzendent. Diese Differenz zwischen Wahrnehmung und Wahrgenommenem, die also sein müsse, schlägt sich in den phänomenologischen Termini der Abschattungen des Gegenstandes, in der perspektivischen Wahrnehmungsweise, nieder. Der Gegenstand der Wahrnehmung sei also nie vollends gegeben, sondern in der Form raum-zeitlich dargestellter Wahrnehmungsakte. Wiedererlebend sei die Wahrnehmung unter keinen Umständen wieder die selbe. Der abschattungslos erkannte Gegenstand könne ein solcher, wenn dann nur theoretisch, aber auch dann keine so gefasste Wahrnehmung mehr sein. Es ist sogar über die Phänomenologie zu sagen, dass sie die „perspektivische Rückbindung als Bedingung der Möglichkeit von Wahrnehmung“ überhaupt auffasst. Dass im Grunde hier der Zeit und ihrer separierende Funktion wahrscheinlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, soll später noch erwähnt werden. Ausserdem impliziert nicht das rationale Vervollständigen des Gegenstandes einen Denkprozess der dem transzendenten Gegenstandsumfang nahe zu kommen scheint, oder ihm nahe kommen will, also doch schon eine Idee von diesem Gegenstand besitzt? Hier behilft sich der phänomenologische Entwurf mit dem Gedanken des Mehr-Meinens. Die abschattungshafte als originäre Darstellung des Wahrgenommenen durch das Bewusstsein erfahre demnach in einer Synthesis-Leistung das Nichtwahrgenommene des Gegenstandes mit, dies werde auf prä-reflexive Weise vollzogen, das „immer schon“ der Phänomenologen wird also auf diese Handlung angewandt. Eine elementare Einsicht wird dadurch wohl erzielt, die nie isolierte Form des Wahrgenommenen, der „Hof von Hintergrundsanschauungen“ wird festgestellt, es wird ein Zurücktreten hinter Formen der reduzierten und leichtsinnigen Abstraktion erlangt, man wagt die Verweisungen und Zusammenhänge des Gegebenseins wie in Fortschreitung auch des Gedachtseins zu erwähnen. Dieser „Horizont“ in den das Vernehmbare in räumlich und zeitlicher Anschauungsweise gebettet scheint, sei nie vollends gegeben, fordere unabschliessbare Vervollständigung aber heraus, setzt jedoch auch seine Vorgegebenheit als Kontext dem Vernehmen von Seiendem überhaupt voraus.

2. Heidegger

Martin Heidegger war nun als Schüler und Kollege Edmund Husserls derjenige, der dessen Grundideale und Entwürfe eines neuen „methodischen Einsatzpunktes“ der Philosophie aufnimmt sich aber dabei auf eine erstaunlich- auch in der philosophiegeschichte-unabhängige terminologische Basis stellt, deren chrakteristisches Merkmal es ist unbelastete Begriffe mit erstaunlicher Präzision und Eindruckskraft zu bilden, welche ein Nachempfinden der Gedanken in unmittelbarer Weise ermöglicht. So schickt er sich an, die Problematik der Hermeneutik auf äusserst praktische Weise zu vermindern. Seine Wendungen und Wortneuverwendungen könnten im Vergleich zu einer beispielhaften Pedanterie Kants zwar als hermetisch, subjektiv und unpräzise verstanden werden, sollten es aber nicht. Im Gegenteil scheinen sie nämlich von einer vielfach erhöhten Unmittelbarkeit zu zeugen, von einer naheliegenden Tatsächlichkeit, die nichts anderes ist als die Praxis seines Programmes. Im Verständnis der „menschlichen Seinsweise[…]als Offensein für“ , in der Forderung Etwas als Etwas zu verstehen, nehme er den „praktischen, vor-theoretischen Umgang mit Seiendem in den Blick.“ Seiendes werde demnach immer aus seiner unmittelbaren Praxis heraus, nie „bedeutungsnackt“, immer als etwas, in einer „prä-reflexiven Als-Struktur“ verstanden. Das Dasein sei als wesenhaft Verstehendes zunächst beim Verstandenen. Am Beispiel der Auffassung des Katheders als solchem, als akademisches Sprechpult mit all seinen Konnotationen und nicht etwa als Holzkiste, erkläre Heidegger die schlagartige Unmittelbarkeit des Erfahrens nicht isolierter Einzeldinge, sondern eines Bedeutungszusammenhanges, die Rückgebundenheit des erfahrenden Selbst an seine lebensweltlichen Vollzüge.

C. Kritik der Abstraktion. Hinabsteigen zur Welt

Aus welchem Grund wage ich zu behaupten, dass die Phänomenologie als Beginn einer neuen philosophischen Epoche verstanden werden kann? Was leistet sie Besonderes, wodurch grenzt sie sich, und alles sich auf sie explizit, implizit beziehende, und alles von ihr wissende, von dem davor Gedachten ab? Für dasjenige Besondere halte ich die Kritik einer grundlegenden, oftmals leichtsinnige Abstraktion im philosophischen Denken, welche als reflexive Leistung zwar der unverzichtbare Weg des Verstehens ist, bei der sich aber das Denken und also der Philosoph nicht aufhalten sollte. Die Welt nun endlich als die zu verstehen, welche sie ist , ist -der Phänomenologie nach- an zwei Faktoren gebunden. Daran den prä-reflexiven Akt des Erkennens alles Erkannten in seinem Eingebundensein, nicht in seiner dem nachträglichen Vordringen ausgesetzten Struktur der Verallgemeinerung seiner Eigenschaften anzusehen. Nicht das Erkennen der Übertragbaren der Eigenschaften sei demnach das Erste und zunächst zu Erledigende, sondern die jeder Einzelheit im Zusammenhang der Eigenschaften zukommende Eigentümlichkeit der Verweisungen soll als primäres Gewahrwerden gepflegt sein. Darin liegt schon kaum verborgen der Ansatz, dass nun auch die folgende reflexive Verallgemeinerung des Erkannten im Denken nicht leichtfertig erfolgen darf, und dass jede Eigenschaft und Eigentümlichkeit, die jeder Einzelheit im Prozess der Abstraktion weggenommen wird, zunächst Verlust bedeutet und keinen Fortschritt. Was ist überhaupt mit der Abstraktion gemeint, die zur Debatte steht? Sie kann im Sinne einer „praktischen, vor-theoretischen Inblicknahme des Seienden“ verstanden sein, als Aufhebung erkenntnistheoretischer Schranken, als Umkehrung des lange gepflegten Prozesses von System, Theorie und Anwendung, hin zum Prozess der bei der Praxis der Verweisungen und Einzelheiten beginnt, und den Blick auf deren Horizont, und auf den Horizont des Ganzen dem langsamen Fortschreiten überlässt. Im Grunde jedoch meint die Abstraktionskritik, die ich in dieser Form der Phäbomenologie zuinterpretiere, ein philosophisches Handeln von Begriffen in ihrer Tatsächlichkeit, die Verwendung nur des Verstandenen , und zwar des als etwas Verstandenen zur Synthesis, zu einer synthetischen Terminologie und also Philosophie, die dadurch hofft in sich nicht der Welt sich zu entheben. Demnach wäre die epochale Wende Philosophie als Bescheidenheit als Ehrfurcht vor dem Vorgefundenen zu begreifen? Nein so sollte dies nicht verstanden sein, sonst könnte wohl die Phänomenologie als logischer Empirismus, der sich lediglich ein wenig seiner idealen Sprachformen entledigt hätte, daherkommen. Diese Wende kann vielmehr als Heraufkunft einer Philosophie dargestellt werden, die sich dem charismatischer Umwurf des immer schon Gedachten verschreibt. Die dessen Bedeutungsferne aufzuheben vermag, die sich der unmittelbaren Deutlichkeit verpflichtet sieht, die mit Heidegger auch mit dem Dekonstruktivisten Derrida, der als analog zur Phänomenologie seine Methodik zu erkennen gibt, die Intersubjektivität der potentiellen Gedanken als Ideal betrachtet. Erlaubt die Phänomenologie als der erste Rückgang hinter Kants zurück bezeichnet zu werden? Wenn ja welchen anderen Weg hätte man dort genommen? Hätte man der Vernunft weniger zugetraut , an den Dingen ihre Arbeit zu tun?

D. Ein Hinweis auf die Zeit

Ein Einwand ist der Idee noch vorzuschieben, nach welcher das Bewusstsein gänzlich und immer schon draußen wäre bei den Dingen und vor der Reflexion, und noch in Abschattung der Wahrnehmung das Wahrgenommene immer schon begreife. Ist nicht das Bewusstsein in seiner reflexiven Form, dasjenige das Zeit relativiert und sonst gar nichts tuen könnte? Welche unverzichtbare Leistung erbringt es hier, in dem es uns die Wahrnehmung in einem Raum zufallen lässt, der mehr von dieser birgt als nur die einzelste. Wäre nicht das Ding tatsächlich nur in seiner einen Abschattung zu sehen, wenn wir nicht leisten würden die Sekunden und Blicke zu einer Fassung zu verschmelzen? Bleibt also das Bewusstsein in prä-reflexiver Form nicht hinter der Zeitbedingung zurück? Und würde nicht prä-reflexiv gar nichts entdeckt von dem was Vernehmbar ist?


Rogers Christoph, Scheiner Benjamin

Der Blick in die Sonne, der Kairos der uns aus dem Schlafe weckt und uns zur Wahrheit erhebt. Dies stehe am Ende einer schmerzhaften Wandlung, die sich paradigmatisch im Höhlengleichnis Platons vollzieht. Herbert Hrachovec nahm mit seiner Vorlesung eine Detour durch die Philosophiegeschichte mit kleinen Abstechern in seine eigene Erfahrungswelt um der Ambivalenz des Bildungsbegriffs nachzugehen. Ausgangspunkt ist Platons Höhlengleichnis in der sich jene doppelperspektivische Eigenschaft der Bildung erstmals herausdestilieren lässt. Der hellsichte Mensch im Höhlengleichnis befreit sich von den Fesseln, wendet sich von den falschen Wahrheiten und seinen Leidensgenossen ab, um sich mühevoll an die Oberfläche zu kämpfen und das Licht der Sonne zu erblicken. Er betritt eine andere Dimension, gleichsam besitzt er noch das in der Höhle gültige Wissen. Es ist ihm nun die Fähigkeit zu eigen andere Menschen von ihren Irrtümern in Kenntnis zu setzen, da er den Weg der paideia (gr. Bildung) beschritten hat und nun von 2 Persektiven ausgehen kann: einer eingschränkten Persepektive des Irrtums und jener übergeordneten Persepektive der Wahrheit . Der allegorische Befreite und Befreier manifestiert sich bei Platon in der Person des Sokrates. Sokrates brachte seine Zeitgenossen mit der Frage “Was ist...?“ jedoch zur Verzweiflung, weil er damit seine Mitmenschen mit ihrer Unwissenheit konfrontierte, folglich wurde er auf Grund seiner wachsenden Missgunst schließlich zum Tode verurteilt. Die Frage “Was ist...?“ besitzt ein bildungskonstitutives Moment, da er den Befragten die zweifelhafte Gültigkeit seiner Prämissen erkennen lässt. In diesem kritischen Augenblick besitzt der Befragte die Möglichkeit seine Gefangenschaft in der Welt der Irrtümer einzusehen. Platon versuchte mit seinen Texten Sokrates zu rehabilitieren, um in weiterer Folge die Gesellschaft im Sinne des Höhlengleichnisses ans Licht zu führen, in anderen Worten Bildung in die Struktur der Gesellschaft einzufügen. Im Christentum griff man die Ideen Platons auf, um sie an die Person Jesus Christus anzupassen. Als Sohn Gottes stieg er zu uns herab, um die beiden onthologisch differenten Welten zu vereinen. Hrachovec zeigte zusätzlich einen Ausschnitt aus dem Film The Trueman Show, um das Motiv der Befreiung und der Einsicht an Hand einer modernen Auslegung zu präsentieren. Anschließend machte er einen Sprung und kam auf die Auslegung des Bildungsbegriffs bei Hegel zu sprechen. Hegel hob die gefährliche Wirkung der Entfremdung hervor. Geistiger Inhalt, welcher nicht der eigene ist wird im Bildungsprozess nach Hegel angeignet, jedoch meist nicht verdaut. In diesem Fall könne man also nur von Scheinbildung sprechen, welche den Bildungsbegriff ständig zu usurpieren droht.


Clara Maier, Kim Dinh, Alexandra Vogt

Bildung für alle verursacht Krawalle

Aus einer mehr oder weniger ungeordneten Sammlung von Film-, Text-, Bildausschnitten aus verschiedensten Epochen und philosophischen Strömungen ergeben sich für uns viele offene Fragen:

Wie kann man das Bildungsprivileg, welches an sich jedem zusteht, allen denjenigen, die es wahrnehmen wollen auch zugänglich machen? Kann dies durch Maßregelung von außen oder einen inneren Konsens, durch freiwilligen Verzicht von Individuen erreicht werden (Bsp. Großes Zimmer teilen)?

Wie kann man das sich aus der Doppelperspektive ergebende Sendungsbewusstsein gegenüber denjenigen, die die andere Perspektive noch nicht erlebt haben, vermeiden? Der Ausgang aus der einseitigen Perspektive muss aus eigenem Antrieb erfolgen, hemmt das moderne Bildungssystem den dem Menschen immanenten kindlichen Trieb, seine Welt besser zu verstehen/beherrschen? Wie und ab wann (welchem Alter) kann/sollte man diese Triebe kultivieren, welche Rolle kann/soll dabei ein staatliches Bildungssystem spielen?

Wie wollen/können wir die Möglichkeiten des Selbstwerdungsprozesses weiter entwickeln/fördern? Inwiefern trägt die aktuelle Debatte noch dazu bei? Entfernen wir uns von dieser entscheidenden Grundidee?

Ist die Komplexität der Probleme, die sich aus der Einschränkung/der vermeintlichen Förderung/Beschleunigung des Selbstwerdungsprozesses ergeben ein rein philosophisches? Sind wir nicht auch auf Erkenntnisse aus den Gesellschaftswissenschaften angewiesen, um ebendas adäquat zu diskutieren? Ist die Philosophie das einzige Mittel um zur höchsten Form der Authentifizierung unserer Perspektiven zu kommen? Kommen die Gesellschaftswissenschaften den rasanten Entwicklungen der modernen Gesellschaft hinterher?


Maria Varga I+ II

Protokoll zur Ringvorlesung vom 3.12.2009 – Matthias Flatscher

Phänomenologie ist die maßgebende Philosophie des 20.Jh.. die Hauptvertreter dieser philosophischen Strömung waren Edmund Husserl, Martin Heidegger, Jean-Paul Sartre und Maurice Merleau-Ponty. Phänomenologie ist die Lehre vom Erscheinen. Husserl: Die Differenz zwischen Wahrgenommenem (etwas erscheint mir = objektiv) zeigt sich darin, dass dieses etwas in unterschiedlichen Wahrnehmungsakten immer anders wahrgenommen wird (es erscheint mir = subjektiv); d. es wird perspektivisch wahrgenommen. Die perspektivische Wahrnehmung impliziert Unvollkommenheit und charakterisiert die Wahrnehmung als solche. Die Unvollkommenheit der Wahrnehmung wird durch das vermeintlich Nichtwahrgenommenen mitgemeint (implizit vollzogen) = Syntheseleistung. Heidegger: er sieht das menschliche Dasein als in-der-Welt-sein, als Draußen-sein im Sinne eines Offensein für...; Seiendes begegnet uns nie neutral und nie indifferent, sondern aus dem Umstand eines bestimmten Umgangs (bedeutsam in einer konkret-ganzheitlichen Weise). Erfahrende Begegnung mit dem Seienden vollziehen sich vor dem Hintergrund eines Beziehungsganzen (Unmittelbarkeit im Gesamtzusammenhang). Im Vordergrund steht der praktische Umgang. Dekonstruktion als philosophische Strömung (Jacques Derrida). Thesen: Keine geteilt Unmittelbarkeit, Wiederholungszusammenhänge, singuläres Sichereignen und wiederholte Bezugnahmen. Identität liegt nicht fertig vor, sondern generiert sich immer wieder anders durch den Akt der Wiederholung.

Protokoll zur Ringvorlesung vom 10.12.2009 – Herbert Hrachovec

Prof. Hrachovec erklärte anhand des Höhlengleichnisses den Bildungsbegriff. Bildung ist eine Doppelbewegung aus Distanzierung und Stufenwechsel. Das Höhlengleichnis gibt den Aufsteigenden die Möglichkeit, die Verwerfung des Status quo als wertvolle Tätigkeit zu beschreiben. Aus der Dunkelheit der Höhle (Un-oder Halbwissen) hinauf zur Sonne (Wahrheit). Zurücklassen, was vorher war. Wir werden in einen Wissenskontext hinein gesetzt. Es liegt an uns, uns von hier aus weiter zu entwickeln. Die Weisheit (Philosophie) muss sich zum Bildungs(un)willigen hinunter begeben und ihm helfen, (aus der Höhle) heraus zu kommen. Hegel: Fremdes angeeignetes Wissen muss überwunden werden. Erst dann kann der Weise wieder unter das Volk treten. Recht auf erweiterbare Potentialitäten. Einklagbarkeit auf annehmbare Bedingungen des Bildungserwerbs, aber kein einklagbares Recht auf Privilegien.

Kommentar: Das Recht, Privilegien anzusprechen, aufzuzeigen, zu hinterfragen und gegebenenfalls zu kritisieren, darf nicht beeinträchtigt werden.

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