PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 26.01.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Maria Varga
- 2 Gerald Lederer
- 3 Hamel, Hanna
- 4 Angela Strohberger, Hubert Rieger, Helmut Eder
- 5 Bernhard Zarzer
- 6 Tobias Göllner
- 7 Laura Aricochi
- 8 Sascha Böhm
- 9 Kim Dinh, Alexandra Vogt, Clara Maier
- 10 Moritz Homola
- 11 Buchberger, Agnes
- 12 Adrien Feix, Tom Baerwald
- 13 Manfred Pöckl
- 14 Haidvogl Thomas, L. Philipp
- 15 Alexander Hlavac
- 16 Scherhaufer, Stefan
Maria Varga
Protokoll zur Vorlesung vom 21.1.2010 / Richard Heinrich
Thema der Vorlesung war eine Radierung „Rechnender Greis“ von Paul Klee. Diese Radierung entstand 1929. In diesem Jahr machte Paul Klee eine Ägyptenreise, wo ebenfalls Werke mit ähnlicher Technik entstanden. In der Vorlesung wurde das Verhältnis von Mathematik und Bild angesprochen und die Frage erörtert, ob Kopfrechnen bildlich dargestellt werden kann. Von Paul Klee stammt das Zitat: „Kunst zeigt nicht das Sichtbare, sie macht sichtbar“
Würde ich die Radierung betrachten und ausser dem Titel keinerlei zusätzliches Wissen haben, so könnte ich die drei Köpfe vielfältig interpretieren. Dass die Köpfe leer seien, wäre dabei keine zwingende Interpretation. Die ineinander gehakten Finger könnten auch ein Hinweis darauf sein, dass die Finger dem Vorgang im Kopf nicht mehr folgen können. Die unterschiedlich linierten Köpfe einen bereits abgeschlossenen Rechenvorgang (gefüllte Hälfte) und eines neu beginnenden Rechenvorganges (weniger gefüllte Hälfte) darstellen. Und ein Greis ist nicht selbstverständlicherweise einer des Rechnens Unfähiger.
Wenn Philosophie als Bezugswissenschaft auf ein Kunstwerk eingeht, so kann sie das nicht ohne den Kontext zu kennen. Dazu gehört vor allem Wissen über den Künstler.
Die Frage, kann Kopfrechnen bildlich dargestellt werden bleibt eigentlich bei den Philosophen hängen, denn der Künstler hat es auf seine Weise sichtbar gemacht. Ob das für den Betrachter auch erkennbar ist, bleibt offen.
Gerald Lederer
Prof. Heinrich: Sprache und Bild - Mathematik und Bild: Philosophie als Wissenschaft der Problem- und Fragestellungen
Während der Vorlesung wurden einige Radierungen Paul Klees vorgestellt. Ohne auf die Bilder genauer eingehen zu wollen, man möge sie betrachten - http://philo.at/wiki/images/MuD09_-_Richard_Heinrich_Klee_2010.pdf -, sollen anhand dieser Bilder philosophische Problemstellungen herausgearbeitet werden. Eines dieser Probleme ist das Verhältnis von Sprache und Bild. Das Bild soll lt. Prof. Heinrich die Unmöglichkeit darstellen, den Prozeß des Rechnens bildlich auszudrücken. Wir schließen nur aufgrund des Titels- also der Sprache- "Rechnender Greis" darauf, dass es sich beim vorgestellten Bild um jemanden handelt, der rechnet. Dies ist allerdings ein rein sprachlicher Input, nicht etwas, das uns vom Bild gezeigt würde. Dies mag einen Ausflug in die Sprachphilosophie erlauben, denn die Unmöglichkeit das Rechnen zu zeigen, widerlegt bereits die lange angenommene Abbildfunktion der Sprache, nach der jedes Wort Repräsentant eines Gegenstandes sei. Welches Abbild aber hat das Wort rechnen?
Der Greis, dessen leerer Kopf uns verraten könnte, dass in seinem Kopf keine Rechnung vonstatten geht, wird mit Händen dargestellt. Es könnte sich also auch um jemanden handeln, der mit den Händen rechnet. Auch hier wird auf ein philosophisches Problem aufmerksam gemacht: Ist Rechnen ein innerer, oder ein äußerer Vorgang?
Dabei wurde schließlich auf Wittgenstein eingegangen, der sich mit solchen Zusammenhängen beschäftigte. Er war der Meinung, in innerer Vorgang - wie z.B. das Rechnen - sei nur durch einen äußeren Vorgang bestimmbar. Würde der Greis nicht seine Hände benutzen, um zu rechnen, würde für uns das Bild ausschließlich aufgrund des Titels, und also der Sprache, als ein Rechenprozeß erscheinen. Erst durch die Veräußerung eines inneren Prozesses - z.B. eben das Fingerrechnen oder die Schriftführung - wird uns ein Blick in das Innere, eine Introspektion, erlaubt. So ist auch der Titel "Rechnender Greis" wohl eine Veräußerung eines inneren Vorgangs, denn letztlich verraten weder der leere Kopf, noch die verkrüppelten Hände, dass es sich mit Sicherheit um einen Rechnenden handelt.
Wird das Bild allerdings als Solches betrachtet und der Titel außer Acht gelassen, so lässt sich feststellen, dass Klees "Rechnender Greis" die Unmöglichkeit der bildlichen Darstellung des Rechnens darstellt.
Hamel, Hanna
Vortrag von Prof. Richard Heinrich am 21.01.10
Prof. Richard Heinrich machte in seinem Vortrag deutlich, dass die Philosophie Bezugswissenschaften benötigt. Anhand von einer Analyse des „Rechnenden Greises“ von Paul Klee bot er keine allgemeine Einführung in ein Teilgebiet der Philosophie, sondern ging von diesem Beispiel aus, um seine These zu bestätigen: Philosophie ist auf andere Disziplinen angewiesen.
Konventionell wird man bei Bezugswissenschaften der Philosophie eher an Naturwissenschaften oder Gesellschaftswissenschaften denken. Mindestens genauso naheliegend ist aber die Beschäftigung mit Kunst- oder Kulturphilosophie. Richard Heinrich wählt als Beispiel die bildende Kunst. Er zeigt auf, dass Paul Klee bei eingehender Betrachtung einen philosophischen Gedanken und sogar Sprachspiele in sein Gemälde verpackt hat. Bei der Analyse des Gemäldes weist Richard Heinrich darauf hin, dass die Fläche im Kopf des Greises „leer“ sei, das unschraffierte „leer“ kann hier wörtlich für eine geistige Leere genommen werden. Darin ist der erste Widerspruch zur Tätigkeit des Greises, zum „Rechnen“ zu sehen. Ein weiteres Hindernis zum Rechnen sind die zwei rechten Hände, die sich auf dem Bild finden und die nicht mit Rechnen beschäftigt zu sein scheinen. Klee problematisiert also die Tätigkeit des Rechnens in seinem Gemälde, gleichzeitig stellt er die Undarstellbarkeit des Rechnens dar.
Richard Heinrich stellt einen Bezug zum Gedanken Wittgensteins dar, dass das Äußere vor dem Inneren Priorität habe und das Innere den normalen Wortgebrauch verschleiere. In Hinblick auf das Rechnen bedeutet das, dass der Greis die Finger braucht, um sich das Innere, den Akt des Rechnens in Erinnerung zu rufen. Beides ist für ihn nötig, um erfolgreich zu sein. Gleichzeitig scheitert Klee bewusst an der äußeren Darstellung der geistigen Tätigkeit des Rechnens. Im Fehlschlagen der Tätigkeit des Greises liegt das Fehlschlagen der Darstellung von Rechnen versteckt. Wenn aber das Äußere vor dem Inneren nach Wittgenstein Priorität hat, was ist dann mit dem undarstellbaren Inneren? Wo findet das verinnerlichte Rechnen seine äußere Darstellungsform? Wenn es Sprache für das Beschreiben des Rechnens gibt, müsste diese Sprache nicht auch in ein Bild zu gießen sein? Oder sind sprachliche Ausdrücke, für die keine direkte äußere Entsprechung zu finden ist – denn es gibt ja immerhin Rechenzeichen – bloß genau der innere Schleier, vor dem Wittgenstein die Philosophen warnt, wenn er ihnen sagt, sie verstünden die Alltagssprache falsch?
Durch das Hinführen von der speziellen Betrachtung zu einem allgemeinen Blickwinkel auf die mit der Kunst in Verbindung gebrachte Philosophie, bietet der Vortrag von Richard Heinrich Gelegenheit zum Nachvollzug eines Gedankengangs und stellt nicht vor vollendete Tatsachen. In dem Vortrag wird deutlich, dass die Philosophie sowohl vom Zugriff auf den Gegenstand anderer Wissenschaften profitieren und diese womöglich mit einem eigenen Blickwinkel bereichern kann.
Angela Strohberger, Hubert Rieger, Helmut Eder
Ring-VO von Prof. Heinrich am 21.01.2010 zum Thema: Bild - Sprache - Zeichen oder „Philosophie als Wissenschaft der Problem- und Fragestellungen“
Anhand von Radierungen Paul Klees sollen philosophische Problemstellungen herausgearbeitet werden. Die Bilder waren: 1. „Rechnender Greis“ von 1929, Auftragsarbeit für einen Schweizer Auftraggeber. 2. „Abend in Ägypten“, 1929 3. „Die Sonne streift die Ebene“, 1929.
Wesentliche Punkte in der Vorlesung waren:
_Das Verhältnis Sprache – Bild - Zeichen
Hat Heinrich das Bild Klees interpretiert ohne ein Propädeutikum in Bezug auf die Intention des Künstlers zu haben? Nur durch den Titel (Sprache) bekommen wir in diesem Fallbeispiel eine Idee der Intention des Künstlers. Gäbe es keinen Titel zum Bild wären wir vollständig in der reinen Interpretation. Der Titel „Rechnender Greis“ gibt uns eine mögliche Richtung der Interpretation. Hätte es ohne den Titel des Bildes diese Vorlesung so gegeben? Wir sind der Meinung: Nein.
In der Radierung Klees „Rechnender Greis“,
1. glaubt man feststellen zu können, dass das Rechnen weder in den gezeichneten Köpfen, noch Mittels der gezeichneten Finger, vor sich geht.
2. Was hätte der Künstler bildnerisch darstellen müssen, damit der Betrachter den Schluss zieht, dass der Greis entweder mit seinen Fingern oder mit dem Kopf rechnet.
3.Unterliegen wir nicht einer Täuschung, wenn wir sagen, dass wir mit den Fingern rechnen? Schließlich rechnen wir immer mit unserem „Kopf“. Welche Bedeutung kommt dann dem Außen zu? Sind die Finger als Untersuchungsgegenstand zu sehen? Könnte ich mathematische Überlegungen ohne Anschauung denken oder denke ich immer Anschauung?
Welches Abbild aber hat das Wort „rechnen“ selbst? Was wäre ein passendes Bild für einen „inneren Vorgang“ wie dem Rechnen? Wittgenstein war, laut Heinrich der Meinung, dass man rechnen sehr wohl bildnerisch darstellen kann. Das führt uns zum philosophisch interessanten Thema:
_ Verhältnis Innen - Aussen
Wittgenstein war der Meinung, das Innere sei eine Täuschung. Es wäre nichts denkbar, was nicht auch wahrnehmbar ist. Ein innerer Vorgang - wie z.B. das Rechnen - sei zeichnerisch darstellbar, d.h. durch einen äußeren Vorgang bestimmbar.
Dass Klee den alten Mann als unfähig zu Rechnen abbildet, interpretiert Heinrich als eine Verschleierung eines größeren Problems, nämlich die zu hinterfragende Unmöglichkeit das Rechnen selbst bildnerisch darzustellen.
Wo führt uns das hin? Am Ende des Vortrags klingen einige Gegensatzpaare nach:
Dividualität / Individualität
Innen / Aussen
Gesetzlichkeit / Individualität
Philosophie / Kunst
…
Gegensätze, die den Reflexionsprozess unterstützen, wie die fremde Hand den leeren Kopf in Klees Werk?
Gegensätze, die einander fremd und doch miteinander verbunden sind?
“In Wirklichkeit ist eine philosophische Theorie eine entfaltete Frage und nichts anderes.” (Gilles Deleuze)
Bernhard Zarzer
Das Bild, dass betrachtet und analysiert wurde, heißt rechnender Greis und stammt von Paul Klee. Speziell durch die unterschiedlich intensive Radierung bzw. durch die Negation der waagrechten Linien kann man am Bild nicht nur einen, sondern drei Köpfe, erkennen, die jeweils unterschiedliche Interpretationsansätze bieten. Der größte wurde mathematisch Maximalkopf genannt. Vom zweiten konnte man ein schärferes Profil erkennen und der dritte blickte aus dem Hintergrundschatten hervor. Zweiter und dritter Kopf sind Teil des ersten gesamten Kopf. Nun versuchte man den Titel zu interpretieren. Ein Ansatz wäre, die Darstellung des Rechnens im Kopf zu suchen, der jedoch deutlich leer ist. Diese Leere negiert nicht nur den anderen Kopf sondern auch das Rechnen. Aber es gibt noch ein sprachliches Bild, dass durch den Titel interessant wird. Man kann auch mit den Händen rechnen. Man aber normaler davon aus, dass die Hände den Kopf nur unterstützen können, aber nicht unabhängig von ihm arbeiten können. Das wird vielleicht noch einmal verdeutlicht, indem die eine Hand „die Köpfe“ stützt. Wenn man die Hände genauer betrachtet, muss man erkennen, dass diese keineswegs durchschnittlich sind, sondern verkrümmte, klauenartige neun Finger haben. Diese Abbildung erinnert mehr an die Krankheit der „Versteinerung“, die Violinspieler wie Klee es war, oft erlitten. Außerdem sehen die beiden mehr aus, als wären sie zwei rechte Hände. Zwei Linke würden wieder Interpretationsansatz geben, da man so sprichwörtlich von einem tollpatschigen Jemand spricht oder man deutet dies als zusätzliche Schwierigkeit, speziell beim Multiplizieren, wenn es wichtig ist, die Hände zu unterscheiden. Jedenfalls zeigen sie, dass sie mit dieser Fingerhaltung sicher nicht leicht rechnen können. Vielleicht heißt das Bild auch nur deshalb „rechnender Greis“, weil sich der alte Mann nicht mehr daran erinnern kann und es lediglich versucht. Wittgenstein hat zum Thema Kopfrechnen interessante Fragen erarbeitet, wie z.b., ob es möglich im Kopf, in der Vorstellung zu machen, was empirisch, nicht wahrnehmbar bzw. wahrnehmbar zu machen ist. Wenn man eine Rechnung, wie mit Geld, macht, wird man kaum alle Münzen sich einzeln vorstellen. Der Greis könnte sich Vorstellungen oder einfach nur die Symbole der Mathematik aufzeichnen, aber er hat kein Schreibwerkzeug und seine Hände sehen auch nicht so aus als wären sie geschickt im Umgang damit. Eines ist sicher, das Bild gibt Anregung über das Verhältnis Bild, Sprache, Symbole und Vorstellungen nachzudenken. Eine gute abschließende These war, ob Klee nicht durch das Fehlschlagen der Rechenversuche des Greises ein ganz anderes Fehlschlagen verdecken wollte; nämlich das, Rechnen bildlich darzustellen.
Tobias Göllner
Letzte Ring-VO Vortragender: Richard Heinrich
Abschließend zu der Vortragsreihe wurden wir doch noch einmal mit etwas neuem konfrontiert. Das Thema Kunst und Ästhetik wurde am Beispiel von Paul Klees „Rechnender Greis“ erläutert.
Die Präsentation bestand diesmal nur aus Bildern und dem gesprochenen Wort. Ähnlich wie bei Hrachovec blieb mir die Bildbesprechung sehr gut im Gedächnis, jedoch bei dem Brückenschlag zur Philosophie und Wittgenstein wären vielleicht ein, zwei Folien als Gedächtnisstütze noch angebracht gewesen.
Weitere Bildinterpretation:
Heinrich sprach von den drei Gesichtern des Bildes. Das erste, der gesamte Kopf, das zweite die Profilansicht und das dritte, welches sich hinter dem Profil versteckt. Er thematisierte auch noch die zwei rechten Hände. Diese Gedanken im Kopf las ich das Bild auf eine neue weise: Ich sah den Profilkopf mit der vorderen rechten und hinter ihm den versteckten Kopf, dem ich die hintere Hand zuordnete. So drückte es für mich eine gewisse Zweigespaltenheit der Person aus. Einerseits weiß sie noch, dass sie irgendetwas mit den Händen gemacht hatte um zu rechnen, gleichzeitig hindert ein Teil von ihm ihn am rechnen. Die hintere Hand verursacht das Chaos in den Handbewegungen. Je länger ich es betrachtete desto mehr schien mir der hintere Kopf und seine Hand als eine Art Krankheit, Dämon oder eine unbewusste Seite der Person, die ihn am rechnen hindert. Als ob er etwas nach außen transferieren wollte, dies aber nicht mehr kann, da ihn ein Teil daran hindert.
Meine Blicke ruhten irgendwann auch auf dem Ohr, welches bei genauerer Betrachtung auch unmöglich ist. Wenn wir das Ohrläppchen betrachten, so zeigt das Ohr selbst zur falschen Seite, ist es zugeklappt? Kann er nicht mehr rechnen weil die Information von Außen gar nicht mehr in sein Inneres dringen kann? - Ich möchte diese Aspekte nicht weiter vertiefen, sondern es ihnen selbst überlassen ob sie das Bild auch so lesen können wie ich, oder ob sie dies für Überinterpretation halten.
Laura Aricochi
Protokoll zur Ring-VO am 21.01.2010
Mathematik und Bild bzw. Sprache und Bild oder „Philosophie als Wissenschaft der Problem- und Fragestellung
In seiner Vorlesung stellte uns Prof. Heinrich Radierungen von Paul Klee vor, nämlich „Rechnender Greis“, „Abend in Ägypten“ und „Die Sonne streif die Ebene“ und analysiert sie. Er will uns nämlich verdeutlichen, dass die Philosophie Bezugsdisziplinen braucht, in diesem Fall ist es die Kunst. Durch Linienführung in den Radierungen, die entweder intensiver oder weniger intensiv ist, kann man die Intensität ihrer Aussagen hineininterpretieren. In „Rechnender Greis“ sind drei Köpfe dargestellt, doch würde man erkennen, dass dieser Greis rechnet, wenn nicht der Titel des Bildes so lauten würde? Nein, wahrscheinlich nicht. Durch die geringe Schraffierung im Kopf ergibt sich für uns die Interpretation eines „leeren“ Kopfes, also eine geistige Leere. Und kann ein geistig „leerer“ Kopf überhaupt rechnen? Nein. Betrachten wir nun die Hände, denn bekanntlich kann man ja auch mit den Fingern rechnen. Doch erstens sind es zwei rechte Hände, die verkrüppelt sind und zweitens scheinen sie sich nicht in irgendeiner Weise mit dem Rechnen zu beschäftigen. Wittgenstein sagt, dass der Mensch das Äußere um sich das Innere in Erinnerung rufen zu können, denn das „Innere ist eine Täuschung“. Der Greis kann mit den Fingern nicht rechnen, also kann er es auch nicht mit dem Kopf. Und weiteres zeigt Klee uns, dass man eine geistige Tätigkeit nicht darstellen kann, doch wie steht dann das Verhältnis von Sprache und Bild? Wenn es eine Sprache gibt, die eine geistige Tätigkeit, wie hier das Rechnen darstellen kann, müsste es dann nicht auch durch ein Bild darstellbar sein? Denn wenn das Äußere vor dem Inneren Priorität hat, dann müsste man es wohl darstellen können, bevor man es im Kopf rechnet. Der Vortrag hat uns gezeigt, dass die Philosophie, indem sie Bezugsdisziplinen braucht, diese auch durch neue Erkenntnis bereichern kann und dass ihre Aufgabe nicht darin besteht Lösungen und Resultate zu finden, sondern Fragen zu stellen. Sie stellt nicht vor vollendete Tatsachen.
Sascha Böhm
Protokoll der Ringvorlesung vom 21.01.2010
Sprache und Bild bzw. Mathematik und Bild: Philosophie als Wissenschaft der Problem- und Fragestellungen.
Prof. Heinrich zeigte bei seiner Vorlesung Radierungen des Bildes „rechnender Greis“ von Paul Klee. Es wurde gesagt, dass die Philosophie Bezugswissenschaften, wie die Naturwissenschaften und Humanwissenschaften aber auch die Kulturwissenschaften und Kunstwissenschaften, benötigt.
Die Radierungen von Paul Klee zeigen drei Köpfe in einer Kopf-in-Kopf-Abbildung. Bei genauerer Analyse zeigt sich deutlich, dass der Kopf des „Greises“ leer ist und dass er zwei rechte Hände hat, die verkrüppelt scheinen. Durch die Leere des Kopfes, die als geistige Leere interpretiert werden kann, ergibt sich ein Widerspruch zum Akt des Rechnens. Auch die beiden Hände stellen ein Problem dar, da sie sich nicht mit dem Rechnen zu beschäftigen scheinen. Klee stellt damit „die Unmöglichkeit das Rechnen abzubilden“ dar.
Danach ging Prof. Heinrich zu Wittgenstein über. Dieser war der Ansicht, dass sich innere Zustände (Rechnen,…) zeichnerisch darstellen lassen. Sie sind durch einen äußeren Zustand bestimmbar. Für Wittgenstein hatte allerdings das Äußere einen höheren Stellenwert als das Innere, da es den normalen Wortgebrauch verschleiere.
So könnte man das Bild so interpretieren, dass der Greis seine Finger benötigt um sich des Rechnens zu erinnern. Mit dem Vortrag wurde sehr gut aufgezeigt, wie sich die Philosophie auf andere Wissenschaften beziehen und damit auch ihren eigenen Horizont überschreiten kann.
Kim Dinh, Alexandra Vogt, Clara Maier
Schon alleine der Titel der Vorlesung „Bild - Sprache - Zeichen oder Philosophie als Wissenschaft der Problem- und Fragestellungen“ sagt einiges über die Philosophie als Wissenschaft und Disziplin aus. Unserer Meinung nach, ist dies eine sehr gute Beschreibung der Philosophie, da wir darunter ja eigentlich eine „Allgemeindisziplin“, bzw. eine „Fragedisziplin“ sehen. Schon Sokrates hat sein Wissen verbreitet und angehäuft, indem er nicht unbedingt Vorträge gehalten, sondern eher Fragen gestellt hat, um Antworten aus seinen Gesprächspartnern herauszulocken. Und vielleicht auch um selber auf gewisse Dinge zu kommen.
Auch heute ist es ja eine Besonderheit der Philosophie, dass sie wirklich hinter die Kulissen schaut, nicht nur ihrer eigenen Thesen und Themen, sondern eben auch hinter die der anderen Wissenschaften. Wer fragt sich heutzutage denn noch, warum dies und jenes Wissen entstanden ist? Man akzeptiert es einfach, weil man davon ausgeht, dass es ein anderer bestimmt überprüft hat. Aber vermutlich werden die meisten Wissenschaftler kurz überlegen müssen, wenn man sie fragt, woher man gewisse Dinge weiß.
Das Schöne an der Philosophie ist unserer Meinung nach nicht nur der von Prof. Puhl angesprochene Aspekt „Philosophie als Lebenskunst und Selbstfindung“ sondern eben die Tatsache, dass man sie überall finden kann. Eben auch in Bereichen wie Mathematik, Kunst, vielleicht auch in Naturwissenschaften, Politik, ja sogar in der Wirtschaft. Und trotzdem ist sie eine eigene Wissenschaft. Welche andere Disziplin kann das schon von sich behaupten?
Wir denken, dass viele Menschen diesen Weg eben genau aus diesem Grund wählen, weil ihnen nur eine Sicht der Dinge nicht reicht. Weil im Leben alles ineinander fließt, und man sowieso nie eine eingeschränkte Sicht der Dinge haben sollte, sonst verpasst man vielleicht vieles. Das Beispiel mit dem Gemälde von Paul Klee ist sehr gut gewählt, da hier deutlich wird, wie wenig man sieht und wie viel man nicht sehen würde, wenn man es einfach nur oberflächlich betrachtet und nicht hinterfragt, wieso gewisse Dinge auf eine bestimmte Art und Weise gemalt sind.
Und genauso ist es im Leben. Man sieht einfach viel nicht, wenn man alles so hinnimmt wie es ist. Unserer Meinung nach war es eine sehr gute Idee genau dieses Thema für die letzte Vorlesung zu wählen, da es eigentlich sehr gut abrundet, was wir in den Vorlesungen davor gehört haben.
Noch eine letzte Frage: Was also ist der Grund ästhetischer Erfahrung?
Moritz Homola
Mathematik und Philosophie...
Was gibt es zur Mathematik und Philosophie zu schreiben? Speziell nachdem mich die Vorlesung eher auf Gedanken zum Verhältnis von Kunst und Philosophie beziehungsweise Kunst und Mathemathik brachte. Die Fragen nach Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten und deren Verhältnisse und die Fragen danach, wie sich der Künstler diese Dinge zu eigen machen kann stellen sich für mich zwar als hoch interessant dar, nur leider fehlt mir einerseits das Wissen um diese Techniken und andererseits sind der Feinmotorik zuzuschreibende Dinge so ganz und gar nicht mein Ding, sodass mir zu diesem Thema im Moment jägliche Ansatzpunkte zu fern sind um etwas über eine Inhaltszusammenfassung der Vorlesung hinausgehendes zu schreiben. Deshalb habe ich mir nun gedacht, etwas anderes über Rehnungen und Philosophie anzudenken. Auch dadurch motiviert, dass ich diese Woche hier in Düsseldorf auf der Bootsmesse wie jedes Jahr meine Kaufmännischen Fähigkeiten zu verbessern versuche, möchte hier auf eben diesen Bereich hinweisen, in dem man so wie ich denke durch die Philosophie auch sehr große Nutzen ziehen kann. Obwohl mir dieser Gedanke nie als abwägig erschien illustrierte er sich erst so richtig in meinem Verstan als ich heuer in meinem Trainingsurlaub in Sri Lanka mit einem britischen Piloten ins Gespräch kam, welcher meinte, nachdem ich ihm erzählt hatte, dass ich Philosophie studiere: "A friend of mine once said that theres absolutely nothing you can study for salesmanship, but philosophy is probably closest to it." Dieser Satz gab mir damals durchaus zu denken und brachte mich dazu einige meiner Gedanken in mir selbst besser zuordnen zu können und dadurch auf neue Zusammenhänge zu stoßen. Vor allem die zwischen Philosophie und Methodik. Diesen Ansatz verfolgend kam mir der Gedanke, dass es in einer anwendungsbezogenen Philosphie nicht nur auf das Rechnen und die Philosophie des Rechnens ankommt sonder auch darauf wann es etwas und was es zu berechnen gibt. Das wiederrum weiterverfolgend ist es in meinen Augen durchaus legitim den Schluss zu ziehen, dass auch nach rein kapitalistischen Paradigmen agierend, die Philosophie nicht zu kurz kommen darf, da der Rechnung immer eine gründliche Überleguung voraus gehen muss...
Buchberger, Agnes
Ich fasste das Thema des Vortrags folgendermaßen auf: Ästhetik. Aber nicht im theoretischen Sinne, sondern PRAKTISCH!
Zumindest als Ausgangspunkt ging es darum, dass "Ästhetik" (welche ja zweifelsohne einen wichtigen Bereich der Philosophie darstellt) bei den Vorträgen der Ring-VO noch nicht vorgekommen war. In der Folge (vgl. die Beiträge meiner KollegInnen) ging Heinrich auf vielerlei Aspekte (z.B. Zeichen/Rechenzeichen - "Abbildbarkeit" - Sprache - etc.) ein.
Analyse und Interpretation eines Werkes von Paul Klee. „Rechnender Greis“ (1929).
http://www.nationalgalleries.org/media_collection/6/GMA%202095.jpg
Heinrich weckte schon mit seiner einleitenden Bemerkung mein Interesse. Er meinte, es ginge ihm darum, uns Studierenden hier anhand eines Beispiels „Philosophie“ (die Definition dieses Begriffs sei an dieser Stelle dem/der LeserIn überlassen) näher zu bringen und er wolle nicht von „irgendwelchen“ Theorien über Ästhetik sprechen. Sehr lobenswert.
Hat man die Beute erst einmal geködert (also das Interesse geweckt) fällt es im Anschluss sicher leichter, „trockene Theorie“ zu vermitteln (wobei es in diesem Fall sowieso bei den Studierenden liegt, sich näher damit auseinanderzusetzen; außerdem ist „trockene Theorie“ hier natürlich sehr überspitzt verwendet).
Besonders erwähnenswert finde ich den Schluss Heinrichs – die Beantwortung der Frage, warum Paul Klee einem Bild den Titel „Rechnender Greis“ gibt, wenn dieses doch jemanden zeigt, der eindeutig daran scheitert (zu rechnen). Heinrich meinte, es sei ein Versuch, den „Fehlschlag“ des Malers selbst zu „vertuschen“. Dessen Scheitern besteht darin, Mathematik/Rechnungen/den Vorgang des Rechnens abzubilden. (An dieser Stelle sei erwähnt, dass besonders Verbindungen zu Wittgenstein erstellt wurden.)
Im Großen und Ganzen fand ich den Vortrag sehr spannend, jedoch war es manchmal etwas schwierig dem Ganzen zu folgen (ich schließe nicht aus, dass das an meiner geistigen Verfassung lag).
Adrien Feix, Tom Baerwald
Zwei Bemerkungen zur Bilderläuterung. 1. Wurde das Ohr, dessen Form relativ offensichtlich die Form des Integralzeichens hatte, nicht erwähnt. Man könnte es als Art Rest der höheren Mathematik im Kopf des Greises deuten. 2., dass der offensichtlich abgestumpft-grinsende Ausdruck des Gesichts in Betracht gezogen werden sollte.
Über die spezielle Bildanalyse hinaus (die als Laien sowieso schwer zu verstehen ist), kann man sich die Frage nach dem Sinn von solchen Ausführungen Gedanken machen. Muss man Kunst rational verstehen (=analysieren), um ihr Wesen zu verstehen? Offensichtlich nein, denn sonst würde der naive Mensch (also ohne spezielle kunsttheoretische Bildung) keine Kunst "mögen" (wie auch immer man das versteht); das tut er aber klarerweise.
Die Analyse der Kunst ist also kein Bereich der (grundlegend) für das Wesen der Kunst relevant ist. Vielmehr liegt der Sinn an solchen Reflexionen auf der psychologisch-soziologischer Ebene. Man interpretiert den Künstler durch sein Werk (und vice versa) und die Gesellschaft durch Analyse der Werke, die sie hervorbringt (und vice versa).
Auch über die Wichtigkeit der Kunst in der Philosophie kann gestritten werden: So können philosophische Gedanken durch Assoziationen der Kunst stimuliert werden, und philosophische Gedanken Kreativität fördernde Stimmungen hervorrufen. Die Bindung mit der Kunst ist aber eigentlich nicht stärker als für jede andere Tätigkeit auch (z. B. Sport, Autofahren). Die historisch gesehen reelle Überlappung von Kunst und Philosophie ist akzidentell: beide fallen in den Horizont gebildeter Schichten.
Manfred Pöckl
MuD, Ringvorlesung Prof. Heinrich am 21. 1. 2010
Rechnender Greis
Es geht um eine Bildbetrachtung und Analyse der Radierung von Paul Klee: Rechnender Greis, 1929
Ich konnte keine zentrale Aussage aus dem Vortrag ziehen. Daher ist mir eine inhaltliche Kritik schwer möglich.
Die Ausführungen vom Prof. Heinrich möchte ich nicht wiederholen. Jeder hat sie gehört. Aber die einführenden Worte und Interpretationen führen sofort in DIESE Richtung, die ich zwar (teilweise) nachvollziehen kann, zum Teil aber ganz anders gesehen hätte - des RECHNENDEN GREISES.
Ich sah ohne Ausführungen von Prof. Heinrich:
- ein männliches Gesicht
- ein nicht unbedingt altes Gesicht
- die Zahnlosigkeit könnte auch anders gesehn werden (Machtlosigkeit etc.)
- das Hirn ist nicht leer im Vergleich zu Kinn-Mund-Bereich oder Nase
- das hintere Gesicht hat ja ein „dichtes Hirn“
- wenn ich die Liniendichte als Aktivität interpretieren darf, dann sind die Bereiche ums Ohr, den Mund und das Auge ja in Höchstform, und um die Finger sowieso
- die aktiven Finger sind auch nicht hilflos, sonder zeigen vielmehr Aufgeregtheit; sie sind bereit!
- der unterstützende Daumen am Kinn ist für mich auch nicht unterstützend, sonder kratzend, was die Neugierde unterstreicht
- der Mund zeigt Freude und Zuversicht, keine Verzweiflung
Ich sehe vielmehr einen höchst aktiven Mann, der sich über die kommende Aufgabe freut. Auch rechnen kann er.
Fingerrechnen vs. Kopfrechnen: Eine sehr interessante Frage! Ich hab sie mir vorher noch nie gestellt. Ohne Finger oder Stäbchen (denn auch fingerlose Menschen könne fingerrechnen) könnten wir dennoch rechnen. Eine äussere Wahrnehmung brauchen wir aber unbedingt dazu, damit wir eine Vorstellung vom Einem, dem Zweitem und dem Anderen bekommen - behaupte ich. Diskussion darüber ist sehr erwünscht!
Haidvogl Thomas, L. Philipp
Prof. Heinrich hat in seiner Vorlesung das Thema Kunst und Philosophie behandelt. Anhand des Besipiel einer Radierungen des Bauhaus-Malers Paul Klee. Das Bild das vorwiegend behandelt wurde hieß „Rechnender Greis“ und wurde 1929 geschaffen und war eine Auftragsarbeit.
Das Bild zeigt mehrere Köpfe bzw Gesichter. Die jeweils dadurch Sichtbar werden das die für diese Radierung Charakteristischen waagrechten Linien weniger werden und sich somit negieren.
Aufgrund des Titels lässt es sich interpretieren das hier gerechnet wird. Jedoch interpretiert Prof. Heinrich die fehlenden Linien im markantesten Kopf welcher im Profil sichtbar ist so dass der Kopf leer ist und dadurch nicht rechnen kann. Deswegen kann angenommen werden das die Hände rechnen. Aber bei genauerer Betrachtung der Hände stellt sich heraus das es unmöglich ist das diese rechnen. Da es auf Grund der Handhaltung und Fingerkrümmung unmöglich wird denn es scheint als wären beide Hände eine rechte Hand dementsprechend ist es nicht möglich mit ihnen zu rechnen.
Jetzt kommt Prof. Heinrich zu seiner philosophischen Interpretation. Er bezieht sich auf Wittgenstein der meinte das alle geistigen Tätigkeiten auch anschaubar (anschaumachbar) sind. Doch mit diesem Bild zeigt sich sehr deutlich die Problematik rechnen darzustellen.
In unserer Reflexion hat sich die Meinugn manifestiert das rechnen stets nur rein geistig passiert. jegliche Darstellung (auch abstrakte bzw Fingern) dienen dann nur zur Unterstützung und als Merkhilfe für den Rechenprozess im „Kopf“.
Jedoch ist es sehr interessant das Problem des Unterschiedes von Kopf- und Handrechnen zu beleuchten und wäre uns so noch nie in den Sinn gekommen!
Alexander Hlavac
Die Besprechung von der Radierung von Klee wirft viele spannende Fragen auf. Die Verhältnismäßigkeit von Innen und Außen beim Rechenvorgang ist an sich bereits problematisch, der Versuch sie darzustellen gewagt und die richtige Interpretation zu finden fast nicht machbar. Hierbei werden Bildelemente einfach deduktiv einem gängigen philosophischen System zugeordnet. Interessant dabei ist, dass sich dieses Vorgehen jeder Logik entzieht und wohl auf das schematische Symbole und Muster suchende menschliche Denken zurück zuführen ist. Hierbei wird eine, gerade in der Kunst wesentliche Ebene völlig ausgeblendet, nämlich die der Emotionen. Zwar sind alle Erwähnten Komponenten enthalten, die eine Interpretation im Sinne einer philosophischen Grundfragestellung zulassen, doch gerade die Kunst kommuniziert auf einer subjektiven, der Verallgemeinerung wiederstrebenden Ebene, die einen, wenn nicht den wesentlichen Teil der Aussage eines Kunstwerkes trägt.
In diesem Sinne wäre anzumerken das es sich bei dem Gesicht / den Gesichtern um ein Lächelndes handelt. Ob der Greis sich über des Rechnen selbst freut wage ich zu bezweifeln, doch was würde es bedeuten, wenn er sich über den gescheiterten Versuch freut?
Die Einsicht der Unfähigkeit, der eigenen Grenzen mag im ersten Moment vielleicht eher bedrückend scheinen, doch letzen Endes geht damit Selbsterkenntnis einher, was doch wiederum durchaus erfreulich ist. Sich selber kennen bedeutet auch seine Grenzen zu kennen, auch wenn diese facettenreich ( 3 Gesichter) seien mögen.
Des weiteren halte ich innere Vorgänge durchaus für abbildbar! Zum Beispiel zeigt "Der Denker" von Rodin ( [1] ) durchaus den inneren Denkprozess, allerdings auf einer assoziativen Ebene.
Als Sprache / Symbol dient bei Klees Bild die Geste der beschäftigten Finger eben so wirkungsvoll wie der sprachlich verfasste Titel. Es ist ein Irrglaube, das Darstellung immer deutlich und offensichtlich sein muss, denn auch Worte haben den Mangel der Ungenauigkeit (was ist schön / lecker?).
Ohne Zweifel Sprechen Musik und bildende Kunst eine andere Sprache, jedoch können auch Worte einen Inneren Prozess nicht darstellen, sonder nur auf ihn verweisen.
Scherhaufer, Stefan
Um die philosophische Relevanz des Klee‘schen Werkes noch einmal hervorzuheben sei vorerst ein kurzer Abriss über die bedeutungstragende Akzentverschiebung in der Malerei seit dem 19. Jh. vorangestellt und ein methodischer Hinweis auf den Poststrukturalismus gegeben, der es vermag, die abstrakte Poetologie von Klee fruchtbar zu machen: Gilles Deleuze und Felix Guattari zitieren eine Aussage von Jean-Francois Millet (1814-1875) in „Tausend Plateaus“: ‚Der Maler Millet hat einmal gesagt, was in der Malerei zählt ist nicht, was ein Bauer trägt, etwa einen heiligen Gegenstand oder einen Sack Kartoffeln, sondern das genaue Gewicht dessen, was er trägt.‘ Diesem Zitat zufolge geht es nicht um eine Wiedergabe von Gegenständen und ihren Formen, sondern um das Sichtbarmachen von etwas, das selbst nicht sichtbar ist.“ (zitiert nach UHLIG, Ingo: Poetologien der Abstraktion: Paul Klee, Gilles Deleuze in: BLÜMLE, Claudia, SCHÄFER, Armin (Hg.) (2007): Struktur, Figur, Kontur. Abstraktion in Kunst und Lebenswissenschaften, Zürich/Berlin (Diaphanes) S. 301) Der Gedanke ist ebenso in Paul Klees literarischem und bildnerischem Werk verankert, so finden wir in Klees Text „Schöpferische Konfessionen“ (aus „Das bildnerische Denken“ von 1920) zu Beginn folgende Formel: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ (Klee, Paul (1956): Das bildnerische Denken. Schriften zur Form- und Gestaltungslehre, hrsg. und bearbeitet von Jörg Spiller, Basel, Stuttgart: Schwabe S. 76-80; zitiert nach UHLIG) Unter dem Leitmotiv der erschöpfenden Apophansis werden bei Klee u.a. ideelle Vorgänge dargestellt - wie in der VO unter Rekursion auf Wittgenstein mit dem Beispiel „Rechnen“ am Bild „Rechnende Greis, 1929“ hervorgegangen ist - und somit vermag das Bild mehr sehen zu lassen als herkömmliche Sprache. Die philosophische Kompetenz zeigt sich, indem diese Einsichten in der interpretierenden Artikulation erhalten und weitergegeben werden und nicht im Sprachgitter der Hermeneutik verloren gehen.