Textvorstellungen Umweltethik: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Paul Weber Die Erschliessung 1978.jpg|thumb|[http://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Paul_Weber''Paul Weber''], [http://www.weber-museum.de/werk/umwelt/''Die Erschliessung''], Deutschland, 1978.]]
 
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Ferdinand Altnöder
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Arnold Berleant, ''Living the Landscape: Toward an Aesthetics of Environment'', (Kansas, Universtiy Press of Kansas, 1997).
  
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Arnold Berleant ist emeritierter Professor für Philosophie an der Long Island University und ehemaliger Präsident der "International Association of Aesthetics". Er publizierte im Besonderen über Ästhetik, Umwelt Ästhetik und Ethik. Darüber hinaus erwähnenswert für seine philosophische Arbeit ist sein Schaffen als Pianist und Komponist. Genereller Tenor und Kern einer Theorie der Ästhetik, der Erfahrung und Anwendung von Ästhetik ist auch für Berleant klassischerweise die Sinneswahrnehmung (aisthesis). Ihm geht es um die radikale Interpretation von Erfahrung, beeinflusst durch den unfundierbaren Naturalismus im Pragmatismus und der ungeteilten Direktheit der existentiellen Phenomenologie ("In art and environment this leads to an emphasis on the engagement and continuity of active appreciation." (1)
  
Nora Kirchmayr
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In "Living the Landscape" (2) führt Berleant Ideen fort, welche er bereits in "Art and Engagement" und "The Aesthetics of Environment" begonnen hat zu entfalten. Der erste Vorgängertitel versucht mittels der Architektur die Brücke zwischen den traditionellen hohen Künsten und einer ästhetischen Erfahrung der Umwelt zu spannen. Der zweite Vorgängertitel betrachtet die Umwelt umfassender, sowohl in theoretischer als auch in exemplarischer Hinsicht.
  
Michael Käfer
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In dem hier besprochenen Werk geht es Berleant um die Fortführung dieser ästhetischen Kritik der Umwelt. Zentral ist dem Buch zunächst die kritische Analyse von Disney World und damit die Ausweitung der Ästhetik in seine negative Ausformung. Außerdem lässt Berleant die Ästhetik hier auch in andere Richtungen ausgreifen, um in Umwelten wie die Architektur, Erziehung, Gemeinschaft, Kreativität und das Heilige (sacred) eine ästhetische Kritik hinauszutragen.
  
Markus Karner
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Das erste Kapitel beschäftigt sich mit einer grundlegenden Verortung der Umweltästhetik durch Erfahrung, Bedeutung und Werte, welche in diesem Zusammenhang charakteristisch und relevant sind. Danach folgt in Kapitel 2 eine geschichtliche und inhaltliche Rückschau auf die Wurzeln und Abzweigungen der Umweltästhetik als neu entstehende Disziplin. In Kapitel 3 stellt Berleant seine Analyse von Disney World als eine erweiterte Fallstudie einer konkreten Anwendung der ästhetische Kritik vor. Aus diesem konkreten Beispiel erwächst dann die Frage nach dem ästhetischen Wert bzw. nach Berleant einer ''negativen Ästhetik'', welche im Kapitel 4 ihren theoretische Rahmen und die Möglichkeit eines Urteils erfährt. Dieser Rahmen findet nun in allen folgenden Kapiteln seinen konstruktiven Einsatz, dessen Basis jedoch zunächst in Kapitel 5 mit dem erweiterten Begriff einer  ''ästhetischen Funktion'' aufbereitet wird. Es folgt dann also die Anwendung auf einzelne Teilbereiche der menschlichen Umwelt, dem Körper, die Architektur, der Erziehung, der Gemeinschaft und den vielleicht nicht so greifbaren Umwelten wie der Kreativität und dem Heiligen (sacred).
  
Tina Pairits
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Was die Kapitel zentral zusammenhält ist die für Berleant fundamentale Idee der Kontinuität, welche er kurz in der Einleitung skizziert. Prinzipiell geht es ihm gegenüber der klassischen Methodik der Analyse von Komponenten und Struktur um eine Aufzeigen der Verbindungen und Kontinuitäten. "Environmental continuity leads us to recognize that every environment of which we are part -- that is, every human environment -- is a living landscape, or to offer a cognate neogolism, a ''humanscape''."(3)
  
Christoph Reichel
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Von Reinhard Stanzl, 9.11.2008
  
Reinhard Stanzl
 
  
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'''Literatur:'''
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(1) http://www.autograff.com/berleant/index.html (09.10.2008)
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(2) Berleant, Arnold, Living the Landscape: Toward an Aesthetics of Environment, (Kansas, Universtiy Press of Kansas, 1997)
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(3) Ebd. S.8
  
=== [[Robin Attfield: The Ethics of the Global Environment]] ===
 
von Nora Kirchmayr und Michael Käfer
 
 
=== [[Arnold Berleant: Living the Landscape]] ===
 
von Reinhard Stanzl
 
  
 
=== [[Gernot Böhme: Atmosphärisches in der Naturerfahrung]] ===
 
=== [[Gernot Böhme: Atmosphärisches in der Naturerfahrung]] ===

Version vom 16. Mai 2009, 15:32 Uhr

Paul Weber, Die Erschliessung, Deutschland, 1978.


Robin Attfield: The Ethics of the Global Environment

von Nora Kirchmayr und Michael Käfer

Arnold Berleant: Living the Landscape

von Reinhard Stanzl

Arnold Berleant, Living the Landscape: Toward an Aesthetics of Environment, (Kansas, Universtiy Press of Kansas, 1997).


Arnold Berleant ist emeritierter Professor für Philosophie an der Long Island University und ehemaliger Präsident der "International Association of Aesthetics". Er publizierte im Besonderen über Ästhetik, Umwelt Ästhetik und Ethik. Darüber hinaus erwähnenswert für seine philosophische Arbeit ist sein Schaffen als Pianist und Komponist. Genereller Tenor und Kern einer Theorie der Ästhetik, der Erfahrung und Anwendung von Ästhetik ist auch für Berleant klassischerweise die Sinneswahrnehmung (aisthesis). Ihm geht es um die radikale Interpretation von Erfahrung, beeinflusst durch den unfundierbaren Naturalismus im Pragmatismus und der ungeteilten Direktheit der existentiellen Phenomenologie ("In art and environment this leads to an emphasis on the engagement and continuity of active appreciation." (1)

In "Living the Landscape" (2) führt Berleant Ideen fort, welche er bereits in "Art and Engagement" und "The Aesthetics of Environment" begonnen hat zu entfalten. Der erste Vorgängertitel versucht mittels der Architektur die Brücke zwischen den traditionellen hohen Künsten und einer ästhetischen Erfahrung der Umwelt zu spannen. Der zweite Vorgängertitel betrachtet die Umwelt umfassender, sowohl in theoretischer als auch in exemplarischer Hinsicht.

In dem hier besprochenen Werk geht es Berleant um die Fortführung dieser ästhetischen Kritik der Umwelt. Zentral ist dem Buch zunächst die kritische Analyse von Disney World und damit die Ausweitung der Ästhetik in seine negative Ausformung. Außerdem lässt Berleant die Ästhetik hier auch in andere Richtungen ausgreifen, um in Umwelten wie die Architektur, Erziehung, Gemeinschaft, Kreativität und das Heilige (sacred) eine ästhetische Kritik hinauszutragen.

Das erste Kapitel beschäftigt sich mit einer grundlegenden Verortung der Umweltästhetik durch Erfahrung, Bedeutung und Werte, welche in diesem Zusammenhang charakteristisch und relevant sind. Danach folgt in Kapitel 2 eine geschichtliche und inhaltliche Rückschau auf die Wurzeln und Abzweigungen der Umweltästhetik als neu entstehende Disziplin. In Kapitel 3 stellt Berleant seine Analyse von Disney World als eine erweiterte Fallstudie einer konkreten Anwendung der ästhetische Kritik vor. Aus diesem konkreten Beispiel erwächst dann die Frage nach dem ästhetischen Wert bzw. nach Berleant einer negativen Ästhetik, welche im Kapitel 4 ihren theoretische Rahmen und die Möglichkeit eines Urteils erfährt. Dieser Rahmen findet nun in allen folgenden Kapiteln seinen konstruktiven Einsatz, dessen Basis jedoch zunächst in Kapitel 5 mit dem erweiterten Begriff einer ästhetischen Funktion aufbereitet wird. Es folgt dann also die Anwendung auf einzelne Teilbereiche der menschlichen Umwelt, dem Körper, die Architektur, der Erziehung, der Gemeinschaft und den vielleicht nicht so greifbaren Umwelten wie der Kreativität und dem Heiligen (sacred).

Was die Kapitel zentral zusammenhält ist die für Berleant fundamentale Idee der Kontinuität, welche er kurz in der Einleitung skizziert. Prinzipiell geht es ihm gegenüber der klassischen Methodik der Analyse von Komponenten und Struktur um eine Aufzeigen der Verbindungen und Kontinuitäten. "Environmental continuity leads us to recognize that every environment of which we are part -- that is, every human environment -- is a living landscape, or to offer a cognate neogolism, a humanscape."(3)

Von Reinhard Stanzl, 9.11.2008


Literatur: (1) http://www.autograff.com/berleant/index.html (09.10.2008) (2) Berleant, Arnold, Living the Landscape: Toward an Aesthetics of Environment, (Kansas, Universtiy Press of Kansas, 1997) (3) Ebd. S.8


Gernot Böhme: Atmosphärisches in der Naturerfahrung

von Lukas Egger

Suzaan Boettger: Earthworks

von Eva Auer

Ulrich Brösse: Ökonomisches Verhalten

von Martin Braun

Allen Carlson: Aesthetics and the environment

von Stephanie Grafinger

Ruth Chadwick u. Doris Schroeder: Applied Ethics

von Nora Kirchmayr

Josef Früchtl: Die Möglichkeiten einer ästhetischen Ethik der Natur

von Ferdinand Altnöder

"Armut als Ursache für Umweltschäden" Soja Hödl über einen Text von Werner Gocht

Sigurd Martin Daecke brachte im Jahr 1995 das Buch Ökonomie contra Ökologie? Wirtschaftethische Beiträge zu Umweltfragen heraus. Der Sammelband mit zehn Beiträgen von insgesamt elf AutorInnen erschien im Stuttgarter Metzler-Verlag. Unter den Beiträgen befindet sich auch der von Werner Gocht verfasste Aufsatz zum Thema „Umwelt und Entwicklung: Armut als Ursache für Umweltschäden”.

Daecke verortet das Thema des Buches – wie der Titel bereits erklärt – im Diskurs um das Verhältnis von Ökonomie und Ökologie bzw. von Wirtschaft und Umweltethik. Im Vorwort behandelt er eingehend die Diskussion um die mögliche Nützlichkeit von Ökonomie für die Ökologie und hebt dabei hervor, dass dieses Thema in der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion immer als Frage formuliert wird. Wenn nicht sogar Volkswirtschaftler wie – der ebenfalls mit einem Beitrag vertretene – Karl Georg Zinn die Meinung vertreten, dass „Wirtschaftswachstum und Bewahrung der natürlichen Umwelt […] in fundmentalem Widerspruch“ zueinander stehen. (Daecke 1995: 1) In der betriebswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Rechnung entspricht Zinns These meist durchaus der Wahrheit und ManagerInnen interessiert größtenteils der Unternehmenserfolg mehr als Umweltbelange. Die Diskussion ist durch diese Argumente jedoch lange nicht beendet, da nach Daecke der Umweltschutz „selbst in betriebswirtschaftlicher Sicht nicht immer belastend wirken muss“ und „vor allem der gesamtwirtschaftliche Nutzen die Umweltschutzkosten“ übersteigt. (1995: 2)

Das behandelte Buch ist auch in der seit 1987 geführten Diskussion um das Schlagwort „Nachhaltigkeit“ einzuordnen. Daecke vertritt hierbei die Ansicht, dass in Hinsicht auf Nachhaltigkeit das „Ziel des Wachstums nicht mehr in seiner Quantität, sondern nur noch in seiner Qualität liegen“ kann. (1995: 5) Daraus resultiert das Ökonomie und Ökologie nicht grundsätzlichen gegensätzlich sein müssen, sondern vielmehr um der Typus der Bedürfnisse und die Strategie zu ihrer Befriedung entscheidend sind. (Daecke 1995: 5 ff.)

Der fünfte Beitrag im beschriebenen Buch ist jener von Werner Gocht zum Thema „Umwelt und Entwicklung: Armut als Ursache für Umweltschäden”. Werner Gocht studierte an der Freien Universität Berlin Geologie und dissertierte in diesem Fach. Später promovierte er auch im Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Gocht habilitierte sich an der Freien Universität Berlin und wurde 1972 Professor für Wirtschaftsgeologie. Acht Jahre später wechselte er an die RWTH Aachen, wo er mehr als 20 Jahre lang Leiter des Instituts für Internationale Technische und Wirtschaftliche Zusammenarbeit war. Werner Gocht verstarb 2006 im Alter von 69 Jahren. (Alumni-Projekt der RWTH Aachen)

Entsprechend seines Interesses für den Bereich der Entwicklungshilfe- und politik verfasste Gocht den Beitrag zum Zusammenhang von Umwelt und Entwicklung. Neben ökologischen Problemen gilt die Kluft von Armut und Reichtum als „zentraler Gegenstand der Wirtschaftsethik“. (Daecke 1995: 7) Gocht zeigt in welchem engen Zusammenhang diese zwei ethischen Kernprobleme stehen. Das Thema Umweltschutz hat in den reichen Industriestaaten andere Prioritäten als in den armen Entwicklungsländern, wo er immer auch armutsbezogen sein muss. Zusätzlich trägt der Industrialisierungsprozess in den Entwicklungsländern auch zu einer Verschärfung zwischen Ökologie und Ökonomie bei. Gocht arbeitet damit einen ganz speziellen, aber hoch aktuellen Problembereich der Umwelt- und Wirtschaftsethik auf. (Gocht 1995: 86 ff.)


Literatur:

Werner Gocht, “Umwelt und Entwicklung: Armut als Ursache für Umweltschäden”, in: Sigurd M. Daecke, (Hrsg.): Ökonomie contra Ökologie? Wirtschaftethische Beiträge zu Umweltfragen, (Stuttgart [u.a.], Metzler, 1995).

Alumni-Projekt der RWTH Aachen: Wegbereiter der Alumniarbeit verstorben. RWTH Aachen verliert mit Professor Werner Gocht eine engagierte Persönlichkeit in: http://www.alumni.rwth-aachen.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat= 162&idart=889 (Letzter Zugriff am 2. November 2008).

Daecke, Sigurd Martin (Hrsg.): Ökonomie contra Ökologie? Wirtschaftethische Beiträge zu Umweltfragen., Stuttgard [u.a.]: Metzler 1995.

Gocht, Werner: “Umwelt und Entwicklung: Armut als Ursache für Umweltschäden”, in: Daecke, Sigurd Martin (Hrsg.): Ökonomie contra Ökologie? Wirtschaftethische Beiträge zu Umweltfragen., Stuttgard [u.a.]: Metzler 1995, S. 86-93.

Martina M. Keitsch: Naturästhetik und ökologische Ethik

von Martin Braun

Anne Kemper: Unverfügbare Natur

von Olivia Gold

William Leiss: Naturbeherrschung - die größte politische Tragödie der Neuzeit?

von Dr. Judith Brunner-Popela

Hans Lenk u. Matthias Maring: Natur – Umwelt – Ethik

Sonja Hödl und Christoph Reichel

Hans Lenk u. Matthias Maring: Soziale Fallen

von Tina Pairits

Eugenio Mazzarella: Der Wille zur Macht als Wille zur Form

von Markus Karner

Maurice Merleau-Ponty: Natur und Logos

von Lukas Egger

Vernon Pratt, Jane Howarth u. Emily Brady: Environment and Philosophy

von Stephanie Grafinger

Gerhard Pretzmann: Umwelt Ethik

von Michael Käfer

Martin Seel: Eine Ästhetik der Natur

von Eva Auer

Martin Seel: Aspekte des guten Lebens

von Markus Karner

Elmar Treptow: Die erhabene Natur

von Reinhard Stanzl

Manfred Wetzel: Natur und Gesellschaft

von Dr. Judith Brunner-Popela

Hans-Jürgen Zimmermann: 'Unscharfe' Wirtschaftsethik

von Martin Braun

Karl G. Zinn: Wie umweltverträglich sind unsere Bedürfnisse?

von Tina Pairits