Die RINGVORLESUNG (MuD2010)

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1. Vorlesung Do 7.10. - Einführung

Vortragende TutorInnen Online-Betreuung
FB1 Gerhard Gotz FB1 Philipp Schaller Sebastian Baldinger
FB1 Violetta Waibel FB2 Bernadette Reisinger
FB2 Anja Weiberg FB3 Mario Spassov
FB2 Alfred Pfabigan FB4 Margarethe Luczynska
FB3 Richard Heinrich FB5 Carina Tiefenbacher
FB3 Herbert Hrachovec
FB4 Arno Böhler
FB4 Hakan Gürses
FB5 Martin Kusch
FB5 Friedrich Stadler


Zeit: DO wtl von 07.10.2010 bis 27.01.2011 - 20.00-21.30
Ort: Hörsaal I NIG Erdgeschoß (Universitätsstraße 7, 1010 Wien)
Inhalt: Vorstellung der Mitwirkenden / allgemeine Einleitung / Power-Point Präsentation der Studienprogrammleitung

2. Vorlesung Do 14.10. - Gerhard Gotz

Vortragende/r: Gerhard Gotz


Inhalt: Menschliche Praxis - die Suche nach Maß und Ziel. Zu Platons Dialog "Euthyphron"
Platons "Euthyphron" zeigt gleich zu Beginn anhand von zwei Beispielen gerichtlicher Anklagen auf, wie unterschiedlich die Meinungen über Wert oder Unwert ein und der selben Handlung sein können. Die Relativität solcher Werturteile - und damit von Meinung überhaupt - kann aber prinzipiell sowohl den urteilenden wie den beurteilten Personen jederzeit bewusst werden, ob vor, während oder nach einer Handlung. Menschliche Praxis steht daher, zumindest potentiell, dauerd vor der Sinnfrage.
Im "Euthyphron" will Platon darauf keine abschließende Antwort geben, sondern zuerst einmal jenes Problembewusstsein wecken, das als Bedingung für tiefer gehende philosophische Denkarbeit unerläßlich ist. Immerhin werden Ebenen der Erkenntnis angedeutet, die eine Überwindung des ungesicherten Meinungswissens in Aussicht stellen: eine Einladung zum Nach- und Weiterdenken.


Literatur verpflichtend ergänzend
Platon, Euthyphron, (als zweisprachige Einzelausgabe am besten Reclams-Universalbibliothek 9897 -
Unterlagen Platon, Euthyphron - Projekt Gutenberg, Diskuswerfer (Myron)

3. Vorlesung Do 21.10. - Anja Weiberg

Vortragende/r: Anja Weiberg


Inhalt: Moral und Menschenbild
Thema dieser Vorlesungseinheit ist, den Einfluß von – mal mehr, mal weniger explizit ausgewiesenen – Annahmen über den Menschen (bzw. Aspekte seiner „Natur“) auf ethische Überlegungen bzw. Theoriebildungen aufzuzeigen.
Hierfür werden zwei Beispiele herangezogen:
1. Thomas Hobbes’ „Leviathan“,
2. John Stuart Mills „Utilitarismus“.
Sieht jemand die Menschen vorrangig etwa durch Machtstreben und Argwohn gekennzeichnet (wie Hobbes), wird seine Argumentation, warum man die Interessen bzw. das Wohl anderer Menschen berücksichtigen sollte, ganz anders ausfallen als bei einem Denker (wie Mill), der davon ausgeht, daß ein Gemeinschaftsgefühl (und die Mitberücksichtigung anderer Interessen) etwas dem Menschen Natürliches ist. Aber auch die Ziele (sowie die Wege zu deren Erreichung) – z. B. „Befriedung“ versus „Entwicklung“ des Menschen bzw. des menschlichen Zusammenlebens und Handelns – werden sehr verschieden ausfallen. Ziel ist eine erste Annäherung an die, aber auch Problematisierung der Frage „Warum moralisch sein?“


Literatur verpflichtend ergänzend
1 Hobbes, Thomas: Leviathan. Aus dem Engl. v. Jutta Schlösser. Mit einer Einf. u. hg. v. Hermann Klenner. Hamburg: Meiner 1996. [Erster Teil, Kap. XIII, Auszug v. Kap. XIV; Zweiter Teil, Kap.XVII] -
2 Mill, John Stuart: Utilitarianism / Der Utilitarismus. Englisch / Deutsch. Übers. v. Dieter Birnbacher. Stuttgart: Reclam 2006. [Drittes Kapitel.]
Unterlagen Hobbes, Mill

4. Vorlesung Do 28.10. - Alfred Pfabigan

Vortragende/r: Alfred Pfabigan


Inhalt: Nietzsche – Zukunft unserer Bildungsanstalten.
Es geht zunächst um Rekonstruktion des Inhalts der – im Übrigen ja Fragment gebliebenen – Reflexion. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Konzepten von „Bildung“, „Zivilisation“ und „Kultur“, diskutiert im Kontext der Überlegungen von Norbert Elias zum deutsch-französischen Konflikt um das jeweilige nationale Ideal und Bollenbecks Analyse der kompensatorischen Funktion der „Ordnungsbegriffe“ Bildung und Kultur.
Im zweiten Schritt geht es um die durchaus eigenartige Argumentationsweise Nietzsches, die Strategien einer Narration, mit der doppelten Brechung eines in Ich-Form ein Erlebnis berichtenden Zuhörers, das hauptsächlich aus der Zuhörerschaft bei einem von einem Philosophen dominierten Gespräch besteht, dem manche Interpreten die Qualität eines sokratischen Dialogs zuerkennen. Es soll versucht werden, eine Erklärung für das argumentative Defizit der Vorträge zu finden. Ist dieses für Nietzsche nicht untypische energische Räsonieren im Unbestimmten nicht auch ein Faktor seiner Durchsetzung?
Im dritten Schritt geht es um die Versprechen und Konsequenzen der Schrift: ein ambivalentes Authentizitätsideal, das sich gegen eine institutionell abgesicherte, „instrumentelle“ Vernunft richtet, gegen Bildungsinstitutionen als – im damaligen Kontext – Produktionsstätten von Erich Fromm´schen „Marktorientierten Persönlichkeiten“, oder „Eindimensionalen Menschen“, eine ebenfalls durchaus eigenartige Hierarchiekonzeption und ein Plädoyer zugunsten einer (wahren) Bildungselite als Alternative zum – nicht nur damaligen – Gymnasium und der Hochschule. Und ein gehöriges Ausmaß an von Ekel getragenem Überlegenheitsgefühls.


Literatur verpflichtend ergänzend
1 Nietzsche, Friedrich: „Über die Zukunft unserer Bildungsanstalten“. In: Friedrich Nietzsche: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bden. Bd. 1. Hg. v. Giorgio Colli u. Mazzino Montinari. München: de Gruyter 1988, 643-763. [Auszug: 1., 3. u. 4. Vortrag.] Zum Kontext: Löwith, Nietzsche und: Von Hegel zu Nietzsche.
2 Die Biographien von Janz,Ross und Safranski bringen wenig zu unserem Thema, wer sich für die Fortführung der Bildungsreden interessiert, kann die Einführungen von Günther Figal (Reclam) und Gianni Vattimo konsultieren.
3 Zum deutschen Kulturbegriff und zu Zivilisation: Georg Bollenbeck, Bildung und Kultur – Glanz und Elend eines deutschen Deutungsmusters, FfM 1996
4 Norbert Elias, Über den Prozess der Zivilisation (nur die Kontrastierung von Zivilisation als französisches und Kultur als deutsches Kollektivideal)
Unterlagen Nietzsche 1, Nietzsche 2


1. Prüfung Do 04.11.


5. Vorlesung Do 11.11. - Herbert Hrachovec

Vortragende/r: Herbert Hrachovec


Inhalt: Medienphilosophische Überlegungen zu Ludwig Wittgensteins Nachlass
Die Philosophie Ludwig Wittgensteins ist durch ein von ihm veröffentlichtes Buch (den "Tractatus logico-philosophicus") und eine Reihe von Manuskripten wirksam geworden, welche die von ihm bestellten Nachlassverwalter herausgegeben haben. Davon ist der erste Teil der "Philosophischen Untersuchungen" vom Autor mehrfach durchgearbeitet, während es sich in den anderen Fällen oft um Zwischenstufen immer wieder überarbeiteter Materialien handelt. Erst seit der Veröffentlichung des gesamten Wittgenstein-Nachlasses in digitaler Form (2000) liegt die Gesamtheit der Wittgensteinschen Manuskripte, Typoskripte und Zettel vor.
Der Nachlass ist in konventioneller Buchform nicht zu erfassen.
Wittgensteins Arbeitsweise läuft der definitiven, resultatorientierten Zusammenfassung im Druck zuwider. Nicht einmal - und gerade nicht – Aphorismensammlungen hielt er für sachgerecht. Damit stellen sich einige medientheoretische Fragen: Was sagt die Vermeidung der Buchpublikation über die Philosophie dieser Schriften? Wie sind sie adäquat zu präsentieren? Kann eine Anreicherung des Textbestandes durch digitale Hilfsmittel (Hypertext, mehrdimensionale editorische Aufbereitung, dynamische Verlaufsstrukturen ) dem Werk Wittgensteins neue Gesichtspunkte abgewinnen?


Online-Ressourcen:
Wittgenstein's Nachlass: The Bergen Electronic Edition:
http://ukcatalogue.oup.com/product/9780192686916.do
Intelex: Wittgenstein Nachlass (Webedition):
http://www.nlx.com/collections/124
Campus Lizenz Universität Wien:
http://library.nlx.com
Wittgenstein Source:
http://www.wittgensteinsource.org/
Herbert Hrachovec: Wittgenstein on line / on the line:
http://sammelpunkt.philo.at:8080/998/


Literatur verpflichtend ergänzend
1 Pichler, Alois: Encoding Wittgenstein. Some remarks on Wittgenstein's Nachlass, the Bergen Electronic Edition, and future electronic publishing and networking: http://www.inst.at/trans/10Nr/pichler10.htm Reitbauer, Nicolas: Wittgenstein - Verstehen - Mikrologische Untersuchungen vom Beginn des Big Typescript: http://sammelpunkt.philo.at:8080/1185/
2 Hrachovec, Herbert (2006) Wittgenstein's Paperwork. An Example from the "Big Typescript": http://sammelpunkt.philo.at:8080/1315/ Wittgenstein: Beginn "Philosophische Untersuchungen". Synopse: http://philo.at/ilias/goto_priamos_pg_204_116.html
Unterlagen PP-Folien, Mögliche Prüfungsfragen vom Tutor, Stichworte zum Pichler-Text vom Tutor, Stichworte zum Hrachovec-Text vom Tutor, §§ 1-3 der PU, Audiomitschnitt

6. Vorlesung Do 18.11. - Martin Kusch

Vortragende/r: Martin Kusch


Inhalt: Erkenntnistheoretischer Skeptizismus
Ziel ist eine Einleitung in den erkenntnistheoretischen Skeptizismus (Aussenwelt-Skeptizismus) und seine Probleme. Ich beginne mit einer Diskussion der Argumentation in der ersten Meditation von Descartes' Meditationen über die erste Philosophie. Ausgehend von Descartes arbeite ich dann die Grundstruktur skeptischer Argumente heraus. In einem dritten Schritt führe ich Moores Kritik am Skeptizismus ein; dabei stütze ich mich einerseits auf Schlüsselpassagen aus "Eine Verteidigung des Common Sense", andererseits auf seinen "Beweis", das Wissen über die Aussenwelt möglich ist (die Schlusspassage aus "Beweis einer Aussenwelt"). Abschliessend erläutere ich Wittgensteins (und Malcolms) Kritik an Moores Position und am Skeptizismus.


Literatur verpflichtend ergänzend
1 "Erste Meditation", aus R. Descartes, *Meditationen über die Erste Philosophie* (zahlreiche Editionen, leicht erhältich ist die zweisprachige Ausgabe bei Reclam). -
2 G.E. Moore, "Eine Verteidigung des Common Sense", (nur Teil I, also Seiten 113-131). In G. E. Moore, *Eine Verteidigung des Common Sense: Fünf Aufsätze aus den Jahren 1903-1941*, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1969.
3 G. E. Moore, "Beweis einer Aussenwelt" (nur die letzten sieben Seiten, also Seiten 178-184). In G. E. Moore, *Eine Verteidigung des Common Sense: Fünf Aufsätze aus den Jahren 1903-1941*, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1969.
4 L. Wittgenstein, *Über Gewissheit* (nur folgende Paragraphen: 1, 3, 6, 10, 11, 13, 15, 21, 55, 91, 93, 94, 115, 121, 137, 138, 151, 152, 220, 221, 231, 239, 249, 260, 336, 347, 371, 406, 407, 435, 456, 467, 521). (Mehrere Editionen, leicht erhältlich ist die Ausgabe in Suhrkamp Werkausgabe Band 8.)
Unterlagen Kusch-Texte; Informationen, Texte, Power-Point Folien und "Soundtrack" zur Vorlesung

7. Vorlesung Do 25.11. - Friedrich Stadler

Vortragende/r: Friedrich Stadler


Inhalt: Wissenschaftstheoretischer Relativismus (Zwischen Entdeckungs- und Begründungszusammenhang)
Seit der antiken Philosophie ist auf die Begrenztheit und Bedingtheit des menschlichen Denkens hingewiesen worden: die Allgemeingültigkeit, Objektivität und Wahrheit von Aussagen wurde schon bei den Vorsokratikern mehr oder weniger stark „in Zweifel gezogen“. Der „Mensch ist das Maß aller Dinge“ lautete der so genannte Homo-mensura-Satz des Protagoras als eine Wurzel für den epistemologischen, ethischen und ästhetischen Relativismus. In der modernen Wissenschaftsphilosophie hat sich diese Einstellung z.B. mit Ernst Machs „Erkenntnis und Irrtum“ sowie mit die These von der Unterbestimmtheit von Theorien durch Erfahrung (Underdetermination) weiter entwickelt und ist mit der Sprachspielkonzeption des späten Wittgenstein sowie mit der „historischen und soziologischen Wende“ in der Wissenschaftstheorie/Philosophy of Science seit den 1960er Jahren von Thomas Kuhn (Paradigmenlehre und Unvereinbarkeit), Ludwik Fleck (Denkstil und Denkkollektiv) und Paul Feyerabend (kontextuelle Bedeutungstheorie) zu einer stark etablierten wie heftig umkämpften Position eines wissenschaftstheoretischen Relativismus geworden. Diese Strömung ist noch einmal in den so genannten „Science Wars“ gegen Ende des 20. Jhdts. Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen im Spannungsfeld zwischen „moderner“ und „postmoderner“ (inkl. feministischer) Philosophie gewesen.
In der Vorlesung werden die Entwicklungen und Argumente des wissenschaftstheoretischen Relativismus behandelt und im Vergleich zu alternativen Standpunkten zwischen deskriptiver Wissenschaftsgeschichte und normativer Wissenschaftstheorie (Entdeckungs- und Begründungszusammenhang) charakterisiert.


Literatur verpflichtend ergänzend
1 Artikel von Ernest Gellner, „Relativismus (1)“ und Paul Feyerabend, „Relativismus (2)“ in: Handlexikon zur Wissenschaftstheorie. Hrsg. von Helmut Seiffert und Gerard Radnitzky. München: dtv 1992: S. 287-296. Philipp Frank, Wahrheit – Relativ oder Absolut? Mit einem Vorwort von Albert Einstein. Zürich: Pan Verlag 1952: Vorwort von Albert Einstein und Einleitung, S. 5-15 und das Kapitel „Die logischen und soziologischen Aspekte der Wissenschaft“ S. 147-166.
2 Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum (1905). Berlin: xenomoi 2010, Kap. VII.: S. 56-64. Paul Feyerabend, Wider den Methodenzwang. Frankfurt/M.: Suhrkamp: S. 221-237.
3 Thomas Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt/M.: Suhrkamp1978. „Postkriptum – 1969“, S. 186-221. Alan Sokal/Jean Bricmont, Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen. München: Beck 1999: Kap. 4.: „Intermezzo: Epistemischer Relativismus in der Wissenschaftstheorie“, S. 68-126.
Unterlagen Feyerabend, Frank, Handlexikon Wissenschaftstheorie, Kuhn, Mach, Eleganter Unsinn; Power-Point Folien zur Vorlesung; Tutorium-Handout zur Prüfungsvorbereitung


2. Prüfung Do 2.12.


8. Vorlesung Do 09.12. - Violetta Waibel

Vortragende/r: Violetta Waibel


Inhalt: Was ist die Zeit? Zu Aristoteles, Kant, Husserl
Die Vorlesungseinheit will am Beispiel der Frage nach der Zeit drei bedeutende Denker vorstellen und zu ihren methodisch sehr unterschiedlichen Philosophiekonzepten, nämlich Antikes empirisch metaphysisches Denken, Transzendentalphilosophie und Phänomenologie hinführen. Die Zeit ist etwas, das empirisch unmittelbar fasslich zu sein scheint und doch ist sie für die meisten Philosophen nur metaphysisch zu bestimmen. Für Aristoteles ist die Zeit an Bewegung und Veränderung gebunden. Zeit ist eine Messzahl von Bewegung, das im Jetzt ist als Zahl und als Zählen. Für Kant ist die Zeit eine reine Form der Anschauung, die zugleich empirisch real und transzendental ideal ist. Husserl schließlich untersucht Zeit als Zeitbewußtsein und unterscheidet ein Jetzt als Punkt und Phase, das sich aus der phänomenologischen Untersuchung von Zeitobjekten (Melodie) und ihren Urimpulsen, Retentionen, Protentionen und Reproduktionen konstituiert.


Literatur (Quellentexte) verpflichtend ergänzend
1 Aristoteles: Physik. Vorlesungen über die Natur. Übersetzt von Hans Günter Zekl, in: Aristoteles, Philosophische Schriften in sechs Bänden, Hamburg Meiner 1995, Band VI, Buch 4, Abschnitte 10 und 11 (217 b – 220 a Aristoteles, Philosophische Schriften in sechs Bänden, Hamburg Meiner 1995, Band VI, Buch 4, Abschnitte 12-14 (220 a – 223 b).
2 Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. Nach der ersten und zweiten Originalausgabe herausgegeben von Jens Timmermann, mit einer Bibliographie von Heiner Klemme, Hamburg 1998, §§ 4-7A30/B46 – A41/B58. Husserl, Edmund: Zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins (1893-1917). Herausgegeben von Rudolf Boehm, Husserliana Bd. X, Haag 1966.
3 Husserl, Edmund: Zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins (1893-1917). Herausgegeben von Rudolf Boehm, Husserliana Bd. X, Haag 1966, §§ 7-11, 19-29.
Forschungsliteratur verpflichtend ergänzend
1 Zu Kant: Waibel, Violetta L., Transzendental ideal – empirisch real. Kant über Raum und Zeit. In: Akten der IX. Internationalen Kant Tagung. Kant zwischen Ost und West, 2 Bände, Kaliningrad 2006, Bd. I, 210-219. Zu Aristoteles: Wieland, Wolfgang, Die aristotelische Physik. Untersuchungen über die Grundlegung der Naturwissenschaft und die sprachlichen Bedingungen der Prinzipienforschung bei Aristoteles. Göttingen 1992 (3. Auflage), § 18, 316-334.
2 Zu Husserl: Kortooms, Toine, Edmund Husserl’s Analysis of Time Consciousness, Boston 2002.
3 Zu Husserl: Schnell, Alexander, Temps et Phénomène. La phénomenologie husserlienne du temps (1893-1818). Hildesheim 2004.
4 Zu Kant: Mohr, Georg, Transzendentale Ästhetik, §§ 4-8 (A30/B46-A49/B73), in: Mohr, Georg und Willaschek, Marcus 1998: Kant. Kritik der reinen Vernunft. Klassiker Auslegen, 17/18, Berlin (Akademie-Verlag), 107-130.
Unterlagen Kant, Aristoteles, Husserl; Waibel; Power-Point Folien zur Vorlesung; Tutorium-Handout zur Prüfungsvorbereitung

9. Vorlesung Do 16.12. - Richard Heinrich

Vortragende/r: Richard Heinrich


Inhalt: Was ist – und was analysiert – die Analytische Philosophie?
1. Einleitung vor allem zu der ersten (‚Was ist...’) Frage; philosophiegeschichtliche Orientierung. Etwas ausfuehrlicher zu der Frage: Welche Beziehung besteht zwischen der philosophischen Richtung im 20. Jahrhundert einerseits, und dem Begriff ‚Analyse’ anderseits? Hinweis auf verschiedene Zusammenhaenge in der Philosophie, wo dieser Begriff eine Rolle spielt.
2. Den Hauptteil bildet die zweite Frage: Was analysiert die Analytische Philosophie? Genauer verfolgt wird eine bestimmte Antwort: Bedeutung. Dazu gehe ich auf drei Texte ein, aus denen Schluesselstellen in den scans vorliegen.
a. Die Analyse von ‚Werden’ im ersten Buch der Physik des Aristoteles wird behandelt als Beispiel fuer die Klaerung eines Begriffes mit sprachanalytischen Mitteln.
b. Die Stelle aus Leibniz’ ‚De synthesi et analysi ...’ ist ein Beispiel dafuer, wie nicht mehr ein bestimmter Begriff, sondern das Verfahren der Analyse eines Begriffs als solches (und mit methodischem Anspruch) diskutiert wird.
c. Die Anfangsseiten von Freges ‚Ueber Sinn und Bedeutung’ zeigen, wie dasjenige, was in den ersten beiden Faellen unbefragt im Hintergrund blieb, naemlich der Begriff der Bedeutung selbst, analysiert wird.
3. Zum Abschluss werden noch einige von Frege ausgehende Entwicklungen skizziert.


Literatur verpflichtend ergänzend
1 Aristoteles, Physik (2 Bde). Hrsg. H.G. Zekl, Hamburg (Felix Meiner Verlag), 1987. Bd.I, S. 34 – 39. -
2 G. W. Leibniz, Die Methoden der universellen Synthesis und Analysis. In: Ders., Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie (2 Bde). Hrsg. E. Cassirer, Hamburg (Felix Meiner Verlag), 1966 (3). Bd. I, S. 41 - 43.
3 Gottlob Frege, Über Sinn und Bedeutung. In: Ders., Funktion, Begriff, Bedeutung. Fünf logische Studien. Hrsg. G. Patzig, Göttingen (Vandenhoeck und Ruprecht), 1969. S. 40 – 45.
Unterlagen Textausschnitte, Stichwortliste mit möglichen Prüfungsfragen vom Tutor, Audiomitschnitt LV, Audiomitschnitt Tutorium 1

10. Vorlesung Do 13.01. - Hakan Gürses

Vortragende/r: Hakan Gürses


Inhalt: Einführung in die interkulturelle Philosophie
Die VO wird als eine Einführung in die interkulturelle Philosophie gestaltet. Ich werde drei Prämissen formulieren, die einen gemeinsamen Nenner für die unterschiedlichen Ansätze dieser jüngeren philosophischen Orientierung bilden. Anschließend will ich einige Grundbegiffe (etwa: Kultur, Kulturalität, Interkulturalität, Dialog und Differenz), Themen (etwa: Menschenrechte, Universalismus/Kulturrelativismus) sowie vorgeschlagene und angewandte Methoden interkulturellen Philosophierens (von Komparatistik über transkulturelle Hermeneutik bis hin zu Polylog) diskutieren. Die Gesamtdarstellung wird sich an dem Vorschlag von Heinz Kimmerle (in Anlehnung an Derrida) ausrichten, interkulturelle Philosophie als eine "Philosophie der Differenz" zu begreifen und somit gegenüber anderen "Differenzphilosophien" (etwa: Feministischer und Postkolonialer Theorie) zu positionieren.


Literatur verpflichtend ergänzend
1 Franz M. Wimmer: Interkulturelle Philosophie. Facultas Verlag (UTB): Wien 2004: 53 - 73 (Kap. 2) Ram Adhar Mall: Das Konzept einer interkulturellen Philosophie. In: polylog - Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren, Nr. 1/1998: 54 - 69 (auch verfügbar unter: http://them.polylog.org/1/fmr-de.htm)
2 Hakan Gürses: Kultur lernen: auf der Suche nach dem eigenen Ebenbild? Philosophische und politiktheoretische Überlegungen zur Kulturalität (erscheint im September 2010 in der SWS-Rundschau, Nr. 3/2010) Heinz Kimmerle: Interkulturelle Philosophie zur Einführung. Junius: Hamburg 2002: 41 - 66 und 79 - 86
3 Franz M. Wimmer: Interkulturelle versus komparative Philosophie - ein Methodenstreit? In: Zeitschrift für Kulturphilosophie 3/2009/1: 135 - 142 (zu bestellen unter: http://www.meiner.de/product_info.php?cPath=4_40&products_id=3017)
Unterlagen Gürses, Wimmer - Interkulturelle Philosophie; Kimmerle, Mall, Wimmer - Methodenstreit; Power-Point Folien zur Vorlesung; Audiomitschnitt LV; Handout

11. Vorlesung Do 20.01. - Arno Böhler

Vortragende/r: Arno Böhler


Inhalt: Denkt Indien anders?
Skizze der Lehrveranstaltung
Anhand der Yoga-Sūtren von Patañjali werde ich eine außereuropäische Denkfigur vorstellen, in der Philosophieren als Akt einer mehrfältigen Sammlung betrachtet wird, die auf die Hervorbringung eines philosophischen Existenzmodus' abzielt. Dieser konstituiert sich durch 8 Weisen, inmitten der Welt da zu sein, die anschließend durchsprechen möchte: (1) durch unser ethisch-soziales Verhalten, (2) durch unser Selbststudium, (3-5) durch die Achtsamkeit auf unseren Körper, auf unseren Atem, auf unsere Sinne und schließlich (6-8) durch die Konzentration und gelassene Sammlung unseres Selbstseins inmitten der Offenheit/Leerheit von Welt.
Dieses Bild vom Denken werde ich immer wieder mit Denkfiguren der europäischen Philosophiegeschichte konfrontiert, um die spezifische Differenz europäischer und indischer Denkweisen kenntlich zu machen.


Literatur verpflichtend ergänzend
1 BETTINA, Bäumer (Hrsg.): Patañjali. Die Wurzeln des Yoga. Mit einem Kommentar von P. Y. Deshpande. 12. Auflage, Bern: Scherz Verlag 2007, S. 115-142. BETTINA, Bäumer (Hg.): Patañjali. Die Wurzeln des Yoga. Mit einem Kommentar von P. Y. Deshpande, 12. Auflage, Scherz Verlag: Bern 2007.
2 BÖHLER, Arno: „Open Bodies“. In: Michaelis, Axel, Wulf, Christoph (Hg.): The Indian Body, Paragrana Zeitschrift für historische Anthropologie, Berlin 2009, S. 119-131. PATAÑJALI: Patañjali’s Yoga-Sūtras with the commentary of VYĀSA and the gloss of Vāchaspati MIŚRA. Translated by Rāma PRASĀDA with an introduction from Rai BAHADUR, 3rd Edition, Śrīśa Chandra VASU: New Delhi 1982.
3 SRIRAM, R.: Patañjali. Das Yogasutra. Theseus Verlag: Bielefeld 2006.
4 ELIADE, Mircea: Immortality And Freedom. 9th Edition, Princeton University Press: Princeton 1990.
5 MICHAELIS, Axel, WULF, Christoph (Hrsg.): The Body In India – Ritual, Transgression, Performativity. Paragrana. Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie, Band 18 (2009) Heft 1, Akademie Verlag: Berlin 2009.
Unterlagen Böhler, Patanjali; Power-Point Folien zur Vorlesung; Audiomitschnitt LV; Handout


3. Prüfung Do 27.01.



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