PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 15.12.: Unterschied zwischen den Versionen

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Matthias Flatscher
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Woher kommt dieses Streben nach einer Metaebene, einem Gott, einer Wissenschaft, einem Staat? Der Idee dieser wird eine Kompetenz zugeordnet, die die „Dinge an sich“ erfassen kann. In der Philosophiegeschichte kommt immer wieder die Idee auf, dass unsere Wahrnehmung beschränkt ist, sich immer nur einem Ausschnitt von Kausalitäten bedient. Hier lenkt Husserl ein.
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Er lehnt den Subjekt- Objekt Dualismus ab und zeigt damit den Logozentrismus, der auf dem Prinzip der Dualismen beruht, als überwunden.
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Nehmen wir einen Sessel und unterziehen in einmal der dualistischen Betrachtung, einmal der synthetischen.
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In der dualistischen bedienen wir uns Kants Kategorienverständnis. Der Sessel ist schwarz/weich/hat eine Lehne. Wir sind uns während unserer Wahrnehmung der Beschränktheit dieser bewusst und streben nach einem objektiven Erkennen, zumal die Objektivität hier nur die Funktion eines Zieles hat. Hier kommt eine Metaebene zum Einsatz, auf der alle Gegenstände objektiv präsentiert, also „wahr“ sind.
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Husserl sagt provokant „Es gibt keine Welt hinter der phänomenalen“.  Für ihn sind der Vollzug und das Vorliegen des Wahrnehmens synthetisiert, bilden also zwei nicht von einander abzulösende Momente. Er nennt dies – mich sehr treffend- Korrelationsapriori. Auch wenn wir, besser: eben weil wir, Gegenstände nur perspektiv wahrnehmen, nehmen wir sie „wahrheitlich“ wahr. Kein Denken ohne Gedachtes.
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Er argumentiert dies mit der Einbettung des Gegenstandes in einen Kontext. Das Sein bedingt sich durch die Zeit-Raum Stellung und den Funktionen des bezeichneten. Der Sessel wird es durch mein Verhältnis und das Verhältnis der Umwelt seiend.
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Wir implizieren synthetisch eine Mehr-Meinung zu diesem Gegenstand, die aus unserer Erinnerung resultiert. Er gewichtet diese Mehr-Meinung  stärker als das Vorgestellte. Er geht sogar noch weiter und stellt die These auf, dass  ohne Vorgegebenheit dieses Kontextes kein Seiendes vernommen werden könnte.
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Hier lässt er meiner Meinung nach Abstraktionen wie Zahlenreihen außer acht. Ich erinnere mich hier an ein Beispiel von Wittgenstein. Kinder lernen die ersten 4-5 Zahlen (Wie viele Flaschen kannst du dir nebeneinander, in einem Bild vorstellen?) als Bilder. Die weitere Zahlenreihe müssen die Kinder auswendig lernen, und bedienen sich dabei der Methode, die der von Gedichtelernens ähnelt.
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Mir stellt sich hier die Frage welche Auswirkungen dualistisches bzw. synthetisches Denken für die Gesellschaft hat. Ein dualistisches Weltbild fordert eine Metaebene- ein Vertrauen in eine übergeordnete Instanz und die Anerkennung der eigenen Beschränktheit. Dringt diese Vorstellung in den Bereich des gesellschaftspolitischen, liefert diese Theorie (sofern sie nicht explizit Menschen ausgrenzt) auch eine Rechtfertigung für die Ausrichtung auf eine Autorität?
  
 
==Sophia Mallmann==
 
==Sophia Mallmann==

Version vom 13. Dezember 2009, 18:37 Uhr

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Konstanze Renatus-Messmer II

Ring-VO 10.12.2009 – Prof. Hrachovec

Thema: „Bildung für alle verursacht Krawalle – Der Bildungsbegriff und sein operatives Wirken“ Prof. Hrachovec erläuterte in seiner VO die Vielseitigkeit des Bildungsbegriffs, dessen historische Wurzeln bis hin zur Neuzeit und die Problematik der aktuellen Hochschuldebatte.

Anhand von Bild- und Tonbeispielen wurden verschiedene Perspektiven und Sprachkompetenzen zum Thema Bildungsbegriff aufgezeigt und erläutert.

Ausgehend von der Sprachstrategie Sokrates, der anhand philosophisch prägender Fragen einen Bildungsprozess frühzeitig in Gang setzte und diese Entwicklung letztendlich mit dem Tod bezahlte, bis hin zur christlich-abendländischen Verklärung, die im Leben, Handeln und Tod von Christus, Parallelen aufzeigt, wird die Problemantik der Veränderung/Weiterentwicklung in der Bildung verdeutlicht.

Platon rehabilitierte Sokrates Vorgehen und begann frühzeitig einen Bildungsprozess/ Bildungsdebatte. Am Beispiel des Höhlengleichnisses zeigt er die Stufen, aber auch auftretenden Probleme auf:

• Neuerung • Widerstand gegen Neuerung • Entstehung eines Bildungsprozesses oft begleitet von massiven Widerständen • Neue und gute Ideen

Widerstand der „Bildungsresistenten/Ignoranten/Desinteressierten/Ängstlichen/Zögernden“ gegen jede Art von Neuerung und damit möglicher Bloßstellung ihrer Begrenztheit und fehlenden Offenheit/Bereitschaft erzeugt Aggression und Furcht vor Veränderung. Die Person „mit dem Mehrwissen“ geht auf seinem Weg der Aufklärung das Risiko der mehrfachen Gewalt ein, bis hin zum Tod (Sokrates/Christus).

Es ist jedoch die Aufgabe der Philosophie, Menschen in Hinblick auf die Welt aufzuklären.

Um dafür einen neutralen Blick auf die Welt zu bekommen, ist eine gewisse Distanz und eine Doppelbewegung im Stufenwechsel „nach oben wie unten“ sinnvoll und notwendig. Platons Idealvorstellung, um der Bestimmung willen auszukoppeln, sich zu distanzieren und das Frühere zurückzulassen, nicht immer möglich. [Nur so erschließen sich im Idealfall neue Perspektiven und Einsichten, erweitern sich Denk- und Handlungsmuster zum Wohle eines jeden und der Allgemeinheit, auch gegen gelegentliche Widerstände. Nur aus der Spannung der Gegensätze ist Dialog und Aufklärung, letztendlich Weiterentwicklung und Qualität, möglich.]

Die Säkularisierung überwand in der Neuzeit Platons Idealzustand und suchte die Lösung nicht nur im äußeren Prozess der Überwindung von Widerständen, sondern in einer inneren Weiterentwicklung im Bildungs- und Lernprozesses.

Hegels Phänomenologie ging von der Vorstellung aus, dass der Eine den Anderen steuern könnte, mit gutem Vorbild und Überzeugung zum absoluten Geist.

Hegel kritisiert in „Bildung und Entfremdung“ den Bildungsansatz. Die Vermittlung von rein fragmentarischen Kenntnissen als Bedienung am geistigen Inhalt schafft aus seiner Sicht keinen gebildeten Menschen. Die Weiterentwicklung zur „Triumphentwicklung der Phänomenologie des Geistes“ erklärt er zum Leitprinzip der Gesellschaft.

[Wobei die gezielte Steuerung sicher ein Ansatz zu aktueller Kritik wäre. Wo bleibt bei diesem Ansatz die Freiheit des Geistes, wenn dieser durch Andere zu sehr geformt wird, wenn es nur „einen Weg“ des Denkens gäbe?]

In der Gegenwart stehen wir nun vor der Situation des „zerrütteten Zustandes der Bildung“. Bedingt durch die fortschreitende Ökonomisierung von Bildung, pervertiert sich ihre Auffassung. „Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“, als Plastiktaschenslogan, vermittelt einen ersten Eindruck von kommerzialisiertem Halbwissen.

Halbwissen, das nur Bereiche der Bildung zu ökonomischen Zwecken heranzieht, fördert einseitige „Eliten“, die vom ganzheitlichen, freien Anspruch der Bildung weit entfernt, isoliert und gesteuert, keinerlei Selbstentfaltung kennen. Ein mutiges Individuum entwickelt durch Bildung kritisches Potential, welches es zu seinem Nutzen oder Nutzen der Allgemeinheit, selbstentfaltet. Dabei kann sein Denken auch gegen gemeinhin übliches Denken der Gesellschaft gerichtet sein. Diese individuelle Denkungsweise gestaltet sich oft konträr zur Bestandsicherung einer Berufsgruppe, ihrer Sympathisanten und Lobbyisten.

Philosophen sollen mehr sein als Bewahrer von historischem Wissen, die Welt und ihr Wissen und vor allem die Menschen entwickeln sich immer weiter.

Eine Bereicherung durch Wissen, nicht nur durch Texte, sondern durch neue Textzugänge in Form der Vielzahl aktueller Medien, wird die Philosophie erweitern und damit neue Wege gehen lassen. Die Möglichkeit, z.B. Ton- und Bilddokumente in Verbindung zu setzen, Plattformen zu installieren und den nationalen und internationalen philosophischen Austausch zu vereinfachen, wird das Image der Philosophie und ihrer Möglichkeiten in Lehre und Bildung verbessern und erweitern.

Eine ausgeglichene Ebene zwischen Bildung/Ausbildung und freier Entfaltung des Denkens sollte die Grundlage für ein modernes und gerechtes Bildungsideal sein, zum Wohle des Einzelnen und im Idealfall zum Wohle einer Allgemeinheit.

Prof. Hrachovec gestaltete seine VO umfassend, gut nachvollziehbar, und bedingt durch den Einsatz verschiedener Medien, spannend und lebendig und übermittelte nicht nur ein historisches sondern auch ein persönliches Bild von „seinem“ Bildungsbegriff. Vielen Dank für diese Ring-VO.

Mögliche Diskussionsthemen für die nächste Übung:

Wenn alle „zur Sonne“ streben, wer arbeitet dann noch? (Frage im Anschlussforum)

Nur „einmal Höhle“ oder nicht „immer wieder Höhle“ zur Überdenkung/Weiterbildung?

Arbeit und Höhle gleichzeitig zur regelmäßigen Überprüfung der Denkansätze auf praktische Handlungs- und Verhaltensmuster?

Benötigt ein gebildeter Mensch Privilegien, ist nicht Bildung Privileg genug?


Gerald Lederer

"Husserl: Nicht so, sondern anders

Auf diesen Ausspruch- Prof. Flatscher legte höchsten Wert auf ihn- gehen einige fundamentale Positionen Husserls zurück. Zuvorderst impliziert das "Nicht so, sondern anders", dass etwas sich mir zeigt: die Welt. Die Welt ist demgemäß nicht zu bezweifeln, dass "das der Wahrnehmung" ist ein Vorhandenes, dass sich mir zeigt. Diskutabel ist jedoch das "Wie der Wahrnehmung". Es ist nicht nicht, sondern es ist nicht so.

Es ergibt sich also ein subjektiver Welterschluß, dem sich ein Bewusstsein gar nicht entziehen kann. Eine äußere Wahrheit ist demgemäß ebensowenig auszumachen. Das Ding als inner- weltlich Seiendes ist immer und nur perspektivisch zugänglich, nie als Ding an sich.

Die Phänomenologie nach Husserl versucht nun, das "Das der Dinge" adäquat zu beschreiben, nicht das Warum der Dinge festzustellen, weil dies als Unmöglichkeit verstanden wird. Und zwar nicht, weil das Ding sich aktiv verschleiert bzw. sich unterschiedlich veräußert und zeigt, sondern weil das Erfassen des Dinges stets schon ein Herausfassen vor einem Hintergrund ist und somit einem speziellen, individual-bewusstem Zugang unterliegt, der sich nicht im Ding, sondern im Vorhandensein der verschiedenen Betrachtungen gründet.

Dieser Umstand, das Herausfassen des Dinges vor einem bestimmten räumlichen und zeitlichen Hintergrund ist der konstituierende Moment dafür, dass wir nicht einfach sehen, sondern immer schon etwas als etwas betrachten müssen. Husserl spricht hier von der Wahrnehmung als einem Zwitterwesen, des stets dem Antagonismus einer widersprüchlichen Prätention unterliegt, da nämlich die Wahrnehmung selbst bei jedem Bewusstsein zwangsmäßig vorhanden ist, nicht aber die Forderung bzw. die Absicht, die bereits im Vorhinein der Betrachtung des Dinges an das Ding herangelegt wird; somit also jedes Ding zwar wahrgenommen, aber niemals von 2 verschiedenen Bewusstseinsträgern als identisch zu erkennen ist.

(Husserl spricht stets vom Bewusstsein, wobei der Träger desselben nicht notwendigerweise ein Mensch sein muss.)

Heidegger: Dasein als Offen-Sein, für:

Auch Heidegger will - ist in dieser Forderung vielleicht sogar radikaler als Husserl - keine ontisch- biologische Fixierung auf den Menschen vollziehen, wenn er vom Dasein als einer Offenheit für die Welt spricht. Das Dasein ist nichts anderes als der Bezug zwischen Dasein und Welt, der sich im Verhältnis von Bewusstsein zu Mit-/bzw. Umwelt immer schon als offen darstellt. Das Dasein ist bereits im Selbstverhältnis ein Bei- und Mitsein zu sich selbst und der Umwelt.

Allerdings geht aufgrund der Praxis das Offen-Sein sehr rasch in einer sog. "Um- Zu Relation" auf: Heidegger spricht von der Zuhandenheit. Das Ding wird mir stets als Gebrauchsding bewusst: so erkenne ich den Tisch nicht bloß als irgendein Ding, das ich mit dem Begriff "Tisch" bezeichne, sondern stets als etwas, das mir zuhanden ist, um zu schreiben/rechnen/lesen...etc. Das Bewusstsein vollzieht hier ein besorgendes Zutun innerhalb eines vorreflexiven Moments: bin ich mit einem Ding konfrontiert, so tue ich vorreflexiv bereits dasjenige zu, das mir als praktisch nützlich erscheint. Es geht also auch hier um ein spezifisches Wie der Wahrnehmung, und nicht um ein bloßes wahrnehmen. Für Heidegger gibt es überhaupt keine bedeutungsnackte Wahrnehmung. So sehe ich immer schon etwas als etwas, und zwar mit einem Schlag, obwohl diese Als- Relation nicht stabil ist, sondern ausbalanciert durch praktische Subjektrelationen (Tisch - Esstisch - Schreibtisch).

So ergibt sich ein purativer, nie abgeschlossener Verstehensprozess, der sich immer weiterentwickelt und so weit geht, dass ich niemals zweimal etwas völlig gleich verstehe.

Derridas Dekonstruktion: Wiederholung als Verstehen

Die Dekonstruktion will nicht, wie das der Name eventuell suggerieren könnte, ein System von außen niederschlagen, sondern das System bzw. Konstrukt von innen her subversieren und unterlaufen, um so die Geschlossenheit desselben aufzubrechen bzw. zu Decodieren, was im System selbst zweifelhaft ist. Da diese Systeme oft auf Dualismen basieren, gehen sie meist mit Hierarchisierungen einher, die zumindest zweifelhaft sind, da das System selbt widersprüchlich ist. Obwohl dies eigentlich auf philosophische Systeme sich zu beziehen scheint, meint Derrida, seine Dekonstruktion sei in erster Linie eine politische Vorgangsweise, die versucht, alle Systeme und deren Hierarchisierung aufzubrechen, da sie eben oft auf widersprüchlichen oder zweifelhaften Philosophemen beruhen. Wirkung hat Derridas Methodik dementsprechend heutzutage hauptsächlich in der Kunst, der Literatur oder der Politik, allerdings nicht so sehr in der Philosophie.

Philosophisch interessant ist Derrida, weil er an Heideggers Verstehensbegriff anknüpft. Das Verstehen gründet für ihn in der Wiederholbarkeit, denn die Wiederholbarkeit impliziert Heideggers Als- Struktur bzw. funktioniert diese als- Struktur nur dann, wenn die jeweilige Wahrnehmung wiederholbar ist. Somit ergibt sich ein Verstehen stets durch die Wiederholbarkeit der jeweiligen Wahrnehmung, die mich zur Erkenntnis "Aha, ein Tisch" bringt, immer nur dann, wenn dies iterabel ist; andererseits - hier liegt ein interessantes Paradoxon - ist gerade die Iterabilität jener Moment, der die Identität wiederum zerstört, da das Verständnis wie bei Heidegger ein Vollzug ist, der niemals abgeschlossen ist. Die Bedingung des Verstehens ist somit zwar die Möglichkeit der Wiederholung der Wahrnehmung, die mein Verständnis fördert. Andererseits ist genau diese Wiederholung jener Umstand, der Identität unmöglich macht, da die Wahrnehmung und vorallem mein Verständnis der jeweiligen Wahrnehmung niemals ein und diesselbe sein können, da die Als- Struktur und mir ihr die Identität stehts instabil und prekär zu verstehen sind. Die Unmittelbarkeit ist schon in sich gespalten, da auch in ihr eine Als- Relation vorhanden ist, die jederzeit änderbar ist. Die Wiederholung ist in jedem Fall konstitutiv für die Identität, die genau dadurch niemals völlig gelingt, sondern ständig und permanent zu sich selbst unterwegs ist.

Konstanze Renatus-Messmer

Protokoll der Ringvorlesung vom 03.12.2009 – Prof. Dr. Flatcher

Thema: Phänomenologie als philosophische Strömung anhand der Thesen von Husserl, Heidegger und Derrida

Prof. Flatchers Ring-VO schilderte und erläuterte den Verlauf der Phänomenologie von ihrer Entstehung und Weiterentwicklung bis zur Dekonstruktions-Lehre.

Beginnend mit Husserl, der die Phänomenologie entwickelte und zu einer „Lehre vom Erscheinen“ ausbaute. Die Neuerung zu vorausgegangenen Philosophien war die These der Erscheinungsweisen von Seiendem, in der nicht mehr „der bloße Schein“, sondern das „sich Zeigen“ Priorität erlangt. Besonderen Wert legt Husserl dabei auf die Intentionalität des Bewusstseins und den Doppelsinn im subjektiven und objektiven Gebrauch am Beispiel von „etwas zeigt sich“ und „sich zeigen“. Die Offenheit des Bewusstseins muss sich nicht erst entwickeln, sondern ist immer schon draußen bei den Dingen. Daraus ergibt sich, dass ein Wahrnehmungsvorgang nie total abgeschlossen sein kann, sondern – bedingt durch den perspektivischen Zugang – immer nur eine Abschattung und folglich eine implizierte Unvollkommenheit der Wahrnehmung, eine Ausschnittswahrnehmung ist. Es gibt keine wahre Welt hinter der phänomenalen Welt. Trotzdem kann ein „Mehr“ immer dazu gedacht werden.

Die unterschiedliche Wahrnehmung + Erinnerung = synthetisches Bewusstsein ist immer schon in der Wahrnehmung vollzogen und nicht eines hinter dem Anderen. Es gibt keine Trennung zwischen sinnlicher und verstandesmäßiger Ebene. Wichtig ist dabei der Raum-Zeit-Horizont, der nie isoliert, sondern immer in einem Kontext steht. Dieser Horizont ist jederzeit erweiterbar, so dass es nie zu einem kompletten „Hintergrund“ kommen kann.

Husserl betont, dass es kein System und kein Gedankenkonstrukt in der Phänomenologie gibt, kein warum sonder immer nur ein DAS. Er grenzt sich damit von seinen Vordenkern, vor allem gegenüber Kants Vorstellungstheorie, scharf ab.

Diese Theorien zogen zukünftige Philosophen (Satre, etc.) zu seinen Vorlesungen. Sein einstiger Schüler/Assistent Heidegger wurde zu seiner eigenen Konkurrenz, indem er die Phänomenologie kritisch weiterentwickelte.

Hervorzuheben sind bei Heidegger vor allem seine frühen Marburger und Freiburger Vorlesungsschriften. Er entwickelt und publiziert eine Theorie vom „Draußen in einer entdeckten Welt“ - „Mensch sein, heißt offen sein für die Welt“ im philosophischen Hauptwerk „Sein und Zeit“. Heideggers Schwerpunkt liegt auf dem Dasein zur Mit- und Umwelt und grenzt sich zu Husserls Theorien im praktischen Gebrauch der Phänomenologie ab. Für Heidegger ist die praktische Phänomenologie nicht „bedeutungsnackt“, sondern hat in der Als-Hermeneutik immer einen Bewandtniszusammenhang. Er plädiert für einen differenten Umgang mit dem Seienden und geht von einer vor-prädikativen und prä-reflexiven Leistung aus, nicht mehr von einer interpretatorischen, „etwas als etwas zu sehen“. Nicht das analytische, sondern das unmittelbare Sehen „des etwas als etwas“ vor einem Hintergrund wird zu seiner Prämisse.

Zusammenfassend ist für Heideggers Phänomenologie wichtig, dass jede Wahrnehmung schlagartig und unmittelbar (ohne Reflexion) möglich ist. Sie ist nur in einem Gesamtzusammenhang, rückgebunden an Lebenswichtiges im Dasein, möglich. Ein bestimmter Hintergrund wird ihr auch ohne Kontext zugeordnet. Sie ist eine unmittelbare, nie isolierte Als-Struktur, die ihre Bedeutungsganzheit und ihr Gesamtkonzept an der Erfahrung festmacht.

Derrida setzt sich in seiner „Dekonstruktion“ mit Heideggers Phänomenologie, speziell mit der Als-Hermeneutik auseinander. Darin impliziert er die Differenz durch Iterabilität (Wiederholbarkeit) und kommt zu dem Schluss, dass „etwas als etwas verstehen“ permanent im Wandel ist, da man daraus folgernd, nie etwas restlos verstanden haben kann. Die Identität eines jeden ist selbst permanent mit sich selbst im Wandel und prekär, es kommt nie zu einer fertigen Identität. Es ist kein „erstes Mal“ möglich. Identität generiert sich aus Wiederholungspraxis, ist in sich konstituiert und auf Veränderung ausgerichtet.

Folglich ist eine Auseinandersetzung mit der Überlieferung keine Zerstörung dieser. Die traditionellen Systeme sollen in der Dekonstruktion von innen unterlaufen und nicht von außen nur kritisiert werden. Hierarchien können aufgelöst, neu entwickelt oder weiterentwickelt werden als „politisches Moment“.

Wir sollten alles und jedes als nicht besser sondern als ANDERS verstehen.

Die VO von Prof. Flatscher war inhaltlich gut aufgebaut, verständlich, offen für alle Rückfragen und in einem interessanten, historischen Kontext gehalten. Ich habe die Veranstaltung als persönliche Bereicherung und guten Zugang zum Philosophiestudium empfunden.

Heideggers praktischen Zugang zur Phänomenologie, genau wie die Weiterentwicklung bzw. Einschränkung/„das Überdenken“ der Als-Hermeneutik durch Derrida in der Dekonstruktion halte ich für einen alltagstauglichen und aktuellen Prozess im Leben aller Menschen, im Umgang mit sich selbst und untereinander. Aus diesem Bewusstsein heraus können sich Fragen und im besten Fall Anregungen und Lösungen für alle ethischen Themen ergeben.

Zwei Gedankengänge möchte ich für die nächste Übung zur Anregung/Diskussion stellen:

1) Ein System, welches auch immer, ist immer nur so gut, wie die Menschen, die dahinter stehen. Und die Menschen sind immer nur so gut, wie sie sich und ihre Intentionen dauerhaft und kritisch hinterfragen.

2) Alle philosophischen Thesen sind nur dann sinnvoll und praxisbezogen, wenn sie sich konsequent und kontinuierlich der aktuellen Kritik stellen und ihre innere Struktur überprüfen lassen.

Wanda Sarbinowska

Protokoll der Ringvorlesung vom 03.12.2009

Dr Matthias Flatscher

Überlegungen zur Gegebenheit der Welt

Zugang der Phänomenologie und Dekonstruktion

Phänomologie als philosophische Strömung

Dr Flatscher hat begonnen mit Edmund Husserl, der hat die Phänomenologie entwickelt und zu einer Lehre "von Erscheinen" bezeichnet.

Die Intentionalität des Bewustsein KORELATIONS APRIORI Subjektive und Objektive Momente bilden nicht ablösbare Momente einer Einheit. Kein Denken ohne Gedächtnis, kein Fühlen ohne Gefühltes ...

Das Bewusstsein kommt nicht in einem zweiten Schritt zur Welt, sondern ist immer schon draussen bei den Dingen. Es gibt keine wahre Welt hinter der "phänomenalen Welt"

Etwas zeigt sich nie isoliert sondern verweist immer schon auf andere.

Räumliche und zeitliche Horizont soll nie isoliert werden, sondern immer in einem Kontext steht - er bildet Hintergrund.

Die äußere Wahrnehmung ist eine beständige Prätention, etwas zu leisten,also gewissermaßen ein Widerspruch gehört zu ihren Wissen

Heidegger entwickelt und publiziert seine Theorie im philosophischen Hauptwerk "Sein und Zeit", wo er hat gesagt, dass Mensch sein, heißt offen sein für die Welt.

Das Dasein ist als Wesenhaft verstehendes zunächst zu Verstanden. Verstehen heißt etwas als etwas zu vestehen. Um etwass als etwas zu verstehen muss es als einer Bedeutungsganzheit erfahren werden.

Diese Gesamtkonzept ist an den Vollzug des Erfahrungen selbst rückgebunden.

Für Heidegger ist Phänomenologie wichtig. Jede Wahrnehmung unmittelbar ohne Reflexion möglich ist. Ein Hintergrund wird auch ohne Kontext zugeordnet.

Derrida "Dekonstruktion" zeigt Differenz zu Heideggers Phänomenologie.Durch Iterabilität - Wiederholbarkeit kann man nie etwas restlos verstanden, es kommt nie zu einer fertigen Identität, es generiert sich aus Wiederholungspraxis. Etwas als etwas zu verstehen sollen wir als anders verstanden .

Herr Dr Matthias Flatscher war offen auf alle Rückfragen - hat nach jede Frage kompetent und ausführlich beantwortet.

Ich habe viel neues und interessantes gelernt.

Clara Maier, Kim Dinh, Alexandra Vogt

„Methoden und Disziplinen der Philosophie Ring-Vo“ vom 3.12.2009, Prof. Flatscher

Wahrgenommenes Seiendes ist nur ein einem subjekt-relativen Erscheinen fürs Bewusstsein gegeben. Der Gegenstand bleibt immer derselbe und verändert sich also nicht. Die Betrachtung auf den Gegenstand liegt im Auge des Betrachters.

Raum und Zeit ist nie zur Gänze gegeben, da sonst nicht mehr von Wahrnehmung gesprochen werden kann. Doch was meint Husserl genau mit anderen Arten der Bezugnahme auf Seiendes?

Es gibt nur die phänomenale Welt, eine wahre Welt existiert nicht. Dies widerspricht sich mit der subjektrelativen Erscheinung. Wie meinen es die Phänomenologen? Ist ein Gegenstand wie ich ihn wahrnehme, nicht wahr?

Ein Gegenstand existiert laut Husserl immer zwischen Raum und Zeit. Wenn ich weiß, dass „es“ eine Flasche ist, kann ich sie dann auch als Flasche wahrnehmen? Kann ein Gegenstand trotzdem sein, wenn kein Raum vorhanden ist?

Seiendes wird immer bereits als etwas verstanden. Man tritt nie neutral einem Gegenstand gegenüber. Wird etwas, das wir nicht kennen als Unbekanntes trotzdem erkannt? Es gäbe immerhin noch die Möglichkeit Unbekanntes als etwas zu erkennen, das es nicht ist.

Zuletzt ist Prof. Flatscher noch auf Jacques Derrida eingegangen: Wenn wir das richtig verstanden haben, bleibt nichts trotz Wiederholbarkeit gleich und mit der Wiederholung des Originals wird es quasi verändert.

Ist die Iteration der Gegenstände wirklich nötig um diese zu begründen? Existiert ein Gegenstand wirklich, wenn ich es nur einmal sehe? Muss alles mit einem Experiment beweisbar sein, um die Existenz zu begründen um das Zufallsprinzip auszuschließen?


Zimmermann, Bettina

Flatscher hält seine Vorlesung unter dem Titel „Überlegungen zur Gegebenheit der Welt – Zugänge der Phänomenologie und Dekonstruktion“. Er bringt die philosophische Strömung der Phänomenologie anhand einiger Thesen ihrer Hauptvertreter Husserl und Heidegger näher und erläutert zum Schluss die Idee der Dekonstruktion von Derrida.

Die Phänomenologie ist die Lehre vom Erscheinen, vom Sichzeigen von Seiendem. Husserl sprach von einem Korrelationsapriori: jedes Erscheinen ist immer sowohl subjektiv als auch objektiv. Welt und Bewusstsein sind ineinander verschränkt. Bewusstsein ist immer Bewusstsein von etwas. Die Wahrnehmung ist unvollständig und perspektivisch. Die Dinge sind immer nur in Abschattungen gegeben. Die Phänomenologie bestreitet, dass es eine „wahre Welt“ hinter der phänomenalen gibt. Das Kant’sche „Ding-an-sich“ gibt es nicht. Es gehört zum Gegebensein der Dinge, dass sie nur in Abschattungen wahrgenommen werden. Unser Bewusstsein hat darüber hinaus die Eigenschaft, dass nicht Wahrgenommenes über ein Mehr- und Mit-Meinen ergänzt wird, um so die perspektivische Wahrnehmung soweit zu ergänzen, dass ein ganzer Gegenstand wahrgenommen wird.

Zu diesem Teil wurde eine interessante Frage aufgeworfen: Wenn irgendwo etwas ist, das von niemandem wahrgenommen wird, existiert das dann? Flatscher sagt, dass gemäß dem phänomenologischen Zugang die Frage nach der Existenz in so einem Fall keinen Sinn machen würde.

Meines Erachtens stellt die Phänomenologie jede Wissenschaft in Frage. Sie behauptet, dass es keine objektive Sicht der Dinge geben kann, dass jede Beobachtung, jede Wahrnehmung ein subjektives Element in sich trägt. Auch das Mehr- und Mit-Meinen, das sich nicht Ausschalten lässt, hindert uns an einer objektiven Welterkenntnis. Ist es nicht eine der Aufgaben der Wissenschaft dieses Mehr- und Mit-Meinen, oder anders ausgedrückt jegliche Vorurteile, aufzudecken und zu eliminieren? Um zu allgemeingültiger Erkenntnis zu gelangen, müssen wir doch möglichst objektive, von Vorurteilen befreite Wahrnehmungen anstreben? Auch wird meines Erachtens die Frage nach den Ursachen der sichtbaren Wirkungen von der Phänomenologie als sinnlos dargestellt. Gerade um Ursache-Wirkungszusammenhänge zu erkennen, müssen wir uns mit Dingen (oder besser Kräften) beschäftigen, die für unsere Sinne nicht unmittelbar wahrnehmbar sind, sondern nur in ihren Auswirkungen erkennbar sind. Würde die Phänomenologie die Frage nach und Erforschung von Ursachen und physikalischen Kräften, die uns als solche nicht erscheinen, sondern reflexiv über Theorienbildung erkannt werden, als sinnvoll erachten? Ist also gemäß Phänomenologie wissenschaftliche Erkenntnis überhaupt möglich und sinnvoll?

Heidegger versteht das menschliche Dasein als In-der-Welt-Sein. Es ist unumgänglich, dass wir alles um uns herum automatisch als etwas verstehen. Wir können die Dinge nicht aus ihrem ganzheitlichen Bedeutungszusammenhang herauslösen. Jede Art von Reduktionismus wird unter dieser Sichtweise unmöglich. Wir müssen uns von Anfang an als in einen großen Gesamtzusammenhang, in ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht eingebunden verstehen.

Einen Schritt weiter noch geht Derrida, der im Zusammenhang mit der Iterabilität bestreitet, dass es eine stabile Als-Struktur gibt. Durch die Wiederholbarkeit wird die Singularität gespalten. Die Identität wird bei einem Wiederholungsakt verändert. D.h. nichts bleibt wirklich identisch. Alles kann nur ein einziges Mal so erlebt werden, wie beim ersten Mal. Bereits bei einer Wiederholung in der Erinnerung ist das Erlebnis nicht mehr identisch.

Hannes Hentschke

Wichtig gleich eingangs zu erwähnen, um nicht am Ausgangspunkt der Phänomenologie Husserls vorbeizudenken, ist die Gerichtetheit auf tatsächlich erscheinende Körper oder Gegenstände. Man darf, um weiterhin den phänomenologischen Überlegungen Husserls folgen zu können nicht den Fehler machen und Abstraktionen, Illusionen oder Zahlenreihen in die Untersuchungen aufnehmen. Bei Heidegger und Derrida, so habe ich empfunden, ist es jedoch schon möglich auch Immaterielles zur Sprache zu bringen. Matthias Flatscher präsentierte die Ansätze Husserls, Heideggers und Derridas äußerst verständlich. In Husserls Ansatz ist festgelegt, dass Wahrnehmung nur unter Inbezugnahme von Subjekt und Objekt funktionieren kann. Reduktionismen sind nach Husserl nicht tragfähig, was bedeutet, dass es kein Betrachtetes ohne Betrachter gibt, womit, wie ich denke nur die Wenigsten nicht konform gehen. Es kommt aber hinzu, dass man sich diese Idee nicht polar vorstellen darf, sondern die Vollzugsdimension dieses Gedankens beachten muss. Das Bewusstsein ist immer schon Bewusstsein von etwas, jedoch nicht in unüberbrückbarer Distanz sondern intensional und obwohl es intensional ist wird es transzendent erfahren (trotzdem sind Gegenstände bewusstseinsimmanent und nicht buwusstseinstranszendent). Das soll heißen, dass das Bewusstsein nicht leer ist und nicht erst durch eine nachträgliche Zusammenführung mit dem Wahrgenommenem, mit Inhalten gefüllt wird. Es ist kein reflexiver Akt und auch kein Vermittlungsschritt ist hier vonnöten. Das Bewusstsein ist immer schon bei den Dingen draußen. Um dies mit einem weiteren Argumentationsschritt Husserls zu untermauern und verständlich zu machen, muss man Husserls Darstellung von Wahrnehmung erläutern. Wahrnehmung ist begrenzt und durch perspektive Abschattung gekennzeichnet. Daraus folgernd ist zu vermuten, dass immer schon etwas mehr den erkennenden Wesen (nicht nur den Menschen) mitgegeben sein muss, damit diese einen Gegenstand in seiner Vollkommenheit erkennen können. Es ist eine sogenannte Synthesisleistung die einen Gegenstand dem Bewusstsein ergänzt, oder dem Bewusstsein ist eine Synthesislesitung zuteil, welche einen Gegenstand wiederrum im Bewusstsein ergänzt. Der Bewusstseinsvollzug an sich ist jedoch schon eine Synthesisleistung, denn ein Gegenstand wird niemals völlig isoliert von anderen Körpern erscheinen können. Bevor mein Bewusstsein die Wahrnehmung auf offensichtliche Gegenständlichkeiten meiner Umgebung richten kann, muss es doch der Tatsache gewahr sein sich in einem Horizont/Hintergrund dieser Gegenständlichkeiten zu befinden. Diese Tatsache ist bereits der Bewusstseinsvollzug und umgekehrt. Heidegger bezieht sich nun auf diesen Horizont. Gegenstände sind niemals bedeutungsnackte Gegebenheiten. Ich weiß zum Beispiel, dass eine Flasche nicht nur dazu gut ist, um sie wahrzunehmen. Sie hat für einen Menschen den Bedeutungshintergrund daraus trinken zu können um nicht durstig zu sein. Solche Vernetzungen und Um-Zu-Bezüge sind jedoch schon ziemlich komplex, denn ich habe der Flasche in diesem Fall bereits eine Funktion/einen Zweck zugeordnet. Primitiver würde es beispielsweise vor sich gehen, wenn ich den Horizont noch nicht so weit einsehe und zuerst erkennen muss was dieses Ding vor mir eigentlich ist. Man wird eine Flasche als solche erkennen können, wenn man nicht zuerst den Stöpsel gesondert von dem Etikett, das Etikett nicht gesondert vom Flaschenhals usw. wahrnimmt, sondern das Beziehungsganze als Form erkennt. Dieses Erkennen passiert nun eben durch das “Mitgegebene“. Es hat jeder Gegenstand eine Als-Struktur, welche mit einer Um-ZU-Reaktion gekoppelt ist. Auch wenn ich ein mir bislang unbekanntes Geräusch vernehme, vernehme ich es ALS ein mir unbekanntes Geräusch, um es mir danach einzuprägen, oder nicht. Heideggers Grundgedanke ist, dass das Dasein im Selbstverhältnis zur Umwelt immer schon Mit-und Umwelt ist. Sein Gedanke ist kein theoretisch motivierter, viel mehr ist das Dasein immer schon im praktischen Umgang und nicht in theoretischer Distanz begriffen. Es ist ein Dasein im Bezug auf den Horizont, in dem alles aufeinander bezogen ist. Dieser Gesamtzusammenhang der Welt ermöglicht kein einmaliges Verstehen (was in Derridas Dekonstruktion besonders schön gezeigt ist). Es wird also wenn etwas verstanden wird, dieses Verstandene nie als dieses etwas verstanden als das es zum ersten Mal verstanden wurde. Alles unterliegt der Veränderung und der Weiterentwicklung. Derrida formt den Gedanken der Veränderung für meinen Geschmack sehr genial aus und man kann auch Parallelen zu dem Modell des Pragmatismus, oder dem Seppo-Modell ziehen (in dem Versuch die Wahrheit zu entdecken, bemerkt man, dass diese als das Ideal Wahrheit nicht zu entdecken ist, weil man sich in ihr befindet und damit mit ihr stets auf dem Weg zu ihr ist). Bei Derrida gibt es ebenso eine Als-Struktur, der man in jedweder Phänomenologie wohl kaum entschwinden kann. Unterschieden zu den anderen ist seine Struktur nicht im als, sondern eben in der Struktur, die nicht stabil sondern veränderbar ist. Damit, und das ist der Schlüsselsatz, etwas als etwas verstehbar ist, muss es verstehbar bleiben und somit permanent veränderbar sein. Wiederholung impliziert Differenz! Die Identität eines Körpers/Dinges/einer Gegebenheit impliziert ihre Differenz und trägt sie nicht extern mit sich mit. So kann man sich der Identität nähern indem man in ihr ist. Erreichen wird man sie jedoch nie, weil man von außen nicht zugreifen kann. Man ist immer in die Veränderung der jeweiligen Struktur eingebunden, weil es keine bloße Analyse ist die bei Derrida vollzogen wird. Ich persönlich empfinde den Gedanken der ununterbrochenen Veränderung des Gleichbleibenden wunderbar und befriedigend, weil ich der Ansicht bin, dass das individuelle Dasein unter dem Gesichtspunkt einer gleichsam ungezwungenen, oder unplanmäßigen Lebensführung besser erträglich ist, als eine auf ein klares Ziel gerichtete. Das Problem, das sich für mich nichtsdestotrotz aufwirft ist der Gedanke Derridas, wenn er sagt, dass Veränderungen keine Wertungen annehmen. Das ist für mich ein Paradoxon. wie soll sich etwas verändern, wenn nicht zum Besseren oder Schlechteren? Ohne Wertungen kann ich nicht einmal beurteilen, ob sich etwas verändert hat oder nicht. Ja Veränderung ist doch bloß an Wertungen zu messen.

Hannah Weinhardt

Kein Denken ohne Gedachtes – kein Gedachtes ohne Denken. So einfach ist Phänomenologie. Subjekt und Objekt sind eins, Welt und Bewusstsein sind eins. Alles Erscheinende, letztlich sogar alles Seiende muss gleichzeitig ein Wahrgenommenes sein, sonst ist es nicht. Zumindest stellt sich sonst nicht mehr die Frage, ob es ist. Es macht laut Flatscher keinen Sinn zu sagen, etwas existiere, wenn es niemand wahrnimmt.

Und doch ist Phänomenologie nicht gleich Solipsismus, auch wenn es mir zu Beginn schwerfiel, den Unterschied zu erkennen. Wenn alles nur durch den Betrachter, das Subjekt, zum Objekt wird, dann entsteht es doch gleichsam im Betrachter, ist also seinem Bewusstsein immanent. Flatscher verneint das in etwa so: Wenn eh alles bewusstseinsimmanent wäre, bräuchte ich ja nicht mehr schauen und könnte mich nicht täuschen. Wohl wahr.

Dennoch gibt es keine „wahre“ Welt hinter der wahrgenommenen. Der Idee der „Welt“ gibt es allein im Moment des Zusammenspiels von Wahrnehmenden und Wahrgenommenen. Klingt fast, als könne man die Begriffe „Welt“ und „Wahrnehmung“ gleichsetzen. Nehmen wir nun also ständig die raum-zeitlichen Dinge in der Welt wahr, tun wir das nicht immer wieder „aufs Neue“, also unvoreingenommen. Vielmehr verknüpfen wir automatisch jede Wahrnehmung mit vorhergehenden, also mit Erinnerungen und Erfahrungen. So können wir die Problematik unserer durch die Perspektive eingeschränkten Sicht zumindest verringern und Dinge in ihrer „Ganzheit“ erfassen. Vielleicht nicht wirklich in ihrer Ganzheit, aber doch komplexer als es uns mit bloßer Wahrnehmung in diesem Moment möglich wäre.

Diesen Gedanken von Husserl führt Heidegger weiter aus. Für ihn gibt es keinen ersten Moment des „Schauens“ auf die Welt. Alles wird sofort und unumgehbar assoziiert mit seinem Nutzen. Wir sehen immer ein „Wie“, nie ein bloßes „Was“. Jedes etwas nehmen wir zugleich „als“ etwas wahr. Hier stellt sich mir jedoch ein Problem: Es mag ja für den Alltag zutreffen, dass die uns von Kind an umgebenden Dinge für uns untrennbar mit ihrer Rolle, ihrem Nutzen verbunden sind. Verlassen wir jedoch unsere gewohnte Umgebung, unseren Kulturraum, so werden wir Dinge wahrnehmen, die wir mit nichts Vertrautem assoziieren können. Ist das dann nicht gleichsam ein „erstes Schauen“ auf diese Dinge? Flatscher sagt, wir nehmen diese Dinge „als unbekannte“ wahr. Heideggers Als-Struktur bleibt dann bestehen, aber die Aussage scheint mir der Idee des „ersten Schauens“ nicht widersprüchlich zu sein.

Darüber hinaus geht Derrida. Er nimmt Heideggers starre Struktur nicht als statisch-abgeschlossen hin. Im Gegenteil sagt Derrida, dass man Dinge nie ein für alle Mal assoziiert oder versteht, sondern sich die Assoziation/das Verstandene in der Wiederholung verändert und. Dieses Moment kann man auch steuern, indem man eigene Denkstrukturen und gesellschaftliche Systeme in denen man sich befindet nicht mehr als ein quasi natürlich Gegebenes betrachtet, sondern sich der „Vergänglichkeit“ jeder Wahrnehmung und jedes Verstehens bewusst wird um so einen aktiven Prozess daraus zu machen.


Hamel, Hanna

In seinem Vortrag vom 03.12.09 gab Dr. Matthias Flatscher einen Einblick in die Phänomenologie, wobei er deren Entwicklung anhand von Positionen der Philosophen Husserl und Heidegger darstellte, sowie auf die Dekonstruktion und Derrida einging.

Eine Besonderheit der Phänomenologie besteht darin, dass sie den traditionellen Subjekt-Objekt-Bezug im Rahmen der Rezeption von Welt aufhebt. Husserl ist der erste Philosoph, der herausstreicht, dass die Wahrnehmung eines Gegenstandes bedarf, genauso wie der Gegenstand eine Wahrnehmung benötigt, um überhaupt thematisiert zu werden. Und trotzdem sind Wahrgenommenes und Wahrnehmendes nicht identisch.

Der Gesamteindruck von einem Gegenstand entsteht außerdem nicht durch eine einzelne perfekte Wahrnehmung, sondern durch die Synthesis von verschiedenen perspektivischen Wahrnehmungen. Weiterhin ist keine isolierte Wahrnehmung eines Gegenstandes möglich, dieser ist im Moment der Wahrnehmung immer schon in einen Zusammenhang eingebettet. An diesem Punkt setzt auch der Schüler von Husserl, Heidegger, an, indem er betont, dass die Wahrnehmung von Gegenständen immer in Hinblick auf ein „um-zu“ besteht, auf eine Verwendbarkeit für etwas hin. Die Dinge sind eingebettet in eine „Bewandtnisganzheit“, alles Wahrgenommene findet im Moment der Wahrnehmung seinen Platz darin.

Matthias Flatscher hat in seinem Vortrag kurz erwähnt, dass ein Einfluss der Phänomenologie auf das Selbstverständnis der Naturwissenschaften besteht. Bei der oben beschriebenen Betrachtung des Phänomens der Wahrnehmung, lässt sich auch verstehen, weshalb. Indem die Phänomenologie sich dem traditionellen Subjekt-Objekt-Verständnis verweigert, stellt sie auch das Machtverhältnis des Betrachters gegenüber dem zu betrachtenden Gegenstand in Frage. Die Einbettung des Daseins in eine Bewandtnisganzheit, wie Heidegger sie beschreibt, setzt eine bereits vorausgegangene Offenheit der Dinge für den Betrachter (bei Heidegger in Hinblick auf ein Um-zu) schon voraus. Es wäre also sowohl aufgrund der vorausgegangenen Erschlossenheit, die ja das Ergebnis der Betrachtung beeinflusst, als auch aufgrund der Einbettung des Wahrgenommenen in einen Kontext nicht möglich aus der Wahrnehmung selbst eine unbefangene Erkenntnis zu gewinnen. Die Erkenntnis wäre abhängig von der Erkenntnisfähigkeit, von den Voraussetzungen, die der Betrachter mitbringt. Abschließend ging Matthias Flatscher auf die Dekonstruktion und Derrida ein. In einem kritischen Umgang mit der Philosophiegeschichte und darin auch mit der Phänomenologie, deckt Derrida (insbesondere am sprachlichen Zeichen), die Wiederholbarkeit und Veränderlichkeit einer Betrachtung oder eines Zeichens auf.

Es ergibt sich eine Reihe von Fragen: Bildet die in der Phänomenologie durch das In-der-Welt-sein bestimmte Form der Wahrnehmung eine Grenze der menschlichen Erkenntnisfähigkeit? Inwieweit ist der Mensch durch Denken fähig, sich über seine Existenz zu erheben und sie in der Betrachtung auszuleuchten? Kann man überhaupt von objektiven Beobachtungen sprechen? Inwieweit ist Objektivität möglich, wenn dem Menschen doch gar kein Verhältnis zu einem Objekt ermöglicht ist? Inwieweit ist Eindeutigkeit einer Erkenntnis möglich und wünschenswert, wenn es diese nach der Dekonstruktion überhaupt nicht mehr zu geben scheint?



Sophie Haas

Matthias Flatscher


Woher kommt dieses Streben nach einer Metaebene, einem Gott, einer Wissenschaft, einem Staat? Der Idee dieser wird eine Kompetenz zugeordnet, die die „Dinge an sich“ erfassen kann. In der Philosophiegeschichte kommt immer wieder die Idee auf, dass unsere Wahrnehmung beschränkt ist, sich immer nur einem Ausschnitt von Kausalitäten bedient. Hier lenkt Husserl ein.

Er lehnt den Subjekt- Objekt Dualismus ab und zeigt damit den Logozentrismus, der auf dem Prinzip der Dualismen beruht, als überwunden. Nehmen wir einen Sessel und unterziehen in einmal der dualistischen Betrachtung, einmal der synthetischen.

In der dualistischen bedienen wir uns Kants Kategorienverständnis. Der Sessel ist schwarz/weich/hat eine Lehne. Wir sind uns während unserer Wahrnehmung der Beschränktheit dieser bewusst und streben nach einem objektiven Erkennen, zumal die Objektivität hier nur die Funktion eines Zieles hat. Hier kommt eine Metaebene zum Einsatz, auf der alle Gegenstände objektiv präsentiert, also „wahr“ sind. Husserl sagt provokant „Es gibt keine Welt hinter der phänomenalen“. Für ihn sind der Vollzug und das Vorliegen des Wahrnehmens synthetisiert, bilden also zwei nicht von einander abzulösende Momente. Er nennt dies – mich sehr treffend- Korrelationsapriori. Auch wenn wir, besser: eben weil wir, Gegenstände nur perspektiv wahrnehmen, nehmen wir sie „wahrheitlich“ wahr. Kein Denken ohne Gedachtes. Er argumentiert dies mit der Einbettung des Gegenstandes in einen Kontext. Das Sein bedingt sich durch die Zeit-Raum Stellung und den Funktionen des bezeichneten. Der Sessel wird es durch mein Verhältnis und das Verhältnis der Umwelt seiend. Wir implizieren synthetisch eine Mehr-Meinung zu diesem Gegenstand, die aus unserer Erinnerung resultiert. Er gewichtet diese Mehr-Meinung stärker als das Vorgestellte. Er geht sogar noch weiter und stellt die These auf, dass ohne Vorgegebenheit dieses Kontextes kein Seiendes vernommen werden könnte.

Hier lässt er meiner Meinung nach Abstraktionen wie Zahlenreihen außer acht. Ich erinnere mich hier an ein Beispiel von Wittgenstein. Kinder lernen die ersten 4-5 Zahlen (Wie viele Flaschen kannst du dir nebeneinander, in einem Bild vorstellen?) als Bilder. Die weitere Zahlenreihe müssen die Kinder auswendig lernen, und bedienen sich dabei der Methode, die der von Gedichtelernens ähnelt.

Mir stellt sich hier die Frage welche Auswirkungen dualistisches bzw. synthetisches Denken für die Gesellschaft hat. Ein dualistisches Weltbild fordert eine Metaebene- ein Vertrauen in eine übergeordnete Instanz und die Anerkennung der eigenen Beschränktheit. Dringt diese Vorstellung in den Bereich des gesellschaftspolitischen, liefert diese Theorie (sofern sie nicht explizit Menschen ausgrenzt) auch eine Rechtfertigung für die Ausrichtung auf eine Autorität?

Sophia Mallmann

Professor Herbert Hrachovec:Thema: Bildung

Bildung in der Philosophiegeschicht: Fragen wie zum Beispiel:"Was ist...Tapferkeit?", prägen die Philosophie. Diese Fragen bleiben jedoch in den frühen Dialogen Platons unentschieden, nicht beantwortet. Die Rehabilitation auf solche Fragen ist das Höhlengleichnis von Platon. Es ist der Prozess in dem Menschen gebildet werden. Aus der Hohle kommen Menschen, die mit Fragen wie:"Was ist...?" umgehen können und sich damit beschäftigen. In dem Gleichnis gibt es ein Unten, ein Oben, ein Außen und ein Innen. Dies sind die unterschiedlichen Dimensionen die den Bildungsprozess wiedergeben. In der Höhle die Platon beschreibt, sind Menschen gefesselt auf einem Stuhl, doch sie werden ans Licht hinaufgezogen. Die Aufgabe der Philosophie ist es, Leute aufzuklkären im Hinblick auf eine Erkenntnis, sie entfesseln und freimachen. 2 Perspektiven sind übereinander geblendet. Eine ist in sich selbst genung, die andere ist in sich gedoppelt. Sie enthält die selbstgenügsame Perspektive in einem Verhältnis zu der zusätzlichen Aussicht. Die Tätigkeit der Philosophie besteht darin, zur Erwachung zu kommen. Für ein zufriedenstellendes Leben muss man verschiedene Fähigkeiten lernen. Die "paideia" ist nicht von dieser Art, sie überhöht den Alltagsverlauf. Trumanshow: Dieser Film zeigt uns in einer Art und Weise wie man heute zur bildung gelangt. Er ist draufgekommen, das irgendwas in seiner Höhle nicht stimmt. Es gibt etwas, was nicht seiner Vernunft entspricht. Man muss es weiter verfolgen. Der Unterschied zwischen dem Film und dem was Platon sagt: Der Aufstieg aus der Höhle ist nun ein selbstumstrittener. Die Story der Entwicklung liegt in der Person selber. Es ist zwar unbequem aber Teil des Lernprozesses oder Bildungsprozesses. Hegel: Hegel spricht von einer Geshcichte "Otto und Sophie". Otto ist das Wissen, dass uns ein Gegenstand ist. Aus diesem Wissen aber, muss der Aufstieg möglich sein. Die Sophie muss die Stufen hinunter gehen und Otto überzeugen, das er hinauf geht und ein Philosoph wird. Die Phänomenologie des Geistes: Es schaffen ein geistiges Potenzial aus dem Otto herauszuholen. Bildung und Entfremdung: "wodurch also das Individuum hier Gelten und Wirklichkeit hat, ist die Bildung. Seine wahre ursprüngliche Substanz und Natur ist der Geist der Entfremdung des natürlichen Seins. Der Begriff der Bildung selber: An ihm partezipieren nur noch, zu ihrem Glück oder Unglück nur einzelne Individuen, die nihct ganz in den Schmelztigel hineingeraten sind, oder professionell qualifizierte Gruppen, die sich selbst gerne als Eliten feiern.

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