Diskussion:PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 15.12.

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Helmut Eder

Ringvorlesung von Prof. Flatscher 3. 12. 2009 und Prof. Hrachovec 10. 12. 2009


Zusammenfassend meine unmittelbaren Eindrücke nach der jeweiligen Ringvorlesung: während ich dem Vortrag von Kusch folgen konnte, den Inhalt begriff und in mein bisheriges „Wissen“ mühelos integrieren konnte, gelang mir dies bei dem Vortrag von Hrachovec nicht.

Damit stellt sich unmittelbar die Frage, woran mag es wohl liegen? Unter der Annahme, dass meine Konzentrationsfähigkeit und -bereitschaft ähnlich war, und unter der Voraussetzung, dass beide Themenkreise für mich inhaltlich neu waren, möchte ich auf die Didaktik der beiden Vortragenden näher eingehen, insbesondere auch auf die jeweiligen Verwendung von optischen Hilfsmitteln, den so-geliebten bzw. so-gehassten power point charts.

Bei Flatscher dienten die optischen Hilfsmittel primär

a) als Landkarte bzw. „Geländer“ für seinen Vortrag b) zur komprimierten Darstellung seines gesprochenen Wortes c) und zum Mitlesen von Zitaten

Im Bedarfsfall griff Flatscher zur Illustration des vorgetragenen Denkmodels auf reelle, faktischen „Dinge“ wie zum Beispiel der Drinkflasche aus Plastik, die er mitgebracht hatte bzw. dem Vortragspult.

Der Vortrag von Hrachovec war, was die Didaktik betrifft, doch völlig anderes:

Hrachovec verwendete seine optische Hilfsmittel zum

a) Aufbau und Erzählen einer Geschichte, und b) untermalte seinen Vortrag zum Teil mit sehr "inhaltsschwangeren" Bildern. Manche der verwendeten Illustrationen haben zumindest bei mir Assoziationen erweckt, die es mir erschwerten, seinem Vortrag zu folgen. c) Darüber hinaus strukturierte Hrachovec seinen Vortrag mit Überschriften, die für mich zum Teil keinen direkten und unmittelbaren Bezug auf den Inhalt seines Vortrages nahmen. Im Gegenteil, ich stellte bei mir fest, dass ich mich teilweise bemühte, die Motivation bzw. Überlegungen zu eruieren, warum gerade diese Überschrift gewählt wurde, was ihrerseits meine Konzentration auf den Vortrag erschwerte. d) Die optische Darstellung von Zitaten sollte es der Zuhörerschaft erleichtern, die Bedeutung der Zitate zu begreifen. Da diese Zitate aber teils sehr lang bzw. inhaltschwer waren, so dass es mir – trotz projiziertem Text – nicht gelang, diese geistig zu verdauen.

Nun möchte ich noch ausdrücklich festhalten, dass ich selbst ein Vertreter und Anhänger vom Aufbau einer „Geschichte“ zum Transportieren von Inhalten bin, da ja dies bekanntlich die Emotionalität der Zuhörerschaft anspricht, und in Folge normalerweise zu einem aktiveren und aufmerksameren Zuhören einer Zuhörerschaft führt. Doch hat es sich entsprechend meiner Erfahrung bisher in den meisten Fällen um eher leicht verdaulichen Inhalt gehandelt.

Für mich stellt sich auf Grund dieser Erfahrung und der darauf aufbauenden Einschätzung folgendes Problem:

Prinzipiell ist scheint es angebracht zu sein, seinen Vortragsstil dem Inhalt des Vorgetragenen bzw. der Zuhörerschaft anzupassen. Insbesondere philosophische Inhalte bedürfen der ungeteilten Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft, um diesen folgen zu können, und um diese zu „begreifen“. Ein Vortragstil, der

a) kreativ (durch die Verwendung von Bildern) bzw. b) kontroversiell ist (durch die Verwendung von Überschriften, die auf den ersten Blick unter Umständen nicht mit dem Inhalt assoziiert werden können) und c) die Emotionalität der Zuhörerschaft anspricht

mag dieser Aufmerksamkeit unter Umständen nicht förderlich, mag sogar kontraproduktiv sein, wenn auch sicherlich sehr originell.

Damit schließt sich der Kreis zur Phenomenologie von Husserl, Heidegger und Derrida. Wahrnehmung ist immer ein wahrnehmen von etwas. Im Falle des Vortrages von Hrachovec, war es ein wahrnehmen von Bildern und Überschriften mit Assoziationen, die unterschiedlich von den Intentionen des Vortragenden waren und den mündlichen Vortrag überlagerten. Dies hat es zumindest für mich schwer gemacht, dem Vortrag inhaltlich zu folgen.

Ich finde diese Analyse treffend und hilfreich. Mehrere Rückmeldungen haben davon gesprochen, die Hrachovec-Vorlesung sei didaktisch gut gewesen. Ich zweifle an diesen Einschätzungen und kann mir vorstellen, dass sie eher mit dem (in der Philosophie) ungewohnten Medieneinsatz und einer gewissen Unterhaltsamkeit zu tun haben. Die in der Analyse von Helmut Eder hervorgehobenen Erschwernisse sind dazu gemacht, die Oberflächensuggestion von Powerpoint etwas zu durchlöchern. Anläßlich der allerersten Folie wurde gleich darauf hingewiesen, dass Punkte nicht nur zur Information dienen können. Insofern ging es nicht nur um philosophische Mitteilungen zum Bildungsbegriff, sondern auch um einen offensiven plus kritischen Umgang mit der Präsentationstechnik. Und dass das zusammen nicht einfach ist, liegt auf der Hand.
Aktuell im ORF

--anna 09:49, 14. Dez. 2009 (UTC)