Interpretieren oder Verändern? (Vorlesung, Füllsack, 2006/07): Unterschied zwischen den Versionen

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All diese Merkmale prägen das [[Bild des Individuums]] in der Sozialphilosophie.
 
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:meint die in neuerer Zeit durch die Vielfalt der Wissensstände und allgemeine Dynamisierung des Wissenschaftsprozesses entstehende Pluralität von Kontexten. Waren etwa noch im Europäischen Mittelalter Wissen und Wissenschaft statische Begriffe, die in ihrer Relevanz von der Institution Kirche definiert wurden, so werden die Grenzen, die Wissen immer zieht, indem es auch das Nichtwissen definiert ("Omnis determinatio est negatio" Spinoza), heute permanent verschoben. Unter anderem verschiedene Auffassungen und Herangehensweisen (gerade in der Philosophie) schaffen jene Wissensvielfalt, die für den Begriff Polykontextualität wesentlich ist und natürlich auch dem Vorhaben der Veränderung Schwierigkeiten bereitet.
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Sowohl der ''content'' als auch der ''context'' befinden sich in steter Veränderung. Sogar im Laufe eines Versuchs können sich die Bedingungen desselben ändern (etwa das Ich, die individuelle Wahrnehmung oder auch wissenschaftliche Erkenntnisse...). Auch das muss für das Vorhaben der Veränderung beachtet werden.

Version vom 23. Oktober 2006, 20:16 Uhr

Organisatorisches zur Vorlesung

Grundlagen

Die Vorlesung geht vom 11. Feuerbach-Axiom von Karl Marx aus (MEW Bd.3):

"Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert. Es kömmt drauf an, sie zu verändern."


Philosophen haben ein menschliches Anliegen, die Welt zu verändern, sowie eine Vorstellung, wie diese aussehen sollte. Verbessern heißt dabei, ihren Ist-Zustand zu verändern und setzt voraus, dass es in der Regel einen Unterschied zwischen dem Sein der Welt und dem Sollen gibt. Sozialphilosophie im Unterschied zur Klassischen Philosophie behandelt diese Spannung zwischen Sein und Sollen.


Sozialphilosophie
knüpft an die Ideen der Klassischen Philosophie an, fügt aber eine weitere Dimension hinzu, die soziale Dimension.
Die Vorstellung einer besseren Welt wird so eine sozial bedingte Vorstellung, da sie immer von allen bisherigen Ideen und Veränderungen ausgeht.
Die Vorstellung der besseren Welt entsteht dabei nicht individuell in Abschottung, sondern ist das Ergebnis eines Prägungsprozesses, verschiedene Werte sind von frühester Kindheit an sozial vermittelt, durch Sozialisation, Kulturation etc. seitens der Familie, den Freunden, den Mitschülern, Mitstudenten etc.
So sind denn auch die Individuen nicht völlig individuell vorstellbar.

All diese Merkmale prägen das Bild des Individuums in der Sozialphilosophie.


Polykontexturalität
meint die in neuerer Zeit durch die Vielfalt der Wissensstände und allgemeine Dynamisierung des Wissenschaftsprozesses entstehende Pluralität von Kontexten. Waren etwa noch im Europäischen Mittelalter Wissen und Wissenschaft statische Begriffe, die in ihrer Relevanz von der Institution Kirche definiert wurden, so werden die Grenzen, die Wissen immer zieht, indem es auch das Nichtwissen definiert ("Omnis determinatio est negatio" Spinoza), heute permanent verschoben. Unter anderem verschiedene Auffassungen und Herangehensweisen (gerade in der Philosophie) schaffen jene Wissensvielfalt, die für den Begriff Polykontextualität wesentlich ist und natürlich auch dem Vorhaben der Veränderung Schwierigkeiten bereitet.

Sowohl der content als auch der context befinden sich in steter Veränderung. Sogar im Laufe eines Versuchs können sich die Bedingungen desselben ändern (etwa das Ich, die individuelle Wahrnehmung oder auch wissenschaftliche Erkenntnisse...). Auch das muss für das Vorhaben der Veränderung beachtet werden.