Diskussion:PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 15.12.: Unterschied zwischen den Versionen

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== Esther Guschall ==
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Bildungsthema – Herbert Hrachovetz 10. 12
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„ Bildung für alle, sonst gibt es Krawalle“
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Prof. Hrachovetz im Supermarkt – Episode: 49, 90 € ist der Preis, die Kassiererin bekommt 100 €, sie gibt 50 heraus. Reaktion des Kunden: „Das wollen sie mir nicht geben.“ -  Er stellt sich im Gespräch über das Gespräch selbst. Er sagt etwas, was in die geistigen Kompetenzen der Frau hineinzusehen vorgibt. Beide haben aber verschiedene Reaktionsmöglichkeiten. Sie sind im selben System; ihre Betriebsstrukturen sind auf dasselbe ausgerichtet: korrekte Bezahlung und Herausgabe.  Er sagt damit, dass er etwas besser weiß als sie, zumindest ausgehend davon, was er von ihr sieht. „Die Gesellschaft in ihrer Aufgabe, Leute wie mich so sinnvoll zu sozialisieren, dass sie im Hinblick auf gemeinsame Ziele anderen Leuten Gutes tun, und sich dabei selber wohl fühlen, auch wenn sie 50 € verloren haben, hat Gutes geleistet.“ (Prof. Hrachovetz)  - Einer der Gesprächspartner nimmt also eine Überlegenheit in Anspruch.
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Es gibt zwei Motive, die in den Bildungsbegriff operativ einwirken:
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[[1. Strukturales Element (Innen/Außen): ]] Doppelperpektive. Ich bin innerhalb etwas, von außen kann man hineinsehen. Menschen, die drinnen sind, sehen anderes als Menschen die draußen sind. Sie sehen nicht hinaus, denn der Spiegel geht in nur eine Richtung, ähnlich einem Polizeiverhör. Ein Moment, mit dem man rechnen muss.
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[[ 2. Unterscheidung (Unten /Oben):]] Dunkel – Licht Motiv, Vgl. Höhlengleichnis
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Höhle = paradigmatischer Fall des Überlappens von zwei Motiven. Das eine ist das Innen-Außen Motiv und das andere ist das Unten-Oben (Dunkel-Licht) Motiv. Das erste ist nicht unbedingt (ab)wertend; das zweite schon. Das eignet sich für den Aufbau typischer Gedanken (Unwissenheit ist Dunkel, Licht ist Wissen).
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Störfragen und Todesurteil
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Gegebenheit: Das Wort „tapfer“. Es wird sprachlich variabel verwendet; z.B. „tapfer lächeln“, „sie müssen jetzt tapfer sein“. Das Auftreten eines Begriffes, der mit Tapferkeit verbunden wird, ist also im Alltag sehr häufig. Dasselbe Beispiel mit einem anderen Wort (Phrase): „Was ist?“ z.B.: „Was ist los?“, „Was ist der Zweck der Übung?“ usw. Sokrates entwickelte eine Methode, die Phrase „Was ist“ zu isolieren.
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Ein Wortpartikel wie Tapferkeit wird hier angewendet, um hinterfragt zu werden: „Was ist Tapferkeit?“ Es wird versucht zu ermitteln, was sie ist, wie man sie soweit wie möglich beibringen kann, beschrieben was sie ist usw.  Dies ist ein Bereich, der die Philosophie prägt, eine evokative Strategie, um mit Teilen unserer Sprache anders zu verfahren. Dieses Nachfragen führte zur Hinrichtung Sokrates´ mittels Schierlingsbecher; da aus dieser Nachforschungsmethode Feindschaften entstanden. Die Definition des Wortes Tapferkeit bleibt offen ( „ Ich weiß, dass ich nichts weiß.“). Er weiß aber, dass es eine Antwort gibt.  Vgl. Aporie.                                                                                         
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Platon: findet eine Idee von strukturelle Lösungsmöglichkeiten für die Fragetechniken des Sokrates. Auf den komplexen Typus dieser Lösungsmöglichkeiten wird nicht genauer eingegangen.  Ein zentraler bildlicher Orientierungskomplex in der platonischen Rehabilitation der sokratischen „Was-ist“-Frage ist das Höhlengleichnis. Am Ende des Verstehens und Nachvollziehens, kann man darauf hoffen, dass nicht mehr barbarische Todesurteile (im Falle Sokrates wegen Volksverhetzung) herauskommen, sondern die Leute mit der Frage „Was ist“ umgehen können. Wird unten-oben mit innen-außen kombiniert, wie im Höhlengleichnis, so ist der Bildungsprozess die Treppe hinauf, und es gibt unterschiedliche Welten und unterschiedliche Dimensionen.                                                                                                                      Platon macht keine weiteren Angaben, wer die Leute fesselt, wer sie freisetzt und nach welchen Kriterien ermittelt wird, wer freigelassen werden soll und wer nicht. Warum sollte man freiwillig hinaufgehen, wenn man unten mehr oder minder zufrieden ist? Ein Widerstand gegen die Veränderung und Bildung ist anzunehmen. Unter Gewalt und Schmerzen (tränende Augen) wird der Höhlenmensch von einem überlegenen Element zur Erkenntnis gezwungen. Die Überlegenheit des Lehrenden war früher in vielen Kulturen ein Bestandteil des Bildungsprozesses (vgl. Rohrstockerziehung). Das gesamte HG ist schmerzhaft und gewaltbesetzt. Unten droht man dem nachtblinden Abtrünnigen mit dem Tod.  Pointe: Rehabilitierung der Funktion des Sokrates: Auch er war der „Mehrwissende“, der zur Sonne orientiert in die athenische Dämmerung hinein sprach.                                                                                                                                                         
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Schlussfolgerung:  Wer gebildet werden will, muss Gewalt und Schmerzen unterliegen und verschiedenen Dingen widerstehen. Und selbst  danach hat er nur geringe Erfolgsaussichten, dass die Leute unten auf seine Aufklärungen eingehen werden. Die Aufgabe der Philosophie ist es, die in Ketten Versklavten aufzuklären und auf Erkenntnis hinzuweisen, die außerhalb dieser ihrer Welt zugänglich ist.                                                                                                                                                                                   
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Das Leben der anderen, die Doppelperspektive, ist nicht gleichzusetzen der selbstgenügsamen Perspektive.  Es gibt eine einfache und zweifache Betrachtung von der einen zur anderen. 
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Mehrere Tätigkeiten sind zweigliedrig und bestehen immer wieder aus Ausklinken und Hochschalten (in dieser Hinsicht durch Bildung).  Bildung ohne Erkenntnis ist gebräuchlich, suboptimal und konfus. Menschen, die zu erkennen glauben, und keine Philosophen sind, schlafen. Schläfer gehen Traumgebilden nach, der Schmerz der Erkenntnis weckt sie aus ihrem Schlaf. Ausklinken und Hochschalten ist die ideale Vorzeichnung von gesellschaftlichem Aufstieg. Der Zustand der eigenen Bestimmung, die man für sich sieht, wird nur dadurch erreicht. Das, worauf mein Leben aus ist, worauf es hinausläuft.  Sonne gegen Dunkelheit (was vorher gewesen ist). Kehrtwende?  Mit /ohne fremder Hilfe.
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Geschichte des Höhlengleichnisses im christlichen Abendland: Christussymbol
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Prof. Hrachovetz zieht Vergleiche zwischen HG und sowohl religiösen (Christus kommt auch von oben nach unten und geht wieder hinauf, gibt den Menschen auch eine Perspektive, eine neue Sinnebene, wird auch hingerichtet. Sohn Gottes: Unität der beiden  Momente von Terror und seiner Überwindung. 
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Am Ende aller Tage kommt der Durchbruch der Sonne auf die Höhle der Welt (Apokalypse: Einheit von Mensch und Gott, die beiden ontologisch differenten Welten werden miteinander verbunden).)  Als auch künstlerischen Motiven im Laufe der Zeit (The Truman Show, Faust – der Tragödie erster Teil: Vgl. Faust: Osterspaziergang (in der Nacht Kampf um die Erlösung, am Morgen Ostersonne und Erleichterung.  Zitat: „Hier bin ich Mensch; hier darf ich sein.“ Heute: Aufgegriffen von der Konsumgesellschaft: „Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“ – Pervertierung ?)                                                         
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Untere Welt: Inkompetenz, unter Einsatz der vollen Energie kommt man zum Durchbruch, muss voller Hoffnung geschehen. Oben: eine Welt, wo alle Leiden zu Ende sind. Dann aber: Mitleid = Verhängnis. Diese Entwicklung liegt heutzutage in der Person selbst, es gibt niemand mehr, der dir die Fesseln durchschneidet.
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Hegel                                                                                                                                                                               
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Zwei Gesprächspartner als Grundstruktur. Annahme:  Otto (Normalverbraucher) und Sophie (Sophia, Weisheit). Bei Hegel ist der Guide, der ruft und anzieht, also Sophie, zum einen extern; am Ende der Phänomenologie des Geistes vereinen sich die beiden Stimmen jedoch. Wissen, welches unser Gegenstand ist, dieser Gegenstand ist der Otto. Otto (das Wissen) findet sich in einer erfahrungsvollen, mit Praktiken bereicherten Welt vor. Die Sache muss man so steuern, dass aus diesem Wissen der Aufstieg möglich ist. Sophie muss hinunter gehen, sich auf Ottos Niveau begeben.  = Man muss sich aufnehmend verhalten, man muss zuhören alles aufnehmen was „er“ sagt, nur dann trägt man eine Triumphentwicklung davon, und erreicht am Ende einen universal zufriedenstellenden Zustand. Der entfremdete Geist: die Bildung. Hegel stampft den Bildungsbegriff in den Boden. Bildung ist ein „Tun als ob“, ein Bedienen an einem geistigen Inhalt, der nicht der eigene ist, ein unverdautes Herumtragen von etwas, das man gerne begreifen würde aber noch nicht hat. Man kennt die richtigen Zitate und Tricks in Konversationen, aber die kommen nicht aus einem selbst. Dabei sollte man nicht verweilen. Man muss dem Wissen Zeit lassen, sich zu setzen, man muss die eigene Bildung zersetzen und durchschauen, zerfasern und neu zusammensetzen. Man muss das Fremde, das man im Mund führt, aber nicht überwinden kann, ausfüllen. Hegel: Ein Zustand der zerrütteten Bildung herrscht ansonsten vor.                                                                                                                       
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Fraktionen der Reaktionen:
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1.Nostalgiker                                                                                                                                                      2.Vorsokratiker                                                                                                                                                                                         
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Z. B. Theodor Adorno, Theorie der Halbbildung. Demonstriert, inwieweit er von ungebildeten Menschen umgeben ist, nimmt aber einen Begriff der Bildung in Anspruch, er sagt: Es gibt (a) die allgemeine Bildung, (b) nach ihr orientierte Bildungsgruppen, und (c) die, die nicht mit dem Strom schwimmen, die ihre eigene Entfaltungsgabe durchsetzen. Ein eigener Weg zur Bildung hat ein kritisches Potential.  Besonderheit der Philosophie: sie muss gegen den Rest der Welt, die Selbstwerdung des Ichs mit seinen Zielen, Schwierigkeiten gegen den Zug der Zeit, ankämpfen.  Aufgabe der Philosophie. Otfried Höffe, Jochen Hörisch, Blick in die Vergangenheit schließt die Zukunft auf,  es gibt invariante Wissensbestände einer kulturellen Tradition, eine verbindliche geistige Tradition muss man achten. Das ist eine Form mit dieser Schwierigkeit umzugehen. Beispiel: Die Klimaänderung bringt eine Beschränkung des Lebensraumes. Im übertragenen Sinne das kann auch mit der Bildung geschehen, wenn kulturelles Wissen verloren geht, gibt es auch eine Beschränkung. 
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Mäuse
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Ein Bildschirm wird auch hell (vgl. HG – Wissen ist Helligkeit, Bildschirm vermittelt auch Wissen). Zwei Kleinkinder werden damit konfrontiert, eines davon hat bereits begriffen, dass es mittels der Maus „in“ den Computer kommt; das andere steht knapp davor, eine neue Welt zu erschließen. Eine Menschwerdung passiert dadurch, dass man vom eindimensionalen Zustand (nur Sinnesreize) in den zweiten, dreidimensionalen, eindringt. 
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Vergleich: Situation mit dem Wohnungsmarkt, soziale Gerechtigkeit, nicht jeder kann ein Seegrundstück haben, jedem sollte eine gewisse Menge an Entfaltung gegeben sein, es wird aber immer Klassifizierungen geben, dass der eigene Bildungsprozess ein Seegrundstück zu sein hat, kann man nicht einklagen, man hat zwar ein Recht auf eine Gemeindewohnung, aber ein an ein Seegrundstück kommt man nicht durch Gleichheit sondern nur durch Privilegien. Eine vertretbare Attitüde? 
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Dieser Vortrag arbeitet sehr stark mit optischen Eindrücken. Er war neben den gezeigten Clips auch sehr bilderreich. Im Großen und Ganzen handelte es sich eher eine Beleuchtung einer Thematik von verschiedenen Aspekten aus denn um eine klar abgegrenzte Argumentationskette, die auf eine Schlussfolgerung hinauswill. Die Momente „Auflehnen“ - „Ausbrechen“ - „Höhlen – und Kerkerthematik“ – „Hinauf aus dem Dunklen zum Licht“ ziehen sich quer durch alle vom Menschen je geschaffene Kunst/Literatur/Film, ebenso wie das Aufzeigen von Unwissen durch Nachfragen (Vgl. Mäeutik/Hebammenkunst und sokratischer Dialog).
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Der franz. psychoanalytischen Filmtheoretiker Jean Louis Baudry  verglich das Dasein der Gefesselten in Platons Höhle mit dem Publikum in einem Kinosaal. Beide befinden sich freiwillig in einem abgedunkelten Ambiente (der Höhlenbewohner gefesselt, der Kinobesucher eingeklemmt von anderen) und beide lassen sich mittels einer Lichtquelle, die „Schatten“ an eine Wand vor ihnen wirft, unterhalten bis beeinflussen. Beide diskutieren anschließend lebhaft darüber und halten die Illusionen, die ihnen gezeigt werden, bis zu einem gewissen Moment/Grad für real bzw. genießen sie. Insofern zeigt Baudry indirekt auf gewisse Medien als Gaukler, die vor dem eigentlichen Feuer tanzen und so ihre Silhouetten verzerren (nicht immer nur im negativen Sinne). Die Menschen könnten sich nach dem Feuer und der Wahrheit umdrehen, es übersteigt aber ihre Kräfte. Feuer: ~ Miniatur der reinen Ideenschau im Alltag / verkleinernde Metapher für die Sonne, die den Menschen an der Oberfläche erwartet.
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Möglicher Diskussionspunkt: Angenommen, mehr und mehr Gefesselte befreien sich aus ihren Ketten und drängen ans Licht, werden sie nicht irgendwann oben im Reich der Sonne wieder eine Hierarchie bzw. eine andere Art von Fesseln erschaffen? Und werden nicht auch die Gaukler zwangsläufig ihren Weg hinauf finden?
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Das HG ist neben Sonnengleichnis und Liniengleichnis Teil der Politeia, und interessanterweise plädiert Platon darin keineswegs für „Bildung für alle, sonst gibt es Krawalle“. Vielmehr konzipiert er die Version eines Idealstaats, indem eine strenge Bildungshierachie herrscht und nur bestimmten Menschen das Vordringen zum Licht erlaubt wird - den Philosophenkönigen (Herrschern). Unter anderem plädiert er auch für die Auslese „Ungeeigneter“ nach spartanischem Vorbild. Bei ihm hat jeder der drei Stände (Händler, Wächter, Herrscher) das Recht auf eine Grundausbildung, aber nur die Herrscher haben das Privileg eine volle Bildung zu erhalten, was sie dann ja auch zu Herrschern macht. Das Prinzip der Ungleichheit ist Platon zufolge notwendig, um einen Staat nicht in die Anarchie abgleiten zu lassen, da Menschen immer wieder nach Privilegien streben, die sie über die anderen erheben. Ein Teufelskreis. Warum ihnen nicht also von vornherein Barrieren setzen? Hier drängt sich der zu Ende des Vortrages gebrachte Vergleich mit dem Seegrundstück (größtmögliche Erkenntnis – das Schauen der Sonne) wieder auf, und nach welchen Kriterien man als wert erachtet wird, ein solches (eine solche Bildung/Erkenntnis)zu besitzen und ob nicht alle Menschen grundsätzlich dafür prädestiniert wären (Zitat J.W. von Goethe: "Wär' nicht das Auge sonnengleich, die Sonne könnt' es nie erblicken").

Version vom 10. Januar 2010, 14:39 Uhr

Helmut Eder

Ringvorlesung von Prof. Flatscher 3. 12. 2009 und Prof. Hrachovec 10. 12. 2009


Zusammenfassend meine unmittelbaren Eindrücke nach der jeweiligen Ringvorlesung: während ich dem Vortrag von Kusch folgen konnte, den Inhalt begriff und in mein bisheriges „Wissen“ mühelos integrieren konnte, gelang mir dies bei dem Vortrag von Hrachovec nicht.

Damit stellt sich unmittelbar die Frage, woran mag es wohl liegen? Unter der Annahme, dass meine Konzentrationsfähigkeit und -bereitschaft ähnlich war, und unter der Voraussetzung, dass beide Themenkreise für mich inhaltlich neu waren, möchte ich auf die Didaktik der beiden Vortragenden näher eingehen, insbesondere auch auf die jeweiligen Verwendung von optischen Hilfsmitteln, den so-geliebten bzw. so-gehassten power point charts.

Bei Flatscher dienten die optischen Hilfsmittel primär

a) als Landkarte bzw. „Geländer“ für seinen Vortrag b) zur komprimierten Darstellung seines gesprochenen Wortes c) und zum Mitlesen von Zitaten

Im Bedarfsfall griff Flatscher zur Illustration des vorgetragenen Denkmodels auf reelle, faktischen „Dinge“ wie zum Beispiel der Drinkflasche aus Plastik, die er mitgebracht hatte bzw. dem Vortragspult.

Der Vortrag von Hrachovec war, was die Didaktik betrifft, doch völlig anderes:

Hrachovec verwendete seine optische Hilfsmittel zum

a) Aufbau und Erzählen einer Geschichte, und b) untermalte seinen Vortrag zum Teil mit sehr "inhaltsschwangeren" Bildern. Manche der verwendeten Illustrationen haben zumindest bei mir Assoziationen erweckt, die es mir erschwerten, seinem Vortrag zu folgen. c) Darüber hinaus strukturierte Hrachovec seinen Vortrag mit Überschriften, die für mich zum Teil keinen direkten und unmittelbaren Bezug auf den Inhalt seines Vortrages nahmen. Im Gegenteil, ich stellte bei mir fest, dass ich mich teilweise bemühte, die Motivation bzw. Überlegungen zu eruieren, warum gerade diese Überschrift gewählt wurde, was ihrerseits meine Konzentration auf den Vortrag erschwerte. d) Die optische Darstellung von Zitaten sollte es der Zuhörerschaft erleichtern, die Bedeutung der Zitate zu begreifen. Da diese Zitate aber teils sehr lang bzw. inhaltschwer waren, so dass es mir – trotz projiziertem Text – nicht gelang, diese geistig zu verdauen.

Nun möchte ich noch ausdrücklich festhalten, dass ich selbst ein Vertreter und Anhänger vom Aufbau einer „Geschichte“ zum Transportieren von Inhalten bin, da ja dies bekanntlich die Emotionalität der Zuhörerschaft anspricht, und in Folge normalerweise zu einem aktiveren und aufmerksameren Zuhören einer Zuhörerschaft führt. Doch hat es sich entsprechend meiner Erfahrung bisher in den meisten Fällen um eher leicht verdaulichen Inhalt gehandelt.

Für mich stellt sich auf Grund dieser Erfahrung und der darauf aufbauenden Einschätzung folgendes Problem:

Prinzipiell ist scheint es angebracht zu sein, seinen Vortragsstil dem Inhalt des Vorgetragenen bzw. der Zuhörerschaft anzupassen. Insbesondere philosophische Inhalte bedürfen der ungeteilten Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft, um diesen folgen zu können, und um diese zu „begreifen“. Ein Vortragstil, der

a) kreativ (durch die Verwendung von Bildern) bzw. b) kontroversiell ist (durch die Verwendung von Überschriften, die auf den ersten Blick unter Umständen nicht mit dem Inhalt assoziiert werden können) und c) die Emotionalität der Zuhörerschaft anspricht

mag dieser Aufmerksamkeit unter Umständen nicht förderlich, mag sogar kontraproduktiv sein, wenn auch sicherlich sehr originell.

Damit schließt sich der Kreis zur Phenomenologie von Husserl, Heidegger und Derrida. Wahrnehmung ist immer ein wahrnehmen von etwas. Im Falle des Vortrages von Hrachovec, war es ein wahrnehmen von Bildern und Überschriften mit Assoziationen, die unterschiedlich von den Intentionen des Vortragenden waren und den mündlichen Vortrag überlagerten. Dies hat es zumindest für mich schwer gemacht, dem Vortrag inhaltlich zu folgen.

Ich finde diese Analyse treffend und hilfreich. Mehrere Rückmeldungen haben davon gesprochen, die Hrachovec-Vorlesung sei didaktisch gut gewesen. Ich zweifle an diesen Einschätzungen und kann mir vorstellen, dass sie eher mit dem (in der Philosophie) ungewohnten Medieneinsatz und einer gewissen Unterhaltsamkeit zu tun haben. Die in der Analyse von Helmut Eder hervorgehobenen Erschwernisse sind dazu gemacht, die Oberflächensuggestion von Powerpoint etwas zu durchlöchern. Anläßlich der allerersten Folie wurde gleich darauf hingewiesen, dass Punkte nicht nur zur Information dienen können. Insofern ging es nicht nur um philosophische Mitteilungen zum Bildungsbegriff, sondern auch um einen offensiven plus kritischen Umgang mit der Präsentationstechnik. Und dass das zusammen nicht einfach ist, liegt auf der Hand.
Aktuell im ORF

--anna 09:49, 14. Dez. 2009 (UTC)


Esther Guschall

Bildungsthema – Herbert Hrachovetz 10. 12 „ Bildung für alle, sonst gibt es Krawalle“

Prof. Hrachovetz im Supermarkt – Episode: 49, 90 € ist der Preis, die Kassiererin bekommt 100 €, sie gibt 50 heraus. Reaktion des Kunden: „Das wollen sie mir nicht geben.“ - Er stellt sich im Gespräch über das Gespräch selbst. Er sagt etwas, was in die geistigen Kompetenzen der Frau hineinzusehen vorgibt. Beide haben aber verschiedene Reaktionsmöglichkeiten. Sie sind im selben System; ihre Betriebsstrukturen sind auf dasselbe ausgerichtet: korrekte Bezahlung und Herausgabe. Er sagt damit, dass er etwas besser weiß als sie, zumindest ausgehend davon, was er von ihr sieht. „Die Gesellschaft in ihrer Aufgabe, Leute wie mich so sinnvoll zu sozialisieren, dass sie im Hinblick auf gemeinsame Ziele anderen Leuten Gutes tun, und sich dabei selber wohl fühlen, auch wenn sie 50 € verloren haben, hat Gutes geleistet.“ (Prof. Hrachovetz) - Einer der Gesprächspartner nimmt also eine Überlegenheit in Anspruch. Es gibt zwei Motive, die in den Bildungsbegriff operativ einwirken: 1. Strukturales Element (Innen/Außen): Doppelperpektive. Ich bin innerhalb etwas, von außen kann man hineinsehen. Menschen, die drinnen sind, sehen anderes als Menschen die draußen sind. Sie sehen nicht hinaus, denn der Spiegel geht in nur eine Richtung, ähnlich einem Polizeiverhör. Ein Moment, mit dem man rechnen muss. 2. Unterscheidung (Unten /Oben): Dunkel – Licht Motiv, Vgl. Höhlengleichnis Höhle = paradigmatischer Fall des Überlappens von zwei Motiven. Das eine ist das Innen-Außen Motiv und das andere ist das Unten-Oben (Dunkel-Licht) Motiv. Das erste ist nicht unbedingt (ab)wertend; das zweite schon. Das eignet sich für den Aufbau typischer Gedanken (Unwissenheit ist Dunkel, Licht ist Wissen). Störfragen und Todesurteil Gegebenheit: Das Wort „tapfer“. Es wird sprachlich variabel verwendet; z.B. „tapfer lächeln“, „sie müssen jetzt tapfer sein“. Das Auftreten eines Begriffes, der mit Tapferkeit verbunden wird, ist also im Alltag sehr häufig. Dasselbe Beispiel mit einem anderen Wort (Phrase): „Was ist?“ z.B.: „Was ist los?“, „Was ist der Zweck der Übung?“ usw. Sokrates entwickelte eine Methode, die Phrase „Was ist“ zu isolieren. Ein Wortpartikel wie Tapferkeit wird hier angewendet, um hinterfragt zu werden: „Was ist Tapferkeit?“ Es wird versucht zu ermitteln, was sie ist, wie man sie soweit wie möglich beibringen kann, beschrieben was sie ist usw. Dies ist ein Bereich, der die Philosophie prägt, eine evokative Strategie, um mit Teilen unserer Sprache anders zu verfahren. Dieses Nachfragen führte zur Hinrichtung Sokrates´ mittels Schierlingsbecher; da aus dieser Nachforschungsmethode Feindschaften entstanden. Die Definition des Wortes Tapferkeit bleibt offen ( „ Ich weiß, dass ich nichts weiß.“). Er weiß aber, dass es eine Antwort gibt. Vgl. Aporie. Platon: findet eine Idee von strukturelle Lösungsmöglichkeiten für die Fragetechniken des Sokrates. Auf den komplexen Typus dieser Lösungsmöglichkeiten wird nicht genauer eingegangen. Ein zentraler bildlicher Orientierungskomplex in der platonischen Rehabilitation der sokratischen „Was-ist“-Frage ist das Höhlengleichnis. Am Ende des Verstehens und Nachvollziehens, kann man darauf hoffen, dass nicht mehr barbarische Todesurteile (im Falle Sokrates wegen Volksverhetzung) herauskommen, sondern die Leute mit der Frage „Was ist“ umgehen können. Wird unten-oben mit innen-außen kombiniert, wie im Höhlengleichnis, so ist der Bildungsprozess die Treppe hinauf, und es gibt unterschiedliche Welten und unterschiedliche Dimensionen. Platon macht keine weiteren Angaben, wer die Leute fesselt, wer sie freisetzt und nach welchen Kriterien ermittelt wird, wer freigelassen werden soll und wer nicht. Warum sollte man freiwillig hinaufgehen, wenn man unten mehr oder minder zufrieden ist? Ein Widerstand gegen die Veränderung und Bildung ist anzunehmen. Unter Gewalt und Schmerzen (tränende Augen) wird der Höhlenmensch von einem überlegenen Element zur Erkenntnis gezwungen. Die Überlegenheit des Lehrenden war früher in vielen Kulturen ein Bestandteil des Bildungsprozesses (vgl. Rohrstockerziehung). Das gesamte HG ist schmerzhaft und gewaltbesetzt. Unten droht man dem nachtblinden Abtrünnigen mit dem Tod. Pointe: Rehabilitierung der Funktion des Sokrates: Auch er war der „Mehrwissende“, der zur Sonne orientiert in die athenische Dämmerung hinein sprach. Schlussfolgerung: Wer gebildet werden will, muss Gewalt und Schmerzen unterliegen und verschiedenen Dingen widerstehen. Und selbst danach hat er nur geringe Erfolgsaussichten, dass die Leute unten auf seine Aufklärungen eingehen werden. Die Aufgabe der Philosophie ist es, die in Ketten Versklavten aufzuklären und auf Erkenntnis hinzuweisen, die außerhalb dieser ihrer Welt zugänglich ist. Das Leben der anderen, die Doppelperspektive, ist nicht gleichzusetzen der selbstgenügsamen Perspektive. Es gibt eine einfache und zweifache Betrachtung von der einen zur anderen. Mehrere Tätigkeiten sind zweigliedrig und bestehen immer wieder aus Ausklinken und Hochschalten (in dieser Hinsicht durch Bildung). Bildung ohne Erkenntnis ist gebräuchlich, suboptimal und konfus. Menschen, die zu erkennen glauben, und keine Philosophen sind, schlafen. Schläfer gehen Traumgebilden nach, der Schmerz der Erkenntnis weckt sie aus ihrem Schlaf. Ausklinken und Hochschalten ist die ideale Vorzeichnung von gesellschaftlichem Aufstieg. Der Zustand der eigenen Bestimmung, die man für sich sieht, wird nur dadurch erreicht. Das, worauf mein Leben aus ist, worauf es hinausläuft. Sonne gegen Dunkelheit (was vorher gewesen ist). Kehrtwende? Mit /ohne fremder Hilfe. Geschichte des Höhlengleichnisses im christlichen Abendland: Christussymbol Prof. Hrachovetz zieht Vergleiche zwischen HG und sowohl religiösen (Christus kommt auch von oben nach unten und geht wieder hinauf, gibt den Menschen auch eine Perspektive, eine neue Sinnebene, wird auch hingerichtet. Sohn Gottes: Unität der beiden Momente von Terror und seiner Überwindung. Am Ende aller Tage kommt der Durchbruch der Sonne auf die Höhle der Welt (Apokalypse: Einheit von Mensch und Gott, die beiden ontologisch differenten Welten werden miteinander verbunden).) Als auch künstlerischen Motiven im Laufe der Zeit (The Truman Show, Faust – der Tragödie erster Teil: Vgl. Faust: Osterspaziergang (in der Nacht Kampf um die Erlösung, am Morgen Ostersonne und Erleichterung. Zitat: „Hier bin ich Mensch; hier darf ich sein.“ Heute: Aufgegriffen von der Konsumgesellschaft: „Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“ – Pervertierung ?) Untere Welt: Inkompetenz, unter Einsatz der vollen Energie kommt man zum Durchbruch, muss voller Hoffnung geschehen. Oben: eine Welt, wo alle Leiden zu Ende sind. Dann aber: Mitleid = Verhängnis. Diese Entwicklung liegt heutzutage in der Person selbst, es gibt niemand mehr, der dir die Fesseln durchschneidet. Hegel Zwei Gesprächspartner als Grundstruktur. Annahme: Otto (Normalverbraucher) und Sophie (Sophia, Weisheit). Bei Hegel ist der Guide, der ruft und anzieht, also Sophie, zum einen extern; am Ende der Phänomenologie des Geistes vereinen sich die beiden Stimmen jedoch. Wissen, welches unser Gegenstand ist, dieser Gegenstand ist der Otto. Otto (das Wissen) findet sich in einer erfahrungsvollen, mit Praktiken bereicherten Welt vor. Die Sache muss man so steuern, dass aus diesem Wissen der Aufstieg möglich ist. Sophie muss hinunter gehen, sich auf Ottos Niveau begeben. = Man muss sich aufnehmend verhalten, man muss zuhören alles aufnehmen was „er“ sagt, nur dann trägt man eine Triumphentwicklung davon, und erreicht am Ende einen universal zufriedenstellenden Zustand. Der entfremdete Geist: die Bildung. Hegel stampft den Bildungsbegriff in den Boden. Bildung ist ein „Tun als ob“, ein Bedienen an einem geistigen Inhalt, der nicht der eigene ist, ein unverdautes Herumtragen von etwas, das man gerne begreifen würde aber noch nicht hat. Man kennt die richtigen Zitate und Tricks in Konversationen, aber die kommen nicht aus einem selbst. Dabei sollte man nicht verweilen. Man muss dem Wissen Zeit lassen, sich zu setzen, man muss die eigene Bildung zersetzen und durchschauen, zerfasern und neu zusammensetzen. Man muss das Fremde, das man im Mund führt, aber nicht überwinden kann, ausfüllen. Hegel: Ein Zustand der zerrütteten Bildung herrscht ansonsten vor. Fraktionen der Reaktionen:

1.Nostalgiker 2.Vorsokratiker Z. B. Theodor Adorno, Theorie der Halbbildung. Demonstriert, inwieweit er von ungebildeten Menschen umgeben ist, nimmt aber einen Begriff der Bildung in Anspruch, er sagt: Es gibt (a) die allgemeine Bildung, (b) nach ihr orientierte Bildungsgruppen, und (c) die, die nicht mit dem Strom schwimmen, die ihre eigene Entfaltungsgabe durchsetzen. Ein eigener Weg zur Bildung hat ein kritisches Potential. Besonderheit der Philosophie: sie muss gegen den Rest der Welt, die Selbstwerdung des Ichs mit seinen Zielen, Schwierigkeiten gegen den Zug der Zeit, ankämpfen. Aufgabe der Philosophie. Otfried Höffe, Jochen Hörisch, Blick in die Vergangenheit schließt die Zukunft auf, es gibt invariante Wissensbestände einer kulturellen Tradition, eine verbindliche geistige Tradition muss man achten. Das ist eine Form mit dieser Schwierigkeit umzugehen. Beispiel: Die Klimaänderung bringt eine Beschränkung des Lebensraumes. Im übertragenen Sinne das kann auch mit der Bildung geschehen, wenn kulturelles Wissen verloren geht, gibt es auch eine Beschränkung.

Mäuse

Ein Bildschirm wird auch hell (vgl. HG – Wissen ist Helligkeit, Bildschirm vermittelt auch Wissen). Zwei Kleinkinder werden damit konfrontiert, eines davon hat bereits begriffen, dass es mittels der Maus „in“ den Computer kommt; das andere steht knapp davor, eine neue Welt zu erschließen. Eine Menschwerdung passiert dadurch, dass man vom eindimensionalen Zustand (nur Sinnesreize) in den zweiten, dreidimensionalen, eindringt. Vergleich: Situation mit dem Wohnungsmarkt, soziale Gerechtigkeit, nicht jeder kann ein Seegrundstück haben, jedem sollte eine gewisse Menge an Entfaltung gegeben sein, es wird aber immer Klassifizierungen geben, dass der eigene Bildungsprozess ein Seegrundstück zu sein hat, kann man nicht einklagen, man hat zwar ein Recht auf eine Gemeindewohnung, aber ein an ein Seegrundstück kommt man nicht durch Gleichheit sondern nur durch Privilegien. Eine vertretbare Attitüde?


Dieser Vortrag arbeitet sehr stark mit optischen Eindrücken. Er war neben den gezeigten Clips auch sehr bilderreich. Im Großen und Ganzen handelte es sich eher eine Beleuchtung einer Thematik von verschiedenen Aspekten aus denn um eine klar abgegrenzte Argumentationskette, die auf eine Schlussfolgerung hinauswill. Die Momente „Auflehnen“ - „Ausbrechen“ - „Höhlen – und Kerkerthematik“ – „Hinauf aus dem Dunklen zum Licht“ ziehen sich quer durch alle vom Menschen je geschaffene Kunst/Literatur/Film, ebenso wie das Aufzeigen von Unwissen durch Nachfragen (Vgl. Mäeutik/Hebammenkunst und sokratischer Dialog). Der franz. psychoanalytischen Filmtheoretiker Jean Louis Baudry verglich das Dasein der Gefesselten in Platons Höhle mit dem Publikum in einem Kinosaal. Beide befinden sich freiwillig in einem abgedunkelten Ambiente (der Höhlenbewohner gefesselt, der Kinobesucher eingeklemmt von anderen) und beide lassen sich mittels einer Lichtquelle, die „Schatten“ an eine Wand vor ihnen wirft, unterhalten bis beeinflussen. Beide diskutieren anschließend lebhaft darüber und halten die Illusionen, die ihnen gezeigt werden, bis zu einem gewissen Moment/Grad für real bzw. genießen sie. Insofern zeigt Baudry indirekt auf gewisse Medien als Gaukler, die vor dem eigentlichen Feuer tanzen und so ihre Silhouetten verzerren (nicht immer nur im negativen Sinne). Die Menschen könnten sich nach dem Feuer und der Wahrheit umdrehen, es übersteigt aber ihre Kräfte. Feuer: ~ Miniatur der reinen Ideenschau im Alltag / verkleinernde Metapher für die Sonne, die den Menschen an der Oberfläche erwartet. Möglicher Diskussionspunkt: Angenommen, mehr und mehr Gefesselte befreien sich aus ihren Ketten und drängen ans Licht, werden sie nicht irgendwann oben im Reich der Sonne wieder eine Hierarchie bzw. eine andere Art von Fesseln erschaffen? Und werden nicht auch die Gaukler zwangsläufig ihren Weg hinauf finden? Das HG ist neben Sonnengleichnis und Liniengleichnis Teil der Politeia, und interessanterweise plädiert Platon darin keineswegs für „Bildung für alle, sonst gibt es Krawalle“. Vielmehr konzipiert er die Version eines Idealstaats, indem eine strenge Bildungshierachie herrscht und nur bestimmten Menschen das Vordringen zum Licht erlaubt wird - den Philosophenkönigen (Herrschern). Unter anderem plädiert er auch für die Auslese „Ungeeigneter“ nach spartanischem Vorbild. Bei ihm hat jeder der drei Stände (Händler, Wächter, Herrscher) das Recht auf eine Grundausbildung, aber nur die Herrscher haben das Privileg eine volle Bildung zu erhalten, was sie dann ja auch zu Herrschern macht. Das Prinzip der Ungleichheit ist Platon zufolge notwendig, um einen Staat nicht in die Anarchie abgleiten zu lassen, da Menschen immer wieder nach Privilegien streben, die sie über die anderen erheben. Ein Teufelskreis. Warum ihnen nicht also von vornherein Barrieren setzen? Hier drängt sich der zu Ende des Vortrages gebrachte Vergleich mit dem Seegrundstück (größtmögliche Erkenntnis – das Schauen der Sonne) wieder auf, und nach welchen Kriterien man als wert erachtet wird, ein solches (eine solche Bildung/Erkenntnis)zu besitzen und ob nicht alle Menschen grundsätzlich dafür prädestiniert wären (Zitat J.W. von Goethe: "Wär' nicht das Auge sonnengleich, die Sonne könnt' es nie erblicken").