Die RINGVORLESUNG (MuDSS2011)
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Version vom 18. März 2011, 09:12 Uhr von Patrick Lang (Diskussion | Beiträge) (→03. Vorlesung Do 17.03.2011 - Herbert Hrachovec)
Inhaltsverzeichnis
- 1 01. Vorlesung Do 03.03. - Einführung
- 2 02. Vorlesung Do 10.03.2011 - Alfred Dunshirn
- 3 03. Vorlesung Do 17.03.2011 - Herbert Hrachovec
- 4 04. Vorlesung Do 24.03.2011 - Alfred Pfabigan
- 5 01. Prüfung Do 31.03.2011
- 6 05. Vorlesung Do 07.04.2011 - Richard Heinrich
- 7 06. Vorlesung Do 14.04.2011 - Anja Weiberg
- 8 07. Vorlesung Do 05.05.2011. - Martin Kusch
- 9 08. Vorlesung Do 12.05.2011 - Arno Böhler
- 10 02. Prüfung Do 19.05.2011
- 11 09. Vorlesung Do 26.05.2011 - Violetta Waibel
- 12 10. Vorlesung Do 09.06.2011 - Georg Stenger
- 13 11. Vorlesung Do 16.06.2011 - Friedrich Stadler
- 14 03. Prüfung Do 30.06.2011
- 15 NACHTERMIN Do 07.07.2011 2011, 20.00-21.30h, HS I
01. Vorlesung Do 03.03. - Einführung
Vortragende TutorInnen Online-Betreuung FB1 Violetta Waibel FB1 Philipp Schaller Sebastian Baldinger FB1 Alfred Dunshirn FB2 Bernadette Reisinger FB2 Anja Weiberg FB3 Patrick Lang FB2 Alfred Pfabigan FB4 Margarethe Luczynska FB3 Richard Heinrich FB5 Maximilian Wieländer FB3 Herbert Hrachovec FB4 Arno Böhler FB4 Georg Stenger FB5 Martin Kusch FB5 Friedrich Stadler
Zeit: DO wtl von 03.03.2011 bis 30.06.2011 20.00-21.30 Ort: Hörsaal I NIG Erdgeschoß (Universitätsstraße 7, 1010 Wien) Inhalt: Kurze Vorstellung von: Fakultät / Institut / Studienprogrammleitung / Forschungsbereichen / Lehrenden / TutorInnen
Allgemeine Einleitung zu Organisation und Ablauf der VU: Semesterplan / Prüfungen / Tutorien / Wiki / Moodle / Evaluation
02. Vorlesung Do 10.03.2011 - Alfred Dunshirn
- Vortragende/r: Alfred Dunshirn
- Inhalt: Die Methode der Logoi und Platons sogenannte Schriftkritik
Literatur verpflichtend ergänzend 1 Platon: „Politikos“ [261e-267e]. In: Ders.: Sämtliche Werke. Bd. 3: Kratylos, Parmenides, Theaitetos, Sophistes, Politikos, Philebos, Briefe. Übers. von Friedrich Schleiermacher und Hieronymus und Friedrich Müller (Briefe). Auf der Grundlage der Bearbeitung von Walter F. Otto u. a. neu hrsg. von Ursula Wolf, 35. Aufl., Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2007. 2 Platon: „Phaidros“ [273d-278b]. In: Ders.: Sämtliche Werke. Bd. 2: Lysis, Symposion, Phaidon, Kleitophon, Politeia, Phaidros. Übers. von Friedrich Schleiermacher. Auf der Grundlage der Bearbeitung von Walter F. Otto u. a. neu hrsg. von Ursula Wolf, 32. Aufl., Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2008. Unterlagen Texte Dunshirn; Vortragsmanuskript
03. Vorlesung Do 17.03.2011 - Herbert Hrachovec
- Vortragende/r: Herbert Hrachovec
- Inhalt: Medienphilosophische Überlegungen zu Ludwig Wittgensteins Nachlass
- Die Philosophie Ludwig Wittgensteins ist durch ein von ihm veröffentlichtes Buch (den "Tractatus logico-philosophicus") und eine Reihe von Manuskripten wirksam geworden, welche die von ihm bestellten Nachlassverwalter herausgegeben haben. Davon ist der erste Teil der "Philosophischen Untersuchungen" vom Autor mehrfach durchgearbeitet, während es sich in den anderen Fällen oft um Zwischenstufen immer wieder überarbeiteter Materialien handelt. Erst seit der Veröffentlichung des gesamten Wittgenstein-Nachlasses in digitaler Form (2000) liegt die Gesamtheit der Wittgensteinschen Manuskripte, Typoskripte und Zettel vor.
- Der Nachlass ist in konventioneller Buchform nicht zu erfassen.
- Wittgensteins Arbeitsweise läuft der definitiven, resultatorientierten Zusammenfassung im Druck zuwider. Nicht einmal - und gerade nicht – Aphorismensammlungen hielt er für sachgerecht. Damit stellen sich einige medientheoretische Fragen: Was sagt die Vermeidung der Buchpublikation über die Philosophie dieser Schriften? Wie sind sie adäquat zu präsentieren? Kann eine Anreicherung des Textbestandes durch digitale Hilfsmittel (Hypertext, mehrdimensionale editorische Aufbereitung, dynamische Verlaufsstrukturen ) dem Werk Wittgensteins neue Gesichtspunkte abgewinnen?
- Online-Ressourcen:
- Wittgenstein's Nachlass: The Bergen Electronic Edition:
- http://ukcatalogue.oup.com/product/9780192686916.do
- Intelex: Wittgenstein Nachlass (Webedition):
- http://www.nlx.com/collections/124
- Campus Lizenz Universität Wien:
- http://library.nlx.com
- Wittgenstein Source:
- http://www.wittgensteinsource.org/
- Herbert Hrachovec: Wittgenstein on line / on the line:
- http://sammelpunkt.philo.at:8080/998/
Literatur verpflichtend ergänzend 1 Pichler, Alois: Encoding Wittgenstein. Some remarks on Wittgenstein's Nachlass, the Bergen Electronic Edition, and future electronic publishing and networking: http://www.inst.at/trans/10Nr/pichler10.htm Reitbauer, Nicolas: Wittgenstein - Verstehen - Mikrologische Untersuchungen vom Beginn des Big Typescript: http://sammelpunkt.philo.at:8080/1185/ 2 Hrachovec, Herbert (2006) Wittgenstein's Paperwork. An Example from the "Big Typescript": http://sammelpunkt.philo.at:8080/1315/ Wittgenstein: Beginn "Philosophische Untersuchungen". Synopse: http://philo.at/ilias/goto_priamos_pg_204_116.html Unterlagen Audiomitschnitt
04. Vorlesung Do 24.03.2011 - Alfred Pfabigan
- Vortragende/r: Alfred Pfabigan
- Inhalt: Nietzsche – Zukunft unserer Bildungsanstalten.
- Es geht zunächst um Rekonstruktion des Inhalts der – im Übrigen ja Fragment gebliebenen – Reflexion. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Konzepten von „Bildung“, „Zivilisation“ und „Kultur“, diskutiert im Kontext der Überlegungen von Norbert Elias zum deutsch-französischen Konflikt um das jeweilige nationale Ideal und Bollenbecks Analyse der kompensatorischen Funktion der „Ordnungsbegriffe“ Bildung und Kultur.
- Im zweiten Schritt geht es um die durchaus eigenartige Argumentationsweise Nietzsches, die Strategien einer Narration, mit der doppelten Brechung eines in Ich-Form ein Erlebnis berichtenden Zuhörers, das hauptsächlich aus der Zuhörerschaft bei einem von einem Philosophen dominierten Gespräch besteht, dem manche Interpreten die Qualität eines sokratischen Dialogs zuerkennen. Es soll versucht werden, eine Erklärung für das argumentative Defizit der Vorträge zu finden. Ist dieses für Nietzsche nicht untypische energische Räsonieren im Unbestimmten nicht auch ein Faktor seiner Durchsetzung?
- Im dritten Schritt geht es um die Versprechen und Konsequenzen der Schrift: ein ambivalentes Authentizitätsideal, das sich gegen eine institutionell abgesicherte, „instrumentelle“ Vernunft richtet, gegen Bildungsinstitutionen als – im damaligen Kontext – Produktionsstätten von Erich Fromm´schen „Marktorientierten Persönlichkeiten“, oder „Eindimensionalen Menschen“, eine ebenfalls durchaus eigenartige Hierarchiekonzeption und ein Plädoyer zugunsten einer (wahren) Bildungselite als Alternative zum – nicht nur damaligen – Gymnasium und der Hochschule. Und ein gehöriges Ausmaß an von Ekel getragenem Überlegenheitsgefühls.
Literatur verpflichtend ergänzend 1 Nietzsche, Friedrich: „Über die Zukunft unserer Bildungsanstalten“. In: Friedrich Nietzsche: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bden. Bd. 1. Hg. v. Giorgio Colli u. Mazzino Montinari. München: de Gruyter 1988, 643-763. [Auszug: 1., 3. u. 4. Vortrag.] Zum Kontext: Löwith, Nietzsche und: Von Hegel zu Nietzsche. 2 Die Biographien von Janz,Ross und Safranski bringen wenig zu unserem Thema, wer sich für die Fortführung der Bildungsreden interessiert, kann die Einführungen von Günther Figal (Reclam) und Gianni Vattimo konsultieren. 3 Zum deutschen Kulturbegriff und zu Zivilisation: Georg Bollenbeck, Bildung und Kultur – Glanz und Elend eines deutschen Deutungsmusters, FfM 1996 4 Norbert Elias, Über den Prozess der Zivilisation (nur die Kontrastierung von Zivilisation als französisches und Kultur als deutsches Kollektivideal) Unterlagen Nietzsche 1, Nietzsche 2
01. Prüfung Do 31.03.2011
05. Vorlesung Do 07.04.2011 - Richard Heinrich
- Vortragende/r: Richard Heinrich
- Inhalt: Was ist – und was analysiert – die Analytische Philosophie?
- 1. Einleitung vor allem zu der ersten (‚Was ist...’) Frage; philosophiegeschichtliche Orientierung. Etwas ausfuehrlicher zu der Frage: Welche Beziehung besteht zwischen der philosophischen Richtung im 20. Jahrhundert einerseits, und dem Begriff ‚Analyse’ anderseits? Hinweis auf verschiedene Zusammenhaenge in der Philosophie, wo dieser Begriff eine Rolle spielt.
- 2. Den Hauptteil bildet die zweite Frage: Was analysiert die Analytische Philosophie? Genauer verfolgt wird eine bestimmte Antwort: Bedeutung. Dazu gehe ich auf drei Texte ein, aus denen Schluesselstellen in den scans vorliegen.
- a. Die Analyse von ‚Werden’ im ersten Buch der Physik des Aristoteles wird behandelt als Beispiel fuer die Klaerung eines Begriffes mit sprachanalytischen Mitteln.
- b. Die Stelle aus Leibniz’ ‚De synthesi et analysi ...’ ist ein Beispiel dafuer, wie nicht mehr ein bestimmter Begriff, sondern das Verfahren der Analyse eines Begriffs als solches (und mit methodischem Anspruch) diskutiert wird.
- c. Die Anfangsseiten von Freges ‚Ueber Sinn und Bedeutung’ zeigen, wie dasjenige, was in den ersten beiden Faellen unbefragt im Hintergrund blieb, naemlich der Begriff der Bedeutung selbst, analysiert wird.
- 3. Zum Abschluss werden noch einige von Frege ausgehende Entwicklungen skizziert.
Literatur verpflichtend ergänzend 1 Aristoteles, Physik (2 Bde). Hrsg. H.G. Zekl, Hamburg (Felix Meiner Verlag), 1987. Bd.I, S. 34 – 39. - 2 G. W. Leibniz, Die Methoden der universellen Synthesis und Analysis. In: Ders., Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie (2 Bde). Hrsg. E. Cassirer, Hamburg (Felix Meiner Verlag), 1966 (3). Bd. I, S. 41 - 43. 3 Gottlob Frege, Über Sinn und Bedeutung. In: Ders., Funktion, Begriff, Bedeutung. Fünf logische Studien. Hrsg. G. Patzig, Göttingen (Vandenhoeck und Ruprecht), 1969. S. 40 – 45. Unterlagen Textausschnitte
06. Vorlesung Do 14.04.2011 - Anja Weiberg
- Vortragende/r: Anja Weiberg
- Inhalt: Ethik, Politik und Menschenbild - zwei klassische Beispiele
- Thema dieser Vorlesungseinheit ist, den Einfluß von – mal mehr, mal weniger explizit ausgewiesenen – Annahmen über den Menschen (bzw. Aspekte seiner „Natur“) auf ethische Überlegungen bzw. Theoriebildungen aufzuzeigen.
- Hierfür werden zwei Beispiele herangezogen:
- 1. Thomas Hobbes’ „Leviathan“,
- 2. John Stuart Mills „Utilitarismus“.
- Sieht jemand die Menschen vorrangig etwa durch Machtstreben und Argwohn gekennzeichnet (wie Hobbes), wird seine Argumentation, warum man die Interessen bzw. das Wohl anderer Menschen berücksichtigen sollte, ganz anders ausfallen als bei einem Denker (wie Mill), der davon ausgeht, daß ein Gemeinschaftsgefühl (und die Mitberücksichtigung anderer Interessen) etwas dem Menschen Natürliches ist. Aber auch die Ziele (sowie die Wege zu deren Erreichung) – z. B. „Befriedung“ versus „Entwicklung“ des Menschen bzw. des menschlichen Zusammenlebens und Handelns – werden sehr verschieden ausfallen. Ziel ist eine erste Annäherung an die, aber auch Problematisierung der Frage „Warum moralisch sein?“
Literatur verpflichtend ergänzend 1 Hobbes, Thomas: Leviathan. Aus dem Engl. v. Jutta Schlösser. Mit einer Einf. u. hg. v. Hermann Klenner. Hamburg: Meiner 1996. [Erster Teil, Kap. XIII, Auszug v. Kap. XIV; Zweiter Teil, Kap.XVII] - 2 Mill, John Stuart: Utilitarianism / Der Utilitarismus. Englisch / Deutsch. Übers. v. Dieter Birnbacher. Stuttgart: Reclam 2006. [Drittes Kapitel.] Unterlagen Hobbes, Mill
07. Vorlesung Do 05.05.2011. - Martin Kusch
- Vortragende/r: Martin Kusch
- Inhalt: Erkenntnistheoretischer Skeptizismus
- Ziel ist eine Einleitung in den erkenntnistheoretischen Skeptizismus (Aussenwelt-Skeptizismus) und seine Probleme. Ich beginne mit einer Diskussion der Argumentation in der ersten Meditation von Descartes' Meditationen über die erste Philosophie. Ausgehend von Descartes arbeite ich dann die Grundstruktur skeptischer Argumente heraus. In einem dritten Schritt führe ich Moores Kritik am Skeptizismus ein; dabei stütze ich mich einerseits auf Schlüsselpassagen aus "Eine Verteidigung des Common Sense", andererseits auf seinen "Beweis", das Wissen über die Aussenwelt möglich ist (die Schlusspassage aus "Beweis einer Aussenwelt"). Abschliessend erläutere ich Wittgensteins (und Malcolms) Kritik an Moores Position und am Skeptizismus.
Literatur verpflichtend ergänzend 1 "Erste Meditation", aus R. Descartes, *Meditationen über die Erste Philosophie* (zahlreiche Editionen, leicht erhältich ist die zweisprachige Ausgabe bei Reclam). - 2 G.E. Moore, "Eine Verteidigung des Common Sense", (nur Teil I, also Seiten 113-131). In G. E. Moore, *Eine Verteidigung des Common Sense: Fünf Aufsätze aus den Jahren 1903-1941*, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1969. 3 G. E. Moore, "Beweis einer Aussenwelt" (nur die letzten sieben Seiten, also Seiten 178-184). In G. E. Moore, *Eine Verteidigung des Common Sense: Fünf Aufsätze aus den Jahren 1903-1941*, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1969. 4 L. Wittgenstein, *Über Gewissheit* (nur folgende Paragraphen: 1, 3, 6, 10, 11, 13, 15, 21, 55, 91, 93, 94, 115, 121, 137, 138, 151, 152, 220, 221, 231, 239, 249, 260, 336, 347, 371, 406, 407, 435, 456, 467, 521). (Mehrere Editionen, leicht erhältlich ist die Ausgabe in Suhrkamp Werkausgabe Band 8.) Unterlagen Kusch-Texte
08. Vorlesung Do 12.05.2011 - Arno Böhler
- Vortragende/r: Arno Böhler
- Inhalt: Denkt Indien anders?
- Skizze der Lehrveranstaltung
- Anhand der Yoga-Sūtren von Patañjali werde ich eine außereuropäische Denkfigur vorstellen, in der Philosophieren als Akt einer mehrfältigen Sammlung betrachtet wird, die auf die Hervorbringung eines philosophischen Existenzmodus' abzielt. Dieser konstituiert sich durch 8 Weisen, inmitten der Welt da zu sein, die anschließend durchsprechen möchte: (1) durch unser ethisch-soziales Verhalten, (2) durch unser Selbststudium, (3-5) durch die Achtsamkeit auf unseren Körper, auf unseren Atem, auf unsere Sinne und schließlich (6-8) durch die Konzentration und gelassene Sammlung unseres Selbstseins inmitten der Offenheit/Leerheit von Welt.
- Dieses Bild vom Denken werde ich immer wieder mit Denkfiguren der europäischen Philosophiegeschichte konfrontiert, um die spezifische Differenz europäischer und indischer Denkweisen kenntlich zu machen.
Literatur verpflichtend ergänzend 1 BETTINA, Bäumer (Hrsg.): Patañjali. Die Wurzeln des Yoga. Mit einem Kommentar von P. Y. Deshpande. 12. Auflage, Bern: Scherz Verlag 2007, S. 115-142. BETTINA, Bäumer (Hg.): Patañjali. Die Wurzeln des Yoga. Mit einem Kommentar von P. Y. Deshpande, 12. Auflage, Scherz Verlag: Bern 2007. 2 BÖHLER, Arno: „Open Bodies“. In: Michaelis, Axel, Wulf, Christoph (Hg.): The Indian Body, Paragrana Zeitschrift für historische Anthropologie, Berlin 2009, S. 119-131. PATAÑJALI: Patañjali’s Yoga-Sūtras with the commentary of VYĀSA and the gloss of Vāchaspati MIŚRA. Translated by Rāma PRASĀDA with an introduction from Rai BAHADUR, 3rd Edition, Śrīśa Chandra VASU: New Delhi 1982. 3 SRIRAM, R.: Patañjali. Das Yogasutra. Theseus Verlag: Bielefeld 2006. 4 ELIADE, Mircea: Immortality And Freedom. 9th Edition, Princeton University Press: Princeton 1990. 5 MICHAELIS, Axel, WULF, Christoph (Hrsg.): The Body In India – Ritual, Transgression, Performativity. Paragrana. Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie, Band 18 (2009) Heft 1, Akademie Verlag: Berlin 2009. Unterlagen Böhler
02. Prüfung Do 19.05.2011
09. Vorlesung Do 26.05.2011 - Violetta Waibel
- Vortragende/r: Violetta Waibel
- Inhalt: Was ist die Zeit? Zu Aristoteles, Kant, Husserl
- Die Vorlesungseinheit will am Beispiel der Frage nach der Zeit drei bedeutende Denker vorstellen und zu ihren methodisch sehr unterschiedlichen Philosophiekonzepten, nämlich Antikes empirisch metaphysisches Denken, Transzendentalphilosophie und Phänomenologie hinführen. Die Zeit ist etwas, das empirisch unmittelbar fasslich zu sein scheint und doch ist sie für die meisten Philosophen nur metaphysisch zu bestimmen. Für Aristoteles ist die Zeit an Bewegung und Veränderung gebunden. Zeit ist eine Messzahl von Bewegung, das im Jetzt ist als Zahl und als Zählen. Für Kant ist die Zeit eine reine Form der Anschauung, die zugleich empirisch real und transzendental ideal ist. Husserl schließlich untersucht Zeit als Zeitbewußtsein und unterscheidet ein Jetzt als Punkt und Phase, das sich aus der phänomenologischen Untersuchung von Zeitobjekten (Melodie) und ihren Urimpulsen, Retentionen, Protentionen und Reproduktionen konstituiert.
Literatur (Quellentexte) verpflichtend ergänzend 1 Aristoteles: Physik. Vorlesungen über die Natur. Übersetzt von Hans Günter Zekl, in: Aristoteles, Philosophische Schriften in sechs Bänden, Hamburg Meiner 1995, Band VI, Buch 4, Abschnitte 10 und 11 (217 b – 220 a Aristoteles, Philosophische Schriften in sechs Bänden, Hamburg Meiner 1995, Band VI, Buch 4, Abschnitte 12-14 (220 a – 223 b). 2 Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. Nach der ersten und zweiten Originalausgabe herausgegeben von Jens Timmermann, mit einer Bibliographie von Heiner Klemme, Hamburg 1998, §§ 4-7A30/B46 – A41/B58. Husserl, Edmund: Zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins (1893-1917). Herausgegeben von Rudolf Boehm, Husserliana Bd. X, Haag 1966. 3 Husserl, Edmund: Zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins (1893-1917). Herausgegeben von Rudolf Boehm, Husserliana Bd. X, Haag 1966, §§ 7-11, 19-29. - Forschungsliteratur verpflichtend ergänzend 1 - Zu Kant: Waibel, Violetta L., Transzendental ideal – empirisch real. Kant über Raum und Zeit. In: Akten der IX. Internationalen Kant Tagung. Kant zwischen Ost und West, 2 Bände, Kaliningrad 2006, Bd. I, 210-219. 2 - Zu Aristoteles: Wieland, Wolfgang, Die aristotelische Physik. Untersuchungen über die Grundlegung der Naturwissenschaft und die sprachlichen Bedingungen der Prinzipienforschung bei Aristoteles. Göttingen 1992 (3. Auflage), § 18, 316-334. 3 - Zu Husserl: Kortooms, Toine, Edmund Husserl’s Analysis of Time Consciousness, Boston 2002. 4 - Zu Husserl: Schnell, Alexander, Temps et Phénomène. La phénomenologie husserlienne du temps (1893-1818). Hildesheim 2004. 5 - Zu Kant: Mohr, Georg, Transzendentale Ästhetik, §§ 4-8 (A30/B46-A49/B73), in: Mohr, Georg und Willaschek, Marcus 1998: Kant. Kritik der reinen Vernunft. Klassiker Auslegen, 17/18, Berlin (Akademie-Verlag), 107-130. Unterlagen Kant, Aristoteles, Husserl; Waibel
10. Vorlesung Do 09.06.2011 - Georg Stenger
- Vortragende/r: Georg Stenger
- Inhalt: „Philosophie in einer globalen Welt“. Ein erster Einstieg: Dimensionen der Fremderfahrung
- Philosophie im allgemeinen war und ist zunächst stets verbunden mit Fragestellungen nach umfassenden Horizonten wie Universalität, widerspruchsfreier Geltungsinstanz und damit einhergehendem Wahrheitsanspruch, die sich im Laufe ihrer Selbstverständigungen zugleich immer auch Herausforderungen gegenübersahen, die in Topoi wie Identität und/oder Differenz, Universalismus und/oder Relativismus resp. Partikularismus, Normativität und/oder Deskripitivität, Dogmatismus und/oder Skeptizismus u.a. mehr zum Vorschein kamen. Angesichts eines nun immer offenkundiger werdenden, Brüche und Asymmetrien sowie wechselseitige Reduktionismen zwischen den Kulturen offenbar machenden Globalisierungsschubes werden nun Problemstellungen virulent, die nach Klärungen suchen, die vor allem auch ein interkulturelles Denken auf den Plan rufen. Die VO möchte nun erste Schritte einer interkulturellen Philosophie skizzieren, anhand derer eine Art Paradigmenwechsels des Philosophierens selbst zur Debatte steht, der sich u.a. auch in einem gewandelten Erfahrungsbegriff kundtut, welcher erste Konturen auf dem weiten, in sich dimensionierten Feld der „Fremderfahrung“ zu gewinnen sucht.
Literatur verpflichtend ergänzend 1 Bernhard Waldenfels, Zwischen den Kulturen (Kap. VI), in: ders., Grundmotive einer Phänomenologie des Fremden, Frankfurt/M. 2006, S. 109-132. Edmund Husserl, Cartesianischen Meditationen, Husserliana I, Den Haag 1950: V. Med., § 50 ff., S. 138-177. 2 Francois Jullien, Handeln oder Transformation, in: ders., Über die Wirksamkeit [franz. Orig. Traité de l’efficacité, Paris 1996], Berlin 1999, S. 71-89. Klaus Held, Heimwelt, Fremdwelt, die eine Welt, in: Phänomenologische Forschungen, Bd. 24/25, 1991: S. 305-337. 3 - Heinz Kimmerle, Der Philosophiebegriff der interkulturellen Philosophie, Nordhausen 2009, S. 63-92. 4 - Ryôsuke Ôhashi, Vom Wesen des Fremden – im Licht der Haiku-Gedichte Bashôs, in: ders., S: 74-92. 5 - Georg Stenger, Fremdheit: Das Fremde – Die Fremde – Der Fremde, in: ders., Philosophie der Interkulturalität - Erfahrung und Welten. Eine phänomenologische Studie, Freiburg/München 2006, S. 340-416. 6 - Kôichi Tsujimura, Über Yü-chiens Landschaftsbild „In die ferne Bucht kommen Segelboote zurück, in: R. Ohashi (Hg.), Die Philosophie der Kyôto-Schule. Texte und Einführung, Freiburg/München 1990, S. 455-469. Allgemein Franz M. Wimmer, Interkulturelle Philosophie. Eine Einführung, WUV, Wien 2004; R. A. Mall, Philosophie im Vergleich der Kulturen: Interkulturelle Philosophie – eine neue Orientierung, Darmstadt 1995. Unterlagen Waldenfels; Jullien
11. Vorlesung Do 16.06.2011 - Friedrich Stadler
- Vortragende/r: Friedrich Stadler
- Inhalt: Wissenschaftstheoretischer Relativismus (Zwischen Entdeckungs- und Begründungszusammenhang)
- Seit der antiken Philosophie ist auf die Begrenztheit und Bedingtheit des menschlichen Denkens hingewiesen worden: die Allgemeingültigkeit, Objektivität und Wahrheit von Aussagen wurde schon bei den Vorsokratikern mehr oder weniger stark „in Zweifel gezogen“. Der „Mensch ist das Maß aller Dinge“ lautete der so genannte Homo-mensura-Satz des Protagoras als eine Wurzel für den epistemologischen, ethischen und ästhetischen Relativismus. In der modernen Wissenschaftsphilosophie hat sich diese Einstellung z.B. mit Ernst Machs „Erkenntnis und Irrtum“ sowie mit die These von der Unterbestimmtheit von Theorien durch Erfahrung (Underdetermination) weiter entwickelt und ist mit der Sprachspielkonzeption des späten Wittgenstein sowie mit der „historischen und soziologischen Wende“ in der Wissenschaftstheorie/Philosophy of Science seit den 1960er Jahren von Thomas Kuhn (Paradigmenlehre und Unvereinbarkeit), Ludwik Fleck (Denkstil und Denkkollektiv) und Paul Feyerabend (kontextuelle Bedeutungstheorie) zu einer stark etablierten wie heftig umkämpften Position eines wissenschaftstheoretischen Relativismus geworden. Diese Strömung ist noch einmal in den so genannten „Science Wars“ gegen Ende des 20. Jhdts. Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen im Spannungsfeld zwischen „moderner“ und „postmoderner“ (inkl. feministischer) Philosophie gewesen.
- In der Vorlesung werden die Entwicklungen und Argumente des wissenschaftstheoretischen Relativismus behandelt und im Vergleich zu alternativen Standpunkten zwischen deskriptiver Wissenschaftsgeschichte und normativer Wissenschaftstheorie (Entdeckungs- und Begründungszusammenhang) charakterisiert.
Literatur verpflichtend ergänzend 1 Artikel von Ernest Gellner, „Relativismus (1)“ und Paul Feyerabend, „Relativismus (2)“ in: Handlexikon zur Wissenschaftstheorie. Hrsg. von Helmut Seiffert und Gerard Radnitzky. München: dtv 1992: S. 287-296. Philipp Frank, Wahrheit – Relativ oder Absolut? Mit einem Vorwort von Albert Einstein. Zürich: Pan Verlag 1952: Vorwort von Albert Einstein und Einleitung, S. 5-15 und das Kapitel „Die logischen und soziologischen Aspekte der Wissenschaft“ S. 147-166. 2 Alan Sokal/Jean Bricmont, Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen. München: Beck 1999, S. 91-105. Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum (1905). Berlin: xenomoi 2010, Kap. VII.: S. 56-64. 3 - Thomas Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt/M.: Suhrkamp1978. „Postkriptum – 1969“, S. 186-221. 4 - Paul Feyerabend, Wider den Methodenzwang. Frankfurt/M.: Suhrkamp: S. 221-237. Unterlagen Feyerabend, Frank, Handlexikon Wissenschaftstheorie, Kuhn, Mach, Eleganter Unsinn
03. Prüfung Do 30.06.2011
NACHTERMIN Do 07.07.2011 2011, 20.00-21.30h, HS I