Abs/Döbrich/Wicker 2005 - Benchmarking im Bildungswesen

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Hermann Josef Abs / Peter Döbrich / Alexander Wicker
Benchmarking im Bildungswesen
Erschienen im RdJB 4/2005, 436-446
Gelesen am 26.03.06

Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit der ursprünglichen Idee des Benchmarking und dem entsprechenden Vorgehen (1.) und zeigt anschließend aktuelle Übertragungen ins Bildungswesen auf (2.). Diese Transferprozesse werden anschließend bewertet (3.) und nach ihrer Steuerungskraft befragt (4.).

1. Ursprung und Idee des Benchmarking
- Der Begriff stammt aus dem betriebswirtschaftlichen Controlling
- Es kann lediglich zur Informationsbereitstellung oder zur Mitentscheidung (strategische Bedeutung) dienen.
- Die Entwicklung des Benchmarking ist eng mit der Xerox Corporation verknüpft

1.1. Definiton von Benchmarking
- der Begriff wird abgeleitet von dem Begriff Benchmark, der in der Landvermessung eine Markierung für Höhen- oder Richtungsvergleiche bedeutet
- der Leistungsvergleich von Organisationen allgemein wird als Benchmarking bezeichnet
- es gibt aber eine Vielzahl von Definitionen und unterschiedliche Auffassung was Benchmarking ist
- Böhnert versucht Gemeinsamkeiten dieser Definitionen zu finden: „Benchmark […] eine Maßzahl genannt, die es ermöglicht, die Leistung kritischer Erfolgsfaktoren abzubilden und zwischen zwei Organisationseinheiten (Entitäten) zu vergleichen. Die höchste Ausprägung dieser Maßzahl wird als Richtwert zur Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit benutzt.“ (Böhnert, A.-A., Benchmarking. Charakteristik eines aktuellen Managementinstruments, Hamburg 1999, 7ff. zit. n. Abs et al. 2005, 437)
- Benchmarking wird als Prozess verstanden und ein essentieller Bestandteil ist der Vergleich zu anderen Unternehmen. Das Ziel ist dabei die Identifikation von erfolgreichen Funktionsszusammenhängen (Successful Practices).

1.2 Arten des Benchmarking
- Internes Benchmarking: hier werden 2 Organisationseinheiten desselben Unternehmens miteinander verglichen
- Externes Benchmarking: die eigene Organisationseinheit wird mit einer anderen Organisationseinheit eines anderen Unternehmens verglichen.

2. Übertragungen von Benchmarking auf das Bildungssystem
- Der Bildungssektor ist hauptsächlich als „Non-profit-Bereich“ organisiert, auch diese können als unternehmerisch betrachtet werden, insofern sie danach streben, bestimmte Leistungsziele zu erreichen.
- Statt Erwirtschaftung eines monetären Profits geht es um die Wahrnehmung eines gesellschaftlichen Auftrags, für diese lassen sich Indikatoren analog zum betriebswirtschaftlichen Handeln erarbeiten. Der Ertrag des Bildungswesens ist also umso größer, je umfassender der gesellschaftliche Auftrag mit den eingesetzten Ressourcen erreicht wird.
- Schwierigkeiten der Übertragung auf den Bildungsbereich:
o die bislang erst anfänglich erfolgte Indikatorisierung von Leistungsprozessen und –zielen
o die Leistungsziele im Bildungsbereich sind mehrdimensional
o es fehlt auf der Meso- und Mikroebene des Bildungssystems an Ressourcen (Kompetenzen und Budgets)
- Die relativ geringe Konkurrenz unter Bildungseinrichtungen erleichtert Benchmarkingprozesse, da Benchmarking hier als eine wechselseitiges Lernen voneinander verstanden wird
- Weil nur auf der ebene jeder Schule letztlich eine Verbesserung der Gesamtleistung entstehen kann, muss Schulentwicklung auch mit einer datengestützten (Selbst-)evaluation verbunden sein.
- Makroebene: durch die kontinuierliche Erfassung von Vergleichsdaten im Rahmen der OECD ist eine Berichterstattung entstanden, die Kosten und Ergebnisse von Bildung auf internationaler Ebene in relativ differenzierter Weise sichtbar macht. Die PISA-Studien untersuchen die erreichten Leistungen der SchülerInnen am Ende der Pflichtschule, dadurch entsteht eine Wettbewerbssituation zwischen den beteiligten Nationen

- Die Formulierung und Nutzung von Benchmarks auf EU-Ebene wird kritisch reflektiert, z.B. wird als ein kritischer Erfolgsfaktor erkannt, ob Indikatoren zuverlässig und regelmäßig erfasst werden können.

3. Bewertung der Methode Benchmarking im Bildungsbereich
- in der Auswahl und Formulierung von Benchmarks sind mehrere Kriterien zu beachten (z.B. inwieweit decken ausgewählte Benchmarks die Zieldimensionen einer Institution ab?)
- Benchmarks sind der Versuch, die Verbesserungsziele einer Institution an quantifizierbare Kennziffern zu binden – diese Kennziffern werden dann verglichen, z.B. mit der selben Institution zu einem anderen Zeitpunkt, mit anderen Institutionen, etc.
- Benchmarks können allerdings nicht sinnvoll festgesetzt werden, ohne den Zusammenhang der Ressourcen und weiteren Qualitätsentwicklungsmaßnahmen einer Institution zu berücksichtigen.

4. Benchmarking als Instrument der Steuerung
- Wandel von der Inputsteuerung zur Outputsteuerung
- Benchmarking kann das Entscheidungshandeln auf den unterschiedlichen Ebenen nicht ersetzen, sondern lediglich Hinweise geben, wo mehr Aufmerksamkeit nötig ist und welche Ideen anderorts als hilfreich erachtet werden.


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