Wahre Kunst 2

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Wahre Kunst 2

Michael redet von Wäldern:

> reden wir von wahren wäldern. leute in der wüste könnten den begriff 'wald' > haben. sie könnten den auf oasen anwenden. sie könnten sich der differenz > bewusst sein. der begriff könnte aus einem wunschdenken erklärbar sein. > jemand > aus der wüste könnte zu uns kommen. vor einem wald könnte er wohl sagen: > 'ein > wahrer wald'.

Es gibt ein schönes Beispiel, das beinahe genauso aufgebaut ist. In John Fords "Der Mann, der Liberty Valance erschoß" kommt ein Rechtsanwalt von der Ostküste in den Wilden Westen und findet dort eine Frau, die nur Kaktusrosen kennt -- im Gegensatz zu wahren Rosen.

> nicht nur der begriff > kann sich bewegen und versuchen mit seinem gegenstand übereinzustimmen oder > ihm > gerecht zu werden. auch die gegenstände von begriffen können sich bewegen bzw > gesucht werden oder auftauchen und mit begriffen übereinstimmen oder ihnen > gerecht werden.

Positivistisch würde man die beiden "Rosen" auseinanderhalten und nicht erlauben, daß sich zwischen beiden etwas verwischt. Denn schließlich handelt es sich immerhin um ein Durcheinander, um Täuschung, Substitution, Trostpreis - wie immer man sagen möchte. Dann macht auch die Rede von "wahren Rosen" keinen Sinn. Es gibt nur Rosen, oder aber Kakteen.

Am Beispiel wird dann zweierlei deutlich. Erstens eröffnet die Unterscheidung zwischen dem Gebrauch des Wortes "Rose" und dem Standard "wahre Rose" einen Entwicklungsspielraum. Und zweitens bemißt sich dieser Spielraum in sozialen Umständen.

Das paßt genau zu Michaels Bemerkung:

> meine kritik sagt nicht: es gibt keine wahren wälder sondern nur wald oder > nicht wald oder nur wahre oder falsche sätze über wälder oder einen > bestimmten > wald. 'wahrer wald' würde ich als etwas sehen was sinn macht. jeder würde > vermutlich verstehen was damit gemeint ist. ausser analytische sprachkritiker > vielleicht.

Damit ist aber eine Frage offen: nach welchen Kriterien operieren wir hier?

> aber: auch wahre freunde müssen sich in situationen beweisen. und können > darin > fehlen. wo bleibt da die wahrheit die sich aus übereinstimmung zwangsläufig > ergeben soll. nicht einmal rückwirkend: ein beweis wahrer freunschaft kann > nachträglich als etwas anderes interpretiert werden.

Das Problem ist akut: wenn es zutrifft, daß Hegel mit dieser Verwendung des Wahrheitsbegriffes eine wichtige Sache angesprochen hat - wie sind solche Sätze zu handhaben? Fällt nicht vielleicht sogar der Gebrauch von "wahr" so auseinander, wie Rosen und Kaktusrosen?


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