Wahre Freundschaft - Wahres Wissen - Wahre Wahrheit

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Wahre Freundschaft - Wahres Wissen - Wahre Wahrheit


(m.l. 22.1.04)

ich versuche hier mit den auswirkungen der differenzierung von wahrheit in

a) wahrheit von aussagen und

b) wahrheit in der bestimmung von wesentlichen eigenschaften

auf wahrheitkonstellationen in unseren diskussionen zurechtzukommen. (siehe [Tugendhat: Der Wahrheitsbegriff bei Aristoteles (HLab)])

---> Das ist der Anspruch, die beiden im letzten Semester auseinandergenommenen Betrachtungsweisen darauf zu prüfen, wie sie denn doch zusammenhängen. Gerade wenn man sieht, dass es sich um unterschiedliche Kontexte handelt, wird die Frage interessant, ob es eine übergeordnete Perspektive gibt, die beiden einen Platz einräumt. (h.h., 6.3.04)

das "wahr" in "max ist ein wahrer freund" bezieht sich (dann) nicht auf das verhältnis von max und den begriff "freund" (oder "wahrer freund") sondern darauf, dass "freund" bestimmte eigenschaften wesentlich zugeordnet sind. diese zuordnung ist bestimmt als wahr.

---> "Max ist ein Freund" hat bestimmte Wahrheitsbedingungen, "Max ist ein *wahrer* Freund" muss **zusätzliche** Bedingungen erfüllen. Es hat dieselbe Logik wie "Max ist ein echter Freund". Dann muss man natürlich fragen, worin das Verhältnis zwischen der einfachen und der mit zusätzlichem Anspruch vorgebrachten Behauptung besteht. (h.h., 6.3.04)

hat diese verwendung nicht mehr platz in sätzen wie: "ein wahrer freund verrät einen nicht" ?

wenn sich so eine gruppe geeinigt hat welche eigenschaften einem freund wesentlich zukommen, und sie sich mit dem neuem begriff von freund vom allgemeinen sprachgebrauch absetzen möchte, muss sie dann aber auch sagen können: "max ist ein wahrer freund". aber wenn die notwendigkeit sich vom sprachgebrauch der anderen, der "normalen", derer "ohne einsicht", zu differenzieren wegfällt, zb weil alle einsicht haben, könnte man das "wahr" ebenso weglassen ?

---> "Max ist ein echter Steirer" ist eine Zusatzqualifikation nach dem Geschmack der betreffenden Bevölkerungsgruppe. Ein Distinktionsmerkmal, wie "garantiert handgemacht". Soweit die abwiegelnde Variante. Die philosophisch gehaltvollere These besteht natürlich darin, dass es ein steirisches Wesen gibt und dass Max es exemplifiziert. Diese Intuition kann man logisch nachbilden. Wichtig ist dabei, dass es sich (wie Michael oben auch sagt) nicht um das primäre Verhältnis der Prädikation handelt, sondern um zusätzliche Anforderungen, die man (angesichts der veränderlichen Welt) an Prädikationen stellen kann. (h.h., 6.3.04)

um aussagen als wahr oder falsch beurteilen zu können, muss ich vorher einen begriffsrahmen haben. wenn das andere "wahr" mit dem konstituieren dieses begriffsrahmens zu tun hat wäre das ein interessanter systematischer zusammenhang. der begriffsrahmen hat zwar einen spielraum ist aber nicht beliebig. er muss den sachen entsprechen und begriffsystem intern konsistent sein. wenn "freund" und "wahrer freund" aber dauerhaft verschieden sind kann ich den systematischen zusammenhang vergessen. temporär verschieden wäre: alte und neue verwendung. bzw ist-verwendung und soll-verwendung. ähnlich: verwendung in einer gruppe, verwendung in einer anderen gruppe. das wäre für den systematischen zusammenhang ok.

---> Der Begriffsrahmen für den Gebrauch von "wahr" als Begriffsprädikat besteht in der Möglichkeit qualifizierter Zuschreibung von Eigenschaften zu Gegenständen. Hier ergibt sich eine wichtige Frage. *Ohne* qualifizierte Zuschreibung, also im einfachen Behauptungssatz, sind Dinge singulär und Begriffe allgemeine Sammelstellen. Wenn nun Begriffe zusätzlich qualifiziert werden können - wie steht "Freund" zu "wahrer Freund" und wie steht die einzelne Person zu beiden Prädikaten? Das ist Michaels nächster Punkt. (h.h., 6.3.04)


ein zusammenhang ist auch in "w bei aristoteles" angedeutet: da basiert irgendwie das erkennen von wesen auf urteile über aussagen. das währe genau die andere richtung.

wenn man sich darauf einigt, dass eine eigenschaft wesentlich ist, könnte das zwei effekte auf die verwendung eines begriffes haben:

1) was diese eigenschaft nicht hat fällt nicht unter diesen begriff.

2) gegenstände die unter diesen begriff fallen und diese eigenschaft nicht haben kann ich nicht als "wahr" ansprechen.

---> Das ist eine unkonventionelle Sichtweise eines sehr prominenten Problems. Wenn es das Steirertum gibt, was ist dann mit einer Person, der diese wesentliche Eigenschaft abgeht? Ist eine "unechte Steirerin" eine Steirerin? Hier wird deutlich, dass man die Logik der Modalaussagen von der Logik nicht modaler Aussagen explizit trennen muss.

---> Man könnte es so zuspitzen: Was sind die Bedingungen der Zuschreibung von "Freund" an eine Person? Reicht es, dass diese Qualität unter bestimmten Umständen behauptet werden kann, oder muss es einen Rahmen geben, der (vorweg) festlegt, wer im Prinzip unter diesen Begriff fällt. Dann koinzidiert "Freund" mit "wahrer Freund".

---> Hegels Systementwicklung - und darin besteht die Perspektive, die Michael Lugers Überlegungen eröffnen - ist als Weg von hier nach dort angelegt. Als eine dialektische Bewegung, die bei ad hoc Begriffen beginnt, und ihren wesentlichen Gehalt im Rahmen eines ganzheitlichen Weltentwurfes entwickelt/einholt. (h.h., 6.3.04)


wozu brauche ich variante 2) ?

eventuell hat das damit zu tun, dass begriffe bezug und inhalt haben. die können auseinaderfallen. temporär oder permanent ?

ist die wendung "sich darauf einigen" (oben) überhaupt passend ? es ist doch von "wahrheit" die rede, auf die einigt man sich doch nicht ? zumindest bei hegel nicht. wenn man die geschichte vom erscheinenden wissen als beispiel nimmt: die wahrheit ergibt sich unausweichlich am ende eines prozesses. ausserdem war sie schon vorher da. ebenso unausweichlich. und die wahrheit ist absolut.

hegel spricht in zusammenhang mit philosophischer wahrheit von "wahrer freund". wahrheit kann hier (in zusammenhang mit w-aristoteles) nur die wahrheit in der bestimmung von wesentlichen eigenschaften sein. kann das, in zusammenhang mit hegels systematik, ernsthaft ein diskursprodukt sein ? (siehe erste grafik in wahrheitsbegriff bei aristoteles rechts unten)

vielleicht liegt "diskursprodukt" auch nicht so weit weg. manchmal ist in zusammenhang mit hegel von normativen die rede. normen werden gemacht, nicht gefunden oder erkannt. aber hegel zeigt eben einen weg wie sie sich trotzdem, aus einem inneren zusammenhang, in einer entwicklung, zwangsläufig auf eine bestimmte weise ergeben müssen ? (normativ nicht als gegensatz zu zb naturwissenschaftlich, sondern immer schon enthalten, egal um was es geht). obwohl ich finde "normativ" in dem zusammenhang nicht so gut.

sehr allgemein: ich muss etwas hineinstecken damit etwas herauskommt.

für die formel "wahrheit ist übereinstimmung gegenstand mit begriff" bleibt dann nicht mehr viel spielraum ? ausser der entität "begriff freund" gibt es in diesem fall keine entitäten zur auswahl, es bleibt also nur die übereinstimmung mit sich selbst. aber der begriff "freund" hat ja nicht sich selbst zum gegenstand, wie das erscheinende wissen.

oder ist in diesem zusammenhang der gegenstand von begriff-freund das wesen von freund ? sonst ist der gegenstand von begriff-freund ein feund bzw alle freunde.

[Hegelzitate] können wir entnehmen, dass das "wahr" von "wahrer freund" mit "übereinstimmung eines inhalts mit sich selbst" zu tun hat. und mit philosophischer wahrheit. nicht mit der anwendung auf gegebene gegenstände.

was ist dann begriff, was gegenstand ? was soll mit was übereinstimmen ?

dem begriff steht einmal ein gegenstand gegenüber. einer der unter diesen begriff fällt. von potentiell vielen. oder auch keiner. oder alle. das andere mal stehen dem begriff alle gegenstände die unter ihn fallen gegenüber. (einmal bezug, das andere mal inhalt ?)

(hat inhalt mit wesentlich zu tun ?). wesentliche eigenschaften von was ? sache ? das klingt nach gegenstand an sich. oder eine menge von gegenständen an sich ? oder vielleicht doch von begriff ? konzept ?

im folgenden wird wieder einmal überlegt, ob sich das konzept der wahrheit beim erscheinenden wissen in der einleitung phg mit der wahrheit von "wahrer freund" irgendwie in zusammenhang bringen lässt.

beim "erscheinenden wissen" haben wir zwei momente ausgemacht die die entwicklung von "wahrem wissen" ermöglichen (siehe ilias, querfeldein2, das erscheinende wissen).

1) ein begriff hat einen begriff als gegenstand: die grenze des erkennens fällt weg.

2) ein begriff hat sich selbst zum gegenstand. er kann mit sich selbst übereinstimmen.

(für "philosophische wahrheit" scheint jetzt 1) zu wenig zu sein, es braucht auch 2) ?)

(wenn man wissen mit wahrheit verknüpft und sagt: wissen muss wahr sein.) was wenn man die wesentlichen eigenschaften von wahrheit anders festgemacht hätte ? nicht in der übereinstimmung von begriff mit seinem gegenstand sondern zb: bestimmte forderungen an intersubjektivität, ausschliessen von bestimmten fehlern.

die einzelwissenschaften währen dann nicht als gegenstand von erscheinendem wissen rausgeflogen. das erscheinende wissen währe als gegenstand dazugekommen. das mit dem übereinstimmen mit dem gegenstand währe dann nicht so einfach gewesen. das erscheinde wissen hätte dann nur in einer bestimmten hinsicht mit seinen gegenständen, zb der anatomie, übereinstimmen können. diese hinsicht ist bestimmt durch den begriff wissen. kann man sagen was den einzelwissenschaften und dem erscheinenden wissen selbst wesentlich zukommt ? oder was wissen wesentlich zukommt ?

oder kommt in frage, dass das erscheinende wissen die summe von allen einzelwissenschaten ist ? wenn, dann müsste im begriff rot auch die blume enthalten sein wenn es rote blumen gibt oder geben kann. währe nicht sinnvoller: wissen fliesst als wissensvorstellung in die einzelwissenschaft ein bevor es diese überhaupt gibt. in einer hinsicht, die damit zu tun hat, holt das erscheinende wissen wieder etwas aus den einzelwissenschaften heraus. das kann wiederum in entwicklungen, anwendungen einfliessen etc.

was sind die forderungen an den begriff "wahrheit" ? ist es unausweichlich, dass für wahrheit begriff und gegenstand übereinstimmen müssen ? das währe das thema was sind die wesentlichen eigenschaften von wahrheit. also wahre wahrheit.

in der geschichte vom erscheinenden wissen wird die frage welche eigenschaften wissen zukommen nicht einmal gestellt. es wird gesagt, dass die übereinstimmung von einem begriff mit seinem gegenstand die voraussetzung für wahres wissen ist. aber das wird nie in frage gestellt oder auch nur argumentiert.

die heute verbreitete verwendung von cool sagt genau überhaupt nichts über die ursprüngliche verwendung von cool. (ursprünglich eine strategie um mit einer situation mit verlogenen, verwässerten, oberflächlichen, unpassenden emotionen umzugehen). die heutige verwendung von "wahrer feund" ist vielleicht kein verlässlicher anhaltspunkt für die verwendung von "wahrer freund" bei hegel.

was ist der unterschied zwischen einem wahren freund und einem guten freund. oder einem sehr guten. oder einem sehr sehr guten.

man kann niemanden verbieten "wahr" in einer position wie in "wahrer freund" zu verwenden wie "gut". oder als bekräftigung das etwas so ist, also als bekräftigung einer aussage. das sind sicher nicht die verwendungen um die es hegel ging. konzepte von "wahr", die hinter solchen verwendungen von "wahr" stehen, sind kaum geeignet für diskussionen in einem philosophischen zusammenhang in denen "wahr" vorkommt. nicht viel würde da funktionieren. allerdings habe ich den verdacht, dass im alltagsgebrauch solche verschiebungen bzw verwässerungen der bedeutung von "wahr" vorkommen. das macht es schwieriger sich mit diesen verwendungen zu beschäftigen.

"wahrer freund" hat eine tiefere bedeutung ? hier geht es um systemarchitektur und sprachanalyse. was heisst hier tief ? wahrer freund ist wenn ich tief ergriffen über eine freundschaft bin ? das währe vielleicht ein thema für einen psychologen ?

wesen, wesentlich; macht das im rahmen von analytischer philosophie glücklich ?


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