W-Entwurf

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Wahrheitsgemäß. Eine Orientierung

Wo beginnt eine sinnvolle Erläuterung des Wahrheitsbegriffes? Die Ausgangssituation bestimmt den Verlauf der Überlegungen. Sie darf nicht künstlich sein und sollte dennoch schon einen pointierten Anfang setzen. Zwei charakteristische Verwendungsweisen bieten sich an.

Fall 1: Der ORF bietet in einem on-line Forum die Möglichkeit, Artikel zu kommentieren. Ein Teilnehmer bemerkt zu einem Beitrag über die Situation des österreichischen Hochschulwesens "Ihre Diagnose ist in der Tat wirklich wahr." Der Ausdruck ist Teil einer doppelt unterstrichenen Zustimmung.

Fall 2: "Nur ein wahrer Freund hat solche Macht." In diesem Beispiel geht es nicht um einen Kommentar, sondern um die Eigenschaft einer Person. Es kann auch ein Abstraktum betreffen: "ein wahres Freudenfest", etwas variiert auch: "eine echte Sachertorte".

"Die Frage nach der Wahrheit" heißt in diesem Zusammenhang: wir wollen genauer wissen, was zu diesen Ausdrücken zu sagen ist. Offenbar handelt es sich um verschiedene Anwendungsweisen. Im ersten Fall legt sich der Autor auf eine Position zu einem Text fest, im zweiten geht es um die Qualifikation einer Sache. "wahr" fungiert als Prädikat oder Adjektiv.

Der Unterschied wird durch die sprachliche Umgebung verdeutlicht, in der die beiden Beispielsätze normalerweise auftreten. Auf den Satz "Ihre Diagnose ist wahr" erwartet man Bestätigung oder Widerspruch. Das ist auch angesichts der Behauptung über den wahren Freund möglich. Aber ebenso nahe liegt die Frage "Was ist ein wahrer Freund?"

Ein Anliegen besteht darin, herauszuarbeiten, was jener Autor tut, wenn er einem Text (oder einem Vortrag) beipflichtet. Ein zweites Thema ist die spezifische Auszeichnung einer Sache als "wahr". Der Logik der Zustimmung steht eine Untersuchung der Sachgründe für Wahrheit gegenüber. Diese Aspekte sollten auch etwas miteinander zu tun haben. Zustimmung hängt an Gründen. Das betrifft das Verhältnis zwischen Argumentation und Einsicht.


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