Tphff/Vo 05: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Objektorientierte Programmierung ===
 
=== Objektorientierte Programmierung ===
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Ein weiteres Beispiel kann das Gesagte Verdeutlichen: Die Objektorientierte Programmierung – die eine starke platonische Note hat - geht davon aus, dass wir digitale Objekte programmieren können, die Verhaltensweisen von einer Art von platonischen Ideen haben. Es handelt sich schließlich dabei um Typen und Muster, von denen einzelne Dinge generiert werden. (Beispiel: Pferde werden nach der Idee des Pferds gezeugt, laut Platon. Ähnlich zu dieser Erzeugung, erzeugt man in der objektorientierten Porgrammierung Fenster. Fenster in in einer Computeroberfläche werden erzeugt, wenn man einen bestimmten Befehl ausführt. Man viele gleiche Fenster machen, die alle gleich behandelt werden könne, weil man einen Typus „Fenster“ hat, der im jeweiligen Betriebssystem bzw. der graphischen Oberfläche des Systems festgeschrieben ist.
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=== Strukturen bei der Codierung am Beispiel des Gedichts ===
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TEI und Derivate haben ein starkes methdodologisches Bewusstsein davon, dass sie strukturierend und organisierend an Sachen herangehen. Sie kümmern sich etwa in dem Beispiel der Gedicht-Anthologie darum, dass es Zeilen und Strophen gibt. Aber: Sie kümmern sich aber nicht darum, wo das Gedicht auf der Seite stehen soll.
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Man kann hier wiederum einen Vergleich ziehen zur Idee des Pferds: Wo das Pferd auf der Weide steht, gehört nicht zum Wesen des Pferds.
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Hierin steckt aber ein Problem. Es gibt verschiedene Manuskripte – etwa von Wittgenstein – bei denen wichtig ist, wie der Text angeordent ist. Hier sind dann Fragen wie „Wo fängt die Seite an?“ sehr wichtig. TEI hat daher auch ein Programm, mit dem man derartigen Ansprüche an Textdarstellung gerecht werden kann.
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Bei der SGML-Codierung gibt es eine implizite Ontologie des Gedichts. In dieser impliziten Ontologie ist gesagt: Ein Poem hat Titel, Strophen und Zeilen – so wird das Gedicht definiert. Es kann aber eben auch Gedichte geben, die keinen Titel haben. Daher wird man in der „A gentle Introduction into SGML“ auch dazu angeleitet, sich mit rafinierteren Ausstattungen zu beschäftigen, um so auch mit Gedichten ohne Titel umgehen zu können.
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Man kann nun hier einen Bezug zur Freiheit herstellen: Man hat die Möglichkeit, Gedichte in schöner Art und Weise am Computer darzustellen und elektronisch zu verschicken, jedoch besteht der Haken, dass jedes Gedicht einen Titel und Strophen haben muss, da es sich sonst entsprechend der festgelegten Strukturen nicht als Gedicht erkannt wird. Hier zeigt sich sozusagen der Deal, wenn es um die Freiheit geht.
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Man kann außerdem, wenn man eine Modellierung von Gedichten hat, Dinge mit dieser Modellierung auf eine automatische und elektronische Weise tun, wie etwa Zeilen oder Strophen zählen. Man kann dies automatisieren und elektronisch darstellen, aber eben nur, wenn man ein Begriffsmodell hat: Man muss also wissen, was ein Zeile ist und wo eine Zeile vorkommen kann, damit man automatisch die Zeilen zählen kann. Man muss also einen Teil des vorhandenen Gedichts als Zeile(n) ausgezeichnet haben; man muss festgeschrieben haben, was eine Zeile ist. (Man muss in der Codierung „Anfang Zeile“ und „Ende Zeile“ geschrieben haben). Intuition allein reicht hier also nicht.
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Bei einer eletronischen Darstellung von Texten kann man etwa auch bei einem Theaterstück die Szenenanweisungen ausblenden, wenn man das klar expliziert. Hierin liegt die ständige Versuchung, sich einer Freiheit in einer gewissen Weise zu begeben.
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Allgemein gilt: Bestimmte Freiheiten verliert man unter bestimmten Strukturansprüchen. Die Verarbeitbarkeit bestimmter Dinge ist nicht mehr auf die wünschenswerte Art und Weise gegeben, wenn man sich nicht an die Prinzipien hält, die in den Begriffen vorhanden sind.
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Hier hat man das Problem dessen, wie das Verhältnis zwischen einer begrifflichen Vorgabe und der Umsetzung dieser begrifflichen Vorgabe ist. Die Umsetzung dieser begrifflichen Vorgabe kann sich eben auch gegen die begriffliche Vorgabe, den Typus selbst kehren. Hieran kann eine Kritik des Platonismus ansetzen. Schließlich sagt eine Kritik des Platonismus immer, dass festgeschriebene, strukturelle Definitionen, eben eine Welt mit festgeprägten Vorgaben mit Misstrauen und Protest zu betrachten sind.
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=== Beispiel: Hölderlin ===
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Hölderlin ist ein für die deutsche Zwischenkriegsgeneration vor dem Ersten Weltkrieg signifikanter Autor. Hölderlin hat einerseits konventionelle Gedichte hinterlassen, auf der anderen Seite aber auch zahlreiche, oft sehr chaotische, schon von Wahnsinn geprägte Manuskripte. (Bem.: Hölderlin galt seinen Zeitgenossen gegen Ende seines Lebens als wahnsinnig.)

Version vom 10. November 2011, 20:22 Uhr

Termine

Da neben den Vorlesungseinheiten am 11.11.2011, 18.11.2011 und 25.11.2011 nun auch jene Einheit am 2.12.2011 entfallen muss, wird der 27.1.2012 nicht für die Prüfung genützt, sondern zu einer regulären Vorlesungseinheit umfunktioniert.

Zu den Vorgängen im Wiki

Durch die Themenstellung der Vorlesung – „Technik und Philosophie des freien Forschungsaustauschs“ – wird klar, dass die Vorgänge und Arbeiten im Wiki nicht nur als technisches Event zu betrachten sind, sondern selbst zu einem Unterthema der Vorlesung werden sollen. Denn auch in den Wiki-Einträgen geht es um den Forschungsaustausch, schon hier zeigt sich die interessante Fusion, die Technik und Philosophie eingehen. Das Wiki hat die Besonderheit, dass es sich bei selbigem um einen mehr oder weniger unbesiedelten Raum handelt. Es sind im Wiki keine Bauparzellen mit entsprechenden Infrastrukturfestlegungen getroffen; D.h. man kann überall im Wiki bauen, posten und schreiben. Diese Eigenart und Freiheit, die das Wiki bietet, hat dazu geführt, dass Teilnehmer im Wiki begonnen haben, über Aristoteles (Aristoteles (tphff)) zu diskutieren. Ein Teilnehmer der Vorlesung (Franz Felber) hat einen Beitrag zu Aristoteles gepostet, der eine ganze Reihe an Reaktionen hervorgerufen hat, die zum Teil sehr unübersichtlich angeordnet wurden. Daraufhin postete Franz Felber den Satz: „Das Wiki macht mit mir, was es will.“ (Bildung, ausgerechnet (tphff)) Dieser Satz zeigt deutlich, welche Probleme der freie Forschungsaustausch bzw. in diesem Fall eher der freie Meinungsaustauschs mit philosophisch-wissenschaftlichem Anspruch mit sich bringt.

Das Wiki wird einerseits schnell unübersichtlich und andererseits hat der ungeregelte, diskursive Austausch im Wiki auch seine eigenen Beschränkungen. Die Beschränkungen liegen darin, dass die Bedingungen unter denen die AdressatInnen Beiträge lesen, verstehen und weiter verbearbeiten können, deutlich eingeschränkt werden durch die zu große Freiheit der primären Textgeneration. Zur Unübersichtlichkeit ist zu sagen: Es ist gewissermaßen viel besser, wenn man gezwungen wird, einem Inhaltsverzeichnis zu folgen, das anzeigt, wo genau man hineinschreiben kann. So kann man die verschiedenen Beiträge besser überschauen. Jedoch: Sobald aber definiert ist, wo genau man hinschreiben kann und soll und wo nicht, ist die Freiheit der Gestaltung im Wiki schon eingeschränkt. Dies passiert jedoch zum Wohl aller Wiki-Nutzer und im Dienste einer besseren Orientierung.

Im Anlassfall „Aristoteles“ hat Univ.-Prof. Dr. Herbert Hrachovec die Beiträge dergestalt angeordnet, dass sie nun übersichtlicher sind.

Die Basisidee von Wiki ist, dass man ohne im Einzelnen HTML-Codes schreiben zu müssen, auf eine leichte und intuitive Art und Weise Beiträge in Webdiskussionen verfassen kann. Das heißt konkret: Die Wiki-Befehle, die man eingibt, werden von Wiki selbst in HTML-Befehle umgewandelt, diese HTML-Befehle werden dann an den Browser geschickt, sodass der Browser dann die richtige Darstellung zeigt.

Zum Inhalt verschiedener Wiki-Beiträge

1.) Ein Teilnehmer zitiert Armin Thurnher (Falter), der die Fähigkeit digitale Geräte in Betrieb zu nehmen und adäquat zu verwenden offensichtlich als Hochnäsigkeit empfindet. Univ.-Prof. Dr. Herbert Hrachovec weist darauf hin, dass eine derartige Meinung selbst auf Hochnäsigkeit beruht. Tatsächlich gilt: Digitale Geräte sind im freien Forschungsaustausch nicht mehr weg zu denken.

2.) Ein weiterer Beitrag bezieht sich auf die Philosophische Audiothek. Dort gibt es eine freie Kommentarfunktion, die insofern produktiv ist, als man viel zur jeweiligen Lehrveranstaltung erfahren kann. Hier passiert aber auch Missbrauch, etwa durch automatisch generierte Spam-Kommentare. Es zeigt sich hier, dass Freiheit eben auch Freiheit zum Unfug bedeuten bzw. als eine solche verstanden werden kann.

3.) Ein Teilnehmer hat in einem Wiki-Beitrag auch darauf hingewiesen, dass der Titel „Freiheit“ der Lehrveranstaltung viel zu allgemein sei und noch spezifiziert werden müsse. Der Begriff Freiheit betreffe schließlich nicht nur den Datenverkehr als ein technisch geregeltes Verfahren sondern schließe auch die Bedingungen ein, unter denen ein Datenaustausch abgewickelt werden kann. Univ.-Prof. Dr. Herbert Hrachovec weist darauf hin, dass früher überhaupt nur die Universitäten Zugang zum Internet hatten. Die Freiheit war also damals für die Angehörigen der Universität gegeben, für andere aber nicht. Der Zugang zu den Ressourcen war früher noch sehr eingeschränkt. Freiheit im Internet ist jedenfalls eine sehr spezifische Art der Freiheit.

Fortsetzung der Inhalte der letzten VO-Einheiten

In der letzten Einheit ging es darum, dass man in einem platonischen Zugang und einem computertechnischen Zugang eine ähnliche Fragestellung hat, nämlich die Charakterisierung von bestimmten Bereichen. Im platonischen Zugang geht es um die ganze Welt – hier wird die platonische Ideenlehre angesprochen: Die platonische Ideenlehre operiert damit, dass es zu einzelnen Dingen Urtypen, Vorbilder, also Ideen gibt. Bei Platon gibt es etwa die Idee des Guten, die Idee der Treue, aber auch die Idee des Pferds und dergleichen. An den Ideen sieht man, was ein jeweiliges Ding ausmacht. Auch Platon stellt sich die Frage, ob Staub oder Schmutzpartikel eine Idee haben. Platon sagt hier klar, dass derartige Dinge keine Ideen haben. Das illustriert gut, was eine solche Typologisierung bewirkt: Man möcte die Erfahrungsbereiche der Welt typologisieren, die man gewissermaßen auch normativ in den Griff kriegt. Staub oder Schmutz kann man normativ nicht verwerten. Bei Platon werden Gemeinsamkeiten herausgehoben. In dem Moment, da man Gemeinsamkeiten heraus- und hervorhebt, gelangt man in einen Abstraktionsbereich.

SGML (SGML, HTML, XML (tphff))

Für die SGML-Basics ist dieser Link zu "A Gentle Introduction into SGML" ([1]) sehr hilfreich. Unter dem Link findet sich eine Einführung, die von einer intuitiven Verständnissituation ausgeht und dann in die verschiedenen formalen Vorgaben des SGML einführt.

Exkurs

Univ.-Prof. Dr. Herbert Hrachovec weist auf eine Lehrveranstaltung hin, die es im nächsten Semester geben wird. In dieser Lehrveranstaltung geht es darum: In den Geisteswissenschaften kam es zur Gründung der Initiative „Text Encoding Initiative“ (TEI), die ein ausgesprochen ausgetüffteltes Standardwerk von Codierungsvorschriften für Elektronik im geisteswissenschaftlichen Bereich erarbeitet hat. Man spricht hier von den TEI-Standards. In der Einführung zu diesen TEI-Standards kommt die genannte „A gentle Introduction into SGML“ vor.

SGML-Codierung

Man sieht hier (SGML, HTML, XML (tphff)) beim Unterpunkt "SGML" die SGML-Codierung einer Anthologie von Gedichten. Es steht nun die Frage im Raum, was eine Anthologie überhaupt ist und was sie ausmacht. Mit Blick auf den Begriff „Anthologie“, der hier auftaucht ("anthology") hat man die Möglichkeit, dass man natürlich in die Bibliothek gehen und sich Bücher zu dem Begriff „Anthologie“ anschauen kann, um zu verstehen, was eine „Anthologie“ ist. Wenn man in der Bibliothek verschiedene Anthologien anschaut, dann sieht man, dass es sich hierbei jeweils um eine Sammlung von Texten handelt, die als ein Buch herausgegeben werden. Diese Struktur, die die Anthologie ausmacht sieht man aber nicht, sie wird gleichsam dazugedacht. Hier kann man wieder mit Platon vergleichen: Man braucht einen Begriff von Anthologie, um zu begreifen, was eine Anthologie ist.

Ein Blick auf die SGML-Codierung zeigt: Was „Anthologie“ heißt wird bei der SGML-Codierung wiedergegeben durch die Notation, und bei dieser Notation handelt es sich um eine Wiedergabe von Struktur.

Strukturbeschrebungen sind immer vom Menschen gemacht. Der Mensch definiert, was das Wesentliche etwa des Pferds ist. Man hat sozusagen Features der Umwelt, die organisiert werden. Die Natur organisiert die Features gleichsam für uns – aus Pferden werden bei der Fortpflanzung immer Pferde. Es scheint also in der Natur eine Organisation zu geben. Bei Texten ist es aber so, dass man sich nicht auf Natur berufen kann, es handelt sich vielmehr um eine eigentlich willkürliche Nomenklatur.

Es stellt sich hier die Frage, wer entscheidet, was ein Gedicht ist. Wer entscheidet, was in eine Anthologie kommt? Eine erste Antwort ist: Wir haben einen Begriff von Anthologie und können nun versuchen herauszufinden, was in dem Begriff steckt. Man versucht also zu rekonstruieren, was in einem Begriff aufgrund einer formalen Festlegung des Begriffs steckt. Diese Denkweise kommt aus der Softwareentwicklung und wurde in die Geisteswissenschaften hineinimportiert.

Objektorientierte Programmierung

Ein weiteres Beispiel kann das Gesagte Verdeutlichen: Die Objektorientierte Programmierung – die eine starke platonische Note hat - geht davon aus, dass wir digitale Objekte programmieren können, die Verhaltensweisen von einer Art von platonischen Ideen haben. Es handelt sich schließlich dabei um Typen und Muster, von denen einzelne Dinge generiert werden. (Beispiel: Pferde werden nach der Idee des Pferds gezeugt, laut Platon. Ähnlich zu dieser Erzeugung, erzeugt man in der objektorientierten Porgrammierung Fenster. Fenster in in einer Computeroberfläche werden erzeugt, wenn man einen bestimmten Befehl ausführt. Man viele gleiche Fenster machen, die alle gleich behandelt werden könne, weil man einen Typus „Fenster“ hat, der im jeweiligen Betriebssystem bzw. der graphischen Oberfläche des Systems festgeschrieben ist.

Strukturen bei der Codierung am Beispiel des Gedichts

TEI und Derivate haben ein starkes methdodologisches Bewusstsein davon, dass sie strukturierend und organisierend an Sachen herangehen. Sie kümmern sich etwa in dem Beispiel der Gedicht-Anthologie darum, dass es Zeilen und Strophen gibt. Aber: Sie kümmern sich aber nicht darum, wo das Gedicht auf der Seite stehen soll. Man kann hier wiederum einen Vergleich ziehen zur Idee des Pferds: Wo das Pferd auf der Weide steht, gehört nicht zum Wesen des Pferds.

Hierin steckt aber ein Problem. Es gibt verschiedene Manuskripte – etwa von Wittgenstein – bei denen wichtig ist, wie der Text angeordent ist. Hier sind dann Fragen wie „Wo fängt die Seite an?“ sehr wichtig. TEI hat daher auch ein Programm, mit dem man derartigen Ansprüche an Textdarstellung gerecht werden kann.

Bei der SGML-Codierung gibt es eine implizite Ontologie des Gedichts. In dieser impliziten Ontologie ist gesagt: Ein Poem hat Titel, Strophen und Zeilen – so wird das Gedicht definiert. Es kann aber eben auch Gedichte geben, die keinen Titel haben. Daher wird man in der „A gentle Introduction into SGML“ auch dazu angeleitet, sich mit rafinierteren Ausstattungen zu beschäftigen, um so auch mit Gedichten ohne Titel umgehen zu können.

Man kann nun hier einen Bezug zur Freiheit herstellen: Man hat die Möglichkeit, Gedichte in schöner Art und Weise am Computer darzustellen und elektronisch zu verschicken, jedoch besteht der Haken, dass jedes Gedicht einen Titel und Strophen haben muss, da es sich sonst entsprechend der festgelegten Strukturen nicht als Gedicht erkannt wird. Hier zeigt sich sozusagen der Deal, wenn es um die Freiheit geht.

Man kann außerdem, wenn man eine Modellierung von Gedichten hat, Dinge mit dieser Modellierung auf eine automatische und elektronische Weise tun, wie etwa Zeilen oder Strophen zählen. Man kann dies automatisieren und elektronisch darstellen, aber eben nur, wenn man ein Begriffsmodell hat: Man muss also wissen, was ein Zeile ist und wo eine Zeile vorkommen kann, damit man automatisch die Zeilen zählen kann. Man muss also einen Teil des vorhandenen Gedichts als Zeile(n) ausgezeichnet haben; man muss festgeschrieben haben, was eine Zeile ist. (Man muss in der Codierung „Anfang Zeile“ und „Ende Zeile“ geschrieben haben). Intuition allein reicht hier also nicht.

Bei einer eletronischen Darstellung von Texten kann man etwa auch bei einem Theaterstück die Szenenanweisungen ausblenden, wenn man das klar expliziert. Hierin liegt die ständige Versuchung, sich einer Freiheit in einer gewissen Weise zu begeben. Allgemein gilt: Bestimmte Freiheiten verliert man unter bestimmten Strukturansprüchen. Die Verarbeitbarkeit bestimmter Dinge ist nicht mehr auf die wünschenswerte Art und Weise gegeben, wenn man sich nicht an die Prinzipien hält, die in den Begriffen vorhanden sind.

Hier hat man das Problem dessen, wie das Verhältnis zwischen einer begrifflichen Vorgabe und der Umsetzung dieser begrifflichen Vorgabe ist. Die Umsetzung dieser begrifflichen Vorgabe kann sich eben auch gegen die begriffliche Vorgabe, den Typus selbst kehren. Hieran kann eine Kritik des Platonismus ansetzen. Schließlich sagt eine Kritik des Platonismus immer, dass festgeschriebene, strukturelle Definitionen, eben eine Welt mit festgeprägten Vorgaben mit Misstrauen und Protest zu betrachten sind.

Beispiel: Hölderlin

Hölderlin ist ein für die deutsche Zwischenkriegsgeneration vor dem Ersten Weltkrieg signifikanter Autor. Hölderlin hat einerseits konventionelle Gedichte hinterlassen, auf der anderen Seite aber auch zahlreiche, oft sehr chaotische, schon von Wahnsinn geprägte Manuskripte. (Bem.: Hölderlin galt seinen Zeitgenossen gegen Ende seines Lebens als wahnsinnig.)