Protokolle - MuD09 - Gruppe4 - 27.01.

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Schindlbauer, Julia

Da es am Institut für Philosophie in Wien einige Spezialisten für Kunstphilosophie gibt, hielt es Dr. Heinrich für angebracht diesem Thema seine Einheit zu widmen. Thema der Vorlesung war eine Radierung von Paul Klee aus dem Jahr 1929 mit Namen „rechnender Greis“ Es ist eine Radierung aus seiner Zeit als Lehrer am Bauhaus, welche die Maße 30x23 cm hat und von der es 100-150 Originaldrucke gibt, welche um einen Preis von ungefähr 20 000$ zu erstehen sind. Die Radierung entstand im Anschluss an eine wichtige Reise nach Ägypten welche er zum Jahreswechsel 1928/29 unternahm. Weitere Werke aus dieser Periode sind „Abend in Ägypten“, „Gestrüpp“, „Kopf eines alten Mannes“, Angelus Novus“, und „Schellenengel“. Charakteristisch für diese Phase sind besonders die Querstreifen welche das Bild komponieren. Letzteres umfasst eine ähnliche Thematik wie „rechnender Greis“: den Kopf im Kopf. Auf dem Druck sind 3 verschiedene Köpfe erkennbar: Der erste, ist der umfassendste Kopf, er ist im Halbprofil abgebildet und wendet seinen Kopf und Blick nach links aus dem Bild hinaus. Der zweite ist nur im Profil zu erkennen und könnte durchaus eigenständig existieren. Wenn man diesen zweiten Kopf als eigenständigen betrachte, kann man links davon einen dritten erkennen, eine Art Schatten ohne Oberkörper welcher dem Profil über die Schulter schaut. Der zweite Kopf, also das Profil, ist wesentlich schärfer, aggressiver als der dritte welcher hinter ihm hervor blickt. Natürlich ist man nicht gezwungen verschiedene Köpfe zu sehen, die beiden letzteren können auch als 2 Seiten eines eigenen Kopfes, eines gesamten Kopfes, des ersten Kopfes gelten. Mittelpunkt der Vorlesung war der zweite Kopf, das Profil, welcher als leer bezeichnet werden kann. Er hebt sich von seiner Umgebung durch negative Individualität ab, das heißt durch Mangel an Linien, bzw Streifen. Das Individuum wird also durch das Nichtvorhandensein dieser Linien konstituiert. Rechnender Greis ist der Titel der Radierung, der innere Kopf ist allerdings leer, nun stellt sich die Frage ob dieser wirklich rechnet. Die Finger/Hände welche dunkler und kräftiger dargestellt sind, deuten schon eher daraufhin. Dr. Heinrich macht einen kurzen Exkurs zum Thema des sprachlichen Bildes. Beim Thema Sprache ist man es gewöhnt von sprachlichen Bildern zu sprechen, doch das Phänomen ist auch umgekehrt möglich. Manchmal verbirgt sich in einem Bild ein sprachliches Bild. Das sprachliche Bild das in dieser Radierung hervorgehoben ist bezieht sich auf die Hände welche den Kopf einerseits stützen, und andererseits beim Rechnen unterstützen. Nun wird also das Augenmerk auf die Hände und Fingern gelegt. Sie haben eine eher merkwürdige Form, sie sehen eigentlich auch nicht aus als würden sie rechnen oder zählen. Sie sind klauenartig, verschränkt und verhakt dargestellt. Der Daumen der hinteren Hand greift in die Beuge der vorderen Hand, die Finger der hinteren krümmen sich über die Vorderen, der kleine Finger der vorderen Hand biegt sich unnatürlich in die entgegen gesetzte Richtung. Sie sehen eher aus als würden sie zwicken oder haken. Bei genauerer Betrachtung erkennt man dass die vordere hand, welche aus der Haltung der Person schließend die linke sein müsste, auch eine rechte Hand ist. Der Greis hat also zwei rechte Hände. Zurück zur Frage wer in diesem Bild rechnet, der Kopf eher nicht weil er leer aussieht, die Hände auch nicht weil sie verschränkt aussehen. Es wäre allerdings absurd zu sagen Klee habe das Bild so benannt obwohl darin gar niemand rechnet. Es ist also möglich dass sehr wohl gerechnet wird, zumindest der Versuch besteht, das Rechnen aber als Problem dargestellt wird. Es wird ein Unterschied sichtbar zwischen rechnen mit dem Kopf und rechnen mit den Fingern. Zwei Arten einer Aktivität, der Unterschied wird eigentlich in der Sprache gemacht, nicht in de Aktivität selbst. Es ist ein Unterscheid zwischen zwei sprachlichen Bildern, welcher sich auf Indizien beziehen, aber keine realen Unterschiede aufweisen. Der Unterschied Kopf - Hand, bezieht sich auf den Unterschied Innen - Außen. Wittgenstein hat sich explizit mit dem Problem des Kopfrechnens auseinander gesetzt. Er stellt sich die Frage ob es denkbar ist mit dem Kopf rechnen zu lernen ohne das jemals schriftlich oder mündlich getan zu haben. Er bringt das Beispiel dass lernen ja nur bedeutet am Ende etwas zu können, und so kann man, wenn man über einen gewissen Zeitraum einer Person beim Vollzug einer Rechnung zusieht, am Ende die Rechnung sicherlich wiederholen, ohne das ein Gespräch stattgefunden hat oder ohne dass man dabei etwas aufgeschrieben hat. Die Frage ob das selbe auch bei einer ganzen Gesellschaft möglich sei , lässt er allerdings unbeantwortet. Ist rechnen im Kopf unwirklicher als rechnen mit Papier und Stift? Die allgemeine Auffassung ist so, aber stimmt das? Wittgenstein weist hier auf eine falsche Auffassung von Schrift bzw Sprache hin. Kann man sich Kopfrechnen vorstellen? Kann man überhaupt im Kopf etwas tun was man sich nicht vorstellen kann? Nach Wittgenstein stellt man sich auch beim multiplizieren etwas Bildliches vor. Man bezieht sich also auf das schriftliche Vorhandensein dieser Rechnung. Man kann also im Kopf nichts tun ohne sich dabei etwas Wahrnehmbares vorzustellen. Zurück zu unserem Greis: es ist möglich dass er wegen seinem Alter Probleme beim rechnen hat, denn wenn er vergessen hat wie man rechnet, bzw überhaupt Erinnerungsprobleme hat, ist es unmöglich für ihn zu rechnen. Zum rechnen wird Erinnerungsvermögen benötigt. Man muss sich nicht an eine bestimmte Rechnung erinnern können, man muss aber während der Rechnung sich erinnern können. Vergisst man zum Beispiel die erste Zahl in einer Addition, so wird man nicht addieren können. Im Rechnen ist also die Erinnerung daran vorausgesetzt. Ein Beispiel: Eine Tabelle in unserem Kopf, ein Wörterbuch, ist eine Tabelle durch die sich die Behauptung ein Wort x ist ein Wort y rechtfertigt. Ist es allerdings auch eine Rechtfertigung wenn ich mir die Tabelle nur ins Gedächtnis rufe? Für Wittgenstein wäre dies ähnlich wie wenn man mehrere Exemplare einer Zeitung kauft um heraus zu finden ob sie die Wahrheit schreibt. Und doch sieht er Kopfrechnen als einzigen legitimen Fall, die Vorstellung so zu verwenden. Der Greis in Klees Radierung hat diesen äußeren Halt den man zum Rechnen braucht, auf den sich die Vorstellung bezieht nicht, die Leere in seinem Kopf wird als Erinnerungslosigkeit gedeutet. Auch seine Hände halten keinen Stift, das heißt er schreibt keine Rechnung auf, ihm fehlt eben das Blatt Papier dass wir in den Händen halten wenn wir diese Radierung betrachten. Der Greis hat also keine Möglichkeit eine Rechnung auf zu schreiben, in Zeichen auf ein Blatt zu bringen. Zum Schluss der Vorlesung wurde daraus folgend der Unterschied zwischen Rechenzeichen und Zeichnung behandelt. Natürlich kann ein Unterschied zwischen diesen beiden Formen der Schriftlichkeit negiert werden. Und damit waren wir bei der philosophischen Frage nach der Beziehung zwischen Sprache und Zeichen angekommen, mit welcher Dr Heinrich die Vorlesung beschloss.

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