PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe6 - 22.10.

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Bitte posten Sie hier Ihr Protokoll zur Vorlesung vom 15.10.09 - Gerhard Gotz!


Fröstl, Evelyne

Einführendes Beispiel: Zeckenbisse können gefährlich werden, daher ist es ratsam, sich impfen zu lassen. Wenn es jedoch zu spät für die Schutzimpfung ist, kann man nur noch die Symptome lindern und Schadensbegrenzung betreiben. Die Impfung hat aber auch ihre Nebenwirkungen. Soll man sich jetzt impfen lassen oder nicht? -> Das ist eine philosophische Frage.

Die Naturwissenschaften können durch empirische Daten Erkenntnislücken auffüllen und Fehler ausbessern. Die Philosophie kann das nicht. Der Mensch ist ein Naturwesen; das heißt er ist Erkenntniswissenschaftlich erforschbar. Wem gegenüber muss man das nachweisen? zB: den Religionen oder einigen philosophischen Strömungen, die daran glauben, dass eine unsterbliche Seele des Menschen ewig fortbesteht oder in eine andere Daseinsform übergeht. ->Die Menschen erfinden sich eine überempirische Welt, die mit empirischen Mitteln nicht belegbar ist. -> Welche reale Ursache steht hinter diesen Illusionen? Wie ist es möglich, dass aus Unwirklichem wirkliches entsteht?

Jeder Mensch ist sich seines Körpers bewusst. Wir sind Tiere, die wissen, dass sie Tiere sind und wir verhalten uns diesem Wissen entsprechend. Wir sind sinnliche Wesen, das heißt wir nehmen die Welt mit unseren Sinnen wahr. Wir beziehen uns aber nicht nur auf unsere Sinnlichkeit, sondern auch auf unser Wissen. Wissen muss immer in gewisser Distanz zum Inhalt stehen (Wissen ist immer Wissen von etwas). Wir sind für uns selbst als sinnliche Wesen ein gewusster Inhalt; wir wissen uns und die anderen Gegenstände und wir wissen Vergangenes und erwarten Zukünftiges. -> Daher muss das Wissen über allem auf einer Metaebene stehen. Deshalb kann das Wissen nie ein einzelner bestimmter Inhalt sein. -> Dadurch ergibt sich ein Problem: Wenn das Wissen völlig von allem abgetrennt wäre, hätte es auch kein Wissen über sich selbst. Das heißt das Wissen und sie Sinnlichkeit müssen verbunden sein.

Das Wissen muss sich mit einem Gegenstand, seinem eigenen Körper, identifizieren. Wissen ist kein Körper, aber es hat einen; das Wissen wohnt sozusagen im Lebewesen.

Wir sind reflexive Lebewesen: Wir wissen uns als ein „ich“. Dieses Wissen bezieht sich auf einen anderen Inhalt, aber immer auch auf uns selbst; das ist die Komponente des Denkens. Reflexives Wissen = Denken.

Wie wird der eigene Körper bewusst? Durch Sinnesqualitäten; ich weiß nicht, dass ich dieses oder jenes weiß. Erst in der Bindung an die Qualitäten erhält das Wissen einen Inhalt. Es gibt eine radikale Differenz zwischen dem, was wir in uns selbst erleben (und nicht mitteilen können) und dem Denken. Die radikale Differenz setzt unserem Denken eine Grenze. Wenn das „ich“ sich selbst weiß, dann weiß es auch alles von ihm Gewusste als Gewusstes und an dessen Inhalten seine eigene Allgemeinheit. -> Inhalte werden in Worte und Begriffe gefasst und verglichen; das Netz der Sprache entwickelt sich.

Das ganze betrifft alle Personen; alle „ichs“. Die Reflexivität ist ein gemeinsames Merkmal aller „ichs“.

Durch dieses Wissen von uns selbst sind wir nicht nur die übergeordnete Metaebene, sondern ein Individuum. Wir wissen, dass wir begrenzt sind. -> Daraus entsteht ein Problem für die Ebene der Erkenntnis: Die Wahrnehmung erweist sich als begrenzt (wir sehen immer nur einen Teil, nie das ganze Bild und nie in seiner gesamten Dauer). Wir können Gegenstände nie in ihrer Ganzheit wahrnehmen. Wir sind aber nicht nur Wahrnehmung, sondern Wissen von der Wahrnehmung.  Wissen ergänzt Wahrnehmung und das zusammen bildet unsere Wahrnehmung eines Gegenstandes. Wir denken einige Aspekte eines Gegenstandes hinzu und schaffen Zusammenhänge. -> Erfahrung = Wissen + Wahrnehmung – das begründet unsere empirische Welt, in welcher wir unsere Handlungen setzen müssen.

Wir werden uns selbst zum Problem, weil wir aus der nicht hinterfragten Natur „herausfallen“. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das die Natur hinterfragt. Aus der Sicht des Individuums „basteln“ wir uns eine allgemeine Realität. Jedoch hat jeder eine andere Meinung und in einer Meinung ist immer ein Bewusstsein enthalten. Diese Diskrepanz bleibt uns nicht immer verborgen. Diese Beschränktheit der Meinung bringt auch Unsicherheit. Alle „ichs“ befinden sich in dieser Situation. Alle „ichs“ sind sich der eigenen Endlichkeit bewusst, daher findet jedes „ich“ sich in anderen „ichs“ wieder. Das schafft Gemeinsamkeit, Gesellschaft. Ohne Gemeinschaft kein richtiges Bewusstsein, da keine Selbstreflexion stattfindet; das Bewusstsein reflektiert auch sein eigenes Reflektieren. Wissen bestimmt sich auch anhand der Gesellschaft, in der es sich entwickelte. Jede Gesellschaft hat unterschiedliche Meinungen und Ansichten.

Das Wissen wird über die bloße Situation herausragen und stufenweise über seinen eigenen Inhalt hinaufsteigen. -> Durch überempirische Sinngebung durch Reflexion kommt es zu dieser Vorstellung.

Wenn wir über eine solche Ideologie hinaus gehen, müssten wir zu einer Erkenntnis in der Erfahrung (einer Erfahrung, die von allen subjektiven Verzerrungen befreit ist) kommen. Jedes Wissen, das sich selbst problematisiert, geht über sich selbst hinaus.

Die Methode der Erfahrungswissenschaft ist eine Kombination von Wahrnehmung und Denken; Beobachtung und Theorie. Die Beobachtung ist die wissenschaftliche Form der Wahrnehmung. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass jeder Gegenstand anhand von charakteristischen Merkmalen genau kategorisiert ist. Dann wird die Beobachtung quantifiziert. Das heißt es wird eine möglichst genaue Messung durchgeführt. So wird die subjektive Wahrnehmung zu einer wissenschaftlichen intersubjektiven Wahrnehmung. Das Beobachtete ist immer nur die Folge von etwas Zugrundeliegendem. ->Die Theorie soll die Gründe hinter dem Beobachteten aufzeigen. Anhand dieser Theorie sollen dann andere gleichartige Ereignisse vorhergesagt werden. Die Zufälligkeit soll durch die Theorie zur Allgemeinheit werden; die Zufälligkeit soll sich davon ableiten lassen. Die Gründe sind zuerst ausgedacht; sind hypothetische Begründungsversuche. Die Hypothese muss überprüft werden, das heißt an der Beobachtung bestätigt werden. Je öfter diese Bestätigung eintritt, desto gesicherter die Hypothese.  Die Erfahrungswissenschaft nähert sich immer mehr an die objektive Erkenntnis.

Zwei Schwächen der Erfahrungswissenschaft 1. Die Abhängigkeit der Theorie von der Wahrnehmung. Man muss selektieren, dadurch entgeht der Wissenschaft vielleicht wichtiges; die Wahrnehmung bleibt begrenzt.

2. Überprüfung der Gründe anhand von Experimenten und Prognosen. Im Experiment zeigen sich nie die Gründe selbst, nur dessen Auswirkungen. Diese Gründe selbst lassen sich nicht beobachten; sie bleiben verborgen. Menschliches Handeln bleibt trotz allem riskant, nichts ist gesichert/alles ist ungewiss. Die Erfahrungswissenschaft kann nie erklären warum die technische Verwertbarkeit ihrer Theorien bestätigt wird. Die Erfahrungswissenschaft entwickelt ihre eigenen Methoden; aber trotz aller Bemühungen ist keine objektive Sicht der Welt möglich, weil das, was wir hinter Beobachtbarem annehmen nie selbst beobachtbar ist. Erfahrungswissenschaft kann keine Erkenntnis von der Wahrheit sein, sie untersucht die Brauchbarkeit von Gegenständen.

Das empirische Wissen über die Welt ist nur subjektive bzw. intersubjektive Meinung. Wenn alles Wissen über die empirische Welt unsicher ist, dann ist wenigstens diese Unsicherheit gewiss. Wir leben in der Bewusstheit dieser Begrenztheit und der Problemen, welche damit verbunden sind.

Nachname, Vorname

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