PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 01.12.: Unterschied zwischen den Versionen

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Zum Studium der Zitate brauche ich noch etwas Zeit. Ich bringe diesen Teil des Protokolls erst nach Mitternacht.
 
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== Adrien Feix ==
 
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Version vom 1. Dezember 2009, 00:33 Uhr

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Maria Varga – Protokoll zur Vorlesung vom 26.11.2009 / Prof. Dr. Violetta Waibl


Frau Prof. Waibl vermittelte einen Überblick, was lesen heißt, wie man an philosophische Texte herangehen kann und sie verstehen lernt. Es ist wichtig, sich auf Texte einzulassen. Das Erlernen der Notationen einer Schrift bringt weitere Erfahrungen. Geschriebene Worte haben größere Macht als gesprochene. Über Strukturen werden weitere Inhalte vermittelt. Das eigene Tun verändert die Art und Weise wie wir lesen. Es ist auf die Intertextualität zu achten (versteckte Texte aus anderen Werken), auf die Methodologie eines Werkes und die innere Struktur einer Dialektik. Die Sprache der Philosophie musste erst erfunden werden (Christian Wolff). Erarbeitung spezifischer Terminologien eines Autors, dh. den Umfang von Worten, die eine Theorie trägt. Die Bedeutung eines Begriffs ist von Autor zu Autor verschieden. Systematisches Verstehen von Texten (begründet, zusammenhängend); Reibungen soll man bestehen lassen; denken in Stückwerken. Architektonik (Kant) ist die Kunst der Systeme: fragmentarisch, durchgehend, als ein systematisches Ganzes. Frau Prof. Waibl nannte eingangs die Philosophie eine Buchwissenschaft. Beziehen wir nicht das meiste Wissen, das wir ansammeln – egal welche Disziplin gemeint ist, aus Büchern? Wie kommt ausgerechnet die Philosophie zu dieser eigenartigen Bezeichnung?


Wanda Sarbinowska, Konstanze Renatus-Messmer

RING-VO Frau Prof. Dr. Waibel am 26.11.2009 Thema der VO: historisches und systematisches Verstehen philosophischer Texte – Sprachwissenschaft anhand von Texten von Kant.

Sprachwissenschaft, auch Linguistik, ist eine teils interdisziplinäre Wissenschaft, die in verschiedenen Herangehensweisen die menschliche Sprache untersucht. Inhalt sprachwissenschaftlicher Forschung ist generell die Sprache als System, ihre Bestandteile und Einheiten sowie deren Bedeutungen. Die Sprachwissenschaft beschäftigt sich mit Entstehung, Herkunft und geschichtlicher Entwicklung von Sprache, mit ihrer vielseitigen Anwendung in der schriftlichen und mündlichen Kommunikation, mit dem Wahrnehmen, Erlernen und Artikulieren von Sprache sowie mit den möglicherweise damit einhergehenden Störungen. (Definition Wikipedia 29.11.09, 17.21 p.a.)

Einführung: Lesen von philologischen und philosophischen Texten

Resultat: hochkomplexe Kulturtechnik

Unterscheidung: • in synchrones und diachrones Lesen, • Zeitgeist • Zugang • Virulente Fragen

Spezialisierung von Frau Prof. Waibel auf die Sprachwissenschaft in der Zeit des deutschen Idealismus, in der sich Texte nicht nur durch den Inhalt sondern auch durch den Geist angeeignet wurden.

Textstudium und Textanalyse: Für eine genaue Lektüre /Zugang ist Hören und lautes Lesen der Texte und ein genaues Textstudium notwendig. Dadurch ergibt sich in der Tradition des Textstudiums die Möglichkeit zu Fragen an den Text und das Hinzuziehen von Kontexten. Für ein genaues Studium der Texte ist eine philologische Vertrautheit notwendig z.B. muss die Komposition und die Ansammlung der Texte berücksichtigt werden.

Ein weiterer Vorteil ist die Neuerlernung alter Sprachen, aber auch die Notation der Musik, Blinden- und Gebärdensprache. Durch Kodifizierung und Dekodifizierung, genau wie durch Erlernung von Sprachfragmentierung, erhalten Texte großen Wert und erhalten bedingt durch Wiederholbarkeit Macht.

Diese Ansammlungen von Wissen haben eine innere Struktur, die den Inhalt transportiert.

In vorwissenschaftlichen und wissenschaftlichen Stufen der Sprachwissenschaft werden Texte unterschieden und strukturell eingeordnet. Auch eine Intertextualität, die durch verschiedene Autoren den Texten Referenzcharakter einräumen, ist eine weiterführende Struktur und Wertigkeit möglich.

Es ist wichtig, sich auf die Werke einzulassen und die Thesen zu überprüfen. Dabei sollte man den Text aus sich heraus verstehen und so nahe wie möglich am Werk die Intention des Autors erfassen. Die Strukturierung des Werks ist dabei eine große Hilfe und nimmt bereits Bezug auf die Intention des Autors.

Aus dem weiten Spektrum der Philologie ergibt sich die Methodologie, die mit Hilfe von Zeitbrücken (Zeitdifferenz reflektieren), die Spannung der Texte von gestern und heute erfasst und die verschiedenen Zeiten der Philosophiegeschichte aufzeigen.

Resultat: Es ergibt sich aus dem Textstudium/Textanalyse keine Geschichte der Philosophie, da es sich nicht nur um verschiedene Texte handelt, sondern auch ein Rest an Subjektivität und Realität berücksichtigt werden muss. Wichtig sind die Sprache und die Epoche bei der Textauslegung. Jede Zeit erfindet ihre Geschichte der Philosophie. Im Gespräch mit den Texten erfindet und findet man den Text durch die eigene Sichtweise und die Perspektive.

Christian Wolff als Erfinder der deutschen Philosophiesprache definierte Begriffe, wie Raum, Zeit, Subjekt, Freiheit, die jederzeit begrifflich neu erarbeitet werden können. Der unterschiedliche Gebrauch von Schlüsselwörtern in der philosophischen Terminologie benötigt eine genaue Zuordnung zu den jeweiligen Philosophen. Es ist hilfreich diese Terminologie zuerst zu erarbeiten und anschließend den Text zu reflektieren.

Es stellt sich die Frage, wie sich diese Systeme mit dem historischen Verstehen vergleichen lassen. Es ist interessant, diese Spannungen, die sich aus den Vergleichen ergeben, stehen zu lassen und die Unterschiede herauszuarbeiten.

Der Systembegriff stellt die Frage nach systematischer oder historischer Denkungsweise und ermöglicht durch offene und geschlossene Systeme ein Nebeneinanderstellen der Systeme. Durch eine Anordnung der Teile aus System und Methode ergibt sich für die Moderne eine Systematizität und folglich jenes, was Wissenschaft ausmacht.

Hannah Weinhardt, Angela Strohberger, Hubert Rieger, Helmut Eder, Marian Weingartshofer

Methoden und Disziplinen der Philosophie – Prof. Waibel – Vorlesung vom 26. 11. 2009

Unter besonderer Berücksichtigung von Teil I Ihrer Vorlesung, nämlich

I: Philosophie ist eine Buchwissenschaft. Nicht nur, aber auch. Bücher verlangen gelesen zu werden. Was heißt lesen?

1.ABC

2.Sätze und Texte verstehen

3.Philologisches Lesen und Verstehen (historisch, synchron und diachron)

4.Philosophisches Lesen und Verstehen (systematisch, synchron und diachron)

5.Ästhetisch emotionales Lesen und Verstehen (von Kunstwerken) - wird ausgeklammert

versuchen wir, am Beispiel von Textstücken von Kant, die Waibel in Ihrer Vorlesung zur Illustration verwendet hat, nämlich: Kritik der reinen Vernunft, A 1781/ B 1787; A 832/833, B 860/861; B XXXVI/XXXVII, zu illustrieren, welches Resultat die von Waibel vorgenommen unterschiedlichen Vorgehen von „lesen und verstehen“ ergeben könnte:

Des weiteren haben wir unsere Gedanken sowohl zur Vorlesung von Frau Waibel, als auch zur Ringvorlesung im Allgemeinen in einigen Anmerkungen am Ende zusammengefasst.


1. Das ABC Lesen

Ein charakteristisches „ABC lesen“ - im Sinne von Waibel - lässt unter Umständen ein lesen dieses Textes zu, wird aber wegen Unverständnis des Inhalts mit großer Wahrscheinlichkeit nicht beendet.


2. Sätze und Texte verstehen und lesen

Bei den vorliegenden Texten von Kant – wahrscheinlich bei den meisten Texten von Kant – wird es schwer fallen, sie allein durch Kenntnis der deutschen Schrift und Sprache zu erfassen. Man kann wohl die Thematik erkennen und Grundzüge der Argumentation nachvollziehen. Im vorliegenden Beispiel etwa das Thema der Systematik und der Wissenschaft und deren unbedingten Zusammenhang, für Kant. Kurz, man kann im besten Fall das Gesagte nachvollziehen, nicht aber nachempfinden, bzw. verinnerlichen. Somit hat man nur einen sehr bedingten Zugang zu Texten. Man hat nach der Lektüre eine Ahnung von dem Gelesenen, kann jedoch die Gedanken für sich weder nutzen noch weiterentwickeln. Man bleibt passiver Konsument von Gedanken. Auch die Arbeit mit Wörterbüchern, die Frau Waibel dem 2. Punkt zuordnet, ist hier unbedingt nötig (lateinische Begriffe, Fremdwörter).

Schwierigkeiten beim bloßen Verstehen: Schon das grammatische entziffern der Sätze ist oft ein großer Aufwand. Zudem bereitet das bloße Alter der Sprache des Textes so manche Schwierigkeit.


3. Philologisches Lesen und Verstehen

Wenn wir Frau Waibel folgen, dann ist eine mögliche Interpretation, dass das philologische Lesen rein formale und kontextuelle Aspekte des Textes und das philosophische Lesen erst den eigentlichen Inhalt behandelt.

Oder:

Man fasst den Unterschied zwischen philologischem und philosophischem Lesen folgendermaßen auf (fortgesetzt unter Punkt 4.):

Durch die Einordnung eines Textes in die Wissenschaft (Philosophie) und die jeweilige Zeit und die bewusste Entscheidung, ihn im Hinblick auf diese Faktoren zu lesen, entsteht ein neues, engeres Verhältnis zwischen Text und Leser. Schon die Erwartung ist eine andere: Man hofft, den Text und seine Aussage zu verstehen und einen persönlichen Gewinn zu erlangen. Man eignet sich vor der intensiven Lektüre ein Vorwissen an, in diesem Fall zu Kants Philosophie, der Aussage seines Buches „Kritik der reinen Vernunft“ und seiner speziellen Terminologie. Fragen, die man in diesem Zusammenhang für sich klären muss, sind zum Beispiel: Was versteht Kant unter dem Begriff einer Idee? Was bedeutet für Kant „a priori“? Nachdem man diese Dinge verstanden hat, kann man aus der Lektüre dieser Texte Erkenntnis gewinnen und verinnerlichen. Man bleibt zwar noch bloßer Konsument, jedoch wird das Konsumierte aktiv zu eigenem, historischem Wissen gemacht. Man versteht und verinnerlicht die Aussagen um sie später abrufen zu können. Konkret: Man weiß, was für Kant Vernunft bedeutet und warum für Kant alles zusammenhängen muss und ein System bildet.

Ein Beispiel für nach Waibel synchron philologisches Lesen:

Ein Zeitgenosse Kants, Johann Heinrich Lambert, den Waibel in ihrem Vortrag ebenfalls erwähnt und zitiert, schreibt im Unterschied zu Kant in einer für uns viel leichter verständlichen Sprache.

Ein Beispiel für diachron philologisches Lesen:

Dazu hilfreich wäre einmal eine Worterläuterung (Kant selbst spricht ja in der Kritik der reinen Vernunft davon, dass Definitionen von Begriffen in der Philosophie nicht hilfreich sind) der von Kant verwendeten Termini: z. B.: Vernunft; Verstand und Abgrenzung von einander; Erkenntnis; Prinzipien; Zweck <-> Ziel; (System der) Metaphysik; Transzendentalphilosophie. Auch und gerade, weil diese Termini möglicherweise heute, durch Erkenntnisse in der Psychologie, der Neurobiologie und anderer Erfahrungswissenschaften mit neuer Bedeutung versehen sind, bzw. aufgefächert wurden. So z. b. kommt das Wort „Bewusstsein“ kaum in Kants Texten vor, dieser Begriff aber scheint heute in anderen Wissenschaften eine maßgebliche Bedeutung für die Erklärungsmodelle des menschlichen Verhaltens einzunehmen, ohne genau definieren zu können, was darunter verstanden wird.


4. Philosophisches Lesen und Verstehen

Der wichtigste Punkt hierbei ist für uns, dass die Leseintention (oder auch Leserintention) von der Autorintention verschieden sein kann. Voraussetzung für das philosophische Lesen ist natürlich das philologische Lesen. Wie Heinrich immer sagt: Man muss Dinge erst verstehen, bevor man sie kritisieren kann. Doch eben das tut man dann in diesem Punkt: Texte und Aussagen kritisch betrachten und hinterfragen. Konkret an diesem Beispiel hieße das, sich zu fragen, ob Kants Argumentation für die Notwendigkeit und die natürliche Existenz von zusammenhängenden Systemen schlüssig ist. Im zweiten Schritt muss man die Entscheidung fällen, ob man selbst davon überzeugt ist, oder diese Vorstellung ablehnt. Lehnt man sie ab, gilt es Argumente dagegen zu finden. Indem man sich auf diese Art mit einem Text auseinander setzt, erfährt man den größtmöglichen Nutzen: Bereicherung des eigenen Wissens durch Kants Standpunkt und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit durch die Bildung eines eigenen Standpunktes.


5. Ästhetisch emotionales Lesen und Verstehen (von Kunstwerken)

Im Gegensatz zu Philosophen wie Sartre, Camus, Foucault etc. glauben wir, sowohl auf Basis der drei ausgewählten Textstellen aus Frau Waibels Vortrag als auch im Allgemeinen nicht, dass Kants Intention eine emotional ästhetische war.


Anmerkungen zur Vorlesung

Wir finden, dass gerade bei einer Einführungsvorlesung besonderes Augenmerk auf die Didaktik des Vortrages gelegt werden sollte. Wir finden, dass die Didaktik bis jetzt bei allen Vorträgen, mit Ausnahme des Vortrages von Herrn Kusch, nicht ideal war.

Wir finden dass ein Vortragstext nicht zur visuellen Präsentation geeignet ist sondern, dass sich eine solche auf eine Darstellung der wesentlichen Thesen beschränken sollte.

Generell finden wir, war das Niveau des Vortrages zu hoch und die Thematik zu spezifisch für eine Einführungsvorlesung.

Uns ist durch Frau Waibels Kategorisierung der Unterschied zwischen philologischem und philosophischem Lesen nicht klar geworden.

Wir hätten uns gewunschen, dass ihre Einteilung des Lesens anhand einer kurzen philosophischen Textpassage illustriert und diskutiert wird.

Abgesehen von Frau Weibels Vortrag möchten wir noch eine Anregung machen: In sehr vielen Lehrveranstaltungen der Studieneingangsphase wird auf unterschiedlichste Gesichtspunkte von Kant Bezug genommen. Deshalb glauben wir, wäre es zielführend die Grundzüge und Thesen von Kants Werken einführend dargestellt zu bekommen. z.B in Form eines Proseminars in möglichst kleinen Gruppen.


Zum Thema lesen

Gmeäss eienr Stduie von eienr elgnihscen Unveirtsiät mahct

es nihcts aus, in weclher Rihenefgole die Bhcusbaten in

eniem Wrot agnoerdent snid, das enizig wigitche ist, dass

der estre und lztete Bhcusbate am rchitiegn Paltz snid.

Der Rset knan ein vllöiegs Druhecniadenr sein, man knan es

imemr ncoh perlolmobs leesn.

Deis pasesirt, weil wir nchit jeedn Bchutsaben ezinlenn,

sndoren das gnzae Wort lseen.

Nciht sheclhct, oedr?

Sophia Mallmann

Prof. Dr. Violetta Waibel Philosophie ist auch eine Buchwissenschaft, die verlangt gelesen zu werden. Was heißt lesen? 1. ABC 2. Gang der Schule, Texte verstehen lernen 3. Studium: Philosophisches Lesen und Verstehen (historisch, synchron, diachron) 4. Philosophisches Lesen (systematisch, synchron, diachron) 5. Ästhetisch emotionales Lesen und Verstehen (z.B.:Kunstwerke)

Lesen ist eine hochkomplexe Kulturtechnik. Es ist eine faszinierende sowie anspruchsvolle Angelegnheit. Philosophie ist ein synchron geführtes Gespräch der Geister einer Zeit. Ihre Ressourcen bezieht sie auch und nihct zuletzt aus der Diachronie der Geshcichte der Philosophie. Um sich auf das Gespräch der Philosophie einzulassen muss man zuerst Zuhören und Lesen lernen. Es eröffnen sich Kontexte und neue Fragen. Der Text selbst fördert uns. Es gibt nicht die Geschichte der Philosophie, jede Zeit erfindet ihre Geschichte der Philosophie durch die Gehalte und die Art des Gesprächs, dass sie führt. Man findet und erfindet die Sichtweise und Perspektive.

1.ABC: Das erste mal lernen wir lesen, wenn wir uns als Kinder das ABC aneignen. Das ist jedoch noch sehr weit von philosophischer Erfahrung entfernt. Unterschied von Sprechen und Lesen: Sprechen: Füchtigkeit, Lesen: Wiederholbarkeit. Das geschriebene erhält ein viel größeres Gewicht. 2. Sätze und Texte verstehen: In ihrem inneren Verlauf verstehen. --> Ansammlung von Wissen: Lesen, das den Inhalt erfassen will. Das eigene Tun verändert sehr stark die Art und Weise wie wir lesen (z.B.: wenn man ein Tagebuch schreibt) 3.Philosophisches Lesen und Verstehen: Text als Textsorte mit spezifischen Intentionen und Stilebenen, nihct nur in der Literatur(Lyrik,Epik,Dramatik)sondern auch in der Philosophie. Intertextualität: synchron(Querachse der Zeit), diachron(Längsachse der Zeit); implizit, explizite Referenz auf andere Autoren. Historisch, d.i. zeitgeschichtliche Bezüge, biographische Einflüsse. Autorintention: Gedruckte Werke; handschriftlich überlieferte Werke, ganz oder als Fragment. Jede Übersetzung ist immer auch eine Interpretation (Wer hat übersetzt?, In welcher Zeit?) 4.Philosophisches Lesen und Verstehen: Was will ein Text? Titel, Kapitel- Überschriften Komposition, innerer Strukturaufbau Argumente, Textsrategien Methodologie: Mathematische Methode, Dialekt, Transzendentalphilosophie(Kant, Fichte) Phänomenologie: sehr wesentlich und hilfreich Jede Dialektik ist auch eine andere Dialektik. Was ist nun die innere Struktur einer Dialektik? Phänomenologie ist auch nicht Phänomenologie. Wo ist hier der innere Zusammenhang?

Kim Dinh, Clara Maier, Alexandra Vogt

Zunächst rein methodische Erläuterung der Beschäftigung mit philosophischen Texten.

Abgrenzung von drei Ebenen des Textverständnisses, wovon die ersten beiden in der Regel automatischen vom interessierten Leser vollzogen werden, Waibel ging dann näher auf die dritte Ebene, das philosophische Verstehen eines Textes, ein.

Erste Ebene: reines Textverständnis (sprachlich, etc.) und Textanalyse

Zweite Ebene: Kontext des Textes, historische Einordnung, auch Bewertung historischer und zeitgenössischer Relevanz, Geistesgeschichtliche Entwicklung zum vorliegenden philosophischen Text hin und Entwicklung aus dem Text heraus. Kenntnis über die Qualität der Übersetzung, der Ausgabe (wenn keine Bewertung dieser möglich, so wenigstens ein Bewusstsein darüber, dass diese Einfluss auf den vorliegenden Text haben können)

Dritte Ebene: Den Text in Bezug auf seinen Autor verstehen, seine Terminologie, sein System (das System seines Denkens, welches dem Text zu Grunde liegt, aber auch des speziellen Systems, welches er für den Text wählte). Hierzu ist es wichtig, sich die äußere Strukturierung des Textes anzusehen und sie zum Inhalt in Bezug zu setzen (wenn man davon ausgehen kann, dass der Autor diese bewusst gewählt hat und sie nicht von einem Verleger kam). An dieser Stelle muss man sich fragen, ob ein anderer Geist überhaupt fähig ist, ein anderes Denksystem ausreichend nachzuvollziehen, da jeder in gewissem Grad durch sein eigenes System behindert ist (bewusst oder unbewusst, die Organisation des eigenen Denkens ist vermutlich großteils unbewusst).

Waibel betonte auf dieser Ebene das Einlassen auf den Text und den Autor. Natürlich ist die Kenntnis über Quellen und Ideen, die der Autor in dem Text (explizit und auch ohne darauf hinzuweisen) behandelt wichtig, Sie rät jedoch, sich nicht im Nachlesen von Verweisen und anderen Quellen zu verlieren, sondern beim Ursprungstext zu bleiben und zu versuchen, die anderen Texte, auf die der Autor Bezug nimmt, so wie der betreffende Autor zu verstehen, seine Thesen über die anderen Ideen, Texte nachzuvollziehen. Dieser Ansatz ist besonders im Sinne ihrer Ausführungen über Systeme sinnvoll, da man so versucht, so unvoreingenommen wie es einem Geist mit einem anderen System möglich ist, zu sein. Später ist es dann sinnvoll, diese nachzulesen und sich eine eigene Meinung zu bilden, ob der Autor die anderen Quellen so verstanden hat, wie man sie vielleicht selbst versteht.

Wir können Waibels Ansatz sehr gut nachvollziehen, weil man eine Autorenabsicht immer nur subjektiv deuten kann und auch „Experten“ über einen Denker/Autor etc. vielleicht durch umfangreiches Studium verschiedener Meinungen über die Absicht dessen der wirklichen etwas näher kommen, aber letztendlich immer eine subjektive Auslegung bieten können. Dieses Problem ist natürlich im Alltag, in Gesprächen etc. genauso präsent wie bei der Lektüre von Texten. Wie oft muss man bei einer Unterhaltung nachfragen, wie jemand etwas meinte, obwohl es für die betreffende Person völlig selbstverständlich war.

Mit einem etwas sensibilisierten Bewusstsein für die Verschiedenheit in der Organisation des Denkens lässt sich dieses Problem zwar auch nicht beheben, aber vielleicht fällt es so leichter, das subjektive Verständnis eines Textes als solches wider zu geben, ohne Anspruch darauf, die Intention des Autors zu transportieren.

Frank Fetzer

Prof. Dr. Waibel stellt in ihrer Vorlesung fest, dass Philosophie eine Buchwissenschaft ist, die gelesen werden muss. Lesen ist eine hochkomplexe Kulturtechnik. Waibel gliedert das Lesen in Ebenen. So wird auf der ersten Ebene bloßes Textverständnis erreicht. Die Buchstaben bekommen die Bedeutung von Sprache.

Auf der zweiten Ebene wird der Text verstanden. Der Text ist eine Ansammlung von Wissen. Das Geschriebene wird wichtiger.

Bei der dritten Ebene, dem philosophischen Lesen und Verstehen geht um Verständnis der konkreten Intention des Textes. Es geht um das Verstehen des Textes in Hinblick auf den Autor und sein Denken. Waibel erwähnt, dass im deutschen Idealismus die Idee aufkam, einen Text nicht nur von den Buchstaben her, sondern seinem Geist nach zu erfassen. So sind die Umstände der Entstehung, Übersetzung, Lebensumstände des Autors etc. bei der Lektüre zu berücksichtigen um das Werk im Sinne des Autors verstehen zu können. Anmerk.: Der Autor Arno Schmidt schrieb einmal sinngemäß, er stelle sich dem Leser gerne sehr genau vor, damit der wisse, durch was für eine Brille der Autor geschaut habe und so das Subjektive des Textes leichter erkennen und gewissermaßen vom Text abziehen könne, so das der reine Text übrig bliebe.

Letztendlich muss man sich immer die Frage stellen: Was will ein Text? Was ist die Absicht des Autors.

Buchberger, Agnes

Violetta Waibel spricht in ihrem Vortrag über das Lesen. Im Laufe des Vortrags gibt sie den Studierenden immer wieder Hinweise, was sie beim Lesen philosophischer Texte für wichtig hält. So z.B. macht es ihrer Meinung nach einen Unterschied, ob man Texte laut oder leise liest. Liest man sie laut, eröffnet sich wiederum eine neue Dimension. Außerdem betont sie, dass es zwar wichtig ist, Querverbindungen und Hintergründe beim Lesen mitzudenken, es jedoch von Vorteil ist, sich anfangs v.a. auf den ursprünglichen Text zu konzentrieren.

Eine sehr interessante Aussage fand ich, dass sie das Lesen von Texten als dialogischen Prozess betrachtet, als „Finden“ und „ERfinden“.


Ich will hier jedoch nicht näher auf die Aussagen des Vortrages eingehen, sondern bloß einige Punkte erwähnen, die ich mir gut als Anstöße für Diskussionen vorstellen könnte.

  • „DIE Geschichte der Philosophie im eigentlichen Sinn gibt es nicht.“ (Waibel)

Stichworte hierzu: historischer Kontext, Subjektivität, Relativität, etc.

  • Texte lesen als dialogischer Prozess.

Stichworte: finden und ERfinden, Lese- vs./und Autorintention, etc.

  • Begriffsdefinitionen vs. Worterläuterungen

Stichworte: a priori, situativ, Kant – Mathematik, etc.

  • die Macht des geschriebenen Wortes vs. die Flüchtigkeit des gesprochenen Wortes
  • System vs. Fragmente, Einheit vs. Widersprüche/ Reibungen

Stichworte: Architektonik (Kant), Systembegriff, Struktur, Lambert – System – Gleichgewicht (Kontinuum? Veränderung? Reproduktion?)


Dies sind natürlich bloß einige Punkte, an denen man anknüpfen könnte.



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Magdalena Neuhauser

Ring-Vo am 26.11.09, Violetta Waibel


In der Vorlesung wurde die Philosophie als Buchwissenschaft dargestellt, "nicht nur, aber auch". Diese Aussage hat mich zu der Frage gebracht, ob es wohl auch Philosophie ohne das Studium anderer Philosophen oder deren Werke gäbe. Selbst Kant schreibt in seinem Werk "Prolegomena zu einer jeden Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können" folgendes: "Ich gestehe frei: die Erinnerung des David Hume war eben dasjenige, was mir vor vielen Jahren zuerst den dogmatischen Schlummer unterbrach,..." (Vorrede [12-14] , Reclam S. 11). Bedeutet das, dass es in der heutigen Zeit undenkbar ist, eine Philosophie aus dem Nichts zu schaffen, und dass wir immer nur bereits Gedachtes verbessern, kritisieren, umändern oder im widersprechend etwas Neues entwickeln können?


Weiters hat Frau Prof. Waibel in ihrer Gliederung des Lesens (als Philosoph lernt man 5 Mal im Leben das Lesen) den 4. Schritt als "Philosophisches Lesen" bezeichnet. In diesem ginge es um das Textverständnis, um ein Nachvollziehen. Ich fand es etwas irritierend, diese Art des Lesens als Philosophische zu bezeichnen. Bloßes Nachvollziehen ist noch lange keine philosophische Handlung, sonst wäre ja jeder Mathematiker oder Physiker, der eine Formel nachvollziehen kann ein Philosoph. Das philosophische Denken besteht doch vor allem darin, in neuen Zusammenhängen zu denken und unabhängige, eigenständige Schlüsse zu ziehen?! So wie sie das philosophische Lesen beschrieb, würde es viel mehr einer Textanalyse gleichen, in der ein Text entschlüsselt und sein Inhalt erfasst werden soll. Oder wäre genau diese Art des Lesens für Frau Prof. Waibel philosophisches Lesen?


Worin ich ihr voll und ganz Zustimme ist die Wichtigkeit, die sie in der genauen Erläuterung der Begriffe sieht. Viele Philosophen verwenden die gleichen Begriffe in einem völlig anderen Zusammenhang und meinen ganz Unterschiedliches damit. Deshalb ist es meiner Ansicht nach unabdingbar Begriffen wie Funktion, Sinn, Bedeutung, usw. genau zu klären, damit deutlich wird, wovon eigentlich die Rede ist.


Böhm Sascha

Protokoll der RVO vom 26.11.2009.


„Philosophie ist eine Buchwissenschaft und Bücher verlangen gelesen zu werden“, mit diesen Worten leitete Fr. Prof. Dr. Waibel ihren Vortrag ein. Doch was bedeutet eigentlich Lesen:

1) Lernen des ABCs ist die Grundvoraussetzung für das Lesen. Dies kann einmal im Leben passieren aber auch öfter, wenn man beispielsweise neue Sprachen, wie Altgriechisch oder Sanskrit, später hinzulernt. Der wesentliche Unterschied des Lesens zum Sprechen besteht darin, dass letzteres Flüchtigkeitscharakter besitzt während das geschriebene Wort wiederholbar ist und deshalb größere Bedeutung hat.

2) Der zweite Moment ist das Verstehen von Sätzen und Texten. Es geht darum Zusammenhänge zu verstehen und Wissen anzusammeln. Dies nennt Prof. Dr. Waibel das „vorwissenschaftliche Verständnis“.

3) Das philologische Lesen und Verstehen (historisch; synchron und diachron) ist der dritte Moment. Hier gilt es zu unterscheiden ob es sich um geschlossene Abhandlungen, Haupt- oder Nebenschrift eines Autors, Werk im Rahmen eines größeren Ganzen, Vorlesungen, Briefzeugnisse oder einen im Nachlass überlieferten Text handelt. Beispiele hierfür sind das „Opus posthum“ von I. Kant, das nur ein im Nachlass überliefertes Fragment ist und von vielen Seiten behauptet wird es passe nicht zu seinen Kritiken. Oder die „Fichte Studien“ von Hardenberg, welche aus fingierten Briefen besteht. Es ist auch zu bemerken dass das Beziehen eines Autors auf andere Autoren immer Subjektivität beinhaltet.

4) Vierter Moment ist das philosophische Lesen und Verstehen (systematisch; synchron und diachron). Hier gilt es folgende Fragen zu stellen: Was will ein Text? Was ist die Intention des Autors? Welche Argumente und Textstrategien bringt der Autor hervor? Wie verhält es sich mit der Methodologie (Mathematische Methode, Dialektik, Transzendentalphilosophie, Phänomenologie,…)? Es ist wichtig zu erkennen ob ein Text historisch oder systematisch von Relevanz ist. Philosophen stellen gerne das (scheinbar) selbstverständliche in Frage. Augustinus schrieb in seiner Abhandlung über die Zeit: „Was ist Zeit? Ich weis es, muss ich es erklären, weis ich es nicht mehr“. Um philosophische Systeme nachvollziehen zu können, ist es notwendig sich die richtige Terminologie (Begriffe, die wesentlich eine Theorie/These tragen) anzueignen. Wichtige Schlüsselwörter werden von den meisten Autoren unterschiedlich genutzt (z.B. Sein, Substanz, Realität). Die philosophische Sprache ist daher nicht ganz eindeutig, so definierte etwa Spinoza die Substanz ganz anders als Hegel. Häufig wird in der Philosophie auch von Definitionen gesprochen. Bei Kant hat die Definition folgende Bedeutung: „ Den ausf. Begriff eines Dinges innerhalb seiner Grenzen ursprünglich darstellen“ (Kr.V). Dies soll heißen, dass weder empirische Begriffe (z.B. Gold), noch apriorische Begriffe (z.B. Substanz, Ursache oder Recht) eine angemessene Definition zulassen. Bei empirischen Begriffen kommt es auf die Hinsichten an, weshalb eine knappe Definition nicht hilfreich ist. Bei apriorischen Begriffen ist es besser von Expositionen zu sprechen, als von Definitionen. Spinoza beginnt jedes Buch seiner Ethik mit einer Definition: „Unter Substanz, verstehe ich das, was…“ (Spinoza; Ethik I, Def. 3). Die Betonung liegt hierbei auf „verstehe ich“, weshalb Spinoza mit seinen Definitionen nur einen subjektiven und keinen objektiven Anspruch stellt. Ein weiterer Punkt des philosophischen Verständnisses ist die Systematik (Zusammenhang als Kriterium der Wissenschaftlichkeit). Kant brachte in diesem Zusammenhang den Begriff Architektonik (Kr.V), d.i. die Lehre des Wissenschaftlichen in unserer Erkenntnis und gehört notwendig zur Methodenlehre. J.H. Lambert beschrieb in seiner Systematologie das System als jedes Ganzes, das kein Chaos, Gemische, Haufen, Zerrüttung oder Klumpen ist. Es gab für ihn fünf Kriterien um ein System zu bestimmen: Es muss bestehen aus a) Teilen, b) verbindenden Kräften, c) einem gemeinsamen Band, d) einer oder mehreren Absichten/Zwecken (die aus dem Ganzen erkennbar sind), e) einem Gleichgewichtszustand von Systemen.

5) Das fünfte Element ist das ästhetische und emotionale Lesen und Verstehen. Auf diesen Punkt ist Prof. Dr. Waibel jedoch nicht mehr näher eingegangen.


Pöckl Manfred

MuD, Ringvorlesung Prof. Violetta Waibel am 26. 11. 2009


'Philosophie als Buchwissenschaft, als Wissenschaftssytem und als Kunstform'


Wir lernen bis zu fünf Mal das Lesen in unserem Leben:

1. ABC

2. Satze und Texte verstehen

3. Philologisches Lesen und Verstehen (historisch, synchron und diachron)

4. Philosophisches Lesen und Verstehen (systematisch, synchron und diachron)

5. Ästhetisch emotionales Lesen und Verstehen (von Kunstwerken)

Wenn ich ein derartiges „Ranking“ sehe, stellen sich mir sofort die Fragen: „Warum gerade fünf Mal? Ist die Liste vollständig? Gibt es eine andere Reihungsmöglichkeit? Muss/Soll man das Lesenlernen überhaupt reihen?“

Nun, ich finde eine differenzierte Betrachtungsweise des Lesens als legitim und sinnvoll. Die genannte Reihung finde ich nachvollziehbar. Es fehlt allerdings ein ganz großer Bereich des Lesens: das Unterhaltungslesen. Wenn ich einen Kriminalroman lese, so müssen die Punkte 1. und 2. erfüllt werden. Die Punkte 3.-5. spielen so gut wie gar keine Rolle, und doch geht es um weit mehr als das Verstehen eines Textes: um Unterhaltung. Gemessen am Buchmarkt ist das sicher der größte Teil des Lesens.


Prof. Waibel ging in einem Nebensatz auf den Unterschied von Sprechen und Lesen ein, und meinte: „Beim gesprochenen Wort herrscht Flüchtigkeit, Wiederholbarkeit beim Geschriebenen. Das Geschriebene erhält ein größeres Gewicht als das fliehende gesprochene Wort.“ Das ist sehr verknappt und auch falsch. Gegenbeispiele: a. Eine unmissverständliche Ermahnung eines Elternteils gegenüber dem Kind, egal ob es lesen kann oder nicht. Schriftlich wäre so was wahrscheinlich ein Lachnummer. b. Das Machtwort eines Chefs gegenüber seiner versammelten Belegschaft. c. In unserem IT-Zeitalter die massenhaften und oft auch „sinnlosen“ mails, blogs oder sms. Die sind zwar gespeichert und wiederholbar, haben aber trotzdem kein Gewicht. etc. etc.


Wirklich interessant wurde es beim Punkt 4. Philosophisches Lesen und Verstehen


Es wurden verschiedene Methodologien erwähnt, aber nicht erklärt (Mathematische Methode, Dialektik, Transzendentalphilosophie, Phänomenologie). Eine kurze Begriffserklärung in der Übung wäre sehr hilfreich.

Am interessantesten fand ich die Abhandlung zum Thema Definition. Als Naturwissenschafter bin ich gewohnt mit Definitionen zu arbeiten. Kant sagt nun, dass es in der Philosophie keine Definitionen gibt, sondern nur Worterläuterungen. Eine Definition zu geben heißt für Kant, »den ausführlichen Begriff eines Dinges innerhalb seiner Grenzen ursprünglich darstellen« (Kant, KrV A 727, B 755). Weder von empirischen Begriffen wie Gold, noch von apriorischen wie Substanz kann es eine angemessene Definition geben. Empirische Begriffe sind wesentlich von ihrer „Hinsicht“ geprägt und sie sind „unabschließbar“, da die Erkenntnis über einen empirischen Begriff nie abgeschlossen werden kann. Eine Definition ist somit nicht möglich. A priorische Begriffe sind ebenso unabschließbar, weil wir nicht apodiktisch sagen können, was zu einem Begriff hinzu zählt. Eine Abhandlung in dieser Hinsicht zu Raum und Zeit gibt er in der KrV. Spinoza war sich dieses Problems ebenso bewusst und gab daher am Beginn seiner Bücher zu Ethik stets eine „Definition“ (im Sinne von Kant aber Erläuterungen) zu den wichtigsten Begriffen im Werk.


Philosophie als Wissenschaft und System


Dieser Teil der Vorlesung war schwierig zu verstehen. Zum einen dadurch, dass viele Originalzitate verwendet wurden, ohne sie näher zu erörtern, und zum anderen hatte Prof. Waibel die anberaumte Zeit überschätzt und flog im Eiltempo über diese Zitate hinweg. Zum Studium der Zitate brauche ich noch etwas Zeit. Ich bringe diesen Teil des Protokolls erst nach Mitternacht.

Sophie Haas

Adrien Feix

Zusammenfassung

Für Waibel ist Philosophie "eine Buchwissenschaft", die Auseinandersetzung mit den Texten (also lesen) ist also fundamental. Über das Erlernen der Zeichen die die Sprache ausmachen hinaus, unterscheidet sie drei Stufen des Lesens: Die erste ist das sinnerfassende Lesen, die zweite ("philologisch") impliziert zusätzlich dazu den historischen ("diachron und synchron lesen") Kontext sowie die Autorintention zu begreifen, und die dritte ("philosophisch") auch noch den internen Aufbau, die Struktur des Textes, sowie die ihm zugrundeliegende Methode.

Sie wendet sich dann ebendiesen Merkmalen, die erst in der letzten Stufe des Lesens erkannt werden, zu. Anhand von Philosophen wie Kant, Spinoza, Wolff, Fichte und Lambert gibt sie eine Einsicht in ihren Definitions- und Systembegriff. Für Waibel, wie für Kant, definiert man keine Begriffe (im mathematischen Sinn), sondern man präzisiert allenfalls einen bereits existierenden Alltagsbegriff ("Worterläuterung"). Zum Abschluss führt sie Lamberts ("Systematologie") wesentliche Kriterien für das Vorhandensein eines Systems an.

Anmerkungen

Über die scheinbare Notwendigkeit intertextuellen Lesens.

Anscheinend sind die verschiedenen Etappen in der Lesefertigkeit notwendig um Philosophie zu betreiben. Man nehme zum Beispiel historisches Wissen: Wie soll man Kant richtig verstehen ohne Descartes, ohne Hume, ohne Rousseau gelesen zu haben? Und wie könnte man Rousseau ohne Hobbes und den Calvinismus sinnerfassend lesen können? Unmöglich, behauptet Waibel.

Und doch ist es möglich. Unsere ersten philosophischen Werke haben wir ohne Vorwissen gelesen, und womöglich auch noch verstanden! Man braucht, um Ideen zu verstehen, (vorausgesetzt die notwendige logisch-reflexive Fähigkeit wurde zuvor in der Kindheit erlernt) kein Vorwissen; Denn Philosophie hat Anspruch auf Nachvollziehbarkeit, und ein Werk, dass es nicht schafft, verkommt zum gebildeten Kommentar, nicht ohne Belang, aber nicht mehr wirklich philosophisch. Philosophie mit deren Analyse (historisch, soziologisch...) zu verwechseln ist ein Fehler: Wissen um die Philosophiegeschichte ist zum Philosophieren nicht hilfreicher als die die Schützen aller Tore der Rapid-Matches in den letzten zwanzig Jahren auswendig zu kennen. Es ist nicht uninteressant, aber bleibt pedantisch akkumuliertes Wissen, und hilft im Grunde nicht, um Ideen zu verstehen, außer der Autor stellt künstliche Barrieren auf, verschlüsselt sein Werk, sodass nur Wissende es entschlüsseln können.

Die Frage der Definitionsmöglichkeit in der Philosophie zeigt, dass es sich um eine Laienwissenschaft handelt. Wie Kant richtig feststellt, verwendet man sich beim Philosophieren Begriffe, die schon im Sprachgebrauch existieren, präzisiert nur den genaueren Sinn des Ausdrucks (und setzt dabei ein allgemeines nicht-philosophisches Sprachverständnis voraus). Würde es eine reelle Definitionsfreiheit geben, könnte man z.B. "Seele" als "Körper" umdefinieren (und vice versa) und nur Eingeweihte würden den Text richtig verstehen (wie es in der Mathematik der Fall ist: Der Sinn eines Satzes wird erst durch die Definition gegeben). Die Allgemeinverständlichkeit, die Kant damit impliziert, ist meines Erachtens das grundlegendste Prinzip der Philosophie. Gelehrtes Wissen (und somit "philologisches" und "philosophisches" Lesen) ist nur notwendig wenn dieses Fundament nicht respektiert wurde, nicht umgekehrt.