Negation, Wahrheit und Darstellung im Tractatus
Wittgensteins Bildbegriff¹ im "Tractatus" ergibt sich aus der Zuspitzung einiger Kennzeichen des vertrauten Bildes. In den "Philosophischen Untersuchungen" spricht Wittgenstein von einem "Bild-Radikal", das ist seine de-kontextualisierte Darstellungsform. Angewandt auf (Elementar-)Sätze liegt diese Konstruktion der Ontologie des "Tractatus" zu Grunde. Die Wirklichkeit ist, wie die Sätze der Aussagenlogik, bipolar. Eine "Sachlage" vereint positive und negative Tatsachen.
Wittgensteins Ontologie enthält die Bipolaritäten wahr/falsch, negativ/positiv, und gleichzeitig einen analytisch respektablen (zudem noch holistischen) Aufbau der Welt. Von ihm wird behauptet, daß er "die Probleme der Philosophie" endgültig löst.
Das klingt nach Größenwahn, läßt sich aber im vorgestellten Rahmen als gewagter Entwurf nachvollziehen.
Im nächsten Abschnitt werden drei Ziele verfolgt:
- Einige Aspekte des alltagssprachlichen Bildbegriffes (1) werden im Hinblick auf Wittgensteins Verwendung dieses Begriffs im "Tractatus" zugespitzt.
- Es wird gezeigt, wie der spezifizierte Bildbegriff in der Syntax und Semantik des "Tractatus" verankert ist: Semantik des Abbildungsverhältnisses (1).
- Ein Unterschied zwischen Darstellungssinn und Richtungssinn (1) wird eingeführt. Er entspricht der Spannung zwischen zweiwertiger Logik und Welterfassung.
Anschließend wird darauf verwiesen, dass Wittgensteins Festlegungen eine dualistische Metaphysik (1) erzeugen, die sich von den Elementarsätzen bis zum Aufbau der Welt im Ganzen (1) durchzieht.
¹ Diese Lerneinheit ist die Überarbeitung des Artikels "Bilder, zweiwertige Logik und negative Tatsachen in Wittgensteins 'Tractatus', erschienen in der Zeitschrift für philosophische Forschung 32/4 (1978). S. 526-539.
zurück zu Wittgenstein (W)