Kommentare und Beiträge zur SE-Einheit vom 11.11.2008
Vorweg zwei Zitate: Heidegger: Sein und Zeit: S.129: Das Selbst des alltäglichen Daseins ist das Man-selbst, das wir von dem eigentlichen, das heißt eigens ergriffenen Selbst unterscheiden.
S.130 Das alltägliche Dasein schöpft die vorontologische Auslegung seines Seins aus der nächsten Seinsart des Man. Die ontologische Interpretation folgt zunächst dieser Auslegungstendenz, sie versteht das Dasein aus der Welt her und findet es als innerweltliches Seiendes vor. Nicht nur das; auch den Sinn des Seins, daraufhin diese seienden „Subjekte“ verstanden werden, läßt sich die „nächste“ Ontologie des Daseins aus der „Welt“ vorgeben. Weil aber in diesem Aufgehen in der Welt das Weltphänomen selbst übersprungen wird, tritt an seine Stelle das innerweltliche Vorhandene, die Dinge. Das Sein des Seienden, das mit-da-ist, wird als Vorhandenheit begriffen.
Wenn man es, wie es hier zunächst scheint, versucht, das Sein zunächst aus der Welt her zu verstehen (aus der Seinsart des Man) - erweist sich mir die Unterscheidung zwischen eigentlichem und uneigentlichem Sein zunächst als fraglich, da ein weiterer "Anhaltspunkt" fehlt, welcher es erlauben würde, diese Unterscheidung zu begründen. Heidegger schreibt im Zitat: "das Weltphänomen selbst übersprungen wird". - ist dies der "Anhaltspunkt" - welcher diese Unterscheidung ermöglicht; bzw. was besagt Weltphänomen hier überhaupt genau?? - die ontologische Dimension??
Allgemeiner ausgedrückt: wenn sich das Seiende Subjekt den Sinn des Seins aus der Welt vorgeben lässt, bleibt es doch der einzige Sinn, welcher eben vorgegeben ist - und dies ermöglicht keine Unterscheidung zwischen Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit. Was ist also diejenige "Instanz" welche es erlaubt das "Weltphänomen" zu entdecken, weg von der bloßen Vorhandenheit? Reflexion? Oder die Entdeckung, dass das ihm umbebende Seiende nicht nur "ontisch??" einfach da ist, sondern auch ontologisch?? ist. Aber wäre nicht auch diese Bestimmung weit davon entfernt eine Unterscheidung zwischen "Eigentlichkeit" und "Uneigentlichkeit" zu treffen - denn selbst wenn ich mich stets (bzw. immer nur) im Anderen "erlebe", fehlt noch immer der Anhaltspunkt welcher zur Eigentlichkeit verhelfen kann.
vielleicht ist folgendes Zitat weiter hilfreich: S.12: Das Dasein versteht sich selbst immer aus seiner Existenz, einer Möglichkeit seiner selbst, es selbst oder nicht es selbst zu sein. Die Existenz wird in der Weise des Ergreifens oder Versäumens nur vom jeweiligen Dasein selbst entschieden. Die Frage der Existenz ist immer nur durch das Existieren selbst ins Reine zu bringen. Das hierbei führende Verständnis seiner selbst nennen wir das existenzielle.
Ist die Existenz dasjenige, was die Möglichkeit vorgibt (eigentlich oder uneigentlich zu sein?); und durch das Existieren wird sie ins Reine gebracht; verwirklicht oder nicht???? - Nochmals als Analogie: Der Samen gibt schon die Verwirklichung des ausgewachsenen Baums vor??
Überhaupt habe ich den Verdacht, dass ich den Begriff Existenz nicht richtig denke - er ist mir unklar.
Eine andere mir plausible Erklärungsart wäre natürlich folgende: Das alltägliche Dasein (die normalen Menschen) bleibt in der alltäglichen Seinsart des Man verhaftet- wobei der Philosoph es durch Reflexion schafft zur Eigentlichkeit zu gelangen. Der denkende und reflektierende Mensch schafft den Aufstieg aus der Höhle ans Licht; die Unwissenden sehen Schatten und bleiben in der Höhle gefesselt. - Dies ist aber allzu oberflächlich - oder???? - Das ist auch der Grund wieso ich den Begriff der Reflexion noch nicht so stark denken will, da ich das Gefühl habe, dass ich damit gerade diese Verkürzung hervorheben würde.
--Leo stadlmüller 23:09, 9. Nov. 2008 (CET)
1.) Wenn Heidegger schreibt: "Diese Seinsart des Aufgehens in der Welt und damit das zugrundeliegende In-Sein überheupt bestimmt wesentlich das Phänomen, dem wir jetzt nachgehen mit der Frage: wer ist es, der in der Altäglichkeit das Dasein ist?" (SuZ 113f.), zielt diese Frage auf die Selbstheit (od. Eigentlichkeit) in Hinblick auf die Wesenheit.
Jetzt ist diese Frage sehr problematisch, als sich die Frage stellt, wo sich ihr die bloß ontischen Bedingungen von den ontlogischen Trennen.
Natürlich sind die ontischen bei H. immer ontologisch fundiert und selbst bei B. sind die ontischen Strukturbedingungen Bedingungen hinsichtlich des ontologischen Verhältnisses der Verpfändetheit zur Welt (od. dem In-der-Welt-sein).
Wenn ich aber nach der Wesenheit des wer frage, so ist die Frage überaus bedeutend, wo und wie das Verhältnis von Wesen und ontischen Bedingungen zu bestimmen ist.
2.) Auch Spaß muß sein: http://ontology.buffalo.edu/smith/heidegger/
M. Winter
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