Kommentare - MuD09 - Gruppe4 - 09.12.

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Julia SchindlbauerZum Begriff der Intentionalität Husserls: Husserl beschreibt das Bewusstsein als doppelwendig, etwas erscheint jemandem , es muss immer Subjekt und Objekt geben. Für mich stellen sich allein aus dieser Behauptung schon einige Fragen. Ist es also, laut Husserl so, dass ein Objekt dass niemand sieht nicht existiert? Denn wenn etwas niemandem erscheint dann kann es nicht sein. Heißt das, dass , wenn wir in dem Gedanken dass der Mensch das einzige Lebewesen mit Bewusstsein ist einig sind, die Welt vor dem Menschen nicht existiert hat? Dass die Welt der Gegenstände erst mit der Entwicklung des Menschen entstanden ist? Vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden, aber diese These wäre doch biologisch ziemlich einfach widerlegbar. Zweitens ergibt sich aus dieser Aussage, dass Bewusstsein ohne einen Bewusstseinsgegenstand nicht möglich ist. (hiermit währen wir, für alle die bei Professor Gotz die Ideengeschichte VO besuchen, beim Grund und Begründeten, da eine schließt das andere aus, wird aber durch das andere begründet, und keines der beiden kann alleine existieren) Ein Mensch ohne jegliche Sinneseindrücke kann also kein Bewusstsein haben. Das heißt also das das Denken (das für mich mit Bewusstsein Hand in Hand geht) ohne Sinneswahrnehmung gar nicht möglich ist. Das wiederum heißt dass der erste Weg zur Erkenntnis der, der Sinneswahrnehmung ist, welche das Denken erst ermöglicht. Eine Gegenposition zum Rationalismus! Ausserdem schließt das ein (bewusstes) Leben nach dem Tod aus. Denn man wird wohl kaum bestreiten wollen dass einem Toten noch etwas erscheint.



Cornelia M.Brandstetter:Ich möchte mich Frederick Tekook zum Thema der Diskussionen (Übung) in der Hinsicht anschließen, falls ich es richtig verstanden habe, dass viele Gedanken, Gehörtes, Gelesenes, meist erst nach einer gewissen Zeit klarer werden und sich verfestigen können. Ich persönlich empfinde es als sehr schwierig innerhalb eines kurzen Zeitraumes von ein paar Tagen über ein größeres Themengebiet einen Kommentar, eine Meinung abzugeben. Natürlich ist mir bewusst, dass ein bestimmtes Vorwissen vorausgesetzt wird. Hierzu fällt mir Präsident Obama ein, über den sicherlich viele in den Nachrichten gehört oder gelesen haben – er nahm erst nach zwei Tagen zu der „AIG bonus controversy“ Stellung und zu der Frage, warum er erst so spät auftrat, meinte: „I like to know what i´m talking about if i speak“. Wie auch immer man dies (politsch)einschätzen mag -ich denke es ist in manchem Bezug zutreffend. Damit möchte ich sagen, dass ich (?)persönlich zu Beginn immer versuche einen großen Überblick über einen Bereich zu erhalten (möglichst weit gespannter Rahmen). Doch auch dann ist es oft nicht sinnvoll schon Aussagen zu treffen, denn die Details („im Kleinen“) sind meist noch unbekannt. Aber schön wäre es, wenn wenigstens Zeit vorhanden wäre, bis sich das Gefühl einstellt, man habe etwas annähernd konkret „gesehen“ und verstanden und mit Sicherheit eine Aussage treffen kann. Abschließend ist es wichtig zu erwähnen, dass ich nicht Kritik an der Übung abgeben möchte, sondern nur meine Sicht darlegen möchte, da ich weiß, dass wahrscheinlich keiner von uns Studienanfängern beurteilen kann, wie der Unterricht am Besten aussähe. Dass es generell möglich ist zu philosophieren, ohne über immenses Wissen zu verfügen, sind wir uns glaube ich alle einig.

Zur Vorlesung von Dr. Flatscher: Laut Husserl ist das Bewusstsein immer schon intentional, also sind wir unmittelbar Teil des Seienden und offen gerichtet auf Mitmenschen und Umwelt. Auch meint Husserl: dass wäre einem Gott etwas vollends gegeben könnten wir nicht wahrnehmen. Für ihn ausschlaggebend ist nur das Bewusstsein selbst: menschliches, tierisches oder auch göttliches Bewusstsein . So könnte Husserl einwilligen an eine gemeinsame „Weltseele“ zu glauben?

Noch ein Gedanke der sich mir während der Vorlesung aufdrängte: angenommen eine Person nimmt zum Beispiel ein Würfel im Mathematikunterricht anders wahr und vorausgesetzt er/sie erkennt die objektive Bestimmtheit dessen nicht wie gewünscht, so würde diese Person wahrscheinlich als unfähig, ver-rückt gelten oder genauer gesagt deren Sicht. In der Phänomenologie eben gerade nicht. Aber nehmen wir Dinge mal mehr objektiv und weniger subjektiv war ? Und in welchem Verhältnis kann es auseinander klaffen?


Laurent Koepp: Mir stellt sich hier die Frage ob nicht jede Realität eine selbst erschaffene ist. Ist die Sprache vielleicht nur ein Mittel um ein Konsens zu finden, was die Erscheinung respektiv die subjektive Wahrnehmung angeht? Wir brauchen als Menschen eine gemeinsame Basis, zumals was Anschauungen angeht. Da wir Herdentiere sind, müssen wir uns auch eine Realität teilen. Teilt man diese Realität nicht, entsteht ein Konflikt, dies hat oft die Spaltung der Weltgemeinschaft zu kleinen Nationen, Glaubensrichtungen, politischen Gruppierungen zur Folge. Können die Menschen ein Ding überhaupt gleich wahrnehmen? Durch was werden unsere subjektive Wahrnehmungen unterschieden? Was führt dazu dass der eine einen Fernseher sieht, und der andere eine Verblödungsmaschinerie? Es sind zwei ganz unterschiedliche Wahrnehmungen die auch zu einem ganz anderen Ziel führen. Kann diese Wahrnehmung respktiv Auffassung so manipuliert werden dass sich Menschen uniformisieren lassen? Was das zur Bedeutung hätte, hat uns die Geschichte oft genug bewiesen. Wenn der Mensch sich als Einheit sieht gibt ihm das eine gewisse Stärke was zur Arroganz und Überheblichkeit gegenüber anderen führt. Ist es deswegen nicht sogar vielleicht gesund dass jeder eine andere Wahrnehmung besitzt? Der Gegenstand selbst vermittelt uns seine Existenz aber nicht wie wir seine Existenz wahrnehmen sollen. Erst durch nähere Untersuchung stellen wir fest, wie wir einen gegenstand zu gebrauchen haben (und ob er überhaupt brauchbar ist). @ Paula, wenn die Existenz nur dann gegeben ist wenn der Mensch sie wahrnimmt, wie könnten dann andere Spezien ihre eigene subjektive Welt aufbauen. Respektiv wenn du davon ausgehst dass die Wahrnehmung ein Kriterium der Existenz ist, geb ich dir schon Recht. Wenn du die Augen schliesst, und nichts siehst, dann ist es egal op du was wahrnimmst, weil in dem Moment wo du die Augen schliesst du z.B nichts visuell wahrnehmen willst. Und dann ist es egal ob um dich herum etwas existiert. Du nimmst es eh nicht wahr. Ich glaub dass Existenz schon ein sehr subjektiver Begriff ist, den man zuerst definieren muss. Nach dir ist eben Wahrnehmung der Grund wieso etwas existiert.

Paula Unterwurzacher: Die Vorlesung von Prof. Flatscher hat mich an ein Problem erinnert, über das ich schon sehr häufig nachgedacht und welches ich auch schon oft diskutiert habe, nämlich die Frage, ob beispielsweise ein Stein existiert, obwohl niemand da ist, der diesen Stein in irgendeiner Weise wahrnimmt. Also, existiert etwas unabhängig von jemandem, der diese Existenz bezeugen könnte? Die meisten Menschen mit denen ich das besprochen habe, halten es für selbstverständlich, dass ein Stein quasi nicht in dem Moment aufhört zu existieren, in dem niemand mehr seine Existenz wahrnimmt. Wenn ich den Standpunkt der Phänomenologie richtig verstanden habe, ist sie derselben Meinung. Husserl meinte laut Prof. Flatscher, dass der Gegenstand der Wahrnehmung dieser transzendent bleibt. Wenn dem so ist, hat die Existenz eines Etwas nicht mit der Tatsache zu tun, dass jemand die Existenz auch wahrnimmt. Ich bin mir über meinen Standpunkt dazu noch nicht ganz sicher, auf der einen Seite würde eine von Wahrnehmung abhängige Existenz bedeuten, dass nichts im Universum existiert, das nicht von uns irdischen Lebewesen wahrgenommen wird (es sei denn, es gibt tatsächlich Leben außerhalb der Erde), auf der anderen Seite kann ich für mich selber Existenz nicht anders definieren, als ein wahrgenommenes Etwas bzw. ein wahrnehmbares Etwas und wahrnehmbar ist ein Gegenstand ja eigentlich auch, wenn er gerade nicht wahrgenommen wird, er enthält nur die Möglichkeit wahrgenommen zu werden, sofern etwas sich ihm nähert, das dazu imstande ist, was auch wieder den Standpunkt der Phänomenologie bestätigen würde. Wie gesagt, ich muss mir dazu noch meine eigene Meinung bilden.


Elke Karpf: Die Frage, die ich mir hinsichtlich einer Vorlesung über die Wahrnehmung stelle - dabei beziehe ich mich insbesondere auf Husserl - ist: was ist die Wirklichkeit hinter den wahrgenommenen Inhalten? Wenn ich es richtig verstanden und notiert habe, stellt sich die Phänomenologie diese Frage nicht bzw. gibt es in dieser philosophischen Richtung "keine wahre Welt hinter der phänomenalen" - diese entspräche der Position des Deutschen Idealismus. Die Verschiedenheit und Wandelbarkeit der Wahrnehmungen ist mir bewusst. Es ist auch sehr interessant bei sich selbst zu beobachten, dass man zu einem Buch - wenn man es nach Jahren ein 2. Mal liest- einen anderen Zugang hat, so wie Prof. Flatscher als Beispiel angeführt hat, oder sich auch die Haltung zu einem Menschen ändern kann, wenn man ihn aus einem anderen Blickwinkel sieht. Die Wahrnehmung betrifft ja nicht nur leblose Gegenstände, außerdem nicht nur das "Sehen", sondern es gibt ja auch andere Wahrnehmungsarten, was unerwähnt blieb, bei dieser Vorlesung. Durch Bildung, Reisen, Erlebnisse - jede Art von Horizonterweiterung - kann man verschiedene Perspektiven annehmen und es entsteht ein Reichtum von Wahrnehmungen und Haltungen. Das ist etwas, das ich für erstrebenswert, interessant und bereichernd erachte, etwas, das das Leben lebenswert macht. Es erleichtert vielleicht auch die Akzeptanz der Wahrnehmungen und Meinungen anderer Menschen. Dennoch beantwortet es meine Frage nach der "echten" Wirklichkeit nicht. Um sich zu erfahren müßte man die menschliche Wahrnehmung übersteigen. Husserl Punkt mit der Synthesis von neuen Wahrnehmungen mit den Erinnerungen erinntert mich an eine VO über Augustinus, der sich mit der Frage von Zeit und Bewusstsein auseinandersetzte. Es hieß da, das ICH sei eine Synthesisleistung aus vergangenem Erinnerten. Es entwickelt und verändert sich in der Zeit. Auch da frage ich mich: was ist das Stabile am ICH, genauso wie: was ist das Eigentliche, Echte an den wahrgenommenen Inhalten?


Frederick Tekook: Liebe Kolleginnen und Kollegen, mir hat diese Vorlesung so gut gefallen, dass ich heute noch den kompletten Tag mit einem breiten Lächeln durch die Gegend laufe, sie war in meinen Augen brillant gehalten und die Inhalte passen mir außerordentlich gut. Umso verwunderlicher finde ich es selbst, welchen Teilaspekt - weil er in der Vorlesung gar nicht direkt enthalten war- ich doch einmal rausgreifen möchte, weil es mir flagrant aufgefallen ist: welchen Stellenwert hat die Diskussion in der Philosophie? Dass die Vorlesung 20 Minuten länger dauerte (weshalb ich aufgrund doofer Bahnverbindungen 1 1/2 Stunden später zu Hause war als normalerweise), lag ganz klar an der Quantität der Fragen, zu deren Qualität ich mich zu äußern schwierig finde; die Spanne rangierte da wirklich zwischen zwei Extremen , meiner persönlichen Ansicht nach hätte man sich über den Daumen gepeilt 80% der Fragen sparen können (dass dieser Eindruck auf meinem subjektiven Empfinden beruht, kann ich nicht leugnen und möchte ich auch gar nicht). Zugleich finde ich diese Meinung aber reinen Gewissens zu vertreten schwer, habe ich doch durch einige Fragen und die damit verbundenen Wiederholungen den Stoff wesentlich besser verstanden. Überhaupt ist die Diskussion für die Philosophie essentiell, weil man selbst einfach nicht alles sieht (das passt wenigstens inhaltlich sehr gut in die Vorlesung), und auf die Sichtweisen anderer angewiesen ist, um das eigene Bild grundlegend zu erweitern. ABER: zu welchem Zeitpunkt ergibt eine Diskussion Sinn? Der eine sitzt in der Vorlesung (zugegeben: da bin ich eher einzuordnen) und empfindet dieses hohe Ausmaß (ich spreche jetzt wirklich nur von dieser ausgedehnten Quantität) an Fragen als störend und nervig, ein anderer profitiert genau davon, weil er es auf diese Weise wesentlich besser versteht. In einer vergangenen Vorlesung, es ging um eine Vorlesung von Professor Nemeth und den Streit der Fakultäten, vertrat ich schon einmal die Meinung, dass eine Diskussion reflektierter Inhalte bedarf, die man sich erst einmal aneignen muss bzw. sollte. Diese allerdings müssen verstanden sein,-dafür sind Fragen oder auch Diskussionen sehr hilfreich-, damit sie Früchte zu tragen imstande ist. Allerdings kommen mir Diskussionen in der Philosophie bisweilen auch als ein Auf-der-Stelle-Treten vor und an dieser Stelle finde ich auch einen anderen Aspekt wichtig, nämlich den, dass man vieles auch oft erst rückblickend versteht, wenn der Gedankengang schon fortgeschritten ist. Viele Aspekte leuchten einem im Einzelnen nicht ein, ergeben aber im Zusammenhang durchaus ihren Sinn und man kann sich ihren dann noch mal widmen und sie genau verstehen - dazu allerdings sind derart ausgedehnte Diskussionen ausgesprochen hinderlich, hindern sie doch schlicht und ergreifend das Fortkommen. Eine eigene Meinung habe ich diesbezüglich nicht, aber das ist im Sinne der Phänomenologie wohl auch nicht wichtig, wichtiger ist, wie man damit umgeht - und darauf wollte ich einmal aufmerksam machen. Dass mich von zehn Fragen etwa acht sehr genervt haben, traue ich mich jedoch zu sagen.

Camilo Del Valle Lattanzio: Am Donnerstag haben wir ein Vortrag von Dr. Flatscher gehört, in dem er uns die phänomenologische und dekonstruktivistische Grundideen zu erklären versuchte. Erstens hat er über Husserl gesprochen, der aufmerksam machte, die Wahrnehmung als die perspektische Anschauung eines Dinges zu sehen. Nach dieser Auffassung hab ich mir überlegt, dass die Technik, die der Kubismus in seinen Bilder verwendet hat, nichts anders als das Mehr-Meinungen auf eine selbe Ebene zu bringen ist. Nach dieser Erläuterung der Idee von Husserl, kann ich den Kubismus so verstehen, als eine Art totaler Wahrnehmung, weil alle die Perspektiven der Körper gezeichnet werden. In dieser Art würde der Kubismus den Husserls Begriff von Wahrnehmung zerstören und eine Art Gegenthese entwickeln, in dem Man die Dinge durch die Kunst vollständig erfassen kann.

Danach hat Dr. Flatscher über Heidegger gesprochen. Mir ist eine Idee eingefallen, nämlich, dass diese Auffassung von Dingen, die nie bedeutungslos (oder nackt) sind, ähnlich mit der Auffassung von Henri Bergson (wenn ich es richtig verstehe) ist. Bergson sagt in dem zweiten Kapitel von Materie und Gedächtnis, dass die Dinge oder Gegenstände(die er als Bilder) „ welche meinen Körper umgehen, reflektieren die mögliche Wirkung meines Körpers auf sie.“ ( Henri Bergson: Materie und Gedächtnis. Hamburg: Meiner 1991, 5). Wenn wir die Dinge immer mit einer „Um-zu“- Struktur erkennen, dann müssen wir auch in dieser Vorstellung eine gewisse Ahnung erhalten, inwiefern man diese Dinge wirken kann, um sein Nutzen zu explotieren.

Mit Derridas Auffassung ist mir eine Frage eingefallen: Kann man eigentlich diese Quasi- Identität eigentlich erkennen? Handelt es sich um eine Wahrnehmung die in einem gespannten Zeitraum gemacht wird? oder ist es nicht mehr eine unmittelbare Wahrnehmung, die nach weniger als eine Sekunde später nicht mehr das Selbe ist? Ist die Wiederholung dann immer in Bewegung? Wenn ja: dann kann man sich gar keine Idee von einem Körper machen, da es kein Gegenwart gäbe.


Simon Pötschko: Eine Vorlesung, wie sie schöner kaum hätte sein können! Kaum eine Vorlesung hat mich so fasziniert und mich dermaßen beeindruckt, wie die des Herrn Dr. Flatscher. Er hat es geschafft den Sinn, den ich in dieser Art von Lehrveranstaltung mir einbilde ausgemacht zu haben, genau getroffen. Durch seine einfache aber nicht banale, kleine Kostprobe, dessen was der große Bereich der Phänomenologie ist, hat er, zumindest in mir, eine Art begeistertes Feuer entfacht und den Hunger nach Phänomenologie, obwohl er in mir schon vorher da war, um ein vielfaches vergrößert und angeregt. Das Wort auf das ich schon so lange gewartet habe ist endlich gefallen. Das, das für mich das Schlagwort der gesamten Philosophie, des gesamten Denkens, des gesamten Daseins darstellt wurde endlich in den Vorlesungssaal gebracht. Subjektiv-Relativ. Gedacht von solch großen Geistern wie derer Husserls und Heideggers und zu uns gebracht durch Matthias Flatscher. Welch geniale Gedanken, die des „Sich-zeigens“ eines Objektes und der des „In-der-Welt-sein“ bei Heidegger. Phantastisch. Endlich wird die Kontextualität zur Sprache gebracht und die Wichtigkeit, dass wir etwas in abschattungen wahrnehmen. Ich könnte hier noch lange weiter schwärmen und in den phantastischen Erinnerungen der Vorlesungen schwelgen. Ich hoffe nur, das Philosophische Institut lässt nach dem Weggang des Dr. Flatschers, seine Denkrichtung, die der Phänomenologie, am Institut nicht aussterben.

Lucas Lang-Muhr:Bei diesem Thema hatte ich gleich am Anfang ein Problem. Mir fehlt eine klare Definition des Begriffes Bewusstsein. Dieser Ausdruck ist in meinen Augen sehr umfangreich und benötigt eine nähere Erläuterung. Laut Husserl braucht das Bewusstsein etwas auf das es sich bezieht. Diese Betrachtung erscheint mir nachvollziehbar, da es nicht möglich ist sein Bewusstsein völlig abzuschalten. Irgendeine Art von Wahrnehmung oder Gedanke ist immer vorhanden. Die Annahme, dass das Bewusstsein schon von Anfang an Inhalte haben muss ist für mich jedoch nicht schlüssig, da sich dieses Argument aus der Beschreibung des Bewusstseins (Bewusstsein ist immer Bewusstsein von etwas) ergibt. Wenn es stimmt, dass jeder Bewusstseinsvollzug einen Gegenstandsbezug braucht, dann wäre für mich logisch, dass das Bewusstsein simultan mit der Wahrnehmung beginnt. Auch wird erwähnt, dass jeder Gegenstand in einem bestimmten räumlichen und zeitlichen Inhalt eingebettet ist. Ich glaube, dass der menschliche Verstand ein Geflecht aus Beziehungen zwischen seinen Erfahrungen bzw. Wahrgenommenem aufbauen muss um zu funktionieren. Nur durch solche Quervernetzungen und den dadurch entstehenden Kategorien kann in geordneten Bahnen gedacht werden. Bezüglich der Mit-Meinung, welche jede Wahrnehmung begleitet, ist mir zu dem genannten Tisch Beispiel ein ähnliches bekannt (ich glaube es war von Paul Watzlawick). In diesem Beispiel geht wird gefragt, warum der Mensch davon ausgehen kann, dass Dinge die nicht kontinuierlich Bestand seiner Wahrnehmung sind trotzdem als unverändert existent betrachtet werden können. Wenn ich einen Brief einen Tag unbeobachtet liegen lasse, weiß ich trotzdem, dass es, wenn ich ihn am nächsten Tag lese, immer noch der selbe Brief ist. Um so schlussfolgern zu können braucht es lt. dieser Theorie einen sogenannten „Para-Raum“. In diesem gedachten Raum befinden sich die Gegenstände, welche zwar zur Zeit nicht aktiv wahrgenommen werden, aber dennoch existent bleiben. Die Um-zu Struktur von Heidegger scheint mir persönlich zu pragmatisch. Wir definieren die Dinge nicht ausschließlich nach ihrem Gebrauch, sondern auch nach ihren Eigenschaften. Diese Einteilung braucht wiederum Vergleiche mit anderen Dingen bzw. Erfahrungen. Um Vergleiche anzustellen brauche ich Beziehungen zwischen diesen Dingen. Zu dem Beispiel mit dem Katheder bin ich der Meinung, dass das Katheder vor den Einzelteilen identifiziert wird, da es als Ganzes im Bewusstsein gespeichert (gelernt) wurde und auch als Ganzes wahrgenommen und wiedererkannt wird. Die Zerlegung des Katheders in isolierte Einzelteile ist erst im Nachhinein möglich.


Sarah Gaderer: Besonders interessant bei der letzten VO fand ich die Theorie Derridas, in der die Identität als nicht vollkommen oder vollendet bezeichnet. Die Veränderung der Wahrnehmung, oder das veränderte Wahrnehmen (das uns auch ein Buch, sofern wir es öfter als 2 mal lesen immer wieder neu eröffnet) ermöglicht jedem/r Einzelnem/r sich selbst neu zu definieren, einzuschätzen oder zu verändern. So soll dies nun nicht heißen, dass DIE Identität nicht vorhanden ist, sondern wie auch Derrida meinte, dass soe in einer kontinuierlichen Veränderung ist und sich dadurch als Identität selbst definiert.

Meines Erachtens hat Derrida mit dieser Annahme eine wichtige, auch anthropologische, These formuliert, denn eines der Hauptbedürfnisse der Menschheit ist wohl die Frage nach Identität und die Selbstdefinition. Dieses gilt es zu stillen um der „Menschensfrage“ und ihrer Antwort näher zu kommen. Vielleicht war dieses Thema gar nicht spezifisch auf die Spezies Mensch abgezielt, oder möglicherweise nicht einmal auf Lebewesen beschränkt, doch scheint es mir, dass es gerade in diesem Gebiet sehr oft diskutiert und hinterfragt wird.

Da ich die Dekonstruktion und die in der VO vorgestellten Argumente, Gedanken und Ideen Derridas sehr interessant fand und mich sehr angesprochen fühle von den Informationen, die mir zuteil wurden, da ich aber aber leider auf diesem Gebiet noch nicht all zu viel Wissen habe und es in der VO auch, auf Grund von Zeitmängel, zu kurz gekommen ist, würde ich vorschlagen dies eventuell in der Übung nochmals zu diskutieren.


Sabrina Haider:Für mich war die letzte Vorlesung am Donnerstag sehr positiv überraschend. Es wurde ein Thema, wie z.B. die Phänomenologie, trotz einer gewissen Grundkomplexität, anschaulich nähergebracht. Wenn man eine Person fragt, was sie sich unter Phänomenologie vorstellt, hat diese meistens keine konkrete Vorstellung davon, lediglich mit "Erscheinung" wird der Begriff in Verbindung gebracht. Interessant fand ich in der Vorlesung die Darstellung dieses Gebietes mit simplen Mitteln, wie z.B. der Flasche, die am Tisch stand. Man geht - fast automatisch - davon aus, dass die Flasche, die man nur von vorne sieht, auch hinten rund ist. Was auch in den meisten Fällen zutrifft. Oder das Beispiel mit dem menschlichen Kopf, man weiß dass der Hinterkopf rund ist, obwohl wir nur das Gesicht sehen. Natürlich wissen wir in den meisten Fällen wie eine Flasche aussieht, und ebenso kennen wir die Form des menschlichen Kopfes. Aber wir schätzen auf diese Weise viel mehr ein. Wir machen uns bereits eine Vorstellung von etwas, ohne dass wir es vorher gesehen haben. Es ist eine Möglichkeit Dinge einzuschätzen, ob dann tatsächlich das Gedachte dahinter steckt, ist natürlich fraglich, aber alleine dass man es versucht, ist doch schon ein interessanter Ansatz.


Astrid Barcza: Auch für mich ein sehr gelungener und interessanter Vortrag, der - obwohl mir einige Ansätze zur Phänomenologie schon bekannt waren - eine Komplexität an Inhalten übersichtlich und informativ gestaltet hat, und das in einer Klarheit, die für mich unmittelbar keine Fragen aufgeworfen hatte.

Ein spannendes Moment für mich ist ebenfalls der Zusammenhang zwischen subjektiven Bewusstseinsvollzügen und raum-zeitlichen Gegenständen bzw. unserer unaufhebbaren Korrelation mit der Welt. Für Simon (s.o.) war das „Subjekt-Relativ“ DAS Schlagwort der gesamten Philosophie und ich wollte dazu anmerken, dass es durchaus bemerkenswert ist, dass die Phänomenologie so breit gefächert in anderen Disziplinen mit verankert oder aufgegriffen werden konnte. Selbst in der sozialwissenschaftlichen Praxis (respektive der Qualitativen Sozialforschung) hat beispielsweise die Phänomenologische Reduktion (vgl. u.a. Lamnek 2005) Einzug gehalten, um sich den Grundstrukturen des Handelns (den „Erscheinungen“) anzunähern. Diese beinhaltet (skizziert nach Richter 2002) den Versuch der Ausklammerung von Weltanschauungen bzw. prinzipiellen Werthaltungen der ForscherInnen, von Selbstverständlichkeiten und Intentionalitäten (Vorurteile, Hemmungen gegenüber einem Thema…), um sich dem „Wesentlichen“ eines sozialen Phänomens anzunähern.

Besonders bereichernd habe ich meine kurze Auseinandersetzung mit der Phänomenologie des französischen Existenzialisten Maurice Merleau-Ponty empfunden. Seine „Phänomenologie der Wahrnehmung“ ist sicherlich eine (Lese-)Herausforderung, fasziniert jedoch durch seine Konzeption des Leibes als quasi Kommunikator oder unser „Vehikel des Zur-Welt-seins“ (PdW 1974, 106).

Eine Frage, die ich mir gestellt habe ist, wie es vor diesem Hintergrund möglich ist, dass wir einigen Erkenntnisleistungen (wie vieler Naturwissenschaften) Objektivität zusprechen oder diese sie für sich beanspruchen. Dieser Vortrag hat uns recht klar verdeutlicht, dass wir nie von einem Absolutheitscharakter der Wahrnehmung ausgehen können. Was bedeutet dann Objektivität, oder dürfte man nur von intersubjektiv geteilten Relationen persönlicher Bewusstseinsvollzüge sprechen, die gesellschaftlich als „allgemein“ legitimiert sind?


Markus Werner:Im Konsens mit meinen Studienkollegen kann ich nur sagen, dass die von Prof. Matthias Flatscher vorgetragene Vorlesung des vergangenen Donnerstags die mit Abstand interessanteste aller bisher gehörten Vorlesungen war! Der Inhalt (eine Einführung in die Phänomenologie) wurde so schlüssig, verständlich und auch gehaltvoll wiedergegeben, das sich der Professor sogar eine Überziehung der Zeit von einer halben Stunde erlauben konnte, ohne das etwa die Hörer fluchtartig den Hörsaal verlassen hätten. Dies war meiner Ansicht nach nur deshalb möglich, weil Prof. Flatscher, auch mithilfe der PPP, einen gewissen roten Faden von Anfang bis Ende seiner Vorlesung ziehen konnte ohne dabei jemals die zugrundeliegenden philosophischen Fragen aus den Augen zu verlieren. Aber genug des Lobes…. Zum Inhalt ist vor allem anzuführen, dass die philosophische Methode der Phänomenologie sich, so sehe ich es zumindest, so wie z.B. auch die buddhistischen Philosophien, dem Gedanken der Subjekt-Objekt-Dualität verwährt und jegliche Form des Absolutismus in die eine oder andere Richtung zu verhindern sucht. Soll heißen, dass wenn von so etwas Komplexen wie der Wahrnehmung die Rede ist nicht mehr zwischen Wahrnehmendem und Wahrgenommenem unterschieden werden kann, weil nämlich eine gewisse, nicht sichtbare, Einheit der beiden postuliert werden muss. Aber abgesehen von diesem Gedanken bei Husserl, ist genauso der Gedanke des Erkennens von etwas als etwas von großer Bedeutung, vor allem für den philosophischen Diskurs bei Martin Heidegger. Heidegger behauptet hier, dass Wahrnehmung immer schon Wahrnehmung von etwas bedeutet. Ich persönlich kann diesem Gedanken jedoch nicht ganz schlüssig folgen. Es irritiert mich vor allem der Gedanke, dass diese Synthesis-Leistung vom Bewusstsein, so Heidegger, immer schon in einer prä-reflexiven Weise vollzogen wird. Ist es aber nicht viel eher die Fähigkeit zur Reflexion, die auch das Erkennen von etwas als etwas erst möglich macht? Ist denn diese Fähigkeit, z.B. einen Sessel nicht nur als geformtes Stück Holz mit einer bestimmten Farbe, Form und Konsistenz, also einer bestimmten Beschaffenheit zu verstehen, sondern vielmehr als „Sitzbehilfnis“, eben als Sessel, zu erkennen, nicht eine angelernte Kompetenz eines Menschen? Was ich sagen möchte ist, dass gerade die Reflexion die Voraussetzung dafür sein muss etwas als etwas wahrzunehmen. Oder, um mich eines Beispiels aus der Vorlesung des Prof. Flatscher zu bedienen, nämlich dem Hundegebell, stellt sich uns doch die Frage ob das Geräusch eines bellenden Hundes nicht erst dann als solches erkannt werden kann, wenn man bereits mit Hunden und deren Gebell vertraut gemacht wurde, wenn man also bereits einen Hund mit eigenen Augen gesehen und dessen Bellen mit eigenen Ohren gehört hat. Um es jetzt noch kürzer zu fassen: Man ordnet eine bestimmte Sinneswahrnehmung einem bestimmten Dinge zu, um in weiterer Folge zu erlernen diese Wahrnehmung ab sofort mit dem Dinge zu verknüpfen, also eben etwas als etwas zu erkennen! Nun ist aber diese Kompetenz des „gebildeten“ Menschen vielleicht schon so weit gediegen, dass es ihm unmöglich scheint an einen Punkt vor diesem Erkennen von etwas als etwas zurückzukehren!?


Wolfgang Krenn: Zu Elke, Sarah, Frederick: 1)Elke: Prof. Flatscher hat zwar nicht keine andere Wahrnehmungsarten bezügl. Phänomenologie erwähnt. Jedoch wies er darauf hin, es war übrigens eine Antwort auf eine Frage, dass die von ihm vorgestellten Phänomenologen sich ebenfalls auf andere Wahrnehmungsarten bezogen haben.

2)Elke/Sarah: die veränderte Wahrnehmung betreffend. Ihr beide habt das nochmalige Lesen eines Buches erwähnt. Noch auffälliger finde ich es bei Musik. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, höre ich nie Radio, da ich die Werbung nicht leiden kann, sondern stets CD. Jedoch vergesse ich meisten darauf, eigentlich habe ich keine Zeit mehr, mir eine andere CD mitzunehmen und somit höre ich dieselben Titel über einen längeren Zeitraum. Dabei fasziniert es mich immer, wenn ich einen anderen Aspekt eines Tracks mit meiner Wahrnehmung einfange. Einmal fällt mir bei einer bestimmten Stelle auf wie sich der Bass herauslöst und ein anderes Mal bemerke ich, wie das Schlagzeug streng den Rhythmus vorgibt etc. Dann höre ich mir das Lied öfters an und irgendwann ist es vielleicht wieder ein anderer Teil, der mich in seinen Bann zieht.

3)Frederick: Wie du in deinem Kommentar bereits erwähnt hast, hast du die Thematik, der vielen Fragen zu einer Vorlesung sowie der Diskussionen über noch nicht angeeignete Inhalte, bereits aufgegriffen. Beginnend mit den Fragen verstehe ich deine Auffassung, dass bei manchen Vorlesungen wie auch bei dieser überaus viele Fragen gestellt wurden. Ich will noch anmerken, dass Prof. Flatscher bei seinen Vorlesungen die Studenten dazu animiert Fragen zu stellen, denn genauso ist es bei der Vorlesung über die Sprachphilosophie, die er gemeinsam mit Prof. Posselt hält. Nur gab es diesen Donnerstag einen Zeitpunkt, wo er eine Lawine losgetreten hat und ihm eine Vielzahl von Fragen gestellt wurde. Vielleicht nervt es dich oder mich, wenn die Fragen die eigentliche Vorlesung unterbrechen, oder wenn nach für jemand persönlich bereits verständliche Sachverhalte/Begriffe gefragt wird. Dennoch darf man Fragen nicht ihrer Existenzberechtigungen entziehen. Stell dir vor, dir würde man die Möglichkeit nehmen Fragen zu stellen, aber ohne diese Chance könntest du nie vorankommen oder verstehen. So manch anderer legt einen vom Prof. erläuterten Begriff um auf eine komplett andere Thematik, damit er eine Assoziation herleiten und den erläuterten Begriff für sich besser verstehen kann, was eh meisten widerlegt wird. Trotzdem wird es probiert. Ich finde die Fragen meiner Kommilitonen meistens sehr aufschlussreich und vielleicht kann man diesen einen aus meiner Sicht phänomenologischen Aspekt zusprechen. Denn es passiert zuweilen, dass mir eine in bestimmten Grade andere Perspektive auf eine Thematik gegeben wird. So habe ich das nicht gesehen bzw. gedacht, denke ich mir im Nachhinein. Vielleicht werde ich die Herangehensweise für mich verwenden oder ich verwerfe sie. Das sei dahingestellt. Auf jeden Fall habe ich die Möglichkeit dazu gewonnen, sie aufzugreifen oder in sie in den Sand zu schießen. Ich möchte noch kurz auf das Diskussionsthema kommen. Nun mag es sein, dass wir am Donnerstag einen kleinen Einblick in den Bereich der Phänomenologie erhalten haben. Trotzdem würde ich es keinen Moment wagen zu behaupten, dass ich damit eine standfeste Diskussion vom Zaun brechen könnte. Es ist so, als ob ich meinen großen Zeh ins kalte Wasser eines Sees gesteckt hätte und danach schnell zurück zucke. Geschwommen bin ich dadurch noch lange nicht. Ich habs nicht einmal geschafft meine Füße darin versinken zu lassen. Niemals könnte ich eine sichere Behauptung aufstellen, sondern nur Vermutungen, welche ich mit der Gruppe teile und auf Resonanz warte. Deiner Auffassung nach wäre dann meiner Meinung auch der Sinn dieser Übung und schon allein der Sinn meines Kommentars in Frage gestellt. Ich würde vor allem die Problematik mit den Fragen lockerer nehmen. Ich vermute, dass das das gesamte Philosophiestudium betreffen wird ;-)

Gertrude Dvornikovich:Die Vorlesung von Dr. Flatscher über Phänomenologie - Lehre vom Erscheinen - hat mich sehr beeindruckt. Komplizierte Wahrheiten sind aus einfacheren aufgebaut, welche wiederum aus noch einfacheren bestehen. Die Endpunkte dieser Begründungskette werden Phänomene genannt. Phänomenologen sehen den Ursprung der Erkenntnisgewinnung in diesen unmittelbar gegebenen Erscheinungen. Entscheidend ist der Doppelsinn dieses Erscheinens. Es erscheint mir etwas (der subjektive Vollzug) und das objektive Vorliegen (das Erscheinen von Etwas). Diese zwei Momente bilden eine Einheit.Das Bewußtsein ist zur Bezogenheit zur Welt zu verstehen und nicht als etwas Seiendes. Das Ich kommt nicht als zweiter Schritt zur Welt, sondern ist immer schon draußen bei den Dingen. Das Bewußtsein ist immer ein Bewußtsein von etwas, kein Denken ohne Gedachtes, kein Wahrngenommenes ohne Wahrnehmen, etc. Etwas erscheint uns immer als Etwas. Wir sind immer schon verstehend draußen in der Um- bzw. Mitwelt und in Sinnbezüge eingelassen. Zum Beispiel: Geräusch des vorbeifahrenden Motorrades - wird sofort als Motorrad wahrgenommen, weil wir in unserem Dasein immer schon "Draußen" (bei dem Motorrad) sind. Gehört wird "etwas als etwas" - z.B. als Hundegebell auf der Straße. Die Als-Struktur ist für Heideegger unumgänglich. Mit Intentionalität ist die Tatsache gemeint, dass unser Bewusstsein immer auf etwas gerichtet ist, also ein Bewusstsein „von etwas“ ist. Alltägliche Wahrnehmungen, wie z. B. das Wahrnehmen von Personen oder Gegenständen, vollziehen sich in einer nicht reflektierten Einstellung, die nicht die Sinnhaftigkeit der Person oder Sache in Frage stellt. Husserl geht nun davon aus, dass diese Sinnhaftigkeit etwas ist, das wir den Sachen beilegen. Ein Beispiel dafür ist die so genannte Täuschung. Schauen wir uns eine Schaufensterpuppe in einem Schaufenster an,können wir überrascht bemerken, dass es sich nicht um eine Puppe, sondern um einen Menschen gehandelt hat. In diesem Augenblick schlägt die Täuschung um,es verändert sich der Sinn dieser Figur. Dr. Flatscher hat uns klar gemacht, dass wir nie eine absolut wahre Wirklichkeit annehmen können.


Daniel Ziegelmayer: Die Vorlesung von Herrn Prof. Flatscher fand ich äußerst spannend, vor allem, weil sie für mich den ersten Kontakt mit der Phänomenologie darstellt. Doch der Vortrag war für mich mehr eine kurze Erklärung, dass es Phänomenologie überhaupt gibt, und keine "Einführung in die Phänomenologie", was aufgrund der zeitlichen Begrenzung auch nicht anders möglich war. Es fällt mir schwer, irgendwelche Fragen oder Diskussionsthemen aufzugreifen, weil dafür vermutlich eine ausführlichere Auseinandersetzung mit der Phänomenologie nötig wäre.

Die erste Frage, die mir in den Sinn kam, war: Was sind überhaupt die Ziele bzw. die Auswirkungen der Phänomenologie? Wenn wir Gegenstände nie komplett erfassen können, sondern nur perspektivisch und in Abschattungen, was bedeutet das dann für die empirischen Wissenschaften? Das führt mich zu der nächsten Frage: was genau bedeutet der Satz: "Es gibt keine wahre Welt hinter der phänomenalen!" ?

In der Vorlesung wurde nicht erwähnt, wie die Phänomenologie zur Mathematik steht. Als Beispiel möchte ich eine Pyramide betrachten. Sinnlich kann ich sie nicht komplett erfassen, es gibt immer eine Rückseite, die ich nicht sehe (jedoch hinzudenke). Mathematisch kann ich jedoch die Form der Pyramide genau definieren und beschreiben, wenn ich eine Seite der Pyramide kenne, kenne ich auch die anderen.

Weiters hält sich die Phänomenologie in einem euklidischen, dreidimensionalen Raum auf. Natürlich, unsere Wahrnehmung, unser ganzes Leben ist hier beheimatet. Wie verhält sich aber das Ganze in einem anderen Raum? Vier- oder mehrdimensionale Räume sind von uns rein Gedanklich schon nicht mehr vorstellbar und nur noch mathematisch zu beschreiben. Aber zwei- oder eindimensionale Räume kann man sehr wohl wahrnehmen. Wenn ich einen Punkt auf einem Blatt Papier betrachte, kann ich diesen doch komplett erfassen. Es gibt keine Rückseite, die ich mir dazudenken könnte (außer die Rückseite des Papieres, doch ich betrachte nur den Punkt, der auf dieses Papier gemalt wurde).

Diese ganzen Fragen könnten sich aufklären, wenn ich die Phänomenologie genauer studieren würde. Was mich zurück zu meinem ersten Punkt bringt: die Vorlesung war eine Erklärung, dass es Phänomenologie gibt, für mehr hat die Zeit nicht gereicht. Man könnte sagen, Herr Flatscher hat für sein Spezialgebiet Werbung gemacht, und wenn ich mir die Reaktionen der Anwesenden ins Gedächtnis rufe und die Kommentare hier lese, ist ihm das durchaus gelungen, auch mich hat er damit in seinen Bann gezogen.

Mathias Pöschko: Für interessant halte ich den Gedanken der Bewandtnisganzheit. Heidegger sagte ja, er sähe "das Buch, nicht etwa eine Anzahl geschichteter Blätter". Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dem zustimmen soll. Für mich verhält es sich so: Zuerst ist da der sinnliche Eindruck. Dann erkenne ich das Objekt als Buch. Gleichzeitig ist das nicht. Relativ klar ist mir die Erläuterung unter Punkt a) gleich danach: Es sei kein Prozess, aus welchem sich der Katheder als Katheder zeige. Natürlich denkt niemand darüber nach- er erkennt es einfach. Aber... bedeutet das, das absolut kein kognitiver Prozess dahinter stecken kann, hinter diesem Mir- Erscheinen des Katheders als Katheder? Das glaube ich nicht; bestimmt liegt eine gewisse Leistung unseres Gehirns dahinter! Allerdings ist es sicherlich auch so, dass wir- unser Gehirn- einfach ein Buch auf diesem Katheder erwartet. In diesem Sinne hat Heidegger schon recht, wenn er von allen möglichen Kontexten spricht. Würden wir denn mit selbiger Festigkeit auf einem Berggipfel ein Buch erkennen?

Bemerken möchte ich noch, dass mich Matthias Flatschers Vorlesung und vor allem die Art, in welcher er vorgetragen hat, sehr an moderne Kunst erinnert hat. Als er etwa seine eigene Trinkflasche in seinen theoretischen Vortrag eingebunden, ja sogar an ihr seine Theorie demonstriert hat. Das hat schon viel von geistiger Gewandtheit und Kreativität!

Simon Nothdurfter: Die letzte Vorlesung von Prof. Flatscher fand ich sehr spannend und interessant. In einfacher Sprache hat er es geschafft, uns einen sehr schönen Einblick in das philosophische Feld der Phänomenologie zu liefern. Besonders interessant und auch eileuchtend fand ich die Idee des Bewusstseins als Bezogenheit zur Welt, als immer schon bei den Dingen seiend. Der Begriff Bewusstsein, der doch mit viel Komplexität verbunden zu sein scheint, wird aus Sicht der Phänomenologie etwas sehr klares, so scheint es mir zumindest. Die Frage wann Bewusstsein entsteht, stellt sich nicht, aufgrund der Annahme es sei immer schon draußen bei den Dingen und nicht von denen zu trennen, nicht ohne sie zu denken.

Benjamin Hann: Die Phänomenolgie zeigt, meines Erachtens, wie spannend es sein kann, über die alltäglichsten Beobachtungen zu philosophieren; die Wahrnehmung des Kugelschreibers am Schreibtisch, etc. . Interessant wäre zu wissen, welche Motivation hinter der Phänomenologie steckt -> wodurch unterscheidet sich die Phänomenologie von der bisherigen Philosophie bzw. was wird an ihr kritisiert? Durch die Annahme, dass „keine wahre Welt hinter der phänomenalen“ existiert, wird jeder spekulative Zugang zur Welt ausgeschlossen -> Religion, Seelenmodelle sind mit der Phänomenologie nicht vereinbar (?). Aber auch das Verhältnis zu wissenschaftlichen Theorien, die über die sinnlich-erfahrbare Wirklichkeit hinausgehen, scheinen problematisch. Heidegger schreibt diesbezüglich in „Was heißt Denken?“ (Reclam, S.28), eine niedergeschriebene Vorlesung aus dem WS 1951/52, „...daß eigentlich die genannten Wissenschaften (Anm.: Physik, Physiologie, Psychologie, wissenschaftliche Philosophie) darüber befinden, was an dem blühenden Baum (Anm.: oder an einem Kugelschreiber,...) als Wirklichkeit gelten dürfte und was nicht“ .


Thomas Karner: Die Ringvorlesung von Dr. Flatscher fand ich wirklich gut und verständlich vorgetragen. Er hat, wie ich finde, uns allen einen interessanten Einblick in, zumindest für mich, neue Bereiche der Philosophie geboten. Sofort war ich an die Frage vom im Wald umfallenden Baum erinnert, welche sich darauf bezieht, ob dieser nun ein Geräusch verursacht, wenn niemand vor Ort ist, der es hört. Wie wir gehört haben, ist Seiendes der Wahrnehmung transzendent, was bedeutet, dass die Dinge auch existieren, ohne wahrgenommen zu werden. Was ist aber mit dem Geräusch? Das Geräusch entsteht doch erst dann, wenn die Wahrnehmung vollzogen wird, wenn also die Schallwellen auf das Höhrorgan treffen. Man müsste also sagen, Fällt der Baum im Wald und niemand hört es, dann gibt es kein Geräusch - wohl aber die Schallwellen. Den Gedanken, dass Bewusstesein immer erst dann gegeben ist, wenn es Bewusstsein von etwas ist, ist wirklich sehr interessant. Am besten hat mir allerdings die Einführung in Derridas Dekunstruktion gefallen, vor allem die sich ständig, durch Wiederholungen, wieder neu schaffende Identität jedes Einzlenen von uns. Wir erfinden uns stätig neu. Keine Identität ist jemals fertig, oder abegeschlossen. Ich beobachte das immer wieder bei mir selbst, ob es nun ein Buch ist, welches ich jedesmal wenn ich es erneut lese, in einem anderen Blickwinkel betrachte (Beispiel in der Vorlesung), oder auch meine Herangehensweisen an die verschiedensten Problemstellungen im Alltag, bei welchen ich immer wieder über mich selbste erstaunt bin, gerade weil ich sie immer wieder neu auffasse oder neu beurteile. Das menschliche Sein als nie endendes Werden!


Benjamin Andreatta: Besonders interessant finde ich den Gedanken Heideggers, dass wir ein zum Beispiel ein Geräusch immer ALS etwas hören, auch wenn es uns unbekannt ist. Wir stehen also immer in Bezug zu unserer Umgebung und diese wird von uns ständig interpretiert. Darf ich nun davon ausgehen, dass ich bevor ich etwas aktiv zuordne und einschätze, ich das schon auf eine Art passiv , vielleicht unterbewusst, getan habe oder wird der Sachverhalt hier zu zugespitzt? Falls hier der „erste Eindruck“ wirklich eine so große Rolle spielen sollte, würde er dies doch auch in der Wissenschaft und somit sowieso eine jede „Wahrheit“ in den Kontext der Person stellen, zu einer Erkenntnis erlangt.


Björn Dade: Bemerkenswert erscheint mir wiederum der Aspekt der Sprache in der Philosophie. Sprache als Zugang zur Welt und als sich-in-ein-Verhältnis-setzen zur Welt. Heidegger insbesondere ist oft gescholten und belächelt worden für die Sprache, die er fand und erfand, um die Welt und unser Verhältnis zu derselben zu befragen. Und auch wenn manche seiner Etymologien, die er in Anwendung bringt, kritisch ist, so erlaubt dieser Ansatz doch neue, zuvor verschlossene, oftmals einzig unterschwellig bewußte Zugänge zur Welt, so bspw. die Übersetzung der ἀλήθεια als Un-Verborgenheit. Derridas Dekonstruktivismus nimmt die Gesamtheit der Phänomene und damit der Welt als Text und untersucht dieses "alles, das Text ist" auf seine Möglichkeit und Bedingung hin. Damit rückt die Versprachlichung der Welt in der philosophischen Untersuchung wiederum in der Vordergrund: Nur darin lassen sich die Bezüge ins Bewußtsein und somit aus der Welt her-vor-bringen, was nicht zuletzt eine Rolle spielt, wenn die Philosophie als Wissenschaft das Seiende nach Wahrheit befragt und auf die Wahrheit hin befragt.


Ipek Dalgic: Leider konnte ich an der Vorlesung von Herrn Dr. Flatscher nicht teilnehmen, so dass ich mich im Folgenden nur auf die Folien beziehen kann. In der phänomenologischen Betrachtungsweise soll sich das Betrachtete von sich selbst her zeigen. Denn nur im Hinblick auf die Verfassung „des sich selbst Zeigenden“, kann eine Annäherung an das ursprüngliche Sein des Seienden erfolgen. Laut Husserl gibt es keine Subjekt-Objekt Spaltung. D. h. die Welt und das Bewusstsein erzeugen einen Ablauf. Demnach ist das Dasein nicht isoliert, sondern immer „draußen“ bei den Dingen. Diese Bezogenheit bewirkt, dass sich das jeweilige Dasein nicht aus seiner eigenen Leiblichkeit heraus versteht, sondern die fortwährende Neigung besitzt sich aus einem Seienden zu verstehen, dass es nicht ist. Das bedeutet, dass das Dasein in seinem Vollzug immer auf etwas Gegebenes angewiesen ist. Also, ohne einen Bezug auf Seiendes- kein Bewusstsein. Ein Techniker beispielsweise, der sich in seiner täglichen Arbeit und Wahrnehmung stetig auf die Mechanik als zentralen Gegenstand seiner Lebenswelt bezieht überträgt diese Auffassung des Seins eventuell auch auf die körperliche sowie psychische Funktionsweise des Menschen. Wäre diese Auffassung auch nicht als eine Gefahr zu verstehen und welche Auswirkungen kann sie im Großen bewirken? Laut Heidegger wird und Seiendes in einer „um-zu“ Relation erschlossen. Dieses „um-zu“ ist in einen Gesamtzusammenhang eingebettet. Beispielsweise betrachten wir einen Stift nie als isoliert, sondern immer in seiner Funktion, „um-zu“ schreiben. Ohne den Zeugzusammenhang gibt es kein einzelnes Zeug. Weiters fand ich die Ansicht Derridas, dass etwas nicht abgeschlossen ist, sondern in der Wiederholung entsteht sehr interessant. Beispielsweise versteht man sich nach dem Lesen eines Buches anders als vor dem Lesen. Die Welt wird anders verstanden- Man ist nie derselbe, der man vorher war.


Dan Siserman: Meiner Einsicht nach, Heideggers Begriff In-der-Welt-Sein vielleicht der wichtigste Wendpunkt des modernen Denekens im Bereich der Ontologie und Metaphysik ist. So geht er von dem Dasein aus, also dem Sein eines bestimmten Seienden, das ’’je ich selbst bin’’. Mit diesen Formulierung umgeht Heidegger die allgemeine Kategorie Mensch, da er auf das einzelne, konkret ausgezeichnete Sein abzielt, das jeder selbst ist. Also bezeichnet Heidegger mit dem Begriff ’’Dasein’’ die menschliche Existenzform, sofern sie um ihre Sterblichkeit weiß und nach der Wahrheit des Seins sucht, also als einen ’’In-der-Welt-Sein’’. Im Rahmen seiner Fundamentalontologie betont Heidegger, dass sich der Mensch von je her in einem sprachlichen oder handelnden Verhältnis zur Welt als immer schon erkannter befindet. Heidegger wendet sich dabei insbesondere gegen die philosophischen Anstrengungen, Ich und Welt zu trenne, wie sie von Descartes bis Husserl betrieben worden sind. So wird erstens eine Wiederentdeckung der reinen Ontologie, weil nachdem im Zuge der descartischen und der kantischen Philosophie die Ontologie zu Gunsten der Erkenntnistheorie in den Hintergrund getreten ist, erfhärt sie eine Rehabilitation bei Heidegger, der erneut die Kategorie des Seins in das Zentrum der Philosophie stellt. Der Tradition wirft er vor, sie habe das Sein immer vor dem Hintergrund der endlichen Dinge bestimmt und damit die ontologische Differenz zwischen Sein und Seiendem nicht genügend beachtet. (siehe Walter Biemel – Martin Heidegger (Rowohlts Monographie) ).


Simona Stockreiter: Mir persönlich hat der gesamte Vortrag sehr gut gefallen. Besonders interessiert hat mich der Gedanke, dass die Wirklichkeit in nichts anderem als in ihrer Erscheinung besteht, dass es keine andere Welt hinter der Phänomenalen gibt. Die Wirklichkeit, wie sie in ihrer Mannigfaltigkeit und Veränderlichkeit gegeben ist, ist nicht einem „wahren Sein“, einer darüber hinausgehenden Wirklichkeit unterzuordnen. Diese ist auszuschließen. (kann ich dann noch zwischen Seiendem und Sein differenzieren?) Wenn ich richtig verstanden habe, gibt es also keine eigentliche, unveränderliche Wesenheit der Dinge. Wenn es keine wahre Welt hinter der phänomenalen gibt, kann es nichts geben, was nicht von uns wahrgenommen werden kann. Der Glaube an das Übernatürliche, an Gott, die Seele wird doch hier denke ich problematisch. Weiterhin hat mich der Gedanke der Wiederholbarkeit fasziniert. Eine Identität ist keine fertige, etwas ändert sich immer wieder, kann anders, daher nie restlos verstanden werden. Etwas ist also „permanent zu sich unterwegs“ und immer schon in seiner Unmittelbarkeit in sich gespalten. Dieser Gedanke, gefällt mir sehr gut, da er auf seine Art etwas beruhigendes hat. Eine Identität liegt nicht fertig vor, sondern ist einer ständigen Entwicklung Veränderung und Neuerfindung unterzogen.


Martin Sellner: Das Thema der Vorlesung Prof. Flatschners war besonders interessant, da gerade die Phänomenologie, und ihre Nachwirkung eine effektiv politische Auswirkung auf unsere Gesellschaft hatte und hat. Husserl geht von dem unmittelbar erfahrbaren aus- diese Eindrücke als einfachste Baussteine sollen in Relation zueinander und zum beobachtenden Subjekt ein System ergeben. Ich sehen eine Problemstellung, die schon in der Antike ebenso auftrat anklingen, auf die ich näher eingehen möchte: das Beispiel von der Münze welche von zwei verschiedenen Seiten gesehen wird. Die VO zeigte dass Husserl kein Sensualist war- die Dinge sind für ihn unabhängig von der Wahrnehmung da (d a s etwas erscheint ist für ihn objektiv)- sie werden nur stets aus unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommen, was die Differenz zwischen Wahrnehmung und Wahrgenommenem bewirkt. Die Unvollkommenheit dieser Warhnehmung wird von Husserl aber als notwendig im Raumzeitlichen Kontext gesehen- er verneint daher die Existenz einer Welt hinter den Dingen deren schwacher Abglanz sie sind; eines „Reichs der Ideen“. Letztlich heilt er die Unvollkommenheit der Wahrnehmung über die, auf mich bemüht wirkende Behauptung: der Schatten des nicht-wahrgenommen ist quasi in der unvollkommenen Wahrnehmung enthalten

Ich finde in diesen Aussagen so wie ich sie verstehe eine gewisse Unlogik: Wenn die Wahrnehmung unvollkommen ist, so erfordert die Erkenntnis dieser Unvollkommenheit implizit die Existenz eines Vollkommenen. Wenn wir einen exakt geraden Strich malen wollen und daran immer scheitern müssen, so erfordert dieser krakelige Stich als Vorbild einen volkommenen. Der Mensch denkt immer in Absoluten. Wenn wir die Realität (oder Meinetwegen Erscheinungen) warhnehmen urteilen wir immer über sie in Gesicht eines Absoluten, auch die Wahrnehmung selbst wird ja immer einer absoluten Wahrnehmung, des Wesens der Dinge entgegengestellt. Macht das Husserl nicht auch wenn er von einer Diskrepanz zwischen Wahrnehung und Wahrgenommenen spricht? Mit welchem Recht kann man behaupten es gäbe keine Welt hinter den Erscheinungen, wenn wir doch die Erscheinungen und unsere Wahrnehmung der selben immer mit ebensolchen über/hinter ihnen stehenden Absoluten vergleichen, und die Welt stets als „halb“ und unvollkommen empfinden?


Zmaritz Michaela: Das Thema der letzten Ringvorlesung fand ich sehr anregend, wie vermutlich die meisten der Anwesenden, gemessen an der nahezu widerspruchslosen – ja vielmehr geforderten Überlänge. Das Phänomen der Gerichtetheit auf die Welt, der Ansatz des immer schon draußen sein bei den Dingen ist für mich ein Faszinierender. Trotz des perspektivischen Wahrnehmens immer schon eine ganzheitliche Erfahrung zu machen lässt Alltägliches ja unter einem anderen Licht erscheinen. Die gesamte Bezogenheit richtet sich damit ja auf hier und jetzt und durch die Rückgebundenheit auf die wahrnehmende Person wirft für mich die Frage auf, was wir unter diesem Aspekt denn dann Objektivität nennen. Sie kann ja eigentlich nur eine „Scheinbare“ sein – eben eine Erscheinende. Bei der Durchsicht meiner Notizen habe ich für mich dann aber feststellen müssen, dass alles was mir im „Moment“ der Ringvorlesung schlüssig und nachvollziehbar erschienen ist, jetzt nur sehr schwer zu „wiederholen“ ist. Ich also den „Kern“ selber nicht wiederholen kann – sich der Inhalt der Vorlesung in eine „Quasi-Identität“ gekehrt hat. Da sitze ich nun mit meinem Dilemma und kann nur darauf hoffen, dass das immer unterwegs Bleiben und das offen Bleiben des Verstehens gut anhält und ich bei der kommenden Auseinandersetzung mit Phänomenologie und Dekonstruktion ich durch „Wiederholung“ und „anderen Perspektiven“ dann nachhaltiger und begreifender bei den Dingen bin.  In jedem Fall eine extrem spannende Angelegenheit, in Anbetracht dessen, dass man sich selber immer mitnimmt in jeglichen Akt von Bewusstsein und damit von Verstehen über und mit der Welt.


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