Kennziffernsysteme in der Pädagogik

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Matrikelnummer: 0402308
Studienkennzahl: A297

Einleitung

Diese Arbeit soll Einblick in die Verwendung von Kennzahlen und Kennzahlensysteme geben, auch im Bezug auf Hochschulen / Universitäten.
In den ersten Kapiteln werden die Begriffe, welche für das Verständnis von Kennzahlen wichtig sind, genauer definiert und ihre Bedeutung in Bezug auf das Thema erläutert. In den darauf folgenden Abschnitten wird auf die Verwendung in den verschiedensten Bereichen näher eingegangen, um so einen Überblick auf die zahlreichen Anwendungsgebiete zu erleichtern.
Der letzte Abschnitt befasst sich mit der Anwendung von Kennzahlen auf Universitäten / Hochschulen.
Eine Frage die in dieser Arbeit beantwortet werden soll ist, ob sich Kennzahlen in der Hochschule überhaupt rentieren oder ob sie in diesem Bereich überflüssig sind, da sich Hochschulen nicht in der Marktwirtschaft beweisen müssen.

Definitionen

Kennzahlen
Kennzahlen sind Zahlen, welche einen quantitativen messbaren Sacherhalt wiedergegeben. Sie liefern einen qualitativen Überblick über Zustände, Eigenschaften oder Leistungen in einem System oder einer Organisation und können dadurch die Rationalität von Prozessen erhöhen. Sie sollen sowohl relevante Tatbestände als auch Zusammenhänge in einfacher, verdichteter Form kennzeichnen und ablaufende Aktivitäten transparent machen. Da Kennzahlen informative Größen sind, müssen sie das Merkmal der Zwecksorientierung erfüllen. Kennziffern sind jedoch immer vergangenheitsorientiert.


Kennzahlenwert
Der Kennzahlenwert ist eine ermittelte Zahl mit Maßeinheit. Sie wird zu einem bestimmten Stichtag von der betrachteten Größe gemessen und gibt als Zielwert den von der Unternehmensführung gewünschten Kennzahlenwert an. Es muss jedoch nicht ein genauer Wert sein, sondern kann auch in einem bestimmten Bereich liegen, bevor Maßnahmen gesetzt werden ( = der Eingriffswert).

    z.B. An einem Seminar nehmen am 1.2.06 20 Leute teil. ( = zu einem bestimmten Stichtag ermittelter Wert einer betrachteten Größe)
      Die gewünschte Teilnehmerzahl liegt jedoch bei 30 Leuten. ( = der Zielwert)
      Es sollen zwischen 25 und 35 Studenten an dem Seminar teilnehmen.( = ein definierter Schwellenwert)


Indikatoren
„Indikatoren sind Kennzahlen, die einen Schluss auf Größen ermöglichen, welche nicht unmittelbar quantifiziert werden können, aber von besonderem Interessen sind. Dabei kann jedoch kein gesicherter, exakt beschreibbarer Zusammenhang zwischen der interessierenden Größe und dem stattdessen beobachteten Indikator hergestellt werden. Die Wirkungszusammenhänge beruhen vielmehr auf Vermutungen.“ (Tropp 2002. Seite 4)


Kennzahlensysteme
Kennzahlensysteme entstehen aus der systematischen Anordnung von Kennzahlen heraus. Die quantitativen Variablen, welche auf ein gemeinsames und übergeordnetes Ziel hin ausgerichtet sind, stehen in Beziehung zueinander – sie ergänzen oder erklären sich gegenseitig.

Arten von Kennzahlen

Es gibt 2 Arten von Kennzahlen


Absolute Zahlen:
Eine absolute Zahl ist dann gegeben, wenn eine Zahl unabhängig von einer anderen Zahlengröße dargestellt wird.

    z.B. Studentenzahl
      Veränderung der Studentenzahl
      Projektbudget
      Projektlaufzeit


Relative Kennzahlen (Verhältniszahlen):
Relative Kennzahlen verbinden verschiedene oder gleiche Sachverhalte zu einem sinnvollen Quotienten. „Dabei werden drei Grundformen unterschieden.

    • Gliederungszahlen, die den Anteil einer Größe an der Gesamtmenge angeben
    • Beziehungszahlen, welche die Beziehung zwischen zwei unterschiedlichen, kausal verknüpften Größen herstellen und
    • Indexzahlen, die den Zeitverlauf darstellen.“ (Landes 2005, Seite 6)


Arten von Kennzahlen
Absolute Kennzahlen
Verhältniszahlen
Summen
(ggf an einem bestimmten Stichtag)
Zahl der Studenten,
Gesamtkosten
Gliederungszahlen
(Teilmengen: Quoten, Anteile)
% der häufigsten Abbruchgründe
Differenzen Veränderung der Zahl der Studenten,
Gesamtkosten
Beziehungszahlen
(Korrelationen: zwei Größen werden zu einander in Beziehung gesetzt)
Kosten pro Student
Mittelwerte Durchschnittszeit der Studiendauer Indexzahlen
(Auf eine Basisgröße bezogene Zahlen)
Studienabbrüche im Vergleich zu anderen Jahren

(vgl. Olev: Kennzahlen)

Relationen von Kennzahlen

Dimensionsbehaftete Relationen:
Dimensionsbehaftete Zahlen sind dann gegeben, wenn eine Dimension von Raum und Zeit abhängig ist. Die Maßeinheit einer Größe wird dabei als Dimension bezeichnet.

    z.B. Stundensätze
      Krankentage pro Mitarbeiter
      Kosten pro Student


Dimensionslose Relationen:
Von Dimensionslosen Zahlen ist dann die Rede, wenn der Größenwert von zwei Zahlen auch ohne Einheit angegeben werden kann. Zur besseren Veranschaulichung werden diese zwar oft angegeben, aber diesen entspricht keine Dimension (vgl. Wikipedia: Dimensionslose Größen). Dimensionslose Kennzahlen ergeben sich meist durch eine Entdimensionalisierung (= das teilweise bis vollständige Entfernen von Einheiten durch eine geeignete Substitution von Variablen) des mathematischen Modells. (vgl. Wikipedia: Dimensionslose Kennzahl)

    z.B. Prozentuales Wachstum
      Umsatzrenditen Fertigstellungsgrad


Damit eine Kennzahl als gültig angesehen werden kann, muss der genaue Zeitraum oder Stichtag der Bestimmung angegeben werden.


Bedeutung von Kennzahlen

Kennzahlen sind besonders wichtig, wenn man ein Management gut führen möchte. Sie haben viele Bedeutungen, welche sie eindeutig als Kennzahlen auszeichnen.
Unter anderem ersetzten sie Urteile, welche nur intuitiv sind, durch nachprüfbare Daten und ermöglichen somit ihre Diskutier- und Überprüfbarkeit. Komplexe Realitäten werden überschaubarer und wichtige Aspekte sensibilisiert. Dadurch ermöglichen sie das Wahrnehmen jener Aspekte, welches ohne Kennzahlen eventuell nicht möglich gewesen wäre.
Zusätzlich erlauben sie es, konkrete und messbare Ziele zu formulieren, welche ohne Kennzahlen gar nicht messbar gewesen oder niemals formuliert worden wären. Durch diese Vorgaben, welche eben genannt wurden, ermöglichen sie Vergleiche. Diese müssen nicht nur untereinander stattfinden, sondern können auch mit anderen Kennzahlen erfolgen. Diesen Vorgang nennt man „Benchmarking“. Benchmarking bedeutet das besser werden durch lernen von anderen.

Kennzahlen sind für die Verwaltung eines Managements „unverzichtbar um die Erfüllung der verfassungsrechtlichen Verpflichtung zu wirtschaftlichem Handeln erkennen und nachweisen zu können.“ (Olev: Kennzahlen)

Die Entwicklung, Pflege, Nutzung und Auswertung von Kennzahlen ist eine der wichtigsten Aufgaben des Controlling. (vgl. Olev: Kennzahlen)


Funktionen von Kennzahlen

Wahrnehmungsfunktion:
Kennzahlen zeigen die Komplexität von Aspekten, welche sonst weniger wahrgenommen werden und machen diese bewusst und greifbar. Dazu ersetzen sie die intuitiven Urteile durch nachprüfbare Daten.


Kommunikationsfunktion:
Die Kommunikationsfunktion ist das Auseinandersetzen mit Kennzahlen durch eine versachlichte Diskussion. Hierbei werden die dokumentierten Aspekte diskutiert und deren Entwicklung kritisch begutachtet.


Anreizfunktion:
Durch das Diskutieren und der kritischen Entwicklung der Aspekte wird man dazu angereizt mögliche Verbesserungen zu entwickeln und umzusetzen.


Controllingfunktion:
Durch Kennzahlen lassen sich gesetzte Ziele und deren Fortschritt überprüfen um möglichen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Sie ermöglichen Vergleiche, welche objektiv und nachprüfbar sind.


Marketingfunktion:
Durch positive Erfolge erlangt man die Unterstützung der Öffentlichkeit.


Objektive und Nachprüfende Vergleiche (mit Hilfe von Kennzahlen)

Es gibt 3 Arten um Kennzahlen objektiv zu vergleichen und nachzuprüfen.


Vergleiche über die Zeit hinweg:
Ist die Situation besser/schlechter geworden? Wie hat sich der Trend entwickelt?
(z.B. mit Periodenvergleichen, Zeitreihenvergleichen)


Vergleiche mit anderen Kennzahlen:
Wie sieht es im Vergleich mit anderen Organisationen aus? Wie hat sich die Situation in den letzten Jahren geändert?
(z.B. Benchmarking)


Vergleiche zwischen dem Soll und Ist:
Wurden die gesetzten Ziele erreicht und wenn nicht, was wurde falsch gemacht?
(z.B. Soll-Ist-Vergleiche)


Durch Kennzahlen wird das wissenschaftliche Handeln, zu dem man von der Verfassung her gesetzlich verpflichtet ist, erfüllt. Die Organisationen werden durch die Bekanntgabe von Kosten und Leistung/Qualität nach ihrem wissenschaftlichen Handeln beurteilt. Damit wird festgestellt, ob ein günstiges Verhältnis zwischen den beiden Faktoren hergestellt wurde.
Die Verwendung von Kennzahlen entspricht dem Prinzip "Sachliche Entscheidungsfindung" des Qualitätsmanagements nach ISO 9000 (Olev: Kennzahlen)

Probleme bei der Verwendung

Kennzahlensysteme sind nicht selbsterklärend, da die Daten nicht für sich selber sprechen. Kennzahlenwerte bedürfen daher immer einer gewissen Interpretation, da nicht der Faktor selber, sondern nur die Indikatoren gemessen werden.
Wenn dies nicht beachtet wird, kann es bei der Steuerung von den Werten zu Fehlern kommen, welche dadurch auch schaden anrichten können. Dies ist aber nicht unbedingt als negativ gegenüber den Kennzahlen anzusehen, sondern soll nur darauf hinweisen, dass die Verwendung nicht unbedacht erfolgen sollte.
Bei der Benützung des Instruments, muss unter anderem beachtet werden, dass Kennzahlen oft nicht „unmittelbar, genau und verlässlich messen, was eigentlich interessiert, sondern leichter verfügbare Daten als Indikatoren (Anzeiger) verwenden ("Indizien")“ (Olev: Kennzahlen).
Sie beziehen sich nicht nur auf ein Ziel, sondern immer auf mehrere, was auf die Zielpluralität hinweist. Probleme, welche sich ergeben können, sind oft untereinander vernetzt, jedoch wird dies nicht von den Kennzahlen angezeigt. Diese Probleme sind zum Beispiel Nachhaltigkeit und strategische Auswirkungen.
Die Anwendung von Kennzahlen erfordert eine gewisse Kompetenz, da die unbedachte Verwendung und Interpretation zu Fehlern führen kann.
Wenn man Kennzahlen anwendet, müssen Objektivität, Validität und Reliabilität als die klassischen empirischen Merkmale gegeben sein und die Ergebnisse an die Situation angepasst interpretiert werden. Auch ist zu überprüfen, ob das gemessene Merkmal dem gewünschten Ziel entspricht und nicht nur Meinungen über Fakten sind.

Kriterien für die Auswahl und Bewertung von Kennzahlen

Da die Bedeutung von Kennzahlen für Projekte sehr wichtig sein kann, sind auch deren angemessene Auswahl und Definition von großer Wichtigkeit. Dazu wurde von der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (=KGSt) 1999 die wichtigsten „Kriterien für die Gestaltung von Kennzahlen zusammengefasst.“ (Olev: Kennzahlen) Diese Beziehen sich auf die Steuerung, Wirtschaftlichkeit der Erhebung und auf den Empfänger selbst. Für die Steuerung ist es wichtig, dass Kennzahlen zielbezogen, beeinflussbar und relevant sind. Zusätzliche Bewertungskriterien wären unter anderem, dass sie nicht manipulationsanfällig sein sollen, noch eine unerwünschte Anreizwirkung haben.
Die Wirtschaftlichkeit der Erhebung ergibt sich aus der Verfügbarkeit und dem Erhebungsaufwand, sowie einer gegebenen Dauerhaftigkeit der Zahlen. Auch der Nutzen für die Steuerung muss erkannt werden. Für den Empfänger ist es von Bedeutung, dass die erhobenen Kennzahlen verständlich, schnell zu interpretieren und eindeutig sind. So können sie für ihn eine glaubwürdige Datengrundlage bilden.

Kennzahlen in den verschiedensten Bereichen:

Kennzahlen werden in jeglicher Art von Management angewendet, da sie in der Wirtschaft eine große Rolle für die Überprüfung von Prozessen spielen.
So werden sie zum Beispiel in der Betriebswirtschaft angewendet um Bilanzen zu veranschaulichen und auch das Contolling und Benchmarking stützen sich auf Kennzahlen. Die Balanced Scorecard, welche die Visionen und Kennzahlen in einem Unternehmen auf 4 Bereiche – nämlich Finanzen, Kunden, Lernen und Entwickeln, Interne Geschäftsprozesse – aufteilt, wurde ursprünglich von kennziffernbasierenden Systemen genutzt.
Bei der EFQM (European Foundation of Quality Management) werden die zuvor erfüllten Kriterien in Kennzahlen umgewandelt, damit ein Vergleich zwischen anderen Organisationen erfolgen kann.
Auch in der Metallindustrie werden Kennzahlen angewendet. Man kann eigentlich sagen, dass Kennzahlen und ihre Systeme in jedem Bereich unserer Gesellschaft zu finden sind, da sie Vergleich mit sich und anderen Bereichen zulassen.

Kennzahlen in Hochschulen

Hochschulen sind staatlich gelenkte Non-Profit-Organisationen.
Auf ihnen lassen sich keine singulären monetären Leistungsmaßstäbe anwenden, wie in der Wirtschaft. Deswegen werden auf Universitäten Indikatoren verwendet, da nur in wenigen Bereichen eine Benennung der Wertgrößen möglich ist.
Ein großes Problem, womit man in Universitäten zu kämpfen hat, ist die unzureichende Datenlage. Die Aufbereitung und Erfassung von Daten wird meist nicht so professionell durchgeführt, wie bei Profit-Organisationen, da sie sich nicht in der Wirtschaft beweisen müssen. „Deshalb ist eine strategisch-abstrakte Diskussion über die Auswahl relevanter Kennzahlen und deren Verknüpfung durch die mehr operative Frage nach der Verfügbarkeit und Qualität zu ergänzen. Eine umfassende Debatte des Nutzens von Kennzahlen könnte auf diese Weise zu einem Ausbau der Informationsstruktur an den Hochschulen beitragen.“ (Tropp 2002. Seite 128) Bei der Lehre lassen sich im Gegensatz zur Forschung ein relativ hohes Maß von Übereinstimmungen erkennen. So muss bei der Forschung erst geprüft werden, ob sich der Vorgang „adäquat durch quantitative Größen wiedergeben“ lässt. (Tropp 2002. Seite 128)


Zahlen können reale Prozesse nur unter ausgesuchten Aspekten untersuchen und daher nie ihre ganze Wirklichkeit wiedergeben. Trotzdem stellen sie ein wichtiges Instrument zur komprimierten Wiedergabe und Einordnung von Leistungen und deren Merkmalen dar. Im Bereich der Universitäten wurde dies lange ignoriert, mit der Begründung, dass Forschung und Lehre nicht quantifizierbare Vorgänge wären.


Jedoch kann man durch „ein theoretisch begründetes Vorgehen durchaus zu Aussagen gelangen, welche den Wert einer Verwendung von Kennzahlen als Instrument zur Führung von Hochschulen unterstreichen.“ (Tropp 2002. Seite 129)

Resümee

Es lässt sich feststellen, dass unsere Gesellschaft auf Kennzahlen angewiesen ist, da dies den Organisationen einen Vergleich untereinander ermöglicht. Damit wird der Wettbewerb angekurbelt, da man die Ergebnisse anderer Betriebe kennt und zu den eigenen einen Bezug aufbauen kann. Es kann zu Irrtümern in der Erhebung der Zahlen kommen, aber dies passiert nur bei unbedachter Anwendung. Dadurch, dass sie jederzeit überprüfbar sind, ist auch der Betrug, welcher mit Kennzahlen erfolgen kann, ein wenig eingeschränkt. Dies und die schnelle Interpretierfähigkeit sprechen für die Anwendung und Verwendung dieses Instrumentes.


Literaturverzeichnis

LANDES, Benjamin: Handreichung zum Aufbau eines Berichtswesens in der kommunalen Kinder- und Jugendhilfe. In: ISS-Aktuell 4/2005, Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Frankfurt am Main 2005 Text
Seite 6-8


TROPP, Gerhard: Kennzahlensysteme des Hochschul-Controlling-Fundierung, Systematistierung, Anwendung. In: Bayrisches Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung. Monographien: Neue Folge, Band 36. München 2002 Text


KREMPKOW, Rene: Leistungsbewertung und Leistungsanreize in der Hochschullehre - Eine Untersuchung von Konzepten, Leistungskriterien und Bedingungen erfolgreicher Institutionalisierung. Dresden 2005 Text
Seite 143-147


Projekt Magazin – Das Fachmagazin im Internet für erfolgreiches Projektmanagement Internetseite
(Zugriffsdatum: 06.06.2006)


OLEV (Online-Verwaltungslexikon – Management und Reform der öffentlichen Verwaltung)


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