Gewusste Welt
Wissen unterteilt die Welt in eine gewusste und (noch) nicht gewusste Welt. Teile der nicht gewussten Welt werden markiert, mit Wissen erfasst und somit zu einem Teil der gewussten Welt. Die gewusste Welt markiert den Bedarf für Wissen, zugleich ist es selbst eine Form von Wissen, den Teil der gewussten Welt als besser wahrzunehmen.
Das Wissen der gewussten Welt wird kategorisiert und als relevant wahrgenommen, während das Nichtwissen nur als nicht Gewusstes zurückbleibt (so wurden Nutzpflanzen weiter kategorisiert, während verschiedene Arten von Unkraut lange Zeit nur Unkraut blieben). Die Orientierung erfolgt jedoch immer an der Grenze des noch nicht gewussten Teils. Jedes Forschungsergebnis verschiebt die Grenze zwischen gewusster und nicht gewusster Welt und eröffnet einen neuen Horizont: Neues Nichtwissen wird sichtbar, welches es zu erforschen und zu kategorisieren gilt. Problembewusstsein, dass Wissen, dass spezielle Teile der ungewussten Welt wissenswert wären, kann sich jedoch nur anhand der Grenze zwischen gewusster und nicht gewusster Welt auf Seite der gewussten Welt entwickeln.
Ein Beispiel: Nur eine Gesellschaft, die Fortbewegung als Problem bzw. deren Lösung als relevantes Wissen ansieht und das Mobilitätsproblem gelöst hat, kann wissen, dass es wissenswert wäre, das Treibstoffproblem zu lösen. Mit anderen Worten: Die Markierung von Wissenständen führt dazu, dass weitere Wissensprobleme sichtbar werden.
Mit zunehmender Spezialisierung des Wissens gibt es keine für eine Mehrheit der Bevölkerung geltende Einteilung der Welt in gewusste und nicht gewusste Welt, sondern immer nur eine individuelle Einteilung (und somit auch nur eine individuelle Problemsicht). Dies führt zu dem Problem, dass jeder (Wissens-)Arbeiter sein Wissen als relevantes Wissen gegenüber der Gesellschaft darstellen muss, um dieses Wissen weiter prozessieren zu können.