Ein runder Tisch
Philosophie ist "wesentlich im Elemente der Allgemeinheit" (PhdG 11, Hegel WW 3, stw). Statt Informationen zu sammeln, um sie dann zu verallgemeinern, begreift sie Begriffe und beurteilt Urteile. Seit der griechischen Antike ist diese Tätigkeit als Beschäftigung mit den vernünftigen Vorgaben des menschlichen Verhaltens aufgetreten. Ein derartiges Unternehmen liegt quer zum Erkenntnis- und Handlungsablauf selbst. Es nimmt eine selbst gewählte Sonderstellung innerhalb der Wissenschaften ein. Wittgenstein sagt im Tractatus logico-philosophicus, dass Philosophie "über oder unter, aber nicht neben den Naturwissenschaften steht" (4.111). Nach Hegel steht sie sicherlich drüber.
Nachdenken soll sich nicht an Einzelnem anhalten. Die Frage ist dann, worauf es sich bezieht. Begriffe stehen immer schon in Zusammenhängen. Die Anatomie beschreibt das Schienbein, ein philosophischer Zugang befasst sich mit dem Platz von "Schienbein" in der Begriffsökonomie. Das ist natürlich nur ein Beispiel. Wie kommt die philosophische Untersuchung in Gang? Bekannt ist Hegels Ausspruch "Das Wahre ist das Ganze" (PhdG 24). Der Nachsatz präzisiert: "Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wissen." Zur Sache kommt man also nur über einen Entwicklungsprozess, aber damit wiederholt sich die Frage. Wo beginnt er und was sind die Bedingungen der Teilnahme an diesem Ablauf?
Hegel entwirft ein Szenario von bemerkenswerter Radikalität. Philosophie verfügt über keine von vornherein gesicherte Positionen. "Aber die Wissenschaft (i.e. die Philosophie), darin, daß sie auftritt, ist sie selbst eine Erscheinung ..." (PhdG 71), eine Stimme im Konzert der Meinungsvielfalt. Sie nimmt anfangs keine privilegierte Position im Kreis der Wissenschaften ein. Ihre Wahrheit muss sich in diesem Zusammenhang erst herausstellen. Dazu beginnt sie bei Minimalbedingungen.
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