Ein Gott für alle Menschen ?

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Eine zeitgenössische Travestie der Ringparabel?
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Anmerkungen zur Rhetorik des Video-Clips

"Vier Götter spielen Bridge" impliziert:

  • ihre "Hausmacht" wird abgeblendet
  • sie unterliegen dem Vergleich in einem Beurteilungskontext
  • dieser Kontext ist seinerseits nicht neutral (Bridge ist kein Metaspiel)

Gedankliche Verwischungen

  • das Herz-As fungiert in verschiedenen Spiel unterschiedlich (Bridge, Skat)
  • es gibt andere Karten, welche die Funktion des Herz-As erfüllen (Tarock: Skys)
  • die rhetorische Voraussetzung eines bestimmten Spiels zur Darstellung des Problemzusammenhangs des "einen Gottes" ist eine verdeckte reductio ad absurdum
  • oder auch: der Nachweis der Schwäche des Deismus als Religion (Esperanto)

das Gottesmodul

  • läßt sich der Begriff eines "höchsten Wesens" aus dem Kontext nehmen und vergleichend betrachten?
  • oder ist er so beschaffen, dass er den (externen) Vergleich von vornherein ausschließt?
  • vergleiche: "der höchste Berg" mit "der heilige Berg"
    • die Formulierung "der höchste Berg" ist gut relativierbar: es gibt einen höchsten Berg Hollands und Nepals
    • "der heilige Berg" ist nicht in diesem Sinn relativ
    • der Vergleich unterschiedlicher Berghöhen ändert wenig am Begriff der Höhe, während ein Vergleich zwischen heiligen Orten den Begriff des Heiligen stärker betrifft
  • "Welcher Berg ist heiliger?" - das ist ein Kriegsgrund
  • vergleiche Geburtsorte oder Erdbebenzonen: sie sind singulär und vergleichbar
  • die Zumutung des Gottesmoduls: jenseits der Vergleichbarkeit
    • "Bridge" ist dafür das falsche Bild
    • die Logik des Absoluten enthält Vorkehrungen gegen die Relativierung (Holismus, Geschichte, Kreisstruktur etc.)
    • vergleiche: Es gibt zwar unterschiedliche Währungssysteme, aber hier kannst Du nur mit Euro zahlen

Herausforderung

  • bedeutet die Vergleichbarkeit Gleichwertigkeit oder auch Gleich-Unwertigkeit?
  • in den Kulturen findet sich ein gemeinsames Modul, das jeweils verschieden implementiert ist
  • geht "das Höchste", "das Tiefste" etc. verloren, wenn es extern kontextualisiert wird?
  • probeweise in der Sprache des Kartenspiels formuliert:
    • Kann in meinem Spiel auch angesichts des Herz-As der Skys die höchste Karte bleiben?
    • Müssen alle Tarock spielen?

Mitschrift der Vorlesung (Petra Berger)




Noch eine Bemerkung zum "Bridge der Götter". Das was Herr Schwarz hier zeigt, also so wie er die Geschichte anlegt und erzählt, zeigt in meinen Augen das was die Hermeneutik als die "Vorurteilsstruktur des Verstehens" bezeichnet hat. Anders gesagt; es gibt für mich (und ich schließe von mir auf andere) keinen Standpunkt ausserhalb. Ich (wir) sind immer "embaedded"(schon wieder ein Modewort:-)). Und Herr Schwarz ist so sehr embaedded, dass er nicht bemerkt wie die so sinnvoll erscheinende Metapher des Kartenspiels automatisch wieder eine Konstellation ergibt die man als eine säkularisierte Sicht auf Religion bezeichnen kann. Niemand, der "in" einer (monotheistischen) Religion lebt, käme auf die Idee das der "eine GOTT" genötigt sein würde Karten zu spielen, es sei denn mit sich selbst. Ein Kennzeichen einer säkularen Rede über Religion ist, so weit ich sehe, immer schon eine Rede von draußen.--Dyade 13:13, 27. Nov 2005 (CET)


Das ist auch mein Kritikpunkt. Das Bild des Kartenspiels ist zunächst einmal akzeptabel. Ich kann den Kollegen verstehen, der sich gewundert hat, wieso man extra darüber spricht. Aber mit ein wenig Aufmerksamkeit (die von einem Philosophen zu erwarten wäre) bemerkt man schnell, dass sich das Bild nicht für eine Begegnung monotheistischer Religionen eignet. Darauf eine Sendung über "einen Gott für alle Menschen" aufzubauen kann nur zu fortgesetztem Zynismus führen. --anna 13:59, 28. Nov 2005 (CET)

Darüber, ob es akzeptabel ist oder nicht, läßt sich sicher streiten. Ungeachtet seiner Unsensibilität scheint mir das Beispiel aber schon dahingehend vollkommen falsch angesetzt, als es von einem Spiel der Götter anstatt einem Spiel der Gläubigen ausgeht. Da die Fragestellung der Sendung ja ganz spezifisch auf die Möglichkeit der Erfüllung menschlicher Glückserwartungen zielt, gälte es die Funktion der Karte Gott im Spiel dieser menschlichen Glückssuche zu erörtern (bzw. subsequent den Konflikt, der daraus entsteht, daß Menschen unterschiedlicher religiöser Überzeugungen unterschiedliche Karten als „absolut“ einsetzen wollen). --Jakob 21:47, 28. Nov 2005 (CET)




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