Diskussion:Erhabenheit und Zeitempfindung (ZuK)

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Farben, wildes Durcheinander?

Wenn man ein normales Gesichtsinn besitzt, sich beim vollem Bewußtsein befindet, kann man „Mannigfaltigkeit von wild durcheinandergewirbelten Farben“ gar nicht sehen. Im Sehen der Farben ist eine Ordnung, Bestimmtheit und Artikulation, aus dem einfachen Grund, weil die wahrgenommenen Farben eine Interpretation der Materie sind. Unser Körper, der ein System von organisierten Einzelzellen ist, interpretiert die Eigenschaften der gesehener Materie mit Farbempfindung. Der Akt des zuschreibens gewissen Farbe einer Oberfläche ist schon ein Akt des Ordnens, das unserer Gesichtsinn im Bruchteil der Zeit durchfürt. Meistens ist man sich dessen auch deswegen nicht bewusst, weil die Farbempfindung mit dem Tastsinn nicht zu verifizieren ist, und auch im Gedächtniss motorisch nicht zu fixieren. Im sehen ist schon ein Wissen. Wenn eine Person rot vom grün unterscheidet und die andere das nicht tut, dann hat die erste quantitativ und qualtiativ mehr Information, über die Oberflächen der bestimmten Gegenstände, als die andere. Andrej Skrbinek, --ask 09:15, 28. Feb 2005 (CET)

Auch Heidegger argumentiert gegen die Wahrnehmung blosser sinnlicher Mannigfaltigkeit. Das Zitat markiert insofern einen kontrafaktischen Grenzfall. Wahrnehmung ist tatsächlich "immer schon" mit Wissen verbunden. Ob man das mit der Beschreibung einer "blitzschnellen" Interpretation richtig trifft, ist allerdings noch die Frage. --anna 20:43, 5. Apr 2005 (CEST)

Wahrnehmung der Farben

Beim Sehen nimmt man Farben wahr, die Gestalten und Formen unterscheidet man durch Farbunterschiede. Farbempfindung ist eine Empfindung die unser Leib den außerhalb seiner selbst wahrgenommenen Bildern zuschreibt. Wahrgenommene Farbe ist ein Prädikat in der Sprache mit der unser Körper die Materie für sich selbst interpretiert um zuerst seinen Grundbedürfnissen nachzugehen, um zu überleben und Überschuss an Energie zu speichern, um innerhalb der Lebensdauer auch Zeit für freie Entscheidungen zu gewinnen.


Der erste Satz gibt eine neutrale Beschreibung des Alltagsverständnisses. Der zweite ist ungewöhnlich. Erstens schreibt nicht der Leib etwas zu. Das ist eine sprachliche Tätigkeit. Zweitens kann man den physiologischen Reizobjekten (Bildern?) keine Empfindungen zuschreiben. Man kann diesen Objekten das Auslösen von Empfindungen zuschreiben. "Der Körper interpretiert", nun gut, das ist eine Betrachtungsweise. Aber wenn "der Körper" damit "Zeit für freie Entscheidungen" gewinnen soll, ist sie etwas überzogen. --anna 08:11, 6. Apr 2005 (CEST)

Verstehe, dass ziemlich ungewoenlich klingt, wenn man behauptet, Leib schreibt etwas einem Objekt zu. Zuerst vielleicht was nicht gemeint ist

  • Die menschliche Sprache als Gegenstand der Linguistik.
  • Die menschliche Sprache als Gegenstand der logischen Sprachanalyse.

Die »Sprache« des Leibes, die gemeint ist:

  • im allgemeinen Sinne gemeint als ein System von Zeichen. Beim Sport verstaendigt man sich mit Zeichen. Man spricht von Programmiersprachen oder Computersprachen. [Seiffert: Einführung in die Wissenschaftstheorie. Bd. IV. 1997. S. 161ff]

Und so ist gemeint, dass unser Koerper als eine Art von hochkomplexen »Biomaschine« (menschliches Skelett ist eine Struktur mit mehr als 375 raumlichen Axen) durch Sinnesorgane die Umwelt abtastet, und zwar auf einer niederen Ebene von »Bios«, bevor sich Verstand ueberhaupt einzuschalten braucht. Auf der Ebene schon vermittelt das Auge Daten zwischen dem Objekt und dem Nervensystem des Koerpers, und die Daten werden nach einer bestimmten Art gesammelt, bedingt durch Aufbau des Auges, Netzhaut und ueber Nervenbahnen, nach bestimmten Protokol Richtung Cortex weitergesendet. Vielleicht uebersetzt das Auge das Licht vom Objekt in elektrische Stromsignale, die eine Zeichensprache fuer unser Nervensystem bedeuten. Waere nicht logisch, dass die Augen, als Organe, die anders gesehen zusammengeshlossene, organisierte Einzelzellen sind, eine genau bestimmte Aufgabe in Organisation und innerhalb der Struktur des Koerpers haben, und dass die so zusammengeschlossene Zellen miteinander »reden« muessen um nicht nur auseinaderzufallen, sondern auch viele andere, komplexere Aufgaben erfolgreich zu erfuellen? Unser Koerper schreibt einem Objekt eine Farbe zu. Ein Koerper signalisiert einem Bewusstsein, dass im gruenem Wald 1 Km entfernt ein rotes Punkt existiert. Ein anders gebauter Koerper wuerde einem anderen Bewusstsein das nicht signalisieren (einem Farbenblinden z.B.). --ask 19:56, 17. Apr 2005 (CEST)

Das sind zwei deutlich unterschiedene Bezugssysteme. Eine "Biomaschine" verfügt über bestimmte Funktionalitäten, eine Sprache über eine Semantik. Die Reizung der Retina ist ein physikalischer Prozess, die Deutung von schwarz (oder weiss) als Trauerfarbe ein semantisches Phänomen. Natürlich kann diese beiden Bezugssysteme vielfältig kreuzen. Dazu gibt es massenhaft Literatur (Stichwort Neurophysiologie). Mir scheint es nicht zur Klarheit beizutragen, wenn man einerseits einen Zellverbund (als biologisches Agglomerat) thematisiert und dann hinzufügt, dass diese Zellen doch (in irgendeinem Sinn) "miteinandner reden" müssen.

Man sollte Interaktion zwischen Objekt und Subjekt, die Wahrnehmung und Erinnerungsbilder nicht als statischen Zustaende, wie getrennte Dinge, sondern wie dynamischen Vorgang beachten, durch welchen das eine zum anderen wird. Die vollstaendige Wahrnehmung [Bergson: Materie und Gedächtnis. (1896) 1991. S. 59, 121f] wird durch zwei entgegensetzte Stroeme erzeugt, einer kommt vom aeusseren Gegenstand, vom Objekt, zweiter kommt vom Subjekt und seiner Erinnerung. Die Wahrnehmung entsteht in dem Punkt wo die beiden entgegensetzten Stroeme zusammentreffen. Erkennen kann man beim Prozess der Wahrnehmung eine Art syntaktische Dimension. --ask 06:49, 19. Apr 2005 (CEST)


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