Die Produktivkraft der Wissenskonstellation

Aus Philo Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche

Hegel beginnt weder bei der Sicherheit, noch beim Zweifel, sondern beim Aufeinandertreffen einer Position der Sicherheit mit einer Einstellung betrachtender Distanz. Die Frage ist: "Was weiss eine Person im ersten Zugriff von der Welt." Dieses Verhältnis könnte sich in einem Dialog entfalten. Das hieße, dass es eine Balance der wechselseitigen Ansprüche und Zuschreibungen gibt. Eine solche Annahme verträgt sich schlecht mit der Aufgabe, Wissen zu fundieren. Dialoge beginnen immer mitten im Bekannten.

Die Konstellation zu Beginn der PhdG ist ein mehrfach verschobener Austausch von Meinungen und Einsichten über Meinungen. Sie baut auf der Selbstverständlichkeit auf, dass Wissen ein Subjekt-Objekt-Verhältnis und die Form der Begegnung zwischen Wissensformen ein Gegenstandsverhältnis (für die philosophische Einstellung) ist. Daraus ergibt sich eine Asymmetrie zugunsten der jeweiligen Betrachtungsperspektive. Ihr Widerpart ist Hegels Forderung, diese Betrachtung müsse sich an ihrer Sache orientieren. Seine Dialektik gewährleistet, dass die sachhaltige Erfahrung auf die Erfahrungsträger zurückwirkt.

Die Frage ist nun: woher ergibt sich die Beschaffenheit des gegenständlichen Wissens? Wir können gegenständliches, habituelles, propositionales und zugeschriebenes Wissen unterscheiden. (Vgl. Form des Wissens (ThsG)) In der Begegnung der Wissensformen treten sie in verschiedenen Spielformen zueinander in Beziehung. Es ist unter anderem die Rede von

  • der Wahrheit des Gegenstands der sinnlichen Gewissheit: dem Sachgehalt der betrachteten Wissensform
  • der Wahrheit der Behauptungen der sinnlichen Gewissheit: dem Geltungsanspruch der untersuchten Sprache
  • der Wahrheit des Selbstverständnisses der sinnlichen Gewissheit: dem Zutreffen des Sebstbildes der auftretenden Wissensform, beurteilt vom Standpunkt der Betrachtung
  • der Wahrheit der sinnlichen Gewissheit für die Analyse: der Gültigkeit aus der Sicht des philosophischen Mentors

Für diese Zusammenhänge hat Hegel das terminologische Scharnier des "für sich", "an sich" und "an und für sich" eingerichtet. Es verbindet die unterschiedlichen Ebenen des verschachtelten Verhältnisses des "Wissens eines Wissens (eines Gegenstandes)" und enthält als dynamisierendes Moment die "Kraft der Negation". Nach dieser Annahme soll sich das betrachtete Wissen in seiner Welt so entwickeln, dass es in einen offenen Prozess der Selbstkorrektur eintritt, an dessen Ende es zuletzt mit dem Betrachtungswissen koinzidiert.

Dieser Aussicht liegt ein Konstruktionsprinzip zu Grunde, das vorweg den Ausgang jeder auftretenden Widersprüchlichkeit steuert. Sie gleicht eher der Exekution einer fixen Idee, als dem Gedankenaustausch zwischen Erfahrungsweisen.




zurück zu Hegel Projekt