Der Hintergrund

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Begriffe sind allgemeine Vorstellungen zur Welterfassung. Diese Vorgabe läßt sich philosophisch und technisch präzisieren. Im Hintergrund stehen sehr einfache Strategien und Redewendungen. Wir erkennen den Apfelbaum an seinen Äpfeln oder die Tankstelle am Firmenzeichen. Erkenntnis, die so beschrieben wird, beruht auf einem spezifischen Verhältnis zwischen Einzelheit und Allgemeinheit.


Die Äpfel (das Firmenzeichen) sind Merkmale, mit deren Hilfe wir die Qualität des Baums bestimmen. Auf unsere Sinne wirkt er als Einzelding, nicht als Obstbaum. Äpfel hat er mit anderen Exemplaren seiner Gattung gemeinsam; das Merkmal verortet das Einzelne in den Zusammenhang der Welterfahrung. Daraus ergibt sich die traditionelle Rolle des Begriffs.


Begriffe geben Merkmale an, die einem Ding zukommen. Dabei entsteht eine merkwürdige Doppelabhängigkeit. Einerseits sind Merkmale Abstraktionsprodukte, die in der Welt nicht selbständig zu finden sind. Sie haften an einzelnen Exemplaren. Umgekehrt sind Einzeldinge ohne Merkmale nicht denkbar. Jeder Gegenstand teilt etwas mit anderen Gegenständen. Wie verhält sich das Ordnungsmuster zum Ordnungskandidaten?

Das europäische Denken wird seit den Griechen von einem wirkungsvollen Schema bestimmt. Die Äpfel passen zum Baum, denn er ist ein Apfelbaum; sie verhelfen uns dazu, herauszufinden was er ist. Anspruchsvoll gesagt: sie indizieren sein Wesen. Das läßt sich auch pragmatischer fassen: Sinneseindrücke finden einen Platz innerhalb der Orientierung über die Beschaffenheit der Welt.


Subjekt und Prädikat, Ding und Eigenschaften gehen dabei ein merkwürdiges Verhältnis ein. Ein Ding in Isolation betrachtet ist wesenlos; ein Name außerhalb des Sprachzusammenhangs uninformativ. Im Urteil (Behauptungssatz) werden die Komponenten verbunden. Kant formuliert die Grundidee der klassischen Begriffslehre:

Wir erkennen also Dinge nur durch Merkmale. (A 485)

Das heißt: durch allgemeine Vorstellungen erfassen wir, worum es sich bei Dingen handelt. Wir besitzen singuläre Vorstellungen (Namen), sowie Allgemeinbegriffe, und verknüpfen sie zu Erkenntnissen. Der visuelle Eindruck eines Baums produziert eine Baumvorstellung. In ihr kann sich ein Merkmal finden, z.B. rote Knollen, genannt Äpfel. Das eine mit dem anderen verbunden ergibt das Urteil "Das ist ein Apfelbaum".

Unter diesen Voraussetzungen wird verständlich, was es mit der "Identität von Subjekt und Prädikat" auf sich hat, die in diesem Zusammenhang oft angesprochen wird.

In den kategorischen Urteilen machen Subjekt und Prädikat die Materie derselben aus; -- die Form, durch welche das Verhältnis (der Einstimmung oder des Widerstreits) zwischen Subjekt und Prädikat bestimmt und ausgedrückt wird, heißt die Kopula (Kant, Logik A 163)

Die (einzelnen und allgemeinen) Vorstellungen fallen zusammen, sofern sie ein Aggregat von Ding und Eigenschaften sachgerecht wiedergeben. Das wird in Sätzen artikuliert. Der "Einstimmung" im Bewußtseinsbereich entspricht das identifikatorische Wörtchen "ist".

Hier trennen sich die Wege der klassischen Logik und der formalen Rekonstruktion. Die analytische Philosophie betrachtet "ist" in "Das ist ein Apfelbaum" nicht als Gleichheitszeichen, sondern als Zeichen für die Zugehörigkeit zu einer Menge. Zum Verständnis der spekulativen Logik Hegels ist dagegen anzunehmen, daß wir die sinnliche Erscheinung des Baumes mit Allgemeinvorstellungen identifizieren, um zu Erkenntnissen zu kommen.