Arbeit
Name: Michaela Wagner
Matrikelnr.: 0501144
Studienkennzahl: A297
Inwiefern beeinflusst Fernsehen das Verhalten von Volksschulkindern?
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Entwicklung des Fernsehens in Österreich
3 Fernsehen als Babysitter
4 Vielseher und Wenigseher
5 Vielseher und Schulerfolg
6 Fernsehen und Aggressivität
7 Unbedenkliche Kindersendungen?
8 Gesundheitliche Gefahren des Fernsehens
9 Positive Fernsehwirkungen
10 Conclusio
11 Quellenverzeichnis
1 Einleitung
Ein Großteil dessen, was die Menschen lernen, wird ihnen von den Massenmedien vermittelt. Bilder, Schriften und Bücher haben seit jeher Meinungen, Überzeugungen und Handlungen beeinflusst, von den alten Kulturen bis zu unserer jungen europäisch-amerikanischen Zivilisation. Aber zwei Errungenschaften des 20. Jahrhunderts haben sich zur Verbreitung von Ideen und, wie wir heute wissen, auch von aggressiven Verhaltensformen als ungleich wirksamer erwiesen als alles bisher Dagewesene: der Kinofilm und das Fernsehen. Dabei steht das Fernsehen eindeutig an der Spitze. Zum Unterschied vom Kino findet es in den eigenen vertrauten vier Wänden statt, es ist gewisssermaßen zum „Familienmitglied“ geworden, das auf Knopfdruck jederzeit und bereitwillig zur Verfügung steht. Die Fernbedienung tut ein Übriges, langweilige Handlungen kann man damit überspringen und von einem „Highlight“ zum andern „zappen" (Bailey 1980 S. 61 ff.).
Das führt uns geradewegs zum Thema. Wenn Fernsehen erwachsene Menschen, Frauen und Männer aller Altersstufen, in seinen Bann ziehen, ja manipulieren kann, ein Umstand, der übrigens von Regierungen und Werbung systematisch und exzessiv genutzt wird: wie wirkt sich dann dieses Medium auf Kinder aus? Zu Beginn der Arbeit wird festgestellt wie viel Fernsehen für Kinder zumutbar ist bzw. ab wann Kinder als Viel-Wenigseher bezeichnet werden. In den weiteren Kapiteln soll auf die Frage der Folgen des Vielsehens Bezug genommen und auf die 3 wichtigsten Auswirkungen ( Aggressivität, Schulerfolg und Gesundheitliche Gefahren) stärker eingegangen werden. Macht zuviel Fernsehen aggressiv? Fördert oder schädigt Fernsehkonsum Bildung, Charakter und Verhalten des „kleinen Publikums“? Diesen und ähnlichen Fragen soll im Verlauf der Arbeit nachgegangen werden.
2 Entwicklung des Fernsehens in Österreich
Kein Massenmedium hat das Leben weltweit stärker verändert als das Fernsehen. Um seine Auswirkungen auch in unserem Lande besser verstehen zu können, lohnt sich ein kurzer Rückblick auf die knapp sechzig Jahre Fernsehgeschichte in Österreich.
Nach dem 2. Weltkrieg hatte der Aufbau einer flächendeckenden Rundfunkversorgung Vorrang, was wegen der geographischen Hindernisse eines Gebirgslandes nur unter großen technische Schwierigkeiten zu schaffen war. Obwohl in anderen Ländern, vor allem in den Vereinigten Staaten, die Entwicklung des Fernsehens bereits in voller Blüte stand, sah man in Österreich noch keine Möglichkeit zur Errichtung eines landesweit funktionierenden Fernsehnetzes.
Doch im Jahre 1951 begannen einige engagierteTechniker der seit 1924 bestehenden RAVAG (Radio-Verkehrs-Aktiengesellschaft), des Vorläufers des heutigen Österreichischen Rundfunks, Versuchsanlagen im Funkhaus in Wien zu installieren. Sie entwickelten im Eigenbau eine Fernsehkamera samt den entsprechenden Übertragungseinrichtungen und konnten Ende1952 zum ersten Mal ein ebenfalls selbst gestaltetes „Miniaturprogramm“ dem Kollegenkreis vorführen. Das Interesse war geweckt, die ersten Fördergelder ermöglichten den Bau von zwei weiteren Kameras. Notwendige Geräte konnten angeschafft werden, und man begann mit der Einrichtung eines eigenen kleinen Fernsehstudios. Aus bescheidensten Anfängen wuchs nach und nach das österreichische Fernsehen heran. Im Herbst 1954 stellte es sich erstmals der Öffentlichkeit vor. Im Wiener Künstlerhaus war ein Studio eingerichtet worden. Das Programm wurde allerdings nicht ausgestrahlt, es gab noch keine Sender, sondern konnte vom Publikum nur über Fernsehgeräte in den Nebenräumen des Künstlerhauses angesehen werden.
Ein Jahr später nahm der erste Fernsehsender Wien seinen Betrieb als Versuchskanal auf. Die erste Übertragung, die ausgestrahlt wurde, war von historischer Bedeutung: die Unterzeichnung des Staatsvertrages im Wiener Schloss Belvedere am 15. Mai 1955. Die Regierung beschloss, die technischen Voraussetzungen für einen regelmäßigen Fernsehbetrieb ab 1956 mit 20 Wochenstunden Sendezeit zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt, so hoffte man, könnte zumindest die Hälfte der Bevölkerung Österreichs in der Lage sein, das Fernsehprogramm in ausreichender Qualität zu empfangen. Der sofortige Bau von Großsendeanlagen in allen Bundesländern war die Folge, die Produktion der Fernsehgeräte wurde billiger und die Zahl der Fernsehteilnehmer stieg spürbar an.
Trotzdem blieben die meisten Haushalte lange Zeit ohne eigenen Fernsehempfang. Für viele blieben die Anschaffungskosten der Geräte nach wie vor unerschwinglich, und manche Gebirgstäler wurden von der Ausstrahlung gar nicht erreicht. Die Gaststuben der Wirtshäuser, die Auslagen besserer Geschäfte sorgten für die Verbreitung des Programmes. Die Leute drängten sich um die öffentlich zugänglichen Geräte, um nach der Arbeit die Abendnachrichten oder aktuelle Sportberichte zu sehen. Zwischen 18 und 22 Uhr wurde gesendet, natürlich ausschließlich in Schwarzweiß.
Die ersten Farbfernsehversuche begannen in Österreich im Dezember 1965. Erst seit 1972 wird das Fernsehen bei uns generell in Farbe ausgestrahlt. In den 1980er-Jahren konnten in Österreich nur die beiden Programme des ORF empfangen werden, FS 1 und FS 2. Lediglich in manchen Teilen Oberösterreichs entlang der Grenze zu Deutschland war es möglich, Programme aus dem Nachbarland zu sehen. Heute nehmen wir es als selbstverständlich hin, unter mehr als 30 Programmen rund um die Uhr auswählen zu können, und haben dabei Schwierigkeiten, mit der Programmflut fertig zu werden (http://members.aon.at/wabweb/frames/tvaf.htm 5. Mai 2008 17:38).
3 Fernsehen als Babysitter
Das Fernsehen ist zum jederzeit verfügbaren Massenmedium geworden; dank Kabel- und Satellitentechnik wächst die Flut der angebotenen Sendeleistungen zu einer kaum mehr überschaubaren Programmvielfalt. Film und Fernsehen ähneln sich darin, dass sie eine reale Welt simulieren, mit der sich der Zuschauer leicht identifizieren kann. Aber die Wirkung des Fernsehens auf das kindliche Gemüt ist wesentlich nachhaltiger. Die Gründe dafür sind leicht zu finden: die von überall her übernommenen Sendungen vermitteln Zusehern verschiedenster Nationalitäten, Kulturkreise, Herkunft und Wertvorstellungen die gleichen Informationen. Da das Fernsehen direkt ins Haus kommt, hat es für die kindlichen Zuseher die Unmittelbarkeit und Vertrautheit einer Respektsperson, deren Autorität und Kompetenz nicht hinterfragt werden. Es wird als Vorbild und als Belohnung hingenommen. Und im Gegensatz zum gedruckten Wort, das immerhin eine gewisse Lesefertigkeit erfordert, sind die eindringlichen Fernsehbilder und das gesprochene Wort schon für ein Kleinkind ohne Schwierigkeit erfassbar (Bailey 1980S. 61f.).
Ein Kind im Vorschulalter allein vor den Fernseher zu setzen, um es ruhig zu stellen, gehört zu den größten und leider verbreitetsten Erziehungsfehlern, die Eltern begehen können, selbst wenn das Programm anscheinend mit Sorgfalt ausgewählt wurde. Ein gespieltes Märchen mit realen Figuren und Handlungen wirkt ungleich stärker als ein erzähltes oder vorgelesenes, das sich erst in der Phantasie des Kindes zu einer lebendigen Geschichte formt. Den vom Bildschirm kommenden Eindrücken ist das Kind schutzlos ausgeliefert, sofern niemand dabei ist, der reflektierend und erklärend eingreifen kann. Traurige, grausame oder gewalttätige Szenen, die auch in Märchenfilmen immer wieder vorkommen, belasten das Kind und können zu negativem Verhalten führen. Das Kind sollte sowohl während als auch nach der Sendung die Möglichkeit haben, mit einer Vertrauensperson – und wer wäre dazu besser geeignet als die eigenen Eltern – über das Gesehene zu sprechen und Fragen zu stellen, wie überhaupt gemeinsames Fernsehen anzustreben ist. Kinder, die ihre Märchen- und Gute-Nacht-Sendungen mit ihren Eltern anschauen dürfen, haben wesentlich mehr Spaß daran; Spannungen treten gar nicht erst auf.
Hingegen stauen sich bei Kindern, die Filme allein ansehen müssen und keine Gelegenheit haben, über das Gesehene zu sprechen, unverarbeitete Eindrücke sehr oft zu seelischen Belastungen. Instinktiv sucht das Kind durch weitere Filme, wahllos eingeschaltet, nach Ablenkung. Dieses Verhalten kann zur Sucht führen: das Kind wird zum Vielseher (http://www.elternfluesterer.de/fernsehfalle.htm 6. Mai 18:12).
Bevor es so weit kommt, sollten die Eltern schon reagieren. Kinder im Volksschulalter sollten keinesfalls ein Fernsehgerät im Kinderzimmer stehen haben! Die Eltern haben keine Möglichkeit, die Inhalte der Sendungen zu kontrollieren und darüber zu sprechen. Sobald Langeweile im Kinderzimmer aufkommt, ist der Griff zur Fernbedienung das Nächste. Die Gesprächsbereitschaft in der Familie nimmt drastisch ab, wenn sich das Kind jederzeit zum Fernsehen zurückziehen kann (http://www.bild.de/BTO/tipps-trends/gesund-fit/bams/2007/04/08/familienrat/fernsehen-kinderzimmer.html 6. Mai 2008 19:00). Es spinnt sich in eine eigene, von Helden oder Unhelden der Programme gesteuerte Welt ein, mit der es sich identifizieren kann, von der kein Widerspruch kommt und keine Forderungen gestellt werden. Die Schulleistungen gehen zurück, der Bezug zur realen Umwelt geht immer mehr verloren, das Familienleben leidet (Bailey 1980 S. 61). Aus diesen Gründen sollten Kinder erst dann Zugriff auf ein eigenes Fernsehgerät bekommen, wenn sie in der Lage sind, es vernünftig zu bedienen und Sendungsinhalte selbständig zu verarbeiten (http://www.bild.de/BTO/tipps-trends/gesund-fit/bams/2007/04/08/familienrat/fernsehen-kinderzimmer.html 6. Mai 2008 19:00).
Daraus erhellt, dass der vernünftige Fernsehkonsum Kindern erst beigebracht werden muss. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Sprösslingen Anzahl und Dauer der Filme in der Woche festlegen und dabei Prioritäten setzen. Die Kinder müssen das gestattete Fernsehen als Belohnung für geleistete Arbeit erkennen lernen. Erst nach den Hausarbeiten und der Erledigung anderer üblicher Pflichten ist der Genuss des Bildschirmes erlaubt.
Falls am Abend noch ferngesehen wird, sollte eine Pause von mindestens einer halben Stunde zwischen Sendung und Zubettgehen liegen, damit das Kind die gewonnenen Eindrücke nicht unmittelbar in den Schlaf nehmen muss. So werden Angstzustände vermieden. Keinesfalls dürfen aber liebgewordene Familienrituale, wie gemeinsame Mahlzeiten oder die Gute-Nacht-Geschichte, dem Fernsehen geopfert werden!(http://www.elternfluesterer.de/fernsehfalle.htm 6. Mai 18:12)
Fernsehen darf Kindern also durchaus gestattet werden, wenn sie die Möglichkeit haben, darüber zu reden und wenn das „Vor-dem-Fernseher-Sitzen“ gemeinsam mit der Familie und in vernünftigem Rahmen abläuft.
4 Vielseher und Wenigseher
Kinder, die verhältnismäßig viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen, bezeichnet man als Vielseher, die anderen als Wenigseher. Zum Vergleich des Fernsehverhaltens von Kindern wurde in einer 1997 in Deutschland durchgeführten Studie folgende Einteilung getroffen:
„Die Einteilung einer Stichprobe nach Viel- und Wenigsehern ist eine Definitionsfrage. In einer grösseren Untersuchung an 3 bis 13jährigen Kindern wurden Kinder mit einem Fernsehkonsum unter 41 Minuten täglich als Wenigseher und Kinder mit einem Konsum von 111 Minuten und mehr als Vielseher bezeichnet. Legt man diese Definition zugrunde, so ergaben sich in der Stichprobe 30 % Wenig-, 42 % Durchschnitts- und 28 % Vielseher. Die Wenigseher sahen dabei im Durchschnitt 20 Minuten, die Durchschnittsseher 74 und die Vielseher 164 Minuten täglich fern“ (Myrtek, 2000 S.21).
Vielseher kristallisieren sich eher bei den Jugendlichen im Alter von 12 und 13 Jahren heraus. Am wenigsten Zeit verbringen Sechs- und Siebenjährige vor dem Bildschirm. Dabei wird das Fernsehverhalten der Kinder von jenem der Eltern extrem beeinflusst. Eine Untersuchung von 200 Kölner Familien (1996) mit Kindern zwischen 8 und 11 Jahren ergab, dass Kinder mit elektronischen Medien im Kinderzimmer einen weitaus größeren Bildungsmangel aufwiesen als Kinder ohne direkten Zugang zu diesen Medien. Die Studie deckte außerdem eine große Korrelation zwischen Fernsehverhalten und sozialer Schicht auf. Familien aus unterer und mittlerer Schicht sahen öfter und länger fern als Familien der oberen Schicht.
In den Jahren 1990 und 1993 betrug die durchschnittliche Zeit, die deutsche Kinder zwischen 6 und 13 Jahren vor dem Fernseher verbrachten, täglich 95 Minuten, das entspricht ~1,6 Stunden. Unterschiede im Fernsehkonsum zeigten sich auch in Abhängigkeit von Arbeit und Schule im Wochenverlauf. An normalen Arbeitstagen unter der Woche saßen die Kinder im Schnitt nur 1,4 Stunden vor dem Fernseher, an Wochenenden und Feiertagen hingegen 2,2 Stunden.
Die Hauptfernsehzeit für Kinder ist nach dieser Studie am Abend zwischen 18 Uhr und 21 Uhr. Mit höherem Alter verlängert sich die Fernsehzeit. 25 % der Kinder sitzen sogar noch um 22 Uhr vor dem Fernseher (Myrtek, 2000 S.17).
Natürlich empfinden Kinder das Fernsehen als angenehme Freizeitbeschäftigung. Doch wenn man sich täglich und regelmäßig in reaktionsloser Passivität von diesem Medium berieseln lässt, kann das nicht ohne Folgen auf Verstand und Seele bleiben. Der Leiter des kriminologischen Forschungsinstitutes in Niedersachsen, Christian Leitner, stellte fest: „Zu viel Medienkonsum macht dick, dumm, krank, traurig und vielleicht auch aggressiv.“ (Nitschmann Berliner Zeitung 16. Februar 2008)
Das Problem dabei scheint die unglaublich leichte Verfügbarkeit der „Droge Fernsehen“ zu sein. Auf Knopfdruck erscheinen die Milka-Kuh, der Papst oder grölende Bands. Und auf Knopfdruck verschwinden sie wieder, um anderen Attraktionen Platz zu machen.
„Fernsehen in der gängigen Weise verwendet, ist eine einzige Einübung in die Lieblosigkeit, Unsorgfältigkeit und Bequemlichkeit.“ (Biscioni, 1991 S. 30)
Kinder verlieren durch übermäßiges Fernsehen den Bezug zur Wirklichkeit. Das wirklich Wichtige wird durch Fernsehen banal und seicht, und dem Seichten und Banalen wird zu viel Bedeutung beigemessen.
Ob Kinder zu Viel- oder Wenigfernsehern gehören, ist von einigen Faktoren vorgezeichnet. Das Fernsehverhalten der Eltern wirkt sich auf jenes der Kinder aus. Die soziale Schicht spielt dabei eine große Rolle. Das eigene Fernsehgerät im Kinderzimmer verführt zum wahllosen Vielfernsehen und entzieht den Eltern die Kontrolle. Schließlich kann stundenlanges Sitzen vor dem Bildschirm auch zu Haltungsschäden führen und die Gesundheit beeinträchtigen.
5 Vielseher und Schulerfolg
Mehrere Studien belegen, dass Kinder, die häufig fernsehen, ihren weniger fernsehenden Klassenkameraden an Wissen überlegen sind. Dieses Wissen bleibt allerdings auf einige Interessensgebiete beschränkt (zB Sport, Popmusik, Science fiction) und lässt sich kaum in Schulerfolge ummünzen. Im Gegenteil, Fernsehen raubt den Kindern die Zeit für Hausübungen und Prüfungsvorbereitungen. So ist der ausbleibende Schulerfolg der häufigste Mangel, der vielsehende Kinder belastet. Sie zeigen große Defizite im sozialen Verhalten, haben Leseschwierigkeiten und begegnen Dingen weniger kritisch. Fernsehen macht dumm! (Becker, Die Welt 1. Juli 06)
Zwei- bis dreijährige Kinder, die regelmäßig dem Fernsehen ausgesetzt waren, zeigten Jahre später deutliche Defizite im Schulalltag. Ihr Sprachschatz war weitaus eingeschränkter als der jener Schüler, die im Kleinkindalter wenig oder gar nicht ferngesehen hatten, und sie erbrachten schlechtere Leistungen beim Schreiben und Lesen. (Thiel, Die Welt 3. November 2005) Solche Kinder litten außerdem in hohem Maß unter Aufmerksamkeitsstörungen. Ob und wie stark ein Kind davon betroffen ist, zeigt sich bereits im Kindergarten, und vielfach entwickeln sich diese Störungen in der Volksschule zu massiven Konzentrationsschwächen. (http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MEDIEN/Fernsehwirkung.shtml 17. Mai 08 10:34)
Denn es besteht ein grundlegender Unterschied zwischen der durch Medien „frei gestalteten Alltagswelt“, die ausschließlich dem Vergnügen und der Zerstreuung dient, und dem Alltag in der Schule, in dem das Kind mit fachlichen Lerninhalten konfrontiert wird. In dem einen Fall kann man Programme auswählen, die zur Stimmung passen und interessant sind. Die Schule hingegen folgt einem fixen Stundenplan, das Kind muss sich mit einem vorgegebenen Gegenstand oft auch gegen seinen Willen auseinandersetzen. Motivationsprobleme sind eine sehr häufige Folge.
Kinder verlernen durch das Fernsehen das selbständige Denken, sie sind auch nicht fähig, sich sprachlich gut auszudrücken. Der Fernseher liefert ihnen Inhalte, denen sie nicht kritisch begegnen müssen, während in der Schule verlangt wird, sprachlich und schriftlich vermittelte Sachverhalte zu wiederholen und vor allem zu lernen. Diese Kluft kann zu Lernschwierigkeiten führen.
Einen starken Zusammenhang belegen Studien vor allem zwischen Lesen und Fernsehen. Bei zunehmendem Fernsehkonsum nahm die Lesebereitschaft bzw. Leseleistung signifikant ab, wodurch der negative Einfluss des Fernsehens auf die Schulleistungen eindeutig belegt ist (Myrtek, 2000 S. 40 ff).
Dem kann nur durch eine drastische Einschränkung der täglichen Fernsehzeit begegnet werden. Volksschüler sollten nicht mehr als eine Stunde pro Tag vor der Flimmerkiste sitzen; es müssten ihnen andere, sinnvollere Freizeitgestaltungen geboten werden. Hier sind die Eltern gefordert und auch die Schulen wiederum sollten die Kinder über die Medienkompetenz aufklären. (Nitschmann, Berliner Zeitung 16. Februar 2008)
6 Fernsehen und Aggressivität
In den USA beträgt die durchschnittliche Einschaltquote pro Person 6 Stunden und 11 Minuten täglich. Es gibt Jugendliche, die mehr Zeit vor dem Fernseher verbringen als in der Schule (50 und mehr Stunden wöchentlich). In Japan sind 70 % aller Fernsehgeräte bereits um 8 Uhr morgerns eingeschaltet; die durchschnittliche Einschaltzeit liegt hier bei 7 Stunden und 17 Minuten täglich.
Da die Menschen so viel Zeit vor dem Fernseher verbringen, wird die Wirkung des Fernsehens ganz erheblich verstärkt. In den meisten Ländern predigt das Fernsehen Gewalt, stellt sie in allen Spielarten dar und glorifiziert sie. In den Vereinigten Staaten wird so viel Gewalttätigkeit übertragen, dass George Gerbner, Leiter der Annenberg School of Communications an der University of Pennsylvania, ein „Gewaltbarometer“ entwickelt hat, mit dem im Rahmen einer Studie 33 Stunden des überregional ausgestrahlten Unterhaltungsprogrammes auf Gewaltszenen untersucht und analysiert wurden (1973). Daraus ließ sich ein Jahresindex ermitteln, der auch heute noch zuVergleichszwecken herangezogen wird. Demnach enthielten 70 % aller Fernsehprogramme zumindest Anzeichen von Gewalt. Allein in Kinderfilmen kamen durchschnittlich acht gewalttätige Episoden pro Stunde vor.
Das Britische Fernsehen zeigt durchaus ähnliche Verhältnisse. Und in Deutschland? Hier handelte sich Heribert Heinrichs von der Pädagogischen Hochschule Hildesheim den Spitznamen „Leichenzähler“ ein, weil er Gewaltszenen im deutschen Fernsehen minutiös dokumentierte. In einer einzigen Woche zählte er auf dem deutschen Bildschirm 103 Morde, 52 Körperverletzungen, 27 Schießereien, acht Raubüberfälle und unzählige andere Formen von Gewalt, wie Brandstiftung, Vergewaltigung und Folter.
Im fernsehsüchtigen Japan vergeht kein Abend ohne zwei bis drei Stunden blutrünstiger Samurai- oder Yakuza-(Gangster)Shows. Eigene Spezialisten, die Tateschi, haben keine andere Aufgabe, als sich komplizierte, exotische und möglichst schockierende Szenen der Gewalt für die Kamera auszudenken (Bailey, 1980 S. 61ff.).
Man sollte um diese erschreckenden Hintergründe wissen, um zu erkennen, worum es den Programmgestaltern letztendlich geht. Gewalt ist gewollt; im Interesse höherer Einschaltquoten und damit auch höherer Erträge werden Erwachsene und Kinder gleichermaßen damit bedient. Der ehemalige Anspruch des Fernsehens als Bildungsfaktor wird eindeutig vernachlässigt.
Gewalt ist natürlich nichts Neues. Bereits im antiken Griechenland setzte man sich damit auseinander. Um zu verhindern, dass Märchenerzähler die Kinder durch Schilderungen von Untaten zu „falschen Ideen“ verführten, sollten nur „gute“ Geschichten erzählt und die Dichter der Sagen und Märchen „beaufsichtigt“ werden. Das lief auf eine staatlich angeordnete Zensur hinaus(http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MEDIEN/Fernsehwirkung.shtml 17. Mai 08 10:34). Sowohl Fernsehkritikern als auch Fernsehbefürwortern blieben die unterschiedlichen Wirkungen gezeigter Gewalt auf die Zuseher nicht verborgen. Die Reaktionen lassen sich nach mehreren Theorien einordnen und klassifizieren.
6.1 Katharsis-Hypothese
Manche Befürworter des Fernsehens führen die von Aristoteles und Freud vertretene Katharsis-Theorie als Begründung für ihre These an, die imFernsehen gezeigte Gewalt könnte sogar als gesundes Ventil für die im Kind vorhandenen aggressiven Neigungen dienen. Aristoteles befürwortete aus dem gleichen Grunde gewalttätige Theaterstücke für das Volk, das durch das hautnahe Miterleben die Möglichkeit hätte, seine eigenen Aggressionen abzubauen, ohne der Mitwelt zu schaden (http://members.surfeu.at/patrick.horvath/fernkind.htm 20. Mai 08 13: 54).
Auf die Medienwelt übertragen heißt das, Aggressionen könnten durch Beobachten und Miterleben von Gewalttaten auf dem Bildschirm in der Phantasie des Zusehers abgebaut werden. Diese Hypothese wurde allerdings empirisch widerlegt.
6.2 Erregungshypothese
Der übermäßige Konsum von Gewalttaten führt zu einer „physiologischen Erregung“ des Zuschauers. Er empfindet zunehmend Ärger und den wachsenden Drang, sich abreagieren zu müssen. Wird er nun tatsächlich von einer außenstehenden Person durch Handlungen oder Äußerungen „geärgert“, die er normalerweise nie als Provokation empfinden würde, kann es zu einer aggressiven Haltung kommen.
6.3 Nachahmungs-Hypothese
Vor allem Kinder und Jugendliche empfinden Bewunderung für ihren Fernsehhelden und versuchen, sich mit ihm zu identifizieren, indem sie seine Bewegungen, seine Sprechweise, sein Verhalten nachahmen (Myrtek, 2000 S. 33).
Die Anzahl der Gewalttaten im Fernsehen steigt nach wie vor an. Kriminalfilme aus den 60er-Jahren sind mit den modernen Krimis und Action-Filmen überhaupt nicht zu vergleichen. Eine in den USA durchgeführte Studie zeigt, dass Kinder bis zu ihrem 12. Lebensjahr etwa 80.000 (!) Gewaltszenen im Fernsehen erleben. Eine Untersuchung in Deutschland ergab Ähnliches. Am 24. April des Jahres 1989 wurden auf SAT 1 zwischen 16 Uhr und 20 Uhr zweiundvierzig Gewaltszenen dargestellt, das sind mehr als zehn in einer Stunde.
Wie Kinder auf gezeigte Gewalt reagieren, hat ein Experiment deutlich gemacht. Zwei Gruppen von Kindern, deren eine einem Gewaltfilm, die andere einem gewaltfreien Film ausgesetzt worden war, durften danach Hockey spielen. Außenstehende neutrale Pädagogen, die nicht wussten, welche Gruppe welchen Film gesehen hatte, stellten eine deutliche Tendenz fest. Die Gewaltfilm-Gruppe war wesentlich aggressiver als die anderen Kinder, sie rammten mit den Ellenbogen, rempelten unerlaubt, zogen Gegner bei den Haaren... (http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MEDIEN/Fernsehwirkung.shtml 17. Mai 08 10:34)
Dies zeigt sehr deutlich, welchen Einfluss aggressive Fernsehsendungen auf das Verhalten von Kindern haben. Gewalt in den Medien hat es immer schon gegeben und wird es auch immer geben, aber noch nie hat diese Thema so überhand genommen, wie in den letzten Jahren. Genau aus diesem Grund ist es besonders wichtig für Eltern, Erzieher, Lehrer dem Thema offen aber auch mit Bedacht und Skepsis gegenüber zu stehen und die Kinder nicht jeder Gewaltszene im Fernsehen auszusetzten.
7 Unbedenkliche Kindersendungen?
Aggressives Verhalten ist jedoch nicht primär auf das Fernsehen zurückzuführen. Meist entsteht es als Folge von Verunsicherungen und Frustrationen in der Familie, in der Schule oder im Bekanntenkreis. Das Fernsehen kann Aggressivität aber verstärken. Auf dem Bildschirm werden meist nur Brutalitäten als einzige Form der Konfliktlösung vorgeführt, die dem ohnehin nicht gesprächsstarken Kind plausibel erscheinen und nach Möglichkeit zur Lösung der eigenen Probleme übernommen werden.
Die Gefahren des Fernsehens für die kindliche Persönlichkeit reichen über die Gewaltfilme hinaus, weiter, als man zu denken geneigt ist. Normale Nachrichtensendungen mit Bildberichten über lokale oder weltweite Katastrophen, Verkehrsunfälle mit Toten und Verletzten, Umweltzerstörungen, wie Überschwemmungen, Sturmfluten, Wirbelstürme, Erdbeben, und all das untermalt mit Bildern von leidenden Menschen, vor allem von Kindern, können zu unheilvollen und ängstigenden Reaktionen führen. Besonders intensiv werden diese Schicksale von jenen Kindern empfunden, die selbst einmal in einer Opferrolle waren, indem sie etwa einen Autounfall miterleben mussten.
Tiersendungen gelten im allgemeinen als pädagogisch wertvoll, aber selbst diese „harmlosen“ Filme werden in ihrer Wirkung von vielen Eltern und Programm-Machern unterschätzt. Kinder verstehen die Grausamkeit der Natur nicht, sie leiden mit den Tieren und empfinden bedrohliche Situationen viel intensiver als Erwachsene. Sogar Spielfilme mit Tieren als Hauptdarsteller (Lassie, Flipper...) können in Kindern ungelöste Spannungen wecken und Unruhe hervorrufen.
Nicht einmal bei als „Kindersendung“ angekündigten Programmen kann davon ausgegangen werden, dass diese Filme von Kindern unbedenklich angesehen werden dürfen. Nicht selten werden im Kind Ängste und Sorgen geweckt, mit denen es selbst nicht fertig werden kann. Grundsätzlich sollten alle Filme von Kindern ferngehalten werden, die mit Lichteffekten und Schattenspielen Spannung erzeugen wollen, wo Geister, Vampire, Hexen, Monster und andere übernatürliche Wesen vorkommen und die durch laute Musik und Geräusche, wie etwa Schüsse, Explosionen, Donner, Geschrei usw. die Aufmerksamkeit der kleinen Zuseher gewinnen wollen (http://www.bpb.de/methodik/300XR7,0,Was _kann_Kinder_beim_Fernsehen_%E4ngstigen.html 8. Mai 2008 13:47).
Kinder, die mit solchen Gewalttaten überschüttet werden und keine Gelegenheit haben, über das Gesehene mit den Eltern zu sprechen, reagieren mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wie von Kindergärtnerinnen, Lehrern und Ärzten immer wieder bestätigt wird, in Form von Unruhe, Nervosität, Kopfschmerzen, Einschlafstörungen und Schlafstörungen und dem Gefühl der Ungeborgenheit.
Das sind Keimzellen der Aggressivität, und vor allem die Eltern sind aufgefordert, hier gegenzusteuern. Sie müssen dafür sorgen, dass ihre Kinder nicht schutzlos der ungefilterten Masse eines übermächtigen Programmangebotes ausgeliefert werden. Sie haben die Pflicht, zu bestimmen, was ihre Sprösslinge sehen dürfen und was nicht. Gerade im Volksschulalter sind Kinder noch nicht in der Lage, gute Inhalte von schädlichen zu unterscheiden. Die beste Lösung liegt natürlich in der Gemeinsamkeit: Eltern sollen mit ihren Kindern zusammen fernsehen. Viele Inhalte und Zusammenhänge sind auch in manchen kindergerechten Sendungen nicht ganz schlüssig oder logisch. Ein Gespräch mit dem Kind lässt das Gesehene verstehen und ist ein guter Weg, den richtigen Umgang mit dem Medium Fernsehen zu weisen(Bisciono, 1991 S. 65 ff.).
8 Gesundheitliche Gefahren des Fernsehens
Ungefilterter und übermäßiger Fernsehkonsum bewirkt also bei Kindern deutliche Verhaltensänderungen. Aber auch organische Schädigungen sind die Folge, und eine der schlimmsten davon für vielsehende Kinder ist die Fettleibigkeit (Adipositas). Stundenlanges Sitzen vor dem Fernsehgerät, verbunden mit dem Verzehr unkontrollierter Mengen von Süßigkeiten oder Kartoffelchips, muss zwangsläufig zu gesundheitlichen Schäden führen. Bewegungsmangel und falsche Ernährung machen Kinder dick und münden im Erwachsenenalter häufig in Diabetes, Kreislauf- und Organerkrankungen (http://www.dgsl.de/InternSic/Spitzer/NHKEd0502TVdick.pdf 18. Mai 2008 09:40).
Eine Studie hat ergeben, dass Kinder, die mehr als vier Stunden täglich fernsehen, ein dreimal so hohes Risiko haben, fettleibig zu werden, wie Kinder, die nur ein bis zwei Stunden am Tag fernsehen (http://bildungsklick.de/a/22131/zu-viel-fernsehen-macht-dick/ 18. Mai 2008 09:30).
Weitere Studien belegen den direkten Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Fettleibigkeit unabhängig von der sozialen Schicht der Eltern. Die auftretenden Schäden lassen sich auf drei Faktoren zurückführen:
1) Stundenlanges Fernsehen macht bewegungsträge; die Kinder entziehen sich jeder körperlichen Aktivität. Draußen zu spielen, Fahrrad zu fahren, mit anderen Kindern etwas zu unternehmen wird zunehmend als langweilig (und anstrengend!) empfunden.
2) Fernsehen hat einen schlechten Einfluss auf die Ernährungs- und Essgewohnheiten. Damit sind nicht nur die Fressorgien während des Fernsehens gemeint, sondern auch die allgemeine Einstellung zur Nahrungsaufnahme. Gründe dafür finden Wissenschaftler vor allem darin, dass die von Schauspielern dargestellten Personen kaum normal essen, wohl aber immer zu Alkohol und Zigaretten greifen und damit zu einem negativen Vorbild werden. Großen negativen Einfluss hat auch die Werbung, die in einprägsamen und für Kinder leichtverständlichen Spots angeblich „kalorienarme“ und „gesunde“ Naschereien oder Fertiggerichte anpreist.
3) Währen des Fernsehens ist der Energieverbrauch, verglichen mit anderen Tätigkeiten, am geringsten. Kinder, die wie gefesselt stundenlang vor dem Fernsehgerät sitzen, verbrauchen wenig oder fast gar keine Energie. Da sie aber in Form von fetten Chips, Schokolade und Zucker dauernd hochgradige Energieträger zu sich nehmen, baut sich im Körper massives Fettgewebe auf, das Kind wird dick (fettleibig).
Interessant ist ein Vergleich der durch Fettleibigkeit hervorgerufenen Todesraten in China, den USA und Deutschland. China, das dichtest besiedelte Land der Erde, wies in der Anzahl von fettleibigen Kindern bis zum Beginn dieses Jahrhunderts keine Besonderheiten auf. Chinesische Kinder trieben viel Sport und waren begeisterte Radfahrer. Im Jahr 1997 sahen noch weniger als ein Prozent davon länger als vier Stunden täglich fern. 1985 gab es in 100 Haushalten etwa 17,2 Fernsehgeräte. Vierzehn Jahre später weist die Statistik bereits 111,6 Fernsehgeräte für 100 Haushalte aus.
Daraus ließ sich im Jahre 2000 ein signifikanter Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Fettleibigkeit erkennen. Vielsehende Kinder litten unter für ihr Alter deutlich zu große Body-Maß-Indexe. Dies bedeutet ein hohes Risiko, frühzeitig an Herzinfarkt oder vergleichbaren Kreislaufschäden zu sterben. Chinesische Wissenschaftler warnen eindringlich vor dieser gefährlichen Entwicklung.
In den Vereinigten Staaten sterben jährlich 68.000 Menschen an den Folgen ihrer Fettleibigkeit. Im Straßenverkehr kommen „nur“ 20.000 Menschen im Jahr ums Leben. Solche Zahlen liegen für Deutschland zwar nicht vor, legt man aber die Bevölkerungszahlen beider Länder (USA 280 Millionen Einwohner, Deutschland 85 Millionen Einwohner) einer Hochrechnung zugrunde, ergibt sich die erschreckende Tatsache, dass in Deutschland jährlich 120.000 Menschen an Fettleibigkeit sterben. Wie viele Fälle davon auf falsches Fernsehverhalten im Kindesalter zurückzuführen sind, ist ein noch lange nicht abgeschlossenes Forschungsthema (http://www.dgsl.de/InternSic/Spitzer/NHKEd0502TVdick.pdf 18. Mai 2008 09:40).
9 Positive Fernsehwirkungen
Obwohl die negativen Einflüsse des Fernsehens überwiegen und durchaus Grund zur Sorge geben, sollte man seine positiven Seiten nicht übersehen. Bei vernünftigem Konsum kann es sich sogar fördernd auf die Bildung der Kinder auswirken. So können etwa pädagogische Sendungen ein besseres Zahlenverständnis oder bessere Rechtschreibung vermitteln (Myrtek, 2000 S. 28).
Bastelsendungen tragen zur kreativen Entfaltung bei, fördern die Phantasie und können sogar zu Erfolgserlebnissen führen (http://www.lernen-mit-spass.ch/lernhilfe/schuelerforum/read.php?1,97382 20. Mai 08 15:01). Allerdings muss hier angemerkt werden, dass Vielseher genau solche Sendungen eher meiden.
Fernsehen kann auch zur Verbesserung der Laune und der Stimmung beitragen. Es hilft vor allem gegen das Alleinsein, da die Schauspieler im Fernsehen den Kindern das Gefühl geben, sie seien nicht allein im Raum (Myrtek.S. 26 f.). Kinder können negative Gefühle leichter verdrängen und den vielen Anforderungen, denen sie gerecht werden müssen, für kurze Zeit entfliehen. Somit kann Fensehen Kindern wie Erwachsenen Zuflucht vor der Realität bieten, es dient der Entspannung und Abschaltung.
In unserer mediengesteuerten Welt müssen Kinder mit Hilfe der Eltern oder Erzieher rechtzeitig, das heißt möglichst früh den sinnvollen Umgang mit eben diesen Medien lernen. Dazu zählt die Fähigkeit, zwischen Sein und Schein zu unterscheiden und zu wissen, welchen Inhalten man Glauben schenken darf und wann eine kritische Auseinandersetzung notwendig ist (http://www.lernen-mit-spass.ch/lernhilfe/schuelerforum/read.php?1,97382 20. Mai 08 15:01).
Daraus lässt sich ableiten, dass die negative Komponente des Fernsehens zwar stärker ausgeprägt ist als die positive, das Fernsehen aber trotzdem das Verhalten der Kinder auf eine gute Weise beeinflussen kann, immer unter der Voraussetzung, dass dieses Medium vernünftig und nicht im Übermaß konsumiert wird.
10 Conclusio
„Es käme darauf an, den Kindern das Leben als das zu erhalten, was es ist: eine gefährliche und beglückende, eine höchst vielfältige Veranstaltung, voller Herausforderungen und Abenteuer, voller aufwühlender Begebenheiten und beeindruckender Erlebnisse, voller atemberaubender Erfahrungsmöglichkeiten – die alle aber nicht per Knopfdruck zu haben sind, sondern sich nur denen erschließen, die ‚lange Wege’ nicht scheuen." (Bisciono, 1991 S. 32)
Vielseher verlieren durch das Fernsehen den Bezug zur Wirklichkeit. Einem richtigen Elefanten im Zoo hautnah zu begegnen, ihn zu riechen, zu beobachten, wie er frisst und sich bewegt, ist ein Erlebnis, das Kinder im Fernsehen nie haben werden. Ihnen werden bestenfalls Hintergrundinformationen geboten. So scheitert bereits die Vermittlung der Tiergröße, denn selbst in gut gestalteten Tierfilmen werden Elefanten, Löwen, Giraffen abhängig von der Bildschirmgröße genau so groß dargestellt wie Fliegen, Mäuse oder Ameisen.
Kinder sollen vor allem die Möglichkeit erhalten, ihre Welt selber zu entdecken und sie Stück für Stück für sich zu erobern. Die Phantasie spielt dabei eine überragende Rolle. Fernsehen zerstört diese Phantasie, da Kinder durch ständiges passives Berieselnlassen die Fähigkeit zur Kritik verlieren und das Gesehene einfach als gegeben hinnehmen.
Wie stark Kinder auf das Fernsehen fixiert werden, hängt vor allem von den Eltern ab. Der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Dr. Christian Pfeiffer, fordert ganz klar: „Fernseher gehören nicht ins Kinderzimmer.“ Die ständige Verfügbarkeit erhöht das Risiko einer Suchtentstehung enorm. Außerdem ist eine frühe Aufklärung über die negativen Auswirkungen des Fernsehens bereits im Kindergartenalter durchzuführen. Der Kindergarten selbst sollte gewährleisten, dass Kinder nicht zum Medienkonsum verführt werden. Pfeiffer stellt dazu eindeutig fest:
„Wir brauchen Erzieherinnen mit Gitarre und Gefühl für das Leben! ... Wir brauchen eine Ganztagesschule gegen die Medienverwahrlosung. Wenn zehnjährige Jungen mehr Zeit vor dem Fernseher und dem Computer verbringen als in der Schule, dann stimmt etwas nicht. Schule soll ein Ort des Lebens sein: vormittags Wissensvermittlung, nachmittags ‚Lust auf Leben’ mit Sport, Musik, Theater, Kultur, Spielen, abends gemeinsame Feste mit Eltern, Lehrern, Nachbarn...“ (http://www.bezirk-oberpfalz.de/php/anzeige/aktuelles/aktuelleseintrag.php?key=933 22. Mai 10:24)
Das sind strenge Forderungen, die aus dem reichen Erfahrungsschatz eines Kriminalwissenschaftlers resultieren. Sie bestätigen die Erkenntnisse, die wir bereits gewonnen haben: Fernsehen, in vernünftigem Ausmaß genossen, kann durchaus zur Bildung und Wissensvermehrung bei Kindern beitragen unter der Voraussetzung, dass Eltern und Erzieher Qualität und Quantität der Sendungen kontrollieren. Von dieser Verpflichtung kann sie niemand entbinden.
11 Quellenverzeichnis:
Bailey, R. : Gewalt und Aggression, Time-Life International (Nederland) B.V.,1980,
Becker,C.: Fernsehen drückt die Schulleistungen, Die Welt, (1. Juli 2006)
Biscioni, R.: Fernsehkinder, Orelli Füssli Verlag, Zürich 1991
Jänz, H.: Zu viele Stunden vor der Flimmerkiste, Die Welt (6. Juli 2005)
Myrtek, M.: Fernsehen, Schule und Verhalten, Hans Huber Verlag, Bern, 2000
Nitschmann, J.: Fernsehen macht Kinder dick und dumm, Berliner Zeitung (16. Februar 2008)
Thiel, Ch.: Fernsehen ist nichts für Kleinkinder, Die Welt (3. November 2005)
Internet:
http://members.aon.at/wabweb/frames/tvaf.htm 5. Mai 2008 17:38
http://www.elternfluesterer.de/fernsehfalle.htm 6. Mai 18:12
http://www.bild.de/BTO/tipps-trends/gesund-fit/bams/2007/04/08/familienrat/fernsehen-kinderzimmer.html 6. Mai 2008 19:00
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MEDIEN/Fernsehwirkung.shtml 17. Mai 08 10:34
http://members.surfeu.at/patrick.horvath/fernkind.htm 20. Mai 08 13: 54
http://www.bpb.de/methodik/300XR7,0,Was_kann_Kinder_beim_Fernsehen_%E4ngstigen.html 8. Mai 2008 13:47
http://www.dgsl.de/InternSic/Spitzer/NHKEd0502TVdick.pdf 18. Mai 2008 09:40
http://bildungsklick.de/a/22131/zu-viel-fernsehen-macht-dick/ 18. Mai 2008 09:30
http://www.lernen-mit-spass.ch/lernhilfe/schuelerforum/read.php?1,97382 20. Mai 08 15:01
http://www.bezirk-oberpfalz.de/php/anzeige/aktuelles/aktuelleseintrag.php?key=933 22. Mai 10:24