8. März 2012

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Acht Thesen zur Blickgrammatik

nach Lektüre von Jacques Lacan (1987): Das Seminar. Buch XI (1964): Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse. Berlin, Weinheim: Quadriga.

1 Der Blick kommt zunächst von außen, vom Anderen.

2 Der Blick vom Anderen kann fehlen. Dann taucht eine Angst auf, die Lacan Kastrationsangst nennt.

3 Der Blick heißt bei Jacques Lacan Objektursache des Begehrens, Objekt a, weil er nicht nur fehlen, sondern auch wieder auftauchen kann und weil er frühe Erfahrungen mit der Mutter mit sich trägt.

4 Unser Blick wird angezogen von dem, was wir anschauen, und er überkreuzt sich dabei mit jenem Blick, der auf uns fällt.

5 Das Subjekt versucht sich gegen den Lustverlust zu schützen, indem es einen Blick imaginiert, einen Blick, der auch dann da ist, wenn er von keiner Person ausgehen kann, ein anonymer Blick.

6 Das Auge hat nicht nur schützende und stützende Blickfunktion, sondern es geht auch etwas Bedrohliches vom Auge aus. Manche sprechen gar von einem gefräßigen Auge.

7 Der Blick und vor allem der Tausch von Blicken kann in eine andere Dimension führen, nämlich in die symbolische Dimension des Begehrens.

8 Für den Film und vor allem für die Lust, die wir aus der Betrachtung eines Films gewinnen, ist die Urszene paradigmatisch.


Filmbeispiele:

Freud – the Secret Passion (John Huston, USA, 1962)

The President’s Analyst (Theodore J. Flicker, USA, 1967)

Eine Couch in New York (Chantal Akerman, Frankreich, Deutschland, Belgien, 1995)

Confidences trop intimes (Patrice Leconte, Fr, 2003)

In Treatment (Rodrigo Garcia, USA, 2008)

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