4 Fernsehen als Babysitter
4 Fernsehen als Babysitter
Ein Kind im Vorschulalter allein vor den Fernseher zu setzen, um es ruhig zu stellen, gehört zu den größten und leider verbreitetsten Erziehungsfehlern, die Eltern begehen können, selbst wenn das Programm anscheinend mit Sorgfalt ausgewählt wurde. Ein gespieltes Märchen mit realen Figuren und Handlungen wirkt ungleich stärker als ein erzähltes oder vorgelesenes, das sich erst in der Phantasie des Kindes zu einer lebendigen Geschichte formt. Den vom Bildschirm kommenden Eindrücken ist das Kind schutzlos ausgeliefert, sofern niemand dabei ist, der reflektierend und erklärend eingreifen kann. Traurige, grausame oder gewalttätige Szenen, die auch in Märchenfilmen immer wieder vorkommen, belasten das Kind und können zu negativem Verhalten führen. Das Kind sollte sowohl während als auch nach der Sendung die Möglichkeit haben, mit einer Vertrauensperson – und wer wäre dazu besser geeignet als die eigenen Eltern – über das Gesehene zu sprechen und Fragen zu stellen, wie überhaupt gemeinsames Fernsehen anzustreben ist. Kinder, die ihre Märchen- und Gute-Nacht-Sendungen mit ihren Eltern anschauen dürfen, haben wesentlich mehr Spaß daran; Spannungen treten gar nicht erst auf.
Hingegen stauen sich bei Kindern, die Filme allein ansehen müssen und keine Gelegenheit haben, über das Gesehene zu sprechen, unverarbeitete Eindrücke sehr oft zu seelischen Belastungen. Instinktiv sucht das Kind durch weitere Filme, wahllos eingeschaltet, nach Ablenkung. Dieses Verhalten kann zur Sucht führen: das Kind wird zum Vielseher. (http://www.elternfluesterer.de/fernsehfalle.htm 6. Mai 18:12)
Bevor es so weit kommt, sollten die Eltern schon reagieren. Kinder im Volksschulalter sollten keinesfalls ein Fernsehgerät im Kinderzimmer stehen haben! Die Eltern haben keine Möglichkeit, die Inhalte der Sendungen zu kontrollieren und darüber zu sprechen. Sobald Langeweile im Kinderzimmer aufkommt, ist der Griff zur Fernbedienung das Nächste. Die Gesprächsbereitschaft in der Familie nimmt drastisch ab, wenn sich das Kind jederzeit zum Fernsehen zurückziehen kann (http://www.bild.de/BTO/tipps-trends/gesund-fit/bams/2007/04/08/familienrat/fernsehen-kinderzimmer.html 6. Mai 2008 19:00).Es spinnt sich in eine eigene, von Helden oder Unhelden der Programme gesteuerte Welt ein, mit der es sich identifizieren kann, von der kein Widerspruch kommt und keine Forderungen gestellt werden. Die Schulleistungen gehen zurück, der Bezug zur realen Umwelt geht immer mehr verloren, das Familienleben leidet (Bailey S. 61). Aus diesen Gründen sollten Kinder erst dann Zugriff auf ein eigenes Fernsehgerät bekommen, wenn sie in der Lage sind, es vernünftig zu bedienen und Sendungsinhalte selbständig zu verarbeiten. (http://www.bild.de/BTO/tipps-trends/gesund-fit/bams/2007/04/08/familienrat/fernsehen-kinderzimmer.html 6. Mai 2008 19:00).
Daraus erhellt, dass der vernünftige Fernsehkonsum Kindern erst beigebracht werden muss. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Sprösslingen Anzahl und Dauer der Filme in der Woche festlegen und dabei Prioritäten setzen. Die Kinder müssen das gestattete Fernsehen als Belohnung für geleistete Arbeit erkennen lernen. Erst nach den Hausarbeiten und der Erledigung anderer üblicher Pflichten ist der Genuss des Bildschirmes erlaubt.
Falls am Abend noch ferngesehen wird, sollte eine Pause von mindestens einer halben Stunde zwischen Sendung und Zubettgehen liegen, damit das Kind die gewonnenen Eindrücke nicht unmittelbar in den Schlaf nehmen muss. So werden Angstzustände vermieden. Keinesfalls dürfen aber liebgewordene Familienrituale, wie gemeinsame Mahlzeiten oder die Gute-Nacht-Geschichte, dem Fernsehen geopfert werden! (http://www.elternfluesterer.de/fernsehfalle.htm 6. Mai 18:12)
Fernsehen darf Kindern also durchaus gestattet werden, wenn sie die Möglichkeit haben, darüber zu reden und wenn das „Vor-dem-Fernseher-Sitzen“ gemeinsam mit der Familie und in vernünftigem Rahmen abläuft.