„working poor“

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Unter diesem Begriff versteht man Menschen, die trotz ihrer Erwerbstätigkeit in Armut leben. Im Bericht der Armutskonferenz aus dem Jahr 2005 zählten 1,6 % der erwerbstätigen Menschen in Österreich zu dieser Risikogruppe; in Zahlen sind dies 57 000 Menschen. Man muss in diesem Kontext aber auch beachten, dass ihre Angehörigen auch von Armut betroffen sind und somit das Phänomen der „Working Poor“ einen weitaus größeren Teil der Bevölkerung betrifft (Schenk 2004, 80). Deshalb ist dieses Problem vor allem auch für Jugendliche relevant, da diese ja meist noch in ökonomischer Abhängigkeit von ihren Eltern leben.
In den meisten Fällen herrscht das Problem in Familien vor, die sowieso schon zu den Risikogruppen derer, die häufiger vom Phänomen der Armut betroffen sind, gehören. Fast alle von diesem Problem Betroffene sind Familien mit nur einem Verdiener bzw. einer Verdienerin und arbeiten in atypischen Jobs oder in der Niedriglohnbeschäftigung. Das Problem der niedrigen Erwerbseinkommen wirkt sich aber vor allem auch auf fehlende Sozialleistungen im Falle von Arbeitslosigkeit oder Krankheit aus (Schenk 2004, 80). In erhöhtem Armutsrisiko leben folgende Gruppen von Erwerbstätigen:

  • Die Armutsgefährdungsquote von unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen ist halb so hoch (4 %) wie bei Personen mit zeitlich befristeten (9 %) Arbeitsstellen. Ist die Befristung kürzer als ein Jahr, so steigt das Armutsrisiko noch mehr an.
  • Teilzeitbeschäftigte
  • Erwerbstätige, die mehr als 40 Stunden pro Woche beschäftigt sind. Davon sind die meisten Frauen.
  • Selbstständige ArbeitnehmerInnen
  • Erwerbstätige, die Hilfstätigkeiten ausüben
  • ArbeitnehmerInnen aus Drittstaaten
  • Von den Erwerbstätigen haben jüngere und ältere ArbeitnehmerInnen höhere Gefährdungsraten (Förster/ Heitzmann 2002, zit.n. Schenk 2004, 80).

Dabei sieht man, dass besonders Jugendliche vom Problem der Arbeitslosigkeit betroffen sind, was auch die steigende Zahl der Jugendlichen in Armutslagen erklärt.
Das Phänomen der „Working Poor“, das aus den USA bekannt ist, existiert also auch in Österreich. Deshalb sind spezifische sozialpolitische Interventionen notwendig: dabei soll sowohl die Integration am Arbeitsplatz gefördert als auch benachteiligte und armutsgefährdete Gruppen im Arbeitsmarkt unterstützt werden (Schenk 2004, 81).
Literatur:
Schenk, Martin (2004): Arbeit schützt vor Armut nicht. In: Dokumentation zur fünften Österreichischen Armutskonferenz (21.3.2003), St.Virgil – Pflicht zum Risiko?, Die Armutskonferenz: Wien, 80 f

Siehe auch

II. Armutssituation im deutschsprachigen Raum(JsB)