"Über das Verhältnis der bildenden Künste zu der Natur"

Aus Philo Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche

Stephanie Holzhuber über einen Text von Friedrich Wilhelm Josef Schelling


Schelling bezeichnet allgemein die Natur als „Inbegriff alles Objektiven“, da sie nur Vorstellbar, Unbewusst beziehungsweise Bewusstlos sei. Also das genaue Gegenteil des Subjektiven. Seiner Ansicht nach, soll Philosophie die Wahrheit erklären. Das kann aber nur mit Übereinstimmung des Objektiven mit dem Subjektiven bewerkstelligt werden. Schelling spricht vom Subjektiven in erster Linie als Inbegriff des Ich. Gerade in der Kunst finden wir ein Zusammenspiel beider. Man sah schon vor langer Zeit ein, dass Kunst nicht immer nach dem Bewusstsein bewerkstelligt wurde. Sondern, dass sich mit dem bewussten Tun eine bewusstlose Kraft verbinden muss. Nur wenn hier eine Einigkeit entsteht und sich beide gegenseitig erschließen, dann entsteht das Höchste der Kunst.

Somit fließen hier Objektivität und Subjektivität zusammen und hebt somit eine Differenzierung auf. Wenn also das Ich mit dem Objektivem und dem Subjektivem identifiziert wird, so bezeichnet es Schelling als „ästhetische Anschauung“. Allerdings muss man an dieser Stelle sagen, dass für ihn Kunstphilosophie und Ästhetik Ein und das Selbe waren. Demnach könnte man statt von ästhetischer Anschauung auch von Kunstanschauung sprechen. In seiner „Akademierede“ zur Feier des Königs der bayrischen Akademie der Wissenschaft bezeichnet Schelling Kunst als etwas Sichtbares. Er kritisiert, dass Künstler versuchen die Natur nachzuahmen und es doch nicht schaffen. Seiner Meinung nach gelingt es den Künstlern nicht das Wesen der Natur zu erfassen und damit sind ihre Nachahmungsversuche fehlerhaft.

Doch bevor dieser Gedanken näher ausgeführt wird, definiert Schelling erstmal den Begriff „bildende Kunst“ wie folgt: ... Sie soll, gleich jener, geistige Gedanken, Begriffe, deren Ursprung die Seele ist, aber nicht nur durch Sprache, sondern wie die schweigende Natur durch Gestalt, durch Form, durch sinnliche, von ihr unabhängige Werke ausdrücken. Die bildende Kunst steht also offenbar als ein tätiges Band zwischen der Seele und der Natur, und kann nur in der lebendigen Mitte zwischen beiden erfasst werden. Der Begriff der Natur läst sich insofern schwer festlegen, da viele verschiedene Bereiche und Formen der Natur existieren. Man spricht an dieser Stelle von einer Vieldeutigkeit des Begriffes. Es gibt so viele Vorstellungen der Natur. Manch ein Forscher bezeichnet sie beispielsweise als die Urkraft der Welt, die alle Dinge aus sich selbst erzeugt und werktätig hervorbringt.

Allerdings gibt es einen Grundsatz der besagt, dass in der Natur das Vollkommene mit dem Unvollkommenen beziehungsweise das Schöne mit den Unschönen gemischt sei. Dieser Grundsatz beeinflusst die Nachahmung der Künstler entscheidend. Schelling fragt sich an dieser Stelle, wie den ein Künstler der zur Natur lediglich ein Verhältnis der Nachahmung hat, zwischen dem Schönen und dem Unschönen unterscheiden können? Genau aus diesem Problem heraus passiert es, dass ein Künstler etwas Unschönes mit viel Liebe zu etwas Schönem umgewandelt. Denn es sind meist die Unschönen Dinge die hervorstechen und so primär vom Nachahmer erfasst werden. Hier stellt sich nun die Frage was denn genau das Schöne sei? Johann Winckelmann betrachtete die Schönheit zweierlei. Einerseits bezeichnet er es als etwas das aus der Seele fließt und andererseits als die Schönheit der Formen. Allerdings fehlt bei diesem Ansatz das „Band“ zwischen Seele und Körper. Ein Beispiel hierzu ist sein Vergleich der Schönheit des Wassers. Winckelmann kam zu dem Entschluss, dass je Geschmackloser das Quellwasser war, als desto gesunder wurde es betrachtet.

Eine erhabene Schönheit, deren Fülle der Form die Form selbst aufhebt, gilt laut Winckelmann als einziges Maß der Schönheit. Die äußere Seite oder Basis aller Schönheit ist die Schönheit der Form. Da aber Form ohne Wesen nicht sein kann: so ist, wo nur immer Form ist, in sichtbarer oder nur empfindbarer Gegenwart auch Charakter. Daraus folgt, dass die charakteristische Schönheit die Wurzel beziehungsweise die Grundlage aller Schönheit ist. Schönheit kann nur komplett sein, wenn sie alles mit einbezieht. Angefangen vom Grundgerüst oder am Beispiel des Menschen vom Skelett bis zum Gewebe und Fleisch. Abschließend noch alle Einzelheiten des Menschen. Solange ein Grundgerüst nicht existiert, kann man nicht ins Detail gehen. Somit kann man sagen, was zuerst als nicht schön erachtet wurde, wird durch die Harmonie des Ganzen zu etwas Wunderschönem. Aber auch Seele und Leib müssen in Einklang stehen. Die höchste Vergöttlichung der Natur beispielsweise finden wir in der Schönheit der Göttin der Liebe. Für den Menschen selbst aber ist die Seele das wichtigste. Denn nur durch sie entsteht Individualität. Auch in die Entstehung von Kunstwerken, die durch den Menschen geschaffen werden, fließt dessen Seele. Trotzdem gilt die Schönheit selbst als Grundcharakter jedes Kunstwerks.

Demnach sollte die Schönheit der Natur vor Künstlern geschützt werden, die sich rein auf das Nachahmen konzentrieren, nicht aber auf die vollkommmene Erfassung der Schönheit selbst. Die Frage nach Umwelt ist hier sehr schwer zu beantworten, da Schelling in seiner Akademierede stets von Natur spricht, nicht aber von einer Umwelt. Es gibt zwar Andeutungen in seiner Rede die darauf hinweisen könnten, dass er die Natur als unseren Lebensraum bezeichnet. Daher könnte man weiters auch annehmen, dass die Natur auch als Umwelt verstanden werden könnte. Da er wie eben aber schon erwähnt in seiner Ansprache nie expliziet von Umwelt spricht und sie somit auch nicht eindeutig definiert, ist es schwer auf die Frage nach der Umwelt eine eindeutige Antwort zu finden.