Diskussion:Aus Quines "Ontologische Relativität"

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Regression und Transgression evozieren, genauso wie die Interna und Externa, eine örtliche Vorstellung. Diese hat es gemeinsam mit dem Reden von der Übersetzbarkeit in Sprachen, dass eine besondere statische Grundlage angenommen wird. Das Problem stellt sich zwar als Übergang dar, doch eben Übergang von Dingen, die stabiler gedacht werden.

Gerade, wenn aber ein Problem konkret vorliegt, und man sich daran orientieren kann, scheint diese Statik ein gar nicht angebrachtes Bild zu sein. Was ich weiter nach vorne rücken würde, ist die Tatsache, dass man in so einer Situation, etwa der radikalen Übersetzung, einfach etwas Neues zu dem Alten dazuschaffen kann. Da ist es dann interessant, wie man das schon Vorhandene verarbeitet, oder ob man es gar nicht weiter verarbeitet, oder ob man einen Kompromiss macht. Die Frage ist dann, ob sich so eine Neuschaffung dann nur aus Quellen speist, die schon vorliegen, oder ob man auf etwas Drittes (wenn man in der Situation der zwei Sprachen bleiben will) heranzieht. Weiters: Ob man über die Formulierung des Problems hinaussteigen muss, oder ob sich schon aus der Formulierung eine Lösung anbieten kann. --Georg 10:11, 30. Mär 2006 (CEST)


Es liegt schon im Wort Über-setzung. Wir entkommen diesen räumlichen Assoziationen nicht. Wenn man möchte, kann man eine Linie ziehen zwischen den beiden Ufern eines Flusses, einer Brücke, und dem Verhältnis zwischen Sprachen. Ein räumliches Muster prägt unräumliche Zusammenhänge.

Wie sieht das nun mit "radikaler Übersetzung" aus? Genau betrachtet ist der Ausdruck tatsächlich mehrfach interpretierbar. Das Bild des Brückenschlags zwischen zwei Ufern passt nur bedingt. Es setzt nämlich das Bestehen zweier Territorien voraus. Die Aufgabe ist dann bloß, einen noch nicht existierenden Übergang zu schaffen. Im Gedankenexperiment der Urwaldsprache ist das durchaus passend. Aber es gibt auch ein "spekulativeres" Verständnis.

Unter Umständen schafft der Übergang erst den Bereich, in den hinübergegangen wird! Dann bedeuet "radikale Übersetzung" die Schaffung von Sinn, wo noch keiner war. Nicht: dieser Volksstamm besitzt eine Sprache, die niemand anderer beherrscht. Sondern: diese Verhaltensmuster sind eine Sprache. Die Neuigkeit besteht dann nicht darin, dass ein vorweggenommener Begriff von Sprache mit bisher unbekannten Inhalten gefüllt wird, sondern in einer Änderung des Begriffes "Sprache". Anders gesagt: Einmal wissen wir im Prinzip schon, was zu erwarten ist, und kümmern uns um die Details, das andere Mal wissen wir nicht was uns erwartet.

Die Auswirkungen für das Thema Toleranz sind unterschiedlich.

  • Im ersten Fall handelt es sich um die Bereitschaft zur Transgression (der Bedeutung) muttersprachlicher Ausdrücke in ihrer Anwendung an eine fremde Sprache. "Aha, Du verstehst auch die Skulptur als Pferd."
  • Im zweiten Fall bezieht sich die Transgression auf die Muttersprache selbst. Während wir zu verstehen suchen, was andere sagen, wird uns das eigene Verständnis problematisch. "Kann in meiner Sprache ein Bronzepferd auf etwas warten?"

Eine zentrale Schwierigkeit mit Toleranz besteht darin, dieses Verhältnis richtig zu treffen.

--anna 08:17, 31. Mär 2006 (CEST)