Diskussion:Joseph Ratzinger: Unterscheidung des Christlichen
Ratzingers Bedenken gegen die Möglichkeit des interreligiösen Gebetes wirken auf mich aus dem Horizont einer Offenbarungsreligion gedacht nicht unschlüssig. Mir scheint jedoch in dieser Zuspitzung auf das Letzte und Tiefste ein entscheidendes Moment der nicht nur zwischenreligiösen sondern zwischenmenschlichen Toleranz im Allgemeinen berührt. Ratzingers Argument, daß Beten qua dialogischer Vorgang ein gemeinsames Verständnis des Gesprächspartners voraussetzt, muß um die Rede vom Dialog sinnvoll zu halten dahingehend erweitert werden, daß auch ein gemeinsames Verständnis nicht nur über das gemeinsam im Gebet Gesagte sondern auch über das als Antwort Gehörte prinzipiell erreichbar sein müßte, um überhaupt von einem gemeinsamen Gebet sprechen zu können. Wenn über die gehörte Antwort nicht wenigstens ein grundsätzliches Einverständnis herstellbar ist, macht es wenig Sinn, überhaupt von einem gemeinsamen Dialog zu sprechen. Somit stellt sich die Frage, ob das, was im Gebet als Antwort Gottes gehört wird, diskursiv vermittelbar ist. Ich sehe - auch losgelöst vom Religiösen - im Kontrast zwischen diesem unrelativierbaren Tiefsten (wenn man so will: der "inneren Stimme Gottes"), dem eigentlich Wahrsten also, das sich gleichwohl nicht mehr als solches begründen läßt, auf der einen und dem diskursiven Raum auf der anderen Seite eines der entscheidenden Spannungsfelder, in denen Toleranz passieren kann oder aber eben auch nicht. --Jakob 17:09, 13. Nov 2005 (CET)
Mir scheinen diese Überlegungen auch plausibel. Wir könnten einen Weltkongress zur Biererzeugung veranstalten und zulassen, dass es sich dabei auch um alkoholfreies Bier und bestimmte Limonaden handelt ("root beer"). Dann stellt sich irgendwann die Frage, ob wir noch vom Selben sprechen, oder nur ein gleichklingendes Wort verwenden. Wie schon mehrfach gesagt worden ist: um sich artikulieren zu können, muss man Grenzen fordern/einhalten. Die Wiener Philharmoniker werden nicht Udo Jürgens als Pianisten engagieren. Die Sache muss schärfer zugespitzt werden. Es geht um "all inclusive"-Einstellungen. "Nur das ist Bier", "Nur das ist überhaupt ein Gebet". Eine manchmal beinahe instinktive Reaktion auf solche Behauptungen ist die Relativierung: "Warum soll dieses Ingwer-Getränk nicht auch als Bier gelten?" Aber das kann nicht die ganze Geschichte sein. Wer das zu sehr ausreizt, zerstört sich die Pointe des Satzes. Der muss ja einen sinnvollen Gebrauch von "Bier" enthalten. Wer diesem Begriff zuviel zumutet, zerstört den Behauptungscharakter der Formulierung. ("Die Donau ist ein Strom aus Bier".) -- anna 10:16, 14. Nov 2005 (CET),","