Diskussion:8. März 2012

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vor kurzem sah ich einen netten Film, der diverse Kleinigkeiten anbietet.

Eine Insel namens Udo (D,2011) in dem der Protagonist nicht gesehen wird. Was dazu führt dass er lebt ohne mit einer Art Anspruch des Anderen konfrontiert zu sein, was sich ändert, als ihn eine Frau sehen kann. Interessant ist, dass er im Film nach seinem 'ersten Mal' mit ihr in Folge von allen gesehen wird und erst dann beginnt eine Art Identitätskrise, in der er sich Eigenschaften und Aussehen 'zulegt' die ihm für sie und ihre Umgebung passend erscheinen. Sieht er sich sozusagen nun mit Unzulänglichkeiten konfrontiert, die nicht existierten ohne gesehen (erkannt?) zu werden, „Das Feld des Mangels kommt also unter der Wirkung eines Anspruchs zustande“ (Se10,84). Sie zeigt tatsächlich zunächst Abgneigung, als er die ersten Momente von anderen gesehen-werdend auftritt (er achtet nicht auf seine Kleidung etc), woraufhin er eben dann ein scheinbar passendes Bild 'auf sich legt' und ein, wie er meint, gesellschaftlich konformes Verhalten übt, was sie wiederum auch abstößt. Eine Art Wechselspiel, das fragt, wer eigentlich was genau will, für 'wen' man 'lebt' unter welchen Einflüssen, für sich selbst, für die anderen? und wo hier genau eigentlich 'ein sich' ist. Also dieses Geflecht, (s)ich und die anderen unter dem Aspekt „Ich ist immer ein Anderer“?!


[gesehen werden/erkannt werden wäre noch interessant, erkennen-werden als das, was man 'sein' will, also welches Bild man 'wirft', werfen wolle, also man wird erkannt als zugehörig zu dieser oder jener Gruppe (man gehört zum Publikum nicht zum Personal, man gehört zum Management und nicht zur Personalabteilung....), diesem oder jenem Milieu (Klassen), diesem oder jenem Geschlecht usw.]


Und wenn niemand mehr außer mir sehen kann, dann gäbe es in gewisser Weise keine Fixierung aufs Bild, weder für die, weil sie es nicht kennen/können, auch nicht für mich, weil ich, was mein Bild betrifft auf mich zurückgeworfen bleibe/allein bleibe quasi? Wäre dadurch ein "immer schon angeblickt sein" ausgeschaltet?

Und wenn niemand mehr sehen kann? Gäbe es keine Festlegungen und Einschreibungen, die 'rein' auf Bildern beschränkt sind? Diese Repräsentationen, die Verbindungen herstellen, eher – hergestellt werden – all diese scheinbaren 'Natürlichkeiten' sind nicht mehr da, um sich daran 'festzuhalten'. Der Schautrieb, verlagert der sich? „Auge und Blick, dies ist für uns die Spaltung, in der sich der Trieb auf der Ebene des Sehfeldes manifestiert“ (Se11,79) und wenn das Objekt hier der Blick wäre (vgl Se11,89) gibt es diese Bewegung Objektursache des Begehrens ~ Objekt a ~ blicken ~ erblickt werden ~ trügerische Bilder ~ ... nicht? Verlagert es sich vielleicht aufs Hören oder Tasten?


Lacan greift u.a. auf Platons Höhlengleichniss zurück:„..,daß die Idee von der Vorstellung des Auges geleitet ist“, Idee von Welt, „in einem dem Dasein als höchstes Gut vorgesetzten Zweck sich bestimmt und damit eine Schönheit erreicht, die auch ihre Grenze ist“ (Se11,77). Finde eine Überlegung dieser Struktur ohne den Blick als Objekt interessant, was dies bedeuten würde für eine Gesellschaft und ihre 'Konstrukte'. --CoS 10:30, 9. Mär. 2012 (CET)