Abstracts (Gertraud Keplinger)

Aus Philo Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche

Abstract:

Charlton, M. (2007). Das Kind und sein Startkapital – Medienhandeln aus der Perspektive der Entwicklungspsychologie. In H. Theunert (Hrsg.), Medienkinder von Geburt an. Medienaneignung in den ersten sechs Lebensjahren (S. 25-40). München: kopaed.


In diesem Text wird die Frage behandelt, zu welchem Zeitpunkt in der kindlichen Entwicklung sich die Voraussetzungen zu einem kompetenten Umgang mit Medien herausbilden und auf welchen Wegen Kinder die entsprechenden Fähigkeiten verbessern.

Es müssen drei Voraussetzungen erworben werden, damit Kleinkinder Medienangebote aufnehmen können.

→Die Entwicklung der kommunikativen Kompetenz, das bedeutet die Befähigung zur symbolischen Interaktion und Kommunikation.

→Die Entwicklung der kognitiven Kompetenz, das meint bezüglich der Medien die Fähigkeit, den Sinn des Medienangebots verstehen zu können.

→Die Entwicklung der emotionalen Kompetenz, das heißt in Bezug auf Medienrezeption die Fertigkeit, interessierende Themen auswählen und bedrohliche Themen abwehren zu können.

Die Kinder setzen im Entwicklungsverlauf die Techniken des Medienumgangs bei weiteren Medien ein und erlangen dabei immer mehr Kenntnisse über konventionelle Darbietungsformen von Medien, Macharten usw. Eine Folgerung daraus ist, dass die Kinder zunehmend unabhängig werden von vertrauten Rezeptionssituationen und sich dadurch auf die veränderten Spielregeln einlassen können. Diese bestimmen die vorschulische und später die schulische Mediennutzung. Es ist wichtig, sich über die Ursachen für die altersgemäße Entwicklung der Medienkompetenz Gedanken zu machen, bevor überlegt wird, wie man den Entwicklungsfortschritt medienpädagogisch beeinflussen und fördern kann. Erklären lassen sich die genannten, altersabhängigen Entwicklungsverläufe folgendermaßen:

→Die Reifung, besonders die Hirnreifung, wird als erster Motor für die Entwicklung gesehen und wirkt sich in den ersten Lebensjahren entscheidend auf die kommunikative Kompetenz, beispielsweise die Sprachentwicklung, aus.

→Cognitive apprenticeship, das ist kognitives Lernen in einem Meister-Lehrlingsverhältnis. Einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung der Medienkompetenz leistet die Partizipation an kultureller Praxis. Eltern, ältere Geschwister und Spielkameraden binden das Kleinkind in ihre kulturelle Praxis mit ein so wie ein Meister seinen Lehrling am Produktionsprozess schrittweise mehr teilnehmen lässt.

→Instruktionslernen ist eine Quelle der Wissensvermittlung, die eine gezielte medienbezogene Anleitung für etwas gibt.

→Entdeckendes Lernen, das ist Medienwissen, welches im Verlauf des Gebrauchs selbst entdeckt wird.

Die kommunikativen und kognitiven Kompetenzen entwickeln sich bis zum Ende der Kindergartenzeit in einigermaßen vorhersagbarer Weise. Erste Ansätze einer emotionalen Kompetenz (der Zuwendung zu interessierenden und Abwehr von ängstigenden Medieninhalten) tauchen schon im Kleinkindalter auf. Bezüglich der Entwicklung der emotionalen Kompetenz sind die individuellen Unterschiede enorm, da sie von vielen verschiedenen Faktoren abhängen.

Als Konsequenz für die Medienpädagogik ergibt sich als unverzichtbare Maßnahme die aufmerksame Begleitung der Kinder bei ihren ganz persönlichen Medienerfahrungen.

Als Konsequenz für die Filmproduktion kann die Erkenntnis gelten, dass es keine Sicherheit über die Wirkungslosigkeit eines Medienangebots gibt, was eine verantwortungsvolle Auswahl von Inhalten und Darstellungsweisen unerlässlich macht.

Als Konsequenz für die Forschung lässt sich anmerken, dass unterschiedliche Kinder unterschiedlich reagieren, deshalb ist die Medienwirkungsforschung durch eine Rezeptionsforschung ergänzt worden.



Startseite des Seminars | Seminararbeit | Literatur