Wittgensteins "Tractatus": Platon ein für allemal (BD): Unterschied zwischen den Versionen
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Verwandeln wir einen Bestandteil eines Satzes in eine Variable, so gibt es eine Klasse von Sätzen, welche sämtlich Werte des so entstandenen variablen Satzes sind. Diese Klasse hängt im allgemeinen noch davon ab, was wir, nach willkürlicher Übereinkunft, mit Teilen jenes Satzes meinen. Verwandeln wir aber alle jene Zeichen, deren Bedeutung willkürlich bestimmt wurde, in Variablen, so gibt es nun noch immer eine solche Klasse. Diese aber ist nun von keiner Übereinkunft abhängig, sondern nur noch von der Natur des Satzes. Sie entspricht einer logischen Form - einem logischen Urbild. | Verwandeln wir einen Bestandteil eines Satzes in eine Variable, so gibt es eine Klasse von Sätzen, welche sämtlich Werte des so entstandenen variablen Satzes sind. Diese Klasse hängt im allgemeinen noch davon ab, was wir, nach willkürlicher Übereinkunft, mit Teilen jenes Satzes meinen. Verwandeln wir aber alle jene Zeichen, deren Bedeutung willkürlich bestimmt wurde, in Variablen, so gibt es nun noch immer eine solche Klasse. Diese aber ist nun von keiner Übereinkunft abhängig, sondern nur noch von der Natur des Satzes. Sie entspricht einer logischen Form - einem logischen Urbild. | ||
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Version vom 8. Mai 2009, 06:57 Uhr
Die Bildbasis für Wittgensteins "Tractatus"
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Platon konstruiert einen für die Vernunft zugänglichen Bereich von Ideen, an dem die sinnlichen Umstände partizipieren. Dieser Bereich gibt Formen vor, die ungetrennt und definit "gesehen" werden können. Die Verbindung der Bereiche stellt ein Bildungsprozess her.
Wittgensteins Tractatus Logico-Philosophicus operiert ebenfalls mit einer "Welt" der (logischen) Formen. Auch sie ist definitiv und bestimmt die Gestalt der Erfahrungswelt. Die platonische "Teilhabe" spannt einen Bogen von der Alltagserfahrung zur philosophischen Einsicht. Diesen Zusammenhang beschreibt Wittgenstein ganz anders.
Inhaltsverzeichnis
Darstellung, Feststellung
- Sätze nehmen an der Wirklichkeit teil: sie sind Bilder (Isomorphie).
- Aber das reicht nicht, das tun auch Spiegelungen und Spuren. Sätze sind wahr bzw. falsch.
- Es gibt einen Inhalt (für Schaulustige) und eine Entscheidung.
4.023
Die Wirklichkeit muss durch den Satz auf ja oder nein fixiert sein. Dazu muss sie durch ihn vollständig beschrieben werden
Elementarsätze
- Die Frage ist nun: Wie passen die vielfältigen Inhalte von Sätzen damit zusammen, dass sie bestätigt oder verworfen werden? Wie kommt man von der Schaulust zur Kompetenz?
- Wittgensteins Antwort: der Elementarsatz. Er bietet einen Inhalt, der ausschließlich darin besteht, dass er so oder so polarisiert wird.
- Hegel hatte so etwas zu Beginn der "Phänomenologie des Geistes". Die "sinnliche Gewißheit" gibt "Tag/Nacht" oder "hier/dort". Und gleichzeitig ist jede sinnliche Gewissheit ein Beispiel einer sinnlichen Gewissheit.
das logische Urbild (Tractatus Zitate)
3.31
Jeden Teil des Satzes, der seinen Sinn charakterisiert, nenne ich einen Ausdruck (ein Symbol). (Der Satz selbst ist ein Ausdruck.)
Ausdruck ist alles, für den Sinn des Satzes Wesentliche, was Sätze miteinander gemein haben können. Der Ausdruck kennzeichnet eine Form und einen Inhalt.
3.311
Der Ausdruck setzt die Formen aller Sätze voraus, in welchem er vorkommen kann. Er ist das gemeinsame charakteristische Merkmal einer Klasse von Sätzen.
3.312
Er wird also dargestellt durch die allgemeine Form der Sätze, die er charakterisiert. Und zwar wird in dieser Form der Ausdruck konstant und alles übrige variabel sein.
3.313
Der Ausdruck wird also durch eine Variable dargestellt, deren Werte die Sätze sind, die den Ausdruck enthalten. (Im Grenzfall wird die Variable zur Konstanten, der Ausdruck zum Satz.) Ich nenne eine solche Variable »Satzvariable«.
3.314
Der Ausdruck hat nur im Satz Bedeutung. Jede Variable lässt sich als Satzvariable auffassen. (Auch der variable Name.)
3.315
Verwandeln wir einen Bestandteil eines Satzes in eine Variable, so gibt es eine Klasse von Sätzen, welche sämtlich Werte des so entstandenen variablen Satzes sind. Diese Klasse hängt im allgemeinen noch davon ab, was wir, nach willkürlicher Übereinkunft, mit Teilen jenes Satzes meinen. Verwandeln wir aber alle jene Zeichen, deren Bedeutung willkürlich bestimmt wurde, in Variablen, so gibt es nun noch immer eine solche Klasse. Diese aber ist nun von keiner Übereinkunft abhängig, sondern nur noch von der Natur des Satzes. Sie entspricht einer logischen Form - einem logischen Urbild.
Wittgenstein über Schlicks Ethik
"Schlick sagt, es gab in der theologischen Ethik zwei Auffassungen vom Wesen des Guten: nach der flacheren Deutung ist das Gute deshalb gut, weil Gott es will; nach der tieferen Deutung will Gott das Gute deshalb, weil es gut ist 63. Ich meine, daß die erste Auffassung die tiefere ist: gut ist, was Gott befiehlt. Denn sie schneidet den Weg einer jeden Erklärung, »warum« es gut ist, ab, während gerade die zweite Auffassung die flache, die rationalistische ist, die so tut, »als ob« das, was gut ist, noch begründet werden könnte.
Die erste Auffassung sagt klar, daß das Wesen des Guten nichts mit den Tatsachen zu tun hat und daher durch keinen Satz erklärt werden kann. Wenn es einen Satz gibt, der gerade das ausdrückt, was ich meine, so ist es der Satz: Gut ist, was Gott befiehlt." (WW Suhrkamp III, S.115)
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