Benutzer:Smarti/WS08-OSP-E08-5 12 08: Unterschied zwischen den Versionen
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== Alexander Knorr== | == Alexander Knorr== | ||
=== Organisatorisches === | === Organisatorisches === | ||
− | Das führt mich also | + | Das führt mich also zu dem ersten genannten Punkt, der "Die Deutungsoffenheit der Quellen" von Alexander Knorr ist. Sie haben mehrere Möglichkeiten, den Text zu lesen: |
+ | * Sie können das PDF online lesen | ||
+ | * Ich habe das PDF aus dem Open Source Jahrbuch rausgeschnitten, damit Sie kürzere Ladezeiten haben | ||
+ | * Ich habe Ihnen aus dem PDF [[Das_theoretische_Potential_(OSP)|zentrale Stellen ins Wiki gestellt]]. Die Idee dafür ist natürlich auch, dass Sie damit leichter arbeiten können. Sie wollen vielleicht nicht ein PDF-File mit Anmerkungen versehen, aber im Wiki können Sie etwas dazu schreiben. | ||
=== Was ist die Absicht von Knorr? (Textausschnitt) === | === Was ist die Absicht von Knorr? (Textausschnitt) === | ||
Was ist die Absicht von dem was Alexander Knorr hier vorschlägt? Ich beginne das vielleicht mal vorzulesen. | Was ist die Absicht von dem was Alexander Knorr hier vorschlägt? Ich beginne das vielleicht mal vorzulesen. | ||
− | '' | + | ::''"Wissen und Erkenntnis begnügen sich nicht damit, ein Dasein in Form von sprachlich kodierter Information zu fristen, sondern nehmen manifeste Gestalt an, werden zu materialisierter Kultur, zu Artefakten – z.B. zu Maschinen oder Software. Artefakt ist ein sehr neutraler Begriff und bedeutet lediglich ein Ding, das künstlich geschaffen wurde, nicht naturgegeben ist und von einem denkenden und handlungsmächtigen Wesen in die Welt gebracht wurde. Aber in gängiger Diktion werden Maschinen und Software kaum als Artefakte, sondern als Produkte bezeichnet. Genau wie Artefakt nimmt auch der Begriff Produkt Bezug auf das Hergestellt sein, trägt aber weitere Implikationen in sich – namentlich die Unterscheidung und Trennung zweier Sphären: die der Hersteller und die der Kunden. Letztere werden gemeinhin als „(End-)Verbraucher“ bezeichnet, im Zusammenhang mit Computern und Software oftmals als „Benutzer“ (User). Diese Bezeichnungen wiederum implizieren das passive Konsumieren oder Gebrauchen eins Artefakts im Sinne seiner Produzenten. Doch diese Zuschreibungen sind fern der empirischen Wirklichkeit, denn mit erfolgter Produktion ist die Geschichte eines künstlicher hergestellten Dinges keineswegs beendet."'' |
− | Das ist | + | Das ist eine Betrachtungsweise aus einer Perspektive, die ich schon mehrfach angesprochen habe, dass nämlich Software eine sehr eigentümliche geistige Konstruktion ist. Das wird noch viel deutlicher bei Stephen Weber kommen. |
− | ==== Software | + | ==== Ethnologischer Einwand: Auch Software ist materiell fundiert ==== |
− | + | Ich habe in einer früheren Vorlesung gesagt, die Produktion von Schuhen ist einfach was anderes, als die Produktion von Regelanleitungen, weil man Regelanleitungen leicht verteilen und kommunizieren kann, ohne dass es zusätzliche Ressourcen braucht, während man für die Produktion von Schuhen zusätzliches Leder und ähnliches braucht. Das ist ein Feature, das in der Wirtschaftsdiskussion über Open Source eine wichtige Rolle spielt. Bei Knorr ist zu bemerken, dass von einer ethnologischen Perspektive ein Einwand kommt. Jemand der ethnologisch ausgebildet ist, weist darauf hin (und dürfte die gegenwärtige Forschungsausrichtung in der Ethnologie sein, wenn ich das von außen richtig sehe), <font color="maroon">dass man in der Ethnologie materialisierte Kultur in den Vordergrund stellt.</font> Diese manifeste Gestalt, die sich in Artefakten wiederfindet. Sie kennen das natürlich. Jedes Heimatkundemuseum basiert auf der Voraussetzung, dass ein Kleidungsstück oder eine Hacke oder eine Fahne, was immer sie wollen, dass diese Gegenstände als Artefakte eine nicht nur funktionale Größe hat, sondern auch eine Lebensweise manifestiert und materialisiert. Das sind die Kategorien, mit denen Ethnologie normalerweise an ihre Themen herangeht. Der interessante Schachzug den Knorr hier gleich am Anfang macht ist zu sagen: "Nun gut: Produkte sind ja auch Realisierungen, Materialisierungen von bestimmten Ideen. Das Produkt Schuh ist eine Materialisierung der Idee „Ich sollte meine Füße schützen und stabilisieren gegenüber den Umgebungsbedingungen“". | |
− | === | + | === Das Produkt und Ihre Entstehungsbedingungen === |
− | + | Nun macht er eine Wendung, die uns direkt hineinführt in die Fragestellung. Er fragt zunächst nach dem Unterschied zwischen Artefakt und Produkt. <font color="maroon">Unser Verständnis von Produkt ist präformiert von den gegebenen Wirtschaftsbedingungen.</font> Wir haben eine Wirtschaftsordnung, in der wir unter bestimmten Bedingungen, nämlich der Lohnarbeit (davon ist jetzt hier nicht die Rede aber das ist der Bogen zu Andre Gorz) für einzelne Arbeitsbereiche etwas produzieren, was die Firma verkaufen kann. Indem die Firma das Produkt verkauft, macht sie einen Gewinn. Um das Produkt verkaufen zu können, muss die Firma sich an den Bedürfnissen der Leute orientieren, die dann bereit sind dafür etwas zu bezahlen. Dieses Endprodukt ist nach dem Kauf direkt verwendbar für die Konsumentinnen. Sie zahlen etwas und dann verwenden sie es für einen bestimmten Zweck. Der bestimmte Zweck bei Schuhen ist auch schon interessant. Sie kaufen die Schuhe eben nicht nur darum, weil sie sich vor der Kälte schützen und gehen wollen, aber nehmen wir diesen simplen Fall an. <font color="maroonn">Die einen sind aktiv, die machen das, die anderen sind passiv, die ziehen das an. End of Story. Das ist die Standardgeschichte in einer Warenwirtschaft.</font> | |
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+ | Der Aspekt, den Knorr von der Ethnologie hereinbringt ist zu sagen: "Ethnologie ist eine Disziplin, die sich nicht nur mit Phänomenen der Warenwirtschaft beschäftigt, sondern sie beschäftigt sich damit, dass Dinge, die unsere Welt bevölkern, Ausdrücke von Lebensformen, Lebensweisen, von Praktiken, von historischen Abläufen sind, in denen wir auch Teil sind." Das könnte man sehr schön plastisch beschreiben. Die Überblendung von dem allgemeineren ethnologischen Zugang und dem Zugang zu Produkten habe ich gerade vorgenommen. <font color="maroon">Ich habe Ihnen beschrieben, wie unser Umgang mit Dingen, die wir Produkte nennen, geprägt ist von unserer Arbeits- und Lebensweise in einer kapitalistischen Gesellschaft. Das ist der Punkt mit den Verbrauchern und den Usern. Und jetzt kommt die Pointe von Knorr.</font> | ||
=== Pointe von Knorr === | === Pointe von Knorr === | ||
− | + | Nehmen wir mal die Ethnologie, die zeigt uns, dass mit solchen Dingen sehr viel Verschiedenes passieren kann. <font color="maroon">Wir können feststellen dass Schürzen, Hämmer, Autos, etc. in unserer globalen Umgebung nicht einfach nur gekauft und verwendet werden, sondern dass sie sehr. sehr unterschiedlichen Gebrauch haben.</font> Wir greifen zu kurz, wenn wir nur darauf gehen: "Ich kaufe mir meinen Volkswagen, um schnell von einem Ort zum anderen Ort zu kommen und sonst nichts." Und jetzt kommt Knorr zur Pointe: <font color="maroon">Die Open Source Bewegung ermöglicht uns einen neuen Blick darauf, dass wir etwas, was wir normalerweise als Produkte sehen (z.B. ein Programm wie das Betriebssystem, dass ich mit dem Computer dazukaufe und dass ich einfach nur verwenden kann so wie ich Schuhe tragen kann), umdeuten können. Durch die Open Source Bewegung wird der Nutzen- und Gebrauchsdingcharakter auf eine komplett überraschende Art und Weise neu aufgerollt.</font> Ganz simpel gesagt: Das Betriebssystem Windows haben Sie auf ihrem Compuer installiert und das müssen Sie auf Gedeih und Verderb verwenden ("Friss oder Stirb"). Da können sie nichts machen. Das ist ungefähr so wie ein Schuh, den sie nur und gerade dazu verwenden, damit sie dort und dort hingehen. Die ethnologische Perspektive ist: Normalerweise wird nicht auf diese Weise mit Dingen umgegangen. Normalerweise gibt es eine große Anzahl von unterschiedlichen Praktiken zu sehen, die wir mit Dingen verbinden. Ein wunderschönes Umdeutungsbeispiel aus dem Text möchte ich Ihnen im Folgenden vorstellen: | |
=== Das Umdeutungsbeispiel === | === Das Umdeutungsbeispiel === | ||
− | Vor dem Hintergrund der Gegebenheiten ihres Lebensraumes | + | :: ''"Vor dem Hintergrund der Gegebenheiten ihres Lebensraumes erscheint es uns absolut vernünftig, dass die <font color="maroon">Kel Ewey häufig Sonnenbrillen tragen. Allerdings tragen sie die Brillen gar nicht in der Wüste, sondern bei Festlichkeiten, gerade auch nach Sonnenuntergang. Für die Kel Ewey komplettieren spiegelnde Sonnenbrillen die Verschleierung der Männer und perfektionieren damit die Umsetzung einer kulturellen Bekleidungsvorstellung</font> (Spittler 2002, S. 18). Das Beispiel habe ich gewählt, weil einer Sonnenbrille zunächst eine eindeutige Funktion fest zugeordnet scheint, sie aber dennoch Umdeutungen erfährt, die einem selbst wohl kaum einfallen würden. Vergleichbares geschieht mit Software, die speziell für eindeutige Zwecke geschrieben wurde."'' |
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− | Für die Kel Ewey komplettieren spiegelnde Sonnenbrillen die Verschleierung der Männer und perfektionieren damit die Umsetzung einer kulturellen Bekleidungsvorstellung. Das Beispiel habe ich gewählt, weil einer Sonnenbrille zunächst eine eindeutige Funktion fest zugeordnet scheint, sie aber dennoch Umdeutungen erfährt, die einem selbst wohl kaum einfallen würden. Vergleichbares geschieht mit Software, die speziell für eindeutige | ||
==== Uminterpretation ==== | ==== Uminterpretation ==== | ||
− | Das ist ein Hinblick auf das zentrale Thema an der Stelle. Stellen sie sich vor | + | Das ist ein Hinblick auf das zentrale Thema an der Stelle. Stellen sie sich Sonnenbrillen vor, die Sie nicht anders verwenden können als dass Sie sie nur aufsetzen dürfen oder können, wenn draußen die Sonne scheint. Das ist ein bisschen absurd. <font color="maroon">Es gibt ja auch einige Leute, die tragen Sonnenbrillen ganz ohne dass sie sie unbedingt gegen die Sonne schützen müssten. Es ist ein schönes Beispiel dafür, dass diese Eindeutigkeit in unserem Umgang mit Dingen, also an vielen Stellen durchbrochen ist.</font> Es wird immer um einiges plastischer, greifbarer und amüsanter wenn man es mit Ausblick auf andere Kulturgepflogenheiten sieht. Der wichtige Punkt ist, dass im Zusammenhang mit Computerprogrammen (so wie die meisten Benutzerinnen ab den 80er Jahren darauf gewöhnt worden sind), der <font color="maroon">Status von Computerprogrammen etwas Ähnliches gewesen ist wie der von Sonnenbrillen, die man nur aufsetzen darf wenn die Sonne scheint.</font> Mit denen man sonst nichts Anderes machen kann. Sie kennen die spaßigen Geschichten, wo man Kunst aus Platinen oder Memory Chips macht. Das ist eine krasse Uminterpretation. Sie ist verbunden mit einem Sprung der von einer Hardware die man benutzen kann zu dem Spaß führt, der daraus entsteht, dieser Hardware auch ästhetische Qualitäten abzugewinnen. Im Zusammenhang mit geschlossenen (nur in Binärform zugänglichen) Programmen, handelt es sich um einen gewissen Extremfall von: "Mit solchen Programmen kann ich nur das eine machen und sonst nichts. Der oben erwähnte Sonnenbrillen-Umdeutungs-Effekt ist mit diesen Programmen nicht möglich." Ich kann nur vorschlagen: Lesen Sie sich diesen Artikel in voller Länge durch - er ist ausgesprochen empfehlenswert. |
=== Weiterer Textausschnitt === | === Weiterer Textausschnitt === | ||
− | Ich bringe ihnen noch | + | [[Bild:Pakistan_lkw1.jpg|thumb|geschmückter LKW aus Pakistan]] |
− | Sie können sich Windows schon aneignen in dem Sinn, dass | + | [[Bild:Pakistan_lkw2.jpg|thumb|noch ein angeeigneter LKW]] |
+ | [[Bild:Manta327.jpg|thumb|modifizierter Manta]] | ||
+ | Ich bringe ihnen noch einen Ausschnitt, um Sie zu motivieren, sich den Artikel durchzulesen.. Es geht um Maschinen und Technologie. | ||
+ | ::''„In Bezug auf Maschinen und Technologie sind die Freiheitsgrade der Aneignung zu einem gewissen Grad eingeschränkt. Wenn der Wunsch besteht dass die Maschine nach der Aneignung noch immer funktionieren soll.“'' | ||
+ | Sie können sich Windows schon aneignen in dem Sinn, dass Sie mal das Binärfile öffnen oder eines davon und ihre Kreativität ausnützen und schaun was passiert wenn sie "Hallo" heinein tippen. Es gibt ja Editoren wo sie Binärcode auch editieren können. Wenn sie da „Hallo“ hineintippen war es glaub ich ihr letzter Kommunikationsversuch mit Windows. Aber hier geht es weiter. | ||
+ | :''„Dieser Umstand führt häufig zu dem Fehlschluss, der von den Ingenieuren eingeschriebene Sinn einer Maschine sei dominant, verhindere eine tiefgreifende Aneignung jenseits des Oberflächen-Optischen, des Symbolisch-Asthetischen. Mittlerweile sind uns Bilder der prunkvollen, mit Verzierungen überladenen Busse und LKWs aus z.B. Indien und Pakistan vertraut geworden. Die auf sie getürmten Götter- und Heiligenbilder, Kalligraphie und exotisch wirkenden muster zeigen uns, dass diese Maschinen der Ästhetik einer uns zunächst fremden Kultur unterworfen wurden.. man staune und lächelt, etwa so wie über den längst sprichwörtlich gewordenen, getunten Opel Manta. Das Blenden der bizarren Schönheit verstellt den Blick auf die viel weiter reichenden, für das Verständnis der Beziehungen zwischen Technik und Kultur bedeutsamen Aneignungsprozesse. Im Sudan fahren Sifenja (Sandale) genannte LKWs, die auf ihre Art auch imposante Schönheiten sind, doch vom äußeren her bei weitem nicht so auffallen, wie ihre asiatischen Cousins. Die erstaunlichen Modifikationen liegen hier etwas im Verborgenen."'' | ||
− | + | Er bringt eine Fallstudie, auf die ich hier nicht im Einzelen eingehe, über diese sudanesischen LKWs, mit denen es die folgende Bewandtnis hat: Die sudanischen Ingenieure haben sich westliche Modelle besorgt und haben diese zerlegt. Dann haben Sie sie auf sehr raffinierte Weise mit technischen Erweiterungen ausgebaut; mit neuen statischen und LKW-relevanten Eigenschaften versehen, sodass diese europäisch konstruierten LKWs, die im afrikanischen Gelände gewisse Schwachstellen aufweisen, durch diese Veränderungen wieder brauchbar für ihre Zwecke gemacht wurden. Mit einer Artefakt, das aufschraubbar ist, ist das möglich. Er beschreibt, dass das unter anderen eine Beschäftigung für die traditionelle Schmiede im Sudan ist. Die fertigen mit ihrem Handwerk in ihrer Schmiede nicht Industrieproduktion sondern bauen auf ihre Bedürfnisse angepasste Bestandteile in die LKWs ein und kriegen damit einen Mehrwert. Bei den Artefakten, die wir heute in der KFZ-Industrie teilweise vorfinden ist das nicht mehr möglich, denn dort werden fix-fertige Module zusammengebaut, die für sich versiegelt sind und die man dadurch nicht mehr aufschrauben und verändern kann. Aber sie verstehen den Punkt. <font color="maroon">Der Punkt ist der, dass man, solange man Artefakte hat - und das schließt technische Artefakte ein - an denen man basteln kann, in denen dieser Handwerkscharakter, von dem ich mehrfach gesprochen habe, möglich ist, solange hat man die Perspektive, in einen Aneignungsprozess hineinzukommen, der die privateigentums-kapitalistische Logik des Produktes unterwandert zugunsten einer Aufteilung von Aktivitäten und von Initiativen die nicht mehr dieser Asymmetrie (AKA: Produzent/User) unterworfen ist. Der offenbare motivationale Hintergrund dessen, was Knorr hier ausführt, ist ein Gegengewicht, sozusagen eine Gegenbewegung gegen die Verelendungsthese: Gegen die im Großen gezielte pessimistische Weltuntergangsstimmung einer kritischen Theorie, die sagt: "Der Kapitalismus ist ein gefräßiger Moloch, der im Prinzip alles auffrisst, alles dem Muster der großen Produktionsstätten aneignet und am Ende nichts übrig lässt außer Leute, die am Tropf der Großindustrie hängen."</font> | |
=== User Innovation === | === User Innovation === | ||
− | + | ::''Wortmeldung: Zu dem Punkt, dass der Kapitalismus alles auffrisst, passt auch das Stichwort "User Innovation" ganz gut. Die Betriebswirtschaft beschäftigt sich ja sehr stark mit dem Thema: Wenn der Firma die Ideen ausgeht und sie sich fragt, wo sie etwas Neues herbekommt, dann werden gezielt die Kunden/die User eingebunden, wobei jedes kreative Potential wieder vereinnahmt wird.'' | |
− | Ich danke sehr, das ist vollkommen richtig. | + | |
+ | Ich danke sehr, das ist vollkommen richtig. Es erlaubt mir gleichzeitig, wieder eine Vorschau zu geben: Als kleines Beispiel: Ich bin bei der Automarke, mit der ich fahre, draufgekommen, dass die folgendermaßen organisiert ist: Wenn ich in deren Werkstatt fahre, passiert es stichprobenartig, dass ich ein Monat darauf einen Telefonanruf bekomme, mit der Frage: "Könnten Sie uns bitte sagen, wie zufrieden sie waren?". Oder ich bekomme einen Fragebogen von drei/vier Seiten, in dem die Firma nach Verbesserungsvorschlägen fragt. Das ist ein banales, alltägliches Beispiel von User Innovation. <color="maroon">Die Firma ist quasi auf die Idee gekommen - das hat man im kapitalistischen Zusammenhang schon entdeckt - dass die Rückfrage nach möglichen Schwachstellen letztlich der Firma dient. Natürlich gibt es auch Situationen in denen dieser Plan schiefgeht.</font> Wo es für mich regelmäßig schiefgeht ist die berühmt-berüchtigte Situation im Gasthaus wo man fragt: "Hat's geschmeckt?". Dieser "Hat’s geschmeckt?"-Charakter hat ja dieselbe Idee der "User Innovation" dahinter. Und dieser Charakter ist auch nicht auszuschalten. Das ist gleich ein Teil meiner kommenden Antwort: <color="maroon">Man kann durch eine solche Rückfrage bestimmte Ärgerlichkeiten abfragen und dadurch schlimme Fehler leichter herausfinden. Andererseits gibt es einen weiten Bereich von Problemen, die nur zum Vorschein kommen, wenn die befragten Leute auch motiviert sind, sinnvoll zu antworten. Ich habe einfach keinen Spaß, mich mit dem Serverier nach dem Essen in eine Unterhaltung zu begeben, ob das Essen durch ein paar kleine Tricks ein bisschen besser wird. Sie haben zum Teil auch keinen Spaß, hier zur Vorlesung Kommentare zu schreiben. Oder viellleicht haben Sie Spaß. Was ich damit sagen will: An diesen Beispielen ist schön zu sehen, dass die User Innovation erkannt wird, die User Motivation (also die in der Gesellschaft verteilten Kenntnisse, Motive und Impulse zu mobilisieren) unter den kapitalistischen Bedingungen eine sehr schwierige Sache ist.</font> Den Vor-hinweis den ich machen möchte, wenn ich in der Ökonomie bin oder nicht später möchte ich einen Autor vorstellen der das für mich auf eine hervorragende Art und Weise dargestellt und ausgearbeitet hat ist Yochai Benkler. | ||
== Yochai Benkler == | == Yochai Benkler == |
Version vom 18. Dezember 2008, 17:14 Uhr
Inhaltsverzeichnis
- 1 Open Source Philosophie - Einheit 8: 05.12.2008
- 1.1 Organisatorisches
- 1.2 Theoretisches Potential
- 1.3 Überblick über drei philosophisch relevante Beiträge
- 1.4 Alexander Knorr
- 1.5 Yochai Benkler
- 1.6 The tradegy of the commons – Die Tragödie des Allgemeinbesitzes
- 1.7 User Driven Innovation
- 1.8 Abschließender Einwurf
Open Source Philosophie - Einheit 8: 05.12.2008
- Vortragender: Herbert Hrachovec
Organisatorisches
Zur Erinnerung an die Zeitvorgaben. Letztes Mal ist ausgefallen und nächstes Mal, wie Sie hier auf dem Plan sehen, fällt es auch noch einmal aus wegen einer Auslandsreise. Das heißt wir haben dann die letzte Sitzung vor Weihnachten am 19. und dann noch vier Mal im Jänner. Aber mit unseren Mitschriften können wir gut mithalten. Die Mitschrift vom letzten Mal ist auch schon wieder komplett vorhanden.
Theoretisches Potential
Ich möchte heute, nachdem ich Ihnen in den vorhergehenden Sitzungen die Geschichte und die Initialzündung der Diskussion über die Theorie der Open Source Bewegung, im Spannungsbereich zwischen Richard Stallman und Eric Raymond, dargestellt habe, so in einem ersten, noch ein bisschen, allgemeinen Überblick, das was ich theoretisches Potential genannt habe vorstellen. Also einen Einblick geben darauf, welche Form von Überlegungen, Untersuchungen und Impulsen die bisher geschilderte Entwicklung im Software Entwicklungsbereich genommen hat. Die Absicht dabei besteht darin, Ihnen die Intuitionen und die Initiativen klarer zu machen, die sich um diesen Impuls gruppieren. Das ist in dem Fall eine durchaus literaturreiche Vorlesung, also eine wo ich Ihnen, sehr viel Text zum Ansehen zur Verfügung gestellt habe, wobei ich diesen Text nur zum Teil expliziere. Vor allem habe ich Ihnen in den ersten drei Einrichtungen Sammelnummern eines zentralen Online-Journals für diese Fragestellungen verlinkt. Nämlich, „First Monday“.
First Monday
Das „First Monday“ gibt es seit 1995 und ist im Prinzip eine freie, "peer reviewed" Zeitschrift, in der sich wichtige Beiträge zur Open Source Entwicklungsthematik finden lassen. In zumindest drei von diesen Sammelzeitschriften wird fokussiert und zusammengefasst, welche Beiträge es diesbezüglich gibt. Sie sehen in der „special issue“ Nummer 2 den Beitrag von Eric Raymond, der dort in Volume 3/ Band 3 „Die Kathedrale und der Basar“ veröffentlicht hat.
Vielfältige Perspektiven ohne rotem Faden?
Der Hinweis auf diese First Monday-Zusammenstellung dient dazu, dass Sie einen Eindruck haben über die Themenstellungen, die angestoßen worden sind. Diese Themenstellungen kommen aus den diversesten Bereichen:
- Es gibt einen Beitrag über Software Engineering.
- Die Zukunft der Soziologie der Free and Open Softwareentwicklungen.
- Reflexionen über freie Software.
- Das sich Entwickeln der ökonomischen Paradigma von Open Source.
- Bruce Perens ist ein entscheidender Entwickler. Von ihm kommt: „What did we learn from Open Source“.
- Ein wichtiger Punkt, auf den ich in dieser VO noch zu sprechen komme, ist von Rishab Aiyer Gosh: Cooking Pot Markets: an economic model for the trade in free goods and services on the internet gemacht worden.
- Dann gibt es ein Interview mit Linus Torvald.
- Eine Überlegung über Altruismus und Selbstinteresse.
- Empirische Untersuchungen über Open Source Projekte.
- Untersuchung über die Sozialstruktur solcher Entwicklungsprojekte.
- Eine weitere empirische Untersuchung über die Entwicklung des Linux Systemkerns, Kernel.
- „Code, Culture and Cash:The Fading Altruism of Open Source Development.
- Und dann auch noch eine Usability Untersuchung.
Sehen Sie sich noch dazu die beiden weiteren Links an:
- die Nummer über Cyberinfrastracture
- und das Public Knowledge Project
Sie werden feststellen, dass eine beinahe überwältigende Vielfalt unterschiedlicher Perspektiven zum Vorschein kommt:
- aus der Sicht der Organisationsentwicklung,
- aus der Sicht der Netzwerktheorie,
- aus der Sicht der Soziologie,
- und aus der Sicht der Ethnologie, wie wir noch sehen werden.
- Relativ wenig finden Sie von der Philosophie im engeren Sinne. Das ist quasi noch ein Entwicklungsgebiet. Das führt allerdings auch zu einem gewissen methodischen Engpass.
Methodischer Engpass
Wenn Sie sich - als Philosophin - diese Literatur zu Gemüte führen, dann ergibt sich doch ab einem gewissen Zeitpunkt das etwas ungemütliche Phänomen, dass Sie überall in verschiedenste Richtungen in verschiedene Fachbereiche driften und gezogen werden, ohne dass Sie einen Halt in philosophischer Ausbildung hätten. Das heißt, Sie lesen Vieles von unterschiedlichen Disziplinen, was hilfreich sein kann, um dieses Phänomen zu verstehen. Aber wo ist die Verbindung zu dem, was man in der Philosophie zentraler behandelt? Zumindest im Sinne einer konsolidierten interdisziplinären Fragestellung? Das ist eine Schwierigkeit die sich dabei ergibt. Ich möchte darum erstens diese Problematik markieren und zweitens - um das Problem beginnend zu adressieren - drei von den reichhaltigen Beispielen, die sich ergeben, Ihnen zumindest einführungsweise heute vorstellen.
Überblick über drei philosophisch relevante Beiträge
- Alexander Knorr: Die Deutungsoffenheit der Quellen (2007) (PDF)
- Stephen Weber: The political Economy of Open Source Software(2002) (Exzerpte) ( PDF )
- Andre Gorz: Wissen, Wert und Kapital (Ausschnitte)
Die Deutungsoffenheit der Quellen
Drei Beispiele, für die ich bereit wäre zu argumentieren, dass sie für die Philosophie direktere Anknüpfungspunkte bringen und das ist auf der einen Seite ein Beitrag von Alexander Knorr aus dem Open Source Jahrbuch. Das Open Source Jahrbuch ist eine weitere wichtige Quelle zusätzlich zu „First Monday“, das es auch schon seit 2004 gibt und zwar komplett und frei im Internet. Wenn Sie sich das Open Source Jahrbuch ansehen, dann haben Sie ein ähnliches Phänomen wie das, was ich bei „First Monday“ beschrieben habe: Einen großen Einzugsbereich von Fragestellungen. Insbesondere gibt es dort auch Philosophie. Das sind allerdings Beiträge, die ich Ihnen empfehle zu lesen, die aber nicht, sagen wir mal so, mit der Problematik direkt und kreativ verbunden sind, sodass ich Sie Ihnen vorstellen würde. Sie können es sich aber anschauen. Ein Beitrag, der mir gerade wegen seiner originellen, aus der Fachdisziplin kommenden Zugangsweise, auch für die Philosophie instruktiv erscheint, ist aus dem Jahrbuch 2007. Es handelt sich um den Beitrag von Knorr über "Die Deutungsoffenheit der Quellen". Da werde ich Ihnen ein wenig darüber erzählen.
The Success Of Open Source
Das zweite, das ich genauer ansehen möchte, ist ein Beitrag von Stephen Weber. Er ist Ökonomieprofessor in Berkley und hat ein Buch geschrieben: „The Success of Open Source“ (2004). Das hat allerdings im Unterschied zu dem, was Lawrence Lessig bietet, den Nachteil, dass dieses Buch nicht frei online ist. Das ist durchaus noch im traditionellen Buchhandelsschema drinnen ist. Es gibt aber einen Arbeitsbericht, ein Projekt von Stephen Weber, das nennt sich „The political economy of Open Source Software“ (2002). Das ist auf seiner Webseite in Berkley zugänglich. Es ist - obwohl vergleichsweise alt - wie mir scheint, eine sehr sehr gute Zusammenfassung von einer Reihe von zentralen Themen in der Theorie des Netzwerks und in der Theorie der Ökonomie, die sich aus der Open Source Bewegung ergeben. Stephen Weber war einer der ersten (1998 sind die Raymond Sachen publiziert worden, 2000 war er schon dabei mit diesem Forschungspaper) über Open Source sich Gedanken zu machen und darüber was daraus folgt.
Wissen, Wert und Kapital
Der zweite Beitrag wird hinführen zu einem dritten Text, von dem ich Ihnen genaueres sagen möchte. Dabei handelt es sich um Ausschnitte aus einem Buch von Andre Gorz: Wissen, Wert und Kapital. Hier drehen sich dann die Überlegungen zu Open Source in einen Bereich, der durchaus traditionell philosophisch ausgewiesen ist. Nämlich, wie Sie wissen, ist die politische Ökonomie entstanden im Gefolge der marxistischen Analysen. Marx wiederum hat einen nicht unerheblichen Stellenwert in philosophischen Überlegungen, sodass wir jetzt in dem, was ich heute sage, von ethnologischen Überlegungen zu sehr generell ökonomischen Überlegungen, zu Prinzipienüberlegungen über die Wirtschaftsordnung unter dem Vorzeichen des Privateigentums kommen werden. Damit sie also die Wellen ein bisschen einschätzen können, die diese Open Source Bewegung in der Theorie schlägt. Das wird dann fortgesetzt werden - ich habe es Ihnen letztes Mal schon angekündigt - durch ein bisschen genauere Präsentation dessen, wie es genauer aussieht, von der ökonomischen, von der juridischen eigentumsrechtlichen und von der innovationstheoretischen Seite. Da werden wir uns noch ein bisschen in Details begeben.
Alexander Knorr
Organisatorisches
Das führt mich also zu dem ersten genannten Punkt, der "Die Deutungsoffenheit der Quellen" von Alexander Knorr ist. Sie haben mehrere Möglichkeiten, den Text zu lesen:
- Sie können das PDF online lesen
- Ich habe das PDF aus dem Open Source Jahrbuch rausgeschnitten, damit Sie kürzere Ladezeiten haben
- Ich habe Ihnen aus dem PDF zentrale Stellen ins Wiki gestellt. Die Idee dafür ist natürlich auch, dass Sie damit leichter arbeiten können. Sie wollen vielleicht nicht ein PDF-File mit Anmerkungen versehen, aber im Wiki können Sie etwas dazu schreiben.
Was ist die Absicht von Knorr? (Textausschnitt)
Was ist die Absicht von dem was Alexander Knorr hier vorschlägt? Ich beginne das vielleicht mal vorzulesen.
- "Wissen und Erkenntnis begnügen sich nicht damit, ein Dasein in Form von sprachlich kodierter Information zu fristen, sondern nehmen manifeste Gestalt an, werden zu materialisierter Kultur, zu Artefakten – z.B. zu Maschinen oder Software. Artefakt ist ein sehr neutraler Begriff und bedeutet lediglich ein Ding, das künstlich geschaffen wurde, nicht naturgegeben ist und von einem denkenden und handlungsmächtigen Wesen in die Welt gebracht wurde. Aber in gängiger Diktion werden Maschinen und Software kaum als Artefakte, sondern als Produkte bezeichnet. Genau wie Artefakt nimmt auch der Begriff Produkt Bezug auf das Hergestellt sein, trägt aber weitere Implikationen in sich – namentlich die Unterscheidung und Trennung zweier Sphären: die der Hersteller und die der Kunden. Letztere werden gemeinhin als „(End-)Verbraucher“ bezeichnet, im Zusammenhang mit Computern und Software oftmals als „Benutzer“ (User). Diese Bezeichnungen wiederum implizieren das passive Konsumieren oder Gebrauchen eins Artefakts im Sinne seiner Produzenten. Doch diese Zuschreibungen sind fern der empirischen Wirklichkeit, denn mit erfolgter Produktion ist die Geschichte eines künstlicher hergestellten Dinges keineswegs beendet."
Das ist eine Betrachtungsweise aus einer Perspektive, die ich schon mehrfach angesprochen habe, dass nämlich Software eine sehr eigentümliche geistige Konstruktion ist. Das wird noch viel deutlicher bei Stephen Weber kommen.
Ethnologischer Einwand: Auch Software ist materiell fundiert
Ich habe in einer früheren Vorlesung gesagt, die Produktion von Schuhen ist einfach was anderes, als die Produktion von Regelanleitungen, weil man Regelanleitungen leicht verteilen und kommunizieren kann, ohne dass es zusätzliche Ressourcen braucht, während man für die Produktion von Schuhen zusätzliches Leder und ähnliches braucht. Das ist ein Feature, das in der Wirtschaftsdiskussion über Open Source eine wichtige Rolle spielt. Bei Knorr ist zu bemerken, dass von einer ethnologischen Perspektive ein Einwand kommt. Jemand der ethnologisch ausgebildet ist, weist darauf hin (und dürfte die gegenwärtige Forschungsausrichtung in der Ethnologie sein, wenn ich das von außen richtig sehe), dass man in der Ethnologie materialisierte Kultur in den Vordergrund stellt. Diese manifeste Gestalt, die sich in Artefakten wiederfindet. Sie kennen das natürlich. Jedes Heimatkundemuseum basiert auf der Voraussetzung, dass ein Kleidungsstück oder eine Hacke oder eine Fahne, was immer sie wollen, dass diese Gegenstände als Artefakte eine nicht nur funktionale Größe hat, sondern auch eine Lebensweise manifestiert und materialisiert. Das sind die Kategorien, mit denen Ethnologie normalerweise an ihre Themen herangeht. Der interessante Schachzug den Knorr hier gleich am Anfang macht ist zu sagen: "Nun gut: Produkte sind ja auch Realisierungen, Materialisierungen von bestimmten Ideen. Das Produkt Schuh ist eine Materialisierung der Idee „Ich sollte meine Füße schützen und stabilisieren gegenüber den Umgebungsbedingungen“".
Das Produkt und Ihre Entstehungsbedingungen
Nun macht er eine Wendung, die uns direkt hineinführt in die Fragestellung. Er fragt zunächst nach dem Unterschied zwischen Artefakt und Produkt. Unser Verständnis von Produkt ist präformiert von den gegebenen Wirtschaftsbedingungen. Wir haben eine Wirtschaftsordnung, in der wir unter bestimmten Bedingungen, nämlich der Lohnarbeit (davon ist jetzt hier nicht die Rede aber das ist der Bogen zu Andre Gorz) für einzelne Arbeitsbereiche etwas produzieren, was die Firma verkaufen kann. Indem die Firma das Produkt verkauft, macht sie einen Gewinn. Um das Produkt verkaufen zu können, muss die Firma sich an den Bedürfnissen der Leute orientieren, die dann bereit sind dafür etwas zu bezahlen. Dieses Endprodukt ist nach dem Kauf direkt verwendbar für die Konsumentinnen. Sie zahlen etwas und dann verwenden sie es für einen bestimmten Zweck. Der bestimmte Zweck bei Schuhen ist auch schon interessant. Sie kaufen die Schuhe eben nicht nur darum, weil sie sich vor der Kälte schützen und gehen wollen, aber nehmen wir diesen simplen Fall an. Die einen sind aktiv, die machen das, die anderen sind passiv, die ziehen das an. End of Story. Das ist die Standardgeschichte in einer Warenwirtschaft.
Der Aspekt, den Knorr von der Ethnologie hereinbringt ist zu sagen: "Ethnologie ist eine Disziplin, die sich nicht nur mit Phänomenen der Warenwirtschaft beschäftigt, sondern sie beschäftigt sich damit, dass Dinge, die unsere Welt bevölkern, Ausdrücke von Lebensformen, Lebensweisen, von Praktiken, von historischen Abläufen sind, in denen wir auch Teil sind." Das könnte man sehr schön plastisch beschreiben. Die Überblendung von dem allgemeineren ethnologischen Zugang und dem Zugang zu Produkten habe ich gerade vorgenommen. Ich habe Ihnen beschrieben, wie unser Umgang mit Dingen, die wir Produkte nennen, geprägt ist von unserer Arbeits- und Lebensweise in einer kapitalistischen Gesellschaft. Das ist der Punkt mit den Verbrauchern und den Usern. Und jetzt kommt die Pointe von Knorr.
Pointe von Knorr
Nehmen wir mal die Ethnologie, die zeigt uns, dass mit solchen Dingen sehr viel Verschiedenes passieren kann. Wir können feststellen dass Schürzen, Hämmer, Autos, etc. in unserer globalen Umgebung nicht einfach nur gekauft und verwendet werden, sondern dass sie sehr. sehr unterschiedlichen Gebrauch haben. Wir greifen zu kurz, wenn wir nur darauf gehen: "Ich kaufe mir meinen Volkswagen, um schnell von einem Ort zum anderen Ort zu kommen und sonst nichts." Und jetzt kommt Knorr zur Pointe: Die Open Source Bewegung ermöglicht uns einen neuen Blick darauf, dass wir etwas, was wir normalerweise als Produkte sehen (z.B. ein Programm wie das Betriebssystem, dass ich mit dem Computer dazukaufe und dass ich einfach nur verwenden kann so wie ich Schuhe tragen kann), umdeuten können. Durch die Open Source Bewegung wird der Nutzen- und Gebrauchsdingcharakter auf eine komplett überraschende Art und Weise neu aufgerollt. Ganz simpel gesagt: Das Betriebssystem Windows haben Sie auf ihrem Compuer installiert und das müssen Sie auf Gedeih und Verderb verwenden ("Friss oder Stirb"). Da können sie nichts machen. Das ist ungefähr so wie ein Schuh, den sie nur und gerade dazu verwenden, damit sie dort und dort hingehen. Die ethnologische Perspektive ist: Normalerweise wird nicht auf diese Weise mit Dingen umgegangen. Normalerweise gibt es eine große Anzahl von unterschiedlichen Praktiken zu sehen, die wir mit Dingen verbinden. Ein wunderschönes Umdeutungsbeispiel aus dem Text möchte ich Ihnen im Folgenden vorstellen:
Das Umdeutungsbeispiel
- "Vor dem Hintergrund der Gegebenheiten ihres Lebensraumes erscheint es uns absolut vernünftig, dass die Kel Ewey häufig Sonnenbrillen tragen. Allerdings tragen sie die Brillen gar nicht in der Wüste, sondern bei Festlichkeiten, gerade auch nach Sonnenuntergang. Für die Kel Ewey komplettieren spiegelnde Sonnenbrillen die Verschleierung der Männer und perfektionieren damit die Umsetzung einer kulturellen Bekleidungsvorstellung (Spittler 2002, S. 18). Das Beispiel habe ich gewählt, weil einer Sonnenbrille zunächst eine eindeutige Funktion fest zugeordnet scheint, sie aber dennoch Umdeutungen erfährt, die einem selbst wohl kaum einfallen würden. Vergleichbares geschieht mit Software, die speziell für eindeutige Zwecke geschrieben wurde."
Uminterpretation
Das ist ein Hinblick auf das zentrale Thema an der Stelle. Stellen sie sich Sonnenbrillen vor, die Sie nicht anders verwenden können als dass Sie sie nur aufsetzen dürfen oder können, wenn draußen die Sonne scheint. Das ist ein bisschen absurd. Es gibt ja auch einige Leute, die tragen Sonnenbrillen ganz ohne dass sie sie unbedingt gegen die Sonne schützen müssten. Es ist ein schönes Beispiel dafür, dass diese Eindeutigkeit in unserem Umgang mit Dingen, also an vielen Stellen durchbrochen ist. Es wird immer um einiges plastischer, greifbarer und amüsanter wenn man es mit Ausblick auf andere Kulturgepflogenheiten sieht. Der wichtige Punkt ist, dass im Zusammenhang mit Computerprogrammen (so wie die meisten Benutzerinnen ab den 80er Jahren darauf gewöhnt worden sind), der Status von Computerprogrammen etwas Ähnliches gewesen ist wie der von Sonnenbrillen, die man nur aufsetzen darf wenn die Sonne scheint. Mit denen man sonst nichts Anderes machen kann. Sie kennen die spaßigen Geschichten, wo man Kunst aus Platinen oder Memory Chips macht. Das ist eine krasse Uminterpretation. Sie ist verbunden mit einem Sprung der von einer Hardware die man benutzen kann zu dem Spaß führt, der daraus entsteht, dieser Hardware auch ästhetische Qualitäten abzugewinnen. Im Zusammenhang mit geschlossenen (nur in Binärform zugänglichen) Programmen, handelt es sich um einen gewissen Extremfall von: "Mit solchen Programmen kann ich nur das eine machen und sonst nichts. Der oben erwähnte Sonnenbrillen-Umdeutungs-Effekt ist mit diesen Programmen nicht möglich." Ich kann nur vorschlagen: Lesen Sie sich diesen Artikel in voller Länge durch - er ist ausgesprochen empfehlenswert.
Weiterer Textausschnitt
Ich bringe ihnen noch einen Ausschnitt, um Sie zu motivieren, sich den Artikel durchzulesen.. Es geht um Maschinen und Technologie.
- „In Bezug auf Maschinen und Technologie sind die Freiheitsgrade der Aneignung zu einem gewissen Grad eingeschränkt. Wenn der Wunsch besteht dass die Maschine nach der Aneignung noch immer funktionieren soll.“
Sie können sich Windows schon aneignen in dem Sinn, dass Sie mal das Binärfile öffnen oder eines davon und ihre Kreativität ausnützen und schaun was passiert wenn sie "Hallo" heinein tippen. Es gibt ja Editoren wo sie Binärcode auch editieren können. Wenn sie da „Hallo“ hineintippen war es glaub ich ihr letzter Kommunikationsversuch mit Windows. Aber hier geht es weiter.
- „Dieser Umstand führt häufig zu dem Fehlschluss, der von den Ingenieuren eingeschriebene Sinn einer Maschine sei dominant, verhindere eine tiefgreifende Aneignung jenseits des Oberflächen-Optischen, des Symbolisch-Asthetischen. Mittlerweile sind uns Bilder der prunkvollen, mit Verzierungen überladenen Busse und LKWs aus z.B. Indien und Pakistan vertraut geworden. Die auf sie getürmten Götter- und Heiligenbilder, Kalligraphie und exotisch wirkenden muster zeigen uns, dass diese Maschinen der Ästhetik einer uns zunächst fremden Kultur unterworfen wurden.. man staune und lächelt, etwa so wie über den längst sprichwörtlich gewordenen, getunten Opel Manta. Das Blenden der bizarren Schönheit verstellt den Blick auf die viel weiter reichenden, für das Verständnis der Beziehungen zwischen Technik und Kultur bedeutsamen Aneignungsprozesse. Im Sudan fahren Sifenja (Sandale) genannte LKWs, die auf ihre Art auch imposante Schönheiten sind, doch vom äußeren her bei weitem nicht so auffallen, wie ihre asiatischen Cousins. Die erstaunlichen Modifikationen liegen hier etwas im Verborgenen."
Er bringt eine Fallstudie, auf die ich hier nicht im Einzelen eingehe, über diese sudanesischen LKWs, mit denen es die folgende Bewandtnis hat: Die sudanischen Ingenieure haben sich westliche Modelle besorgt und haben diese zerlegt. Dann haben Sie sie auf sehr raffinierte Weise mit technischen Erweiterungen ausgebaut; mit neuen statischen und LKW-relevanten Eigenschaften versehen, sodass diese europäisch konstruierten LKWs, die im afrikanischen Gelände gewisse Schwachstellen aufweisen, durch diese Veränderungen wieder brauchbar für ihre Zwecke gemacht wurden. Mit einer Artefakt, das aufschraubbar ist, ist das möglich. Er beschreibt, dass das unter anderen eine Beschäftigung für die traditionelle Schmiede im Sudan ist. Die fertigen mit ihrem Handwerk in ihrer Schmiede nicht Industrieproduktion sondern bauen auf ihre Bedürfnisse angepasste Bestandteile in die LKWs ein und kriegen damit einen Mehrwert. Bei den Artefakten, die wir heute in der KFZ-Industrie teilweise vorfinden ist das nicht mehr möglich, denn dort werden fix-fertige Module zusammengebaut, die für sich versiegelt sind und die man dadurch nicht mehr aufschrauben und verändern kann. Aber sie verstehen den Punkt. Der Punkt ist der, dass man, solange man Artefakte hat - und das schließt technische Artefakte ein - an denen man basteln kann, in denen dieser Handwerkscharakter, von dem ich mehrfach gesprochen habe, möglich ist, solange hat man die Perspektive, in einen Aneignungsprozess hineinzukommen, der die privateigentums-kapitalistische Logik des Produktes unterwandert zugunsten einer Aufteilung von Aktivitäten und von Initiativen die nicht mehr dieser Asymmetrie (AKA: Produzent/User) unterworfen ist. Der offenbare motivationale Hintergrund dessen, was Knorr hier ausführt, ist ein Gegengewicht, sozusagen eine Gegenbewegung gegen die Verelendungsthese: Gegen die im Großen gezielte pessimistische Weltuntergangsstimmung einer kritischen Theorie, die sagt: "Der Kapitalismus ist ein gefräßiger Moloch, der im Prinzip alles auffrisst, alles dem Muster der großen Produktionsstätten aneignet und am Ende nichts übrig lässt außer Leute, die am Tropf der Großindustrie hängen."
User Innovation
- Wortmeldung: Zu dem Punkt, dass der Kapitalismus alles auffrisst, passt auch das Stichwort "User Innovation" ganz gut. Die Betriebswirtschaft beschäftigt sich ja sehr stark mit dem Thema: Wenn der Firma die Ideen ausgeht und sie sich fragt, wo sie etwas Neues herbekommt, dann werden gezielt die Kunden/die User eingebunden, wobei jedes kreative Potential wieder vereinnahmt wird.
Ich danke sehr, das ist vollkommen richtig. Es erlaubt mir gleichzeitig, wieder eine Vorschau zu geben: Als kleines Beispiel: Ich bin bei der Automarke, mit der ich fahre, draufgekommen, dass die folgendermaßen organisiert ist: Wenn ich in deren Werkstatt fahre, passiert es stichprobenartig, dass ich ein Monat darauf einen Telefonanruf bekomme, mit der Frage: "Könnten Sie uns bitte sagen, wie zufrieden sie waren?". Oder ich bekomme einen Fragebogen von drei/vier Seiten, in dem die Firma nach Verbesserungsvorschlägen fragt. Das ist ein banales, alltägliches Beispiel von User Innovation. <color="maroon">Die Firma ist quasi auf die Idee gekommen - das hat man im kapitalistischen Zusammenhang schon entdeckt - dass die Rückfrage nach möglichen Schwachstellen letztlich der Firma dient. Natürlich gibt es auch Situationen in denen dieser Plan schiefgeht. Wo es für mich regelmäßig schiefgeht ist die berühmt-berüchtigte Situation im Gasthaus wo man fragt: "Hat's geschmeckt?". Dieser "Hat’s geschmeckt?"-Charakter hat ja dieselbe Idee der "User Innovation" dahinter. Und dieser Charakter ist auch nicht auszuschalten. Das ist gleich ein Teil meiner kommenden Antwort: <color="maroon">Man kann durch eine solche Rückfrage bestimmte Ärgerlichkeiten abfragen und dadurch schlimme Fehler leichter herausfinden. Andererseits gibt es einen weiten Bereich von Problemen, die nur zum Vorschein kommen, wenn die befragten Leute auch motiviert sind, sinnvoll zu antworten. Ich habe einfach keinen Spaß, mich mit dem Serverier nach dem Essen in eine Unterhaltung zu begeben, ob das Essen durch ein paar kleine Tricks ein bisschen besser wird. Sie haben zum Teil auch keinen Spaß, hier zur Vorlesung Kommentare zu schreiben. Oder viellleicht haben Sie Spaß. Was ich damit sagen will: An diesen Beispielen ist schön zu sehen, dass die User Innovation erkannt wird, die User Motivation (also die in der Gesellschaft verteilten Kenntnisse, Motive und Impulse zu mobilisieren) unter den kapitalistischen Bedingungen eine sehr schwierige Sache ist. Den Vor-hinweis den ich machen möchte, wenn ich in der Ökonomie bin oder nicht später möchte ich einen Autor vorstellen der das für mich auf eine hervorragende Art und Weise dargestellt und ausgearbeitet hat ist Yochai Benkler.
Yochai Benkler
Ist ein Soziologe und Jurist in New York. Und der hat einen langen Artikel geschrieben, „Coase’s Penguin“. "Coase" ist Nobelpreisträger in Ökonomie gewesen und "Penguin" ist das Zeichen für Linux. Und Coase ist berühmt dafür dass er Theorien aufgestellt hat, für diese hat er auch den Nobelpreis erhalten, unter welchen Umständen sich Firmen bilden in einem kapitalistischen Zusammenhang. Firmen heißt "hierarchisch organisierte Institutionen zur Optimierung von Massenproduktion". Die Idee vom Benkler ist, dass er diese Coase'schen Bedingungen für die Entstehung von Firmen im Kapitalismus hernimmt und checkt im Vergleich zum Open Source Phänomen und sagt wir können nix generell sagen. An bestimmten Stellen wird das sicher nach wie vor so gelten, aber unter Bedingungen der immateriellen Netzwerkkommunikation gelten bestimmte konstanten zur Motivation nicht mehr.
Kurz gesagt habe ich schon angedeutet, wenn sie selber direkt davon profitieren, das heißt wenn sie jetzt etwas sagen können sie das nächste Mal das Essen auf jeden Fall besser selber machen. Dann sind sie sicherlich bereiter dem Kellner zu sagen was er ändern soll weil sie holen es sich dann von der Küche ab. Das hängt am sozialen Setting der Produktionsverhältnisse.
Einwurf
„Ich wollte noch sagen, sogar wenn Motivation geschaffen wird in dem Sinn das die User bezahlt werden auf irgendeine Weise, also sie werden eingeladen in eine Firma oder so, kann man sich vorstellen, dass die nicht ihr letztes Wissen oder ihre letzten Ideen hergeben sondern immer noch was zurückbehalten weil sie eben auch Vorbehalte gegen die spezifische Verwertung haben.“ Das ist natürlich, wenn sie das so sagen, auch ein Rückblick auf die Debatten um Stallman, freie Software und Open Source Software, wenn sie sich angeschaut haben in welchem Rahmen Stallman unterwegs ist. Stallman sagt die Bedingungen unter denen wir Software betrachten müssen sind unter welchen Umständen produzieren sie das Maximum an sozialem Nutzen. Wie können die Leute die Gesellschaft insgesamt am meisten profitieren von dem was wir da tun. Das Argument das sie jetzt bringen, ist zu sagen, wenn wir die Bedingungen so anlegen dass, was immer die User mit hinein stecken, letztlich doch abhängig ist davon, was jemand anderer dann tut. Das heißt er sammelt die Userrückmeldung auf und verwendet es dann zum eigenen Gut und macht daraus sein Geld. Man kann den Usern ein kleines Honorar versprechen, das passiert ja auch immer wieder, wenn sie daran teilnehmen bekommen sie dies oder das, also Merkur bekommen sie hin und wieder ein billigeres Waschmittel. Wofür? Dafür das sie dem Merkur alle Informationen über ihr Kaufverhalten zur Verfügung stellen. Das ist sozusagen der Deal. Und an dieser Stelle geht es genauso das man sagt, vielleicht ist die Kundenkarte doch kein so gutes Instrument. Und von daher reduziert sich das was man eigentlich kriegen könnte. Man könnte von den Usern mehr kriegen, aber wenn man mehr bekommen möchte muss man die Eigentumsverhältnisse ändern, von der Idee her zumindest. Also es klingt als erstes natürlich in dieser Generalität überzeugend, ist aber natürlich im näheren zu sehn. Man muss es im Einzelnen dann anschauen. Es wird nicht generell so sein und es ist vor allem auch generell nicht so das quasi ein Beitrag zu einem Thema oder zu einer Sache die niemanden gehört, motivierend ist.
The tradegy of the commons – Die Tragödie des Allgemeinbesitzes
Das kann ich quasi hier vorwegnehmen, es gibt einen klassischen ökonomischen Ausdruck 'The Tradegy Of The Commons' – Die Tragödie des Allgemeinbesitzes, und dieser Allgemeinbesitz so wie's diskutiert wird ist, stellen sie sich vor, die gemeinsame Dorfweide.
Beispiel 1, die Dorfweide
Und so wie's halt in Angerdörfern noch immer sichtbar ist und diese gemeinsame Dorfweide gehört der Allgemeinheit. Niemand zahlt dafür, jeder kann seine Kuh dort weiden lassen. Sie können sich leicht vorstellen was das Problem dabei ist, wenn jemand reicher wird, sozusagen initiativer ist und jetzt beginnt 5 Kühe dort hinzuschicken dann fressen diese Kühe den anderen das Gras weg. Oder diese Person entwickelt durchsetzungsfähigere Kühe die die anderen vertreiben und die 'Tradegy Of The Commons' besteht darin das untere diesen Umständen Allgemeineigentum nicht sinnvoll erscheint um die Produktivität und das auskommen der daran beteiligten Leute zu sichern.
Beispiel 2, Cooking Pot Markets
Und wenn ich schon dabei bin geh ich auf den ersten Artikel den ich auf dieser Seite verlinkt habe, nämlich auf den Artikel von Gosh 'Cooking Pot Markets', und sage ihnen kurz worum es da geht weil das geht mit einer ähnlichen Bildlichkeit auf dasselbe Thema heraus. Gosh sag, unter Bedingungen der Materialwirtschaft haben wir natürlich so ein Problem. Und nehmen wir jetzt nicht die allgemeine weide sondern nehmen wir eine fiktive Stammesgesellschaft in der es einen großen Kochtopf gibt, oder so eine Art von Party, jeder bringt was mit, du bringst den Kuchen, du bringst den Salat. Wir tun das dann alle rein und dadurch dass jeder etwas mitbringt haben alle etwas davon. Diese Art von materialer Austauschgesellschaft hat ganz offensichtlich das selbe Problem der free rider, derjenigen die gar nichts mitbringen und derjenigen die doppelt soviel essen wie die anderen und wenn man das unkontrolliert geschehen lässt dann ist einfach klar das die Party kein Erfolg zu werden droht weil die selben Gesetze stattfinden. Und nun, das ist der Punkt um den sich was Zentrales dreht. Nun ist die Situation mit der wir aber bei Software und im Zusammenhang mit Internet und mit Informationsgütern generell konfrontiert sind ein anderer, ist ein Wechsel. Und der Punkt besteht darin das man unter diesen Umständen etwas beitragen kann ohne etwas zu verlieren weil mir selber mein Wissen um diese Softwareroutine nicht abgeht wenn ich sie jemand anderem sage. Das ändert etwas in der wirtschaftlichen Gleichung und das wir dadurch das es jetzt nicht nur am Gang von mir jemand anderem gesagt wird sondern aufgeblasen wird in den Weltmaßstab sodass alle Personen durch das kleinste Item von Information das ich produziere steht quasi hunderttausende male in Kopien zur Verfügung ohne das es mir etwas kostet. Und wenn man das jetzt umdreht, wenn man sagt, was kriege ich dafür, ich kann partizipieren von all den hunderttausend anderen Kopien die produziert worden sind ohne das sie die anderen Personen etwas kosten und die an der stelle mir zugute kommen. Es ist also der userfreundliche Kettenbriefeffekt, was bei Kettenbriefen niemals passieren kann, durch den geometrischen Anstieg der Kosten, die Geldressourcen erschöpft sind ist an dieser Stelle umgekehrt. Es multipliziert sich tatsächlich und sie können in den Genuss kommen dieser Informationen. Und das Beispiel das Gosh an der Stelle bringt ist ein Küchenkessel in dem auf magische Art und Weise alle Leute was reintun können ohne dabei was zu verlieren aber auch das rausholen können was die anderen rein gegeben haben. Und damit ändert sich die Wirtschaftssituation.
Beispiel 3, Webdiskussionsgruppe
Und ein konkretes Beispiel das er bringt und das jetzt gut zusammenpasst mit dem was ich beim Knorr gesagt habe, über diesen Wandel von Produkten zu Artefakten mit denen etwas gemacht werden kann, ist das Beispiel des teilnehmens an einer Webdiskussionsgruppe über Katzen. Sie können irgendein Beispiel nehmen, das ist halt das das er bringt. An der Stelle hilft es sozusagen es sich ein bisschen genauer klar zu machen was Informationsgüter sind und welche Charakteristik Informationsgüter haben im Unterschied zu Katzen. Wirkliche Katzen gibt es beschränkt, so das man sie kaufen muss. Wie schaut's aus mit einer Internet Katzenseite? Wie geht es da vor sich? Man könnte natürlich wenn man gar nicht ökonomisch interessiert ist im ersten Zugang sagen, das ist ein Austausch von Fansachen, so wie eine Katzenecke wenn sie im Monatsjournal für Haustiere eine Katzenecke haben dann schreiben ein paar Leute rein, ich habe diese Katze, zeigen ein Foto davon und erzählen davon oder haben fragen. Schon in diesem Beispiel ist es deutlich das das nicht so harmlos ist weil wenn sie teilnehmen am Austausch einer Haustierzeitschrift dann ist das klar das sie hier auch in einem ökonomischen Deal sind Sie werden durch ihr Interesse an Haustieren definiert als eine Käufergruppe. Die normale Finanzierung einer Zeitschrift geht nicht nur über den Verkaufspreis und Abonnementbetrieb sonder geht darüber das dort anzeigen verkauft werden. Und die anzeigen werden verkauft weil die Zeitung dieses und dieses Profil hat und für dieses Profil dort geworben werden kann. Sie ahnen worauf ich hinsteuere. Das geht natürlich nicht nur bei Zeitschriften so, das ist natürlich beim Fernsehen ganz genau dasselbe. Fürs Fernsehen müsste man eigentlich bezahlt werden weil man sich bereit erklärt in dem man diesen Kanal ansieht mit einem bestimmten Typus von Werbung eingedeckt zu werden. Worauf es letztlich hinausgeht, ist das diese Prinzipien durch Google eine bis dato unvorstellbare Potenzierung erhalten haben weil sie indem Moment in dem sie bei Google einen Suchausdruck eintippen sich identifizieren, als jemand, das ist diese Selbstidentifikation, es ist nicht direkt User Innovation, sich selbst selegieren, der sucht über dieses und jenes. Und in dem Moment in dem sie sich dort identifiziert haben als interessiert an dem sind sie natürlich ein möglicher Adressat von Information und Werbung über diese Geschichte. Das ist das Finanzmodell von Google. Und sie sehen an der Stelle das das den ganzen wirtschaftsaufbau mit Werbekampagnen die so funktionieren, das es eine Firma gibt die eine Werbekampagne entwickelt die sie mit gewissen know how über die Branche verkaufen muss, der Betriebsleitung mit einem gewissen Budget, um es dann mal auszutesten ob es funktioniert und dann in Konkurrenz mit anderen Werbekampagnen zu treten. Also diese ganze Form mit Werbung Information unter kapitalistischen Bedingungen zu operieren, das das vollkommen unterlaufen wird durch dieses Modell wo sie keine Werbekampagne mehr brauchen sondern die Leute selber anbieten und anstellen dazu informiert zu sein. 'Neuwagen Chrysler' – wenn ich das eintippe ist quasi schon alles da drinnen gesagt was die werbefirma mühsam und mit gänzlich verschwenderischem Einsatz von Ressource zu machen versucht was an dieser Stelle um vieles einfacher geht. Das war jetzt ein wenig abgelenkt, ich weiß jetzt nicht von welcher stelle ich da hin gekommen bin. Das war aus der Diskussion auf diesen Artikel hinzuweisen und eben darauf hinzuweisen das eine Webforumseinrichtung über Katzen anders funktioniert. Und zwar wie? Nicht als ein in diesem Sinne Katzeninserat oder Katzenfrageecke, sondern, man könnte sagen, als freier Austausch. Wenn man sich jetzt die Frage stellt wie schaut das aus in einem Katzenforum, dann beschreibt das Gosh so. Das ist ein geben und nehmen. Das ist diese Art von Austausch die wir aus der Ethnologie kennengelernt haben, denn, jemand der so ein Forum einrichtet hat einen Anfangsimpuls. Für diesen Anfangsimpuls bekommt er zunächst kein Geld. Er macht das aber weil es ihn interessiert, er zahlt sogar etwas im Rahmen seines Internetproviders. Und er tut es weil er erwarte das seine Interessen gefördert werden, er damit andere anspricht die etwas beitragen zu seinen Interessen und er tut es weil er auf die Art und Weise ein Renommee gewinnt als besonderer Katzenexperte. 25 Leute kommen auf ihre Webseite und stellen fest, Sabine ist die Katzenkönigin. Das ist, das haben sie ja in der Darstellung von Raymond auch gehabt, das ist eine der ganz banalen Effekte dieser neuen Form von Information, das man nicht einfach deswegen weil man etwas zahlt ein Katzenforum einrichtet sonder einfach auch deswegen weil man sich darum kümmert und weil es etwas positives ist Handwerkliche Anerkennung zu haben. Und warum partizipieren die andern an diesem Katzenforum.
Conclusion
Die Gründe sind nun einigermaßen durchsichtig, aus den Gründen die ich beschrieben habe. Es kostet ihnen kaum etwas und sie kriegen mehr als sie investieren müssen. Das sind gewisse Basics davon. Nun ist das aber natürlich nur erst ein Anfang. Eine Sache die sich gleich ganz rasch als Thema stellt ist, wenn ich ein Katzenforum habe oder wenn ich einen Kochtopf habe in den alles mögliche reingeht, aber schon beim Kochtopf ist es klar, man kann nicht alles rein geben, man kann nicht die Sachertorte und die Paprika in den Kochtopf tun. Es gibt ein Koordinationsproblem. Es ist auch unter diesen Bedingungen der freien Partizipation überhaupt nicht selbstverständlich das da etwas rauskommt wenn nicht eine interne Organisation von Komplexität stattfindet und ich glaube es ist jetzt durchaus die Zeit an diese Stelle zu kommen die ich ihnen hier extra hervorgehoben habe, weil es mir ein wirklich schönes Kurzbeschreibungsprofil zu sein scheint von dem was bei Open Source so interessant ist.
User Driven Innovation
Das ist aus dem Stephen Weber Artikel genommen: The key concepts User driven innovation that takes place in a parallel distributed setting, distinct forms and mechanisms of cooperative behavior, the economic logic of antirival goods, are generic enough to suggest that Software is not the only place where the open source process could florish. Diese Key Concepts die er da anspricht, und über die er in seinem Artikel schreibt, diese key concepts haben wir zum Teil jetzt hier schon besprochen. Das sind quasi jetzt die terminologisch zusammengefassteren Versionen davon. Wir haben genau von diesem User Driven Innovation gesprochen, und dieses User driven Innovation findet statt in einem parallel verteilten Umgebungskontext. Das ist das was der Eric Raymond definiert hat und was ich das letzte mal gesagt hab als, in dem sie die Software benutze und in der Lage sind ihre Ärgerlichkeiten über diese Software mitzuteilen sind sie schon mit dabei. Ich bring ihnen aktuelles Beispiel von heute Vormittag wo ich das gut zeigen kann.
Beispiel
Ich bin heute aufgewacht in der Früh und habe einen kleinen Schock gehabt weil es über Nacht massive Eingriffe in die ganzen Beiträge zum Seminar gegeben hat, das sind sozusagen alles aus blatusstart interaktiv, sie sehen da, in jeder Seite ist etwas dazu gemacht worden, das ist normalerweise ein böses Zeichen weil es heißt das irgendein Skript da drüber gelaufen ist und irgendeinen Unfug gemacht hat. Ich habe es erschreckt aufgegriffen und bin zu meiner großen Überraschung drauf gekommen das über Nacht ein Kollege der neben mir gesessen ist und mir nichts davon gesagt hat über Nacht für alle Seiten dieses Seminars hier diesen kleine Boxeintrag hinein programmiert hat der dazu führt das man auf jeder Seite eine kleine Box hat von der aus man auf sämtliche andere Seiten dieses speziellen Seminarwikis verweisen kann. Was ja eine wirklich ausgesprochen freundliche, hilfreiche und produktive Aktion ist, erzählt ihnen sozusagen ein bisschen etwas darüber was man mit dem Wiki machen kann. Was aber jetzt der Grund ist warum ich das ihnen zeige ist: Was soll das denn? Da erklärt er das was er gemacht hat. Und jetzt sind Browser notorisch dafür bekannt das es 25 verschiedene gibt die alle nach unterschiedlichen Regeln funktionieren, und wenn er jetzt dieses Ding verkaufen müsste, Gesetz dem Fall er wollte das jetzt verkaufen, dann müsste er um irgendeine Chance zu haben und nicht sofort am Markt sozusagen abzustürzen, müsste jetzt 25 Browser installieren, müsste mit jedem Browser abchecken ob das dort auch funktioniert. Stattdessen tut er das da hin und sagt: bitte könntet ihr mir sagen ob das bei euch funktioniert! Und ich habe ihm, bei Firefox funktioniert das. Schauen wir uns doch an, wenn wir schon dabei sind, es ist nämlich so das es beim IE 7 funktioniert. Wenn sie aber unglücklicherweise einen 6er haben dann zeichnet er ihnen dieses kleine Rechteck seitenfüllend voll an den Anfang der Seite. Das ist der Typus von Information, damit sie ein Beispiel haben, der durch diese von mir beschriebene parallel distribuierte Konfiguration in Angriff genommen wird. Nächster Punkt, unterschiedliche Formen und Mechanismen der Kooperation. An einer anderen Stelle sagt der Steven Weber und das ist glaube ich für mich eine der zentralen Erfahrungen und Ereignisse darüber die hier zu lernen ist und für die Philosophie ausschlaggebend ist. Es handelt sich quasi um einen empirischen Testfall mit Hilfe dessen belegt wird das hochgradig komplizierte technische Konstrukte wie Betriebssysteme, die also Jahrhunderte von Menschenarbeitszeit investieren, durch Kooperation übers Internet verteilt von Leuten die sich gar nicht kennen müssen, persönlich nämlich, erzeugt werden können im Bereich von diesen technischen Zusammenhängen. Das muss man immer dazusagen.
Was ist Gerechtigkeit?
Das ist natürlich eine wichtige Qualifikation weil man sozusagen sagen könnte es gibt ja einen Typus von hochkomplexen Problemen die die ganze Welt interessieren und wo es wirklich schön wäre in einer richtigen Kooperationsweise eine Antwort zu finden wie zum Beispiel „Was ist Gerechtigkeit?“. Wenn ich beim Seminar von gestern bleibe, was ist Gerechtigkeit, ein Problem das jeden beschäftigt, das hoch komplex ist, das mit sehr vielen Leuten zu tun hat. Es wäre wunderschön wenn wir das so lösen könnten. Das können wir nicht so lösen. Aber es gibt einen Typus von Problemen in denen es nachgewiesen ist, dass wir das in dieser Allgemeinheit tun können. Das wird ein Punkt sein auf den ich hinaus komme am Ende der Vorlesung. Ich habe dieses 'Was ist Gerechtigkeit' nicht umsonst gesagt. Was ist Gerechtigkeit ist eben genau der klassische sokratische Frageansatz, der dann eine bestimmte philosophische Tradition entwickelt. Ich habe jetzt gesagt, mit diesen technischen Möglichkeiten können wir die Frage nicht beantworten, aber die Frage die sich für die Philosophie stellt ist, ob wir aus dem was wir hier sehen im Zusammenhang mit Betriebssystemen, ob wir aus dem Schlüsse ziehen können für eine Behandlung auch philosophisch hoch komplexer Fragen. Ob wir also einen Aufschluss über den Umgang mit zum Beispiel der Frage 'Was ist Gerechtigkeit' gewinnen können.
Antirival Goods
Das ist gelungen und die letzte hier angeführte Bestimmung ist die ökonomische Logik der so genannten, wie Steven Weber sie nennt, Antirival Goods. Da werden wir das nächste Mal drauf kommen in der Wirtschaftsbetrachtung. Es gibt in der Wirtschaft die Terminologie zwischen rivalisierenden und nicht rivalisierenden Gütern. Die rivalisierenden ist das Gras im Gemeindeanger oder die Sandwiches auf der Party. Die nicht rivalisierenden Güter sind Güter die man selber weiter besitzen kann auch wenn man sie weiter gibt. Güter die nicht darunter leiden das man sie weiter gibt. Also immaterielle Güter in der Regel, wo ich keinen Schaden davon habe. Güter die sie besitzen können wie andere Personen auch. Und die Überlegung die ich ihnen dargestellt habe bisher ist das wir in einer ökonomischen weltgeschichtlichen Situation in der Informationsgüter, Stichwort Wissensgesellschaft, zu den entscheidenden Faktoren in der wirtschaftlichen Entwicklung überhaupt gehören, konfrontiert sind mit der Tatsache das es diese wesentlichen Wirtschaftsfaktoren zu einem nicht unbedeutenden Teil immateriell nicht rivalisierende Güter sind die in der Weise den klassischen ökonomischen Ansatz nicht erfüllen. Das ist etwas was der Gosh an der Stelle auch ganz schön sagt. Um da nochmal zurück zu gehen, Samuelson ist ein klassisches Lehrbuch der Ökonomie und Gosh zitiert hier Paul Samuelson und zwar in dem Sinn: Economics are the study of how societies use scars ressources to produce valuable commodities and distribute them ammong different people. Der erste entscheidende Terminus darin ist Knappheit, also die klassische Ökonomie ist geprägt als Materialökonomie von Knappheit der Güter. Dort wo es keine Knappheit gibt, gibt es keine Wirtschaft. Also, die Luft können sie nicht verkaufen, sie können sich nicht auf die Straße dort draußen stellen und den Leuten eine Box anbieten, hier haben sie einen Kubikmeter Luft. Dafür wird niemand was zahlen. Die Bedingungen der Knappheit sind notwendig um die Frage zu verfolgen, wie werden unter solchen knappen Bedingungen wertbehaftetet Gebrauchsgegenstände erzeugt und einem Spektrum von Menschen verkauft. Es ist ihnen jetzt klar das eine der entscheidenden Fragen um die es hier geht die ist, wie verhalten sich nicht rivalisierende Güter in dem Zusammenhang. Aber das ist nicht der ganze Sinn von anti rivalisierende Güter, was beim Steven Weber dabei ist. Und um zu erklären was die anti rivalisierende Güter sind muss ich noch einen weiteren ökonomischen Terminus einführen, der in meinen Erläuterungen sowieso schon drinnen war, aber jetzt noch eine entsprechende Fassung erhält und das ist der Terminus positive Netzwerkeffekte.
Positive Netzwerkeffekte
Allgemeiner gesagt positive externalities – positive Außeneffekte. Darunter versteht man in der Ökonomie günstige Umgebungsbedingungen die nicht in die Kostenrechnung einer einzelnen Produktion eingehen. Also wie zum Beispiel sie eröffnen eine kleine Kebapbude und ohne das sie es wissen entscheidend sich Tschibo eine Fabrik daneben zu bauen, so das sie plötzlich 500 Leute pro Tag zusätzlich als Kunden haben. Das ist etwas das sie unter diesen Umständen nicht planen können, dafür können sie nichts zahlen, das ist sozusagen die Materie aus der sozusagen Korruption passiert. Jemand der schnell genug weiß was der Entwicklungsplan einer Gemeinde ist um zu wissen wo kommt da eine Fabrik hin und an dieser Stelle etwas hin bauen kann hat offensichtlich entsprechende Vorteile, aber diese positiven Standorteffekte, Umgebungseffekte, sind ein Beispiel für solche externalities. Und ein klassisches Ökonomisches Beispiel dafür sind zum Beispiel Telefone. Wenn sie eine der ersten Personen sind die ein Telefon kauft dann können sie zwar einen gewissen historischen uniquen Status beanspruchen, aber mit ihrem Telefon sitzen sie hier und können vielleicht gerade noch an eine andere Stelle telefonieren. Das ist ein schönes Ding, und sie können es verwenden um mit einer Person zu reden. Der können sie dann auch gleich einen Brief schreiben würde ich sagen. Der Wert dieses einen kleinen Dings steigert sich in dem Maße in dem mehrere andere Leute dieses kleine Ding verwenden. Das ist der Netzwerkeffekte. Das wird umso wichtiger für sie je mehr Leute sie anrufen können. Und das ist nicht in den Entstehungskosten drinnen. Also die Materialkosten und Entwicklungskosten für diesen Apparat enthalten nicht den Wert den es zusätzlich hat wenn es weitere 100000 Leute gibt die den verwenden. Und das ist jetzt der Sinn von anti rivalisierend. Es ist nicht nur so, das man nicht etwas weg nimmt, sondern je mehr Personen es haben desto mehr ist es Wert was ich selber habe. Das ist der anti rivalisierende Effekt. Und der wirkt sich an dieser Stelle ausgesprochen positiv aus. Das ist die ökonomische Überlegung die dahinter ist, wenn ich ihnen gesagt hab, auch wenn sie nur den Browser aufmachen, und eine der Personen sind die die Statistik verbessern und allenfalls bereits sind dieses und jenes einzuschicken auch dann haben sie an dieser Stelle etwas nicht Uninteressantes getan. Damit ist jetzt natürlich nicht berührt diese Frage der User Innovation und der Motivation. Das hängt wie man hier auch gut sieht damit zusammen welches Eigentumsregime es zu diesen Informationsgütern dazu gibt. Und da sind wir jetzt bei den zwei Punkten die uns jetzt als nächstes beschäftigen werden. Ökonomische Aspekte und Eigentumsaspekte. Ich denke das ist für heute ein ganz guter Abschluss.
Abschließender Einwurf
"Positiven Networking. Gib die gegenläufige Bewegung wenn bei diesen nicht rivalisierenden Gütern, also in dieser nicht rivalisierenden Benutzung von Software zum Beispiel, bei Musik Software im speziellen Falle, kein positiver Effekt eintritt, sondern ein negativer, nämlich ein Übersättigungseffekt zum Beispiel oder so ein Art Overkill, wo die Zugänglichkeit zur Musikproduktion und die Zugänglichkeit dann auch noch durch die mpp3s zu Musikstücken selbst so übertrieben wird dass der Markt vollkommen übersättigt ist und sich quasi selber nur mehr verdauen kann oder sich selbst killt, was momentan am Musikmarkt wirklich passiert, dann kann man nicht von einem positiven Networking sprechen. Aber wie sollt man mit dem umgehen dass es diese offensichtlich negativen Effekte gibt?"
In einer früheren Wortmeldung haben sie auch schon darauf hingewiesen dass das auch ein Qualitätsverlust bedeutet. Da ist Zusammenhang den ich angesprochen hab wie ich gesagt hab es handelt sich jetzt um Probleme der Überlagerung von Netzwerkeffekten und den Eigentumsordnung. Weil grad im Musikbereich soweit ich das sehe ist diese Form von fludding ja entscheidend damit verbunden dass die Eigentumsordnung zusammengebrochen ist. Dass man de facto nichts mehr zahlt. Oder sehr sehr wenig wenn man will. Um beliebige Musik zu bekommen. Und das würde ich als Diagnose durchaus wahr und ernst nehmen. Und auch als ein Problem sehen. Da gibt’s natürlich Antworten. Es gibt zum Beispiel die eine Antwort, dass der bisherige Musikmarkt nicht so organisiert war dass die Künstler am meisten kriegen sondern die Firmen. Und was zusammengebrochen ist hauptsächlich das Profitmodell der Firmen gewesen ist und die Künstlerinnen trifft es auch, nur die Künstlerinnen waren bisher schon einigermaßen abhängig von denen und die leiden jetzt auch noch. Ist nicht so dass die jetzt besser gestellt sind. Bin wirklich Laie diesbezüglich. Die Frage ob man gerade angesichts der neuen Möglichkeiten nicht zu Distributionsformen finden kann die gerade die Rolle der Künstlerinnen neu fokussiert und die eine andere Geschäftsmodelle, andere Aufgabenmodelle bringt ist zumindest offen. Ist ja nirgends in Eisen geschrieben, dass der Einfluss von Sony und Tele und was weiß ich mit ihren riesigen Produktionen dass das die einzige Art ist. Und das wichtigste, wie man Musik praktiziert. Es könnte ja folgendes ein, was manche Bands auch tun, dass man die digitalisierte distribuierbare Produktion von Musik in bestimmten Spalten so nimmt, so betrachtet, wie eine Freeware, das heißt dass man es allen Leuten zur Verfügung stellt, nämlich in den Fällen wo es wichtiger ist dass es live Performance gibt. Und manche Bands tun das, die verteilen die Musik frei und sagen ok, wenn sie dir wirklich live mit den entsprechenden boost hören wollt, mit der entsprechenden Show und an der Stelle scheint es zu funktionieren. Das ist keine allgemeine Lösung. Ich kann nicht behaupten dass ich da etwas zu tun hab, will nur darauf hinweisen. "Ich hab das auch schon erlebt dass es so ein Art pay as you wish gab. Bei einem Radio Head Album bei einer elektronischen Veröffentlichung wo ganz konkret es den Kunden überlassen wurde wie viel er bereit ist dafür zu zahlen. Wenn diese Entscheidung gefordert wird, glaub ich, trägt es zu dem Bewusstsein bei, will ich das jetzt einfach nur gratis haben oder ist es mir auch etwas wert." Ich wollte ihnen gerade etwas zeigen. Gestern hab ich es da gesehen. Sie öffnen einen Download und er sagt könnten sie uns bitte helfen, ein Euro ist ja kein Problem. Zwei Euro machen mich auch nicht kaputt. 4 Euro ich fühl mich heute ganz besonders gut. Ich weiß nicht wie viel die kriegen aber es gibt neue Formen von solchen sozusagen Austauschformen. Der eine Punkt auf den ich mich ein wenig festlegen möchte. Ein kleiner Punkt den ich an dieser Stelle sagen will. Zusammenbrüche des Marktes dieser Art von nicht erwünschten Effekt haben durchaus auch etwas mit Extremformen von bestehenden Märkten und Distributionsmodellen zu tun und könnten auch, das ist die Debatte die auch im Musikbereich immer wieder läuft, ist es jetzt die Katastrophe und der Qualitätseinbruch der Musik oder ist es eine Möglichkeit sich neu zu organisieren.