Die Arbeit der Philosophie - Das Phänomen Arbeit im Spiegel einflussreicher Philosophen (Vorlesung, Füllsack, 2007): Unterschied zwischen den Versionen

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(Voraussetzungen für Arbeit)
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Im Gegensatz zu anderen Produkten bzw. Gütern besitzt Wissen einige besondere Eigenschaften. Eine dieser Eigenschaften ist jene, dass Wissen wenn es weitergegeben wird seinen Wert zwar verändert, aber dennoch nicht als Eigentum an einen anderen weitergegeben wird und auch nicht weitergegeben werden kann. Man verliert Wissen (im Gegensatz zu Gütern) bei Weitergabe nicht (Wert kann natürlich verloren gehen => Patente). Es ist auch nicht möglich die Perspektive unter der Wissen geschaffen wurde als solche vollständig weiterzugeben. Dies ergibt sich daraus dass Wissen durch einen Arbeitsprozess gewonnen wird, welcher wiederum zumindest teilweise durchlaufen werden muss um das Wissen weiter prozessieren zu können (Problem von [[Bereiche relativer Eigenständigkeit|Bereichen relativer Eigenständigkeit]]).  
 
Im Gegensatz zu anderen Produkten bzw. Gütern besitzt Wissen einige besondere Eigenschaften. Eine dieser Eigenschaften ist jene, dass Wissen wenn es weitergegeben wird seinen Wert zwar verändert, aber dennoch nicht als Eigentum an einen anderen weitergegeben wird und auch nicht weitergegeben werden kann. Man verliert Wissen (im Gegensatz zu Gütern) bei Weitergabe nicht (Wert kann natürlich verloren gehen => Patente). Es ist auch nicht möglich die Perspektive unter der Wissen geschaffen wurde als solche vollständig weiterzugeben. Dies ergibt sich daraus dass Wissen durch einen Arbeitsprozess gewonnen wird, welcher wiederum zumindest teilweise durchlaufen werden muss um das Wissen weiter prozessieren zu können (Problem von [[Bereiche relativer Eigenständigkeit|Bereichen relativer Eigenständigkeit]]).  
 
Eine weitere besondere Eigenschaft von Wissen die sich durch die verbesserten Archivierungsmöglichkeiten sei es in Form von Büchern bis hin zu Datenbanken ergibt, ist die nahzu unbegrenzte Haltbarkeit von Wissen.
 
Eine weitere besondere Eigenschaft von Wissen die sich durch die verbesserten Archivierungsmöglichkeiten sei es in Form von Büchern bis hin zu Datenbanken ergibt, ist die nahzu unbegrenzte Haltbarkeit von Wissen.
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=== Spiel als Kredit und Übung ===
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Das Spiel wurde lange Zeit scharf von der Arbeit abgegrenzt, da es sich bei dem Spiel um eine zwecklose Tätigkeit handelt. Im Griechischen ist Spiel ursprünglich die Praxis der Tätigkeit, die in sich selbst ihren Zweck findet. Charakteristisch für das Spiel sind seine Freiheit von Zwang, die Nicht-Zielgerichtetheit, die Zweckfreiheit sowie das Als-ob, das mehr oder weniger Konsequenzfreiheit garantiert. Zudem findet das Spiel zumeist in der Freizeit statt. Schiller grenzt noch schärfer ab, sieht im Spiel jene Tätigkeit, bei der der Mensch erst Mensch sein kann, weil er dort zweckfrei handelt, keinen niederen, nichtmenschlichen Zwecken nachjagt, er einzig um der Sache willen damit beschäftigt ist: "Der Mensch ist nur dort Mensch, wo er spielt." Auch moderne Definitionen heben diese Zweckfreiheit heraus.
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Tatsächlich ist diese Definition verkürzt, das Spiel ist letztendlich nicht zweckfrei: Kinder lernen im Spiel, testen beim Spielen ihre Fähigkeiten, ihre Grenzen aus. Evolutionär betrachtet ist die Phase des Spiels ein Vorschuss, ein Kredit in die eigene Zukunft, da das in dieser Phase Konsumierte nicht "erarbeitet" wird/werden kann. Aktuell scheinen sich die Bereiche Arbeit und Spiel wieder zu vermischen. So richten moderne Firmen im Arbeitsablauf Spielräume ein (z.B. Volleyball-Court etc.), da dadurch bei der tatsächlichen Arbeit eine höhere Kreativität erwartet werden kann. Die zuvor so klare Grenze zwischen Arbeit und Spiel verschwimmt zunehmend.
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:(Am Rande sei erwähnt, dass dadurch ein weiteres Problem auftritt: Die klassische anthropologische Grenze zwischen Mensch und Tier verschwimmt, nahm man bisher an, dass nur Menschen und Menschenaffen Werkzeuge benutzen können, zum Spielen fähig sind. Beobachtungen haben gezeigt, dass z.B. Krähen durchaus auch in der Lage sind, im Spiel ihre Fähigkeiten auszutesten. So üben Krähen für den Ernstfall bei wilden Tieren, wenn sie Schweine reizen.)
  
 
== Problem der Rahmenbedingungen von Arbeit ==
 
== Problem der Rahmenbedingungen von Arbeit ==

Version vom 21. Mai 2007, 14:19 Uhr

Organisatorisches (Wann, Wo, Prüfung...) zur Vorlesung


Die herkömmliche Arbeitswelt ist in Auflösung inbegriffen. Oder, weniger drastisch formuliert, der Begriff Arbeit hat sich spätestens im Zuge der Etablierung der modernen, polykontexturalen Gesellschaft(en) gewandelt. Diese Vorlesung wird sich mit dem Begriff der Arbeit beschäftigen, mit der Geschichte des Nachdenkens; nicht enorm personenbezogen, sondern mehr im Hinblick auf die dahinter liegenden Themen: "Die Vorlesung wird im klassischen Doppelsinn des Titels zum einen jene Auffassungen von Arbeit zum Thema haben, die in der europäischen Geschichte von einflussreichen Denkern vertreten wurden. Und zum anderen, und damit verwoben, wird sie auch die Arbeit der Philosophie selbst thematisieren, ihre Bedeutung und 'Unverzichtbarkeit' etwa für jene sozialen 'Problemlösungsaktivitäten', die - nicht zuletzt auch mit Hilfe der Philosophie - als Arbeit 'zugeschrieben' werden." ("Die Arbeit der Philosophie", Homepage Manfred Füllsack)

Arbeit

Der Duden definiert Arbeit als "Tätigkeit mit einzelnen Verrichtungen, Ausführung eines Auftrags o. Ä.". Der Output der Arbeit wird gegenüber dem Input und den Investitionen, die für die Arbeit benötigt wurden, bilanziert. Von produktiver Arbeit in wirtschaftlicher Hinsicht spricht man, wenn der Output höher als Input ist. Diese kurzen Definitionen ist jedoch nicht ausreichend, um die Problematik des Begriffs Arbeit, um den es in dieser Vorlesung auch geht, deutlich hervorzuheben.

Ziele der Arbeit

Idealtypisch sollte Arbeit immer darauf abzielen, Knappheiten zu beseitigen, ohne neue Knappheiten zu schaffen, z.B. die Beseitigung von Knappheit der Nahrungsmittel, Geld, philosophischen Texten, Überlegungen, etc. Diese Knappheiten sind jedoch immer auch beobachterabhängig, sie werden nur von bestimmten Beobachtern als relevant wahrgenommen. Als weiteres Problem tritt die Sichtweise auf, Arbeit sei etwas Stehendes, Festes, Unveränderliches. Obwohl Arbeit Knappheiten beseitigt, setzt es Prozesse in Gang, die neue Knappheiten schaffen (oder, um den vorhergegangen Gedanken konsequent weiterzudenken, neue Knappheiten als relevant wahrnehmen lassen). Arbeit gerät deshalb in Bewegung, weil es versucht, feststehend zu sein, in einer bestimmten Form stehen zu bleiben. Um arbeiten zu können, bedarf es immer eines Rahmens, innerhalb dessen Arbeit idealtypischerweise stattfinden kann. Durch Schaffung des Rahmens wird die Arbeit aber verändert.

Abgrenzung von Arbeit gegen Freizeit und daraus resultierende Probleme

Aus einer klassischen Perspektive betrachtet ist Arbeit durch die Rahmenbedingungen immer zeitlich reglementiert, zumeist auch örtlich abgegrenzt. Diese klassische Sicht verleitet, eine scharfe Grenze zu ziehen, die in unserer Gesellschaft so nicht mehr klar ist. Zusammenhänge zwischen Arbeit und Freizeit scheinen sich zu vermischen, eine klare Trennung ist nicht mehr aufrechtzuerhalten. Dieses Problem ergibt sich als eine Folge der anhaltenden Industrialisierung und der damit verbundenen Rationalisierung und Mechanisierung gerade im Produktionsbereich und der zusätzlichen örtlichen Unabhängigkeit geschaffen durch moderne Kommunikationsnetze und Informationsnetze wie z.B. das Internet. Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen.

Beispiel:
Auf der mexikanischen Seite zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko wurde eine Firma errichtet, in der mexikanische Kids möglichst oft und lange (möglicherweise gegen kleine Bezahlung) auf Computern spielen sollen, sodass die Firma die von ihnen erspielten Accounts für Onlinespiele dann gewinnbringend verkaufen kann, weil viele User das betroffene Spiel gleich mit höheren Levels beginnen möchten. Der Verkauf dieser Gadgets (z.B. bei Ebay) bringt beträchtlichen Gewinn in sogar 3- bis 4-stelligen Eurosummen.
Erklärung:
Es stellt sich nun die Frage warum Käufer bereit sind, solch immense Summen für solche Accounts zu bezahlen. Tatsache ist, dass Käufer dieser Summe nicht für einen Account im herkömmlichen Sinne bezahlen (den sie auch selbst gratis erstellen könnten), sondern für die von Spielern aufgewendete Zeit, die nötig ist, um einen solchen Account zu erspielen. Sie bezahlen damit die Spieler dahingehend, dass sie die Arbeit vollrichten Zeit zu sparen. Für den Käufer ergibt sich dadurch die Möglichkeit, selbst in der Zeit in welcher ein "Spieler" für ihn spielt, arbeiten zu gehen um dahingehend Gewinn zu machen, dass er mehr verdient als ihn der Account schlussendlich kostet. Insofern hat der Käufer einen Gewinn gemacht! Auf der anderen Seite hat der Spieler die Möglichkeit bekommen, seine Freizeitbeschäftigung des Spielens bezahlt zu bekommen, um sich so Zeit außerhalb dieser Tätigkeit zu sparen. Er muss im klassischen Sinne weniger "arbeiten" gehen!

Dieses Beispiel zeigt mehr als nur deutlich wie sehr jene Grenzen verschwimmen. Die Frage, ob es sich hierbei um Arbeit im klassischen Sinne handelt, bleibt allerdings bestehen, zumal kein realer Output erzielt wird. Ziel dieser Arbeit ist Geld im Tausch ohne reales Gegenprodukt zu machen. Ein Spielstand ist nicht viel mehr als ein Datenbankeintrag am jeweiligen Server und kann so bei Klassifizierung als reales Produkt zu Problemen führen. Das Beispiel verdeutlicht aber noch eine Problematik: Die mexikanischen Kids werden für das Spielen in ihrer Freizeit mit geringen Beträgen entlohnt. Diese Entlohnung steht aber in keinem Verhältnis zu den Gewinnen, den die Betreiber der Firma mit dem Verkauf der Spielstände erzielen; man kann also aus klassischer Sicht von einer Ausbeutung dieser Kids sprechen. Diese Ausbeutung passiert jedoch auf eine versteckte, perfide Art, da die Kids -- sich dem Wert ihrer Spielstände nicht bewusst -- es als Gewinn ansehen, für das Spielen an sich bezahlt zu werden. Sollte jedoch ein Kind den Tauschwert der Spielstände erkennen und eine höhere Entlohnung fordern, stehen weitere Kids als Reservearmee für die Firma zur Verfügung, die für den niedrigen Lohn diese "Spielarbeit" übernehmen. Diese Tatsache, die Parallelen zur Industrialisierung aufweist, bereitet den Rahmenbedingungen klassischer Arbeit, mit denen immer noch operiert wird, immense Probleme.

Von jenem Umstand lebt ein weiteres Unternehmen, welches das Spiel Second Life entwickelt hat, ein Spiel welches die gleichzeitige Erschaffung einer virtuellen Welt darstellt, durch die Einführung der virtuellen Währung Lindendollar, die man aber sowohl in als auch für reale Währungen eintauschen kann, aber zu einem nicht zu unterschätzendem Wirtschaftszweig gewachsen ist: Die schwedische Botschaft baut eine virtuelle Botschaft, Adidas errichtet eine virtuelle Filiale, in der man seinen Charakter gegen Lindendollar mit Gewand ausstatten kann, dessen Errichtung mehr kostet als die einer realen Adidas-Filiale in München, um nur zwei Beispiele zu nennen. Durch den Bau von Sehenswürdigkeiten auf zuvor gekauften Gebieten werden Attraktoren geschaffen, die den virtuellen Grund und Boden teurer werden lassen und zu Grundstücksspekulationen führen. Mittlerweile gibt es schon reale Unternehmen, die helfen, sich in dieser zweiten, virtuellen Welt optimal zu repräsentieren.

Voraussetzungen für Arbeit

Arbeit kann nur unter bestimmten Voraussetzungen stattfinden. Eine wichtige Voraussetzung sind folgende Produktionsfaktoren

- Grund & Ressourcen
- Arbeitswissen bzw. Wissen
- Arbeitskraft bzw. Leistung

Jene drei Faktoren müssen, damit Arbeit stattfinden kann, festgelegt werden und stellen unter anderem die Rahmenbedingungen der Arbeit dar. Sie sollten so festgelegt werden, dass die aus der Arbeit enstehenden Outputs größer sind als die inverstierten Inputs (produktive Arbeit). Die so gewonnenen Inputs (Überschüsse, Gewinne, usw.) können dann erneut in den Arbeitsprozess einfließen oder/und auch zur Verbesserung der Rahmenbedingungen eingesetzt werden. (=recursivität der Inputs)

Wissen als Produkt & Produktionsfaktor

Im Gegensatz zu anderen Produkten bzw. Gütern besitzt Wissen einige besondere Eigenschaften. Eine dieser Eigenschaften ist jene, dass Wissen wenn es weitergegeben wird seinen Wert zwar verändert, aber dennoch nicht als Eigentum an einen anderen weitergegeben wird und auch nicht weitergegeben werden kann. Man verliert Wissen (im Gegensatz zu Gütern) bei Weitergabe nicht (Wert kann natürlich verloren gehen => Patente). Es ist auch nicht möglich die Perspektive unter der Wissen geschaffen wurde als solche vollständig weiterzugeben. Dies ergibt sich daraus dass Wissen durch einen Arbeitsprozess gewonnen wird, welcher wiederum zumindest teilweise durchlaufen werden muss um das Wissen weiter prozessieren zu können (Problem von Bereichen relativer Eigenständigkeit). Eine weitere besondere Eigenschaft von Wissen die sich durch die verbesserten Archivierungsmöglichkeiten sei es in Form von Büchern bis hin zu Datenbanken ergibt, ist die nahzu unbegrenzte Haltbarkeit von Wissen.

Spiel als Kredit und Übung

Das Spiel wurde lange Zeit scharf von der Arbeit abgegrenzt, da es sich bei dem Spiel um eine zwecklose Tätigkeit handelt. Im Griechischen ist Spiel ursprünglich die Praxis der Tätigkeit, die in sich selbst ihren Zweck findet. Charakteristisch für das Spiel sind seine Freiheit von Zwang, die Nicht-Zielgerichtetheit, die Zweckfreiheit sowie das Als-ob, das mehr oder weniger Konsequenzfreiheit garantiert. Zudem findet das Spiel zumeist in der Freizeit statt. Schiller grenzt noch schärfer ab, sieht im Spiel jene Tätigkeit, bei der der Mensch erst Mensch sein kann, weil er dort zweckfrei handelt, keinen niederen, nichtmenschlichen Zwecken nachjagt, er einzig um der Sache willen damit beschäftigt ist: "Der Mensch ist nur dort Mensch, wo er spielt." Auch moderne Definitionen heben diese Zweckfreiheit heraus.

Tatsächlich ist diese Definition verkürzt, das Spiel ist letztendlich nicht zweckfrei: Kinder lernen im Spiel, testen beim Spielen ihre Fähigkeiten, ihre Grenzen aus. Evolutionär betrachtet ist die Phase des Spiels ein Vorschuss, ein Kredit in die eigene Zukunft, da das in dieser Phase Konsumierte nicht "erarbeitet" wird/werden kann. Aktuell scheinen sich die Bereiche Arbeit und Spiel wieder zu vermischen. So richten moderne Firmen im Arbeitsablauf Spielräume ein (z.B. Volleyball-Court etc.), da dadurch bei der tatsächlichen Arbeit eine höhere Kreativität erwartet werden kann. Die zuvor so klare Grenze zwischen Arbeit und Spiel verschwimmt zunehmend.

(Am Rande sei erwähnt, dass dadurch ein weiteres Problem auftritt: Die klassische anthropologische Grenze zwischen Mensch und Tier verschwimmt, nahm man bisher an, dass nur Menschen und Menschenaffen Werkzeuge benutzen können, zum Spielen fähig sind. Beobachtungen haben gezeigt, dass z.B. Krähen durchaus auch in der Lage sind, im Spiel ihre Fähigkeiten auszutesten. So üben Krähen für den Ernstfall bei wilden Tieren, wenn sie Schweine reizen.)

Problem der Rahmenbedingungen von Arbeit

Rahmenbedingungen sind nötig, damit Arbeit stattfinden kann. Durch dieses Verschwimmen von Arbeit und Freizeit ergibt sich aber auch eine Verschmelzung der Rahmenbedingungen jener beiden Begriffe. Es werfen sich nun dahingehend ethische und rechtliche Fragen auf, inwieweit Arbeit von Freizeit überhaupt noch abgegrenzt werden kann. Geht der oben genannte Spieler nun einer Arbeit oder einem Freizeitvergnügen nach, für welches er von einem Käufer bezahlt wird?

Arbeit bedingt Vorleistung

Selbst grundlegende Berufsarten sind bei ihrer Ausübung auf Vorleistungen angewiesen. Selbst durch die Elementarfassung von Berufen werden neue Arten von Berufen notwendig, die erzwingen, das Konzept (bzw. die Rahmenbedingungen) zu verändern. So hat auch schon die Elementarform der Polis neue Arbeiten bedingt, die ihrerseits wieder neue Problemsichten aufwerfen, die eine Veränderung des Rahmenkonzepts bedingen etc. In Folge dessen entsteht innerhalb kürzester Zeit große Heterogenität.

Das Mehr-Wollen, das Sich-nicht-zufrieden-geben ist also der Grund für die Veränderung der Gesellschaften und dadurch zugleich Triebfeder wie auch Auslöser von Spezialisierung und Fortschritt. Um auf das Beispiel der üppigen Polis zurückzukommen: Durch die Wichtigkeit der Kulturarbeiten werden neue Berufsgruppen wie Hauslehrer, Wirte, Tischler, etc. benötigt. Durch diese Spezialisierung kommt es zu einer Bevölkerungszunahme, weshalb nicht mehr alle Bedürfnisse innerhalb der Polis gestillt werden können –- der Handel kommt ins Spiel.

Produktive Arbeit erfordert Grundbesitz

Mit steigender Effektivität und Produktivität verschärfen sich ebenso die Rahmenbedingungen der Arbeit. Die erste Rahmenbedingung die es zu klären gilt wenn Arbeit systematisiert wird, ist die Frage des Grundbesitzes. Besonders sichtbar wird dies bei sogenannten "scarce resources". Dazu folgendes Beispiel:

Beispiel:
Man stelle sich eine Urgesellschaft vor, welcher ein Überfluss an Wild in seiner Umgebung zur Verfügung steht. Durch einen plötzlichen Klimawandel reduziert sich der Bestand drastisch. Folglich ist jene Urgesellschaft gezwungen, Vieh zu halten, um alle ihre Mitgesellschafter hinreichend versorgen zu können. Damit diese Viehhaltung effektiv funktionieren kann, wird es sinnvoll sein, einen Ort festzulegen, auf dem der nötige Nahrungsmittelnachschub für das Vieh gewährleistet werden kann.

Eigentumsordnung

Durch die Neolithische Revolution wurden die Menschen bzw. die Jäger- und Sammlergesellschaften sesshaft. Ein Sesshaftwerden bedingt die Abgrenzung des Wirkungskreises jener Gesellschaft. Platt formuliert: Ist die Jäger- und Sammlergesellschaft sesshaft geworden, können die Jäger nur mehr in einem begrenzten Gebiet -- z.B. innerhalb des Gebietes, das durch einen Tagesmarsch erreichbar war -- jagen, die Sammler nur mehr in einem begrenzten Gebiet sammeln. Reichhaltigen Viehbestände wurden als Nahrungsquelle herangezogen, dadurch aber beständig dezimiert. Die Überjagung wurde schließlich zum Problem: Die geplante Aufzucht von Viehbeständen wurde notwendig, um der Knappheit an Lebensmitteln zu begegnen. Eigentumszurechnung ist fundamental mit Knappheitswahrnehmung verbunden. Solange die Knappheit von Ressourcen nicht existent war bzw. nicht wahrgenommen wurde, gab es keine Notwendigkeit für eine Eigentumsordnung: Es war für alle in Überfluss vorhanden. In einer Situation, in der nicht mehr für alle hinreichend vorhanden ist, ist es jedoch notwendig, knappe Ressourcen als Eigentum zuzurechnen. Es geht darum, mit knappen Ressourcen zurande zu kommen. Zwar ist Arbeit auch immer die Bearbeitung bzw. der Versuch der Behebung von Knappheit, um überhaupt arbeiten zu können, muss jedoch Modus gefunden werden, um im Hier und Jetzt mit Knappheiten umzugehen (an dieser Stelle ist es sinnvoll, eine zeitliche Differenzierung zu treffen: Das Zurandekommen von Knappheit in Gegenwart der Gegenwart bedingt eine Eigentumszuweisung, das in Zukunft Arbeit). Eigentumszurechnung ist also eine Arbeitsvoraussetzung. Könnten uns gar nicht daranmachen, Knappheiten in Zukunft, "in the long run" zu beseitigen, wenn wir in der Gegenwart keine Eigentumszuweisung hätten. Diese muss aber im diesseits nicht gerecht sein, sie muss lediglich einen Weg finden, mit den Knappheiten so umzugehen, dass die Kräfte produktiv und ohne gleich in Konflikt zu treten im Sinne der Arbeit eingesetzt werden können.

Eine derartige Eigentumsordnung schafft allerdings auch eine Reihe von Gerechtigkeitsproblematiken.

Gerechtigkeitsproblematik

Eigentum ist also nötig, wo Ressourcen knapp werden. Mit der Zurechnung von Ressourcen zu einzelnen Personen wird die Weiterarbeit (mit dem Ziel, die Knappheiten zu beseitigen) ermöglicht, es entsteht aber, da nicht gesagt ist, dass das Eigentum gleich verteilt sein muss, eine neue Problematik: Die Gerechtigkeitsproblematik. Eine Eigentumsordnung mit einer uns sehr vertrauten Ethik stellt die Bibel bzw. das in ihr dargestellte Weltbild dar. Es vermittelt einen Moralkodex, eine Ethik, die einer Landwirtschaft treibenden Gesellschaft zugrunde liegt, die diese benötigt, um in relevantem Sinne überhaupt arbeiten zu können. Sie stellt gewissermaßen den normativen Rahmen -- eine grundlegende Ermöglichungsbedingung für Arbeit -– bereit. Aber auch in der christlichen Debatte ging bzw. geht es zunächst nicht um eine gerechte Verteilung des Eigentums. Der Zustand des Arm- und Reich-Seins soll nicht verändert werden, vielmehr geht es der christlichen Religion darum, diese bestehende Eigentumsordnung und die damit ermöglichte Arbeit aufrecht zu erhalten. Als Ausgleich für die irdischen Leiden gelangen die Armen auf direktem Wege in den Himmel, die Reichen müssen Almosen bringen und sich um die Armen kümmern. Irdisches Glück wird himmlischem Endzweck entgegengesetzt. Dies funktioniert natürlich nur solange es eine funktionierende kirchliche Ordnung gibt. Mit dem Rückgang des Einflusses der Religionen kamen auch wieder zunehmend Gerechtigkeitstheorien in den Blickpunkt des Diskurses.

Veränderungen innerhalb der Arbeit

Jede produktive Arbeit bedarf, um effektiv ausgeführt werden zu können einer Planung bzw. Vorgabe. Zusammengefasst kann auch hier vom Begriff der Rahmenbedingungen der Arbeit gesprochen werden. Diese Rahmenbedingungen setzen den Verlauf bzw. Ablauf der Arbeit eindeutig fest. Um nun innerhalb dieser Arbeit, weiter die Produktivität und Effizienz erhöhen zu können bedarf es einer bestimmten Weiterentwicklung des Arbeitsprozesses. Dies kann zum Beispiel durch eine Weiterentwicklung von Maschinen und Werkzeugen geschehen. Diese weiterentwickelten Maschinen und Werkzeuge wirken aber wiederum zurück auf die Rahmenbedingungen der Arbeit. Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen:

Beispiel:
Man stelle sich einen Arbeiter vor, der täglich den Arbeitsverlauf des Bauens eines Kastens mit Hammer und Nägel ausführt und so 5 Kästen pro Tag produzieren kann. Um sich die Arbeit zu erleichtern, entwickelt jener Arbeiter eine Nagelpistole und kann infolgedessen nicht nur mit weniger Anstrengung sondern auch wesentlich mehr Kästen (10 pro Tag) produzieren. Allerdings benötigt jener nun nicht nur mehr Nägel im Zuge seiner Produktion, sondern auch Strom für seine Nagelpistole.

Folglich verursachen Werkzeuge sogenannte "path dependences" (Arbeitsrichtungen, Pfadabhängigkeiten). Eine Veränderung dieser Werkzeuge führt ebenso zu einer Veränderung der Arbeitsrichtung oder zumindest deren Rahmenbedingungen. Im kleinen verändern sich wie im obigen Beispiel nur die zu besorgenden Materialien. Vergleicht man allerdings die landwirschaftlichen Bedingungen vor über 50 Jahren mit den heutigen, so wird sichtbar, wie sehr sich landwirtschaftliche Arbeit und ihre Rahmenbedingungen durch Summierung solcher Veränderungen gewandelt hat. In der Theorie bedeutet dies, dass Pfadabhängigkeiten die Arbeitsprozesse in eine bestimmte Richtung lenken. Dadurch werden zukünftige Arbeitsprozesse (oder z.B. die Ausbildung von Arbeitskräften) allerdings auch an diesen Pfaden ausgerichtet, was den Effekt der Pfadabhängigkeiten weiter verstärkt: Es wird in Zukunft noch schwieriger, diese Arbeitsrichtung durch eine grundlegend andere zu ersetzen. Ein bekanntes Beispiel für eine Pfadabhängigkeit ist das QWERTY-Phänomen.

Arbeit als soziale Differenzierung

Arbeit leitet aber auch soziale Differenzierung in die Wege, gerade weil sie von uns Menschen recht effektiv verrichtet werden kann, so eine These der Vorlesung: Wenn wir nicht so effektiv arbeiten könnten, hätten wir nicht jene Probleme, die die Spezifizierung der Arbeit mit sich bringt. Arbeit stellt immer Mühe, Energieverausgabung, Last dar (lavorare von ursprünglich "schwanken unter einer Last"), andererseits bringt sie auch bleibende Werte und Werke (von ergon) hervor.

Ziel der Arbeit ist es, bleibende Werte zu erzeugen, die nicht sofort konsumiert werden müssen, um unsere Arbeit am Laufen zu halten (Konsumverzicht). Nur ein Teil der produzierten Produkte wird konsumiert, der andere Teil steht zur Verfügung, um darauf aufbauend neue Arbeiten zu bewältigen. Dies impliziert, dass wir unsere Welt, so wie sie von uns wahrgenommen wird, durch Arbeit konstruieren. Durch neue, weiterführende nächsten Arbeitsschritte wird die Welt verändert und somit definiert, was in dieser neuen Welt als neue Arbeit ansteht. Da Arbeiten wegen unterschiedlichen Bedingungen (sozial, ökonomisch etc.) nicht alle im gleichen Ausmaß effektiv sind, entwickeln sich soziale Unterschiede.