Geschichte des Geldes / Währungssysteme (Text): Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Alexandra Kopp, Mat.Nr.: 0349201, SKZ: A297 | ||
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<div align="center">'''Geld korrumpiert - vor allem jene, die es nicht haben.'''</div> | <div align="center">'''Geld korrumpiert - vor allem jene, die es nicht haben.'''</div> | ||
<div align="right">Sir Peter Ustinov</div> | <div align="right">Sir Peter Ustinov</div> | ||
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==Einleitung== | ==Einleitung== | ||
− | Diese Wiki-Seite soll einen Überblick über die Geschichte des Geldes und der Entstehung von Währungssystemen im europäischen Kulturkreis geben. | + | Diese Wiki-Seite soll einen Überblick über die Geschichte des Geldes und der Entstehung von Währungssystemen im europäischen Kulturkreis geben. Überdies soll der Frage „Welchen Nutzen bringt ein Währungssystem für die Entwicklung eines Großreiches bzw. eines Staatenverbandes?“ nachgegangenen werden. |
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+ | Im ersten Kapitel wird der Wandel vom Tauschhandel über das Münzwesen bis zum Buchgeld dargestellt, diesem Kapitel liegt das Buch „Geschichte des Geldes“ von Wolfram Weimer zu Grunde. Inhalt des zweiten Kapitels ist die Entstehung der Europäischen Währungsunion und der Europäischen Zentralbank (EZB) als Grundlage des EURO, als Literatur wurde die Veröffentlichung der EZB mit dem Titel „The monetary policy of the ECB“ herangezogen. | ||
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+ | Der Entwicklungsprozess des Geldwesens ist eng mit der Entstehung von Währungssystemen verbunden und stellt die Grundlage der Kapitelübergreifenden Erörtung der Fragestellung dar. | ||
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==Geschichte des Geldes== | ==Geschichte des Geldes== | ||
+ | Dieses Kapitel beinhaltet einen kurzen geschichtlichen Abriss der Entstehung und Formwandlung des Geldes von der Frühgeschichte bis in die Jetztzeit. Die Information zur Entwicklung des Geldes und seiner Formen sollen dem besseren Verständnis der Entstehung von Währungssystemen und ihrem Zerfall dienen. | ||
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===Frühgeschichte und Antike=== | ===Frühgeschichte und Antike=== | ||
+ | Bereits in der Frühgeschichte wurde in Kleinasien und China Geld aus Rohstoffen, Metallen oder Edelmetallen verwendet. In Europa herrschte noch bis in die Antike der Tauschhandel vor. | ||
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====China, Kleinasien und Ägypten==== | ====China, Kleinasien und Ägypten==== | ||
− | Ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. wurde im Gebiet des heutigen | + | Ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. wurde im Gebiet des heutigen China Geräte- oder Zeichengeld als Werteinheit verwendet. Es handelte sich dabei meist um Darstellungen von Gebrauchs- als auch von sakralen Gegenständen (Messer-, Spaten- und Glockengeld), in Originalgröße und Verkleinerungen aus Bronze (vgl. WEIMER, 1992 S. 25). Neben diesen metallischen Geldformen wurde bis ins 20. Jahrhundert n. Chr., in China und der Mongolei, Teegeld verwendete. Dabei handelt es sich um in Ziegel gepreßte, getrocknete Teeblätter, die eingeprägten Ornamenten und Symbolen gaben Auskunft über die Qualität des Tees und den Wert der Ziegels. (vgl. Österreichische Nationalbank, Formen und Funktionen des Geldes, 2006) |
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+ | Gold in Form von Barren wurde bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. in Ägypten unter Pharao Menes als Zahlungsmittel verwendet (vgl. WEIMER, 1992 S. 25). | ||
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+ | Ein Jahrtausend später wurde in Mesopotamien unter König Hammurabi Silber in groben Blöcken, von denen die benötigte Menge des Edelmetalls abgeschlagen, gewogen und als Zahlungsmittel (Hacksilber) eingesetzt wurde, eingeführt. Diese umständliche Form des Geldwesens wurde bald durch die Entwicklung des Kreditwesen ergänzt und später sogar ersetzt. Das Kreditwesen wurde auch für Investitionen genutzt, die Verzinsung der Darlehen war staatlich geregelt und betrug, abhängig vom Zweck des Darlehens, zwischen 20 und 33 Prozent pro Jahr. Ebenso gab es bereits im 18. Jahrhundert v. Chr. ein weitverbreitetes Wechselwesen mit Schuldverschreibungen an Dritte (ebd S. 26). | ||
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+ | Um 650 v. Chr. werden in Kleinasien die ersten Münzen aus einer Gold- / Silberlegierung gefertigt. Diese Münzen sind mit Bildsymbolen, meist Darstellungen von Tieren geprägt (ebd S. 27). | ||
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+ | ====Griechenland, Persien und das römische Reich==== | ||
+ | Ab 600 v. Chr. wird im Stadtstaat Athen eine Münzwährung verwendet. Die Bezeichnung Drachme bleibt bis zur Einführung des EURO besehen und stellt so die längst gültige Währungsbezeichnung der Welt dar. Unter Solon wird 594 v. Chr. die attische Silberwährung mit einer einheitlichen Maßeinheit eingeführt und in den folgenden Jahren zur Leitwährung im Mittelmeerraum. 560 v. Chr. werden Drachmen mit dem Bildnis der Athene und einer Eule mit Olivenzweig geprägt. Das Symbol der Eule wird rund 2.500 Jahre später auf den griechischen EURO-Münzen wieder zum Erkennungszeichen griechischer Geschichte. Rund ein Jahrhundert später entsteht das erste Kreditwesen in Europa, Grundlage ist ein ausführliches Gesetzeswesen mit Bestimmung zur Münzprägung und Geldwirtschaft. Kredite werden, anders als in Mesopotamien, größten Teils zur Tilgung von Schulden und für Schenkungen an Heiligtümer aufgenommen (ebd S. 27 ff). | ||
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+ | Alexander der Große führt 336 v. Chr. in seinem Großreich eine einheitliche Währung mit Gold-, Silber- und Kupfermünzen ein. Die Änderung von einer reinen Silber- zu einer Bimetall-Währung wurde durch die Goldvorkommen in Persien ermöglicht und durch die in Persien vorherrschende Goldwährung bedingt. Diese „Weltwährung“ hatte einen festen Wechselkurs und wurde auch außerhalb des Reiches zu einem Wohlstandsobjekt. Nach seinem Tod wurden erstmals Münzen mit dem Bildnis eines Mensch (Darstellung des vergöttlichten Alexander) geprägt, frühere Prägungen erfolgten ausschließlich mit Darstellungen von Göttern und Tieren (ebd S. 44). | ||
+ | Das gesamte Reich Alexander des Großen wurde zu einem zusammenhängenden Wirtschaftsgebiet, das einheitliche Währungssystem förderte nicht nur den Handel mit Gütern aller Art, es ermöglichte vor allem ein einheitliches Steuer- und Soldwesen. Die Berufsarmee brachte die Münzen auch in neu eroberte und Grenzgebiete, dies wiederum führte zu einer weiteren Verbreitung der Geldmünzen und erleichterte den Warenaustausch mit den entfernten Provinzen und Grenzländern durch Wegfall des Tausch- und Umrechnungsprozesses. Ebenso war ein einheitliches Münzwesen die Voraussetzung für das Funktionieren des komplexen und weitläufigen Verwaltungsapparats. Steuern und Abgaben wurden im gesamten Reich nach den selben Bestimmungen abgeliefert. Alexander sah die einheitliche Währung, neben dem Austausch der Kulturen, als einenden Bestandteil seiner Politik der Verbindung der Völker seines Reiches (vgl. LAUFFER, 2004 S. 209) . Nach seinem Tod zerfiel das Reich und auch die Währung zersplitterte wieder in Landeswährungen. | ||
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+ | Im entstehenden römischen Reich werden ab 269 v. Chr. Münzen, vorwiegend aus Bronze und nur in Bedarfsfällen zB. Soldzahlungen für Kriege, geprägt. 214 v. Chr. wird der römische Silberdenar als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Julius Caesar läßt sich 46 v. Chr. als erster lebender Mensch auf Münzen darstellen und begründet damit den Personenkult um den Diktator. Das Münzwesen wurde immer stärker als Propagandainstrument verwendet, Darstellungen der Siege und Kaiser lösten die Götter ab. Durch die Expansionsbestrebungen und die Feldzüge erlebte das Kreditwesen einen Aufschwung und wurde zum Hauptfinanzier der Eroberungspolitik. Unter Kaiser Augustus erfolgt 23 v. Chr. eine Währungs- und Geldordnung, diese legt die neben den Münzeinheiten (Aureus, Denarius und Sestertius) auch das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber (1 zu 12,5) fest. Alle Münzen tragen das Bildnis des Herrschers und stellen die zweite Weltwährung dar. Die Münzen werden auch außerhalb des Reiches verwendet und gelangen bis nach Indien und China. Nero ließ die Münzen in ihrem Feingehalt beschneiden um mehr Münzen aus der selben Menge Edelmetall in Umlauf bringen zu können, der Wertverlust der Münzen führt zur ersten dokumentierten Inflation der Geschichte. Auch die Spar- und Sanierungspolitik nachfolgender Kaiser ändert nicht viel an der Münzverschlechterung. 260 n. Chr. werden die römischen Münzen in großen Gebieten Europas von den Geldwechslern nicht mehr akzeptiert, der Zusammenbruch des Geldwesens ist nicht abwendbar. Unter Kaiser Diokletian erfolgen Steuer- und Finanzreformen, es wird neben dem Geldwesen wieder auf Naturalwirtschaft umgestellt, die Entlohnung erfolgt in Sold und Naturalien. Der Niedergang des Geldwesens hängt unmittelbar mit dem Zerfall des römischen Reichs zusammen. Konstantin der Große führte um 310 n. Chr. eine Neuordnung des Geldwesens durch, dieses besteht im oströmischen (byzantinischen) Reich bis ins 11. Jahrhundert. Auf dem Gebiet des weströmischen Reiches verfällt das Münzwesen fast gänzlich und die Naturalwirtschaft wird zur bestimmenden Handeltransaktion (ebd S. 45 ff). | ||
+ | Dem einheitlichen römischen Geldwesen liegt, wie der Alexandrinischen Weltwährung, nicht in erster Linie die Erleichterung des Handels zu Grunde, sondern die Ermöglichung und Erhaltung des Verwaltungs- und Militärsystems. Die Steuerung der Einnahmen und Ausgaben des Staates konnte rationell durchgeführt werden. Der „moderne“ Verwaltungsapparat verlangte nach einem nivellierenden Maß für die Berechnung der Steuerleistung seiner Bürger. Die Verbreitung der Münzen erfolgte, wie unter Alexander, durch das Militär und das Beamtentum. | ||
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===Mittelalter=== | ===Mittelalter=== | ||
− | === | + | ====Frankenreich==== |
+ | Das Münzwesen kommt vom 4. bis ins 6. Jahrhundert gänzlich zum Erliegen, Gold und Goldmünzen wurden vorwiegend zu Schmuck und Sakralgegenständen verarbeitet. Steuerzahlung erfolgt in Naturalien. Ab 628 läßt König Dagobert Münzen prägen, die Qualität und Gestaltung der Münzen ist jedoch sehr einfach und reduziert (vgl. WEIMER, 1992 S. 62). Um 700 übernehmen mit dem Niedergang der Merowinger die Kirchen und Klöster die Münzprägung und die Geldpolitik, die Qualität der Münzen nimmt weiter ab, es sind rauhe mit einfachen Bildern, meist Kreuzen, geprägte Metallstücke. 751 wird unter Pippin die kaum mehr existierende Goldwährung durch eine Silberwährung ersetzt, die Münz- und Prägestätten unterstehen wieder dem König (ebd S. 64). 755 erfolgte die karolingische Münzreform. Diese führte ein neues Münzsystem mit der Teilung 1 Pfund sind 20 Schilling sind 240 Pfennig ein und bestand in Frankreich (Livre, Sou, Deniers) bis zur Revolution 1789 und in Großbritannien (Pound, Shilling, Pence) bis zur Umstellung auf das dezimale Währungssystem 1971. Das Pfund diente jedoch mehr als Gewichtseinheit (1 Pfund sind 491 Gramm Silber), der Schilling fungierte als Rechnungsmünze und wurde nur in geringer Stückzahl geprägt ebd S. 64). Karl der Große bestätigt 794 das karolingische Münzsystem und stellt die Münzprägung unter kaiserliche Aufsicht. Die Silberwährung und der Pfennig etablierten sich als bestimmende Münze des Mittelalters. Mitte des 9. Jahrhundert setzte eine erneute Zersplitterung des Geldwesen ein, geistliche Fürsten erhielten das Münzrecht, die Zahl der Prägestätten stieg und die Qualität der Silbermünzen nahm ab. 975 wurden vom Erzbischofs von Mainz die ersten Münzen eines Feudalherren geprägt, die Vormachtstellung des Königs war gebrochen (ebd S. 66). Erst unter Friedrich Barbarossa nahm die Qualität der Münzen wieder zu, neben der Anhebung des Silbergehalts wurde auch die Form und Prägung feiner, künstlerischer und konnte in ihrer Ausgestaltung an die Münzen der Antike anschließen, die unterschiedlichen Münzen in den einzelnen Fürstentümern bleiben jedoch bestehen. 1226 vergibt der Kaiser an die Stadt Lübeck das Münzrecht, die Gilden der Handelsstädte setzen sich für eine Vereinheitlichung des Geldwesen sein, die Umsetzung dieses Vorhabens gelingt jedoch nicht (ebd S. 69 ff). | ||
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+ | ====Italienische und Nordeuropäische Handelszentren==== | ||
+ | Im Mittelmeerraum entwickelte sich durch die Kreuzzüge ein reger Warenaustausch, in Oberitalienischen Städten entstanden Finanz- und Handelszentren. Das Kredit-, Wechsel- und Zinswesen wurde neu gegründet und breitete sich rasch auf ganz Europa aus. Mitte des zwölften Jahrhunderts prägt Florenz die erste westeuropäische Handels-Goldmünze und ist einer der Wegbereiter einer wieder erstarkten Goldwährung (ebd S. 72). Münzgeld wurde bis ins 17. Jahrhundert hauptsächlich von Händlern und Handwerkern verwendet, Bauern und einfache Leute benutzten meist noch Warengeld und betrieben noch bis in die Zeit der Aufklärung Tauschhandel. Ende des zwölften Jahrhunderts wurde aus China das erste Papiergeld nach Europa gebracht (ebd S. 74). Zwischen den neu entstandenen Handelszentren des Mittelmeers (Venedig, Genua, Florenz) und des nordeuropäischen Raums (London, Brügge und den Hanse-Städten) entwickelte sich im 13. Jahrhundert das System der Buchtransaktionen, nicht mehr Bargeld oder Wechsel wurden weitergegeben sondern Verbindlichkeiten und Forderungen in Büchern notiert (ebd S. 76). Um 1400 entstanden in den italienischen, deutschen und niederländischen Handelszentren die ersten Handelsbanken und Börsen, fortan fanden Wertpapiertransaktionen zwischen den führenden Handelsstädten und Handelshäusern statt. Das Buchgeld und die doppelte Buchführung, Grundlage des heute weltweit stattfindenden Handels, wurde ab dem 15. Jahrhundert in ganz Europa zum bestimmenden Element der Handelsbeziehungen (ebd S. 79 ff). | ||
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+ | ===Neuzeit=== | ||
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+ | ====Gold aus Amerika==== | ||
+ | Bis zur Entdeckung Amerikas und der Gründung von Kolonien in Afrika waren die Goldvorräte in Europa sehr gering und die Prägung von Goldmünzen nur im eingeschränkten Maße möglich, dies änderte sich mit der Ausbeutung der Goldvorkommen in den Überseegebieten. In den spanischen Kolonien wird eine Gold-Münze geprägt, die zur bestimmenden Währung im transatlantischen Handel wird und vielen folgenden Währungen, so auch dem US-Dollar, als Vorlage dient, der Peso bzw. Piaster (vgl. WEIMER, 1992 S. 102). | ||
+ | Und wieder diente die „einheitliche“ Währung mehr der Administration und Einhebung der Steuerleistungen, als der Völkerverbindung oder der Handelsförderung, wenn dies auch rasch die positiven Aspekte ihrer Einführung bildete. | ||
+ | Auch andere Länder führen Goldwährungen ein. Im Heiligen Römischen Reich legt Karl V. 1524 neue, einheitliche Gewichtsstandards für Gold- und Silbermünzen fest, das Gewichtsmaß „Kölner Mark“ wird zur Geldrechnungseinheit. Diese hatte jedoch nur bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts Bestand und wurde durch die Reichsmünzordnung und die Einführung des Reichsguldiner und des Kreuzers ersetzt (ebd S. 102 ff). 1577 führt Heinrich III. den Gold-Ecu in Frankreich ein. Auch England führt 1663 die Goldwährung mit der Goldmünze „Guinea“ ein, diese stellte bis 1971 die Verrechnungseinheit für Luxusgüter und Honorare in freien Berufen dar, 1717 kehrte England jedoch zu einer Bimetallwährung mit Gold und Silbermünzen zurück (ebd S. 114 ff). | ||
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+ | ====Papiergeld==== | ||
+ | Die Wirren des 30jährigen Krieges werden auch im Münzwesen ersichtlich, die Qualität und der Wert der Münzen nimmt rasant ab, eine Inflation folgt der nächsten, die Geldentwertung führt zu Münzen mit außergewöhnlichen Maßen und Gewichten. In Schweden wurden Kupfermünzen mit einem Gewicht von 22 Kilogramm hergestellt, diese Volumszunahme führte zur Einführung von Papiergeld. 1661 erschienen in Schweden die ersten „Credityf-Zedels“, es handelte sich dabei um Vordrucke die manuell mit Wert und Währung versehen und vom Aussteller handschriftlich unterzeichnet wurden. Diese Credityf-Zedel wurden bei der ausstellenden Bank in Münzgeld aus Edelmetall getauscht (ebd S. 113 ff). | ||
+ | Knapp 30 Jahre später beginnt die Bank of England mit der Ausgabe von handschriftlichen Papiernoten in beliebiger Höhe. Die rege Nachfrage und die umfangreichen Handelsaktivitäten der Bank führten bald zur Ausgabe von gedruckten Noten mit einheitlichen, runden Beträgen. In Frankreich erfolgte die Einführung des Papiergeldes 1716 (ebd S. 115 ff). | ||
+ | Das erste Papiergeld im Gebiet des Heiligen Römischen Reichs wird 1759 von der Wiener Stadt-Banco ausgegeben, sie hatten bereits, dem englischen Vorbild entsprechend, einheitliche Beträge zu 10 und 20 Gulden (ebd S. 131). | ||
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+ | Als eine der ersten dezimalen Währungen wurde 1792 in den Vereinigten Staaten von Amerika der Dollar mit den Unterteilungen Dimes und Cents eingeführt. Die Bimetallwährung basierte auf der festen Wertrelation von 1 zu 15 zwischen Gold und Silber. Neben Münzen wurden auch Banknoten ausgegeben (ebd S. 134). | ||
+ | 1885 wird von der deutschen Reichsbank das erste fälschungssichere Papiergeld, es enthielt bunte Pflanzenfasern, ausgegeben (ebd S. 183). | ||
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− | == | + | ====Goldstandard==== |
+ | England führte 1816, als Siegermacht nach den napoleonischen Kriegen, als erste Nation eine reine Goldwährung ein, neben den Goldmünzen wurde ab 1833 Papiergeld zum offiziellen Zahlungsmittel. Der Goldstandard (Goldparität) stellte die Deckungspflicht bzw. Konvertibilität allen Geldes innerhalb des Landes in Gold dar und wurde zu einen regulierenden Element der Auflage von Papier- und Münzgeld. Der Goldstandard wurde bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts beibehalten. Im 19. Jahrhundert setzte sich in fast allen europäischen Staaten die Gold- gegenüber der Silberwährung durch und der Goldstandard wurde zum Leitsystem der Geldpolitik (ebd S. 152). In Europa führte Sachsen 1840 mit dem Neugroschen die erste Dezimalwährung ein, er wird zum Vorläufer der deutschen Mark (ebd S. 157). | ||
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+ | ====Neue Formen des Geldes==== | ||
+ | Rund 250 Jahre nach der Auflage des ersten Papiergeldes, führte 1841 der britische Unternehmen Thomas Cook erstmals Pauschalreisen durch. Seine Kunden erhielten Hotelkupons und „Circular Note“, den Vorläufer des Reiseschecks im 20. Jahrhundert (vgl. WEIMER, 1992 S. 159). | ||
+ | 1844 wird die Ausgabe von Banknoten in England durch den „Peelschen Bankakt“ neu geregelt, die Bank of England erhielt als einzige Bank Englands die Berechtigung Banknoten aufzulegen. Die aus der Reduktion der bargeldlosen Zahlungsmittel und dem wirtschaftlichen Aufschwung des Landes entstehende Knappheit an Papiergeld ließ ein neues Zahlungsmittel entstehen, den Scheck (ebd S. 159). | ||
+ | In Chicago führt das Kaufhaus Sears 1917 die ersten Kundenkarten ein, kleine Metalltäfelchen werden mit den wichtigsten Daten des Kunden versehen, von diesen wird bei jedem Einkauf eine Papierkopie erstellt, der umständliche Prozess des „Anschreibens“ wird dadurch vereinfacht. Diese Kundenkarte kann als erste Kreditkarte der Welt bezeichnet werden (ebd S. 198). | ||
+ | 1950 gründet Frank McNamara mit Freunden die erste Kreditkartengesellschaft, den Diners Club (ebd S. 235). | ||
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+ | ====Zoll- und Währungsunionen==== | ||
+ | Als erste Zoll- und Währungsunion auf Europäischen Boden kann der, mit dem Wiener Münzvertrag 1857 geschlossene deutsche Zollverein, eine Gemeinschaft von Staaten des Deutschen Bundes, Österreichs und Liechtensteins, angesehen werden. Diesem Zollverein diente der „Vereinstaler“ als einheitliche Währung, die Landeswährungen blieben jedoch im Umlauf und verloren nicht ihre Gültigkeit. Der Zollverein zerbricht 1866 mit dem Preussisch-Österreichischen Krieg (vgl. WEIMER, 1992 S. 161). | ||
+ | Auf der Brüsseler Münzkonferenz wurde 1865 von Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz die Lateinische Münzunion gegründet, dieser schlossen sich später Griechenland, Rumänien und einige südamerikanische Staaten an. In allen Staaten der Union wurden die Währungen der anderen Staaten als offizielles Zahlungsmittel anerkannt. Ziel dieser von Frankreich geführten Union war es, den französischen Franc als Weltwährung zu etablieren. Die Union zerfällt im ersten Weltkrieg und wird offiziell 1927 aufgelöst (ebd S. 165). | ||
+ | Im Gebiet des Deutschen Bundes wird mit dem Münzgesetz von 1873 eine neue Gold-Währung eingeführt. Krone und Mark stellen die erste, im gesamten Reichsgebiet gültige, gemeinsame Währung dar. Die einzelstaatlichen Währungen werden außer Kraft gesetzt und gegen die neue Währung getauscht. Zwei Jahre später wurde die deutsche Reichsbank gegründet, ihre Aufgabe war es den Goldstandard zu sichern und die Ausgabe von Papiergeld zu steuern, die nationalen Banken der einzelnen Staaten wurden aufgelöst (ebd S. 179). | ||
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+ | Allen Zoll- und Währungsunion des 19. Jahrhunderts war neben der Etablierung eines einheitlichen Währungssystems, das als Leitsystem der Weltwirtschaft fungieren sollte, auch der Gedanke der Verringerung von Hemmnissen im Austausch von Gütern und Dienstleistungen gemeinsam. Diese Zielvorstellungen haben sich bis ins 21. Jahrhundert und zur Gründung der Europäischen Union nicht verändert. | ||
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+ | ====Die Weltkriege und das Geldwesen==== | ||
+ | Mit Beginn des 1. Weltkrieges heben alle kriegführenden Staaten die Einlösepflicht ihrer Notenbanken auf, dies führt zu einem massiven Anstieg des Eintausch von Banknoten in Goldmünzen. Bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn wurde die Goldeinlösung gänzlich gestoppt (vgl. WEIMER, 1992 S. 187 f). | ||
+ | Gegen Ende 1914 wird von Gemeinden das erste Notgeld ausgegeben, diese meist aus Eisen, Aluminium später auch Karton erzeugten Münzen und Scheine sind nur innerhalb eines bestimmten Gebietes oder nur bei bestimmten Geschäften einlösbar. Ab 1917 erfolgen Preisbindungen für Grundnahrungsmittel, der Bezug wird über Lebensmittelkarten geregelt (ebd S. 189). | ||
+ | Um die Finanzierung des Krieges sicher zu stellen, gaben Deutschland, Österreich und Rußland in den ersten Kriegsjahren Kriegsanleihen aus, England und die später eintretenden USA finanzierten den Krieg über Steuern. 1916 führt auch Deutschland eine Steuer zur Finanzierung des Krieges ein, diese Umsatzsteuer bleibt in veränderter Form bis heute erhalten (ebd S. 188 ff). | ||
+ | Ende des Krieges waren die Mittelmächte durch hohen Kreditschulden aus Kriegsanleihen, Auslandsanleihen und sonstigen Verpflichtungen belastet. Die Verträge von St. Germain und Versailles verpflichten Österreich und Deutschland neben Gebietsabtretungen zu hohen Reparationszahlungen an die Siegermächte. Die Finanzierung dieser Kosten erfolgt über Steuern und Kreditaufnahmen, dies und die darniederliegende Industrie führen zu einer massiven Inflation. Innerhalb weniger Monate wurde der Nennwert von Banknoten um das Hunderttausendfache erhöht. In Österreich konnte die Hyperinflation erst im Herbst 1924 durch eine Währungsreform gestoppt werden. Mit Jahresbeginn 1925 wurde die Krone außer Kraft gesetzt und die neue Währung (Schilling und Groschen) eingeführt, der Wechselkurs betrug 1 Schilling für 10.000 Kronen (ebd S. 1198 ff). 1929 wurden durch den Börsenkrach die enge Verflechtung der Finanzsysteme offensichtlich, gewährte Kredite wurden fällig gestellt, die Höhe der Reparationsleistungen nach unten korrigiert, deren Zahlung jedoch forciert. Dies führte auch in Europa zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft und zu Massenarbeitslosigkeit. Die Wirtschafts- und Bankenkrise erreicht in Österreich im Mai 1931 mit dem Zusammenbruch der Österreichischen Creditanstalt ihren Höhepunkt. Der Schilling bliebt bis zum Anschluss Österreichs 1938 bestehen und wird nach Ende des 2. Weltkrieges im November 1945 wieder eingeführt (ebd S. 208 ff). | ||
+ | Bedingt durch die Wirtschaftskrise gibt England den Goldstandard 1931 auf, die Vereinigten Staaten lösen sich 1933 von der Goldparität. Fortan ist Devisenbewirtschaftung das leitende System in der Geldwirtschaft (ebd S. 212 f). | ||
+ | Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs wurden im deutschen Reich alle Mark und Pfennig Münzen eingezogen und durch Papiergeld, Aluminium- und Zink-Münzen ersetzt. Die Finanzierung des Krieges erfolgte nicht wie im ersten Weltkrieg über Kriegsanleihen sondern über Zwangssparformen und die Abschöpfung dieser Einlagen durch Regierungsanleihen bei den Bankunternehmen. Ab 1942 gab es ausschließlich Papiergeld, die Rohstoffe der Münzerzeugung wurden im Rüstungsbereich eingesetzt (ebd S. 217 ff). In den letzten Kriegsjahren zerfiel das Banknotensystem gänzlich und in Städten und Gemeinden wurde Notgeld ausgegeben (ebd S. 218). | ||
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+ | ====Nachkriegszeit, Marshallplan und Wiederaufbau==== | ||
+ | Im Sommer 1944 berieten Abgesandte aus 44 Staaten in Bretton-Woods über ein zukünftiges, stabiles Währungssystem. Zu den Ergebnissen der Konferenz gehört neben festen Wechselkursen, der Gründung des Internationalen Währungsfonds auch die Einführung der Gold-Dollar-Parität. Diese Parität basiert auf der Verpflichtung der Vereinigten Staaten, Dollar von ausländischen Notenbanken im vorgegebenen Verhältnis gegen Gold einzutauschen. Der US-Dollar wird als internationale Leitwährung eingesetzt, sein Wert wird mit 35 $ je Unze Gold festgelegt (vgl. WEIMER, 1992 S. 219). | ||
+ | Neben dem bereits Bekannten, der Erleichterung im Verwaltungsbereich, kommt hier vermehrt der Gedanke der wirtschaftlichen Vormachtstellung zum Tragen. Der US-Dollar ist bis heute die vorherrschende Währung im weltweiten Handel. | ||
+ | Mit Kriegsende entstanden in Deutschland und Österreich, deren Banken- und Geldwesen gänzlich zusammen gebrochen war, Nebenwährungen. Als Naturalwährungen wurden Zigaretten, Kaffee, Schokolade und ähnliches eingesetzt. Von den Alliierten wurden Militär-Banknoten ausgegeben (ebd S. 220). | ||
+ | In Österreich wurde im November 1945 der Schilling wieder eingeführt. Das Wechselverhältnis betrug zwischen Reichsmark und Schilling 1 zu 1, es wurden pro Kopf 150 Schilling bar umgetauscht, weitere Geldbestände mussten auf Sparkonten eingezahlt werden. Die im Winter 1947 erfolgte Abwertung des Schilling um mehr als 60% war eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Mashallplan. Wiederum wurden nur 150 Schilling pro Kopf in den neuen Schilling umgetauscht. Von den Bankguthaben wurde ein Großteil durch den Staat abgeschöpft, dieses Geld wurde in den Wiederaufbau investiert (vgl. Österreichische Nationalbank, Das Geld, 2006 S. 24). | ||
+ | In Deutschland wird im Sommer 1948 eine Währungsreform durchgeführt, alle bis dahin noch im Umlauf befindlichen Währungen (Reichsmark, Militärmark und Rentenmark) werden für ungültig erklärt und die D-Mark als einziges, gültiges Zahlungsmittel in der Westzone eingeführt. Pro Kopf konnten 60 Mark in einem Verhältnis von 1 zu 1 getauscht werden. Guthaben in Reichsmark wurden im Verhältnis 10 zu 1 später 100 zu 6,5 gewechselt (vgl. WEIMER, 1992 S. 220). | ||
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+ | ====Feste und schwankende Wechselkurse==== | ||
+ | Die im Bretton-Woods-Abkommen fixierten Wechselkurse wurden im Mai 1971, durch die Freigabe des Wechselkurse der D-Mark zum holländischen Gulden, aufgehoben. Im August des selben Jahres erfolgte durch Präsident Nixon die Aufhebung der Gold-Dollar-Konvertibilität. Auf der Washingtoner Währungskonverenz wurden im Herbst 1971 von den zehn führenden Industriestaaten erneut feste Wechselkurse mit einer Bandbreite von +/- 2,25 Prozent eingeführt. Diese wurden im März 1973 endgültig aufgegeben und der Dollar erfuhr eine massive Abwertung, das Prinzip der schwankenden Währungskurse setzt sich weltweit durch (vgl. WEIMER, 1992 S. 253 ff). | ||
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+ | Dieser Abschnitt stellte die Veränderung des Geldes in den letzten sechs Jahrtausenden dar. Die Entstehung von Währungssystemen hatte meist militärischen und bürokratischen Zwecken zu dienen, der verbindende und gemeinsamkeitssstiftende Charakter wurde immer als nachrangig betrachtet, schuf jedoch deutliche Impulse. | ||
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+ | Der letzte zeitliche Bereich der Geld- und Währungsentwicklung wurde in diesem Kapitel bewusst ausgelassen, die Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft und ihrer Währung werden im Folgenden näher erläutert. | ||
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+ | ==Europäische Gemeinschaft, Europäische Zentralbank und ihre Währung== | ||
+ | Der Willen der Mitgliedsstaaten der Europäische Gemeinschaft zu einer gemeinsamen Währung und die darauf basierenden Veränderungen innerhalb Europas sollen im folgenden Kapitel näher betrachtet werden. | ||
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+ | Die zwölf Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft führen 1975 ihre Währungen in die Kunstwährung ECU (European Currency Unit) zusammen. Die als politisches Symbol gedachte Währung wird 1979 zur Währungseinheit des Europäischen Währungssystems (EWS). Mit dem Beschluss vom 12. März 1979 verpflichten sich die Mitgliedsstaaten zu festen, jedoch anpassungsfähigen Wechselkursen der Mitgliedswährungen, die Schwankungsbreite wird mit +/- 2,25 Prozent gegenüber dem ECU festgesetzt (vgl. WEIMER, 1992 S. 257 ff). | ||
+ | 1988 wurde vom Europäischen Rat die stufenweise Verwirklichung der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) beschlossen. Teil dieser Umsetzung war der 1992 unterzeichnete Vertrag von Maastricht, welcher nicht nur die Gründungsurkunde der Europäischen Union sondern auch den Beschluss zur Schaffung einer gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsunion, mit einer einheitlichen europäischen Währung bis 1999 beinhaltet. Zur Realisierung dieses Vorhabens wurden in einer ersten Stufe die Präsidenten der Zentralbanken der Mitgliedsländer mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet. Die Zentralbankpräsidenten waren gefordert, bis Ende 1993 ein Arbeitsprogramm zur Umsetzung der Währungsunion zu erstellen. Ergebnis dieses Arbeitsprogramms sollte ein Aufgaben- und Zuständigkeitskatalog der involvierten Ausschuss- und Arbeitsgruppen sein. Ebenso sollten alle Punkte, die einer Klärung durch die Regierungskonferenz der Mitgliedsstaaten bedurften in einem Fragenkatalog vereint werden (vgl. ECB, 2004 S. 101). | ||
+ | In einer zweiten Stufe wurde das Europäische Währungsinstitut (EWI) gegründet, mit der Gründung des EWI wurde der Ausschuss der Zentralbankpräsidenten aufgelöst. Hauptaufgaben des EWI waren: die Zusammenarbeit der Zentralbanken sowie die Koordination der Geldpolitik zu stärken und die Vorarbeiten für die Errichtung eines Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) sowie der Schaffung und Einführung einer einheitlichen Währung sicher zustellen. Die Mitglieder des EWI legten die Rahmenbedingungen für die späteren Tätigkeiten des ESZB fest. Der Europäische Rat beschloss im Dezember 1995 die zukünftige Währungseinheit EURO zu nennen, die Einführung der Währung wurde für den 1. Jänner 1999 festgelegt (vgl. ECB, 2004 S. 101 f). Der EWI wurde mit dem Aufbau der zukünftigen Geld- und Währungspolitischen Beziehungen zwischen den Ländern des EURO-Raums und anderen EU-Ländern beauftragt. Der EWI erarbeitete bis 1997 die Grundlage für den Entschließungsantrag über die Grundsätze des neuen Wechselkursmechanismus, dieser beruht auf folgenden vier Konvergenzkriterien für den Beitritt zur Währungsunion (vgl. Europäische Kommission in Deutschland, Die Europäische Union, 2006 S. 31): | ||
+ | * Preisstabilität – die Inflationsrate darf maximal um 1,5 Prozent über jenen der drei preisstabilsten Länder liegen | ||
+ | * Finanzsituation des öffentlichen Bereichs – die Neuverschuldung des öffentlichen Bereiches eines Landes darf nicht mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sowie die gesamt Schuldenlast des öffentlichen Bereichs darf nicht mehr als 60 Prozent Bruttoinlandsprodukts betragen | ||
+ | * Wechselkurs – der Wechselkurs darf in den zwei zurückliegenden Jahren die Bandbreite der Kursschwankungen nicht überschritten haben | ||
+ | * Langfristige Zinssätze – der langfristige Zinssatz darf maximal um 3 Prozent über jenen der drei preisstabilsten Länder liegen | ||
+ | Als Bemessungsgrundlage für Preisstabilität und langfristige Zinssätze werden die Werte des jeweiligen Vorjahres herangezogen. | ||
+ | Im Dezember wurden die Gestaltungsentwürfe der neuen, einheitlichen Euro-Banknoten vorgestellt, die Gestaltung der Euro-Münzen erfolgte mit länderspezifischen Motiven. | ||
+ | Im Juni 1977 wurden vom Europäischen Rat im „Stabilitäts- und Wachstumspakt“ die Kriterien für die Haushaltsdisziplin der EURO-Teilnehmerstaaten verabschiedet. Neben der Regelung der maximalen Neuverschuldung sind die Teilnehmerstaaten gefordert, eine gemeinsame Finanzpolitik zu betreiben. | ||
+ | Anfang Mai 1998 erfüllten elf der Mitgliedsstaaten die Voraussetzungen für die Teilnahme am und Einführung des einheitlichen Währungssystem. Die Staats- und Regierungschefs dieser Staaten nominierten die Mitglieder des Direktoriums der Europäischen Zentralbank. Von den Finanzministern der teilnehmenden Staaten wurden die Festlegung von unwiderruflichen Wechselkursen beschlossen. Die Ernennung der Mitglieder des Direktoriums der EZB erfolgt mit Wirkung 1. Juni 1998. In Zusammenarbeit mit den nationalen Zentralbanken obliegt der EZB die Formulierung, Festlegung und Umsetzung der gemeinsamen Geldpolitik. Mit Errichtung der EZB wurde das EWI aufgelöst, die Aufgaben gingen in die Agenden der EZB über (vgl. ECB, 2004 S. 102 f). | ||
+ | Als dritte Stufe der WWU wurden am 1. Jänner 1999 die unwiderruflichen Wechselkurse der elf teilnehmenden Staaten zum EURO festgelegt. Und die Verantwortung für eine einheitliche Geldpolitik an die EZB übergebe, der EURO als Währung für alle Buchtransaktionen eingeführt (vgl. ECB, 2004 S. 103). | ||
+ | Mit Jänner 2001 wurde Griechenland als zwölftes Teilnehmerland aufgenommen | ||
+ | Die Einführung des EURO-Bargeldes erfolgte mit 1. Jänner 2002. | ||
+ | Ab Jänner 2007 wird Slowenien als dreizehntes Land der EURO-Zone betreten (siehe Spiegel-Online bzw. Stern-Online vom 16.6.2006). | ||
+ | |||
+ | Als konkretes vorrangiges Ziel der Währungsunion wird von der Europäischen Zentralbank die Preisstabilität genannt. Implizit sollen daraus Entwicklungen wie vermehrte Schaffung von Arbeitsplätzen, verstärktes Wirtschaftswachstum und sozialer Zusammenhalt (vgl. ECB, 2004 S. 7) hervorgehen. | ||
+ | Zusammenfassend kann beobachtet werden: bereits in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Grundsteine für die heutige Europäische Währungsunion gelegt. Die Ziele der europäischen Völkergemeinschaft haben sich seit der Gründung erweitert. Bestimmten zu Beginn Frieden und Freiheit die Agenda, so folgten bald Wirtschaft und Außenpolitik. Die Forderungen nach einem gemeinsamen Auftreten am Weltmarkt und der Etablierung einer neuen Leitwährung waren nur die logischen, wenn auch von allerlei nationalen und innenpolitischen Verzögerungen behinderten Folgen. Der Prozeß der Verwirklichung ist noch nicht abgeschlossen, vielleicht wird er es auch nie sein. Somit wären Aussagen über den Ausgang dieser Geschichte, vielleicht auch des Niedergangs des EURO, in keiner Richtung zulässig. | ||
− | |||
==Resümee== | ==Resümee== | ||
+ | Die Geschichte des Geldes ist, ebenso wie jene der Währungssysteme, einem ständigen Wandel unterworfen. Währungssysteme waren bereits seit ihren Anfängen Ausdruck von Herrschaftsansprüchen, sollten jedoch auch Gemeinschaftsgefühl erzeugen, das Einende über das Trennende der teilnehmenden Völker und Staaten und ihrer Bürger stellen. Waren sie in der Antike in der totalen Macht des Herrschers begründet, unterstehen sie in der Jetztzeit dem Diktat der Wirtschaft. Kritisch betrachtet enthält eine „Weltwährung“ immer die Auflösung der Autonomie der Einzelstaaten. Dem „gemeinsamen“ Ziel der Wirtschaftsförderung, dem grenzenlosen Waren- und Dienstleistungstransfer wird eine gemeinsame Währung mit nationaler Prägung in der Gestaltung, dies zumindest in der EURO-Zone, als verbindendes Element zur Verfügung gestellt. Positiv betrachtet ist es für jeden Bürger innerhalb eines Währungssystems um vieles leichter, den Preis von Gütern grenzübergreifend zu vergleichen, Dienstleistungen und Waren im „günstigeren“ Ausland zu beziehen oder jederzeit über den Stand in der Urlaubskasse bescheid zu wissen. | ||
+ | Auf der anderen Seite fehlt das Gefühl des „Spiels“, das früher bei Reisen nach Italien einsetzte, man konnte Millionär sein, wenn auch nur für ein paar Urlaubstage. | ||
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+ | Die Beantwortung der Forschungsfrage zum Nutzen von Währungssystemen kann dahingehend erfolgen, dass in früheren Systemen überwiegend die Vereinheitlichung im verwaltungstechnischen, steuerlichen und militärischen Bereich als Vorteil erachtet wurde. Währungssystemen der Neuzeit beziehen ihren Nutzen aus der Vereinheitlichung und Vereinfachung im wirtschaftlichen Bereich sowie regulierenden Maßnahmen in der Finanzpolitik. | ||
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==Literaturliste== | ==Literaturliste== | ||
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+ | LAUFFER Siegfried: Alexander der Große. 2. Aufl., München: DTV, 2004 | ||
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[[Weimer, Wolfram: Geschichte des Geldes.]] 1. Aufl., Frankfurt/Main: Insel-Verlag, 1992 | [[Weimer, Wolfram: Geschichte des Geldes.]] 1. Aufl., Frankfurt/Main: Insel-Verlag, 1992 | ||
+ | </p> | ||
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[[Zarlenga, Stephen: Der Mythos vom Geld - die Geschichte der Macht.]]<br> | [[Zarlenga, Stephen: Der Mythos vom Geld - die Geschichte der Macht.]]<br> | ||
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==Links== | ==Links== | ||
− | [[Europäische Zentralbank - | + | Veröffentlichung der Europäischen Zentralbank:<br> |
+ | [[Europäische Zentralbank - The monetary policy of the ECB]] Frankfurt / Main: ECB, 2004 | ||
+ | [http://www.ecb.int/pub/pdf/other/monetarypolicy2004en.pdf] download: 26.3.2006 | ||
+ | <p> | ||
+ | Veröffentlichungen der Österreichischen Nationalbank:<br> | ||
+ | Broschüre: Das Geld. 4. Aufl., Wien: OENB, 2005 [http://www.oenb.at/de/img/geld_broschuere_tcm14-34738.pdf] download: 26.3.2006 | ||
+ | <br> | ||
+ | Präsentation: Das Geld. 4. Aufl., Wien: OENB, 2005 [http://www.oenb.at/de/img/geld_folien_tcm14-34727.pdf] download: 26.3.2006 | ||
+ | <br> | ||
+ | Formen und Funktionen des Geldes [http://www.oenb.at/de/ueber_die_oenb/geldmuseum/allg_geldgeschichte/formen/formen_und_funktionen_des_geldes.jsp] download: 26.3.2006 | ||
+ | </p> | ||
<p> | <p> | ||
− | + | Veröffentlichung der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland:<br> | |
+ | Präsentation: Die Europäische Union. Berlin: Europa-Online, 2006 [http://europa.eu.int/germany/pdf/europaeische_union_februar_06.ppt] download: 11.6.2006 | ||
</p> | </p> | ||
<p> | <p> | ||
− | + | Spiegel-Online: [http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,421776,00.html] download: 17.6.2006 | |
+ | <br> | ||
+ | Stern-Online: [http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/maerkte/561297.html?nv=ct_mt] und | ||
+ | [http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/maerkte/:EU-Slowenien-Euro/563374.html] download: 17.6.2006 | ||
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Aktuelle Version vom 26. Juni 2006, 09:55 Uhr
Alexandra Kopp, Mat.Nr.: 0349201, SKZ: A297
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Diese Wiki-Seite soll einen Überblick über die Geschichte des Geldes und der Entstehung von Währungssystemen im europäischen Kulturkreis geben. Überdies soll der Frage „Welchen Nutzen bringt ein Währungssystem für die Entwicklung eines Großreiches bzw. eines Staatenverbandes?“ nachgegangenen werden.
Im ersten Kapitel wird der Wandel vom Tauschhandel über das Münzwesen bis zum Buchgeld dargestellt, diesem Kapitel liegt das Buch „Geschichte des Geldes“ von Wolfram Weimer zu Grunde. Inhalt des zweiten Kapitels ist die Entstehung der Europäischen Währungsunion und der Europäischen Zentralbank (EZB) als Grundlage des EURO, als Literatur wurde die Veröffentlichung der EZB mit dem Titel „The monetary policy of the ECB“ herangezogen.
Der Entwicklungsprozess des Geldwesens ist eng mit der Entstehung von Währungssystemen verbunden und stellt die Grundlage der Kapitelübergreifenden Erörtung der Fragestellung dar.
Geschichte des Geldes
Dieses Kapitel beinhaltet einen kurzen geschichtlichen Abriss der Entstehung und Formwandlung des Geldes von der Frühgeschichte bis in die Jetztzeit. Die Information zur Entwicklung des Geldes und seiner Formen sollen dem besseren Verständnis der Entstehung von Währungssystemen und ihrem Zerfall dienen.
Frühgeschichte und Antike
Bereits in der Frühgeschichte wurde in Kleinasien und China Geld aus Rohstoffen, Metallen oder Edelmetallen verwendet. In Europa herrschte noch bis in die Antike der Tauschhandel vor.
China, Kleinasien und Ägypten
Ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. wurde im Gebiet des heutigen China Geräte- oder Zeichengeld als Werteinheit verwendet. Es handelte sich dabei meist um Darstellungen von Gebrauchs- als auch von sakralen Gegenständen (Messer-, Spaten- und Glockengeld), in Originalgröße und Verkleinerungen aus Bronze (vgl. WEIMER, 1992 S. 25). Neben diesen metallischen Geldformen wurde bis ins 20. Jahrhundert n. Chr., in China und der Mongolei, Teegeld verwendete. Dabei handelt es sich um in Ziegel gepreßte, getrocknete Teeblätter, die eingeprägten Ornamenten und Symbolen gaben Auskunft über die Qualität des Tees und den Wert der Ziegels. (vgl. Österreichische Nationalbank, Formen und Funktionen des Geldes, 2006)
Gold in Form von Barren wurde bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. in Ägypten unter Pharao Menes als Zahlungsmittel verwendet (vgl. WEIMER, 1992 S. 25).
Ein Jahrtausend später wurde in Mesopotamien unter König Hammurabi Silber in groben Blöcken, von denen die benötigte Menge des Edelmetalls abgeschlagen, gewogen und als Zahlungsmittel (Hacksilber) eingesetzt wurde, eingeführt. Diese umständliche Form des Geldwesens wurde bald durch die Entwicklung des Kreditwesen ergänzt und später sogar ersetzt. Das Kreditwesen wurde auch für Investitionen genutzt, die Verzinsung der Darlehen war staatlich geregelt und betrug, abhängig vom Zweck des Darlehens, zwischen 20 und 33 Prozent pro Jahr. Ebenso gab es bereits im 18. Jahrhundert v. Chr. ein weitverbreitetes Wechselwesen mit Schuldverschreibungen an Dritte (ebd S. 26).
Um 650 v. Chr. werden in Kleinasien die ersten Münzen aus einer Gold- / Silberlegierung gefertigt. Diese Münzen sind mit Bildsymbolen, meist Darstellungen von Tieren geprägt (ebd S. 27).
Griechenland, Persien und das römische Reich
Ab 600 v. Chr. wird im Stadtstaat Athen eine Münzwährung verwendet. Die Bezeichnung Drachme bleibt bis zur Einführung des EURO besehen und stellt so die längst gültige Währungsbezeichnung der Welt dar. Unter Solon wird 594 v. Chr. die attische Silberwährung mit einer einheitlichen Maßeinheit eingeführt und in den folgenden Jahren zur Leitwährung im Mittelmeerraum. 560 v. Chr. werden Drachmen mit dem Bildnis der Athene und einer Eule mit Olivenzweig geprägt. Das Symbol der Eule wird rund 2.500 Jahre später auf den griechischen EURO-Münzen wieder zum Erkennungszeichen griechischer Geschichte. Rund ein Jahrhundert später entsteht das erste Kreditwesen in Europa, Grundlage ist ein ausführliches Gesetzeswesen mit Bestimmung zur Münzprägung und Geldwirtschaft. Kredite werden, anders als in Mesopotamien, größten Teils zur Tilgung von Schulden und für Schenkungen an Heiligtümer aufgenommen (ebd S. 27 ff).
Alexander der Große führt 336 v. Chr. in seinem Großreich eine einheitliche Währung mit Gold-, Silber- und Kupfermünzen ein. Die Änderung von einer reinen Silber- zu einer Bimetall-Währung wurde durch die Goldvorkommen in Persien ermöglicht und durch die in Persien vorherrschende Goldwährung bedingt. Diese „Weltwährung“ hatte einen festen Wechselkurs und wurde auch außerhalb des Reiches zu einem Wohlstandsobjekt. Nach seinem Tod wurden erstmals Münzen mit dem Bildnis eines Mensch (Darstellung des vergöttlichten Alexander) geprägt, frühere Prägungen erfolgten ausschließlich mit Darstellungen von Göttern und Tieren (ebd S. 44). Das gesamte Reich Alexander des Großen wurde zu einem zusammenhängenden Wirtschaftsgebiet, das einheitliche Währungssystem förderte nicht nur den Handel mit Gütern aller Art, es ermöglichte vor allem ein einheitliches Steuer- und Soldwesen. Die Berufsarmee brachte die Münzen auch in neu eroberte und Grenzgebiete, dies wiederum führte zu einer weiteren Verbreitung der Geldmünzen und erleichterte den Warenaustausch mit den entfernten Provinzen und Grenzländern durch Wegfall des Tausch- und Umrechnungsprozesses. Ebenso war ein einheitliches Münzwesen die Voraussetzung für das Funktionieren des komplexen und weitläufigen Verwaltungsapparats. Steuern und Abgaben wurden im gesamten Reich nach den selben Bestimmungen abgeliefert. Alexander sah die einheitliche Währung, neben dem Austausch der Kulturen, als einenden Bestandteil seiner Politik der Verbindung der Völker seines Reiches (vgl. LAUFFER, 2004 S. 209) . Nach seinem Tod zerfiel das Reich und auch die Währung zersplitterte wieder in Landeswährungen.
Im entstehenden römischen Reich werden ab 269 v. Chr. Münzen, vorwiegend aus Bronze und nur in Bedarfsfällen zB. Soldzahlungen für Kriege, geprägt. 214 v. Chr. wird der römische Silberdenar als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Julius Caesar läßt sich 46 v. Chr. als erster lebender Mensch auf Münzen darstellen und begründet damit den Personenkult um den Diktator. Das Münzwesen wurde immer stärker als Propagandainstrument verwendet, Darstellungen der Siege und Kaiser lösten die Götter ab. Durch die Expansionsbestrebungen und die Feldzüge erlebte das Kreditwesen einen Aufschwung und wurde zum Hauptfinanzier der Eroberungspolitik. Unter Kaiser Augustus erfolgt 23 v. Chr. eine Währungs- und Geldordnung, diese legt die neben den Münzeinheiten (Aureus, Denarius und Sestertius) auch das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber (1 zu 12,5) fest. Alle Münzen tragen das Bildnis des Herrschers und stellen die zweite Weltwährung dar. Die Münzen werden auch außerhalb des Reiches verwendet und gelangen bis nach Indien und China. Nero ließ die Münzen in ihrem Feingehalt beschneiden um mehr Münzen aus der selben Menge Edelmetall in Umlauf bringen zu können, der Wertverlust der Münzen führt zur ersten dokumentierten Inflation der Geschichte. Auch die Spar- und Sanierungspolitik nachfolgender Kaiser ändert nicht viel an der Münzverschlechterung. 260 n. Chr. werden die römischen Münzen in großen Gebieten Europas von den Geldwechslern nicht mehr akzeptiert, der Zusammenbruch des Geldwesens ist nicht abwendbar. Unter Kaiser Diokletian erfolgen Steuer- und Finanzreformen, es wird neben dem Geldwesen wieder auf Naturalwirtschaft umgestellt, die Entlohnung erfolgt in Sold und Naturalien. Der Niedergang des Geldwesens hängt unmittelbar mit dem Zerfall des römischen Reichs zusammen. Konstantin der Große führte um 310 n. Chr. eine Neuordnung des Geldwesens durch, dieses besteht im oströmischen (byzantinischen) Reich bis ins 11. Jahrhundert. Auf dem Gebiet des weströmischen Reiches verfällt das Münzwesen fast gänzlich und die Naturalwirtschaft wird zur bestimmenden Handeltransaktion (ebd S. 45 ff). Dem einheitlichen römischen Geldwesen liegt, wie der Alexandrinischen Weltwährung, nicht in erster Linie die Erleichterung des Handels zu Grunde, sondern die Ermöglichung und Erhaltung des Verwaltungs- und Militärsystems. Die Steuerung der Einnahmen und Ausgaben des Staates konnte rationell durchgeführt werden. Der „moderne“ Verwaltungsapparat verlangte nach einem nivellierenden Maß für die Berechnung der Steuerleistung seiner Bürger. Die Verbreitung der Münzen erfolgte, wie unter Alexander, durch das Militär und das Beamtentum.
Mittelalter
Frankenreich
Das Münzwesen kommt vom 4. bis ins 6. Jahrhundert gänzlich zum Erliegen, Gold und Goldmünzen wurden vorwiegend zu Schmuck und Sakralgegenständen verarbeitet. Steuerzahlung erfolgt in Naturalien. Ab 628 läßt König Dagobert Münzen prägen, die Qualität und Gestaltung der Münzen ist jedoch sehr einfach und reduziert (vgl. WEIMER, 1992 S. 62). Um 700 übernehmen mit dem Niedergang der Merowinger die Kirchen und Klöster die Münzprägung und die Geldpolitik, die Qualität der Münzen nimmt weiter ab, es sind rauhe mit einfachen Bildern, meist Kreuzen, geprägte Metallstücke. 751 wird unter Pippin die kaum mehr existierende Goldwährung durch eine Silberwährung ersetzt, die Münz- und Prägestätten unterstehen wieder dem König (ebd S. 64). 755 erfolgte die karolingische Münzreform. Diese führte ein neues Münzsystem mit der Teilung 1 Pfund sind 20 Schilling sind 240 Pfennig ein und bestand in Frankreich (Livre, Sou, Deniers) bis zur Revolution 1789 und in Großbritannien (Pound, Shilling, Pence) bis zur Umstellung auf das dezimale Währungssystem 1971. Das Pfund diente jedoch mehr als Gewichtseinheit (1 Pfund sind 491 Gramm Silber), der Schilling fungierte als Rechnungsmünze und wurde nur in geringer Stückzahl geprägt ebd S. 64). Karl der Große bestätigt 794 das karolingische Münzsystem und stellt die Münzprägung unter kaiserliche Aufsicht. Die Silberwährung und der Pfennig etablierten sich als bestimmende Münze des Mittelalters. Mitte des 9. Jahrhundert setzte eine erneute Zersplitterung des Geldwesen ein, geistliche Fürsten erhielten das Münzrecht, die Zahl der Prägestätten stieg und die Qualität der Silbermünzen nahm ab. 975 wurden vom Erzbischofs von Mainz die ersten Münzen eines Feudalherren geprägt, die Vormachtstellung des Königs war gebrochen (ebd S. 66). Erst unter Friedrich Barbarossa nahm die Qualität der Münzen wieder zu, neben der Anhebung des Silbergehalts wurde auch die Form und Prägung feiner, künstlerischer und konnte in ihrer Ausgestaltung an die Münzen der Antike anschließen, die unterschiedlichen Münzen in den einzelnen Fürstentümern bleiben jedoch bestehen. 1226 vergibt der Kaiser an die Stadt Lübeck das Münzrecht, die Gilden der Handelsstädte setzen sich für eine Vereinheitlichung des Geldwesen sein, die Umsetzung dieses Vorhabens gelingt jedoch nicht (ebd S. 69 ff).
Italienische und Nordeuropäische Handelszentren
Im Mittelmeerraum entwickelte sich durch die Kreuzzüge ein reger Warenaustausch, in Oberitalienischen Städten entstanden Finanz- und Handelszentren. Das Kredit-, Wechsel- und Zinswesen wurde neu gegründet und breitete sich rasch auf ganz Europa aus. Mitte des zwölften Jahrhunderts prägt Florenz die erste westeuropäische Handels-Goldmünze und ist einer der Wegbereiter einer wieder erstarkten Goldwährung (ebd S. 72). Münzgeld wurde bis ins 17. Jahrhundert hauptsächlich von Händlern und Handwerkern verwendet, Bauern und einfache Leute benutzten meist noch Warengeld und betrieben noch bis in die Zeit der Aufklärung Tauschhandel. Ende des zwölften Jahrhunderts wurde aus China das erste Papiergeld nach Europa gebracht (ebd S. 74). Zwischen den neu entstandenen Handelszentren des Mittelmeers (Venedig, Genua, Florenz) und des nordeuropäischen Raums (London, Brügge und den Hanse-Städten) entwickelte sich im 13. Jahrhundert das System der Buchtransaktionen, nicht mehr Bargeld oder Wechsel wurden weitergegeben sondern Verbindlichkeiten und Forderungen in Büchern notiert (ebd S. 76). Um 1400 entstanden in den italienischen, deutschen und niederländischen Handelszentren die ersten Handelsbanken und Börsen, fortan fanden Wertpapiertransaktionen zwischen den führenden Handelsstädten und Handelshäusern statt. Das Buchgeld und die doppelte Buchführung, Grundlage des heute weltweit stattfindenden Handels, wurde ab dem 15. Jahrhundert in ganz Europa zum bestimmenden Element der Handelsbeziehungen (ebd S. 79 ff).
Neuzeit
Gold aus Amerika
Bis zur Entdeckung Amerikas und der Gründung von Kolonien in Afrika waren die Goldvorräte in Europa sehr gering und die Prägung von Goldmünzen nur im eingeschränkten Maße möglich, dies änderte sich mit der Ausbeutung der Goldvorkommen in den Überseegebieten. In den spanischen Kolonien wird eine Gold-Münze geprägt, die zur bestimmenden Währung im transatlantischen Handel wird und vielen folgenden Währungen, so auch dem US-Dollar, als Vorlage dient, der Peso bzw. Piaster (vgl. WEIMER, 1992 S. 102). Und wieder diente die „einheitliche“ Währung mehr der Administration und Einhebung der Steuerleistungen, als der Völkerverbindung oder der Handelsförderung, wenn dies auch rasch die positiven Aspekte ihrer Einführung bildete. Auch andere Länder führen Goldwährungen ein. Im Heiligen Römischen Reich legt Karl V. 1524 neue, einheitliche Gewichtsstandards für Gold- und Silbermünzen fest, das Gewichtsmaß „Kölner Mark“ wird zur Geldrechnungseinheit. Diese hatte jedoch nur bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts Bestand und wurde durch die Reichsmünzordnung und die Einführung des Reichsguldiner und des Kreuzers ersetzt (ebd S. 102 ff). 1577 führt Heinrich III. den Gold-Ecu in Frankreich ein. Auch England führt 1663 die Goldwährung mit der Goldmünze „Guinea“ ein, diese stellte bis 1971 die Verrechnungseinheit für Luxusgüter und Honorare in freien Berufen dar, 1717 kehrte England jedoch zu einer Bimetallwährung mit Gold und Silbermünzen zurück (ebd S. 114 ff).
Papiergeld
Die Wirren des 30jährigen Krieges werden auch im Münzwesen ersichtlich, die Qualität und der Wert der Münzen nimmt rasant ab, eine Inflation folgt der nächsten, die Geldentwertung führt zu Münzen mit außergewöhnlichen Maßen und Gewichten. In Schweden wurden Kupfermünzen mit einem Gewicht von 22 Kilogramm hergestellt, diese Volumszunahme führte zur Einführung von Papiergeld. 1661 erschienen in Schweden die ersten „Credityf-Zedels“, es handelte sich dabei um Vordrucke die manuell mit Wert und Währung versehen und vom Aussteller handschriftlich unterzeichnet wurden. Diese Credityf-Zedel wurden bei der ausstellenden Bank in Münzgeld aus Edelmetall getauscht (ebd S. 113 ff). Knapp 30 Jahre später beginnt die Bank of England mit der Ausgabe von handschriftlichen Papiernoten in beliebiger Höhe. Die rege Nachfrage und die umfangreichen Handelsaktivitäten der Bank führten bald zur Ausgabe von gedruckten Noten mit einheitlichen, runden Beträgen. In Frankreich erfolgte die Einführung des Papiergeldes 1716 (ebd S. 115 ff). Das erste Papiergeld im Gebiet des Heiligen Römischen Reichs wird 1759 von der Wiener Stadt-Banco ausgegeben, sie hatten bereits, dem englischen Vorbild entsprechend, einheitliche Beträge zu 10 und 20 Gulden (ebd S. 131).
Als eine der ersten dezimalen Währungen wurde 1792 in den Vereinigten Staaten von Amerika der Dollar mit den Unterteilungen Dimes und Cents eingeführt. Die Bimetallwährung basierte auf der festen Wertrelation von 1 zu 15 zwischen Gold und Silber. Neben Münzen wurden auch Banknoten ausgegeben (ebd S. 134). 1885 wird von der deutschen Reichsbank das erste fälschungssichere Papiergeld, es enthielt bunte Pflanzenfasern, ausgegeben (ebd S. 183).
Goldstandard
England führte 1816, als Siegermacht nach den napoleonischen Kriegen, als erste Nation eine reine Goldwährung ein, neben den Goldmünzen wurde ab 1833 Papiergeld zum offiziellen Zahlungsmittel. Der Goldstandard (Goldparität) stellte die Deckungspflicht bzw. Konvertibilität allen Geldes innerhalb des Landes in Gold dar und wurde zu einen regulierenden Element der Auflage von Papier- und Münzgeld. Der Goldstandard wurde bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts beibehalten. Im 19. Jahrhundert setzte sich in fast allen europäischen Staaten die Gold- gegenüber der Silberwährung durch und der Goldstandard wurde zum Leitsystem der Geldpolitik (ebd S. 152). In Europa führte Sachsen 1840 mit dem Neugroschen die erste Dezimalwährung ein, er wird zum Vorläufer der deutschen Mark (ebd S. 157).
Neue Formen des Geldes
Rund 250 Jahre nach der Auflage des ersten Papiergeldes, führte 1841 der britische Unternehmen Thomas Cook erstmals Pauschalreisen durch. Seine Kunden erhielten Hotelkupons und „Circular Note“, den Vorläufer des Reiseschecks im 20. Jahrhundert (vgl. WEIMER, 1992 S. 159). 1844 wird die Ausgabe von Banknoten in England durch den „Peelschen Bankakt“ neu geregelt, die Bank of England erhielt als einzige Bank Englands die Berechtigung Banknoten aufzulegen. Die aus der Reduktion der bargeldlosen Zahlungsmittel und dem wirtschaftlichen Aufschwung des Landes entstehende Knappheit an Papiergeld ließ ein neues Zahlungsmittel entstehen, den Scheck (ebd S. 159). In Chicago führt das Kaufhaus Sears 1917 die ersten Kundenkarten ein, kleine Metalltäfelchen werden mit den wichtigsten Daten des Kunden versehen, von diesen wird bei jedem Einkauf eine Papierkopie erstellt, der umständliche Prozess des „Anschreibens“ wird dadurch vereinfacht. Diese Kundenkarte kann als erste Kreditkarte der Welt bezeichnet werden (ebd S. 198). 1950 gründet Frank McNamara mit Freunden die erste Kreditkartengesellschaft, den Diners Club (ebd S. 235).
Zoll- und Währungsunionen
Als erste Zoll- und Währungsunion auf Europäischen Boden kann der, mit dem Wiener Münzvertrag 1857 geschlossene deutsche Zollverein, eine Gemeinschaft von Staaten des Deutschen Bundes, Österreichs und Liechtensteins, angesehen werden. Diesem Zollverein diente der „Vereinstaler“ als einheitliche Währung, die Landeswährungen blieben jedoch im Umlauf und verloren nicht ihre Gültigkeit. Der Zollverein zerbricht 1866 mit dem Preussisch-Österreichischen Krieg (vgl. WEIMER, 1992 S. 161). Auf der Brüsseler Münzkonferenz wurde 1865 von Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz die Lateinische Münzunion gegründet, dieser schlossen sich später Griechenland, Rumänien und einige südamerikanische Staaten an. In allen Staaten der Union wurden die Währungen der anderen Staaten als offizielles Zahlungsmittel anerkannt. Ziel dieser von Frankreich geführten Union war es, den französischen Franc als Weltwährung zu etablieren. Die Union zerfällt im ersten Weltkrieg und wird offiziell 1927 aufgelöst (ebd S. 165). Im Gebiet des Deutschen Bundes wird mit dem Münzgesetz von 1873 eine neue Gold-Währung eingeführt. Krone und Mark stellen die erste, im gesamten Reichsgebiet gültige, gemeinsame Währung dar. Die einzelstaatlichen Währungen werden außer Kraft gesetzt und gegen die neue Währung getauscht. Zwei Jahre später wurde die deutsche Reichsbank gegründet, ihre Aufgabe war es den Goldstandard zu sichern und die Ausgabe von Papiergeld zu steuern, die nationalen Banken der einzelnen Staaten wurden aufgelöst (ebd S. 179).
Allen Zoll- und Währungsunion des 19. Jahrhunderts war neben der Etablierung eines einheitlichen Währungssystems, das als Leitsystem der Weltwirtschaft fungieren sollte, auch der Gedanke der Verringerung von Hemmnissen im Austausch von Gütern und Dienstleistungen gemeinsam. Diese Zielvorstellungen haben sich bis ins 21. Jahrhundert und zur Gründung der Europäischen Union nicht verändert.
Die Weltkriege und das Geldwesen
Mit Beginn des 1. Weltkrieges heben alle kriegführenden Staaten die Einlösepflicht ihrer Notenbanken auf, dies führt zu einem massiven Anstieg des Eintausch von Banknoten in Goldmünzen. Bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn wurde die Goldeinlösung gänzlich gestoppt (vgl. WEIMER, 1992 S. 187 f). Gegen Ende 1914 wird von Gemeinden das erste Notgeld ausgegeben, diese meist aus Eisen, Aluminium später auch Karton erzeugten Münzen und Scheine sind nur innerhalb eines bestimmten Gebietes oder nur bei bestimmten Geschäften einlösbar. Ab 1917 erfolgen Preisbindungen für Grundnahrungsmittel, der Bezug wird über Lebensmittelkarten geregelt (ebd S. 189). Um die Finanzierung des Krieges sicher zu stellen, gaben Deutschland, Österreich und Rußland in den ersten Kriegsjahren Kriegsanleihen aus, England und die später eintretenden USA finanzierten den Krieg über Steuern. 1916 führt auch Deutschland eine Steuer zur Finanzierung des Krieges ein, diese Umsatzsteuer bleibt in veränderter Form bis heute erhalten (ebd S. 188 ff). Ende des Krieges waren die Mittelmächte durch hohen Kreditschulden aus Kriegsanleihen, Auslandsanleihen und sonstigen Verpflichtungen belastet. Die Verträge von St. Germain und Versailles verpflichten Österreich und Deutschland neben Gebietsabtretungen zu hohen Reparationszahlungen an die Siegermächte. Die Finanzierung dieser Kosten erfolgt über Steuern und Kreditaufnahmen, dies und die darniederliegende Industrie führen zu einer massiven Inflation. Innerhalb weniger Monate wurde der Nennwert von Banknoten um das Hunderttausendfache erhöht. In Österreich konnte die Hyperinflation erst im Herbst 1924 durch eine Währungsreform gestoppt werden. Mit Jahresbeginn 1925 wurde die Krone außer Kraft gesetzt und die neue Währung (Schilling und Groschen) eingeführt, der Wechselkurs betrug 1 Schilling für 10.000 Kronen (ebd S. 1198 ff). 1929 wurden durch den Börsenkrach die enge Verflechtung der Finanzsysteme offensichtlich, gewährte Kredite wurden fällig gestellt, die Höhe der Reparationsleistungen nach unten korrigiert, deren Zahlung jedoch forciert. Dies führte auch in Europa zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft und zu Massenarbeitslosigkeit. Die Wirtschafts- und Bankenkrise erreicht in Österreich im Mai 1931 mit dem Zusammenbruch der Österreichischen Creditanstalt ihren Höhepunkt. Der Schilling bliebt bis zum Anschluss Österreichs 1938 bestehen und wird nach Ende des 2. Weltkrieges im November 1945 wieder eingeführt (ebd S. 208 ff). Bedingt durch die Wirtschaftskrise gibt England den Goldstandard 1931 auf, die Vereinigten Staaten lösen sich 1933 von der Goldparität. Fortan ist Devisenbewirtschaftung das leitende System in der Geldwirtschaft (ebd S. 212 f). Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs wurden im deutschen Reich alle Mark und Pfennig Münzen eingezogen und durch Papiergeld, Aluminium- und Zink-Münzen ersetzt. Die Finanzierung des Krieges erfolgte nicht wie im ersten Weltkrieg über Kriegsanleihen sondern über Zwangssparformen und die Abschöpfung dieser Einlagen durch Regierungsanleihen bei den Bankunternehmen. Ab 1942 gab es ausschließlich Papiergeld, die Rohstoffe der Münzerzeugung wurden im Rüstungsbereich eingesetzt (ebd S. 217 ff). In den letzten Kriegsjahren zerfiel das Banknotensystem gänzlich und in Städten und Gemeinden wurde Notgeld ausgegeben (ebd S. 218).
Nachkriegszeit, Marshallplan und Wiederaufbau
Im Sommer 1944 berieten Abgesandte aus 44 Staaten in Bretton-Woods über ein zukünftiges, stabiles Währungssystem. Zu den Ergebnissen der Konferenz gehört neben festen Wechselkursen, der Gründung des Internationalen Währungsfonds auch die Einführung der Gold-Dollar-Parität. Diese Parität basiert auf der Verpflichtung der Vereinigten Staaten, Dollar von ausländischen Notenbanken im vorgegebenen Verhältnis gegen Gold einzutauschen. Der US-Dollar wird als internationale Leitwährung eingesetzt, sein Wert wird mit 35 $ je Unze Gold festgelegt (vgl. WEIMER, 1992 S. 219). Neben dem bereits Bekannten, der Erleichterung im Verwaltungsbereich, kommt hier vermehrt der Gedanke der wirtschaftlichen Vormachtstellung zum Tragen. Der US-Dollar ist bis heute die vorherrschende Währung im weltweiten Handel. Mit Kriegsende entstanden in Deutschland und Österreich, deren Banken- und Geldwesen gänzlich zusammen gebrochen war, Nebenwährungen. Als Naturalwährungen wurden Zigaretten, Kaffee, Schokolade und ähnliches eingesetzt. Von den Alliierten wurden Militär-Banknoten ausgegeben (ebd S. 220). In Österreich wurde im November 1945 der Schilling wieder eingeführt. Das Wechselverhältnis betrug zwischen Reichsmark und Schilling 1 zu 1, es wurden pro Kopf 150 Schilling bar umgetauscht, weitere Geldbestände mussten auf Sparkonten eingezahlt werden. Die im Winter 1947 erfolgte Abwertung des Schilling um mehr als 60% war eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Mashallplan. Wiederum wurden nur 150 Schilling pro Kopf in den neuen Schilling umgetauscht. Von den Bankguthaben wurde ein Großteil durch den Staat abgeschöpft, dieses Geld wurde in den Wiederaufbau investiert (vgl. Österreichische Nationalbank, Das Geld, 2006 S. 24). In Deutschland wird im Sommer 1948 eine Währungsreform durchgeführt, alle bis dahin noch im Umlauf befindlichen Währungen (Reichsmark, Militärmark und Rentenmark) werden für ungültig erklärt und die D-Mark als einziges, gültiges Zahlungsmittel in der Westzone eingeführt. Pro Kopf konnten 60 Mark in einem Verhältnis von 1 zu 1 getauscht werden. Guthaben in Reichsmark wurden im Verhältnis 10 zu 1 später 100 zu 6,5 gewechselt (vgl. WEIMER, 1992 S. 220).
Feste und schwankende Wechselkurse
Die im Bretton-Woods-Abkommen fixierten Wechselkurse wurden im Mai 1971, durch die Freigabe des Wechselkurse der D-Mark zum holländischen Gulden, aufgehoben. Im August des selben Jahres erfolgte durch Präsident Nixon die Aufhebung der Gold-Dollar-Konvertibilität. Auf der Washingtoner Währungskonverenz wurden im Herbst 1971 von den zehn führenden Industriestaaten erneut feste Wechselkurse mit einer Bandbreite von +/- 2,25 Prozent eingeführt. Diese wurden im März 1973 endgültig aufgegeben und der Dollar erfuhr eine massive Abwertung, das Prinzip der schwankenden Währungskurse setzt sich weltweit durch (vgl. WEIMER, 1992 S. 253 ff).
Dieser Abschnitt stellte die Veränderung des Geldes in den letzten sechs Jahrtausenden dar. Die Entstehung von Währungssystemen hatte meist militärischen und bürokratischen Zwecken zu dienen, der verbindende und gemeinsamkeitssstiftende Charakter wurde immer als nachrangig betrachtet, schuf jedoch deutliche Impulse.
Der letzte zeitliche Bereich der Geld- und Währungsentwicklung wurde in diesem Kapitel bewusst ausgelassen, die Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft und ihrer Währung werden im Folgenden näher erläutert.
Europäische Gemeinschaft, Europäische Zentralbank und ihre Währung
Der Willen der Mitgliedsstaaten der Europäische Gemeinschaft zu einer gemeinsamen Währung und die darauf basierenden Veränderungen innerhalb Europas sollen im folgenden Kapitel näher betrachtet werden.
Die zwölf Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft führen 1975 ihre Währungen in die Kunstwährung ECU (European Currency Unit) zusammen. Die als politisches Symbol gedachte Währung wird 1979 zur Währungseinheit des Europäischen Währungssystems (EWS). Mit dem Beschluss vom 12. März 1979 verpflichten sich die Mitgliedsstaaten zu festen, jedoch anpassungsfähigen Wechselkursen der Mitgliedswährungen, die Schwankungsbreite wird mit +/- 2,25 Prozent gegenüber dem ECU festgesetzt (vgl. WEIMER, 1992 S. 257 ff). 1988 wurde vom Europäischen Rat die stufenweise Verwirklichung der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) beschlossen. Teil dieser Umsetzung war der 1992 unterzeichnete Vertrag von Maastricht, welcher nicht nur die Gründungsurkunde der Europäischen Union sondern auch den Beschluss zur Schaffung einer gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsunion, mit einer einheitlichen europäischen Währung bis 1999 beinhaltet. Zur Realisierung dieses Vorhabens wurden in einer ersten Stufe die Präsidenten der Zentralbanken der Mitgliedsländer mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet. Die Zentralbankpräsidenten waren gefordert, bis Ende 1993 ein Arbeitsprogramm zur Umsetzung der Währungsunion zu erstellen. Ergebnis dieses Arbeitsprogramms sollte ein Aufgaben- und Zuständigkeitskatalog der involvierten Ausschuss- und Arbeitsgruppen sein. Ebenso sollten alle Punkte, die einer Klärung durch die Regierungskonferenz der Mitgliedsstaaten bedurften in einem Fragenkatalog vereint werden (vgl. ECB, 2004 S. 101). In einer zweiten Stufe wurde das Europäische Währungsinstitut (EWI) gegründet, mit der Gründung des EWI wurde der Ausschuss der Zentralbankpräsidenten aufgelöst. Hauptaufgaben des EWI waren: die Zusammenarbeit der Zentralbanken sowie die Koordination der Geldpolitik zu stärken und die Vorarbeiten für die Errichtung eines Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) sowie der Schaffung und Einführung einer einheitlichen Währung sicher zustellen. Die Mitglieder des EWI legten die Rahmenbedingungen für die späteren Tätigkeiten des ESZB fest. Der Europäische Rat beschloss im Dezember 1995 die zukünftige Währungseinheit EURO zu nennen, die Einführung der Währung wurde für den 1. Jänner 1999 festgelegt (vgl. ECB, 2004 S. 101 f). Der EWI wurde mit dem Aufbau der zukünftigen Geld- und Währungspolitischen Beziehungen zwischen den Ländern des EURO-Raums und anderen EU-Ländern beauftragt. Der EWI erarbeitete bis 1997 die Grundlage für den Entschließungsantrag über die Grundsätze des neuen Wechselkursmechanismus, dieser beruht auf folgenden vier Konvergenzkriterien für den Beitritt zur Währungsunion (vgl. Europäische Kommission in Deutschland, Die Europäische Union, 2006 S. 31):
- Preisstabilität – die Inflationsrate darf maximal um 1,5 Prozent über jenen der drei preisstabilsten Länder liegen
- Finanzsituation des öffentlichen Bereichs – die Neuverschuldung des öffentlichen Bereiches eines Landes darf nicht mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sowie die gesamt Schuldenlast des öffentlichen Bereichs darf nicht mehr als 60 Prozent Bruttoinlandsprodukts betragen
- Wechselkurs – der Wechselkurs darf in den zwei zurückliegenden Jahren die Bandbreite der Kursschwankungen nicht überschritten haben
- Langfristige Zinssätze – der langfristige Zinssatz darf maximal um 3 Prozent über jenen der drei preisstabilsten Länder liegen
Als Bemessungsgrundlage für Preisstabilität und langfristige Zinssätze werden die Werte des jeweiligen Vorjahres herangezogen. Im Dezember wurden die Gestaltungsentwürfe der neuen, einheitlichen Euro-Banknoten vorgestellt, die Gestaltung der Euro-Münzen erfolgte mit länderspezifischen Motiven. Im Juni 1977 wurden vom Europäischen Rat im „Stabilitäts- und Wachstumspakt“ die Kriterien für die Haushaltsdisziplin der EURO-Teilnehmerstaaten verabschiedet. Neben der Regelung der maximalen Neuverschuldung sind die Teilnehmerstaaten gefordert, eine gemeinsame Finanzpolitik zu betreiben. Anfang Mai 1998 erfüllten elf der Mitgliedsstaaten die Voraussetzungen für die Teilnahme am und Einführung des einheitlichen Währungssystem. Die Staats- und Regierungschefs dieser Staaten nominierten die Mitglieder des Direktoriums der Europäischen Zentralbank. Von den Finanzministern der teilnehmenden Staaten wurden die Festlegung von unwiderruflichen Wechselkursen beschlossen. Die Ernennung der Mitglieder des Direktoriums der EZB erfolgt mit Wirkung 1. Juni 1998. In Zusammenarbeit mit den nationalen Zentralbanken obliegt der EZB die Formulierung, Festlegung und Umsetzung der gemeinsamen Geldpolitik. Mit Errichtung der EZB wurde das EWI aufgelöst, die Aufgaben gingen in die Agenden der EZB über (vgl. ECB, 2004 S. 102 f). Als dritte Stufe der WWU wurden am 1. Jänner 1999 die unwiderruflichen Wechselkurse der elf teilnehmenden Staaten zum EURO festgelegt. Und die Verantwortung für eine einheitliche Geldpolitik an die EZB übergebe, der EURO als Währung für alle Buchtransaktionen eingeführt (vgl. ECB, 2004 S. 103). Mit Jänner 2001 wurde Griechenland als zwölftes Teilnehmerland aufgenommen Die Einführung des EURO-Bargeldes erfolgte mit 1. Jänner 2002. Ab Jänner 2007 wird Slowenien als dreizehntes Land der EURO-Zone betreten (siehe Spiegel-Online bzw. Stern-Online vom 16.6.2006).
Als konkretes vorrangiges Ziel der Währungsunion wird von der Europäischen Zentralbank die Preisstabilität genannt. Implizit sollen daraus Entwicklungen wie vermehrte Schaffung von Arbeitsplätzen, verstärktes Wirtschaftswachstum und sozialer Zusammenhalt (vgl. ECB, 2004 S. 7) hervorgehen. Zusammenfassend kann beobachtet werden: bereits in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Grundsteine für die heutige Europäische Währungsunion gelegt. Die Ziele der europäischen Völkergemeinschaft haben sich seit der Gründung erweitert. Bestimmten zu Beginn Frieden und Freiheit die Agenda, so folgten bald Wirtschaft und Außenpolitik. Die Forderungen nach einem gemeinsamen Auftreten am Weltmarkt und der Etablierung einer neuen Leitwährung waren nur die logischen, wenn auch von allerlei nationalen und innenpolitischen Verzögerungen behinderten Folgen. Der Prozeß der Verwirklichung ist noch nicht abgeschlossen, vielleicht wird er es auch nie sein. Somit wären Aussagen über den Ausgang dieser Geschichte, vielleicht auch des Niedergangs des EURO, in keiner Richtung zulässig.
Resümee
Die Geschichte des Geldes ist, ebenso wie jene der Währungssysteme, einem ständigen Wandel unterworfen. Währungssysteme waren bereits seit ihren Anfängen Ausdruck von Herrschaftsansprüchen, sollten jedoch auch Gemeinschaftsgefühl erzeugen, das Einende über das Trennende der teilnehmenden Völker und Staaten und ihrer Bürger stellen. Waren sie in der Antike in der totalen Macht des Herrschers begründet, unterstehen sie in der Jetztzeit dem Diktat der Wirtschaft. Kritisch betrachtet enthält eine „Weltwährung“ immer die Auflösung der Autonomie der Einzelstaaten. Dem „gemeinsamen“ Ziel der Wirtschaftsförderung, dem grenzenlosen Waren- und Dienstleistungstransfer wird eine gemeinsame Währung mit nationaler Prägung in der Gestaltung, dies zumindest in der EURO-Zone, als verbindendes Element zur Verfügung gestellt. Positiv betrachtet ist es für jeden Bürger innerhalb eines Währungssystems um vieles leichter, den Preis von Gütern grenzübergreifend zu vergleichen, Dienstleistungen und Waren im „günstigeren“ Ausland zu beziehen oder jederzeit über den Stand in der Urlaubskasse bescheid zu wissen. Auf der anderen Seite fehlt das Gefühl des „Spiels“, das früher bei Reisen nach Italien einsetzte, man konnte Millionär sein, wenn auch nur für ein paar Urlaubstage.
Die Beantwortung der Forschungsfrage zum Nutzen von Währungssystemen kann dahingehend erfolgen, dass in früheren Systemen überwiegend die Vereinheitlichung im verwaltungstechnischen, steuerlichen und militärischen Bereich als Vorteil erachtet wurde. Währungssystemen der Neuzeit beziehen ihren Nutzen aus der Vereinheitlichung und Vereinfachung im wirtschaftlichen Bereich sowie regulierenden Maßnahmen in der Finanzpolitik.
Literaturliste
LAUFFER Siegfried: Alexander der Große. 2. Aufl., München: DTV, 2004
Weimer, Wolfram: Geschichte des Geldes. 1. Aufl., Frankfurt/Main: Insel-Verlag, 1992
Zarlenga, Stephen: Der Mythos vom Geld - die Geschichte der Macht.
Vom Tauschhandel zum Euro: eine Geschichte des Geldes und der Währungen. Zürich: Conzett-Verlag, 1999
Links
Veröffentlichung der Europäischen Zentralbank:
Europäische Zentralbank - The monetary policy of the ECB Frankfurt / Main: ECB, 2004
[1] download: 26.3.2006
Veröffentlichungen der Österreichischen Nationalbank:
Broschüre: Das Geld. 4. Aufl., Wien: OENB, 2005 [2] download: 26.3.2006
Präsentation: Das Geld. 4. Aufl., Wien: OENB, 2005 [3] download: 26.3.2006
Formen und Funktionen des Geldes [4] download: 26.3.2006
Veröffentlichung der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland:
Präsentation: Die Europäische Union. Berlin: Europa-Online, 2006 [5] download: 11.6.2006
Spiegel-Online: [6] download: 17.6.2006
Stern-Online: [7] und
[8] download: 17.6.2006
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