Open Culture - Beispiel Wikipedia: Unterschied zwischen den Versionen
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− | ''Die'' '''Wikipedia''' ist eine ausschließlich von freiwilligen Autoren verfasste, mehrsprachige, freie Online-Enzyklopädie mit derzeit | + | ''Die'' '''Wikipedia''' ist eine ausschließlich von freiwilligen Autoren verfasste, mehrsprachige, freie Online-Enzyklopädie mit derzeit 408.352 Artikeln in der deutschsprachigen Ausgabe<!--{{Ref|Gb}} (Stand: 23. März 2006, 14:32 UTC)-->.<br /> |
Der Name setzt sich aus Encyclopedia und Wiki zusammen. ''Wiki'' (wikiwiki ist hawaiianisch und bedeutet schnell) bezeichnet eine Software mit der Nutzer die darauf aufbauenden Webseiten im Webbrowser überarbeiten oder neue Artikel (Seiten) anlegen können. (Wiki-Prinzip) | Der Name setzt sich aus Encyclopedia und Wiki zusammen. ''Wiki'' (wikiwiki ist hawaiianisch und bedeutet schnell) bezeichnet eine Software mit der Nutzer die darauf aufbauenden Webseiten im Webbrowser überarbeiten oder neue Artikel (Seiten) anlegen können. (Wiki-Prinzip) | ||
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Welche Themen aufgenommen werden und in welcher Form, bzw. was davon Bestand hat, ''entscheidet die Gemeinschaft in einem offenen Redaktionsprozess''. Konflikte in der Wikipedia kreisen in diesem Zusammenhang meist darum, was themenbezogen ''Wissen'' darstellt, wo die Abgrenzung zu reinen Daten liegt und was unter enzyklopädischer Relevanz zu verstehen ist. <!-- del>Abgesehen von groben Leitlinien, die Wikipedia von anderen Werktypen wie Wörterbuch, Datenbank, Link- oder Zitatsammlung abgrenzen, gibt es keine allgemeinen Kriterienkataloge etwa für Biographien, wie sie in traditionellen Enzyklopädien gebräuchlich sind. Im Zweifel wird über den Einzelfall diskutiert. Empfindet ein Benutzer ein Thema als ungeeignet oder einen Artikel als dem Thema nicht angemessen, kann er einen so genannten ''Löschantrag'' stellen, der im folgenden diskutiert wird.</del --> | Welche Themen aufgenommen werden und in welcher Form, bzw. was davon Bestand hat, ''entscheidet die Gemeinschaft in einem offenen Redaktionsprozess''. Konflikte in der Wikipedia kreisen in diesem Zusammenhang meist darum, was themenbezogen ''Wissen'' darstellt, wo die Abgrenzung zu reinen Daten liegt und was unter enzyklopädischer Relevanz zu verstehen ist. <!-- del>Abgesehen von groben Leitlinien, die Wikipedia von anderen Werktypen wie Wörterbuch, Datenbank, Link- oder Zitatsammlung abgrenzen, gibt es keine allgemeinen Kriterienkataloge etwa für Biographien, wie sie in traditionellen Enzyklopädien gebräuchlich sind. Im Zweifel wird über den Einzelfall diskutiert. Empfindet ein Benutzer ein Thema als ungeeignet oder einen Artikel als dem Thema nicht angemessen, kann er einen so genannten ''Löschantrag'' stellen, der im folgenden diskutiert wird.</del --> | ||
− | === Neutraler Standpunkt | + | === Neutraler Standpunkt === |
− | In Wikipedia arbeiten Autoren mit unterschiedlichstem politischen, religiösen und weltanschaulichen Hintergrund mit, die freie Enzyklopädie schließt von vorneherein niemand aufgrund seiner Einstellungen aus. Um dabei unweigerlich aufkommende Kämpfe um Artikel zu verhindern bzw. einen Ausweg daraus zu schaffen, hat Gründer Jimmy Wales die Richtlinie des neutralen Standpunkts | + | In Wikipedia arbeiten Autoren mit unterschiedlichstem politischen, religiösen und weltanschaulichen Hintergrund mit, die freie Enzyklopädie schließt von vorneherein niemand aufgrund seiner Einstellungen aus. Um dabei unweigerlich aufkommende Kämpfe um Artikel zu verhindern bzw. einen Ausweg daraus zu schaffen, hat Gründer Jimmy Wales die Richtlinie des neutralen Standpunkts aufgestellt. Danach soll ein Artikel so geschrieben sein, dass möglichst viele Autoren ihm zustimmen können. Existieren zu einem Thema mehrere verschiedene Ansichten, so soll sie ein Artikel fair beschreiben, aber nicht selbst Position beziehen. Der neutrale Standpunkt verlangt jedoch nicht, dass alle Ansichten gleichwertig präsentiert werden müssen: Die wissenschaftlich plausiblere Ansicht kann etwa an erster Stelle genannt werden <!-- del>(siehe auch: [[Ockhams Rasiermesser]])</del -->. Wie die Eignung einzelner Artikel für eine Enzyklopädie wird auch die Einhaltung des neutralen Standpunkts durch den sozialen Prozess gewährleistet<!-- del> und gerade bei kontroversen Themen oft nur in mühevollen Diskussionen erreicht</del -->. |
=== Verifizierbarkeit und Verzicht auf Primärrecherche === | === Verifizierbarkeit und Verzicht auf Primärrecherche === | ||
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== Erfolg der Wikipedia == | == Erfolg der Wikipedia == | ||
− | Die Wikipedia (englischsprachig) wurde offiziell am 15. Jänner 2001 gegründet. Bald darauf im Mai 2001 wird die deutsche Wikipedia vorgestellt. Mit | + | Die Wikipedia (englischsprachig) wurde offiziell am 15. Jänner 2001 gegründet. Bald darauf im Mai 2001 wird die deutsche Wikipedia vorgestellt. Mit 408.352 Artikeln ist sie die zweitgrößte Wikipedia nach der englischen, die bereits über 1.000.000 Artikel enthält. |
− | [[Bild:Meilensteine-neu.png|framed|right| | + | [[Bild:Meilensteine-neu.png|framed|right|4.2. Wachstumskurve der deutschsprachigen Wikipedia, Stand 05. März 2006]] |
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<!--* Jeder kann alles editieren | <!--* Jeder kann alles editieren | ||
* Ein nicht zu unterschätzender Anreiz ist sicherlich auch die Möglichkeit, doch gewissermaßen ein Selbstbild (Werbung) zu schaffen. Um nochmals Flusser zu zitieren: Bibliothek, blabla--> | * Ein nicht zu unterschätzender Anreiz ist sicherlich auch die Möglichkeit, doch gewissermaßen ein Selbstbild (Werbung) zu schaffen. Um nochmals Flusser zu zitieren: Bibliothek, blabla--> | ||
− | + | <!-- == Gefahren / Probleme == | |
− | == Gefahren / Probleme == | + | Obwohl im Abschnitt Kritik Probleme und mögliche Fallstricke von Open-Culture-Projekten aufgegriffen und erläutert werden, soll hier kurz auf die aus heutiger Sicht größten Gefahren für die freie Enzyklopädie eingegangen werden. |
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− | Obwohl im Abschnitt | ||
Es sind generell betrachtet immer wieder zwei Themenbereiche, die diesbezüglichen Diskussionen zu Grunde liegen. Zum einen ist die wohl meistgestellte Frage zu Wikipedia, die nach der ''Qualität der Artikel'' beziehungsweise damit verbunden die ''Inhaltsverantwortlichkeit''. Zum anderen wird die ''Finanzierung des Projekts'' problembehaftet gesehen. | Es sind generell betrachtet immer wieder zwei Themenbereiche, die diesbezüglichen Diskussionen zu Grunde liegen. Zum einen ist die wohl meistgestellte Frage zu Wikipedia, die nach der ''Qualität der Artikel'' beziehungsweise damit verbunden die ''Inhaltsverantwortlichkeit''. Zum anderen wird die ''Finanzierung des Projekts'' problembehaftet gesehen. | ||
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=== Problem der Qualität der Artikel und Inhaltsverantwortlichkeit === | === Problem der Qualität der Artikel und Inhaltsverantwortlichkeit === | ||
Bei diesem Bereich spielen mehrere verschiedene Problematiken zusammen, die aber dennoch gemeinsame Ursachen haben. | Bei diesem Bereich spielen mehrere verschiedene Problematiken zusammen, die aber dennoch gemeinsame Ursachen haben. | ||
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** Studie des Magazins ''Nature'', die bei 42 wissenschaftlichen Beiträgen durchschnittlich vier Fehler in Wikipedia-Artikeln fand und drei pro Encyclopedia Britannica. | ** Studie des Magazins ''Nature'', die bei 42 wissenschaftlichen Beiträgen durchschnittlich vier Fehler in Wikipedia-Artikeln fand und drei pro Encyclopedia Britannica. | ||
** Problem der Zitation durch Fehlen von Meilensteinen, | ** Problem der Zitation durch Fehlen von Meilensteinen, | ||
− | es fehlen vielleicht Anerkennungsmodi, -rituale von besonders bemühten Mitschreibern. | + | es fehlen vielleicht Anerkennungsmodi, -rituale von besonders bemühten Mitschreibern. Beispiel von oben spricht dagegen |
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Viele Forks geben als Ursache die Qualität der Artikel beziehungsweise die lange Zeitspanne bis zum Ausschluss von sogenannten Trolls, also das Fehlen elitärer [...]. Randbemerkung: Solche Phänomene sind immer wieder zu beobachten, siehe Fernsehen/Gestaltung des Fernsehprogramms an der Vorliebe der Massen. | Viele Forks geben als Ursache die Qualität der Artikel beziehungsweise die lange Zeitspanne bis zum Ausschluss von sogenannten Trolls, also das Fehlen elitärer [...]. Randbemerkung: Solche Phänomene sind immer wieder zu beobachten, siehe Fernsehen/Gestaltung des Fernsehprogramms an der Vorliebe der Massen. | ||
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** Höhere Aktualität steht langsamen System der Expertenwissensenzyklopädien gegenüber. | ** Höhere Aktualität steht langsamen System der Expertenwissensenzyklopädien gegenüber. | ||
** Ankündigung von Jimmy Wales einer redigierten Version | ** Ankündigung von Jimmy Wales einer redigierten Version | ||
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=== Finanzierung des Projekts === | === Finanzierung des Projekts === | ||
Zwei Zitate sollen hier die Einleitung bilden: | Zwei Zitate sollen hier die Einleitung bilden: | ||
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* Für verlässliche Informationen müssen wir Zeit und allenfalls Geld investieren. (www.britannica.com 70 Dollar im Jahr, www.brockhaus.de 95,40 Euro). Der Vergleich sollte professionelle Wissensvermittler anspornen, denn drei versus vier Fehler scheint das Geld nicht wert zu sein. | * Für verlässliche Informationen müssen wir Zeit und allenfalls Geld investieren. (www.britannica.com 70 Dollar im Jahr, www.brockhaus.de 95,40 Euro). Der Vergleich sollte professionelle Wissensvermittler anspornen, denn drei versus vier Fehler scheint das Geld nicht wert zu sein. | ||
* Während frühere, gedruckte Enzyklopädien aus wirtschaftlichen und technischen Gründen Inhalte und Autorenzahl beschränken mussten, unterliegt die Wikipedia keinen solchen Einschränkungen: Festplattenplatz ist billig, die Autoren arbeiten ehrenamtlich.{{Ref|Proba}} | * Während frühere, gedruckte Enzyklopädien aus wirtschaftlichen und technischen Gründen Inhalte und Autorenzahl beschränken mussten, unterliegt die Wikipedia keinen solchen Einschränkungen: Festplattenplatz ist billig, die Autoren arbeiten ehrenamtlich.{{Ref|Proba}} | ||
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Im ersten Zitat spricht die Journalistin ''Antonella Mei-Pochtler'' der Tageszeitung ''Standard'' die oben erwähnte Studie von Nature an. Es wird dabei gegengerechnet, dass es kostenfrei ist in Wikipedia zu recherchieren, während Anmeldegebühren für andere Projekte, wie die Encyclopedia Britannica zu entrichten sind. Im Anschluss daran folgt ein Zitat aus der deutschsprachigen Wikipedia, das sich insofern gut mit ersterem zusammenfügt, weil hierbei die Rede von den ohnehin geringen Kosten für die Bereitstellung der freien Inhalte ist. | Im ersten Zitat spricht die Journalistin ''Antonella Mei-Pochtler'' der Tageszeitung ''Standard'' die oben erwähnte Studie von Nature an. Es wird dabei gegengerechnet, dass es kostenfrei ist in Wikipedia zu recherchieren, während Anmeldegebühren für andere Projekte, wie die Encyclopedia Britannica zu entrichten sind. Im Anschluss daran folgt ein Zitat aus der deutschsprachigen Wikipedia, das sich insofern gut mit ersterem zusammenfügt, weil hierbei die Rede von den ohnehin geringen Kosten für die Bereitstellung der freien Inhalte ist. | ||
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Nun, diese beiden Aussagen halten einer kritischen Betrachtung nur teilweise Stand, weil, auch rückblickend auf den Wikipedia-Spendenaufruf im ersten Quartal 2006 sehr wohl (Verwaltungs-, Instandhaltungs- und Bereitstellungs-)Kosten anfallen.<br /> | Nun, diese beiden Aussagen halten einer kritischen Betrachtung nur teilweise Stand, weil, auch rückblickend auf den Wikipedia-Spendenaufruf im ersten Quartal 2006 sehr wohl (Verwaltungs-, Instandhaltungs- und Bereitstellungs-)Kosten anfallen.<br /> | ||
Und die inzwischen erreichte Größenordnung des Projekts führt eben zu hohen sogearteten Kosten. Doch hat der Spendenaufruf nicht den gezielten Erfolg erreicht. Obwohl Wikipedia inzwischen zu den am meisten besuchten Websites im WWW zählt, ist nur eine Minderheit der Besucherinnen und Besucher Leute bereit einen Beitrag zu leisten. | Und die inzwischen erreichte Größenordnung des Projekts führt eben zu hohen sogearteten Kosten. Doch hat der Spendenaufruf nicht den gezielten Erfolg erreicht. Obwohl Wikipedia inzwischen zu den am meisten besuchten Websites im WWW zählt, ist nur eine Minderheit der Besucherinnen und Besucher Leute bereit einen Beitrag zu leisten. | ||
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Sollten die Kosten auf Dauer durch Spenden nicht gedeckt werden, könnte das zu einer Stagnation des Projekts, zum Beispiel durch Nichterreichbarkeit oder Langsamkeit der Website, führen. | Sollten die Kosten auf Dauer durch Spenden nicht gedeckt werden, könnte das zu einer Stagnation des Projekts, zum Beispiel durch Nichterreichbarkeit oder Langsamkeit der Website, führen. | ||
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== Zusammenfassung == | == Zusammenfassung == |
Aktuelle Version vom 20. Juni 2006, 19:22 Uhr
Was ist Wikipedia?
Die Wikipedia ist eine ausschließlich von freiwilligen Autoren verfasste, mehrsprachige, freie Online-Enzyklopädie mit derzeit 408.352 Artikeln in der deutschsprachigen Ausgabe.
Der Name setzt sich aus Encyclopedia und Wiki zusammen. Wiki (wikiwiki ist hawaiianisch und bedeutet schnell) bezeichnet eine Software mit der Nutzer die darauf aufbauenden Webseiten im Webbrowser überarbeiten oder neue Artikel (Seiten) anlegen können. (Wiki-Prinzip)
Inhaltsverzeichnis
Open-Culture-Projekt Wikipedia
Was macht aus Wikipedia ein Open-Culture-Projekt?
Ausgehend von der im Abschnitt zur Begriffsdefinition getroffenen Aussage, dass Open Culture in diesem Zusammenhang ein gesellschaftliches System [bezeichnet], in dem Informationen möglichst frei zirkulieren und von allen Menschen beliebig verwendet, verarbeitet und weitergegeben werden können und dürfen ist die freie Enzyklopädie, wie auch im folgenden noch ausgeführt wird, eindeutig der Open Culture zuzuschreiben.
Prinzipien
Der vorgegebene Rahmen für die Autoren ist sehr weit gefasst. Die Initiatoren des Projektes haben nur wenige Richtlinien aufgestellt, die als unumstößlich gelten. Dazu zählt als erster Grundsatz, dass Wikipedia der Schaffung einer Enzyklopädie gewidmet ist. Davon werden andere Ausrichtungen abgegrenzt. Die Grundsätze neutraler Standpunkt, Verifizierbarkeit und Verzicht auf Primärrecherche legen die inhaltliche Ausrichtung der Artikel fest. Die Autoren willigen ferner mit dem Speichern darin ein, ihre Beiträge unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation (GFDL) zu veröffentlichen. Als Verhaltensvorschrift wird von Mitarbeitern am Projekt gefordert, ihre Mitautoren zu respektieren und niemanden persönlich anzugreifen.
Wikipedia ist eine Enzyklopädie
Wikipedia verfolgt wie andere Enzyklopädien das Ziel, die Gesamtheit des gegenwärtigen Wissens in lexikalischer Form anzubieten. Während frühere, gedruckte Enzyklopädien aus wirtschaftlichen und technischen Gründen Inhalte und Autorenzahl beschränken mussten, unterliegt die Wikipedia nur bedingt und nicht in gleichem Maße Beschränkungen.
Welche Themen aufgenommen werden und in welcher Form, bzw. was davon Bestand hat, entscheidet die Gemeinschaft in einem offenen Redaktionsprozess. Konflikte in der Wikipedia kreisen in diesem Zusammenhang meist darum, was themenbezogen Wissen darstellt, wo die Abgrenzung zu reinen Daten liegt und was unter enzyklopädischer Relevanz zu verstehen ist.
Neutraler Standpunkt
In Wikipedia arbeiten Autoren mit unterschiedlichstem politischen, religiösen und weltanschaulichen Hintergrund mit, die freie Enzyklopädie schließt von vorneherein niemand aufgrund seiner Einstellungen aus. Um dabei unweigerlich aufkommende Kämpfe um Artikel zu verhindern bzw. einen Ausweg daraus zu schaffen, hat Gründer Jimmy Wales die Richtlinie des neutralen Standpunkts aufgestellt. Danach soll ein Artikel so geschrieben sein, dass möglichst viele Autoren ihm zustimmen können. Existieren zu einem Thema mehrere verschiedene Ansichten, so soll sie ein Artikel fair beschreiben, aber nicht selbst Position beziehen. Der neutrale Standpunkt verlangt jedoch nicht, dass alle Ansichten gleichwertig präsentiert werden müssen: Die wissenschaftlich plausiblere Ansicht kann etwa an erster Stelle genannt werden . Wie die Eignung einzelner Artikel für eine Enzyklopädie wird auch die Einhaltung des neutralen Standpunkts durch den sozialen Prozess gewährleistet.
Verifizierbarkeit und Verzicht auf Primärrecherche
Als Lexikon kann Wikipedia nur Inhalte aufnehmen, die bereits an anderer Stelle publiziert sind. Hier muss es sich um anerkannte und überprüfbare Quellen handeln. Eine Enzyklopädie dient der Darstellung, nicht der Konstruktion von Wissen (Theoriebildung). Dieser Grundsatz ist eng mit dem neutralen Standpunkt verbunden. Daher wird auch keine Primärrecherche betrieben (englisch: no original research), sondern nur auf Sekundärquellen zurückgegriffen.
Urheberrecht und Freiheit der Inhalte
Das Projekt bezeichnet sich als freie Enzyklopädie, weil sich sämtliche Mitarbeiter mit dem Einstellen oder Bearbeiten von Inhalten damit einverstanden erklären, alle Inhalte unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation zu veröffentlichen. Diese Lizenz räumt jedem anderen das Recht ein, die Inhalte unentgeltlich auch kommerziell zu nutzen, zu verändern und zu verbreiten. Die Lizenz macht es damit unmöglich, Wikipedia-Artikel und auf diesen basierende Texte unter Berufung auf das Urheberrecht exklusiv zu verwerten (Copyleft-Prinzip), ohne die Änderungen respektive die Verbesserungen wieder ins Original zurückzuführen.
Für viele Autoren ist das Copyleft-Prinzip, das seinen Ursprung in der Freie-Software-Bewegung hatte, ein wesentlicher Grund, bei der Wikipedia mitzuarbeiten.
Vergleiche hierzu auch den Abschnitt Die Rechtliche Frage.
Respektvoller Umgang
Der respektvolle Umgang mit anderen Menschen sollte als Selbstverständlichkeit gelten, nichtsdestotrotz hat diese Richtlinie ihre Existenzberechtigung. Besonders die Offenheit des Projektes und der damit verbundene unkontrollierte Zustrom neuer Autoren, die rein schriftliche Kommunikation sowie die unterschiedliche soziale und kulturelle Herkunft der aktiven Benutzer machen es notwendig, sich von Zeit zu Zeit diese Richtlinie in Erinnerung zu rufen.
Erfolg der Wikipedia
Die Wikipedia (englischsprachig) wurde offiziell am 15. Jänner 2001 gegründet. Bald darauf im Mai 2001 wird die deutsche Wikipedia vorgestellt. Mit 408.352 Artikeln ist sie die zweitgrößte Wikipedia nach der englischen, die bereits über 1.000.000 Artikel enthält.
Bisher haben international etwa 100.000 angemeldete Benutzer und eine unbekannte Anzahl anonymer Mitarbeiter zum Projekt beigetragen, über 600 Autoren arbeiten ständig an der deutschsprachigen Ausgabe. Die Wikipedia übertrifft in ihrem Umfang der Anzahl der Artikel und speziell in ihrer Aktualität mittlerweile große kommerzielle Werke.
Doch was genau sind die Faktoren, die zum Erfolg in diesem Ausmaß beitragen beziehungsweise beigetragen haben? Sicherlich sind die oben genannten Prinzipien ausschlaggebend, doch sollen hier nochmals die wichtigsten und stärksten herausgegriffen werden:
Radikale Offenheit
Die Idee einer radikal offenen, und dadurch quasi zwingend selbstregulierenden Enzyklopädie wurde mit diesem Projekt verwirklicht. Jeder kann alles editieren.
Einfache aktive Teilnahme
Die Wikipedia lebt und gedeiht durch das Wiki-Prinzip.
Anreize für Freiwilligkeit
- Mitarbeit an einem Projekt, dessen Bedeutung über die einzelne Person hinausgeht.
- Beiträge zu Themen des persönlichen Interesses.
- Bereicherung durch Kooperation an einer gemeinsamen Sache.
Zusammenfassung
Die Wikipedia hat einen rasanten Aufstieg hinter sich gebracht und ist sicherlich mit eines der Vorzeigeprojekte einer Gemeinschaft von Menschen, die einen nicht geringen Teil ihrer Arbeitskraft dieser neuen Art von demokratischer, kollektiver Sammlung (und Produktion) von Wissen verschrieben haben.
Gleichzeitig hat sich das Projekt aufgrund ihrer in kurzer Zeit erreichten Größe, des Enthusiasmus, der ihr (dadurch) entgegengebracht wird und der damit verbundenen Verpflichtungen - siehe zeitgemäßes Konzept von Wahrheit - etlichen Problemen zu stellen, deren Bewältigung unmittelbar zu erfolgen hat, um nicht nur ein kurzes Aufblitzen im Verlauf der Geschichte gewesen zu sein, sondern eine beständige und erfolgreiche Weiterführung dieser großartigen Idee einer für jede Person freien Enzyklopädie zu gewährleisten.