Drehscheibe des Welterkennens: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 2. Februar 2005, 15:43 Uhr
Übereinstimmung zwischen Erkenntnisanspruch und Sachbereich (2)
Nicht der Maßstab mißt, wir messen mit Hilfe des Maßstabs. Die Untersuchung des Erkenntnisvorgangs zielt darauf ab, den Verhältnissen die passenden Aussagen zuzuordnen. Wie ist das im Prinzip möglich? Hegel entwickelt einen Gedankengang, der die subjektive Ausrichtung auf die Welt und jene Welt selbst miteinander verschränkt. Erkenntnis ist nur in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit möglich. Diese strukturelle Vorgabe heißt Bewußtsein.
Das Messen ist eine vergleichende Tätigkeit. Hegels Vorstellung von Philosophie schreibt vor, daß der Vergleichsmaßstab, nach dem wir Welt erschließen, nicht unbedacht von einer bestehenden Praxis übernommen wird. Das Bewußtsein richtet sich nach einem Maßstab - so sieht es die Erkenntniskritik. In einem kühnen Schwenk macht Hegel das Bewußtsein selbst zum Maßstab.
Das Bewußtsein gibt seinen Maßstab an ihm selbst, und die Untersuchung wird dadurch eine Vergleichung seiner mit sich selbst sein; denn die Unterscheidung, welche soeben gemacht worden ist, fällt in es. Es ist in ihm eines für ein anderes, oder es hat überhaupt die Bestimmtheit des Moments des Wissens an ihm; zugleich ist ihm dies andere nicht nur für es, sondern auch außer dieser Beziehung oder an sich: das Moment der Wahrheit.
Hegels Bewußtsein ist ein Kompositum. Es ist zugleich intentional auf Gegenstände ausgerichtet und auf die Gegenstände, wie sie separat sind, bezogen. Der Schlüssel ist die Wendung: "zugleich ist ihm ...": das Pronomen bezieht sich auf das "Bewußtsein" als jener Drehscheibe, die Subjektivität und Objektivität vermittelt. Zur Veranschaulichung beruft sich Hegel auf einen Basisbefund der Reflexionsgrammatik. Das Ziehen einer Grenze erzeugt einen Außenbereich, der eo ipso vom eingegrenzten Feld abhängt. Zur Grenze gehört beides, ebenso zum Bewußtsein.
Die Patenschaft des Bewußtseins über den Maßstab läßt sich als Bewegung der Autonomie und als Musterbeispiel für Korruption lesen.
An dem also, was das Bewußtsein innerhalb seiner für das An-sich oder das Wahre erklärt, haben wir den Maßstab, den es selbst aufstellt, sein Wissen daran zu messen."
Einerseits ist "das Bewußtsein" keiner anderen Instanz als der eigenen Einsicht verantwortlich. Es übernimmt die volle Verantwortung für die Explikation seines In-der-Welt-seins. Andererseits ist die Abschaffung einer prüfenden Außeninstanz zugunsten der "Selbstkontrolle" eine Einladung zur Regellosigkeit. Die Wirksamkeit einer Regel kann nicht darin gründen, daß ihre Adressatinnen über ihre Interpretation verfügen.
An dieser Stelle wird das Problem der Wahrheit zum Nachvollzug des "erscheinenden Wissens". Ein entscheidender Aspekt ist allerdings noch zu ergänzen. Er betrifft den "Mehrwert" des "wahren Freundes" gegenüber der zutreffenden Behauptung, jemand sei ein Freund. Also die Zusatzdimension im Sachbereich.
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