Flow- Erlebnisse: Text

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Flow Erlebnisse

Einleitung

Jeder kennt dieses Gefühl, jeder hat es schon einmal erlebt, doch die wenigsten wissen, was es ist. Doch was kennen die meisten Menschen? Welches Gefühl begleitet sie, wenn sie nach der Fertigstellung einer eigentlich anstrengenden Arbeit, ausgesprochen Zufrieden mit sich sind und dann auf die Uhr schauen und merken, dass mehrere Stunden vergangen sind und sie eigentlich dachten, es wäre nur ein „kurzer Moment“ gewesen? Kann man das als "glücklich sein" definieren? Dieses Gefühl, dass den Menschen in fast allen Bereichen seines Lebens begegnet, sowohl in der Arbeit, als auch in der Freizeit, ist das so genannte „Flow- Erlebnis“ von Mihaly Csikszentmihalyi. Im folgenden Text werde ich versuchen dieses Erlebnis näher zu beschreiben und dieses Gefühl, dass einen dabei durchströmt, verständlicher darzustellen. Weiters werde ich einen geschichtlich, philosophischen Einblick rund um die Suche nach dem Glück darstellen, dann noch kurz die Gefahren die mit Flow einhergehen anschneiden und schlussendlich das Flow- Erlebnis noch kritisch betrachten.


Autor und Entdecker des "Flows"

Mihaly Csikszentmihalyi gilt als Begründer der Flow Theorie. 1934 wurde er als Sohn einer ungarischen Familie in Italien geboren. 1952 maturierte er am humanistischen Torquato-Tasso-Gymnasium in Rom und wurde Künstler. Er studierte trotzdem weiter und schaffte es 1965 seinen Doktor der Psychologie an der Universität Chicago zu erlangen. Als Dr. Phil. erhielt er auch einen Lehrauftrag auf der Chicagoer Universität, wo er das erste Mal in Berührung mit dem Thema, also mit der "Suche nach dem wirklichen Glück" kommt. 1990 erhöht sich sein Bekanntheitsgrad um ein Vielfaches durch sein fantastisches Werk: "Flow. Geheimnis des Glücks" in dem er auch die besonderen Erlebnisse des Flows beschreibt. Das wirklich einzigartige an dem Werk ist, dass er diese Erlebnisse mit wissenschaftlichen Begründungen unterstreicht. Derzeit hat er einen neuen Lehrauftrag an der "Drucker School of Management" in Kalifornien, welchen er selber auch als neuen Meilenstein seiner Forschung ansieht, da er hier entdeckte, dass das Flow auch Einfluss auf die Evolution hat.


Erforschung des Flows

Mit seiner jahrzehntelangen Forschung wollte er zeigen, dass jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Aufgabe und Situation, Flow, einen Glückszustand, empfinden und erleben kann. Er untersucht diesen Zustand in drei Ebenen: dem Körper, dem Geist und der täglichen Arbeit. Den Körper, durch Interviews mit Spitzensportlern, wie zum Beispiel: Bergsteiger oder Radrennläufer, die ihren Körper immer am Limit trainieren und dadurch recht schnell zu einem tiefen Flow- Erlebnis kommen. Den Geist untersucht er, indem er fragt, welche Gedanken und Gefühle mit dem Erleben des Flows einhergehen und ob dieses Erleben auch durch reine Gedächtnisleistung zu erreichen sei. Und die letzte Ebene erforscht er dadurch, dass er untersucht, ob Flow- Erlebnisse auch in der täglichen Arbeit vorzufinden und erlebbar sind, obwohl eine gewisse Regelmäßigkeit, mit der täglich gleichen Tätigkeit, einhergeht. Diese 3 Ebenen des Flows hat er dann in die 8 Charakteristika des „Flow- Erlebnisses“ zusammengefasst, um seine Forschung verständlicher darzustellen und eine allgemeine Gültigkeit zu erlangen.

Definition von Flow

Unter "Flow" versteht man das vollständige Aufgehen eines Menschen in seiner Tätigkeit. Es wird nicht durch äußere Ziele und Belohnungen wie Geld, Ruhm oder Lob motiviert sondern die Tätigkeit wird um ihrer selbst willen getan und weil sie in sich als lohnend erachtet wird.


8 Charakteristika die das Flow Erlebnis begleiten

Klarheit der Ziele, unmittelbare Rückmeldung:

In Situationen in denen klar ist, was zu tun ist und man sofort merkt, wie erfolgreich man handelt, ist es leichter ein Flow Erlebnis zu erlangen. Als Beispiel: ein Bergsteiger dem sein "einziges" Ziel ist, den Gipfel zur erlangen, ist unentwegt mit der Klarheit verbunden dass wenn ein Tritt oder ein Griff passt oder nicht, durchaus auch die Möglichkeit besteht, abzustürzen. Er erfährt dadurch ein sehr intensives Flow Erlebnis, beim Gehen, beim Erreichen seines Zieles und wenn man es extrem sieht, durch die ständige Angst des Absturzes.


Die optimale Herausforderung:

Ein Mensch kommt leichter zum Flow, wenn er eine Aufgabe hat, die er bewältigen kann aber trotzdem den vollen Einsatz und die gesamte Aufmerksamkeit braucht um es zu schaffen. Das Flow Erlebnis spielt sich an einem schmalen Grat zwischen Angst wegen Überforderung und Langeweile wegen Unterforderung ab.

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Gesammelte Aufmerksamkeit auf ein beschränktes Reizfeld:

Unbeschreiblich entscheidend für das Erreichen eines Flow Erlebnisses ist die vollkommene Konzentration auf die momentane Aufgabe. Alles was sich rundherum abspielt wird dabei ausgeblendet. Zum Beispiel: ein Schachspieler fokusiert seine Wahrnehmung aufs Schachbrett. Seine Gefühle, Gedanken und Reize verschwinden nahezu vollständig. Dieser Zustand lässt sich auch als „tiefes Flow Erlebnis“ bezeichnen.


Handeln und Bewusstsein verschmelzen:

Ein weiteres Kennzeichen von tiefen Flow Erlebnissen (die wie schon vorher erwähnt eine Steigerung der gesammelten Aufmerksamkeit beinhaltet) ist, dass Flow Aktivitäten oft mit großer körperlichen und geistigen Anstrengung einhergehen. Trotzdem stellt sich dabei ein Gefühl der "Leichtigkeit" ein, da die Tätigkeit anscheinend leicht klappt und fließend und fast automatisch abläuft, wie bei einem Fließband. So kann dieses, zum Beispiel in der Arbeit von statten laufen, was sehr wünschenswert für einen Betrieb wäre, wenn die Arbeiter sich in einen „Flow Erlebnis“ quasi „einarbeiten“ und damit glücklich und zufrieden sind.

Gefühl von Kompetenz und potentieller Kontrolle:

Im Flow beginnt man sich an den gestellten Herausforderungen zu messen und wächst auch oft darüber hinaus. Man spürt in diesem Moment die eigene Kraft und hat das Gefühl, dass man seine eigene Handlung und auch ihre unmittelbare Umwelt unter Kontrolle halten kann. Dieses Charakteristika des „Flow- Erlebnis“, lässt sich gut an Hand eines Computerspiels verdeutlichen. Im Laufe des Spiels identifiziert sich der Spieler immer mehr mit dem Helden, der in dieser animierten Scheinwelt Abenteuer erlebt. Das heißt, der Spieler „verlässt die Realität“ und flüchtet in eine Scheinwelt. Beim Aufsteigen in die weiteren Levels, an denen er zuvor gezweifelt hat sie zu bestehen, entwickelte er Kompetenzen, die ihn dazu leiten mehr zu wagen und sich zu denken, dass er alles schaffen kann und erhält vermeintlich potentielle Kontrolle über die Scheinwelt hinter dem Bildschirm.

Selbstvergessenheit, Selbsttranszendent:

Wenn man im tiefen Flow steckt, gelingt es, dass das "Ich" bzw. das eigene "Ego" vorübergehend verschwindet. Dies geht mit einem großen Gefühl der Glücklichkeit einher. Das heißt, wenn man zum Beispiel einer Sportart nachgeht, wie zum Beispiel Snowboard fahren und während der Fahrt, aufgrund der vollen Aufmerksamkeit auf die Handlung zum Flow Erlebnis kommt, schaltet sich auch das „ Ich“ aus. Das „ Ich“ ist in diesem Falle für die Gedanken zuständig, die einem immer kurz fragen lassen: „ Ob es eh gut aussieht? Ob man was verbessern könnte? und das schon alles war oder noch etwas drinnen ist.“ Wenn diese hingegen auch ausgeschaltet sind, ist man laut Csikszentmihalyi, in einem tiefen „Flow- Erlebnis“.

Verändertes Zeitgefühl:

Dieses Charakteristikum ist eine Begleiterscheinung von tiefen Flow Erlebnissen. Nach diesen ist die Zeit vermeintlich wie im Flug vergangen. Das liegt daran, dass die Aufmerksamkeit ausschließlich auf dem gegenwärtigen Augenblick liegt und dadurch besonders intensiv gelebt bzw. erlebt wird. Auch dieses lässt sich wieder sehr genau an Hand des Computerspiels erklären. Jeder weiß, wenn man zum Beispiel ein neues Spiel oder neues Programm nur „kurz“ ausprobieren will, dauert das meistens gleich ein paar Stunden, obwohl es einen nicht so vorkommt.

Autotelisches Erleben:

Als abschließendes und allübergreifendes Charakteristikum von Flow muss unbedingt erwähnt werden, dass es autotelisch ist. Das heißt man tut etwas, weil das Tun selbst Freude bereitet. Man erwartet auch von niemanden ein Lob, eine Anerkennung oder eine andere äußere Motivation um das Gleiche wieder zu tun. Man kann sagen, dass man sich selbst genug ist.


Philosophen über das Glück:

Das „Glück“ wird anscheinend schon außerordentlich lange gesucht und ein neuer Weg zum „Glücklich sein“ wurde durch das Flow- Erlebnis gefunden. Doch auch die Geschichte hat schon Zugänge gesucht und manche gefunden.

Beginnen möchte ich mit der Suche nach dem Glück in der Antike. Dort wurde das „Glück“ als die Göttin „Tyche“ verehrt, die vom Wind getrieben, einmalig hierhin und einmal dahin „wehte“, um mit verbundenen Augen ihre Füllhorn auszuschütten. Bei den Römern, änderte sich der Name in „Fortuna“. Ihr zu Ehren wurden im ganzen Reich Tempel errichtet und auch sonst war sie nicht aus dem Alltag wegzudenken. Im Mittelalter dann, war es so, dass die Glücksgöttinnen, auch aufgrund der christlich religiösen Prägung zu dieser Zeit, zu dubiosen Frauenzimmern, die am Schicksalsrad drehten und dem einen gaben und den anderen nahmen.

Der griechische Philosoph Epikur (341- 271 v.Chr) fand, „dass das Streben nach dem Glück als Sinn des Lebens schlechthin zu betrachten sei.“(zit. nach: http://www.profi.at/index.html?/articles/0434/560/90474s1. an shtml. 24.3.2006) Er jedoch, fand dass das Glück in der Schmerzfreiheit und Seelenruhe liegt und nicht wie heute Csikszentmihalyi meint, im Aufgehen einer Tätigkeit.

Seneca (4 v. Chr bis 65 n.Chr) hingegen, forderte es seine Mitmenschen auf, „Einsicht und Beherrschung“ zu üben. Er war der Meinung, dass dies den Charakter festigt und die Menschen beruhigt. Er prägte den Ausspruch: “ Wer gelassen sei, kenne keine Traurigkeit, und wer keine Traurigkeit kenne, sei glücklich.“

Noch vor Epikur, philosophierte auch Aristoteles (384- 322 v.Chr) über das Glück. Er befand, dass das Glück und dessen Maximierung als oberstes Gebot der Lebenskunst und der bürgerlichen Tugend geltend gemacht wird und trotzdem dabei nie die Bedürfnisse der Mitmenschen außer Sicht zu lassen. Das heißt, dass das Glück, im tätigen Sein mit Hilfe der theoretischen und praktischen Vernunfttätigkeit als menschlichen Lebensvollzug, zu finden ist.

Arthur Schopenhauer (1788- 1860) betrachtete das Glück als Wahnidee, da er den Menschen: „als ein von Wünschen und Trieben gesteuertes Wesen“ (zit. nach: http://www.profi.at/index.html?/articles/0434/560/90474s1.shtml. 24.3.2006) definierte, der zwar Genuss zu schätzen wusste, diesen aber als nicht glücklich machend empfindet.

Johann Gottlob Fichte glaubte weder an das „Glück der Allgemeinheit“ noch an das „Glück des Einzelnen.“ Es ging sogar soweit, dass er alle beschimpfte, die sich auf Erden Glück erhofften. Damit qualifizierte er sich zu einem der „großen Pessimisten“ unserer Zeit.

Als letztes ist noch Sigmund Freud zu nennen. Wie könnte es auch anders sein, fand er die Wurzeln des Glücks in der Sexualität. „Dem Lustprinzip entsprechend ist Glück die Befriedigung libidinöser Regungen.“ (zit. nach: Philosophie: Was für ein Glück!: http://www.profil.at/index.html?/articles/0434/560/90474s1.shtml. 24.3.2006) Denn eigentlich, so meinte er, ist das menschliche Glück in der Schöpfung nicht vorgesehen und deswegen kann das Programm des Lustprinzips nicht erfüllbar sein.


Beispiele zur wissenschaftlichen Begründbarkeit von Flow- Erlebnissen:

Einige Aspekte des Flow- Erlebnisses möchte ich nun versuchen wissenschaftlich zu begründen um manche Vorurteile auszuräumen die besagen, dass die Theorie von Mihaly Csikszentmihalyi, „mehr esoterisch erdacht ist, als wissenschaftlich begründet“,sei.

Zuerst möchte ich das Phänomen des „ veränderten Zeitgefühls“ erklären und zwar über den Zugang der Gedächtnispsychologie, dass hierbei im „Mehrspeichermodell“, von den Gedächtnisforschern Atkinson und Shiffrin, eine „Lösung“ findet. Das Gedächtnis wird, nach diesem Modell, in einen „sensorischen Register“, dem so genannten „Ultrakurzzeitgedächtnis“, ein Kurzzeit- und ein Langzeitgedächtnis unterteilt, auf die ich jetzt nicht näher eingehen werde, sondern einen neueren Ansatz betrachte.

Der Neurologe, Alan Baddeley, liefert diesen neueren Ansatz auf das Modell von Atkinson und Shiffrin und bezeichnet das Kurzzeitgedächtnis als Arbeitsgedächtnis. Dieses versucht, das „veränderte Zeitgefühl“, nach Csikszentmihalyi zu erklären. „Durch die selektive Wahrnehmung unseres Bewusstseins, werden ganz bestimmte Aspekte in unserer Umwelt beziehungsweise Wissensstrukturen fokussiert, “ dadurch kommt es dann dazu, dass sich die komplette Aufmerksamkeit, wie man diese auch nennen kann, auf den Fokus, also die Tätigkeit, um den Kontext zum Flow wieder darzustellen, konzentriert und dadurch die Umgebung und auch die Zeit, ausblendet.


Ein weiteres Flow- Erlebnis, wird mit motivationspsychologischen Ansätzen, wie der „Erfolgsmotiviertheit und Misserfolgsmotiviertheit“ erklärt. Es beschreibt das Charakteristikum der „optimalen Herausforderung“, das Anfangs schon angesprochen wurde. Es stellt den Grat, also den Bereich in dem sich der Flow abspielt, zwischen „ Angst durch Überforderung“ und „Langeweile durch Unterforderung“ unter einem anderen Gesichtspunkt dar. In der Studie von Heckenhausen hat sich gezeigt, dass erfolgsmotivierte Menschen, sich alleine für den Erfolg verantwortlich fühlen und auch Misserfolgsmotivierte geben sich selber die „Schuld“ für ihren Misserfolg. Weiters wird beschrieben, dass der Misserfolg bei Erfolgsmotivierten als „mangelnde Anstrengung“ bezeichnet wird und bei misserfolgsmotivierten Personen als „mangelndes Begabung“ abgetan wird. Erfolg wird, bei diesen zuletzt genannten Personen, auf einen „glücklichen Zufall“ zurückgeführt.

Dieser Ansatz rät zu einer stufenweisen Erschwerung der Tätigkeit um nicht aus dem „ Flow“ heraus zu fallen, sondern „Erfolgsmotiviert“ nach vorne zu blicken.

Als letzten Aspekt, möchte ich mich auf „Flow“ selbst beziehen und es mit der „ Kategorie der Tätigkeitsanreize“ verbinden. Aus der Vorlesung von Chantal Roth und Marianne Steiner, zwei Schweizer Psychologinnen, geht hervor, dass ein Tätigkeitsanreiz, genauso wie beim Flow, „ein Anreiz ist, der im Vollzug der Tätigkeit selbst liegt.“( vgl. Roth, Chantal; Steiner, Marianne: Tätigkeitsanreize als Ansatzpunkte zur Förderung von Motivation und Gesundheit. www.psychologie.unizh.ch/motivation/unterlagenws0405/motf/061204_taetigkeitsanreize.pdf – 17.6.2006) Das heißt, dass das „Flow- Phänomen“ auch als ein Phänomen des „Tätigkeitsanreizes“ erklärt werden kann.


Gefahren des Flows am Beispiel Computerspielen:

Computerspiele sind im Allgemeinen so aufgebaut, dass die Möglichkeit besteht, leicht in ein Flow Erlebnis zu „fallen“. Durch das befriedigende Gefühl, etwas „wirklich zu können“, das mit dem Flow- Erlebnis einhergeht, wird der Wunsch groß, diesen Zustand möglichst lange aufrecht zu halten. Dadurch entsteht eine gewisse „Sogwirkung“, die von dem Spiel ausgeht und einem bis zum abschließenden Ziel, also wenn es nichts mehr zu lösen gibt und auch die Aufgaben alle erledigt wurden, „gefangen hält“. Hinter dieser Empfindung steht, zum Beispiel, dass schon oben angesprochene Charakteristikum: „die Grenzen der eigenen Kompetenz erfahren“. Um aber überhaupt einmal soweit zu kommen, ist auch das „völlige Aufgehen in dieser Tätigkeit“ von Nöten. Auch wieder ein Zeichen des Flow- Erlebnis. Auch der Zustand des „veränderten Zeitgefühls“ taucht ganz extrem im Rahmen des Computerspielens auf und wird von Jugendlichen so beschrieben:

„Ja, also wenn ich das spiele, vergesse ich meist, was um mich herum geschieht. Ich bin dann so mit der Sache beschäftigt, so damit verschmolzen irgendwo, ja da vergisst man halt einfach so, was drumherum geschieht. Ja und die Länge – mmh, weiß ich gar nicht, da guck ich doch nicht auf die Uhr, wie lange ich spiele, kann ich jetzt gar nicht sagen.“ (zit. nach: Fritz, Jürgen: Langeweile, Stress und Flow. Gefühle beim Computerspiel. http://www.medienpaedagogik-online.de/cs_older/6/00527/index.html. 24.3.2006)

Hier birgt sich auch die Gefahr, dass dieses durch das Spiel hervorgerufene Flow- Erlebnis zu einer Sucht ausweitet und unkontrollierbar wird.

Oft ist die einzige Möglichkeit eines Computerspielers aus dem Spiel „auszusteigen“, wenn sich, dass als sowieso störend empfundene Hungergefühl zu stark bemerkbar macht, oder was fast noch häufiger der Fall ist, wenn sich die erwünschten Erfolgserlebnisse nicht durchführen lassen, also, wenn es zu schwierig wird oder die Aufmerksamkeit beziehungsweise Konzentrationsfähigkeit nachlässt.


Kritik an „Flow“

Es gibt doch eine sehr kritische Haltung gegenüber dem „Flow- Erlebnis“, als Erreichen von Glückseligkeit. Diese kritische Stellungnahme von Oliver Pfohlmann und dem „ Deutschlands führenden Glücksforscher“ Bernd Hornung, möchte ich noch darlegen. Laut Herrn Pfohlmann, hat Csikszentmihalyi durch „seinen Beitrag des Flows in all seinen Werken zur empirischen Psychologie, fast schon ein neues Weltbild, mit der Hilfe des Darstellens einer Glücksformel geprägt.“ (vgl. Pfohlmann, Oliver:"Flow" als höchste Form emotionaler Intelligenz? Zu Mihaly Csikszentmihalyi "Lebe gut!" http://www.literaturkritik.de/public/ rezension.php? rez_id=3269&ausgabe=200101) Die „Populärwissenschaft“, wird dadurch immer mehr angeschürt und propagiert, weswegen sich, wie jedem bekannt, viele solcher, beziehungsweise ähnlicher Texte, in leichter verständlicher Form, die sich einer so genannten „Glücksformel“ bedienen in verschiedensten Zeitschriften wieder zu finden sind. Zum Beispiel in der Wienerin, der Women, und anderen ähnlichen Zeitschriften, wird auf verschiedenste Weise, dass „ Entdecken des Glücks“ mit einfachen Tricks versucht darzustellen.

Weiteres setzt Pfohlmann seine Kritik an das Charakteristikum, der „ optimalen Herausforderung“ an. So sagte er, dass das Glück nicht währenddessen entsteht sondern erst im Nachhinein, nach der Lösung beziehungsweise Fertigstellung der Arbeit und da ist das „glücklich Sein“ eher ein „Gefühl von großer Dankbarkeit“.

David Goleman, ein bekannter Doktor der Philosophie, mit Schwerpunkt auf Intelligenzen, bezeichnet die Fähigkeit, sich auf Flow- Erlebnisse einzulassen, „ die höchste Form der emotionalen Intelligenz.“( vgl. Pfohlmann, Oliver: "Flow" als höchste Form emotionaler Intelligenz? Zu Mihaly Csikszentmihalyi "Lebe gut!" http://www.literaturkritik.de/public/ rezension.php? rez_id=3269&ausgabe=200101 ) Jedoch hat dieses „Flow- Weltbild“ auch Grenzen, die ich mit Hilfe eines Beispieles aufzeigen will: „ der einfache Fließbandarbeiter, der sich erfolgreich vom allmählich verblödenden zum kreativ- glücklichen Fließbandarbeiter gemausert hat, dürfte kaum noch einen Anlass haben, seine Fließbandarbeiterexistenz gänzlich aufzugeben und sich eine womöglich sinnvollere Tätigkeit zu suchen.“ (Pfohlmann, Oliver: "Flow" als höchste Form emotionaler Intelligenz? Zu Mihaly Csikszentmihalyi "Lebe gut!" http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php? rez_id=3269&ausgabe=200101 ) in diesem Falle, gibt auch Csikszentmihalyi zu, ist „Flow“ alleine, keine Versicherung für die „ethische Richtigkeit des Tuns.“ Er beschreibt es vielmehr als ein ethisch neutrales Handeln. Auch die Freude am eigenen Tun, wie zum Beispiel von Kriegsveteranen berichtet, dass „Flow Erlebnis“ hinter dem Maschinengewehr an der Front, ist kein ausreichender Grund dafür, etwas zu tun.

Das Wort: „Glück“, dass oft in Kombination mit Flow genannt wird, sagt Csikszentmihalyi, ist nicht das, was er darunter versteht beziehungsweise erforschen wollte. Das Glück auf das er verweisen wollte, „beinhaltet die permanente Herausforderung, über ein reines Eigeninteresse hinauszugehen und sich als Teil von etwas größerem einzubringen.“ (Pfohlmann, Oliver: "Flow" als höchste Form emotionaler Intelligenz? Zu Mihaly Csikszentmihalyi "Lebe gut!" http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php? rez_id=3269&ausgabe=200101)

„ Deutschlands führenden Glücksforscher“, Bernd Hornung hingegen, hingegen, übt scharfe Kritik an Csikszentmihalyi und an den Journalisten, die den Erfinder des Flows als Glücksforscher preisen. Hornung gibt an, dass das erste Werk nicht in geringste Weise vom Glück handelt beziehungsweise vom erreichen des glücklich seins sondern nur unendlich viele Mittel und Wege aufzeigt, wie lang anhaltende „ optimale Erfahrungen“ zu bewerkstelligen sein. (vgl.) In seinem zweiten Buch: „Lebe gut! Wie sie das Beste aus ihrem Leben machen.“ beschreibt Csikszentmihalyi, nach Hornungs Meinung „spät aber doch“, dass „Flow, kein Glücksempfinden ist, weil wir ja gerade in der Sache so voll und ganz aufgehen, dass wir unsere eigenen Empfindungen vergessen.“ ( ) Weiters sagte er: „Erleben wir Flow, so sind wir nicht glücklich, denn um Glück zu empfinden, müssen wir uns auf innere Zustände konzentrieren.“ Diese Aussage dementierte Glücksforscher Bernd Hornung vehement und sagt, dass das genaue Gegenteil das Telos des Glücks ist. Er gesteht Csikszentmihalyi weiters zu, dass er der weltweit führende „ Flow- Forscher“ ist, deutet gleichzeitig aber darauf hin, dass er weit entfernt von der Glücksforschung ist. Zu guter letzt, beschuldigte er Csikszentmihalyi noch, dass der „Flow“ keine neue Erfindung, sondern schon seit der griechischen Antike bekanntes Konzept sei, dessen Ursprung, wie schon weiter oben erkennbar, bei Aristoteles und seiner „Vernunfttätigkeit“, liegt und nur neu im „Flow- Konzept“ verpackt wurde.


Resümee:

Um ein Flow Erlebnis erfahren zu können, bedarf es keinen besonderen Fähigkeiten und auch keinen besonders hohen Kostenaufwand. Flow kann man fast überall erleben und zwar durch eine Tätigkeit, die sich nur durch die Tätigkeit selbst definiert. Diese motiviert sich nur durch sich selbst und verlangt nach keinem Lob oder sonstiger Anerkennung. Dadurch kann kein Mensch, egal welcher gesellschaftlichen Schicht er angehört und egal wo auf der Welt er lebt, ein „besseres“ oder „tolleres“ Flow- Erlebnis erfahren. Das Flow- Erlebnis ist für alle gleich und für alle wünschenswert ein solches zu erfahren.





Literaturhinweis

Csikszentmihalyi, Mihaly: Flow. Das Geheimnis des Glücks. - 6. Aufl. – Stuttgart: Klett Cotta, 1998.


Fritz, Jürgen: Langeweile, Stress und Flow. Gefühle beim Computerspiel. http:/www.medienpaedagogik-online.de/cs older/6/00527/index.html am 24.3.2006


Hornung, Bernd: http://www.gluecksforschung.de/seite1.htm 27.6.2006


Kiechle, Willi: Flow - und die Bewußtseinsschulung im Yoga. http://www.iyengar-yoga-deutschland.de/abhyasa6/6flow.htm am 24.3.2006

Pfohlmann, Oliver: "Flow" als höchste Form emotionaler Intelligenz? Zu Mihaly Csikszentmihalyi "Lebe gut!" http://www.literaturkritik.de/public/ rezension.php? rez_id=3269&ausgabe=200101 am 27.6.2006


Philosophie: Was für ein Glück!: http://www.profil.at/index.html?/articles/0434/560/90474s1.shtml. 24.3.2006


Roth, Chantal; Steiner, Marianne: Tätigkeitsanreize als Ansatzpunkte zur Förderung von Motivation und Gesundheit. www.psychologie.unizh.ch/motivation/unterlagenws0405/motf/061204_taetigkeitsanreize.pdf – 17.6.2006


Schürmann; Urbeteit: Motivation, Lernen, Kommunikation. http://seminarserver.fb14.uni-dortmund.de/metzgoeckel/Kompaktseminar/Vorlesungsskript.pdf. am 25.6.2006







Geld - Macht - Spaß - Bildung (Swertz, Sommer 2006)