B. Pühringer

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EINLEITUNG

Ich begrüße Sie. Wie versprochen werden wir jetzt für die letzte und vorletzte Vorlesung einen beschleunigten Weg einschlagen und mal einen Schritt zurücktreten von den vielen textphilologischen und komparatistischen Betrachtungen. Um mal so tun wie Wittgenstein zu Beginn von 1931 getan hat, nämlich dass wir das, was zusammengetippt worden ist aus seinen früheren Arbeiten – aus den Arbeiten die 1929 begonnen haben – als ein Fließtext einen kontinuierlichen philosophischen Weg durch die Probleme die er sieht zu nehmen. Und wir schauen uns also dieses Kapitel Zwei an.


TEXTLICHE AUFARBEITUNG

Vorher kann ich mich aber doch nicht ganz zurückhalten um Ihnen eine kleine Bemerkung zu machen, die noch zurückweist an den Anfang dieser Vorlesung, wo ich, wenn Sie sich erinnern, Ihnen ziemlich viel von der philologischen Aufarbeitung dieses Textmaterials erzählt habe. Es findet sich da nämlich auf der ersten Seite dieses Big Typescripts eine kleine Einfügung und Zwischenbemerkung die philologisch interessant ist und die auch ein bisschen etwas sagt über die wittgensteinschen stilistischen Strategien, und das ist ganz am Ende der Seite Fünf, da haben Sie hier – vorher noch vielleicht, das ist irgendwie sehr selbstverständlich aber es ist hier noch nicht extra gesagt worden und sollte vielleicht eigens ins Bewusstsein gehoben werden, dass die Schreibweise die Wittgenstein pflegt – und zwar konsistent durch seine ganze Arbeit im Nachlass inklusive auch der philosophischen Untersuchungen – ist eine Schreibweise von Absätzen, von Aphorismen. Aber diese Absätze haben intern sozusagen eine besondere Struktur. Sie sehen nämlich, dass es zwischen Bemerkunskonglomeraten, zwischen solchen Aphorismen, eine Leerzeile gibt. Also hier ist konsistent und immer getrennt zwischen der jeweiligen Bemerkung, die man quasi nummerieren könnte, diesbezüglich ein gedanklicher Zusammenhang, der sich deutlich abhebt von den nächsten gedanklichen Zusammenhang, und es gibt aber innerhalb dieser gedanklichen Zusammenhänge noch wiederum eine Untergliederung, und das ist ein Absatz, der anderen Art – das ist ein Absatz ohne Leerzeile sondern ein Absatz mit einer Einrückung hier. Aber manchmal kommt so etwas nicht vor, Sie sehen hier zum Beispiel, oder hier ist es einfach ein einzelner Absatz. Aber hier ist es schön zu sehen http://philo.at/wiki/index.php/Verstehen_2_(LWBT) Sie haben zwei Absätze mit Einrückungen als eine Unit für den Aphorismus. Das ist hier bei der Chiffre, da haben Sie es eher ähnlich, das ist für die inhaltliche Deutung nicht uninteressant weil das die von Wittgenstein gewählte Untergliederung ist, wenn Sie sich traditionellere, klassischere Werke der Philosophie ansehen – Sein und Zeit oder so was wie Hegel oder auch wie Leibnitz oder Spinoza (gut Spinoza hat die eine und andere Unterteilung, aber da haben sie die traditionellere Kapitelgliederung, nicht Abschnitte – Kapitel, die Sie leiten durch die jeweiligen Darstellungen), Nietzsche ist jemand, bei dem sie beides sehen können, der in den frühen Schriften eine Abhandlung geschrieben hat im klassischen Sinn, auch mit Unterabteilungen, und der dann aber zunehmend übergegangen ist in eine solche aphoristische philosophische Darstellung, Husserl wiederum ist jemand, der das komplett traditionell gemacht hat. Bei Wittgenstein handelt es sich immer um diese Absätze, der Punkt auf den ich Sie hinweisen möchte ist dieser hier: Ich sehe eine deutsche Aufschrift und eine chinesische – ist die chinesische etwa ungeeignet etwas mitzuteilen, und dann schreibt er da rein „neue Zeile“. Da ist ein Moment drinnen, wo man nachvollziehen kann sozusagen, also in der Spurensuche, in der textgenetischen Spurensuche – was sind die Motive dafür, dass er neue Zeilen geschrieben hat. Also die Antwort auf diese Motive fällt zusammen mit der Antwort: Was ist der Unterschied dazwischen, hier keine kleine Denkpause zu machen oder eine Denkpause zu machen? Und um einen kurzen Versuch der Deutung zu machen, ist es so, dass er hier http://philo.at/wiki/index.php/Verstehen_2_(LWBT) „ich sehe eine deutsche, ich sehe eine chinesische Aufschrift: Ist die chinesische etwa ungeeignet etwas mitzuteilen?“ Das will er mal im Raum stehen lassen. Also als einen Denkanstoß, auf den er nicht direkt eine Antwort hat, sondern nach einer gewissen Atempause fängt er neu an, fängt er sozusagen an und beginnt jetzt sich zu überlegen: Was folgt aus dieser Frage? Und dann sagt er, meine Antwort auf die Frage ist: Die chinesische Ungeeignetheit etwas mitzuteilen, ist zunächst einmal die defensive Antwort: Nein, ich habe chinesisch nicht gelernt. Das ist eine ausweichende Antwort in Wirklichkeit, es ist nicht eine direkte Antwort. Eine direkte Antwort wäre ja: Die chinesische Aufschrift kann nichts mitteilen (natürlich kann sie mitteilen). Das wäre die erwartbare Reaktion darauf, wie man damit weiter umgeht. Er sagt das nicht, sie kann oder sie kann nichts mitteilen, sondern er sagt etwas darüber, dass er sich sozusagen verteidigt dafür, dass der Eindruck entstehen könnte, dass die chinesische Aufschrift ungeeignet ist etwas mitzuteilen, weil ich habe sie nicht gelernt. Also das ist quasi das Thema und die Durchführung des Themas, das was er daraus holt, setzt er einen neuen Absatz. Das ist das, was hier geschieht – sie sehen auch, dass solche einfachen stilistischen Korrekturen wie: „Aber das Lernen der Sprache fällt als blosse Ursache der Geschichte aus der Gegenwart heraus.“ – statt aus der Gegenwart heraus sagt er – „aus der gegenwärtigen Situation heraus.“ – und aus „das Lernen der Sprache“„dies fällt“ weil er hier mit gelernt anknüpfen kann. Also solche Detailgeschichten sollen auf sich beruhen bleiben. Ich wollte das Ihnen deswegen hier noch extra sagen, weil, das war mein Hinweis auf die Textphilologie am Anfang der Vorlesung. Weil wenn sie nicht operieren mit Faksimiles, von dem was er da im Big Typescript produziert hat, sondern wenn Sie die Auffassung haben, dass da das was er strukturell mit dem Text macht, codiert werden kann, in Xml mit einer entsprechenden MarkUpLanguage – dann stellt sich die Frage: Wie codieren Sie das? Sie müssen nämlich – und das ist ein sehr reales Problem, ich komm sozusagen aus dem Zusammenhang – Sie müssen nämlich unterscheiden zwischen dieser Art von Absatz, zwischen der Art von Absatz wo eine Leerzeile dazwischen ist, und den Absätzen, die innerhalb dieser Aphorismen eingerückt sind. Und das ist jetzt ein bisschen eine Anekdote, aber das erklären Sie mal den Textphilologen, die noch kein Wittgensteinmanuskript transkribieren mussten – dass es einen Unterschied zwischen zwei Absätzen gibt: Nämlich konzeptuell, der Punkt ist ja der, und das habe ich Ihnen ja auch in einer vorigen Vorlesung in einem vorigen Semester mal näher ausgeführt: Es gibt so genannte prozessuale und das strukturale MarkUp. Es gibt ein MarkUp das besteht darin, dass man ganz einfach nur nachbeschreibt, wo auf der Seite etwas ist. Also zum Beispiel, man kann in der Digitalisation, in der digitalisierten Transkription sagen: Einrückung eineinhalb Zentimeter. Dann hat man einfach beschrieben was da drinnen ist, dann hat man aber keine Struktur gefunden, dann hat man nicht gesagt es handelt sich um einen Absatz, sondern man hat gesagt: Dieser Text beginnt da ein wenig weiter drinnen, und das ist etwas, was nicht voll zufrieden stellt, weil nämlich, es kann verschiedene Gründe geben. Es kann sehr unterschiedliche Gründe dafür geben, warum ein Text ein wenig eingerückt ist – es kann zum Beispiel ein Zitat sein oder so was ähnliches. Und wenn Sie das Ganze strukturell automatisiert behandeln wollen, dann wollen Sie nicht unbedingt wissen, wo auf der Seite jetzt der Text steht, sondern Sie wollen wissen, welche Funktion erfüllt der so geschriebene Text. Um ein anderes Beispiel zu sagen: Wenn Sie Italics haben, wenn Sie Kursivschrift haben, dann können Sie einerseits sagen: Es ist kursiv als Schriftform. Sie können aber, im Englischen zum Beispiel, unterscheiden zwischen einer Kursivität durch Betonung (dieses Wort soll betont werden) oder zum Beispiel kursiv, weil’s ein Fremdwort ist. Im Englischen werden Fremdwörter aus dem lateinischen oder französischen oft kursiv gesetzt. Diese beiden Funktionen unterscheiden sich sehr, und wenn Sie das Ganze von der Textphilologie her betrachten, dann wollen Sie das unterscheiden können. Und den speziellen Punkt hebe ich jetzt deswegen hervor, weil es einige Überzeugungsarbeit gebraucht hat, um den helfenden IT-Experten – der dabei beschäftigt war, diese Art von Absätzen zu transkribieren – davon zu überzeugen, dass es zwei verschiedene Typen von Absätzen gibt mit denen man hier argumentieren muss. Aber das ist, wie gesagt, nur eine kurze Anfangsbemerkung.

Was ich Ihnen jetzt als erstes in dieser beschleunigten Verfahrensweise vorstellen möchte ist, dass man diese Aphorismenfolge betrachten kann, als innerlich gegliedert nach bestimmten Kriterien, die man aber erst heraussuchen muss. Wir haben die Gliederung bisher seitlich in den Rest des ? verfolgt. Ich zeige Ihnen mal wie das aussehen kann, wenn man diese Gliederung für diese paar Seiten durchführt. Hier habe ich die 7 Untergruppen Ihnen zur Ansicht zur Verfügung gestellt, die ich Ihnen zu dieser Gliederung vorschlagen würde. Ich werde dazu noch einiges sagen, aber bevor ich mich in das begebe, sage ich Ihnen eine Zusammenfassung sozusagen, von dem, was die Struktur dessen ist, was in diesem Zweiten Abschnitt wahrzunehmen ist. Ich erzähle Ihnen das jetzt mal in meiner Sprache und ordne das dann zu, den verschiedenen Gruppen und Sammlungen von Schnipseln.


DIE BEIDEN ARTEN DES VERSTEHENS

Der erste Punkt ist der, das Wittgenstein sagt: Verstehen ist interessanterweise in zwei verschieden Kontexten zu beobachten und zu diskutieren. Und zwar gibt’s ein Verstehen, das hängt mit Sätzen zusammen und ist darum artikuliert. In der weiteren Folge – philosophisch sagt man dann – propositionales Verstehen (Proposition ist der Satz), also es gibt Verstehen das mit einem Satz zu tun hat, und es gibt – ich habe hier gesagt: sprachlich unförmiges Verstehen – das haben wir auch schon mehrfach angesprochen, es gibt Verstehen als einen Gemütszustand, als einen Bewusstseinszustand, als etwas das man erlebt, und wir haben in der Diskussion immer wieder gesagt, dass ist eigentlich nicht ganz das gewünschte Verstehen, das ist ein bisschen ein dubioses Verstehen oder so was. Aber Wittgenstein fangt ja an und sagt: Es gibt das Verstehen strukturell, propositional und amorph gebraucht – er gesteht zu, dass es ein amorphes Verstehen gibt – also so ein „in mir bewegt es sich Verstehen / ich habe ein Gefühl des Verstehens / ich versteh’s doch, obwohl ich dir nicht sagen kann worin das jetzt besteht (das Verstehen dann)“. Er beginnt damit, dass beides möglich ist, und er sagt – Zweiter Schritt: Wir können auf jeden Fall mal davon ausgehen, dass diese beiden Arten von Verstehen, obwohl sie sehr unterschiedlich zu sein scheinen, etwas gemeinsam haben was sie unterscheidet von anderen Kontexten, in denen wir nicht verstehen. Also es gibt Gemeinsamkeiten zwischen diesen zwei sehr ungleichen Verstehensformen, aufgrund derer wir sagen können: Unter dieser Hinsicht sind diese beiden Verstehensformen / Verstehen, separiert von anderen Praktiken. Und was ist das, was ihnen gemeinsam ist? Er sagt, dass wir von etwas betroffen werden, dass wir uns in einer Lage vorfinden, in der etwas auf uns einwirkt, was in uns Verstehen erzeugt. In einer Weise Verstehen erzeugt, dass wir in diesem erzeugten Verstehen noch nicht unterscheiden müssen: Ist das jetzt ein sehr artikuliertes Verstehen oder ist es ein Gefühl des Verstehens? Verstehen wird hervorgerufen durch bestimmte Zusammenhänge in denen wir uns befinden – das ist denen gemeinsam, wenn sie wollen: Ein passives Moment im Verstehen dem Sie ausgesetzt sind – das ist mal etwas gemeinsames. Und wenn ich jetzt sage, es gibt dieses passive Moment des Verstehens, dann eröffne ich schon die Frage die dann folgt, die zweite Frage, nämlich.


DIE CHIFFRE: EIN ÜBERGANG

Wenn also diese Art von Betroffenheit von Verstehbaren vom Sinn gibt, wenn es diese Betroffenheit von Sinn gibt, wie komme ich dazu, dass es nicht nur passiv sondern auch aktiv gewendet und aufgefasst wird? Wie komme ich zu einem aktiven Zugang, zu dem was Verstehen ist, und an der Stelle nimmt er zwei verschiedene Bilder, Hinweise aus externen Zusammenhängen. Der eine Hinweis ist auf Chiffre – chiffriertes Material, und der zweite Hinweis ist dann auf Bilder und auf Bildverstehen. Und er sagt: Vom Wesen des Verstehens könnte man, und das sagt er an der Stelle ziemlich genau, das ist durchaus drastisch, die wo ist das... hier: http://philo.at/wiki/index.php/Verstehen_2_(LWBT) „Wenn man hier die Frage stellte: ‚In welchem Augenblick der Uebertragung (aus der Chiffre ins Deutsche) verstehe ich den Satz’, so würde man einen Einblick in das Wesen dessen halten, was wir ‚verstehen’ nennen. // in das Wesens des Verstehens erhalten.//“ Also die Redeweise ist hier noch etwas ungeschützt. Er sagt hier noch: Das worum es hier geht, ist herauszufinden, worum handelt es sich im Prinzip bei Verstehen. Und das würden wir herausfinden, wenn wir einen Einblick haben in das, was passiert, wenn wir eine Chiffre mithilfe des Schlüssels übersetzten in einen deutschen Satz. Dann haben wir uns genähert dem aktiven Verständnis, und dieses aktive Verständnis besteht darin, dass in der Übersetzung die Chiffre zu einem Satz wird, mit dem ich operieren kann / mit dem ich etwas anfangen kann – er ist Teil meiner Sprache. Der verstandene Satz, also der Switch von dem „betroffen werden durch Verstehbares“ in ein „sich des Verstehens als mächtig erweisen“ besteht in so etwas was deutlich wird, durch die Fähigkeit eine Zeichenkette zu dechiffrieren. Das ist an der Stelle seine Aussage, und dann macht er einen zweiten Umweg sozusagen.


AKTIVES VERSTEHEN UND BILDVERSTEHEN

Wir haben bisher auch noch von Bildern am Anfang des Big Typescripts noch nichts gesagt. An der Stelle sagt er: Und stellen wir uns das mal vor, wie das mit Bildern ist – auch bei Bildern und Verstehen. Auch bei Bildern können wir von Verstehen und Nichtverstehen reden. Und in der Diskussion darüber, wie das bei Bildern ist, mit dem Verstehen und Nichtverstehen, kommt er zu einer sehr markanten Bemerkung, die ich Ihnen im Laufe der Zeit noch sagen werde. Darüber wie wir mit dem Verstehen von Bildern umgehen, im Vergleich zu dem, was die Bilder darstellen. Kurz gesagt: Ein ganzheitliches Verstehen. Da sind wir wieder bei dem Motiv des Holismus im Verstehen, im Satz und in der Sprache, das wir schon diskutiert haben. Und dieses ganzheitliche Verstehen von Bildern ist dann am Ende dieser Abfolge, das was Wittgenstein für das Verstehen überhaupt, und für das Verstehen von Sätzen darstellt. Das ist die Abfolge dessen, was hier kommt und ich hab mir gedacht, da er eine der entscheidenden Wendungen mit dem Bildverstehen macht, und wir ein bisschen Freiheit uns nehmen dürfen, denke ich auch in der Debatte des Verstehens des Big Typescripts, werde ich Ihnen die Verstehensfrage jetzt mal mit zwei Beispielen aus dem Experimentalfilmbereich vor Augen führen, da werde ich Ihnen dieselben Sachen sagen, die ich Ihnen auch abstrakt und an Wittgensteins Text orientiert sagen könnte, aber es ist vielleicht ein bisschen greifbarer und für eine Diskussion der Zusammenhänge dienlicher.

Ich habe Ihnen hier, zunächst mal als erstes, zweimal drei Kader aus einem Film von Kurt Kren aus dem Jahr 1961 hier gezeigt: Was ist das hier? http://philo.at/wiki/index.php/Verstehen_2_(LWBT)#Kurt_Kren:_4.2F61_Mauern_pos..E2.80.93neg._und_Weg Sinneseindrücke, wir werden mit irgendetwas konfrontiert an dieser Stelle, und die Imagination kann freien Lauf nehmen. Uns fallt was ein dazu, also vielleicht „das schaut aus wie Griechenland“ oder „das schaut aus wie eine Kerbe“ oder „das schaut aus wie ein Atompilz,“ – wie immer Sie wollen. Also Sie haben Freiheit, Sie haben eine Freiheit der Assoziation und die Frage ist; Was Sie sich da einfallen lassen, hat das irgendetwas mit Verstehen zu tun? Verstehen Sie etwas davon, nehmen Sie an diese Bild sehen Sie, man könnte sagen „Ein Item bei Rohrschach-Test“ zum Beispiel sagen. Und man könnte sagen, also die Frage, ob man bei einem Rohrschach-Test etwas versteht von dem? Diese Frage ist nicht angebracht, das sind psychologische Testverfahren, davon verstehen ist nicht die Rede. Und ich sag Ihnen mal – wie soll ich das überleiten – die Frage überhaupt was Verstehen sie darunter stellt sich aufgrund der Tatsache dass ich Ihnen sage: Es sind hier Kader aus einem Film des österreichischen. Experimentalfilmers Kurt Kren, und dieser Film heißt Mauern-Positiv-Negativ und Weg. Der Film heißt so, und das ist schon mal, also das ist ein Film, das fängt schon damit an. In dem Moment, wo ich sage, dass sind Kader aus einem Film, führe ich Sie auf einen Weg, führe ich Sie in eine Situation wo ich Ihnen sage: Achtung da hat jemand mit Ihnen etwas angestellt / da hat jemand für Sie etwas vorbereitet. Achtung, Sie kriegen jetzt einen Kader und dieser Kader hat eine bestimmte Funktion. Sie sitzen und schauen sich das an – das ist ein Teil der Vorführung. Ich hab Sie in eine Falle gelockt, wenn Sie das so wissen wollen, denn der Titel des Films der vorgeführt wird, heißt Mauern. Und was passiert ist, in dem speziellen Teil des Filmes, das der Kurt Kren seine Kamera auf eine Mauer hingehalten hat und einen Ausschnitt der Mauer fotografiert hat, und dann – das zeige ich ihnen hier nicht, das wäre sozusagen Filmanalyse – und diesen Ausschnitt, der, die verschieden Ausschnitte aus der Maueraufnahme, die jeweils positiv und negativ gewendet nebeneinander hinplatziert hat. Das heißt, und das ist jetzt der Punkt wo ich sage: Ich habe Sie in eine Falle gelockt, oder der Kurt Kren hat uns in eine Falle gelockt, dass Sie sicherlich schon mehrfach im Leben an Mauern vorbeigegangen sind und sich nicht gefragt haben, was sind diese bröckelnden Bestandteile von Mauern, was das heißt. Es hat sich für Sie noch nicht in der Regel die Frage ergeben, ob dieses leicht verfallene Eck, hier links unten, etwas bedeutet. Das ist halt eine Form die Sie sehen, wie viele andere Formen – die Pfütze auf der Straße oder sonst was ähnliches. Sie sind nicht auf die Idee gekommen, dass das etwas meinen kann. In die Falle sind Sie insofern geraten, als dass in einem Filmauftritt als eine gewählte Zugangsweise, Zugriffsweise auf die Welt, die jetzt die Frage aufwirft: Kann damit etwas gemeint sein? Kann damit etwas mitgeteilt sein? Und durch die Filmvorführung, und im Unterschied zu dem, wenn Sie an der Straße an der Mauer vorbeigehen, finden Sie sich plötzlich in einer Situation wo Sie sich fragen: Was meint denn er damit? Was hast du damit gemeint? Das ist jetzt im Bild, dieselbe Situation wie das womit der Abschnitt beginnt. „Du hast mit der Hand eine Bewegung gemacht; hast du etwas damit gemeint? – Ich dachte, Du meintest, ich solle zu Dir kommen? Die Frage ist, ob man fragen darf ‚w a s hast du gemeint?’ Auf diese Frage (aber) kommt ein Satz zur Antwort. Währen, wenn man so nicht fragen darf, das Meinen – sozusagen – amorph ist.“ Also wenden Sie das mal darauf an. Das eine Moment ist: Hat der jetzt etwas gemeint damit, oder hat er uns nur damit belästigt? Hat er uns das irgendwie vorgestellt? Und hat damit nichts gemeint, und wir sind konfrontiert mit einem sinnlosen Bild an dieser Stelle? Also die eine Frage: Wie gehen wir um mit einer solchen Vorführung, wenn wir sie in den Bereich des Sinnvollen bringen? Und das zweite dann, wenn wir bereit sind und sagen: OK, er hat etwas gemeint, es wird schon was dahinter sein, und wir die Aufgabe übernehmen ihn die Frage zu stellen: Was hast du denn damit gemeint, wenn du etwas gemeint hast? Was kommt dann? Was würde er antworten können? Er kann nicht so etwas antworten wie: Ich habe gemeint. Oder er könnte antworten: Ich habe gemeint, dass diese Halbinsel östlich von dieser Halbinsel liegt – das könnte er gemeint haben. Ich hab gemeint, dass die Situation, die man hier sieht, dem östlichen Mittelmeer ähnlich ist, oder so was ähnliches. Das könnt er gesagt haben, und an der Stelle hätte er das in die Sprache übertragen. Er hätte sprachliche Ausdrücke verwendet, die diesen Bild eine sprachlich-reduplizierbare Struktur ergeben, oder aber, er könnte sagen und es könnte dabei bleiben, dass man sagt: Ich hab da schon was damit gemeint. / Ich hab gemeint, das passt gut dazu. / Ich hab gemeint, dass passt gut zu den anderen. Das wäre nicht etwas, in einem Sinn wär’s schon etwas was damit gemeint worden ist, ich nehme es vielleicht ein bisschen zurück und sag: Wenn du, ich hab schon damit etwas ausdrücken wollen, aber ich kann’s Dir nicht in einem Satz sagen, was ich damit ausdrücken wollte – es gehört zu meiner Bildproduktion dazu. Der Eindruck der dabei entsteht, das ist das wichtige – wie es bei Dir ankommt, ist das wichtige. Das wie Du darauf verstehend reagierst. Diese beiden Möglichkeiten werden gegeben von dem Positionalen und Amorphen. Und ich hab Ihnen diese drei Beispiele in pointierter Gegenüberstellung zu diesen drei anderen Kadern gebracht, weil man da doch einiges sehen kann, auch über die Entstehung und die Handhabung von Sinn. Noch mal zurück zum Titel Mauern-Positiv-Negativ und Weg der – das Design von Kurt Kren in diesem Film besteht darin, dass er zunächst mal diese blockartig ausgeschnittenen Mauerbröckeln darstellt, als etwas, das sozusagen versperrt ist. Man ist konfrontiert mit einer abgeschlossenen Wand, und damit dass die ein bisschen aussieht, das die sozusagen so und so aussieht, und diese Art von Eingesperrtheit konterkariert er, in dem Film mit einem zweiten Typus von Bildern – und der zweite Typus von Bildern, der ist hier gekennzeichnet. Das linke hier sieht man hier auch wieder nicht sehr gut in der Projektion, aber hier sieht man es deutlicher: Das ist ein Typus von Bildern, der Ihnen vielleicht, wenn sie ein bisschen wohlmeinend sind, nicht so Schwierigkeiten bereitet wo sie draufkommen, ah das schaut doch wie Wege aus, da hat er sich irgendwo im Wienerwald hingestellt und hat eine Lichtung mit, wenn man es genauer anschaut – marschieren da die SonntagsausflüglerInnen, die marschieren hier auf diesem Weg hin und her. Das ist eine Form, die für Sie vielleicht mit ein bisschen Glück sozusagen, Verstehen auslöst und das ist der Punkt – vielleicht würden Sie es nicht in dieser Isoliertheit, Sie können sich leicht vorstellen, Formen die Verstehen auslösen. Die Verstehen auslösen im Unterschied zu dem. Das an der Serie wenn man sagt stehen Sie an, und das löst Verstehen aus. Und warum löst das Verstehen aus? Ich könnte Ihnen viel einfachere Bilder zeigen, die Verstehen auslösen, aber ich hab sozusagen absichtlich am Rand angesiedelt an der Stelle, weil man am Rand es einfach besser sieht, gesetzten Fall Sie geben zu das dies Verstehen auslöst. Warum löst es Verstehen aus? Das löst deswegen Verstehen aus, weil die ganze Inszenierung, die dem Bild zuvor geht, nämlich Bilder / Filmbilder nehmen etwas auf, indem wir gewohnt sind wieder zu erkennen, was in der Welt zu sehen ist. Diese Gewohnheit, diese Gewöhnung an das filmische Vorgehen, die hilft uns an der Stelle leichter zu identifizieren und zu sagen: „Aha das ist ein Film, ok was stellt der Film dar? Das schaut aus wie Wege.“ Damit haben wir die Voraussetzung beschrieben, die für den Wittgenstein im Zusammenhang mit diesen Grenzfällen des Verstehens eine wichtige ist. Nämlich, es geht nicht darum, dass wir mit einem solchen Kader konfrontiert sind, genau so wie es darum geht, wenn wir nur mit einem Wort konfrontiert sind, also das letzte Mal in der Vorlesung habe ich über Handy gesprochen – es geht nicht darum dass wir ein Wort haben und uns jetzt dranhängen und sagen, was können wir mit diesem Wort verbinden, was können wir mit diesem Wort verstehen? Sondern es geht darum, dass diese Zeichen in ein Zeichensystem hineingehören, und in ein Zeichensystem hineingehören heißt: Wir haben ein ganze Reihe von Regeln, die uns sagen, wie wir damit umgehen. Also Leute, die noch nie einen Film gesehen haben und vor der Filmprojektionsaufführung stehen, diese Leute müssen erst entdecken was die Konventionen sind, sie müssen lernen, dass Filmaufnahmen etwas aus der Wirklichkeit wiedergeben, dass Filmaufnahmen nicht einfach leeres Flackern sind, sondern eine Darstellung eines Weges aus bestimmten Perspektiven und aus bestimmten Gründen. Das heißt, dass Verstehen in dem Zusammenhang ist eine Veranstaltung die nicht darin liegt, dass wir einem solchen Zeichen etwas anhängen, ein Gefühl anhängen, oder auch noch nicht einmal eine Struktur in ihm erkennen, sondern dass wir es in einen Zusammenhang der Welt / des Weltverhältnisses bringen, indem dieses Zeichen, diese Zeichen eine bestimmte Funktion haben, die für uns eine Verstehensfunktion ist.

Ich habe mir den Luxus gemacht Ihnen noch ein zweites Beispiel zu bringen, wo man jetzt die Schritte zum Verstehen, die sich mit einem solchen Zeichen verbinden noch schöner ausdefinieren kann. Und zwar ein zweiter Experimentalfilm – Stan Brakhage Mothlight, sehr berühmt, einer der klassischen strukturalen Filme der Sechziger Jahre. Ich spiele den Ihnen aus Youtube mal vor: http://philo.at/wiki/index.php/Verstehen_2_(LWBT)#Stan_Brakhage:_Mothlight OK, wie sehr verstehen Sie das? Haben Sie das verstanden? Antwort einer Kollegin: Ein Blatt war zu sehen. Eine weitere Kollegin: Es gibt Formen, die sich wiederholen. Es ist so, man denkt sich, die Beobachtung – deshalb habe ich sie auch gebracht – man ist geradezu konzentriert und geradezu verzweifelt damit beschäftigt zu suchen, ob es eine Muster gibt, ob es etwas gibt an das man sich anhängen kann – so wie hier, wenn man das hier sieht, das sind lauter dekompositionierte Verputzreste und man fragt sich: Gibt es irgendetwas woran man sich festhalten kann, etwas verbinden kann. Und der Unterschied zwischen diesem Einem und dem Zweiten ist, das man hier – hier gibt es diese Linien und mit diesen Linien kann man etwas verbinden, diese Linien die sich wiederholen. Durch die Wiederholung zertifizierten Zeichengestalten können dienen derer sozusagen, der Deutung, dass es sich um Wege handelt. So ähnlich kann es passieren dass es sich um Wiederholungen handelt, um wiederholte Formen. Und diese wiederholten Formen, die erinnern uns an Blätter: Das könnte etwas mit Blätter zu tun haben, vielleicht geht das über Blätter, geht der Film über Blätter. Und wir werden gleich noch etwas sagen über unverständiges Verstehen. Und ich habe Ihnen jetzt hier aus diesem Film, aus dem Brakhage-Film heraus genommen, so ähnlich wie aus dem Kren-Film hier. Da gibt es offensichtlich so Blattformen wo man sagen könnte: Aha da habe ich doch etwas Richtiges gesehen, irgendwie geht’s um Blätter und besonders zufrieden gestellt bin ich auch nicht – man könnte sagen in einer gewissen Weise ist das eine Chiffre. Also ich sehe diese Formen, die schauen aus, es ist ja alles nicht ein ganzes Blatt, aber ich könnte mir vorstellen, dass das auf die eine Art und Weise eine chiffrierte Form ist Blätter vorzustellen, bis Sie auf eine Spitzenidee kommen. Und diese Spitzenidee besteht darin, dass Sie diese Frames (aus dem Film herausgenommene Frames), dass Sie diese nicht horizontal sondern vertikal anordnen, und wenn Sie’s vertikal anordnen, dann schaut das so aus. Und dann ist plötzlich klar: Jetzt verstehen Sie – ich hoffe doch. Sie verstehen noch nicht? In einem ermäßigten Sinn verstehen Sie schon, das ist jetzt plötzlich, während Sie hier lauter Schnipsel haben, die nichts Ganzes sind, die kein ganzer Zusammenhang sind. In einem Film wollen Sie – und das ist die Logik des Films, indem Sie von Einstellung zu Einstellung – eine kleine Veränderung haben. Wenn das hier der Film einer Szene ist, in der die Heldin den Raum betritt, dann haben Sie Einstellung Eins: Die Heldin hat den einen Fuß an der Tür. Einstellung Zwei: Sie hat den zweiten Fuß an der Tür. Dritte Einstellung: Sie ist mit dem Kopf auch schon im Raum, und die Vierte Einstellung: Sie ist jetzt ganz im Raum. Dann haben Sie eine Struktur, eine Form die Sie nachvollziehen können, die Sie verfolgen können und aus der heraus Sie sagen können, für Sie ist es klar: Es handelt sich dabei um das Bild, das filmische Bild des Eintretens in einen Raum, das hier geht hier nicht, das haben Sie verloren. Dieses Segment hat keine filmische Entwicklung zu sehen, es hat keine Story zu erzählen, im Vergleich zu dieser, und dieser und dieser – da entwickelt sich nichts im Laufe der Zeit mit diesem Kader. Das ist der Grund, warum das völlig abgehakt und verwirrend daherkommt. Und wenn Sie sehen, Sie können mit dieser Form von Einstellung nichts machen, bis Sie draufkommen: Na hoppla, die falsche Art und Weise, ich versuche herauszufinden, ob dieses Blatt sich bewegt. Wenn das ein Blatt im Wind ist zum Beispiel, dann würde es einmal so stehen, dann so stehen, dann so stehen und dann würde ich sagen: Das ist ein zitterndes Blatt im Wind oder so was ähnliches. Nichts davon zu haben, aber vielleicht suche ich auch die falsche Art und Weise, vielleicht passt mein Verständnissystem nicht, vielleicht geht’s um was ganz was anderes. Und tatsächlich geht’s um was anderes, es geht nämlich darum, dass es hier sehr wohl um ein Ganzes geht. Es geht um ein Ganzes, aber dieses Ganze zeigt sich nicht in Kadern im Verlauf der Zeit, sondern dieses Ganze zeigt sich, wenn ich die Kader hintereinander lege, also untereinander lege – und was heißt das? Und das ist das vielleicht, wo Sie sagen: Sie verstehen es nicht, wo ich Ihnen sozusagen helfen kann. Der ganze Trick von Brakhage ist, dass er den Filmstreifen genommen hat, dass er einen Streifen genommen hat, und auf den Streifen Blätter draufgeklebt hat. Er hat der Länge nach, auf den Streifen Blätter draufgeklebt und dann ablaufen lassen, und das bedeutet, weil der Streifen durchgeht, dass immer nur ein Ausschnitt gezeigt wird, und weil das Ding im Laufe der Zeit abläuft, hier kein Zusammenhang des ganzen Streifens zu sehen ist. Dass, wenn ich aber die Sache umdrehe, anders drehe – verzichte ich auf diesen Zeitverlauf und verzichte auf die Horizontale, und wenn ich stattdessen die Vertikale mache, stelle ich fest: Hoppla, es ist in dem Film – wenn Sie so wollen – chiffriert worden: Ein Blatt. Die Abbildung des Blatts ist chiffriert worden. Und das eignet sich deswegen jetzt gut zu dem, was ich über Chiffre und Bild sagen möchte.

Gehen wir also zurück zu der Chiffre hier, was ich Ihnen zum Teil schon vorgetragen habe. Denken wir an eine Chiffre. Ein Satz sei uns in der Chiffre gegeben, und auch der Schlüssel. Dann ist uns natürlich in gewisser Beziehung alles zum Verständnis der Chiffre gegeben, und doch würde ich gefragt: Verstehst du diesen Satz in der Chiffre? Die Antwort: Nein. Verstehst du das? Nein verstehe ich nicht, ich muss ihn erst entziffern. Und erst wenn ich ihn ins Deutsche übertragen habe, würde ich sagen: Jetzt verstehe ich ihn. Das ist der Punkt wo – und das ist der Übergang auch – von der Anmutung, von der passiven Anmutung des Verstehens in einer Filmsituation zum Beispiel, oder auch in einer Sprachsituation. Stellen Sie sich vor, Sie sind – also diese Sache, die ich jetzt im Film gesagt habe, kann Ihnen jederzeit auf der Straße passieren – wenn auf der Strasse jemand auf Sie zukommt und Sie in einer fremden Sprache etwas fragt, und Sie haben wirklich den Eindruck: Sie verstehen nicht was er sagt. Sie lassen sich ein auf eine Verstehenssituation, auf eine Verstehenskommunikation – das ist die Falle von der ich geredet habe. Sie haben eine gewisse Verpflichtung, eine gewisse Tendenz zu sagen: Das wird wohl etwas Verständliches sein nur verstehe ich es nicht. Und dann ist die Frage wie geraten Sie – also Sie haben den Eindruck der will Ihnen etwas sagen – das ist das was ich mit dem passiven Verstehen gemeint habe. In der Stimme im Ausdruck usw. ist ein Verstehen mit drinnen, aber dieses Verstehen kann nicht so umgesetzt werden, dass sie herausanalysieren was da wirklich ist. Und das herausanalysieren ist dann gegeben, wenn Sie einen Schlüssel finden. Also wenn Sie die Worte, wenn Sie die Kenntnis einer fremden Sprache haben, zumindest die Worte übersetzen können, die Grammatik übersetzen können und der Schlüssel im Verständnis des Brakhage-Films ist : Wenn Sie darauf kommen, das müssen sie so anordnen und nicht so anordnen. Mit diesem Schlüssel haben Sie was Entscheidendes verstanden, sagt man in diesem Zusammenhang. Jetzt verstehe ich das wenn man hier die Frage stellte, dass ist das was ich schon vorher vorgelesen habe: http://philo.at/wiki/index.php/Verstehen_2_(LWBT) „Wenn man hier die Frage stellte: ‚In welchem Augenblick der Uebertragung (aus der Chiffre ins Deutsche) verstehe ich den Satz’, so würde man einen Einblick in das Wesen dessen halten, was wir ‚verstehen’ nennen. // in das Wesens des Verstehens erhalten.//“ Und um das zurückzubeziehen auf das, was in früheren Vorlesungen über das Verstehen schon gesagt worden ist, könnte man sagen, was mit dieser Entschlüsselung sich verbindet ist: Ich kann Bestandteile des Phänomens dessen was ich verstehen will (deswegen kann ich isolieren, kann ich herausheben und ich kann mit ihnen umgehen), ich kann sie übersetzen in meine Sprache und ich kann damit etwas anfangen. Ich stehe nicht davor und denk mir: Was soll das? Obwohl es etwas sein soll, sondern ich kann es verdauen, ich kann es aneignen, ich kann es verdauen. Das ist ein sehr schöner Ausdruck mit dem was ich hier gesehen habe, etwas anfangen. Das heißt nicht nur in der harmlosen Deutung, ich weiß jetzt in etwa was man da tut, ich kann etwas, es stößt etwas in mir an, womit ich reagieren kann. Es kann in einer bisschen tieferen Deutung auch heißen: Ich habe, indem ich diese Entschlüsselung zur Verfügung habe, habe ich die Möglichkeit mit dem Momenten dieses Bildes, dieses Satzes etwas anzufangen, auch etwas Neues anzufangen. Ich kann es mir aneignen und kann mit dem Angeeignetem etwas anfangen was nicht unbedingt vorgeformt ist. Ich kann dann zum Beispiel beginnen, mit anderen Zusammenhängen zu experimentieren. Ich habe verstanden worum es da geht, hat man in einem höheren Sinn dann, indem man sagt: OK, eine witzige Idee jetzt spiele ich mich auf diese Art und Weise weiter, oder ich analysiere den Film weiter und schaue ob das in weiterer Folge auch so geht.

Das ist die Sache mit der Chiffre und gehen wir die zwei weiteren durch, die zwei weiteren Bemerkungen die sich an das anschließen was ich mit dem aktiven Moment gemeint habe. http://philo.at/wiki/index.php/Verstehen_2_(LWBT)#Verstehen_ist_auch_aktiv_aufzufassen „Ich sage das nicht nur, ich meine auch etwas damit“. – Wenn man sich überlegt, was dabei in uns vorgeht, wenn wir Worte meinen (und nicht nur sagen), so ist es uns, als wäre dann etwas mit diesen Worten gekuppelt, während sie sonst leer liefen. Als ob sie gleichsam in uns eingriffen. Da haben sie jetzt in der selben Linie wie am Anfang, wo Wittgenstein gesagt hat: Wir gestehen mal zu das Verstehen nicht nur propositional ist, sondern auch etwas mit Zuständen der Person zu tun hat, haben Sie hier die Beobachtung, dass wir an vielen Stellen, wenn wir uns zum Beispiel diese Regel deutlich gemacht haben, in dem Moment wo wir uns gedacht haben: Aha, so gehören die Bilder zusammengestellt. In dem Moment haben wir ein Aha-Erlebnis, und wir reden davon, das ist ein Aha-Erlebnis. Und dieses Aha-Erlebnis ist nicht etwas was in sich eine Struktur hat. Und die interessante Geschichte um die es geht bei Wittgenstein, die er da so anspricht ist, dass in einer Weise beides zusammengeht. Es gibt das Moment die Regel herauszufinden, es gibt das Moment die Bilder zu verschieben und die Bilder statt horizontal vertikal zu legen – und das ist etwas was man strukturell beschreiben kann, das kann man jemanden Schritt für Schritt sagen. Das ist definiert: lege die Bilder so – und das kann jeder verstehen, das ist nicht ein innerer Zustand sondern das ist eine Vorschrift, eine Verhaltensvorschrift, eine Manipulationsvorschrift. Das ist sozusagen was Externes – auf der anderen Seite hat man den Eindruck in dem Moment, in dem ich als Resultat der Manipulation der Bilder das sehe, geht mir ein Licht auf. Es wäre ja auch denkbar, dass ich nach dieser Manipulation – jemand sagt mir: Also schau mal, leg die Bilder nicht so sondern leg sie so, dann schau ich das an und sag: Na und? Was ist jetzt? – ich bin völlig ungerührt. Und an der Stelle würden wir nicht sagen das ist Verstehen – er hat es noch nicht verstanden würde man sagen. Das heißt für das Verstehen ist zu lernen aus diesem Beispiel, das Verstehen etwas mit einer inneren Bewegung sehr wohl zu tun hat, aber nicht nur mit einer inneren Bewegung, weil man würde nicht sagen, dass er sagt: Er /sie versteht dass das ein Blatt ist. Weil die Person sagt: Ich stell mir vor es ist ein Blatt. Wenn Sie sich innerlich vorstellen es ist ein Blatt, und wir wissen nichts von dem ganzen Ding, dann würden wir sagen können: Rohrschach-Test – ein typischer Fall von Rohrschach-Test. Sie stellt sich ein Blatt vor dabei, sie versteht nicht, dass es ein Blatt ist sondern ihre Phantasie sagt ihr: Ok, wie gehen in Richtung Blatt. Das ist noch nicht das Verstehen, das Verstehen besteht darin, dass sie Manipulationen zeigen kann, die aus diesen Bildmomenten diese Bildgestalt machen, die den bestimmten Aha-Effekt auslöst, und die Frage, die sich an diese Konstellation stellt ist jetzt die: Ist es beides notwendig? Kann ich mich auf das eine berufen oder das andere? Kann ich sagen, dass Verstehen ist letztlich begründet in dem Aha-Erlebnis? Kann ich sagen das Verstehen ist letztlich begründet darin, dass ich die Manipulationen kann?

Und da gehen wir mal ein bisschen weiter, wie der Wittgenstein darauf reagiert. http://philo.at/wiki/index.php/Verstehen_2_(LWBT) „Ich verstehe einen Befehl als Befehl, d.h., ich sehe in ihm nicht nur diese Struktur von Lauten oder Strichen, sondern sie hat – sozusagen – einen Einfluss auf mich. Ich reagiere auf einen Befehl (auch ehe ich ihn befolge) anders, als etwa auf eine Mitteilung oder eine Frage. Der Satz wenn ich ihn verstehe bekommt für mich Tiefe.“ Ein Befehl ist an der Stelle so was Ähnliches wie diese Geste, diese Geste mit der begonnen ist. Ich kann ausgesetzt sein einer Geste einer anderen Person und diese Geste kann mich nicht kümmern. Ich kann sie für unwichtig halten, oder ich kann damit nichts anfangen oder so was. Oder aber ich verstehe die Geste als etwas, ich verstehe Laute oder Striche als etwas, als einen Befehl. Ich reagiere darauf und das ist nun so etwas wie die Entschlüsselung mit der Chiffre. Ich nehme diese Form von mir entgegenkommenden Umwelteinflüssen als einen Befehl wahr, und hier habe ich wieder dieselbe Fragestellung: Liegt der Befehl jetzt darin, dass ich das Gefühl habe „der will was von mir“ oder liegt der Befehl darin, dass ich weiß wie ich reagieren soll, in dem Fall das ein Befehl ist. Also welchen Eindruck macht es auf der einen Seite und welchen auf der anderen Seiten. Habe ich Kompetenz, den Eindruck denn das auf mich macht so umzusetzen, wie das in einer Kommunikation zwischen Menschen als ein praktisches Geschehen angelegt ist, nämlich, dass mit dieser Art von Zeichen zum Beispiel eine Verpflichtung sich verbindet. Ich kann ein Imagination aufbauen, dass irgendetwas ein Befehl wäre und damit vollkommen falsch liegen. Ich kann aber auch bestimmte Inputs einordnen in den Ablauf des Verpflichtungscharakters. Ich sage, das Verstehen besteht darin, dass ich eine bestimmte Erfahrung habe, dass diese Erfahrung aber das Verstehen dessen ist, was ich verstehe, besteht darin dass die Erfahrung ein Teil meiner Sprache ist. An dem Punkt sind wir sozusagen zurück im ersten Abschnitt, dort wo es darum geht, dass Sprache etwas ist was meiner Analyse zugänglich ist und was ich ausstrukturieren und ausdefinieren kann. Und die Art und Weise wie Verstehen jetzt hier gedeutet wird von Wittgenstein und interpretiert wird, ist, in einen Aneignungsprozess denn ich selber durchzuführen habe, auf der Basis davon wie ich zu reden gelernt habe. Wenn Szenarios mir vorgestellt werden, die einen Anspruch auf Verstehen haben, und ich in der Lage bin, das geregelt umzusetzen, dann sind die Bedingungen gegeben für das Verstehen, und das führt über zum nächsten Punkt.

Zum Bildverstehen und zum unverständigen Bildverstehen. Das ist ein ganz ein schöner Absatz hier, der etwas zu tun hat mit der Definitheit des Verstehens, also etwas zu tun hat, damit wie genau muss ich umsetzten können, wie genau muss ich verfügen über die Entschlüsselungsmechanismen. Man kann manchen Satz nur im Zusammenhang mit anderen verstehen. Wenn ich zum Beispiel irgendwo lese: „Nachdem er das gesagt hatte, verließ er sie wie am vorigen Tag.“ Fragt man mich ob ich diesen Satz verstehe, so ist es nicht leicht darauf zu antworten. Es ist ein deutscher Satz und insofern verstehe ich ihn, ich wüsste wie ich diesen Satz gebrauchen könnte und könnte selbst einen Zusammenhang dazu erfinden. Das heißt: Ich könnt etwas damit anfangen, was ich vorher gesagt hab, und doch verstehe ich ihn nicht so wie ich ihn verstünde, wenn ich ihn bis zu dieser Stelle alles gelesen hätte. Also der Satz ist offenbar aus einem Märchen – Wittgenstein war ein Fan von Grimms-Märchen, wo genau das jetzt her ist weiß ich nicht, aber es kommt in einem Märchen vor, wo der Prinz oder so kommt und ihr etwas sagt und Tag für Tag sie dann jeweils verlässt und immer wieder kommt. Das sind sozusagen solche Bruchstücke – Erzählbruchstücke, die da drinnen sind, und das Beispiel eignet sich gut zu sagen: Ok, was verstehe ich denn jetzt, wenn ich diesen Satz verstehe und das Märchen nicht kenne. Was ich gerade exemplifiziert habe für Sie war: Irgendwie verstehe ich es schon, ich mach mir meinen Reim darauf. Ich nehme diesen Satz und fange etwas damit an, das heißt ich verfüge über Mittel, diese sprachlichen Zeichen einzuordnen, zu inkooperieren, in meine sprachlichen Mitteilungen. Die Frage, und insofern kann ich sagen, ich kann mit ihm etwas anfangen, ich verstehe etwas, ist es aber so, dass ich sagen kann: Ich habe diesen Satz verstanden? Ob ich diesen Satz verstehe, verstehe ich diesen Satz – und das ist eine ausgesprochene zweischneidige Frage. Warum das zweischneidige ist das folgende: Dieser Satz kann sich beziehen auf diesen isolierten Satz der eine grammatische Struktur hat – nämlich eine zeitliche Struktur, ein personalpronomische Struktur, eine Handlungsstruktur – und ich kann verstehen was es heißt, dass er sie verlässt, und am darauf folgenden Tag – das kann ich verstehen. Und was heißt das? Das ist der ganze Inhalt dieses Satzes, alles das, es gibt kein Wort hier, das ich nicht schon kenne und mit dem ich nicht etwas anfangen könnte. Das ist aber auch gleichzeitig eine unzufriedenstellende Auskunft, weil dieser Satz besteht zwar einerseits nur aus solchen bekannten Bestandteilen, zweitens aber gehört zu diesem Satz auch die Rolle, die er in einer Erzählung spielt – die würde dazugehören. Wenn das ein Satz ist wie er so daherkommt, dann würde man erwarten, dass der in einem Märchen auftritt, und dann kann ich diesen Satz nicht verstehen, wenn ich nicht weiß welche Rolle er im Märchen spielt. Das hängt daran, dass diese zwar einen bestimmten Satz zwar identifiziert, aber nicht dazu sagt, wogegen dieser spezielle herausgepickte Satz, wogegen er dieser Satz ist. Das ist dieser Satz, der in diesem Märchen an dieser Stelle auftritt und wenn ich das nicht weiß, habe ich ihn in einer bestimmten Art und Weise nicht verstanden. Was dieser Satz heißt, was ich auch in einer anderen Art und Weise sagen kann: Es ist mir gar nicht wichtig, dass der Satz in einem Märchen ist, der könnte genauso von jemanden auf der Straße gesagt worden sein, der könnte jemanden eingefallen sein ohne jeden Kontext und dann würde ich sozusagen diesen Satz tatsächlich in dem Sinn verstehen oder ganz verstehen als ob mir nichts fehlen würde. Wenn dieser Satz ganz komplett aus dem Kontext gerissen mal irgendwo steht – und das ist die Charakteristik von diesem Satz – dann fehlt mir nichts, wenn ich nur alles das weiß, was die Worte hier sind, die da drinnen vorkommen. Und der Punkt ist deswegen von Bedeutung, weil erinnern sie sich: Damit verbunden ist die Frage nach der Genauigkeit und der Körnigkeit, und Auflösungsgenauigkeit von bestimmten Sprachausdrücken – wie verschwommen, wie wenig präzise und allgemein sind Sprachausdrücke, die ich nicht 100% zuordnen und definieren kann – in eine bestimmte Struktur. Was zum Beispiel „er oder sie“ ist, bei „er oder sie“ kann man es gut nehmen: „Ich könnte bereit sein er oder sie“ und mehr sagt uns dieser Satz nicht als dass er sagt: Es handelt sich um einen Mann und eine Frau. Es könnte aber auch sein dass man sagt: Dieser Satz in einem Märchen sagt sehr wohl mehr, er sagt, dass es das Dornröschen ist und er ist der Prinz, und diese zusätzliche Information die muss ich auch wissen. Ich muss wissen auf welche Position sich das Personalpronomen bezieht, oder auch ich muss es nicht wissen. Anmerkung einer Kollegin: Aber das Dornröschen ist das nicht. Antwort: Nein das Dornröschen ist es sicher nicht, ich habe mir das nur einfallen lassen. Wenn wir zum Bildverstehen gehen. Anmerkung eines Kollegen: Man fängt an zu interpretieren: Was sagt er ihr, also pass auf, lass keinen rein, das kann nur ein Böser sein, sie lässt doch jemanden rein und dann ist die Bescherung groß ... Ja genau, wir haben anhand des Märchenbeispiels jetzt etwas zu diskutieren was ja eine viel allgemeinere Anwendung hat, und was Wittgenstein auch in dieser allgemeineren Anwendung vorstellen möchte: Nämlich es gibt einen Satz und der Satz lässt Fragen offen. Der Satz ist auf der einen Seite für uns verständlich, weil wir auf der einen Seite anfangen, aber er ist nicht total verständlich. Er enthält so etwas wie „er oder sie“, und in dem Satz selber drinnen haben wir keinen Anhaltspunkt dafür, wer dieser „er oder sie“ ist, und da ist jetzt der Punkt von dem Sie gesagt haben: Da fangen wir jetzt zu interpretieren an. Das ist der Normalzustand in jeder Diskussion, in der es halbwegs frei zugeht – es kommen Ausdrücke vor, die nicht 100% definiert sind, selbst in der Mathematik, wenn da Formeln an die Tafel geschrieben werden kann die Frage entstehen was heißt diese „a“ jetzt, man versucht das möglichst 100%ig zu machen, aber es kommen in diesem Gebrauch der Sprache, kommen Ausdrücke vor, die, wenn ich den Satz unter die Lupe nehme, in einer Art und Weise verständlich und bearbeitbar sind und in einer anderen Art und Weise Leerstellen, Fragen aufweisen. Und in der Philosophie nach Wittgenstein im TLP ist die, das ratzeputz kahl aufzuklären, und absolut keinen unbestimmten Teil des Satzes zu lassen, alles ist 100% bestimmt. Der spätere Wittgenstein sagt: Wir müssen damit rechnen, dass es Sätze gibt, die auch funktionieren, wenn sie nicht 100% definitiv sind. Also der Satz funktioniert in einem gewissen Sinn auch so, wenn ich nur weiß: Das ist ein Mann und eine Frau – so verwenden wir Sätze auch. Aber dieses Zugeständnis, dass es diese Freiheit gibt, führt uns natürlich in einen Bereich, wo eine ganze Menge von ganz gehörigem Missverständnis möglich ist. Das ist genau der Anlass für Missverständnisse, das wir mit Sätzen umgehen, die an dieser Stelle Leerstellen haben, und dass wir uns gegenseitig diese Sätze zumuten und danebengreifen können. Und die Aufgabe der Philosophie, um auf das zurückzukommen, was wir das letzte Mal besprochen haben, ist dann unter anderem die: Dass Sie die Missverständnisse die dadurch entstehen, dass Leute mit den Sätzen unterschiedlich umgehen, dass Sie diese Missverständnisse aussortieren. Das zum Beispiel, um einen simplen Fall zu nehmen – der ist sehr irrealistisch, aber man könnte das als Beispiel sozusagen nehmen: Nachdem er das gesagt hatte, verließ er sie. Aber wer nicht Deutsch kennt könnte zur Auffassung kommen, dass da er der Barack Obama ist und sie heißt Michelle Obama, und der Satz heißt eigentlich das dieser bestimmte Mann diese bestimmte Frau verlassen hat. Zwei Personennamen sind Eigennamen – es ist nicht ausgeschlossen dass „er“ als Eigenname versteht und dann würden wir der Person sagen: Du hast den Satz nicht richtig verstanden, du hast nicht verstanden dass dieser Satz die Unbestimmtheit enthält, dass das nicht als Eigenamen funktioniert sondern als Personalpronomen und das in gewisser Weise offen ist.

Und in dem Bildverstehen, um da noch hinzukommen, dem Bildverstehen macht er das recht schön in derselben Art und Weise wie ich’s ihnen mit Kren und Brakhage gezeigt habe. Ich lese ihnen mal vor: http://philo.at/wiki/index.php/Verstehen_2_(LWBT)#Umweg:_Bildverstehen „Was heißt es, ein gemaltes Bild zu verstehen? Auch da gibt es Verstehen und Nichtverstehen. Und auch hier kann " verstehen" und "nicht verstehen" verschiedenerlei heißen. – Wir können uns ein Bild denken, das eine Anordnung von Gegenständen im dreidimensionalen Raum darstellen soll, aber wir sind für einen Teil des Bildes unfähig, Körper im Raum darin zu sehen; sondern sehen nur die gemalte Bildfläche. Wir können dann sagen, wir verstehen diese Teile des Bildes nicht. Es kann sein, dass die räumlichen Gegenstände, die dargestellt sind, uns bekannt, d.h. Formen sind, die wir aus der Anschauung von Körpern her kennen, es können aber auch Formen auf dem Bild dargestellt sein, die wir noch nie gesehen haben. Oder zum Beispiel was wie ein Vogelauge aussieht nur nicht ein Vogel, den wir wirklich kennen. Das was er da sagt ist eigentlich sehr schön umgesetzt in die Brakhage-Situation, wo wir bestimmte Elemente des Bildes identifizieren können, aber andere, also wenn wir da sind, wo haben wir das noch mal ... wenn wir uns das noch mal ansehen. Hier ist es ein schöner Fall davon, dass wir bestimmte Momente mal identifizieren können, wie sie gesagt haben, Blätter können wir identifizieren. Mit dem können wir all nichts anfangen – das sind Momente wo wir nicht wissen, zum Beispiel bei dem Weiß, wo wir nicht wissen was das soll. Und wir könnten wissen, wenn wir die Sache so betrachten, könnten wir wissen, dass das einfach die Sequenzen sind, wo das Blatt aus ist. Wir könnten das interpretieren als den Hintergrund vor dem die Blätter aufgenommen werden, aber wenn wir es nicht wissen, dann bleibt uns das sozusagen offen. Und diese Offenheit ist das partielle Nicht-Verstehen, von dem wir im Zusammenhang mit Sätzen hier gesprochen haben, und dann – das ist das Letzte was ich sagen werde – kommt hier eine ein bisschen gezwungene – würde ich sagen – überraschende und nicht ausgesprochen logische Übergangssituation zwischen den Bemerkungen die hier sind, und denen, womit das ganze endet. Und zwar macht er – würde ich mal so sagen – da hat er eine sehr kluge Idee gehabt in Zusammenhang mit Bildern, und da ist er irgendwie hängen geblieben, obwohl die kluge Idee zunächst einmal nichts mit dem bisher Diskutierten zu tun hat. Und zwar sagt er folgendes: Die kluge Idee ist die, dass er sagt: Stellen wir uns eine Zeichnung vor. Die Zeichnung gibt Menschen wieder – wir sind gewohnt über die Konventionen der zeichnerischen Darstellung, dass unsere Zeichnungen von Menschen in der Regel irgendwie in diesem Größenmaß sind. Das kann man an die Wand hängen – die Menschen sind deutlich kleiner als die Menschen wirklich sind. Das gehört zu den Konventionen der Abbildungen hinzu. Wir werden nicht, wenn wir eine Abbildung der Großmutter sehen sagen (vielleicht ein Kind sagt das): Warum ist denn die Großmutter so klein? Das wird sozusagen einfach hingenommen. Und jetzt sagt der Wittgenstein – ein Beispiel seiner immer wieder auftretenden klugen Ideen: Stellen wir uns mal vor, die Großmutter ist wirklich so klein wie das was wir zeichnen, wir stellen uns vor wir sind Zwerge. Stellen wir uns vor es gibt Menschen, die sind genauso groß wie die Menschen wie wir sie zeichnen als große Menschen, aber das ist ihre wirkliche Größe, was passiert dann? Das ist eine Fragestellung die in einen anderen Bereich wie die des Verstehens hineingeht, aber sie betrifft im weiteren Sinne das Verstehen insofern, als dass sie auch eine Frage der Umsetzung ist, eine Verschlüsselung auch. Wir haben eine Normalentschlüsselung und die Normalentschlüsselung ist die, dass wir die Größenverhältnisse anpassen und im Zusammenhang mit den Zwergen die wir darstellen, müssen wir diese Normalentschlüsselung modifizieren, indem wir die Größenverhältnisse gleich lassen und das ist jetzt zunächst mal nichts was mit defizienten Verstehen zu tun hat, aber Wittgenstein sagt etwas anderes und führt damit über zu seiner Konklusion sozusagen, er sagt folgendes: http://philo.at/wiki/index.php/Verstehen_2_(LWBT)#Umweg:_Bildverstehen Dieses Sehen der gemalten Menschen als Menschen (im Gegensatz etwa zu Zwergen) ist ganz analog dem Sehen der Zeichnung als dreidimensionales Gebilde. Wir können hier nicht sagen, wir sehen immer dasselbe und fassen es nachträglich, einmal als das Eine, einmal als das Andre auf, sondern wir sehen jedes Mal etwas Anderes. Wir können nichts sagen, wir haben zunächst einmal die Zeichengestalt und die Zeichengestalt fassen wir das eine Mal auf als eine Codierung für normalgroße Menschen und das andere Mal als eine Codierung für Zwerge – das wäre sozusagen: Wir sehen dasselbe, wir sehen die Zeichengestalt als dasselbe. Da sagt er das ist es nicht, sondern das was wir sehen sind die dargestellten Menschen und die dargestellten Zwerge und das ist jeweils was anderes. Und die Zeichengestalt spielt in diesen beiden Seeprozessen jeweils eine andere Rolle – das ist jeweils etwas anderes – und das Verstehen dessen, was dargestellt wird, wenn wir verstehen: das sind Menschen die sind gleich groß, und mit den Zeichengestalten, Mensche die sind größer wie die Zeichengestalten – ist jeweils eine unterschiedliches Umgehen mit der jeweiligen semiotischen Vorgabe.

Danke.