Wissen und Geld (tphff)

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Wissen, Geldrahmen, Geldbetrag

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Unvergleichbarkeiten und Vergleichsrahmen

Zwischen Dingen und Tätigkeiten bestehen in den meisten Fällen massive Unterschiede.

  • Pullover und Gartenschläuche
  • Kochrezepte und Wiegenlieder
  • Kuchenbacken und Schneeschaufeln

Andererseits ist es üblich, Dinge und Tätigkeiten in numerischen Systemen zu erfassen.

  • Sozialversicherungsnummer
  • Wohnadressen
  • Google Maps
  • Nutzgewicht

Zum Zweck der Beförderung sind eine Kiste und ein Kleinkind austauschbar.


Käufliches Wissen

Bezahlung für Information ist weit verbreitet.

  • eine Nummer am Rubbellos
  • eine Fahrplanauskunft
  • ein Audioguide
  • ein Programmheft

Es wird nicht als anstößig empfunden, dass die Ergebnisse jahrelanger Arbeit (eine Habilitation aus dem Jahr 1970) um 12.90 € (de facto 6.45 €) angeboten werden. Wie dieser Preis zustand kommt, und in welchem Verhältnis er zu einem Wert steht, ist eine eigene Frage. Das Buch ist jedenfalls eine Ware. Es ist auch nicht einfach "Information", sondern Ergebnis wissenschaftlicher Tätigkeit. Das kommerzielle Verlagswesen ist in diese Praxis eingebunden.


Geld als Maßsystem und als Zahlungsmittel

Einerseits sind die meisten Dinge nicht miteinander kommensurabel, darunter Wissen und Geld. Andererseits behandeln wir sie oft als austauschbar, z.B. kaufen wir Habilitationsschriften oder Sprachunterricht.

In geisteswissenschaftlichen Stellungnahmen wird oft mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass Grundlagenwissenschaft keinen direkten ökonomischen Nutzen aufweist und darum im Verteilungskampf oft schlecht abschneidet Das Demokratiedilemma (OSP). Ein Pathos des "Nutzens der Nutzlosigkeit" wird erzeugt. Käuflichkeit erscheint als Abwertung:

  • Käufliche Liebe
  • Käufliche Justiz
  • Käufliches Wissen

In der Orientierung über das Verhältnis von Wissen und Geld ist zwischen drei Positionen zu unterscheiden.

Der Zahlungsverkehr
"Getrocknetes" Wissen wird gegen eine Geldsumme getauscht. In dieser Praxis wird eine Äquivalenz realisiert.
Der Geldrahmen
Die Voraussetzung für die praktizierte Äquivalenz ist ein Rahmen, innerhalb dessen Gegebenheiten vergleichbar werden. Das kann ein Punktesystem für Emmissionsschäden sein. Die Wirtschaft beruht auf dem System der monetären Vergleichbarkeit. So wie das Funktionieren eines Aufzugs darauf beruht, dass die transportierten Gegenstände die Nutzlast nicht überschreiten.
Jenseits des Geldrahmens
Es kann in Zweifel gezogen werden, ob der Geldrahmen eine adäquate Betrachtungsweise ist. So wie darauf hingewiesen wird, dass die Austauschbarkeit einer Kiste und eines Kleinkinds im Aufzug nichts über die Beschaffenheit dieser zu transportierenden Entitäten sagt.

Beachtet man diese Unterscheidungen, so sind zwei Inkommensurabilitäten zwischen Wissen und Geld festzuhalten.

  • Ein Geldbetrag gehört zu einer anderen Kategorie, als ein Rahmen, der festlegt, dass etwas gegen Geld getauscht werden kann.
  • Die Betrachtung eines Dings unter der Vorgabe eines Geldrahmens kann zurückgewiesen werden. In diesem Fall ist der Geldbetrag inkommensurabel zum Wissen, weil die Vergleichsbasis geleugnet wird.

Der Verkauf von Wissensgütern ist gängige Praxis. Er ist möglich, weil er wirklich ist. Das heisst nicht, der Hinweis auf die Inkommensurabilität sei ohne Grund. Die Einbeziehung der Wissensproduktion in das monetäre System versteht sich nicht von selbst. Die Betrachtung einer Habilitationsschrift als Geldwert ist etwas anderes, als ihre Verknüpfung mit einem Preis. Und schließlich lassen sich Betrachtungsweisen finden, von denen aus der Geldrahmen die Beschaffenheit des Themas gänzlich verfehlt.


Umverteilung