Winkler, Ulrich (Hrsg.): Das schöne Leben (Exzerpt)
Winkler, Ulrich (Hrsg.): Das schöne Leben. Eine interdisziplinäre Diskussion von Gerhard Schulzes Erlebnisgesellschaft, Thaur: Kulturverl., 1994
Dieser Sammelband besteht aus Vorträgen zum Thema Erlebnisgesellschaft, die anlässlich des Tages der Universität 1993 an der Salzburger Universität gehalten wurden. Der Soziologe Schulze liefert einen kurzen Überblick über sein Konzept der Erlebnisgesellschaft um anschließend eben diese Erlebnisgesellschaft als Übergangszustand in einem ständigen Prozess des gesellschaftlichen Wandels darzustellen.
Wilhelm Achleitner gibt ebenfalls eine zusammenfassende Einführung zu Schulzes Werk.
Herbert Dachs, Politikwissenschaftler, fragt welche Auswirkungen die Rationalität der Erlebnisgesellschaft auf die Realpolitik hat. Er beschreibt Politik als eine relativ träge Institution, die sich an die raschen Veränderungen in der Erlebnisgesellschaft nicht schnell genug anpassen kann. Parteien, entstanden in einer geschichteten Klassengesellschaft, wirken unzeitgemäß, langfristige Bindungen an politische Institutionen haben geringen Erlebniswert, Politik wird zunehmend zum Spektakel. Durch diese und noch weitere Gegensätze sieht Dachs die Grundvoraussetzungen der liberalen Demokratie gefährdet. Als Gegenmaßnahme sollen Räume geschaffen werden, wo die Erlebnisrationalität nicht gilt (Bildung, Wissenschaft, Religion, Publizistik etc.).
Gabriele Blainker-Hohenwart beschreibt die Erlebnisgesellschaft als Chance für Frauen sich selbst und andere neu zu sehen. Erlebe dein Leben gilt für beide Geschlechter, liefert also Legitimation für Frauen ihr Leben zu erleben und erzeugt damit Druck auf männlich orientierte Normen.
Der Theologe Michael Ernst stellt die Frage nach der Rolle der Religion in der Erlebnisgesellschaft: Muss Religion ihre Ware auf dem Erlebnismarkt anbieten? Was bedeutet Erleben für die Religion der Gegenwart?
Der Langeweile in der Erlebnisgesellschaft widmet sich Christian Allesch. Der grenzenlose Erlebniskonsum erzeugt Übersättigung, die Genussorientierung steht in engem Zusammenhang mit der Angst vor dem Versagen der eigenen Stimulationsroutinen. Als Ausgangspunkt für diesen Kreislauf von Genussorientierung und Langeweile sieht Allesch nicht das Genißen selbst, sondern Habgier und Unersättlichkeit.