Weimer, Wolfram: Geschichte des Geldes.
Von der Frühgeschichte bis in die Nachkriegszeit
S. 25 – 31
In der Frühgeschichte Europas (ca. 25.000 v. Chr.) wurde vorwiegend Tauschhandel mit Vieh, Geräten, Schmuck und Rohstoffen getrieben. In Asien wird ca. 4.000 v. Chr. das erste Gerätegeld (Glocken, Klangplatten in Originalgröße und in Verkleinerungen als „Zeichengeld“) aus Bronze eingeführt. Ägypten besitzt 3.100 v. Chr. das erste Zahlungsmittel aus Edelmetall, dies sind Goldbarren mit 14 Gramm Gewicht, die den Namen des Pharaos tragen. Um 1.700 v. Chr. wird in Mesopotamien „Hacksilber“, Silber in großen, groben Blöcken von denen die benötigte Menge abgeschlagen wird, als Zahlungsmittel eingesetzt.
Erste Münzen werden in Kleinasien ca. 650 v. Chr. geprägt, diese sind mit Bildsymbolen versehen und bestehen aus einer Legierung von 4 Teilen Gold und einem Teil Silber. In Athen wird 600 v. Chr. die erste Münzwährung auf Europäischen Gebiet aus Silber geprägt, die Drachme. Sie ist bereits ein differenziertes Zahlungsmittel, wobei die Drachme die kleinste Einheit darstellt. (100 Drachmen = 1 Mine, 30 Minen = 1 Talent, 1 Talent entsprach 26 Kilogramm Silber) Die Bezeichnung Drachme bleibt bis zur Einführung des Euro bestehen. In Sparta gibt es zur selben Zeit keine Münzwährung, Sklaven als Tauschobjekte übernehmen die Geldfunktion und wechseln im Bedarfsfall den Besitzer.
550 v. Chr. setzt Krösus in Kleinasien die erste Münzwährung, die aus Gold- und Silbermünzen besteht ein. Eine Bimetall-Währung wird später auch in Persien verwendet (Goldwährung im Westen, Silberwährung im Osten).
Um 450 v. Chr. entstehen die ersten Banken in Griechenland. Später wird die Bankfunktion von Heiligtümern (z.B. in Delos) übernommen, diese entwickeln Kreditsysteme mit 10% Zinsen. Die Münzprägung ist noch staatlich gelenkt. 400 v. Chr. entstehen die ersten Münzfälschungen, dies sowie die massive Prägung von offiziellen Münzen führt zur ersten dokumentierten Inflation. 370 v. Chr. gibt es in Athen den ersten dokumentierten Bankenkrach.
S. 44 – 53
Alexander der Große führt 336 v. Chr. eine einheitliche Währung im gesamten Reich ein, es entsteht die erste „Weltwährung“ mit festem Wechselkurs. Sie besteht aus Gold-, Silber und Kupfermünzen.
285 v. Chr. führen die Ägypter Geldverkehrsvorschriften ein, die die Ein- und Ausfuhr von Geld regeln, ausländisches Geld muss gewechselt werden und ägyptisches Geld darf nicht ausgeführt werden. Geld wird zu einem Mittel der Wirtschaftspolitik, da Importe gebremst und Exporte gesteigert werden.
In Rom erfolgt ab ca. 270 v. Chr. Münzprägung in Gold, Silber und Kupfer bzw. Bronze, dies jedoch nur im Bedarfsfall (z.B. bei Kriegen für die Soldzahlungen).
217 v. Chr. wird in Rom die erste Wertfestlegung von Silber zu Kupfer gesetzlich festgeschrieben (1 : 112); dies soll den Nominalwert der Kupfermünzen an ihren Metallwert binden. 214 v. Chr. wird der Silberdenar eingeführt, er fungiert als Standardwährung des römischen Reichs. 46 v. Chr. lässt sich Caesar als erster lebender Mensch auf einer Münze abbilden, bis dahin waren nur Abbildungen von Göttern, Tieren oder Gegenständen gebräuchlich. Fortan werden Münzen zu Propagandainstrumenten, es werden historische Ereignisse abgebildet. 23 v. Chr. führt Augustus eine feste Währungs- und Geldordnung ein. Das Wertverhältnis Gold zu Silber wird mit 1 zu 12,5 festgelegt. Diese Wertordnung ist bis in die Neuzeit bestimmend. 63. n. Chr. verursacht Nero durch eine Beschneidung der Münzen (gleiche Menge Metal ergebt mehr Münzen) die erste detailliert dokumentierte Inflation. Inflationen werden zum bestimmenden Merkmal des Niedergangs des römischen Reichs. 260 n. Chr. werden in den Provinzen die römischen Münzen nicht mehr akzeptiert, in der weiteren Folge verliert Geld seine Funktion, Waren und Boden werden stattdessen als Steuer- und Werteinheit herangezogen. Das Bankwesen kommt zum Erliegen.
306 n. Chr. verbietet die römische Kirche Klerikern und Laien den Geldhandel mit Zinsen. Ca. um 330 n. Chr. nimmt Konstantin eine Neuordnung des Geldwesens vor, die im Ost-Römischen-Reich bis 1.100 n. Chr. besteht. Im West-Römischen-Reich verliert die Goldwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Es kommt zu einer Rückbildung zur Naturalwirtschaft (Tauschhandel). 477 n. Chr. wird von den Vandalen die erste Silbermünze mit dezimaler Unterteilung geprägt, diese hat jedoch nur kurz bestand. Ab 534 setzt durch die Entstehung der Fürstentümer auch eine Zersplitterung des Münzwesens ein. Ab 679 gibt es im westlichen Europa keine Goldmünzen mehr, nur noch Silbermünzen. Doch auch diese werden nur in geringem Ausmaß verwendet: der Tauschhandel sowie die Besteuerung in Naturalien (Zehent) überwiegen. Gold wird nicht mehr für Geldzwecke genutzt, sondern nur mehr für sakrale Schmuckgegenstände verwendet.
S. 62 – 85
755 wird in der karolingischen Münzreform ein neues Währungssystem festgelegt. 491 Gramm Silber (1 Pfund / Livre) ergeben 20 Schillinge (Sols / sous), 1 Schilling wiederum stellt 12 Pfenninge (Pence) dar. Diese Rechnungsweise hält in Frankreich bis zur franz. Revolution und in Großbritannien bis 1971.
794 wird von Karl dem Großen eine einheitliche Münzprägung eingesetzt und dadurch die karolingische Münzreform bestätigt. In Mitteleuropa wird somit eine einheitliche Silberwährung durchgesetzt. Die Münzen zeigen Kreuze und die Streitaxt der Franken. 818 wird die erste Strafvorschrift gegen Falschmünzer erlassen – Strafe für unbefugte Prägung ist das Abschlagen der Hand. 840 zerfällt die Geldpolitik der Karolinger, da einige geistliche Fürsten selber Münzrechte an Prägestätten vergeben. Ab 1100 entstehen in Oberitalien während und nach den Kreuzzügen, bedingt durch den vermehrten Güteraustausch mit dem Nahen Osten, erneut Banken, welche bestimmend für die Entstehung des Kredit- und Zinswesen in ganz Europa sind. 1280 wird von Handelsreisenden aus China das erste Papiergeld nach Europa gebracht. Ab 1300 werden in den Handelzentren Europas (Genua, Brügge und London) neben Wechsel- und Kreditgeschäften die ersten Buchtransaktionen durchgeführt – das „Buchgeld“ entsteht. In allen größeren Städten Europas entstehen Bankgesellschaften. Um 1400 entsteht in Brügge die erste Börse, die dem Wertpapierhandel dient. Ab 1500 erfolgt die Verschriftlichung des Geldes (Buchgeld) in ganz Europa, die doppelte Buchführung wird zum bestimmenden Element des Handels. Goldwährungen sind durch die geringen in Europa vorrätigen Goldmengen noch immer nicht sehr gebräuchlich.
S. 99 – 119
Die ändert sich durch die Entdeckung, Eroberung und Ausbeutung der Überseegebiete. Der Goldvorrat Europas steigt sprunghaft an. 1524 legt Karl V. einen neuen Gewichtsstandard für deutsche Gold- und Silbermünzen fest (1 Kölner Mark sind 233,8 Gramm Silber). Die Mark löst sich später von der Gewichtsbezeichnung und wird zur Geldbezeichnung.
1661 wird in Schweden das erste Papiergeld Europas „Credityf-Zedels“ gedruckt. Erste Versionen sind Vordrucke die händisch mit Wert und Währung befüllt werden, bald folgen Drucke die Wert und Währung bereits enthalten. Alle Noten sind handschriftlich unterzeichnet.
S. 131 – 135
1759 wird von der Wiener Stadt-Banco das erste offizielle Papiergeld Deutschlands ausgegeben, dies sind Scheine zu 10 und 20 Gulden.
1778 wird in Hamburg die erste deutsche Sparkasse gegründet, diese soll der Unterschicht das Ersparen von kleinen Beträgen mit Zinsgewinn ermöglichen.
1792 wird in den Vereinigten Staaten der Dollar als Einheit mit dezimaler Unterteilung eingeführt (1 Dollar = 10 Dimes oder 100 Cents). Es ist eine Doppelwährung aus Gold- und Silbermünzen mit einer Wertrelation von 1 zu 15. 1838 wird das Wertverhältnis auf 1 zu 15,988 geändert.
S. 152 – 165
1816 führt England eine reine Goldwährung ein, später stellen fast alle europäischen Staaten auf eine reine Goldwährung um.
1828 wird in Russland die Platinwährung eingeführt, die Münzen aus dem seltenen Metall werden jedoch großen Mengen ins Ausland verbracht, sodass der Zar 1845 gezwungen ist, das Platingeld wieder einzuziehen und zu einer Goldwährung zurück zukehren.
1833 wird durch den „Bank Charter Act“ Papiergeld zum gesetzliches Zahlungsmittel. Es besteht jedoch eine Deckungspflicht – Banknoten müssen jederzeit in Geld aus Edelmetall eingelöst werden können, da Papiernoten nur einen Geldersatz darstellen.
1840 wird in Sachsen die erste Währung innerhalb des deutschen Reiches mit Dezimalsystem eingeführt.
1841 führt der Reiseveranstalter Thomas Cook Pauschalreisen mittels Geldersatz (Hotelkupons und „Circular Note“, einem Vorläufer des Reiseschecks) ein.
1857 wird mit dem Wiener Münzvertrag der „Vereinstaler“ für ganz Deutschland, Österreich und Liechtenstein eingeführt, dies stellt die erste einheitliche Währung innerhalb dieser Zollvereinsstaaten dar. Die Währungseinheit zerbricht mit dem Preussisch-Österreichischen Krieg 1866.
1865 wird auf der Brüsseler Münzkonferenz die Lateinische Münzunion, ein Bimetallwährungsgebiet (Wertverhältnis Gold zu Silber 1 : 15,5), gegründet. Mitglieder sind Frankreich, Belgien, Italien, Schweiz, Griechenland und Rumänien sowie einige südamerikanische Staaten. Durch den Preisverfall des Silbers in den 1870er Jahren zerfällt auch die Münzunion im ersten Weltkrieg löst sie sich gänzlich auf.
S. 176 – 189
1873 führt das Münzgesetz in Deutschland die einheitliche Goldwährung, mit der Einheit Krone und Mark, ein.
1885 wird das erste „fälschungssichere“ Papiergeld in Deutschland eingeführt, es enthält bunte Pflanzenfäden.
1898 beginnt in Deutschland die Politik der Wechselkursbeeinflussung durch Ankauf von Auslandswechsel.
1909 werden Banknotengesetzliches Zahlungsmittel in Deutschland, die Deckungspflicht besteht jedoch weiterhin.
1914 wird in den Kriegführenden Staaten die Goldeinlösepflicht und somit die Goldwährung aufgehoben, dies führt nach Bekannt werden dieses Gesetzes zu einem enormen Umtausch von Papiergeld in Gold und vermindert den Goldbestand der Staaten drastisch.
S. 198 – 223
1917 führt ein Chicagoer Kaufhaus erste Kundenkarte mit den wichtigsten Daten des jeweiligen Kunden ein, die das Anschreiben-Lassen dieser Kunden erleichtern soll. Von diesen Metallkarten werden bei jedem Einkauf Papierkopien erstellt – erster Vorläufer der Kreditkarte.
1924 wird in Deutschland wieder die Goldwährung, sowie die Reichsmark eingeführt, jedoch ohne Goldeinlöseverpflichtung.
1933 wird von den USA der Goldstandard aufgegeben und zu einer Devisenbewirtschaftung übergegangen.
1944 wird in Bretton Woods (USA) eine zukünftige Weltwährungsordnung beraten. Es wird ein internationales System fester Wechselkurse und die Gold-Dollar-Parität vereinbart. Die Vereinigten Staaten verpflichten sich Dollar von ausländischen Notenbanken zum fixen Kurs von 35 Dollar je Unze Gold einzutauschen. Es erfolgt die Gründung des internationalen Währungsfonds.
Nach dem Krieg entstehen 1945 in Deutschland und Österreich Nebenwährungen wie Zigaretten, Schokolade und Kaffee. In Städten und Gemeinden wird Notgeld ausgegeben, das nur in den ausgebenden Gemeinden gültig ist.
1948 wird die D-Mark als allgemeingültiges Zahlungsmittel eingeführt.
S. 252 - 265
1971 heben die USA die Gold-Dollar-Konvertibilität auf, auf der Washingtoner Währungskonferenz werden feste Wechselkurse mit einer Bandbreite von +/- 2,25 % festgelegt. Dies hält jedoch nur bis 1973, es etabliert sich ein Marktprinzip mit schwankenden Wechselkursen.
1975 wird der ECU als Kunstwährung in den EG-Mitgliedsstaaten eingeführt, er setzt sich aus den 12 nationalen Währungen zusammen.
1979 wird das europäische Währungssystem EWS gegründet, das feste jedoch anpassungsfähige Wechselkurse mit einer Bandbreite von +/- 2,25 % festlegt.
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