Walter Ch. Zimmerli: Vom Unterschied, der einen Unterschied macht

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ARTIKEL: ZIMMERLI – VOM UNTERSCHIED D. EINEN UNTERSCHIED MACHT IN: HUBIG – UNTERWEGS ZUR WISSENSGESELLSCHAFT (2000)

Zunächst beschäftigt sich Zi. in seinem Artikel mit der Begriffsdefinition von Wissen und Information bzw. deren Unterscheidung vor dem Horizont der problematischen Formation „Wissensgesellschaft“. Problematisch aus der Sicht von Zimmerli, nach seiner Annahme „Ich glaube nicht an die Wissensgesellschaft. Genauer: Ich vermute, dass der Begriff <<Wissen>> im Wort <<Wissensgesellschaft>> anders verwendet wird als in anderen Kontexten.“ Z. postuliert in der derzeitigen Verwendung des Wortes Wissensgesellschaft eben keine Verbindung zum Gehalt des Wissens. „Wenn wir sage, wir lebten in einer Wissensgesellschaft, dann meinen wir sicherlich nicht, dass die Menschen heute mehr wüssten als die vor einer Generation oder mehreren ..“

In der allgemeinen Begriffsverwendung scheint es mir ja so zu sein, daß die Wissensgesellschaft nicht Wissensgesellschaft heißt, weil wir so viel wissen, sondern weil Wissen so eine wichtige Rolle spielt. Geht Zimmerli darauf ein? --H.A.L. 13:51, 30. Mai 2006 (CEST)
no --neo 12:42, 8. Jun 2006 (CEST)
Das ist aber schade. Das scheint mir zu bedueten: Wenn Z. von der "Verwendung des Wortes 'Wissen' in 'Wissensgesellschaft'" redet, dann meint er damit, in welcher Bedeutung der Ausdruck verwendet wird, kümmert sich aber nicht darum, in welcher Verbindung der Ausdruck mit der Gesellschaft steht. Darin könnte man eine Schwäche in seiner Argumentation sehen. Anders gesagt: Wenn wir sagen, wir leben in einer "Gesellschaft des Wissens", dann heißt das, daß wir in einer Gesellschaft leben, die auf irgendeine besondere Weise mit Wissen verbunden ist. Um diesen Begriff zu untersuchen, müßte man a) den Begriff "Wissen" klären und b) klären, in welcher Berbindung er zum Gesellschaftstyp steht, der als Wissensgesellschaft bezeichnet wird. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob Z. beides tut. --H.A.L. 13:45, 8. Jun 2006 (CEST)

Er legt fest, dass Information nicht gleichbedeutend ist mit Wissen, stellt aber fest, dass es wohl einen „konsistenten Zusammenhang der Bedeutung von <<Information>> und <<Wissen>>“ gibt und dass jene Verbindung eine strukturell als Selbstreferenzialität zu identifizierende ist.

Seine Definition aber, um die derzeitige Kulturelle Entwicklung begrifflich zu fassen bzw. sie von vorherigen Gesellschaften zu scheiden ( deren geistiges Kapital ja auch bereits auf Wissen beruht hat ) wäre „das wohl eher noch als derjenige des Wissens der Terminus <<Informationstechnologie>>; wir leben mithin also in der Informations-technologie- oder Wissenstechnologiegesellschaft.“ Die gesellschaftliche Unterscheidung liegt also nach Zimmerli nicht im Fundament Wissen, sondern in der technologisch verfügbargemachten Form von Wissen „ohne dass man das, um es päzise zu sage, im selbstreflexiven Sinne davon etwas weiß.“

"...deren geistiges Kapital ja auch bereits auf Wissen beruht hat..." - Diesen Satz verstehe ich nicht recht. Was kann geistiges Kapital noch sein? (Definition von "Wissen" und "gesitiges Kapital") --H.A.L. 10:43, 27. Apr 2006 (CEST)
siehe oben im Text --neo 12:42, 8. Jun 2006 (CEST)
Das heißt dann, wenn ich es recht verstehe: Daß geistiges Kapital nur auf Wissen beruhen kann, ist gerade der springende Punkt. --H.A.L. 13:45, 8. Jun 2006 (CEST)

„Wissensgesellschaften sind eigentlich Gesellschaften, die ein Wissen von sich selbst, und zwar sowohl im normativen, als auch im deskriptiven Sinne hätten“ ( Mittelstraß 2000 ) daraus schließt Zimmerli, „Insofern könnte man sagen, eine Wissensgesellschaft heute bestehe u.a. daraus, zu wissen, dass die Wissensgesellschaft heute gar nicht eine Wissensgesellschaft, sondern eine Wissentechnologiegesellschaft ist.“

"...eine Wissensgesellschaft heute entstehe u.a. dar zu wissen,..." - Ist das ein Tippfehler beim Abschreiben? --H.A.L. 13:51, 30. Mai 2006 (CEST)
sorry - tippfehler korr. --neo 12:42, 8. Jun 2006 (CEST)


ZUM THEMA INFORMATION

Den Informationsbegriff konstituiert Zi. aus der Informationstheorie ( der Bit – Information ) als einfachen Unterschied im reinen syntaktischen Sinn, in scharfer Abgrenzung zum Umgangssprachlichen Gebrauch des Wortes „Information“. Zimmerli nennt den Unterschied einen „Unterschied mit Bedeutung“: „Ich muß erkennen, dass etwas einen Unterschied macht, und dann muß ich auch noch wissen, was dieser Unerschied bedeutet: erst dann spreche ich in einem elementaren umgangssprach-lichen Sinne von <<Information>>“.

Die weitere Reflexion folgt in der Feststellung, dass der Begriff Bedeutung ja wiederum einen Unterschied impliziert ( im semiotischen Sinne ). Damit „Also auch die zeichentheoretische alltagssprachliche Bedeutung von <<Information>> meint bereits Unterschied, der einen Unterschied macht.“

Sagt Zimmerli jetzt, daß er seinen Informationsbegriff vom alltagssprachlichen scharf abgrenzt oder daß er ihn genauer faßt? --H.A.L. 13:51, 30. Mai 2006 (CEST)
Gute Frage - ich denke zuerst Abgrenzung, dann Vereinnahmung ;-) --neo 12:42, 8. Jun 2006 (CEST)


Wenn man diese selbstreflexive bzw. „iterative Wendung“ wie Zi sagt um „noch eine Schraubenwindung weiterdreht“ kommt man bereits zum Begriff <<Wissen>>. „Wann spreche wir denn im engeren Sinne über Information im Sinne von Wissen? Nun dann, wenn jemand über Informationen – über Unterschiede, die Unterschiede machen, verfügt“ … „auch sich darüber im Klaren ist, dass er oder sie Informationen hat.“ --neo 19:54, 26. Apr 2006 (CEST)





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